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PALAESTRA.

Untersuchungen und Texte aus der deutschen

und englischen Philologie.

Herausgegeben

| von

PALAESTRA XI.

Die Gautrekssaga zwei Fassungen herausgegeben

von:

Wilhelm Ranisch.

BERLIN. MAYER & MULLER. 1900.

Andreas Heusler

zu eigen.

152017

Inhalt.

Gritty

Einleitung:

I. Die Handschriften sat II. Die beiden Sagenfassungen IIl. Gauti und Gautrekr 1. Die Refssaga 2. Der Gauta-pattr IV, Die Vikarssaga .

Die längere (jüngere) Gautrekssaga .

Die kürzere (ältere) Gautrekssaga Namenverzeichnin Bw nS

Einleitung.

Kapitel I.

Die Handschriften.

In der handschriftlichen Überlieferung erscheint die Gautrekssaga stets in Verbindung mit der Hrölfssaga Gautrekssonar. Ich benutze daher zur Bezeichnung der Handschriften die Buchstaben, die Detter in seiner Ausgabe der Hrölfssaga gewählt hat.

Die Gautrekssaga ist in zwei Sagenfassungen auf uns gekommen, einer ausführlicheren, die bereits von Rafn in den Fornaldarsögur Bd. III gedruckt ist, und einer kürzeren leider schlecht überlieferten —, die ich zum ersten Mal herausgebe.

Für die Herstellung des Textes der längern Fassung habe ich folgende Handschriften verwertet:

A = AM 590 b, c, chart. (17. Jhrh.). b = Holm. 11,870 chart. (c. 1640). C = AM 152, fol. membr. (15. Jhrh.).

Die genannten Hss. gehen zurück auf eine gemein- same Vorlage, was durch eine Reihe gemeinsamer Fehler bewiesen wird.

Seite 27, Z. 8 f. der Ausgabe wird die Ausschmückung der Hörner von Rennis Ochsen beschrieben; es heisst da: ‘ristin véru horn & honum ok rent gulli i stiklana’. Dass die Hörner mit Rinnen versehen werden und dann nur in die Spitzen Gold gegossen wird, kann nicht richtig sein.

Palaestra. XI. Einltg. 1

Il

Hinter i muss skurdina ok ausgefallen sein, was sich in der kürzern Fassung auch wirklich findet,

Seite 31 Z. 1 haben alle drei Hss. ‘Skjafarbénda’ statt des richtigen ‘SkjAlfarbénda’ (vgl. Ynglingasaga Kap. 19 F. J.); nur in A ist 1 hinübergeschrieben,

Seite 46 Z, 18f. ist in allen drei Hss, der Satz ‘jarl kom par um midnetti’ hinter ‘i riki hans’ geraten, Schon Rafn hat ohne Bemerkung im Apparat die Worte an ihren richtigen Platz gestellt; man vergleiche auch die kürzere Fassung Seite 68,15 f.; 69,8 £.

Die Handschrift A enthält die Saga af Mägus jalle (AM 590a) und dann unter dem gemeinsamen Titel Saga af Hrölfe Gautrekssyne die Gautrekssaga und die Hrélfssaga (AM 590 b,c.) Sie ist unzweifelhaft die vor- züglichste der drei Hss., denn sie allein giebt uns einen vollständigen Text, während die beiden andern mehrfach kürzen. Man wird sie zu betrachten haben als Abschrift einer mit C nahe verwandten, aber in vieler Beziehung vollständigeren Membrane'), Genau dasselbe Urteil giebt Cederschiöld über die Aufzeichnung der Magus saga in AM 590,4% im Verhältnis za der in AM 152, fol. ab (Fornsögur Suörlanda S. CVIII). A steht ganz für sich allein da; es ist uns keine Abschrift davon erhalten.

Die Handschrift b steht A in der Prosa recht nahe, es fehlen jedoch 28 von den 39 Visur der Saga; dass wir es hier mit Auslassungen zu thun haben, beweist der Um- stand, dass die die Visur einleitenden Worte: ‘Své segir Starkaör’ in den meisten Fällen erhalten sind. Die Hand- schrift ist nach Arwidssons Förteckning öfver kongl. Bibliothekets i Stockholm isländska Handskrifter ent- standen um 1640, der Isländer Jönas Rügman brachte sie 1658 mit nach Schweden, und nach ihr wurde 1664 die erste gedruckte Ausgabe der Gautrekssaga und Hrölfssaga durch Olaus Verelius veranstaltet. Über ihre Schicksale

1, G. Vigfüsson CPB II 547 bezeichnet A als „copy of a four- teenth century vellum.*

ul vgl. man Gödel, Kornnorsk-Islandsk Litteratur i Sverige I 120 ff, 134, 169. Nach Ausweis eines nur teilweise erhaltenen Blatts am Schlusse der Hs. enthielt diese als Nr. 14 die Mäussaga, als Nr. 15 die Saga af Hrölfi Gautrekssyni!). Von den 15 Nummern ist nur die Gautrekssaga und die Hrölfssaga unter dem gemeinsamen Titel erhalten. Dieser Titel findet sich nur auf jenem beschädigten Blatt, nicht über einer der beiden Sögur; die Hs. beginnt mit den Worten: ‘par hefjum ver eina kätliga frasogn etc.’, die Gautrekssaga schliesst am Ende der S. 27, und auf der nächsten Seite hebt ohne Über- schrift die Hrölfssaga an. Die Kapitel werden nicht ge- zählt, wohl aber werden bei den Kapitelschlüssen Absätze gemacht. Der Schreiber ist mit seiner Arbeit nicht fertig geworden. Er hat die Hrölfssaga mitten in einem Gespräch zwischen Ingibjorg und ihrer Magd (Verelius Kap. 44, in der kürzeren Fassung Detter Kap. 42) abgebrochen. Dann _ wird die Abschrift derselben Vorlage noch etwa eine halbe Seite lang fortgesetzt mit andrer Tinte und wohl auch durch eine andre Hand; sie ist jedoch nicht zu Ende ge- führt, am Schlusse der ersten Seite eines Blatts wurde die Arbeit wieder eingestellt. Ein dritter (oder zweiter) Schreiber wollte sie vollenden; aber er hatte die Vorlage von b nicht mehr zur Verfügung, hingegen C oder eine mit dieser gleichlautende Handschrift. C kürzt nun am Ende der Hrölfssaga sehr stark, und um eine Anknüpfung zu finden, durchstrich der letzte Schreiber von b 4 Seiten und 11/, Zeilen von der Arbeit seiner Vorgänger und fügte einen Schluss nach C hinzu. Auf diese Weise ist uns das Ende der längern Fassung der Hrölfssaga, da A schon von einer früheren Stelle an der knapperen, älteren Fassung folgt (Detter S. VII), nur in der stark gekürzten Bear- beitung von C erhalten. Mit b sind vier Papierhandschriften zusammenzu- stellen, da in ihnen die gleichen Visur ausgelassen, die

ı) Nach diesem Titel ist das Blatt abgeschnitten, man kann also nicht wissen, ob ursprünglich noch mehr Sögur in der Hs. standen. j*

IV

gleichen Prosasätze übersprungen sind (Seite 5, 22 f., 30,5) wie in b: @ = Holm. 17, 4t° chart. B = AM 19a, fol. chart, Holm. 6, chart. Isl, Bökmenntaf. (Kph.) 76, © chart.

Die Handschrift § ist eine treue Abschrift von b, Nirgends hat sie eine Lesart, die über die Überlieferung von b zurückgreift:. Auch jenes einleitende ‘Svö segir Starkaör’ an Stellen, wo Visur ausgelassen sind, hat sie überall beibehalten. Wie sklavisch sie sich an b anschliesst, mag man aus den kritischen Noten zu Seite 21,2 und 36, 4 ersehen, Am Schlusse der Hrölfssaga hat der Schreiber von ß in seiner Vorlage die durchstrichenen Seiten und die darauf folgende kürzere Darstellung derselben Vor- gänge nach C durchlesen und sich dann für die ersteren eutschieden. Die kürzere Darstellung liess er weg, doch wusste er das Folgende mit den in b durchstrichenen Seiten in Einklang zu bringen, indem er in diesen teils Sätzchen ausliess, teils sie aus der kürzeren Darstellung interpolierte.

Die in ß erhaltenen Ségar (vgl. Larsson, Sagan ock Rimorna om Friöpjöfr hinn frekni 8, XVI f.) sind nur zum Teil dieselben, die auf dem Inhaltsverzeichnis in b auftreten, doch haben wir auch hier vor der Gautrekssaga und Hrölfssaga die Mägussaga, und zwar von derselben Hand wie jene. Unten auf der Seite, auf der die Mägus- saga zu Ende geht, findet sich ein ausführlicher, für Gautrekssaga und Hrölfssaga gemeinsamer Titel; nach dem, was wir über das Verhältnis von b und ß wissen, werden wir annehmen dürfen, dass er einst auch vor der ersten uns erhaltenen Seite von b gestanden habe. ß hat auch einen Sondertitel bei Beginn der Hrölfssaga und Kapitel- zahlen hinzugefügt. Wenn die Aufzeichnung der Gautrekssaga in 6 eine Abschrift von b ist, so muss sie vor 1658, wo die letztgenannte Hs. nach Schweden kam, entstanden sein,

Holm. 6, chart. hat eine grosse Lücke am Anfang; von Nr, 1, der Gjafa-Refs saga, sind nur 2"/, Seiten erhalten,

V

denen in der AusgabeS. 43, 17 ‘sparaord min’ bis zum Schlusse entspricht. Daran schliesst sich, nur durch einen Strich ge- trennt, die Hrölfssaga; der Titel Hrölfssaga Gautrekssonar ist erst von späterer Hand an den Rand geschrieben. Als Nr. 15 enthält dann die Handschrift auch die Mäus saga jarls, und zwar ist diese nach Arwidssons Katalog von der- selben Hand aufgezeichnet wie Nr. 1 und 2. Am Ende der Hrölfssaga findet sich die Notiz, dass diese Saga ab- geschlossen sei am 30. Novbr. 1660. Die Aufzeichnung kann also kaum direkt auf b beruhen, da diese Hs. schon 1658 von Island wegkam. AM 194a, fol. chart. (B) hat die Gautrekssaga und Hrölfssaga unter einem gemeinsamen Titel, der wie aus der Ausgabe S. 1 zu entnehmen ist dem Titel in ß nahe steht und jedenfalls mit ihm auf die verlorne Überschrift in b zurückgeht. Ein Sondertitel vor der Hrölfssaga fehlt. Die Niederschrift ist nach einer Schlussnotiz beendet im April 1677, sie kann also auch nicht auf b selbst berulien. Isl. Bök- menntaf. 76, 4!° enthält die Gautrekssaga und Hrölfssaga unter einem Haupttitel (Her byrjazt Sagan Hrölfs konungs Gautrekssonar ok segir her fyrst fri Gauta konungi i Gautlandi ok (autreki syni hans); dann stehen noch weitere Überschriften vor der Hrölfssaga und vor zweien ihrer spätern Abschnitte. Beendet ist die Aufzeichnung beider Sögur am 8. März 1802.

Die drei Handschriften gehören eng zusammen. Schon die Vergleichung der wenigen Seiten der Gautrekssaga in Holm. 6, 4t° mit Bökmf. 76, 4t° und B zeigt eine ganze Reihe stilistischer Übereinstimmungen gegenöber b. Das Ver- hältnis der drei Hss. zu b zeigt sich deutlich in dem bereits auf S. III und IV herangezogenen Kapitel der Hrölfssaga. Die durchstrichenen Seiten in b finden sich auch hier ohne grössere Änderungen wieder; die entsprechende Darstellung der letzten Hand ist weggelassen, nar beginnt die Ab- schrift des Schlusses von b schon einen halben Satz vor der Stelle, wo 3 wieder einsetzt. Holm. 6,41%, Bökmf. 76,4: und B haben alsu nichts mit @ zu thun, gehen aber sicher

VI

auf b zurück. Freilich können sie, wie schon oben nach- gewiesen ist, nicht Abschriften von b sein, sondern sie stammen direkt oder indirekt von einer Hs., die auf b zurückgeht, aber ihr gegenüber bereits vielfach geändert ist, B ist die schlechteste Hs. der Gruppe, gelegentlich ändert sie ziemlich frei und macht recht grobe Fehler, die freilich zum Teil schon auf die Rechnung der ihr mit den beiden andern Handschriften gemeinsamen Vorlage kommen. Man darf also B nicht mehr wie bisher neben A und © stellen, diese Ehre kommt nur b zu, neben der die andern Hss. der Gruppe bedeutungslos sind.

Auf b bernht die erste Ausgabe unserer Saga, die Olaus Verelius 1664 in Upsala erscheinen liess unter dem Titel: Gothriei et Rolfi | Westrogothiae Regum | Historia | Lingua antiqua Gothica conscripta; | Quam | e M. s, vetustissimo edidit, | et | Versione Notisque | illustravit | Olaus Verelius | Antiq. Patr. Prof. | Accedunt V. Cl. | Joannis Schefferi | Argentoratensis | Notae Politicae. Vere- lius folgt am Schluss der Hrölfssaga dem letzten Schreiber von b; die von diesem durchstrichenen Seiten hat er nach 8. 276, Z. 2 v. u. seiner Ausgabe weggelassen, !)

Zur b-Gruppe gehört auch die freie Bearbeitung der Gautreks- und Hrölfssaga, die in AM 358,4!» erhalten ist. Sie ist im Jahre 1694 auf Island aufgezeichnet, und steht dem Cod. Holm. 6,4t° sehr nahe. Der Bearbeiter schliesst die Gautrekssaga erst nach dem Tode Gautreks (Kap. 5 der längern Hrölfssaga) ab. Von der eigentlichen Gaut- rekssaga giebt er nur in seinen zwei ersten Kapiteln den Bericht über Gauti und die Dalafiflar und im dritten Kapitel die Angaben über Gautreks Familie (in unserer Ausgabe S. 34 f.); die Verheiratung der Helga mit Refr wird nur erwähnt, Refssaga und Vikarssaga fehlen. X Eine dänische Bearbeitung der beiden Sögur nach Verelius, als deren Verf. sich Samuel Zacharinesön nennt, ist erhalten in der Hs. Ny kgl. Saml. 1777, 4to; eine lateinische Vorrede dazu von Olaus Rorrichius ist datiert vom 20. Juli 1680. Eine Abschrift dieser Be-

arbeitung, die unter dem Titel den Namen Ole Worm und die Jahreszahl 1684 aufweist, findet sich in Kallske Saml. 617,4to; vel. Kaalunds Katalog.

VII

Die Membrane €, entstanden um die Mitte des 15. Jahrhunderts, enthält die älteste Aufzeichnung der längern Fassung unserer Saga. Am Schluss der Hs. finden wir folgende drei Sögur in der angegebenen Reihenfolge: Hrölfssaga, Mägussaga, Gautrekssaga. Die Gautrekssaga hatte ursprünglich keine Überschrift; erst eine Hand des 17. Jahrhunderts hat auf den oberen Rand der ersten Seite geschrieben: ‘Fr& Gauta konungi enum millda etc. Der Schreiber von C ist mit der Prosa viel freier um- gegangen als der von b; recht häufig lässt er, wie aus Ab ersichtlich ist, Ausdrücke und Satzteile weg, freilich hat er in der Gautrekssaga nie so stark gekürzt wie am Schluss der Hrölfssaga.. Den Visur gegenüber war er konservativer als b, er hat nur 14 Visur fortgelassen, die alle auch in b fehlen. Von der letzten Seite sind nur 1!/, Spalten beschrieben. Die obere Hälfte dieser Seite ist stark verwischt, sodass die Abschriften auf ihre Wieder- gabe verzichtet haben; die meisten liessen die ganze Seite weg, nur Ny kgl. Saml. 1179 fol. chart. hat auch die besser erhaltene zweite Hälfte der ersten Spalte und die zweite Spalte teilweise abgeschrieben. Doch konnte ich- mit Hilfe von Prof. Finnur Jönsson die ganze Seite soweit entziffern, dass die Abweichungen von C im Apparat fast vollständig angegeben werden konnten.

Abschriften von C, teils direkte, teils indirekte, sind:

AM 65, fol. chart. (Jön Erlendsson, 7 1672).

AM 203, fol. chart. (2) (Jön Erlendsson). ')

AM 356, 4t° chart. (Eyjölfr Björnsson, c. 1700).

Kallske Saml. 253, fol. chart. (Kürzende Erzählung nach C; erste Hälfte des 18. Jahrh.).

AM 949d, chart. (Kph. Abschrift nach C).

Ny kgl. Saml. 1179 fol. chart. (Kph. Abschrift nach C).

Ny kgl. Saml. 1150 fol. chart. (Kph. Abschrift, nach AM 66 fol.?).

1) In AM 68 fol. schliesst Jön mit ‘pviat mer pikir S. 47,5, lässt also den Inhalt der letzten Seite von C fort. Inu AM 203 fol. (2) fügt er den Schluss der Saga nach der kürzern Fassung (AM 203 fol. 1) hinzu.

VII

Isl. Bökmenntafel. (Reykjavik) B 16 (Magnis Jöns- son, 1680).

Da nun in C und b dieselben 14 Visur fehlen und da ferner C und b an vielen Stellen gegen A überein- stimmen, so liegt die Vermutung nahe, dass sie auf eine Hs. zurückgehen, die sich durch Auslassung jener 14 Visur schon von der Vorlage von A entfernt hat, aber anderer- seits die 14 ausserdem in b fehlenden Visur noch enthielt und die Kürzungen von C in der Prosa noch nicht auf- wies. Aber diese Vermutung ist abzulehnen. Visa 28 fehlt in C und b. b lässt sie einfach fort, ohne die vor- aufgehende Prosa anzutasten: ‘pa beiddi hann fridar Vikar konung. Sy6 segir Starkadr’. C aber ändert und ergänzt die Prosa aus der fehlenden Visa: ‘ok beiddi hann fridar Vikar konung, en hann vegöi ekki’. Die beiden Fassungen lassen sich nicht auf eine dritte zurückführen, die die Visa schon entbehrt hätte. C und b haben also diese Visa selbständig ausgelassen, und das war wohl auch bei den andern der Fall. Der Schreiber von b kopierte nur die drei ersten Visur der Vikarssage (6—8), dann merkte er wohl, dass diese Strophen der Prosa gegenüber nichts Neues boten und liess daher alle weitern Visur des Liedes weg bis auf die zwei, in denen die Helden Vikars genannt sind; diese beiden hatten freilich in der Prosa nichts Ent- sprechendes. Der Schreiber von C, der das Kürzen liebte, scheint dagegen nach Gutdünken hin und wieder einige Visur weggelassen zu haben. Auch eine Vergleichung der Überlieferung von b und C stützt die Vermutung nicht, dass beide auf eine gemeinsame, von der von A verschiedene, Vorlage zurückgehen. Von gemeinsamen Fehlern beider Hss. habe ich nar gefunden den falschen Casus obliquus ‘Ella’ für ‘Ellu’ und in Visa 12 die Entstellung von Z. 5 (Haralldz arfbegi). Der erste Fehler kann da die schwachen Männernamen auf-a eine Ausnahme sind un- abhängig von zwei Schreibern gemacht sein; ‘Elli’ für ‘Ella’ scheint auch sonst vorzukommen, man vgl. Arkiv 10, 235 £, Im zweiten Falle steht der Lesart von b: ‘Haralld ok

IX

Arfpegi’ die von C: ‘Haralld ok Horfbegi’ gegenüber; es herrscht also nicht völlige Übereinstimmung, und die Versuchung, den Ausdruck ‘Haralldz arfpegi’ mitten in der Aufzählung der Vikarskämpen als zwei Namen zu fassen, lag so nahe, dass ganz wohl zwei Schreiber gleichzeitig darauf verfallen konnten. An allen andern Stellen, wo b und C gegen A übereinstimmen, bieten sie entweder Gleichwertiges mit A, oder sie haben entschieden das Richtige gewahrt. Ich führe nur einige ausschlaggebende Fälle der letzten Art an: 21,15 ‘hjö hann af honum annan fötinn’ bC gegen ‘hjé6 hann & honum annan fötinn’ A; 24,15 f. ‘bau ord vöru send Friöpjöfi konungi, at Vikarr konungr villdi verja land sitt? bC gegen ‘bau rad vöru send Fridpjofi konungi, at Vikarr konungr skylldi verja land sitt? A; 45,7f. ‘(Refnefr) steypizt fyrir borö med. Refr ser, at skjött mun hann illa leikinn’ b C gegen ‘steypir fyrir bord med ser at skut. Refr pikizt illa leikinn’ A; 46, 8f. ‘Refr gerir Nera jarli menn 4 laun, at hann vill hitta hann. Jar] ferr...’ bC gegen ‘... at hann vill hitta. Hann ferr...’ A. Es liegt also kein Grund vor zu der Annahme, dass b und C auf eine gemeinsame, von der von A verschiedene, Vorlage zurückgehen. Daraus folgt für die Herstellung des Textes der Grundsatz, dass, wo die Lesart von b und C der von A gegenübersteht, die erstere, als durch zwei Zeugen beglaubigt, den Vorzug verdiene.

Für die Bearbeitung des Textes ist. ferner die Frage wichtig, ob A mit b oder mit C in näherer Beziehung steht. Ich habe keinen Fehler entdecken können, der A und C gemeinsam wäre, wohl aber eine kleinere Zahl von Stellen, wo A und b offenbar gegenüber C eine falsche Lesung bieten: 4, 23 ‘ek p (?) A, ‘ek pigg’ b gegenüber ‘ek bid’ C; 8,10 ‘hann svarar’ fehlt in Ab; 9,2 ‘gjorr A b fir ‘getinn’ C (auch bezeugt durch die kürzere Fassung); 10, 1 ‘ha’ Ab gegenüber ‘hata’ C (auch bezeugt durch die kürzere Fassung); 13, 15° nerungi’ A b gegenüber ‘ner vögi’ C; vgl. auch S. 48,28 und die kritische Note. Demnach

X

scheint A und b gegenüber C auf eine gemeinsame Quelle zurück zu gehen. Wo A und b gegenüber C zusammen- stehen, gelten sie also nur für einen Zeugen, und bei der Textgestaltung entscheidet der innere Wert der Lesart, ob Ab oder C zu folgen ist.

Den bisher behandelten Handschriften gesellt sich noch ein Teil der Papierhandschrift AM 164 h, fol., die ich mit K bezeichne, Sie rührt von dem als Abschreiber und Kompilator wohlbekannten Björn Jönsson auf Skarösä (+ 1655) her, über welchen Jön porkelsson im Timarit 8, 34— 96 ausführlich gehandelt hat, Hier ist die Gautreks- saga in kleinere Ségupettir aufgelöst: als Nr. 1 erscheint die Saga af Gjafa-Ref, als Nr. 2 die Saga af Gauta, die Vikarssaga fehlt. Die beiden genannten Titel finden sich auf einem Zettel, der die vier Sigur der Hs. angiebt; die Gjafa-Refsage beginnt ohne Überschrift, bei Beginn der Gautisage steht am Rande der Titel ‘Gauta Ppättur.'

Der Schreiber von K fängt seine Aufzeichnung mit Kap. 8 der besprochenen längern Fassung an und holt aus den vorhergehenden Kapiteln die Angaben nach, dass Gautrekr König von Gautland und der Sohn des Königs Gauti war. Er benutzt dabei, teils mehr, teils weniger kürzend, die Handschrift C. Die Bezeichnung Gautreks als ‘mikill hermaör og hoföingi’ entspricht den Worten von ©: ‘mikill hofdingi ok hermadr’, während die andern Hss. haben: ‘mikill hoföingi ok hinn mesti bardagamadr.’ In K wie © heisst es, dass Helga geboren wurde, ‘er bau (Gautrekr und Alfhilldr) hoföu verit lengi saman’, wo die andern haben: ‘er pau hofdu ei lengi äsamt yerit.’ Helga wächst in CK auf ‘med mööur sinni’, in den andern ‘med foöur sinum’. Dann wird die Hrosskellgeschichte (S. 35, 5—11) übersprungen und nur noch vom Tode der Alfhilldr und der Trauer des Königs um sie berichtet. Bedenken muss die nun folgende Charakteristik des Jarls Neri er- regen; sie schliesst sich nur z. T. an die Worte des Kap. 9 an, z. T. aber an Sätze in Kap. 5 (8. 22,25 ff. und 8.

XI

26, 10ff.), die gleichfalls Angaben über den Jarl enthalten. Ich lasse die Sätze aus K nebst den entsprechenden Stellen aus der längeren Wassung folgen: ‘Hann var allra manna vitrastur (22,25 ‘hann var manna vitraztr ok varö pat allt at radi, er hann lagoi til’; vgl. auch 36, 6 ff.) og mikill vin Gautreks konungs (26,10 ‘Hann vingadizt vid Gautrek konung 4 Gautlandi’) og p& köngur mörg raé af honum (26,13 ‘ok veri hann i radum med honum, pegar bess pyrfti vid’). Svo var bessi jarl sinkur, ad hann mätti öngvan Pann hlut gefa, ad honum veri eigi eptirsjär ad (= 22,26 ff). Ongvar vildi hann gjafir biggja, pvi hann timdi eigi ad launa (36, 8ff. ‘Alldıi villdi hann gjafir biggja, pviat hann var svö sinkr, at hann timdi gngu at launa’)’.

Im Folgenden schliesst sich der Schreiber von K bis S. 45,10 wieder deutlich an C an. In beiden Hss. sind dieselben Worte und Sätze ausgelassen, die Fehler von C wie die 'ÄXX skipa’ statt der 'LXXX skipa’ S. 43, 25, oder gar ‘mikil frydi (?) statt ‘mikil pryöi S. 39,4 kehren in K wieder. Nur wenig Stellen scheinen gegen eine nähere Beziehung zwischen K und C zu sprechen; S. 26, 19 ey peirri er sidap er kölluö Reinsey’, was zu den andern Hss., nicht zu C (i ey peirri kolluö Reimsey) stimmt; S. 27,6 ‘er hann lagdi meiri meti & (metur A b)', während in C tür ‘metur’ ‘rekt’ eingetreten ist; S. 27, 9, wo das notwendige ‘i skurdina’ zugesetzt ist. Die zwei ersten Stellen hat der Schreiber von K wohl selbständig gebessert, bei der dritten mag er schon eine weitere Vor- lage benutzt haben. Ganz sicher hat ihm ausser C noch eine andere Hs. vorgelegen von S. 45,10 an. Es heisst dort von Refnefr: ‘En Refnefur hefur eptir hjälminn og legst.4 hann og tryllist & grunni niöri;, das kann aber gewiss nicht aus dem Wortlaut der Stelle in C abgeleitet werden: ‘E. R. h. h. ok legzt til grunnz ok tryllizt a honum’. Gleich darauf folgt die Visa Refs, und sie ent- hält so starke Abweichungen von C, dass hier notwendiger- weise noch eine zweite Vorlage angenommen werden muss. Danu scheinen wieder einige Sätze aus C ab-

XII

geschrieben zu sein bis 46,5 ‘hälfan maénud’, von da aber weicht K immer mehr von C ab, wird immer kürzer in der Darstellung, und am Schlusse der Refsage steht der Satz: ‘En Neri jarl vard bräödaudur ok dröttning Gautreks konungs, ok var drukkit erfi eptir pau, ok Iykur hjer bessi sigu’, Also die Königin, die schon zu Anfang von K gestorben ist, stirbt hier nochmals! Auch der Gauta pättur, der in K auf die Refsage folgt, ist keine Abschrift von C.

Der Schreiber von K, Björn Jonsson, gründet also seine Handschrift der Gautrekssaga nicht allein auf C, er hat © contaminiert mit einer Hs., die eine kürzere Fassung unserer Saga wiedergiebt und nahe verwandt ist mit AM 194c, fol. chart., die ich mit L bezeichne. L hat das in der längern Fassung der Saga ausgefallene ‘i skurdina’ (S. 27,9; 60,23). Der Satz ‘En Refnefur hefur eptir hjälminn’ u, s. w. erscheint nun als eine Kontamination aus C und einer mit L verwandten Hs.: ‘En Refnefur hefur hjälminn og trylldist 4 grunnum (oder ‘grunninu’) nidri ä honum’ (S. 67,22 f.). Ebenso ist Visa 59 in K frei konta- miniert aus C und einer mit L verwandten Hs. Im All- gemeinen schloss sich Björn an die Verwandte von L, nur das sinnlose ‘er mér kendi’ für ‘en Neri kendi’ ist unter dem Einfluss von C (‘en merkindi’) entstanden. Von 46,5 (68,6) schloss sich Björn ganz an die mit L verwandte Handschrift an und schrieb auch gedankenlos den Satz von dem Tode der Königin ab, der nach C schon in frühere Zeit fällt, nach L aber erst nach der Heirat Refs mit der Helga eintritt. An die Refsage fügte er dann die Gautisage”in einer Form, die gleichfalls der Fassung in L entspricht,

Da Björn auch sonst als Kompilator bekannt ist, so steht nichts der Annahme im Wege, dass die Kontami- nation der beiden Sagenfassungen in K sein Werk ist, dass er also nicht etwa die Arbeit eines andern getreu abgeschrieben hat. Was ihn zu der Vermengung beider Fassungen bewog, ist leicht zu sehen. Als er eine Ab- schrift der Gjafa-Refsage herstellen wollte, lagen ihm C und eine Hs. der kürzeren Fassung vor. Zu Anfang seiner

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Arbeit hielt er sich an C und nahm vielleicht nur das fehlende ‘i skurdina ok’ (27,9) aus der zweiten Vorlage in seinen Text auf. Dann folgte er ©, bis er in die Nähe der in dieser Hs. schlecht überlieferten Refstrophe kam. Schon einen Satz kurz vorher und die Visa selbst konta- minierte er aus beiden Quellen, und bald darauf, etwa 1/, Spalte, bevor ihm die verwischte Schrift die Benutzung von C doch unmöglich gemacht hätte, schloss er sich ganz an die Hs. der kürzeren Fassung an. Ihr entnahm er nach Vollendung der Refsage auch den Gauta pättr.

Seine Arbeit fand Beifall, wie wir aus einer Reihe von Abschriften der Refsage nach K ersehen:

Holm. 12,4% chart. (1680).

Is]. Bökmenntaf. (Kph.) 678,8"° chart. (c. 1700).

Kallske Saml. 613,4t° chart. (Mitte des 18. Jahrh.).

Alle drei Hss. sind aber nicht direkte Abschriften von K. Eine Reihe gemeinsamer Fehler, von denen ich nur den Namen ‘Rigarör’ für ‘Vikarr’ nenne, beweist, dass sie alle auf eine gelegentlich abweichende Abschrift von K zurückgehen. Die älteste unter ihnen, der flüchtig ge- schriebene cod. Holm. 12,4t° hat sich am meisten von K entfernt. Die beiden andern stehen K näher, zeigen jedoch durch einige gemeinsame Abweichungen von K, die Holm. 12,4% nicht hat (z. B. ‘öngvan vil eg pann frida’ gegen ‘öngvan vil eg bann f&da’ K und Holm. 12,4; vgl. S. 39,10 f.), dass sie von einer Vorlage stammen, die nicht zugleich diejenige von Holm. 12,4 war.

Die Handschriften der kürzern Sagenfassung sind die folgenden:

L=AM 194 ¢, fol. chart. (J6u Erlendsson). ') AM 203 fol. chart. (1) (Jén Erlendsson). l = AM 363,4 chart. (c. 1700). M = Holm. 1, fol. chart. (1640 —50). Is]. Bökmenntäf. (Kph.) 165, 4% chart. (1778).

nn ee ee

ı) Dazu die Kpb. Abschrift: Ny kgl. Saml. 1748,4to chart. (19. Jahrb.)

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E= AM 567, XIV y, 4% membr. (ec. 1400). ) Is]. Bokmenntaf. (Kph.) 320, 4% chart. (18. Jahrh.) K=AM 164h, fol. chart. (Björn Jönsson, 7 1655). L und M sind jedenfalls aus einer gemeinsamen Vor- lage abgeschrieben. Das beweisen gemeinsame Fehler wie ‘ad köngur skaut’ für ‘skaut kéngur’ S. 50,7, ‘»tternis- stapa’ als Nominativ 8. 52,7, ‘Gillishamar’ für ‘Gillings- hamar’ S. 54,14. M ist die schlechtere Hs.; sie hat gegen- über L kleine Änderungen und Auslassungen; so fehlt in ihr z.B. die Erwähnung des „Hügels des Königs“ (S. 63), wohl weil der Schreiber den Ausdruck nicht recht verstand. An mehreren Stellen aber ist in ihr die Vorlage besser bewahrt als in L. So hat sie S. 50,7 ‘särinu’ für das verschriebene ‘härinu', S. 50,16 ‘vefst’ für ‘vegst’, S. 62,20 ‘it ganga’ für das unmögliche ‘ütgangi’; man vgl. ferner S. 62,23; 63,3; 63,11; 63,15 u, a. M ist also jedenfalls wertvoll als Korrektiv für L. Die Fehler von L teilt die zweite Abschrift von Jön Erlendsson AM 203 fol. chart. (1), die mit L auch in Kleinigkeiten genau über- einstimmt. Falls die zwei Abschriften Jöns nicht auf dieselbe Hs. zurückgehen, ist L die Vorlage von AM 203 fol., nicht umgekehrt, denn L hat noch mit M den aus der Urhand- schrift beider stammenden Fehler ‘Gillishamar’, während AM 203 fol. das Richtige einsetzt. Auf AM 203fol, geht wieder die Hs. AM 363,4 chart. (1) zurück, denn sie nimmt alle kleinen Änderungen der erstgenannten Hs, auf (vgl. 58,17; 63,28; 67,25; 68,4) und bessert an einer Reihe von Stellen selbständig. Auf L selbst oder eine ihr ganz nah verwandte Hs, geht auch zurück Bökmf. 165, 4%, Der Schreiber hat manches geändert, anderes ausgelassen. Hinter Gautreks Thronbesteigung hat er den Bericht über die erste Heirat des Königs und den Tod seiner Gattin auf Grund der längeren Fassung eingeschoben, und doch bringt er später dieselben Vorgänge nach dem Wortlaut von L noch einmal. Die Hrölfssaga hat er vor der

) Dazu die Abschrift des Arnamagnaeanischen Stipendiaten Stein- grimur Thorsteinsson: AM 920,4t0,

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Gautrekssaga abgeschrieben in einer Fassung, die zu F zu stellen ist.

E oder eine ihr sehr nahestehende Hs. ist als der Vorfahr der jungen Papierhs. Bökmf. 320, anzusehen. Diese Hs. enthält nur den Sogupättr Gauta konungs, den aber vollständig. Sie böte also Gelegenheit, das Fragment E, in dem der Anfang der Saga fehlt, zu ergänzen. Gleich- wohl habe ich auf den Abdruck des betreffenden Stücks verzichtet, da die Hs. sonst vielfache Änderungen gegen- über E aufweist und auch durch die längere Fassung beeinflusst ist. Wir haben also eigentlich nur von drei Hss. der kürzern Gautrekssaga zu sprechen: L (mit dem Korrektiv M), E, K.

L (nebst M) ist von diesen drei Handschriften allein vollständig. L enthält auf 6 Blättern und einer halben Seite die Sagen von Gauti und Gautrekr-Refr nebst den zwei ersten Kapiteln der Hrdlfssaga; die Vikarssaga fehlt. In M findet sich gleichfalls unter den Sondertiteln ‘pattur af Gauta köngi’ und ‘pättur af Gautreki köngi’ die Gautrekssaga und die zwei ersten Kapitel der Hrölfs- saga. Danach folgen unter dem Titel ‘Saga af Hrdlfi Gautrekssyni’ die weitern Kapitel der Hrölfssaga. Eine Vergleichung mit den Lesarten in Detters Ausgabe zeigt, dass diese letzte Aufzeichnung in einem sehr nahen Ver- hältnis steht zu der Hs. F der Hrölfssaga!). Dagegen stellen sich die stark gekürzten Kapitel 1 und 2 der Hrölfssaga in L und M nicht zu F, sondern zu S(T). S. 72,2 unserer Ausgabe ‘hann var agetur madur og hit mesta mikil- menni stimmt genau zu Detter 3,17f., während F hat: ‘hann var it mesta gofugmenni’. S. 72,9 unserer Ausgabe ‘en hun hafdi pvi vel svaraö’ steht sehr nahe der Lesart Detters S. 4,6 ‘en hann haföi pvi mali vel svarat’, aber

1) Doch sind Kap. 3 ff. der Hrölfssaga nicht direkt aus F abge- schrieben. Man vergleiche zu Detter S. 52 Note 2 die Lesart in M: ‘...vel fram. peir föru med miklu lidi. Gengur Hrolfur köngur { midri fylking...'; und zu Detter 8.60 Note 6 die Lesart in M: ‘litlu sidar dreif ad lid Hrélfs köngs Gautrekssonar. Iraköngur bad...’

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nicht der Lesart von F: ‘ok var pvi vel tekit’. S. 73,7 f, unserer Ausgabe heisst es “pörir) greiddi af hendi harla mikid fje’; ‘greiddi’ findet sich nur in s, während F ‘geröi’ hat (Detter S. 5,23). Diesen Stellen wüsste ich keine andern entgegenzustellen, in denen L zu F stimmte. Die Auf- zeichnung der zwei ersten Kapitel der Hrölfssaga in L und M geht also auf eine mit S verwandte Hs. zurück, die der folgenden Kapitel in M dagegen auf eine Hs., die F sehr nalıe stand,

Von E ist nur ein Pergamentblatt erhalten, das stellenweise recht schwer lesbar ist. Ks beginnt mitten in dem nächtlichen Gespräch Gautis mit der Bauerntochter und enthält dann den Schluss der Gautisage und den Anfang der Refsage. Es gehört zusammen mit vier Blättern der Hrölfssaga Gautrekssonar, die Detter für seine Ausgabe verwertet und in der Einleitung S. VI besprochen "hat.

Von K gehören nur einzelne Teile, die bereits oben aus- gesondert sind, der kürzern Fassung der Gautrekssaga an. Es ist schwierig, das Verhältnis der drei Hss. L, EundK zu einander näher festzustellen, da sie starke Abweichungen im Wortlaut zeigen und E und K zudem Fragmente sind.

E und K scheinen einander nahe zu stehen, da sie zuweilen gegen L und AbC eine übereinstimmende Lesart haben: ‘at eigi kemi beir vid ber berar’ E (S. 55,34 f.), ‘svo beir skyldu eigi koma vid per’ K (S. 55,20) gegen ‚at ekki peirra kemr (oder kemi) vid annat bert’ LAbC (S. 54,21; 8,1); ‘hun pokadi spytunni, er saman var spytt vaömälit' E (8. 56,20f.), ‘h. pb. sp. ür vadmalinu, er spytt var med’ K (8. 57,1 f.) gegen ‘h. pb. spytunum i vadmälinu’ L (S. 56,1f.), ‘pokaöi hun pba spytunni i väömalinu’ AbC (S, 8.3 f.); ‘Hendi minni ek glataöa heimskliga’ E (S. 57,29 f.), ‘Bendi eyk glerdda heimsliga’ K (8S. 57, 17f.) gegen ‘Heimskliga vildi mjer til’ L (S, 56, 11f.), ‘Heimsliga er ek veik hendi til’ AbC (S.8,15f.). Dagegen spricht nichts für eine nähere Verwandtschaft von L und K gegenüber E. Man wird dafür weder ‘skélaus’ LK (8,52,19;

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53,12) gegen ‘berfeettr’ EAbC (S. 52,31; 6,13 noch ‘Heimsigull’ LK gegen ‘Imsigull’ EAbC anführen dürten; die jüngere Namensform Heimsigull ist wohl durch mündliche Über- lieferung in die zwei späten Papierhss. L und K gekommen.

Man darf wohl annehmen, dass in den oben ange- führten Fällen L und AbC das Ursprüngliche bewahrt haben und dass eine Hs., auf die E wie K zurückgehen, geändert hat.

Es fragt sich nun weiter, ob bereits L und die Hs., von der E und K stammen, gemeinsame Fehler hatten, ob also die Hs., auf die L wie E und K zurückgehen, schon Fehler enthielt gegenüber der Urhandschrift der kürzeren Fassung. Dafür spricht einmal, wenn auch nicht entscheidend, die Auslassung der Visa 5 in LEK; vor allem aber die L und K gemeinsamen Fehler in Z. 3 und Z.7f. der Visa 39 (S. 45, 15 und 19£.; S. 67,27 und 31 f.); die Visa 39 ist in E nicht mehr erhalten, doch sah sie einmal in dieser Hs. schwerlich anders aus als in ihrer Schwesterhandschrift K.

Nach Feststellung des Handschriftenverhältnisses der kürzeren Fassung bietet sich die Aufgabe dar, einen kritischen Text dieser Fassung auszuarbeiten; es wäre dabei auch der bei weitem besser überlieferte Text der längeren Fassung mit zu benutzen. Da aber LEK von einander und auch von AbC stilistisch stark abweichen, so gab ein in dieser Richtung angestellter Versuch nur ein allzu anfechtbares Resultat. Ich war daher genötigt, die drei Hss. neben einander abdrucken zu lassen.

Das Ergebnis unserer Handschriftenuntersuchung lässt sich in Kürze so zusammenfassen:

Die Hss. A b C gehen auf eine Hs der läugern Fassung zurück, die eine Reihe von Fehlern enthielt. Von dieser Hs. stammt C ab und diejenige Hs, auf die A und b zurückzuführen sind. Über die Abschriften von C siehe oben VIIf., über die von b siehe S. III -VI.

Die Hss. L E K gehen auf eine Hs. der kürzern Fassung zurück, die eine Reihe von Fehlern enthielt.

Palaestra. XI. Einltg. 2

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Von dieser Hs. stammt L ab und diejenige Hs., auf die E und ein Teil yon K zurückzuführen sind. Uber ver- wandte Hss. s. 8. XIV f.

Die Hs. K ist eine Kompilation Björn Jönssons von Skarösä aus C und einer Hs. der kürzeren Fassung. Über Abschriften von K siehe oben S. XIII!).

Das Verhältnis der längern und kürzern Sagenfassung zu einander zu untersuchen, ist die Aufgabe des zweiten Kapitels.

Kapitel Il. Die beiden Sagenfassungen.

In den Handschriften A und b folgen oder folgten wenigstens auf einander die längern Fassungen der Magussaga*), Gautrekssaga, Hrölfssaga, von denen die beiden letzten als eine Saga zusammengefasst sind. Der gemeinsame Titel der beiden Sögur lautet in A: ‘Saga af Hrölfi Gautrekssyni’, in b fehlt er und wäre zu ergänzen nach den Überschriften in @ und B (Siehe oben S. IV t. und Ausg. 8. 1). C hat die Sögur in der Reihenfolge Hrélfs- saga, Mägussaga, Gautrekssaga; die Hrölfssaga erscheint hier unter dew Titel ‘Saga af Hrolfi konungi Gautreks- syni’, die Gautrekssaga bleibt ohne Überschrift und ist erst von einer Hand des 17. Jlirh. mit einem Namen ver- sehen worden (Ausg. 8. 1).

Es kann nicht zweifelhaft sein, dass der Schreiber von C die Reihenfolge geändert hat; nachdem er den für die Gautrekssaga und die Hrölfssaga gemeinsamen Titel über die letztere gesetzt hatte, hat er es nicht einmal für der Mithe wert gehalten, der ersteren eine neue Überschrift zu geben. Die Handschrift der längern Fassung, auf die

Se

') Unbekannt ist mir geblieben die Hs, des Brit. Museums, Collect. Banks Nr. chart. (Gjafa-Refssaga). Bökmenntaf. (Kph.) 593, Bvo chart, ist eine Abschrift aus den FAS.

*) In b ist die Mägussaga nicht mehr erhalten; dass sie einmal darin stand und zwar vor der Gautrekssaga, wird bewiesen durch das Inhaltsverzeichnis von b (oben 8. III) und durch 3, die Abschrift von b (oben 8. LY).

XIX

A, b und C zurückgehen, enthielt also die Gautrekssaga und Hrölfssaga zusammen unter einem gemeinsamen Titel.

Aber auch die kürzere Fassung der Gautrekssaga wird stets begleitet von der kürzeren Fassung der Hrölfs- saga. Das Fragment E besteht aus fünf Pergamentblättern, von denen das erste, wie wir gesehen haben, der kürzeren Gautrekssaga angehört, die andern, wie Detter gezeigt hat, der kürzeren Hrölfssaga.. L hat nach der kürzeren Gautrekssaga noch zwei Kapitel der kürzeren Hrölfssaga; es stammt also von einer Hs., die beide Sögur ungetrennt wiedergab; man hat einmal die erste von der zweiten ab- sondern wollen und den Schnitt an falscher Stelle gemacht. Der Kompilator von K bemerkt am Schluss seiner Arbeit (S. 61, 17 f.), dass nun eigentlich die Hrölfssaga folgen sollte; er macht diese Bemerkung nicht auf Grund von C, wo die Gautrekssaga der Hrolfssaga nachgestellt war, sondern auf Grund der Hs. der kürzern Fassung, die er benutzte.

Also: Auf die längere Fassung der Gautrekssaga folgt in den Handschriften die längere Fassung der Hrölfs- saga, auf die kürzere Fassung der Gautrekssaga die kürzere Fassung der Hrölfssaga; seit Detters Ausgabe ist bekannt, dass die kürzere Fassung der Hrölfssaga die ältere und zugleich die Grundlage der längern ist: wir werden an- nehmen dürfen, dass dasselbe Verhältnis bei der Gautreks- saga vorliegt, dass die freilich schlecht überlieferte kürzere Fassung älter und die Grundlage der längern ist. Diese Annahme wird sich bei Betrachtung des Inhalts von LEK bestätigen.

Doch vorher ist noch eine Bemerkung zu machen über die Verknüpfuug der Gautreks- und der Hrölfssaga in den Hss. Allerdings erscheinen beide in den Hss. der längern Fassung stets zusammen, es folgt auch auf die kürzere Gautrekssaga stets die kürzere Hrölfssaga; aber die letz- tere kommt mehrfach olıne die Begleitung der ersteren vor. Sie ist auch, wie Detter (Zwei Fornaldarsögur S. XXXV) mit Recht sagt, „zweifellos ein selbständiges litterarisches Produkt.“ Das beweist vor allem die Einleitung, die

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kurz alles Wissenswerte aus der Gautrekssaga zusammen- fasst: die Abstammung Gautreks, die Vermählung seiner Tochter mit Gjafa-Refr „auf den Rat Neris* und den Tod seiner Königin. Diese Einleitung findet sich nicht blos in den Hss., die die Hrölfssaga allein geben, sondern auch in AbC; sie muss also auch in der Urhandschrift der längern Fassung und derjenigen Hs. der kürzern Fassung, die dieser zu Grunde lag, gestanden haben. Dass sie in L nicht vorhanden ist, darf bei der Neigung zum Kürzen, die diese Hs. gerade in den angehängten Kapiteln der Hrölfssaga zeigt, nicht Wunder nehmen; in E fehlt der Anfang der Hrölfssaga, in K die ganze Hrölfssaga. Man darf demnach schliessen: Die Hrdlfs- saga bestand zunächst als eine selbständige Prosadichtung mit einer kurzen Einleitung, die Angaben über das frühere Leben Gautreks enthielt.

Wird man andererseits auch die Gautrekssaga für ein selbständiges Litteraturprodukt erklären können? In den Hss. erscheint sie, wenn man von der Umstellung in © und von den Abschriften nach C') absieht, stets vor der Hrölfssaga, als eine Art Einleitung zu dieser, Dass sie nur als eine breitere Einleitung zur Hrölfssaga ent- worfen ist, lässt sich auch aus ihrem Inhalt wahrscheinlich machen. In der Gautrekssaga (35,5ff.; 66,4ff.) wird er- zählt, dass Gautrekr einen seiner Freunde, Hrosskell, zu sich eingeladen und ihm beim Abschied einen grauen Hengst mit vier Stuten, darunter eine seidengelbe, verehrt habe. Die Geschichte steht hier ohne rechten Zusammen- hang, sie hat jedenfalls in der Gautrekssaga keine weitere Folge, und erst in der Hrölfssaga (Detter 8, 40, FAS. III 130f.) verrät König Hrölir in einer Hohnrede an seinen Gegner Hrosspjöfr, dass Hrosskell mit der seidengelben Stute einen Sohn, eben jenen Hrosspjöfr, gezeugt habe. Die Erzählung hat also ihren festen Platz in der Hrölfs-

') Die Abschreiber von C mussten freilich die der Hrölfssaga und Migussaga nachgestellte Gautrekssaga als eine Saga für sich ansehen und kopieren.

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saga, und man kann der Annahme nicht ausweichen, dass der Aufzeichner der Gautrekssaga hier aus der fertigen Hrölfssaga schöpfte, um über Gautrekr und seine Frei- gebigkeit noch etwas mehr zu sagen, als was ihm aus der Gjafa-Refsage bekannt war. Wenn der Verfasser der Gautrekssaga hier aus der Hröltssaga schöpfte, so nahm er am Schlusse seiner Arbeit offenbar Rücksicht auf den Beginn jener Saga: „Refr ward nicht alt, der Jar! Neri starb schnell wie auch die Königin Gautreks und zu beider Ehren ward das Erbmahl gehalten.“ Man sieht nur zu deutlich, weshalb alle drei einem frühen Tode verfallen. Refr und Neri kamen in der Hrölfssaga nicht vor; am meisten aber war die Königin im Wege, da die Hrölfs- saga mit einer neuen Werbung des Königs begann; auch war der Tod einer unbenannten Königin schon als notwendige Vorbedingung für die Werbung des alternden Königs in den einleitenden Worten der ältern Hrölfs- saga erwähnt.

. Dürfen wir demnach annehmen, dass die kürzere, ältere Fassung der Gautrekssaga verfasst wurde als Ein- leitung zu der kürzeren älteren Hrolfssaga, so tritt uns weiter die Frage entgegen, welche Hss. der Hrölfssaga. die Gautrekssaga in sich aufgenommen haben und welche nicht. Detter hat die Hss. der Hrölfssaga in zwei grosse Gruppen gesondert. (Man vgl. den Stammbaum S. XXIX). In der ersten, zu der nur S und T gehören, stand die:

Gautrekssaga vermutlich niemals!); der Archetypus der zweiten Gruppe (r bei Detter) muss sie enthalten haben,

da sie sich in der Vorlage von AbC und in E fand. In F und G wäre sie dann wieder weggefallen.

Das Fragment E der Gautrekssaga gehört zusammen mit den Fragmenten E der Hrölfssaga. Andererseits sind die Stücke der älteren Gautrekssaga in K nalı verwandt

1) Ganz sicher ist das jedoch nicht; denn die alte Blattnume- rierung in den zusammengehörenden Codices AM 580, 4to membr. und 8 stammt auch erst aus dem 17. Jhrh. (Cederschiöld FSS. XLVI), beweist also nur, dass die Gautrekssaga in dieser Zeit nicht in der Hs. stand.

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mit E (siehe oben S. XVIf.). Die beiden gekürzten Kapitel der Hrölfssaga in L waren am ehesten zu der Hrölfssagahs. S zu stellen (siehe oben S. XV); da aber die Hs. S (und T) die Gautrekssaga wohl nie ent- hielt, standen auch sie und die ganze Hs. L vielleicht der Hs. E recht nahe, die freilich die betreffenden Kapitel nicht mehr hat, aber sonst mit S (T) näher verwandt ist, als alle andern Hss. der Hrölfssaga. Es ist ferner oben (S. XVII) versucht, nachzuweisen, dass L mit E und K Fehler gemeinsam hat. Man darf also vermuten, dass alle uns erhaltenen Hss. der ältern Gautrekssaga auf eine Hs, der Gautrekssaga + Hrölfssaga zurückgehen, die der Hs. E ziemlich nahe stand.

Die Freude über die Erkenntnis, dass wir in den Hss. LEK eine ältere Fassung der Gautrekssaga besitzen, bleibt nicht ganz ungetrübt, wenn wir der Frage näher treten, inwieweit darin die alte Vorlage von AbC, die ursprüngliche kürzere Gautrekssaga, unversehrt erhalten ist. Es ist bereits im ersten Kapitel nachgewiesen, dass die Hs, auf die LEK zurückgehen, vermutlich Fehler enthielt gegenüber der Urhandschrift der kürzern Fassung, dass andererseits auch EK gemeinsame Fehler haben gegenüber L (S. XVIf)).

Aber auch jede dieser Hss. hat offenbar ihre Fehler für sich, Wenn in E der scheidende König der Snotra einen Ring als Erkennungszeichen giebt, so ist das ein Zusatz dieser einen Hs.; es hat sich hier ein weitver- breitetes Sagenmotiy angefügt, das wir auch im 5. Kap. der Ans saga bogsveigis finden (vgl. auch Jiriczek Deutsche Heldensagen S. 281)'). Wenn ferner in derselben Hs. Gautrekr XI Jahre alt ist, als er den Ochsen erlegt,

‘) In der gleichen Situation wie hier Gauti schenkt Bösi der Bauerntochter einen Ring, aber nicht als Erkennungszeichen, sondern als Minnelohn (Bösas. 8. 23, 43. 51). Skinnefja in der Kgilss. ok Asmundar Kap. 5 meint, als Asmundr ihr einen Ring bietet, die Matter habe gesagt, ‘at [at se hvilutollr minn’.

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nicht VII, wie in allen andern, so handelt es sich natür- lich um Verwechslung der ähnlichen Zahlzeichen durch den Schreiber von E. In K finden wir eine Zusatz- strophe zu der unvollständigen Visa 3. Am schlechtesten aber ist L, die einzige vollständige Hs. der Gruppe er- halten. In dem nächtlichen Gespräch teilt Snotra dem König mit, dass ihre ältesten Geschwister am nächsten Morgen sterben würden, wo es sich doch nur um den Tod ihrer Eltern handeln kann. Es fehlt die Visa 1; Visa 3 ist durch einen Prosasatz vertreten, in dem die Schnecken durch ‘Strütfuglar’ ersetzt sind; von Visa 4 sind nur die zwei ersten Zeilen und die letzte als Prosa wiedergegeben. Der Gatte Snotras geht gleich nach der Geburt Gautreks in den Tod, und doch erschiesst nachher der Knabe ganz zwecklos den Ochsen seines Stiefvaters.

Die genannten Fehler finden sich an Stellen, die in allen drei Hss. vorkommen. Sie zeigen, dass die Über- lieferung der kürzeren Gautrekssaga keine sonderlich gute ist, und erwecken Verdacht besonders gegen L, wo doch grosse Teile der Saga allein erhalten sind. Wenn man also, wie oben nachgewiesen ist, in LEK die ältere Gautreks- saga sehen muss, so wird man doch im Einzelnen vor allem, wenn die betreffende Stelle nur in L überliefert ist —, fragen müssen, ob hier wirklich Altes vorliegt, oder ob Älteres, das sich vielleicht noch in A bC findet, durch Zusätze uud Auslassungen. umgestaltet worden ist.

Wir gehen im Folgenden den Inhalt der kürzeren Fassung durch, heben Abweichungen von Ab C hervor und prüfen sie auf ihre Ursprünglichkeit.

Zu Beginn wird Gauti bezeichnet als König von Gautland, nicht wie in der längern Gautrekssaga als König von Vestra-Gautland; es fehlen auch die gelehrten Bemer- kungen über die Lage von Vestra-Gautland und über die Gründe, die zur Auswanderung in den Grenzwald zwischen diesem Lande und den Upplond führten (vgl. 1,5 ff; 1, 10 ff). L und K haben hier wohl Ursprüugliches bewahrt; denn auch in der kürzeren (und längeren) Hrölfssaga ist Gautrekr

XXIV

König von Gantland; die beiden Anmerkungen in AbC sind aber dadurch als Einschiebsel verdächtig, dass nach ihnen jedesmal mit einem ‘pessi konungr (Gaati), er fyrr nefndum ver’ auf das Vorhergehende zurückgegriffen wird.

Als Gauti, von der Jagd erschöpft, in dem einsamen Bauernhause anlangt, wird in LK gleich nach seinem Eintritt etwas über die Einrichtung der Stube und das Aussehen der Bewohner gesagt (50, 19; 51, 16). Bevor alle zu Bett gehen, heisst es in K: ‘Var par allt hyrts hagspeki pötti honum par 4 öllu’ (S. 51, 22f.; in L lautet die Stelle etwas anders und steht nach der Bemerkung, dass alle zu Bett gehen; S. 50, 26f.). In der längern Fassung folgt auf den Eintritt des Königs die Zahl der Männer und Frauen, die in der Stube sich aufhalten, und die Angabe, dass Gauti nicht gegrüsst wurde, sich aber dennoch niedersetzte (S. 3,20 ff... Der Satz über die Einrichtung des Hauses und das Aussehen der Bewohner steht erst nach dem Gespräch des Bauern mit dem Knecht (S. 4,3f.). Die letzte Bemerkung der kürzern Fassung fehlt. Die Darstellung in LK ist natürlicher und wohl auch ursprünglicher.

Als Gauti sich in dem Bauernhause zu Tische setzt und mit den andern zu essen beginnt, fährt K fort: „Der Bauer hörte sogleich (mit dem Essen) auf“ (S, 51, 21; in L fälschlich: de: Bauer schwieg S. 50,25). In der längern Fassung zieht Skafnartungr die Kapuze über die Augen, um sie erst wieder in die Höhe zu rücken, als der König mit dem Essen fertig ist (S. 4,8 f.). In dem nächt- lichen Gespräch erklärt dann Snotra dem Könige, dass ihr Vater so genau sei, dass er es nicht sehen könne, wenn die Speise oder sonst etwas aus seinem Besitz ab- nehme (S. 5,1ff.).. Da der Bearbeiter der längern Fassung auch sonst Zusätze macht, ist es wahrscheinlich, dass er hier ein damals bekanntes Sagenmotiv einfügte. Ganz ähnlich wie das Herabziehen der Kapnze, wird in der Volsungasaga (Kap. 14; Bugge Seite 112,21) begründet, weshalb Otr, der Bruder Fäfnis, beim Essen blinzelte.

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Vor dem Lager des Königs erscheint Snotra und er- zählt von ihrer Familie und dem Geschlechtsfelsen. Dabei nennt sie umgekehrt wie in AbC ihren Vater Gillingr, ihren ältesten Bruder Skafnartungr. Aber auch in der kürzeren Fassung wendet sich Gauti am andern Morgen wegen neuer Schuhe an den Skafnartungr; es scheint also, dass dieser ursprünglich als Hausherr und Vater galt. Gleichwohl sprechen wie im dritten Kapitel der Einleitung (S. LXXIX) gezeigt werden soll sagenge- schichtliche Gründe dafür, dass die kürzere Fassung das Alte bewahrt hat. Die Vorgänge der Nacht und der Abschied Gautis am Morgen werden ebenso erzählt wie in der längern Gautrekssaga.

Nach dem letzten Willen des sterbenden Vaters er- hält in LEK Fjoimöör die Fjotra, Imsigull die Hjotra zum Weibe, also umgekehrt wie in Ab C. Als Snotra sich schwanger fühlt, legt sie in der Nacht die Hand ihres Bruders und Gatten an ihr Kinn, um ihn als den Schul- digen zu erweisen, dieser thut es nicht selbst beim Er- wachen wie in AbC. In beiden Fällen lässt sich natürlich nicht entscheiden, auf welcher Seite das Ursprüngliche liegt.

An die Thronbesteigung Gautreks wird die Refssaga angeschlossen. Die Vikarssaga fehlt; und darin dürfen wir das Ältere sehen, denn sie hat mit der Gautrekssaga nicht das Mindeste zu thun und ist mit ihr nur dadurch verknüpft, dass der Jarl Neri von Upplond zum Sohne des egöischen Königs Vikarr gemacht wird, der einmal die Upplond erobert haben soll. Neri ist aber als Sohn Vikars sonst nicht bezeugt; die andern Sagenquellen geben dem Vikarr einen andern Sohn (vgl. unten S. XCIIf.). Die Interpolation der Vikarssaga wird näher zu behandeln sein, wenn wir die Thätigkeit des Bearbeiters von Ab C unter- suchen.

Zu Anfang der Refssaga wird Neri in LE als ‘jarl i Gautlandi’ bezeichnet; am Schlusse überlässt er dem Refr sein Jarltum, erklärt aber, er habe Refr noch immer weniger gegeben als dieser ihm; „denn du gabst mir dein

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ganzes Eigentum, ich aber behalte grosse Güter zurück.“ Bei den grossen Gütern des Jarls wird man etwa an privaten Landbesitz denken müssen. In der längern Fassung heisst es von Neri, er sei ‘jarl 4 Upplondum’ gewesen nnd habe auch von dem Reiche Gautreks einen Teil als Jarl dieses Königs verwaltet (S. 26,10 ff). Als dann Refr mit der Flotte Öläfs erscheint, liefert Neri ihm das Jarlsreich aus, das er von Kinig Gautrekr be- sässe (S. 48, 1f.). Die oben citierten Worte an Refr kehren auch in der längern Gautrekssaga wieder, und unter den grossen Gütern, die Neri bleiben, sind hier natürlich die Upplond zu verstehen, Die Schenkung Neris ist begreif- licher in der längern Fassung, und man ist zunächst ge- neigt, in der Darstellung der kürzern Fassung eine Ver- derbnis zu sehen. Nun wird aber die sagengeschichtliche Untersuchung erhärten (s. unten S. LXXLf.), dass der histo- rische Neri oder Neriör mit den Upplond nichts zu schaffen hat. Der Bearbeiter hat ihn wohl lediglich deshalb nach den Upplond versetzt, um eine Art Brücke zu schlagen zwischen den norwegischen Königen und dem Herrscher von Gautland.

Auf die Angabe von Neris Würde folgt seine Charak- teristik. L und E geben nur an: 1. er war sehr weise, 2.er nahm aus Geiz keine Gaben an (5. 60,10ff.; 61,26 ff.), und damit stimmt dem Inhalt nach überein, was in Kap. 9 der längern Fassung (S. 36,6ff.) über ihn gesagt ist, K hat zwischen 1 und 2 noch: a) er war ein Freund des Königs, und dieser empfing viele Ratschläge von ihm, b) er war so geizig, dass er jedem Geschenk nachblickte, das er gegeben hatte (siehe oben S. Xl). Man darf nicht etwa in der Darstellung von K eine ursprünglichere Fassung von Neris Charakteristik sehen wollen, die aus einer mit LE verwandten vollständigeren Hs. ge- schöpft ist. Wie die Zusammenstellung auf S. XI zeigt, sind die Sätze in K von dem Kompilator Björn Jönsson aus den Kapiteln 5 (S. 22,25ff., 26,10ff.) und 9 (S. 36,6ff.) zusammengestoppelt. In der ältern Fassung fand sich kaum mehr als jene zwei Sätze aus LE

AXVII

(= längere Fassung Kap. 9, S. 36,6ff.). Der erste Zusatz, dass Neri ein grosser Freund Gautreks gewesen sei, ist gut entbehrlich, der zweite, dass er seinen Gaben nach- gesehen habe, hat nur dann seine Berechtigung in der kürzeren Fassung, wenn diese auch die entsprechende Geschichte von der Schenkung des Schildes an Refr ent- hielte.

Diese Geschichte fehlt aber in L (E reicht nicht soweit). Neri lässt dem Refr anständige Kleider geben, „und da war Refr der stattlichste Mann. Er war dort eine Zeit lang; da sprach der Jarl: Nicht lasse ich Leute hier lange so verweilen, dass sie nicht etwas schaffen. Nun. sollst du zu König Gautrekr fahren und ihm diesen Schleifstein zum Verkaufe bringen.“ Diese Darstellung ist ohne jeden Anstoss. Nachdem er den Refr eine Zeit lang bei sich beherbergt hat, denkt Neri daran, ihm seinen Ochsen zu lohnen. Da er es nicht liebt, von seinen eignen Wohl- thaten zu sprechen, so schützt er für die Sendung des Refr zu Gautrekr den Grund vor, er wolle keinem Gaste gestatten, längere Zeit unthätig bei ihm zu leben. In der längeren Fassung wird nach dem Satz: „und da war Refr der stattlichste Mann“ (S. 38,5) weiter erzählt, Neri habe seinem Gast einen der Schilde geschenkt, mit denen seine Halle geschmückt war; da aber Refr sah, wie sehr der Jarl seine Schenkung bereute, habe er ilım den Schild zurück- gegeben mit dem Bemerken, dass dieser ihm selbst, dem sonst Waffenlosen, nichts nütze sei. Neri habe mit Freuden seine Gabe zurückgenommen und für den Schild dem Refr einen Schleifstein gegeben; „und dies Kleinod kann dir nützlich werden, wenn du nach meinen Ratschlägen ver- fährst.“ Hier schliesst sich die Sendung Refs unmittelbar an die Rückgabe des Schildes. Neri giebt Retr den Schleif- stein und den guten Rat deshalb, weil er ihm dem Schild ersetzen will. Wenn also Refr fragt, wozu ihm der Stein nützen solle, so musste Neri ihm jetzt einfach die Fahrt zu Gautrekr auftragen. Statt dessen aber bringt er auch in AbC noch jenen Scheingrund vor, der nur in der kürzern

XXVIII

Fassung berechtigt war, „er wolle keinen Mann in Unthä- tigkeit ernähren, ohne dass er etwas schaffe.“ Ich glaube, man darf hier die Naht einer Interpolation vermuten). Es ist mir demnach wahrscheinlich, dass sowohl der Satz in Neris Charakteristik, er habe seinen Geschenken nach- gesehen, wie die Geschichte von der Schenkung des Schildes, die ihn illustriert, erst von dem Bearbeiter in die Saga eingerückt sind.

Von der Aussendung Refs zu Gautrekr müssen wir uns rückwärts wenden zu der Reise Refs nach Neris Halle. Dass die geographischen Angaben über die Ausfahrt des Bauernsohnes gegenüber denen in AbC dürftig sind, dass weder die Bootfahrt von Renniso ans Festland noch die Reise durch Jadarr (Jederen) bis Upplond erwähnt wird, kann nicht Wunder nehmen. Diese Dinge zehören dem Bearbeiter zu, der wie wir bei Kap. 1 sahen gern geographische Kenntnisse anbringt und die Upplond über- haupt erst in die Saga hineingebracht hat.

Dann aber folgt die einzige Plusstelle in L (S. 62,7 bis 15; 62, 32—63,2): Refr kommt zunächst nicht zu Neri, wie in AbC, sondern zu Gautrekr. Die Stelle unter- bricht zunächst den einfachen, klaren Gang der Darstellung in L, sofern als sie ohne jede Folge bleibt und im Ver- lauf der Erzählung nicht mehr darauf zurückgegriffen wird. Sie ist auch geographisch anstössig; wenn Refr von Rennisd, also von Norwegens Westküste herkam, so musste er entschieden zuerst in das Land des Neri ge- langen; denn wenn man auch mit LE Neri nur als Jarl in Gantland (nicht zugleich in Upplond) gelten lässt, so lag doch nach seiner eignen Aussage sein Jarlsreich am Meere (68,26 f.), also wohl im Westen von Gautland. Betrachten wir endlich die Stelle im einzelnen, so zeigt

', Über die Schildgeschichte bemerkt A. Olrik brieflich ohne die ältere Gautrekssaga zu kennen —: „Es ist zu bemerken, dass der Schild in epischer Hinsicht recht unpassend angewandt ist, da der Jarl Neri selbst ihn wieder eintauscht.“ „Der Zusammenhang ist einfacher, wenn er nur den Schleifstein und den Rat für den Ochsen giebt.“

XAIX

sich, dass sie aus Motiven des ersten Besuchs bei Neri und selbständigen, teilweise ganz ungereimten Sätzen zu- sammengeschmiedet ist. Der heranziehende Refr wird von Gautreks Mannen geselien, genau wie von denen Neris. Da sprachen sie: „Hier fährt Refr Rennisfifl mit dem guten Ochsen, und er wird beabsichtigen, ihn dem König zu geben.“ Man erfährt nicht, woher die Mannen Gautreks Refr kennen; noch auffallender aber ist, dass sie zu wissen glauben, er wolle den Ochsen dem König verehren. Sie melden Gautrekr die Ankunft Refs, und der König befiehlt, man solle ihn nicht verspotten; ganz dasselbe wird in AbC von Neri und seinen Leuten erzählt, in L fehlen die Sätze bei der Schilderung des Besuchs bei Neri. „Refr kam zur Königshalle, ging aber nicht vor den König und blieb da die Nacht über. Am Morgen rüstete er sich früh; hier misslang es den Männern diesmal sehr iu Bezug auf die Gaben Refs“. Der stilistisch ungeschickte letzte Satz ist auch seinem Inhalt nach widersinnig; von Gaben Refs kann hier noch ebensowenig die Rede sein, wie oben in den Worten von Gautreks Mannen. Danach erst geht Refr zu Neri, dessen Leute er auf dem leikvglir!) trifft. In dem Gespräch mit Neri fragt dieser den Ankömmling, wes- halb er seinen Ochsen nicht dem freigebigen Gautrekr geschenkt habe; Refr dagegen beteuert, dass er den Ochsen keinem lieber gönne als dem Jarl, wenn er auch für noch so geizig gelte. Es kann nicht zweifelhaft sein, dass der Bericht von Refs erstem Besuch bei Gautrekr als eine Interpolation in L zu bezeichnen ist. Sie ist möglicher- weise veranlasst durch die der Refsage verwandte Saga von Auöunn enn vestfiröski, der seinen Eisbären dem norwegischen König Haraldr enn haröräöi versagt, um ihn dem Dänenkönige Sveinn Estridsön zu schenken.

Als Neri seinen Schützling zu Gautrekr entsendet, teilt er ihm mit, der König sitze lange auf dem Hügel

!) Auch sonst findet in den späten Fornaldarsögur der Ankömm- ting den Hausherrn oder seine Leute auf dem Spielplatze; vgl. Sturlaugs saga starfsama Kap. 5; 6; 11.

(‘4 haugi’) und mache von dort Jagd mit einem Falken. In der längern Fassung heisst es, der König sitze ‘A haugi dröttningar', d. h. auf dem Totenhügel der Königin (S. 39, 18 f.; vgl. 35,15 ff); aber das ist sicher falsch und nicht mehr als eine Verwechslung der beiden Bedeutungen von ‘haugr’ durch den Bearbeiter. Unter ‘haugr’ ist in der älteren Gautrekssaga einer jener Hügel zu verstehen, die mehrfach als Sitze von Königen genannt werden. So sass nach der Häkonarsaga gööa Kap. 12 (Hskr. I 183,8 F. J.) der Hund Saurr ‘A haugi sem konungar'. König Rerir in der Volsungasaga (Kap. 1 am Schluss) sitzt auf dem Hügel, als ihm die Wunschmaid Odins den befruchtenden Apfel bringt. König Hotherus war nach Saxo I 122 gewohnt, vom Gipfel eines hohen Berges (in editi montis vertice) dem Volke Ratschläge zu erteilen. In der Haraldz saga härf. Kap. 8 (Hskr. I 106, 13 F. J.) begiebt sich der König Hrollaugr von Naumudal auf den Hügel, ‘er konungar viru vanir at sitja’, um hier durch eine symbolische Handlung das Königtum niederzulegen und die Würde eines Jarls anzunehmen. Dass solche Hügel nicht weit vom Gehifte lagen, lernen wir aus Flat. I 330, dass man dort auch allerlei Kurzweil und Spiele trieb, geht aus FMS. VI 120 hervor. (Vgl. Millenhoff DA. V 132). Die Verwechslung in der längern Fassung war möglich, da es natürlich in andern Erzählungen auch vorkam, dass der verwitwete König auf oder an, dem Grabhügel seiner Gattin tranernd sass; man vergleiche z. B. die Hjälmters- saga ok Olves, Kap. 2, und die Isl, pjöösögur II 316, 348 f. 356.

Die drei ersten Fahrten des Refr werden überein- stimmend mit AbC dargestellt; auch der Wortlaut der beiden Fassungen steht sich hier nälıer als in den andern Teilen der Saga. Zwischen Refs Reisen zu Hrölfr von Dänemark und zum Seekönige Öläfr wird dann der Be- richt eingeschoben über Gautreks Schenkung au Hrosskell, seine Werbung um Alfhildr und die Geburt seiner Tochter Helga (S. 66,3-18). Der Verfasser der ältern Gautrekssaga

XXXI

wollte vor der letzten Fahrt Refs, die mit seiner Heirat endet, dessen Gattin einführen. Dabei benutzte er die Gelegenheit, um noch einen Vorfall aus Gautreks Leben anzubringen, den er aus der Hrölfssaga kannte und der ihm als ein treffliches Beispiel für die Freigebigkeit des Königs erschien (Siehe oben S. XXf.). Dieser ganze Be- richt steht in der längern Fassung in Kap. 8, also vor der eigentlichen Refgeschichte. Der Bearbeiter war ge- zwungen, ihn hierher zu versetzen, weil er in dem ‘haugr’ des Königs den Totenhügel der Königin sah.- Er musste also nicht allein die Heirat Gautreks früher bringen, er musste auch in demselben Kapitel 8 die Königin bereits wieder sterben lassen.

Sehr bezeichnend für die Stellung und den Wert von L ist ein Satz aus der Hrosskellgeschichte. Es heisst da S. 66,5 ff.: „Der König hatte einen ausgezeichneten Hengst; er war grau von Farbe; eine Stute war mit dem Hengste, sie war seidengelb und so schön, dass man keine schönerebekommen konnte“. Der Satz beruht auf der breiteren Darstellung der älteren Hrölfssaga (Detter Kap. 26, S. 40, 25 ff.); nur ist darin übergangen, dass Hrosskell im ganzen vier Stuten erhielt, also noch drei ausser der seidengelben. Diese Auslassung fällt aber L zur Last, nicht der kürzern Fassung überhaupt. Denn der Bearbeiter (S. 35,9 1.) spricht von vier Stuten, die alle seidengelb und die schönsten waren; die ihm vorliegende Hs. der kürzern Fassung hatte also jedenfalls „vier Stuten,“ freilich machte er selbst den Fehler, sie alle seidengelb sein zu lassen.

Auch der Bericht von Refs letzter Reise weicht in L nur wenig ab von dem in der längern Fassung. Am Schluss der Saga stirbt der Jarl Neri und die Königin, und von Refr wird gesagt, dass er nicht alt wurde. Es ist schon oben der Grund angegeben, weshalb sie alle sterben müssen: Neri und Refr spielten in der fertig vor- liegenden Hrölfssaga keine Rolle und Alfhildr musste Platz machen für eine neue Königin, um die Gautrekr in den ersten Kapiteln der Hrölfssaga wirbt. (Siehe oben S. XXI). Dass die

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Königin Gautreks erst nach Refs Heirat gestorben sei, ist auch in den einleitenden Sätzen der Altern Hrölfssaga gemeint: Gautrekr hatte als einziges Kind eine Tochter gehabt, er hatte sie mit Refr vermählt; damals war die Königin Gautreks gestorben. Die jüngere Gautreks- saga setzt den Tod der Königin, wie wir gesehen haben, schon viel früher, vor Refs Besuch bei dem jagenden Gautrekr. Möglicherweise wollte das auch der Bearbeiter zu Beginn der Hrölfssaga andeuten, wenn er die Tempora änderte: Gautrekr hatte als einziges Kind eine Tochter; er vermählte sie mit Gjafa-Ref; damals war die Königin Gautreks gestorben.

Die Prüfung der Überlieferung der kürzeren Gaut- rekssaga ist also nicht so ungünstig ausgefallen, als zu- nächst zu erwarten stand. Abgesehen von kleinen Ver- sehen in den einzelnen Hss, hat sich nur der Aufenthalt Refs bei Gautrekr vor seinem Erscheinen an Refs Hof (in L) als ein fehlerhafter Einschub herausgestellt. Im Übrigen scheinen die Hss. LEK die ältere Gautrekssaga dem Inhalte nach gut und unversehrt erhalten zu haben.

Der Überblick über den Inhalt lässt auch keinen Zweifel mehr über die Entstehung der kürzeren Saga. Ihr Verfasser kannte ein Märchen von der Erzeugung eines Helden, das vielleicht schon vor ihm an die Namen Gauti-Gautrekr geknüpft war, uud ferner die Refssaga, Als er nun eine Geschichte der Ahnen Hrölfs als Ein- leitung zu dessen Saga schreiben wollte, fügte er die beiden pxttir zusammen, und da in ihnen nur wenig von Gautrekr die Rede war, so schob er an passender Stelle ein, was er von diesem aus der ihm fertig vorliegenden Hrölfssaga wusste: die Freundschaft mit Hrosskell und den Tod der Königin. Die Namen für Gautreks Frau und Tochter mag er selbst erfunden haben, da beide sich nar an der von ihm eingesetzten Stelle, nicht in der eigent- lichen Refssaga, auch nicht in der ältern, kurzen Einleitung zur Hrölfssaga (Detter S, 3) finden. Die Darstellung in der ältern Gautrekssaga ist wohlgeordnet und klar; dass

XAXIV

den Bericht von ihrer Geburt folgt eine erste Charakte- ristik Neris, die doch von dem Manne, nicht von dem eben geborenen Kinde handelt. Zur Bekräftigung werden zwei Visur angeführt, die, da auch sie Haraldr und Neri als Söhne Vikars nennen, von dem Bearbeiter herrühren müssen. Wunderlicherweise wird darin Neri als ‘vanr i söknum’ bezeichnet. Daher holt auch die Prosa nach (S. 23,19): „Der Jarl Neri war ein grosser Kriegsmann“, und dann beteuert sie nochmals seinen Geiz,

Danach geht die Starkaössaga weiter: Friöpjöfr hört endlich die Trauerkunde, zieht mit einem Heere heran und entreisst die Upplond wie pelamork den Leuten Vikars. Vikarr und Starkaör rüsten und nehmen ihm mit Hilfe des Königs Öläfr von Nerike die Länder wieder ab. Für die Dauer des Kampfs sind die Söhne Vikars spurlos ver- schwunden.

Man könnte meinen, dass sie noch zu jung waren, um am Kampfe teilzunehmen, aber gleich nach dem Kriege, der mit einer einzigen Schlacht nicht allzu lange dauern konnte, sind sie alt genug, um sich, Haraldr mit pelamork, Neri mit Upplond, belehnen zu lassen. Damit setzt ein zweiter Einschub in die Vikarssaga ein, der von S. 26,7 bis 14 reicht. Auf die Belehnung der Vikarssöhne folgen noch weitere Angaben über Neri: er wird hier als Jarl, Freund und Ratgeber Gautreks bezeichnet.

Wieder schliessen sich nun einige Zeilen aus der Vikarssaga über Vikars und Öläfs Heimfahrt aus dem Feld- zuge an; dann aber folgt S. 26, 18—27,15 als dritter Ein- schub der Bericht über Rennir, seinen Sohn und seinen Ochsen, Der Schlusssatz lässt keinen Zweifel darüber, weshalb der Abschnitt schon hier eingesetzt ist: ,Rennir war immer in den Schlachten mit dem Könige Vikarr, und es bestand Freundschaft zwischen ihnen.“ Der Bearbeiter wüuschte die Vikarssaga mit der Gautrekssaga noch fester zu verknüpfen; daher musste der Bauer Rennir zum Kämpen und Freund des egdischen Königs aufrücken. Der ange-

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seine Gründe zu erzählen und die dadurch entstehende Spannung erst später zu lösen, sei es dass die Gründe sich aus dem Folgenden von selbst ergeben, sei es dass sie später ausdrücklich angeführt werden. Der Bearbeiter, der das Sprunghafte nicht liebt, fügt jeder Handlung ihren Grund bei. In LK tötet der Knecht den Hund, der durch sein Gebell dem Könige das Gehöft verraten hat (8. 50,15; 8. 51,12f.); weshalb er dies thut, müssen wir aus der folgenden Darstellung erraten. Der Bearbeiter lässt den Knecht gleich nach der Tötung des Hundes seine Gründe breit auseinandersetzen; ja, er lässt den König diese Worte hören und teilt auch die Gedanken des letztern bei dieser Gelegenheit mit (S. 3,10—17). In L verehrt Refr dem Neri seinen Ochsen, ohne anzugeben, weshalb er gerade ihm, dem geizigen Jarl, seinen besten Besitz hingebe (S. 62,28ff.). Bei dem Bearbeiter hingegen macht Refr kein Hehl aus seinen Gründen: „Es kann sein, dass da mir Vorteil verschafist durch deine Worte, welches auch immer die Bezahlung sein mag (8. 37,25f).“ Als Refr nach seiner letzten Reise zu Neri heimkehrt, sagt ihm dieser in der kürzeren Fassung noch nicht, was er mit ihm vorhabe; er giebt ihm nur kurz eine Verhaltungs- massregel: „Wenn wir uns das nächste Mal treffen, so thue so, als wärest du nicht unbekannt mit dem, was ich spreche, und antworte so, wie ich es dir in den Mund lege (S. 68,15f.).“ Der Bearbeiter schickt den ange- führten Worten die Erklärung Neris voraus, jetzt wolle er Refr zum Schwiegersohn Gautreks machen (S. 46,12£.).')

Auch wo es nicht galt, wohlberechnete Sprünge in der Darstellung wegzuschaffen, befleissigt sich der Be- arbeiter einer grösseren Deutlichkeit und Ausführlichkeit und schreckt vor Wiederholungen nicht zurück. Gleich nachdem Gauti in das Bauernhaus eingetreten ist, giebt er die Zalıl der Männer und Frauen an, die sich darin

') Einschübe ähnlicher Art weist ae dem Bearbeiter der Mägussaga nach; FS8, 8. CXVIIIf.

XXXVIII

war dein Muttervater. Ich begreife, wohin dein Sinn sich wenden wird; mein Reich wirst du haben wollen, der Schwiegersohn des Königs wirst du werden wollen und seine Tochter besitzen; da wirst du dich zufrieden geben (S. 68,33ff.).“ Der Bearbeiter schickt dieser Rede einen leisen Vorwurf Neris an Refr voraus, die Versicherung, dass er sein Ansehen vergrössern wolle, und den Wunsch, dass Refr die Ehrengaben des Königs annehme und sein Reich in Frieden lasse (S. 47,13ff.). Das Streben nach grösserer Deutlichkeit, das sich in den angeführten Bei- spielen zeigt, hat Detter auch in der Bearbeitung der Hrölfssaga gefunden; leider hat er S. XI seiner Ausgabe nur wenige Belege dafür mitgeteilt, !)

Die Absicht, möglichst deutlich und klar darzustellen, hatte bei dem Bearbeiter auch den Versuch zur Folge, eine strenge chronologische Ordnung durchzuführen. Er glaubte Neri nicht erst nach dem Tode seines Vaters Vikarr auftreten lassen zu dürfen; daher fügte er wenig geschickt, wie wir gesehen haben Angaben über ihn schon an zwei Stellen der Vikarssaga ein. Refr mit seinem Vater wird uns nicht erst vorgeführt, als er schon er- wachsen in die Handlung eingreift, sondern bereits mitten in der Vikarssaga. Der Bearbeiter hatte dabei den Vor- teil, Rennir als Kämpen an Vikarr knüpfen und so eine schwache Brücke zwischen Vikarssaga und Refssaga schlagen zu können. Den Bericht über Gautreks Heirat und Freundschaft mit Hrosskell (Kap. 8) musste er endlich weit nach vorne rücken, weil er in dem Hügel des Königs den Leichenhügel der Königin sah. Ähnliche Umstellungen zum Zweck besserer chronologischer Urdnung sind die drei grösseren Interpolationen, die Detter S. VIII f. in der überarbeiteten Hrölfssaga nachgewiesen hat.*)

!) Erweiterungen ähnlicher Art hat auch Cederschiéld aus der Bearbeitung der Mägussaga angeführt FSS. 8. CXXI.

") Auch der Bearbeiter der Mägussaga versucht cine streng chrono- logische Anordnung; vgl. Cederschiöld FSS. 8. CVIL

Die “ältere Gautrekssaga zeigt noch die charakte- ristischen Eigenschaften des guten Sagastils: die mehr an- deutende Motivierung, die manches erraten lässt, anderes erst nachträglich aufklärt, die Beschränkung in der Schilderung: der Ortlichkeit, die Kürze und Prägnanz des Dialogs. All das hat der Bearbeiter nach Kräften ver- wischt. Er erweist sich ganz als Anhänger jener neuen Stilart, die von den aus dem Auslande eingeführten Riddarasögur her in Island ‚mehr und mene an Boden

sg my eu Kapitel III. A) Gauti und Gautrekr.

Der Gautenkönig Hygeläc, von dem uns fränkische Geschiehtssehreiber und das Beowalflied berichten, ist in der nordischen Sage fast ganz vergessen. Nur noch eine schwache Erinnerung an seine Kämpfe mit den Schweden lebt im vierten Buche des Saxo Grammaticus fort (S. 175; vgl. Olrik, Sakse II 190 f.).. Da man die alten Uber- lieferungen von ihm vergessen hatte, wurde eine neue Sage aus seinem Namen abgeleitet; man stellte ihn dar als einen unkriegerischen König, der sich nur mit Spiel- leuten abgiebt, gegen seine Mannen aber geizig ist, und liess ihn im Kampfe mit Haki sein Ende finden (Ynglinga- saga Kap. 22 F. J., Saxo S. 279; vgl. Müllenhoff Beovulf

S. 17f). Wo er aber im Norden auch auftritt, hat er sein altes Reich Gautland verloren: Bei Saxo S. 175 ist

der handschriftlichen Überlieferung zusammen mit der längern Gautreks- saga und Hrölfssaga auftritt (Siehe oben 8. X VIII ff.), wird man auf Grund der in den vorhergehenden Noten angeführten Bemerkungen Cederschiölds in dem Bearbeiter der Migussaga und dem der Gautreks- und Hrölfs- saga vielleicht dieselbe Person sehen dürfen, Es ist. auch zu erwähnen, dass der Bearbeiter der Gautrekssaga seine Geschichte als eine ‘katliga frisogn’ bezeichnet (3.1, 2) und dass der Bearbeiter der Mägussaga im Epilog die piörekssaga als ein Beispiel für *kätligar riddarasggur' nennt (FSS. 8. CVI).

XLII

sicher viel älter, da er zu der Saga des Jngjaldr illradi gehört, die man zu den älteren nordischen Heldensagen zählt.

Endlich wird die Familie Gautis noch erwähnt in der Landnämabök, wo (II 20; Isl. Ss. I 125) als erste Gattin des Landnehmers Geirmundr heljarskinn Herriör Gautsdöttir Gautrekssonar genannt wird. Nachkommen des Geirmundr haben also vor der Aufzeichnung der Land- nämabök, dienach 1200 stattfand, ihren Altervater mit dem Ge- schlecht des gautischen Sagenkönigs in Verbindung gebracht.

Die Abweichungen in den Genealogien müssen Anstoss erregen. Auf die beiden Namen der Landnäma ist kein grosses Gewicht zu legen. Mag man annehmen, dass darin die zwei ersten Namen der Gautengenealogie umgestellt sind oder dass man die Herriör durch einen Gautr an Gautrekr Hrölfsson knüpfen wollte, immer ist das Fehlen des Hrölfr in der Reihe auffällig. Wenn wirklich Hrölfr Gautreksson vor 1200 in Island als der grosse Held bekannt war, als der er in seiner Saga erscheint, so hätte jener Genealoge, der die erste Gattin des Geirmundr zur gautischen Prinzessin machte, unter ihren Vorfahren den mächtigsten Herrscher des Geschlechts nicht übergangen. Die Stelle genügt dem- nach immerhin, um Verdacht gegen die Person des Hrölfr zu erwecken. Wollte man die Stammbäume der Ynglinga- saga und der Hrölfssaga neben einander gelten lassen, so müsste man annehmen, dass der erste auf norwegischer, der zweite auf gautischer Tradition beruhe. A. Olrik in seinem Aufsatz „Den nordiske Nationalitetsforskel i sin tidligste Fremtreden* (Nordisk tidskrift 1898 8.607) meint, die Gautländer hätten einen eigenen Sagenkreis von Hrölfr Gautreksson, seiner Brautfahrt und seiner Kämpenschar gehabt. „Er breitete sich jedenfalls im 10. Jhrh. über einen nicht geringen Teil von Norwegen aus, zeigte aber später seinen Mangel an eigner T'riebkraft, indem er in entlehntem Sagenstoff unterging.“

Bei der Behauptung, die Sage von Hrölfr habe sich im 10. Jhrh. über einen nicht geringen Teil von Norwegen ausgebreitet, denkt Olrik an die Hyndluljéd, die er mit

und Heimat zweifelhaften Liedes darf man aber natürlich auch keine sagengeschichtlichen Schlüsse ziehen. Anderer- seits giebt auch Olrik selbst zu, die Sage von Hrölfr sei später untergegangen (,ertrunken“) in entlehntem Sagen- stoff. Er zielt hiermit auf die Hrélfssaga, Heinzel (Über die ostgotische Heldensage 8. 74f.) hat nachgewiesen, dass die dritte Brautfahrt des Hrölfr einer Episode der Virginal nahesteht, und Detter hat in der Einleitung seiner Ausgabe gezeigt, dass die Hrölfssaga aufgebaut ist aus einem Mate- rial, das auch in andern isländischen Fornaldarsögur Ver- wendung fand. Detter weist besonders auf Berührungen mit der Orvaroddssaga hin, von noch grösserer Bedeutung scheinen mir die Übereinstimmungen mit der Ragnarssaga loöbrökar, freilich nicht mit der isländischen Saga des 13. Jhrh., aber mit der Form der Sage, die Olrik (Sakse Il 102—133) als die ältere Sagenform aus Saxo und den Kräkumäl nachgewiesen hat. In dieser ältern Ragnarssaga,

namens unter Öläfr Tryggvason, die vielleicht als eine Person anzusehen sind (Bugge Ark. 5,3)]; 2, den Qgmundr, dessen Enkel Erlingr 997 mit Astridr, einer Schwester des Öläfr Tryggvason, verheiratet wurde; 3, den pördr, dessen Sohn Klyppr 965 Sigurdr slefa, den Schänder seiner Gattin, erschlag; 4, den Qimédr hinn gamli, der 997 das Christen-

in Hordaland durchsetzte und dafür die Vermählung der Königs- ken Astridr mit seinem Grossneffen Erlingr erlangte. Diese Genealogie ist durchaus unanstössig; wenn Hordakäri etwa 865 geboren war, so konnte er ums Jahr 8% einen ältesten Sohn haben, der schon 927 ein berühmter Reehtsgelehrter war, und ce. 915 einen jüngsten Sohn, der noch 997 als ehrwürdiger Greis in politische Verhandlungen mit eingriff. Es liegt also durchaus kein Grund vor, daran zu zweifeln, dass zu Ende des 9., zu Anfang des 10. Jhrh. in Hordaland ein mäch- tiger Häuptling, Namens Hordakäri, wirklich gelebt habe. Nach den Quellen der isländischen Geschichte freilich müsste derselbe Mann gut 100 Jahre früher gelebt haben. In der Islendingabök und der Fassung der Landnäma, die man die Sturlubök nennt, wird der Vater’ des Gesetz- gebers Ülfljötr noch nicht angegeben, in den andern Hss. der Landnäma aber ist Ulfljétr ein Enkel oder Urenkel des Hordakäri geworden. (Isl Ss. I 40, 267). Der Landnehmer Flöki, der 865 nach Island kam, wird Landn. 3, 11 (Isl Ss, I 200) bezeichnet als ein Enkel Hordakaris, der Landnehmer Hjorleifr, der 875 durch seine irischen Sklaven ermordet wurde, soll (Fornsögur 8. 120) ein Urenkel desselben Mannes sein;

XLVI

Zu den Heerfahrten Ragnars stimmen die Braut- fahrten des Hrölfr Gautreksson genau. Die erste ist nach Schweden gerichtet; auf ihr gewinnt Hrölfr durch die Erstürmung der Burg auf dem Ullarakr die Prinzessin porbjorg zur Frau, und nach dem Tode seines Schwieger- vaters (Kap. 28) erhält er Schweden. Die zweite Braut- fahrt: hat Gardariki (Russland) zum Ziel; Hrölfr gewinnt durch Kämpfe mit Berserkern die Tochter des Königs Hälfdan für seinen Bruder Ketill; als Hälfdan stirbt, wird Ketill Herr über Gardariki (Kap. 46). Die dritte Braut- fahrt geht über England nach Irland; Hrölfr wird nach einer Niederlage von dem Irenkönig in eine Grube ge- worfen; dann aber wird er befreit, besiegt die Iren und erwirbt für seinen Pflegebruder Äsmundr die Königstochter Jngibjorg; als der Irenkönig stirbt, überlässt er Gautrekr, dem Sohne Hrölfs, sein Reich. Ausserdem werden durch den Tod ihrer Väter Äsmundr König von Schottland und Hrölfs zweiter Pflegebruder Jngjaldr König von Dänemark.

In beiden Sögur gelangen also in allen Ländern, die den Nordgermanen irgend nahe standen mit Ausnahme von Norwegen und Island —, durch die Heerfahrten des Haupt- helden seine Verwandten oder Pflegebriider auf den Thron. Von den Fahrten Ragnars ist bewiesen, dass sie zum Teil auf historische Vorgänge zurückgehen. Der Verfasser der Hrölfssaga entnahm ibnen den Umriss seiner Dichtung, den er dann mit den bunten Motiven der spätern Saga- dichtung füllte. Dies ist mir viel wahrscheinlicher als die Annahme Olriks (s. oben S. XLII), dass in den Braut- tahrten Hrölfs alte gautische Sage enthalten sei. Auch die Strophe der Hyndluljöö, die unter den Kämpen Hrölfs mehrere der Saga unbekannte Namen anführt, spricht nicht für eine von der Hrölfssaga verschiedene, ältere Sarenform. Solche Listen wurden recht willkürlich zu- sammengestellt; wir sehen aus den Visur der Hälfs- nnd Vikarskämpen, dass man den Helden, die in der betreffenden Saga eine Rolle spielten, nach Gutdünken eine Reihe weiterer Namen hinzufügte. Die Strophe der Hyndluljöö

an Brynjölfr ulfaldi denken wollen, den Bauer in Bohuslän, der Olaf dem Heiligen bei der Erwerbung des bisher schwedischen Grenzgebiets behülflich war; der Name des Gauten Bjorn scheint aber gewählt im Hinbliek auf den Grossvater Helgis des Magern, den Sohn des Hrölfr fra Am (Landn. 3,12; Isl. Ss.. I 203). Aus derselben Genea- logie könnte auch der auf Island freilich gewöhnliche Name porbjorg und der seltene Grimélfr stammen: porbjorg hölmasöl ist die Tochter Helgis des Magern, Grimölfr der Grossvater ihres Gemahls. Der Name Hrosskell kommt zwar nicht in Helgis Familie vor; ich kann ihn überhaupt nirgends als bei zwei Landnehmern nachweisen, und der eine der beiden hat sich in der Nähe von Helgis Wohnplatz, im Skagafjord angesiedelt. Wenn die Hrölfssaga in der Familie Helgis entstanden ist, würde auch die Wahl des Namens Hrölfr für den Haupthelden sich erklären: der gautische Ahnherr des Geschlechtes heisst Hrölfr fra Am, und auch sonst kommt der Name in der Genealogie vor.

Sollten aber auch die Übereinstimmungen der Namen was ganz wohl möglich ist zufällıg sein, so wird dadurch an dem Ergebnis unserer Untersuchung nichts geändert. Da ein Gautenkönig Hrölfr abgesehen von der unsichern Strophe der Hyndluljöö nicht früher als in der Hrölfssaga Gautrekssonar des 13. Jhrh. genannt wird, da sich diese Saga als eine Kompilation später Sagenmotive im Anschluss an Ragnars Vikingersaga erweist, da endlich dem Stammbaum der Hrölfssaga der nachweislich ältere der Ingjaldssaga illräda widerspricht, so ist der Gauten- könig Hröltr für eine späte isländische Erfindung zu halten: Man wird die Erdichtung der Hrölfssaga freilich anch nicht allzu spät ansetzen dürfen, da ihr die ältere Ragnarssaga als Vorbild diente, die in keiner der uns erhaltenen Bear- beitungen mehr rein vorliegt.

Ist demnach die Reihe Gauti-Gautrekr-Hrélfr als eine isländische Erfindung verworfen, so fragt sich weiter: Wie ist der andere Stammbaum : Gautr-Gautrekr-Algauti- Gauthildr zu beurteilen? Schon oben 8. XLIf. ist nach-

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wegische oder isländische Überlieferung vermittelt wurde, lässt sich natürlich nicht entscheiden. Einen Seekönig Gautrekr hat eine Strophe des Einarr Skilason (Sn. E. I 350), die wohl zu einem etwa 1150 gedichteten Oxarflokkr gehört (Sn. E. III 364; Finnur Jénsson Litt. Hist. II 70). Der Dichter bezeichnet die guldgeschmückte Axt, die ihm König Eysteinn Haraldsson verehrt hat, als ‘Gefnar mey (= Hnoss = hnoss, Kleinod) drifna glödum Gautreks svana brautar (Gautreks svanir = Schiffe, G. svana braut = Weg der Schiffe = Meer, G, sv. br, glödir = Gluten des Meers = Gold)’, also als „Kleinod mit Gold verziert.“ Auf Grund dieser Stelle und vielleicht anderer, nicht mehr erhaltener Kenningar geben denn auch die pulor (Sn. E. I 548) Gautrekr unter den heiti der Seekönige. Den Gotrieus des Saxo Grammaticus (8. 433 ff.) hat Olrik (Sakse II 137) auf norwegische Quellen zurückführen wollen, ich werde unten nachzuweisen suchen, dass Saxo aus isländischer Überlieferung geschipft hat. Wenn in der Skjoldungasaga des Arngrim Jonsson (Aarboger 1894, S. 125. 133) Gaut- rieus Westrogothiae baro als Schwiegervater Ragnars an Stelle des Herruör getreten ist, so ist das eine späte Sagen- änderung: der berühmtere Westgaute wurde an die Stelle des unberühmteren gesetzt.

Ich fasse zusammen: Der gautische Stammbaum der Ingjaldssaga ist auf Island nachgewiesen für das Ende des 12. Jhrh. Gauti erscheint um 1200 in den pulur als See- könig, Gautrekr kommt als Seekönig schon früher, um 1150 bei Einarr Skilason, vor; die beiden Verfasser des Hättalykill kannten kurz nach 1140 aus norwegischer oder isländischer Überlieferung die Refssaga, die auch Saxo zu Beginn des 13. Jhrh. mitteilte. Die Genealogie Gauti- Gautrekr-Algauti-Gauthildr ist also auch erst auf Island litterarisch bezeugt. Aber sie kann hier nicht entstanden sein. Dass ein Isländer die Namen, von denen Gautrekr Algauti Gauthildr auf der Insel nicht bekannt waren, zusammenstellte, ist wenig wahrscheinlich. Dann aber ist der Stammbaum fest eingefügt in die Ingjaldssaga illräda, und diese Sage, die

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sind uns keinerlei Sagen von Gauti und Gautrekr über- liefert, die Heimatsberechtigung in Gautland beanspruchen können. Der Sagaschreiber, der die Gautrekssaga zu- sammenflickte, kannte nur ein wunderliches Märchen von der Geburt seines Helden und die Refsage, in der er eine Nebenrolle spielte. Um doch wenigstens etwas über das Leben und Thun Gautreks zu sagen, suchte er sich einige Notizen über ihn aus der Hrölfssaga zusammen und schob sie in die Refgeschichte ein. (Siehe oben S. XXXII)

Wir kommen also wenn auch zögernd und be- denklich zu dem Schluss: Einen gautischen Sagenhelden Gautrekr hat es wenigstens in Gautland selbst nie gegeben. Der schwedische oder norwegische Erzähler, der der Ingjalds- saga illräda ihre Form gab, erfand eine kurze gautische Königsgenealögie, wobei er ausschliesslich mit Gaut- com- ponierte Namen benutzte.

Diese Genealogie wurde nun mit der Ingjaldssaga auch in Island bekannt. Schon vor 1150, wie der Hättalykill Rognvalds lehrt, wurde Gautrekr in der Refs- saga verwendet. Seinen Beinamen „der Milde“ mag er erst dieser Saga verdanken, Von der Refssaga nahm die Entwicklung der gautischen Heldensage auf Island ihren Ausgang. Dem König, dessen Freigebigkeit allen Fürsten als Beispiel vorleuchtete, legte man eine abenteuerliche Vor- und Jugendgeschichte bei in dem Gauta pättr. Ohne die ältere Genealogie zu beachten, gab man ihm wohl in einer aus Gautland stammenden Familie einen Sohn Hrölfr, der als gewaltiger Herrscher nahezu den ganzen Norden sich unterwarf. Die Gautrekssaga und die Hrölfs- saga Gautrekssonar enthalten die Darstellung der gautischen Kénigsgeschichte. Die Aufzeichnung der Hrölfssaga ist die ältere. Der Verfasser der Gautrekssaga kannte aus mündlicher oder schriftlicher Überlieferung den Gauta pättr und die Refssaga; er fügte sie mit Benutzung der Hrélfs- saga zu einer Gautrekssaga zusammen, die er der Hrölfs- saga als eine Art breiterer Einleitung vorsetzte.

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eine Probe erweisen und schlägt Refo eine Wette vor. Dieser reist nach Dänemark und trifft den König Gotricus, wie er, auf einem Sessel sitzend, seinen Mannen den Sold austeilt.') Auf die Frage, wer er sei, antwortet er, er heisse Refr, d. i. Fuchs, „Einem Fuchse,“ meint Gotriens, „geriemt es, mit dem Munde die Beute zu empfangen.“ Er raft den Refo heran und hängt ihm den Ring, den er vom Arm gezogen, an die Lippen, Refo legt ihn sofort an; den mit dem Goldring geschmückten Arm zeigt er vor allen, den andern, schmucklosen versteckt er, und durch diese List erhält er von dem Manne, dessen Milde unübertroffen blieb, ein gleiches Geschenk wie das erste. Als der König von der Wette erfährt, „freut er sieh, dass er mehr vorsatzlos als mit Überlegung gegen sich selbst freigebig gewesen sei, und erklärt, dass er mehr Freude empfinde über das Geben, als der Empfangende über das Geschenk.“ Refo kehrt nach Norwegen zurück, tötet seinen Gegner, der ihm den Einsatz der Wette nicht zahlen will, und führt die Tochter des Goto dem Gotrieus als Gattin (potiendam) zu. Später wird er mit einer Gesandtschaft nach Schweden geschickt. Da die Schweden nicht wagen, ihn mit offener Gewalt zu töten, ermorden sie ihn heimlich; sie hängen über seinem Lager einen Mühlstein auf, und als er eingeschlafen ist, lassen sie diesen auf sein Hanpt hinabfallen. Zur Sühnung der Schuld muss jeder Teilnehmer an dem Verbrechen 12 Talente (= merkr) Goldes, jeder Volksgenosse eine Unze (= eyrir) Goldes an Gotricus zahlen. Man nannte das Fuchsgeld (‘vulpeculae pensionem’),

Was in dieser Erzählung anstössig ist, erklärt sich aus dem Platze, an dem sie steht. Wenn Saxo in die Regierungszeit des Godfred die Refgeschichte denn

") sella posita stipendia inter milites partientem. ‘Stipeudia inter milites partiri’ ist doch wohl Übersetzung aus dem isländ. ‘gefa monnum mala’. Statt des kurzen Ausdrucks sella posita dürfte Saxos Quelle die Angabe gehabt haben, dass der Sessel Gautreks auf einem Hügel auf- gestellt war; vgl, die kürzere Gautrekss. 8. 63, 14 f,

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haben. Eirikr, der als Norweger zuerst auf Seiten des Königs Götarus von Norwegen steht, dann aber in die Dienste Frothos III, von Dänemark tritt, gewinnt durch allerlei Kämpfe Älfhildr, die Tochter des Götarus, als Gemahlin für Frotho.

Bedenken erregt die Strafe, die Gautrekr den Schweden für die Ermordung auferlegt. P. E. Müller (Saxo Il 251f.) hält den Ausdruck ‘yulpeculae pensio’ für Übersetzung von isländisch ‘Refgjold’ und meint, dass dies Wort gebildet sei in Anlehnung an die ‘nefgjold’ genannte Steuer von einem ‘peningr’, die nach Ynglingasaga Kap. 8 alle Schweden an Odin zahlten; der Verfasser habe die grosse Macht des Dänenkönigs schildern wollen, cui Suecorum singuli plus solverent quam olim ipsi Odino. Danach würde sich der Ausdruck Refgjold in erster Linie auf die Abgabe des ganzen Schwedenvolks beziehen. Doch ist es worauf mich Heusler aufmerksam macht entschieden natürlicher, *Refgjold’ als eine Parallelbildung zu ‘manngjold, brööurgjold, otrsgjold' zu fassen, Die Refgjold, die Busse für Refr, wurde aber wohl allein von den Urhebern des Mordes gezahlt; sie wird also in jener Summe zu suchen sein, die jeder Teilnehmer an dem Ver- brechen erlegen musste. Eine Kopfsteuer, ein Nasengeld, entrichtete nur der überwundene Volksstamm dem Ober- herrn (RA 299, vierte Ausg. I 415). Wenn Saxo für die Ermordung Refs jeden Schweden eine Unze zahlen lässt, so vermute ich darin einen Zusatz Saxos, der über- haupt mit Vorliebe von den Abgaben fremder Stämme an die Dänen spricht (vgl. S. 135, 177, 249, 273, 282).

A. Olrik hat Sakse II 136 f, 138 die Refssaga Saxos Norwegen zugewiesen; er meint, es stehe den isländischen Schriftstellern stets klar vor Augen, wann Island besiedelt wurde; kein Isländer habe Refr, den Gefolgsmann des Königs Gautrekr, der ein paar Jahrhunderte vor Harald harfager regierte, zu einem Landsmann machen können; in der norwegischen Sagendichtung habe man leichter einen solchen Fehler in der Zeitrechnung begehen können.

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bier den klugen Schiffsbaumeister auf den Namen Refr, d. i. der Fuchs taufte, hat wohl ein anderer isländischer Erzähler dem schlauen Landsmanne, den er in ein Verhältnis zu Gautrekr treten liess, denselhen Neinen gegeben. Auch die Gisla saga (ed. K.Gislason) 8. 52 weiss von einem Refr zu erzählen, dessen Schlauheit dem Gisli einmal das Leben rettet.

Die Motive, aus denen die Refssaga sich zusammen- setzt, findet man auch sonst in der nordischen Litteratur. Refr weigert sich, den Goto als den freigebigsten aller Fürsten anzuerkennen, und zieht ihm den Gotricus vor. Dazu bietet die Gunnlaugssaga eine Parallele: Im 8. Kap. (isl. Ss. II 232 ff.) kommt Gunnlaugr zu dem Jar! Sigurör in Vestra-Gautland; er spricht ein Loblied auf den Jarl und nimmt seine Einladung, den Winter über dazubleiben, an. Um die Weihnachtszeit erscheinen Sendlinge des Jaris Eirikr von Norwegen, von dem Gunnlaugr in Unfrieden geschieden ist. Beim Feste entsteht Streit darüber, wer der berühmtere der beiden Jarle sei. Gunnlaugr wird zum Schiedsrichter aufgerufen und erkennt, ohne seinen Wirt herabzusetzen, die Überlegenheit des Jarls Birikr an, was ihm dann später dessen Freundschaft eintrigt. Hier liegt nur Ähnlichkeit, nicht Gleichheit des Motivs vor, und an eine Entlehnung von einer der beiden Seiten ist nicht zu denken.

Wenn Refr nach Empfang des ersten Ringes den ringgeschmückten Arm zeigt, den schmucklosen versteckt und dadurch dem freigebigen Gautrekr ein zweites Ge- schenk entlockt, so thut Viggo in Saxos Hrölfssaga kraka bei seinem ersten Zusammentreffen mit König Hrölfr genau dasselbe (Saxo 8. 88f.). Aber dies Motiv ist hier in ganz anderer Weise verwandt als in der Refssaga. Was bei Viggo nach Olriks Auseinandersetzung Sakse II 148 der Ausfluss eines naiv-kindlichen Gemüts ist, ist bei Retr

ich mir nur so erklären, dass man dem sagenhaften Kroka-Refr die Vorfahren seines historischen Namensbruders zulegte, um ihm einen festen Platz in der isländischen Geschichte zu sichern.

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Gautrekssaga musste sie, wenn sie ihm wirklich bekannt war, fortlassen, da zu Beginn der fertig vorliegenden Hrölfssaga Gautrekr selbst um eine zweite Frau wirbt. Esfehlt auch der Bericht über Refs Tod; kannte ihn der Verfasser der Gautrekssaga, so mag er ihn übergangen hahen, weil er ihm von seinem Stoffe abzuliegen schien. Die Notiz über Refs frühen Tod am Schluss der Saga braucht aber nicht darauf zu deuten, dass er eine Darstellung von Refs Ende vor sich hatte, er konnte Refr auch sterben lassen, weil dieser in der Hrölfssaga nicht weiter auftrat. Es bleibt demnach ungewiss, ob die beiden letzten Teile von Saxos Refssaga dem Verfasser der Gautrekssaga noch vorlagen; möglicherweise sind sie bei der üppigen Entwicklung des ersten Teils in Vergessenheit geraten.

Man wird annehmen dürfen, dass die Refssaga der Gautrekssaga auf die bei Saxo aufgezeichnete zurückgeht, da beide isländisch sind und die zweite der ersten um geraume Zeit vorausliegt. Bei der grossen Verschiedenheit der zwei Sögur von Refr und ihrer bruchstückweisen Überlieferung wird sich freilich eine ins Einzelne gehende Entwicklungsgeschichte nicht geben lassen, aber doch kann man die äussern Einwirkungen aufzeigen, die zur Umgestaltung der älteren Saga führten.

Was die Jugendgeschichte Refs angeht, so ist oben auf die Möglichkeit hingewiesen, dass sie schon in. der Saga, die zu Saxos Zeit nach Dänemark kam, vorhanden war, Wahrscheinlicher ist es freilich, dass Refr erst in der jüngern Überlieferung zu einem „Kohlenbeisser“ wurde, denn die Liste in F. Jönssons deutscher Ausgabe der Egilssaga 8. 76 zeigt, dass dieser Typus erst in den späteın Sögur wirklich beliebt wurde. Zu beachten ist, dass der junge Kréka-Refr ganz ähnlich geschildert wird wie Refr Rennisson.

In Saxos Refssaga bekommt der Held yon Goto einen Goldring, von Gotricus durch sein listiges Benehmen deren zwei. In der Gautrekssaga giebt er dem ersten Fürsten, den er besucht, einen Ochsen und erhält dafür einen

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H. C, Andersen, Eyentyr: „Hvad fatter gar, er altıd det rygtige*.

A. Bondeson, Hallindska Sagor, Lund 1880, Nr, 23: „Gobben, som bytte sau bra‘. *)

Diese Märchen unterscheiden sich in mehreren Stücken gemeinsam von dem bei den Grimms. Es ist ein alter Bauer, der den Tauschbandel tührt, und er beginnt ihn mit einer Kuh, die er nach Verabredung mit seiner Frau ver- kaufen oder vertauschen soll. Die weiteren Gegenstände des Handels weichen in den einzelnen Märchen unbedeutend von einander ab. Schliesslich aber erhält der Bauer ein Stückchen Kot bei Ziugerle, Grundtvig b und c, eine Flöte bei Grundtvig d, ein Huhn bei Grundtvig a, einen Sack ver- faulter Äpfel bei Andersen; er muss seinen Hahn für das Essen im Wirtshaus hingeben bei A. Bondeson, bei Asbjörnsen und Moe verkauft er den Hahn für zwölf Schillinge, um sich dafür Essen zu kaufen. Nun geht er mit den Herrn im Wirtshaus (Zingerle, Grundtyig ¢, d, Andersen), mit einem Nachbar (Asbjörnsen, Bondeson), mit dem Käufer des Huhns (Grundtvig b) oder mit der Frau des Predigers (Grundtviga) eine Wette ein, dass seine Frau mit seinem Handel wohl zufrieden sein werde. Und wirklich sieht die Frau bei jedem nenen Tausch, von dem ibr Mann erzählt, nur das Gute; so ist die Wette gewonnen, und der Bauer erhält die ausbedungene Summe.

In dieser ganzen Märchenreihe beginnt der Handel mit der Kuh, und das ist wohl das Ursprüngliche. Die Belohnung für laugjährige Dienste durch einen Goldklumpen ist ein bekanntes Motiv, das z.B. im Rudlieb vorkommt; wenn es im „Hans im Glück“ hinzugefügt wurde, so wird auch die Einschiebung des Pferdes zwischen Goldklumpen und Kuh begreiflich. Das letzte Tauschobjekt ist recht verschieden; möglicherweise war es ursprünglich ein

') Die Kenntnis der nordischen Märchen verdanke ich der Güte Dr. A. Olriks. Mannigfache Abweichungen zeigt das Märchen bei Jön Arnason, Islenzkar pjödsögur og Acfintyri II 530: Fjörar skénélar fyrir gullkamb.

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Kap. 22,10; vgl. Gautrekss. S, 41,14.).') Wenn Hrölfr kraki den Refr mit Helm und Brünne beschenkt, so ist mir freilich kein Fall bekannt, wo eine Brünne, und nur einer, wo ein Helm zu den Gaben gehört (Hallfredars. Kap. 9, Forns. 8, 104, 20); häufiger kommen Angriffs- waffen wie Schwerter und Streitäxte als Geschenke vor. Geschmückte Hündchen, wie Ella sie dem Refr giebt, lassen sich als Geschenk erst im Diplomatarium Norvegi- cum VIII Nr. 115° nachweisen: ‘skulum vör senda yor med Osmundi gullsmiö smärakka pa likasto sem ver kunnum til fi at besso sinni’. Der Brief, dem die Stelle entnommen ist, wurde geschrieben im Oktober 1338; der Absender ist der Bischof Haakon in Bergen, Empfänger der Bischof Salomon in Oslo.

Die Könige, die Refr besucht, sind ausgewählt unter den bedeutendsten Sagenkönigen des Nordens. Ella von England ist der bekannte Gegner des Ragnarr loöbrök; Hrölfr kraki von Dänemark ist der grösste unter den Skjoldungenherrschern. In Öläfr darf man wohl den historischen Seekönig Öläfr hinn hviti sehen, der mit seinem Bruder Ivarr 853 Dublin eroberte, den dann isländische Genealogen zum Gatten der Auör djüphöga und damit zum Stammyater der Breiöfiröingar machten °). Allenfalls könnte man auch an den norwegischen Öläfr liösmannakonungr denken, von dem die Hrömundarsaga Gripssonar und die Griplur berichten (vgl. Sturl. I 19),

Es liess sich also eine Einwirkung des Märchens vom „Hans im Glück“ auf die Refssaga zeigen, es liessen sich zugleich Erweiterungen der Saga aufweisen, die sich daraus ergaben. Dagegen ist es unmöglich, das Aussehen der Saga nach jener Einwirkung im Einzelnen näher fest- zustellen. Bis die Refssaga sich zu jener Form aus-

1) Weitere Schiffe als Geschenke kommen vor in Njäla Kap. 82 und 86; Vatnsd. Kap. 16.

®) Über ihn handelt unter andern Storm, Kritiske Bidrag til Vikingetidens Historie 8, 24, 119. Steonstrup, Normannerne I 1208, O74 f.

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durch die ein Mann niedrigen Standes eine Königstochter gewinnt.

Die Märchen von der Prinzessin, die nieht lachen will, hat R. Köhler (Kleinere Schriften 1,348) zusammen- gestellt; vier ditmarsische Erzählungen desselben Inhalts hat H. Carstens in der Zeitschr. des Vereins für Volks- kunde 3, 456 ff. mitgeteilt. Die Prinzessin, die nicht. lachen will, findet man auch in der Kunnewäre des Parzival (III 151) und in der Skadi der jüngern Edda (I 214) wieder.

Die Märchen von einem Jüngling, der durch drei Freierproben die Hand der Prinzessin gewinnt, hat R. Köhler (Kleinere Schriften 1,191—195) behandelt. Uns geht hier nur die mehrfach abweichende Fassung an, die L. Gonzenbach in den Sicilianischen Märchen als Nr. 76 aufgezeichnet hat: „Die Geschichte von Giuseppinu’).“

Die kinderlose Königin bittet den heiligen Joseph, ihr ein Kind zu bescheeren, und verspricht, es Giuseppe oder Giuseppinu zu nennen. Als Giuseppinu 13 oder 14 Jahre alt ist, bekommt er Sehnsucht, die Welt zu sehen, und entflieht heimlich, da die Eltern ihn nicht ziehen lassen wollen. Bei einem andern König wird er auf die Bitte der Königstochter in Dienst genommen und zum Stallknecht, später zum Lakaien gemacht. Als aber die Tochter den schönen Fremdling zam Manne wünscht, weigert sich der Vater. Auf den Vorschlag seiner Räte sagt er schliesslich seine Einwilligung zu, unter der Be- dingung, dass Giuseppinu vorher eine grosse Reise mache und Reichtümer davon mitbringe; man will ihm jedoch hierzu ein schlechtes Schiff geben. Als Giuseppinu im

‘) Parallelen dazu s. bei Köhler-Bolte, Zu den von L. Gonzenbach gesammelten sicilianischen Märchen, Ztschr, des Vereins für Volks- kunde 6, 169; doch bietet nach J. Boltes gütiger Mitteilung nur Pitrö 3, 24 Nr. 116 °8. Micheli Arcangilu e un sd divotu’ eine vollständige Parallele; hier ist der Erzengel Michael an Stelle des heiligen Joseph getreten, und das dritte Schiff ist nicht mit Uniformen gefüllt, sondern mit Bohnen, mit denen eine Menge Gefangeue der von beiden über- wundenen und getöteten tyrannischen Königin gespeist werden, um dann als Soldaten zu dienen.

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Königstochter wirbt, muss drei Proben bestehen; er besteht sie glücklich mit Hilfe eines Dritten, der ihm irgendwie verpflichtet ist; das graue Männchen hilft dem Dummling, weil dieser ihm von seinem Essen mitgeteilt hat, der heilige Joseph hilft seinem Schützling, weil dieser von der Mutter auf seinen Namen getauft ist. Die Freier- proben selbst sind in den zwei Märchen durchaus ver- schieden und haben ihre Entsprechungen in verwandten Märchenreihen. Für unsere Saga wichtig ist nur die dritte Probe der sicilianischen Aufzeichnung: Mit einer Streitmacht, die er auf abenteuerliche Weise sich ver- schafft hat, erschreckt der Freier den König und erlangt dadurch endlich dessen Tochter zur Frau.

Eine Form des Märchens, die der sieilianischen ähnlich war, muss irgendwie in den Norden gelangt sein und auf die Refssaga eingewirkt haben‘). Aus ihr gingen die Motive, dass der Held auf den Rat seines Beschützers handelt und dass er dem König durch eine eben erworbene Streitmacht die Einwilligung zur Heirat abzwingt, in die Saga über. Die zwei ersten Freierproben, welcher Art sie auch in dem erschlossenen Märchen gewesen sein mögen, mussten unterdrückt werden, wenn dem Refr be- reits eine Reihe Handelsfahrten beigelegt war.

Leider lässt sich nicht näher ermitteln, wie der Bericht von der Gewinnung der Hilfe Öläfs in der Refs- saga entstanden ist. In dem zu Grunde liegenden Märchen gewann der Held die Heeresmacht, mit der er den König schreckt, wohl durch einen Kampf wie in der sicilianischen Überlieferung. Dieser Bericht mag in Rücksicht auf den Geschenke gebenden und empfangenden Refr umgestaltet sein, doch so, dass das alte Motiv noch in dem Kampfe Refs mit Refnefr erhalten blieb.

Refnefr (= Fuchsnase) steht kaum, wie Olrik Sakse II 138 meint,: in Beziehung zu dem Ulfo der Refssaga Saxos. Er ist eine Neubildung und erinnert etwa au Drei Freierproben besteht auch Gonga-Hrölfr für Vilbjälmr; Gongu-Hrölfes, Kap. 15—18.

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entnahm, die ihm neben der Sturlubök als zweite Quelle vorlag.

Nereidr hinn gamli wird ferner erwähnt in der Öläfs- saga helga (Hskr, ed. F. Jonsson If 44; Öl, helg. Christ. 1853 8. 31): Asta, die Mutter Olafs des Heiligen lässt, 1015 ihren zweiten Gatten, den König Sigurör sfr auffordern, dem Olafr Hilfe zu leisten, ‘ok bad pess, at pu skyldir meirr likjask i ett Haraldz ins härfagra at skaplyndi en Hrana mjönef, médurfodur pinum, eda Nereid (Nereid im Cod. Holm. 2, 4%) jarli inum gamla, pött peir hafi verit spekingar miklir’. Hier wird auch die Klugheit des Nereiör erwähnt und möglicherweise eine Verwandtschaft mit dem norwe- gischen Königshause angedeutet, aber über die Art dieser Verwandtschaft lässt sich nichts ermitteln. Wenn die Rede der Ästa, was nicht unmöglich ist, auf alter Über- lieferung beruht, so würde dieses Zeugnis für Neriör in den Anfang des 11. Jahrhunderts zurückreichen.

Der Jarl Neriör wird ferner genannt im 15, Kap. der Fagrskinna (ed. Munch und Unger S. 10). In diesem und den folgenden Kapiteln wird das, was gewöhnlich von Gyda Eiriksdöttir und ihrem Verhältnis zu Haraldr härfagri erzählt wird, übertragen auf eine Ragna aus pötn, deren sonst unbekannte Vorfahren der Verfasser genau anzugeben weiss. Als der zwölfjährige Haraldr sich um die Liebe des gleichfalls zwölfjährigen Mädchens bewirbt, weist sie ihn zurück mit den Worten, sie wolle zunächst gewahr werden, ‘hvärt heldr skulu verda arfar Neriös hins räö- spaka, frenda ydars, herra konungr, ber eda synir Gand- älfs. Der König antwortet ihr zornig, sie aber erklärt, sie wolle nur den zum Manne nehmen, der sich alle Nor- weger unterwerfe. Storm hat in seinem Buche Snorre Sturlassöns Historieskrivning 8. 115 über die Kapitel 15 bis 19 der Fagrskinna gehandelt und allerlei Anstössiges darin nachgewiesen. Die Kapitel finden sich nur in der jüngeren Fagrskinna aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts; sie stehen recht unpassend erst nach der Schlacht im Hafrsfjorör, und endlich ist von Haralds Eide, sich ganz

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von Sarpsborg vorkommt; ein Lehnsmann des Magnüs blindi trägt ihn, der 1134 von Haraldr gilli gehängt wurde. Sonst ist der Name in der nordischen Litteratur kaum mehr nachzuweisen. Nur im Diplomatarium norvegieam kommt er mehrfach vor. Munch (Det norske Folks Historie I, 1, 342 Anm.) zählt im I. Bande des Diplomatariums 13 Diplome mit dem Namen Nerid, von denen 11 aus Thelemarken und Grenland, 2 aus Vestfold stammen. Er verlegt daher das Reich des Nerid nach Grenland. Diese Ansetzung von Neriös Reich, die allein auf den Namen der Diplome beruht, ist noch weniger sicher wie die oben versuchte, die von den interpolierten Kapiteln der Fagrskinna ausging. So viel steht aber fest, dass sich keine Beziehungen Neriös zu den Upplond nachweisen lassen; mit ihnen hat wohl erst der Bearbeiter der Gautrekssaga den Jarl belehnt, um ihn an ein norwegisches Königsgeschlecht anknüpfen zu können.

Die geographischen Angaben des Bearbeiters von dem Reiche Neris sind übrigens wenig klar. „Vestra- Gautland“, sagt er im ersten Kapitel, „liegt zwischen Norwegen und Schweden fyrir austan Kjolu alla.“ Da- mit ist aber nicht das eigentliche Vestra-Gautland be- zeichnet, sondern Vzermaland, das freilich mit dazu ge- rechnet werden durfte!,. Wenn es dann weiter heisst, die Gautelfr trenne die Upplond und Gautland, so ist 9) Geijer Geschichte Schwedens I 60 bemerkt: „Wermland wurde in älteren wie in neueren Zeiten zum Gothenland im weitern Sinne ge- rechnet.“ Prof. Noreen teilt mir auf meine Anfrage mit: „Diese Land- schaft wird von unsern ältern Geographen bald zu Svealand, bald und wohl etwas häufiger zu Götaland gerechnet (jetzt immer zu Svealand). In kirchlichen Dingen war sie im Mittelalter mit Väster- götland vereint [vgl. Adam v. Bremen IV 24]; vor dem 13. Jahrh. (zu welcher Zeit Värmland einen besondern Gesetzsprecher hatte) vielleicht auch in juridischer Hinsicht. Im Grossen und Ganzen ist sie von Väster- götland aus besiedelt worden, und die jetzige Mundart stimmt noch im Wesentlichen mit dem Västgötischen überein.“ Aus der isländischen Litteratur ist mir allerdings keine Stelle bekannt geworden, aus der sich die Auffassung, Värmland sei als ein Teil von Västergötland betrachtet worden, erweisen liesse,

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Er ist einmal ein einfacher Bauernsohn. Da das Erscheinen eines Isländers bei den berühmten Sagenkönigen Hrölfr kraki und Ella anstössiger war als bei Gautrekr, von dessen Regierungszeit wohl nur Leute von tüchtigem historischen Wissen eine klare Vorstellung hatten, liess man ihn auf Rennisé'), der Heimat des Eirikr mälspaki, geboren sein und gab ihm einen Vater Rennir bei, dessen Name natürlich aus dem der Insel abgeleitet ist. Seine geistigen (Gaben sind nicht hervorragend; er handelt über- all nach der Vorschrift seines Beraters Neri; aber „er macht sein Glück bei den Königen durch naive Zutraulich- keit und Liebenswürdigkeit.“ „In Refs Handlungen zeigt sich der bescheidene Mann aus geringem Stande, gleich zuerst wie er mit seinem Ochsen herangezogen kommt und ihn dem Jar] giebt, und dann später, wie er immer weiter vorwärts kommt, indem er weggiebt, was er hat; hier gleicht er Audunn (vestfirözki), aber macht noch in höherem Grad sein Glück, indem er dem Rate des Jarls folgt (Olrik Sakse II 137).

Daneben aber treten andere Züge hervor, die bei näherer Betrachtung zu dem Bilde des Mannes nicht zu stimmen scheinen. Er wird des Königs Schwiegersohn. Daher wird ihm ein reicher Jarl als Muttervater beigelegt. Daher ıst er in der Jugend ein Kohlenbeisser wie andere Helden der spätern Fornaldarsögur. Er bewährt auch seine Tapferkeit in dem schweren Kampfe mit Refnefr und wird so der Königstochter würdiger.

Jedoch treten diese kleinen Widersprüche in Refs Charakter nicht stark hervor. Die verschiedenen Eigen- schaften sind geschickt mit einander verbunden, so dass die Refssaga sicher nicht zu den schlechtesten Erzeugnissen isländischer Kunst gehört.

Für die jüngere Refssaga haben wir möglicherweise ein chronologisches Zeugnis. Bugge hat im Bidrag til den

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') D, i. eine Insel im Stavangerfjord, also in Rogaland; s. Saxo I 206.

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den Umrissen der Erzählung als in einzelnen Motiven zeigt es eine unverkennbare Verwandtschaft mit einer Reihe isländischer Volkssagen, die in Jön Ärnasons Sammlung unter den Ütilegumannasögur aufgezeichnet sind!). Diese Sagen erzählen von Menschen, die, durch eine Schuld von der bürgerlichen Gemeinschaft ausgeschlossen, sich in die weiten Einöden Islands zurückgezogen haben und dort, ängstlich gemacht durch die drohende Gefahr der Ent- deckung, ein leises Leben führen. bis ein Fremder in ihre Mitte tritt und die Tochter des Verbannten zum Weibe gewinnt.

Der Eintritt in das einsame Haus muss erzwungen werden in der Gautrekssaga wie in der Saga af Äsmundi 4 Fjalli (Jén Ärnason Il 264) oder in der Erzählung vom Sendisveinn Skälholtsbiskups (Jön Arn. II 279f.), Alles ist nett eingerichtet bei den einsam Wohnenden in der Gautrekssaga (Ausg. S. 50, 19; 51, 16) wie in der Visi- taziuferd Skälholtsbiskups (Jön Ärn. II 253): ‘Alt var haglega smidad, hreintog pokkalegt’. Ängstliches Schweigen herrscht sowohl im Hause Skafnartungs als bei den Üti- legumenn; ‘allir pögöu’ heisst es beim Eintreten Jöns in das Haus (Jön Ärn. II 253), und in der Saga Jön böndi og ütilegumadurinn sagt die stulka, die den Ankömmling bedient: „peir Attu ad vera kyrrir; ein anderes Wort sprach sie nicht.“ Als dann Jön in das grössere Haus eintritt, bemerkt er selber: “Her er pögult fölk, en svipmikiö’ (Jon Arn, II 177). Erst als alle zu Bett gegangen sind, erscheint in der Gautrekssaga Snotra vor dem Lager Gautis, um ihm von den Bewohnern des Hauses Kunde zu geben?); in ähnlicher Weise sucht der Sendbote des

!) Jon Arnason II 260: Sudurferda-Asmundur; 263: Saga af As- mundi ä Fjalli; 266: Dalbüinn; 276: Jon fra Geitaskardi; 283 Kaupa- madurinn; 296: Sveinn fléafifl; man vgl. ferner Il 175: Jön böndi og utilegumafurion und Il 253: Visitaziuferö Skälboltsbiskups,

?) Das Motiv, dass der Gast den Besuch der Haustochter in seinem Bette empfiingt, ist im französischen Epos mehrfach belegt; vgl. Heinzel Östgotische Heldensage 8. 86.

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frühhistorischer Zeit für ebenso gut beglaubigt ansehen müssen als das Aussetzen schwächlicher Kinder‘),

J. Grimm hat RA* 1 674 darauf hingewiesen, dass die Erzählung der Gautrekssaga sich berühre mit einer Stelle des Plinius über die Scythen (Hist. nat, 4,12) und noch näher mit einem Satz des Pomponius Mela (de situ orbis 3,5) über dasselbe Volk: ‘Habitant lucos silvasque et ubi eos vivendi satietas magis quam taedium cepit, hilares redimiti sertis semetipsi in pelagus ex certa rupe praecipites dant’. Aber er hat auch gewiss richtig bemerkt, dass der Verfasser der Gautrekssaga diese Stellen schwerlich gekannt habe.

Das Motiv des Aetternisstapi kann auf Island selbst ausgebildet sein, denn wie es scheint, war der grausame Brauch, die alten Leute zu töten, auch hier noch nicht ganz vergessen. Darauf deuten einige Stellen hin, die J. Grimm RA‘ I 670 anführt. Nach der jüngern Olafs- saga Tryggvasonar (FMS. II 225ff., Flat. 1 437f) wurde in Island zur Zeit einer Missernte und Hungersnot be- schlossen, alle Greise, sowie die Lahmen und Siechen aufzugeben und verhungern zu lassen. Der Beschluss kam freilich nicht zur Ausführung, da der grösste Häupt- ling des Bezirks, Arnörr kerlingarnef, durch seine Mutter umgestimmt wurde. Auch in der Reykdslasaga (Isl. Forns, Il 32) macht der Tempelgode Ljötr in einem harten Winter den Vorschlag, die Kinder auszusetzen und die Greise zu töten, aber er dringt nicht damit durch. Endlich wird in dem Anhang zur Landnäma, den man dem Björn Jönsson zuschreibt, erzählt, dass um 970 zur Zeit einer Hungers- not „einige die Greise und Untüchtigen töten und von den

1) Über mittelalterliche Erzählungen, denen die alte Sitte, die Greise zu töten, zu Grunde liegt, vergleiche man: G. Polivka, Seit welcher Zeit werden die Greise nicht mehr getötet? Zeitschr. d. Ver. f. Volksk. 8, 25ff. P. führt slavische Parallelen zu Paulis Erzählung in Schimpf und Ernst No. 442 an, sowie auch eine weissrussische Er- zählung, die er als ein Zeugnis für das wirkliche Bestehen der bar- barischen Sitte ansieht,

vermag ich sonst nirgends nachzuweisen, aber sie stammen wohl aus der Volksüberlieferung nnd sind nicht für unser Märchen besonders erfunden.

Die Namen der Gillingssöhne sind ihrem Charakter wohl angepasst. Skafnartungr ist der „Borke-nager‘; denn ‘skaf’ ist die Baumrinde, die in Norwegen als Vieh- futter benutzt, zu Zeiten der Not aber, wie die Strophe des Sighvatr Flat. II 393 (= FMS V 210) lehrt, auch von Menschen gegessen wurde, und 'narta’ wird bei Vig- füsson wiedergegeben durch ,,to pinch slightly as a mouse does.“ Fjelmöör oder Fjolmédi ist nach den Lexicis ‘tringa maritima’, der Utferläufer; Guöbrandr Vigfüsson bemerkt in seiner Einleitung zu Jon Arnasons hjöösögur S. XI: Fjölmöör er fuglsheiti, og er allra fugla minstr og litilsigldastr, og er pvi kallad Fjölmödarvil, ef menn fjargviörast it af litla efni. Der Name des kleinen Vogels mit der klagenden Stimme, von dem auch der Ausdruck Fjölmödarvil für ein Jammern ohne Grund hergenommen ist, passte vortrefflich für den ängstlichen Sohn Gillings, der von den Schnecken, die über seine Goldplatten kriechen, Verringerung seines Besitzes befürchtet. Der dritte Name, Imsigull, lässt sich nicht so sicher deuten. Da Imsigull den Acker erbt, so ist die Auffassung des zweiten Teils als „Igel“ wohl zweifellos; der erste Teil des Namens kann wohl nur der Genetiv des Neutrums ‘im’ = Staub sein: wir hätten dann hier ein uneigentliches Kompositum und müssten "Ims-igeul mit „Staubigel, Erdigel* über- setzen. ‘Heims-igull’ in LK ist offenbar nur eine Ent- stellung daraus.

Der Name von Gillings Frau Totra ist von "toturr Lumpen abgeleitet und bedeutet also „die Zerlumpte*. Fjotra wird von einem Verbum ‘fjatra’ stammen, das H. Ross in seinem Norsk Ordbog aus norwegischem Dialekt belegt. Er übersetzt das Wort mit „wiederholte kleine unsichere, wenig beherrschte strauchelnde, stolpernde, tastende Bewegungen machen; besonders: stotternd, tastend, blöde schwatzen; unsicher und sinnlos reden“ und stellt

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dazu das männliche Nomen agentis Fjatre und das weib- liche Fjotra. Der Name wäre demnach etwa mit „Fasel- trine“ wiederzugeben ').

Ist die vorgetragene Erklärung von Fjotra richtig, so lässt sich vielleicht auch eine Deutung des schwierigen Namens Hjotra geben, der mit der Hs. E wohl richtiger als Hotra anzusetzen ist. Wenn Hotra zu Hjotra wurde in Folge einer Einwirkung von Fijotra her, so ist auch Hotra möglicherweise gebildet in Anlehnung an Totra Fjotra und geht auf das von H. Ross belegte hotta znrück, das unter anderm bedeutet: „wippend und hüpfend umher- laufen; umlerhüpfen; meist von Kindern.“ Hotra ent- spräche dann ungefähr einem deutschen „Hoppsliese“. Diese Deutung ist natürlich sehr unsicher, durfte aber bei der oft recht willkürlichen Namengebung der Märchen immerhin mitgeteilt werden. |

Die dritte Schwester Snotra ist natürlich „die Kluge“. War, wie oben als möglich hingestellt ist, das Snöt der Hs. E der ursprüngliche Name, so hätte auch hier eine Anlehnung an die Namen der andern Schwestern statt- gefunden ?).

Die besprochenen und andere nicht besprochene Sagenzüge mögen sich auf Island zu dem Märchen von den Dalafiflar zusammengefügt haben. Das wird wahr-

ı, Der Name Fjotra kommt ausserdem vor in einer Kenning des Ami brödir, der zu Anfang des 14. Jahrh. lebte (Sn. E. II 632; vgl. 6. porläksson Udsigt S. 166), ferner als ökend heiti in einer Strophe der späten Viglandarsaga (G.Vigfüssons Ausg. S. 82) und in den jüngern pulur aus der zweiten Hälfte des 13. Jhrh. (Sn. E. Il 490; vgl. F.Jonsson Litt. Hist. 11 175). Sv. Egilsson hält Fjotra für einen Valkyrjennamen uod vergleicht damit die Herfjotur in den Grimnismal v. 36, die im Cod. Upsal. der Snorra Edda Herfjotra heisst. Diese Deutung passt aber sicher nicht für die Fjotra unseres Marchens. Wenn Egilsson Recht hat, so steht die Fjotra der Gautrekssaga abseits von den andern. Aber vielleicht ist gerade sie es, die späten Dichtern den Namen lieferte, dessen spöttische Bedeutung bereits in Vergessenheit geraten war.

*) Ist Snöt wirklich der ältere Name für Snotra, so gehörte wolıl emmal Gillingr mit Snot zusammen, Skafnartungr, Fjolmöär, Imsigull mit Totra, Fjotra, Hjotra. -

Palaestra. XI. Einltg. 6

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scheinlich gemacht einmal durch die Aufzeichnung auf Island, dann aber auch durch die Berührungen mit den Ütilegumannasögur. Das Motiv von dem ztternisstapi mag auf eine dunkle Erinnerung der Isländer an eine längst vergangene Zeit zurückgehen. Von den Gillings- söhnen scheint Fjolmöör nach Island zu weisen, Skaf- nartungr durch seinen Namen und Imsigull durch Namen und Besitz eher nach Norwegen. Die Namen der Fjotra und Hotra sind oben aus norwegischen Dialektwörtern erklärt; aber es ist natürlich nieht ausgeschlossen, dass diese Wörter auch einmal auf Island bekannt waren.

Werfen wir noch einen Blick auf die kunstvolle Darstellung des Märchens besonders in der ältern Fassung der Saga! Was uns daran vor allem anzieht, ist der Umstand, dass der naive Stoff in kurzer, mehr andeutender Form wiedergegeben wird. Nirgends werden die Gründe, aus denen diese ängstlichen Menschlein handeln, breiter ausgeführt, das Ganze ist in die nebelhafte Ferne des Wunderbaren gerückt. Der Bearbeiter hat viel von der Wirkung der ältern Darstellung zerstört, indem er in seinem Hange zu nüchterner Deutlichkeit alles besser be- gründen wollte und die Reden der handelnden Personen aufschwellte.

Wunderbarer Weise hat man das Märchen von den Dalatiflar wie auch die Sagen von Gautrekr und Hrölfr als historische Quellen gefasst. Als Olaus Verelius 1664 die beiden Sögur zum ersten Mal herausgab, glaubte er seinem Volke das älteste Denkmal seiner Geschichte zu erschliessen. Die Archäologen suchten die ztternisstapi in Gautland und fanden nicht nur eine, sondern eine ganze Reihe solcher Aettstupor. N. H. Sjöborg in Korsök till en Nomenklatur för nordiska fornlemningar, Stockholm 1815, S. 10—13 macht einige Aettstupor namhaft und giebt durch eine eingehende Beschreibung Anleitung, weitere aufzufinden. Die Sache fand augenscheinlich schon damals nicht überall Glaubeu, denn in seinen Samlingar för nordens fornälskare, Stockholm 1822, I 57 musste

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Sjéborg seine Aettstupor gegen eine Kritik seines Freundes Prof. Nyerup verteidigen. Dagegen ist Geijer, Geschichte Schwedens, Hamburg 1832, I 102f. noch gut gläubig; er sieht den Bericht, dass in Gautland sich die alten Leute von Stammesfelsen gestürzt hätten, für historisch an und nennt einige solche Felsen. Auch J. Grimm (RA.* I 670) scheint nicht abgeneigt gewesen zu sein, an die Aettstupor zu glauben. Die neuere Archäologie hat freilich diese falschen Denkmäler aus der gautischen Vorzeit aufgegeben. Ad. Noreen hat über sie in einem kurzen Artikel der Nordisk familjebog (Konversations- lexicon) XVIII 549 gehandelt. Er ist der Ansicht, dass sie einzig und allein auf den ‘ztternisstapi’ der Gautreks- saga zurückgehen und schliesst seine Ausführungen mit den Worten: „Die jetzigen, nicht ganz seltenen Lokal- sagen von Felsen, die früher eine solche Verwendung gehabt haben sollen, dürften sämtlich in später Zeit ent- standen sein, eben auf Grund jener apokryphen Angaben dei unsern etwas ältern Schriftstellern“ ?).

Kapitel IV.

Die Vikarssaga.

Es ist bereits in Kap. 2 gezeigt, dass die Vikars- Saga in der Gautrekssaga nicht von vornherein ihren Platz hatte, sondern erst von dem Bearbeiter der jüngern Fassung "eingeschoben ist.

Die Sage von Starkaör und Vikarr wird darin doppelt “dargestellt, in Prosa und in Strophen, die zum Belege und zur Bestätigung jedem Teil der Prosaerzählung an- gefügt sind.

In Kapitel 7 wird vor V. 30 erzählt, König Alrekr habe Starkaör gefragt, was er Neues zu melden habe

1) Auf den Artikel der Familjebok machte mich Dr. A. Olrik aufmerksam. Prof. Noreen war so gütig, mir eine deutsche Übersetzung davon mitzuteilen.

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von seinen Verwandten und sich selbst; darauf habe Starkaör geantwortet mit dem Liede, das der Vikarsbälkr heisst; „darin wird so von der Ermordung des Königs Vikarr erzählt,“ Es werden also die nun folgenden Visur 30—34 als Vikarsbälkr bezeichnet. Jön Sigurdsson (Sn. E. III 290) folgte noch dieser Angabe des Saga- schreibers, aber Guömundur porlaksson (Udsigt over de norsk-islandske skjalde S. 7) hat bereits bemerkt, dass alle Strophen der Vikarssaga sich ungezwungen zu einem einzigen Liede zusammenfüzen. Freilich rechnet er die letzten drei Strophen (35—37 unserer Ausgabe) nur zweifelnd zu den ersten 30 (6—34). Müllenhoff (DA V 296f.) schliesst sich der Auffassung Guömunds an; er fasst die Strophen 6-34 als Vikarsbälkr zusammen, be- trachtet ihn als den ersten Abschnitt einer umfangreicheren Starkadarkvida und nimmt an, dass die in der Saga fol- genden 3 Strophen von den Verhöhnungen, denen sich Starkaör in der Hausmannschaft zu Uppsala ausgesetzt salı, der Fortsetzung des ersten bälkr, d. i. Abschnitts, entstammen. F.Jönsson (Litt. Hist. II 158 Anm 3) wider- spricht kurz der Annahme Müllenhoffs, wie ich glaube, mit Recht. Denn die Visur 35—37 lassen sich nicht von den andern abtrennen. In der zweiten Hälfte der Visa 34 geht Starkaör von der Vergangenheit auf die Gegen- wart über; nunmehr des Präsens sich bedienend, schildert er die freundliche Aufnahme bei den Söhnen des Fürsten und in den nächsten drei Visur den Hohn, mit dem ihn die Hausmannen der Könige überschütten. Wenn Starkadr in den letzten 3'/, Visur im Präsens spricht, so beweist das, dass hier sein Bericht zu Ende geht, dass wir in dem Vikarsbälkr nicht einen Liedabschnitt, sondern ein in sich abgeschlossenes Lied zu sehen haben.

Die letzten Visur klären uns auch auf über die Situation des Liedes. Der Spott der Mannen ist es, nicht die Frage des Königs, wie die Saga meint, der den Helden zu seinem Liede anregt. Einer muss es schlimmer ge- trieben haben als alle andern nicht zwei, wie die Saga

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vor Visa 35 angiebt (S. 32, 24f.) —; denn an einen wendet er sich in Visa 17 mit den Worten: „Du warst nicht mit Vikarr u. s. w.“ Allerdings nur einmal redet er den Beleidiger an, sein Lied gilt in Wahrheit doch den Königen und den versammelten Mannen: ihnen allen enthüllt er sein Heldentum und sein trauriges Geschick.

Nach Vikarr ist das Gedicht benannt, weil es im Gegensatz zu andern Starkaösliedern das Verhältnis des Helden zu Vikarr behandelt. Aber es ist und bleibt doch ein Starkadslied, und daher ist es höchst auffallend, wenn in einigen Visur der Mitte der Held fast völlig in den Hintergrund tritt. Die Visur 22 und 23, die eine Ver- knüpfang der Vikarssaga mit der Refssaga bezwecken, sind schon von Müllenhoff (DA. V 296 Anm.) angezweifelt worden, aber auch die vorhergehende Visa und die fol- genden bis Visa 28 stören den Zusammenhang.

Während bisher wenn man von dem sicher echten Kämpenverzeichnis absieht Starkaör nur von seinen Erlebnissen und Thaten berichtete, wird in Visa 21 von dem Kampfe Vikars mit Geirbjöfr und von der Eroberung der Upplond erzählt; von Eroberungen war in den frü- heren Strophen nicht die Rede, und die Upplond weisen darauf hin, dass diese Visa mit den nächsten beiden enger zlsammengehört, die die zwei Söhne Vikars und die ihnen zufallenden Länder uennen. Die Visur 24—28 berichten dann breit von dem Kriege mit Fridpjofr, in dem Öläfr hitn skygni auf Seiten Vikars stand. Nur einmal in den 8 zweifelhaften Strophen spricht Starkaör in der ersten Person Singularis (27,7) und zweimal in der ersten Person Plaralis von sich und seinen Waffengenossen (25,1,2 und 27,1), während sonst bis auf die Kämpenliste die Dar- stellung in der ersten Person durchgeführt ist. In Visa - 28,5. wird nun aber gar Starkadr Störvirksson in der dritten Person eingeführt. Wir sehen: die Visur 21—28 sind Vikarstrophen, nicht Starkaöstrophen, und sie können in den alten Vikarsbälkr nur später eingefügt sein.

Auch die Darstellung in diesen Strophen weicht

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wesentlich von der der andern ab. In den echten Teilen des Liedes werden die Erlebnisse des Helden anschaulich ausgemalt man erinnere sich an das erste Zusammen- treffen des Starkaör mit Vikarr oder an den Kampf mit Sisarr —, in den eingeschobenen Visur herrscht trotz einer gewissen Breite der Ton trockener Katalogpoesie wie etwa in dem Nöregs konungatal. So prosaische Ausdrücke wie in Visa 26: „er entbot das ganze Volk; gross wurde seine Heereshälfte gezählt,“ oder gar in Visa 28: „Starkadr Störvirksson legte seine ganze Allmacht an den Tag“ sucht man in den alten Strophen des Gedichts vergebens.

Auch der Versbau führt dazu, die Visur 21— 28 auszuscheiden. Wenn man von der einen Zeile 27,7: ‘hjék brynjulauss’ absieht, so sind diese Strophen die leicht zu bessernden zwei ersten Zeilen von Visa 25 rechne ich nicht mit in reinem Kviöuhättr geschrieben. In den anderen Teilen des Gedichts herrscht das Forh- yröislag durchaus vor. Man hat nun freilich das Metrum als eine Art Mischung von Fornyröislag und Kviduhattr betrachtet. Dagegen ist einzuwenden, dass eine solche Mischung etwas Unerhörtes sein würde, dass sie jeden- falls ein zweites Mal nicht belegt ist, Wir werden uns also den metrischen Bau des Vikarsbälkr mit Ausnahme der Visur 21—28 nochmals genauer ansehen müssen,

Bildeten die ersten 8 Zeilen von Visa 6 ursprünglich die erste Strophe des Vikarsbälkr, so würde diese reinen Kviöuhättr zeigen bis auf die verderbte Z. 4. Bestand, was mir wahrscheinlicher ist, die erste Strophe aus Visa 6, 1—4 und 6, 9—12, so zeigte die erste Halbstroplie Kviöubättr, die zweite FornyYdislag. Die Visur 7—20 sind in regelmässigem Fornyrdislag abgefasst; in den 14 Strophen kommen nur zwei Dreisilbler vor, und davon ist der eine, ‘hristum grindr’ 14,3, wegen Überfüllung der Visa samt der nächsten Zeile zu streichen (s. 8. XCVIII), der andere, ‘gis! Herpjéfs’ 10,3, durch Änderung von ‘gis!’ in ‘visli’ zu bessern. Dann folgen nach dem Einschub die Visur 29—32 im Fornyröislag; 31, 2, 3 lauten in den

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Handschriften: ‘at mer pörr um sköp nidings nafn;’ da so schwerer Auftakt wie ‘at mer’ in dem Liede soust nicht vorkommt, habe ich in der Ausgabe das ‘mer’ un- bedenklich an den Anfang der dritten Zeile gesetzt; wenn in der zweiten Zeile von Visa 29 der Dreisilbler ‘vala- mälm’ erscheint, so lässt diese Unregelmässigkeit sicher nicht an den Kviöuhättr denken. Von jetzt ab aber fingt das Versmass an unregelmässig zu werden. Visa 33 weist Kviöuhättr auf mit Ausnahme der ersten Zeile, Visa 34 Fornyröislag mit Ausnahme der siebenten Zeile, Visa 35 Fornyröislag mit Ausnahme der dritten Zeile, Visa 36 Fornyröislag bis auf Z. 3. Visa 37 aber ist wieder reiner Kviduhattr, freilich erst nach zwei notwendigen Besserungen: in Z. 1 musste ‘Hleja rekkar’ in ‘Hleja Menn’ geändert werden, um die fehlende Alliteration her- “tastellen; Z. 5 und 6 der Handschrift mussten umgestellt Wr erden, da die erste Viersilbler, die zweite Dreisilbler ist. Demnach ist es mit dem Versbau des alten Vikars-

K> Hikr so bestellt: Das Gedicht besteht aus 24 Strophen; = zivon sind 18!/,, die auf einander folgen (6,9—12; 7—20; 9—32), in fast reinem Fornyrdislag gedichte: drei trophen (34—36) zeigen Fornyröislag mit je einem Drei- Sjloler in ungerader Halbzeile. Dagegen ist die erste WSilfte der Anfangsstrophe (6,1—4) und die Endstrophe in Reinem Kviduhattr und eine Strophe aus der Mitte (33) Aw Kviöduhättr mit einem Viersilbler in ungerader Halb- =eile gebaut Dieses Verhältnis spricht wenig für die Annalıme einer Mischung der beiden Metren. Zieht man An Erwägung, dass die 8 zusammenhängenden Kviduhattr- strophen aus andern als metrischen Gründen sehr ver- dachtig sind, dass das Gedicht im Übrigen bis auf 2'/, Strophen im Fornyröislag abgefasst ist, dass endlich auch das einzige andre Gedicht, das den Namen ‘balkr’ führt, der Sigurdarbälkr des Ivarr Ingimundarson reinen Fornyröislag zeigt, so kann man der Annahine nicht aus- weichen: Der Vikarsbälkr ist ursprünglich im Fornyröislag gedichtet; der Interpolator hat nicht nur jene 8 Strophen

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im Kviöuhättr eingeschoben, sondern auch einige von den alten Fornyröislagstrophen umgestaltet.

War nun der Interpolator des Vikarsbälkr und der Bearbeiter der Gautrekssaga ein und dieselbe Person? Wir haben schon im dritten Kapitel (S. LXIX) gesehen, dass Neri in der spätern Refssaga zu Hause war, und es ist im zweiten Kapitel (S, XXVf., XXXIIIff.) gezeigt, wie der Bearbeiter der jüngern Gautrekssaga Neri zum Sohne Vikars machte, um Vikarssaga und Gautrekssaga mit ein- ander zu verknüpfen. Nur von demjenigen, der die Vikarssaga in die Gautrekssaga einschob, können auch die Visur 22 und 23 herrühren, denn niemand sonst konnte ein Interesse daran haben, Neri und Vikarr zu verbinden (Siehe oben S. XXXIV). Wenn aber der Bearbeiter der Gautrekssaga diese beiden Strophen dichtete, so kommen auch Visa 21 (Siehe oben S, LXXXV) und die andern Kviöuhättrverse sowie die teilweise Umgestaltung der Fornyrdislagstrophen auf seine Rechnung, so muss der Interpolator des Vikarsbälkr gleich dem Bearbeiter der Saga sein. Strophen, die jedes wirklichen Sagengehalts bar sind, konnte jeder Sagaschreiber herstellen.

Sind die Visur 21—28 vom Bearbeiter der Gautreks- saga gedichtet, so rührt sicher auch die sie einschliessende Prosa von ihm her, und so das ganze fünfte Kapitel der jüngeren Gautrekssaga. Für das Kapitel etwa eine ältere Sagenquelle anzunehmen, verbietet sich durch die Dürftigkeit des Stoffs. Dieser Stoff besteht eigentlich nur aus Namen, deren Träger wider oder für Vikarr kämpfen, doch so, dass auch nicht der geringste sagenhafte Zug beigebracht wird. Von den Vikarskämpfen werden ausser Starkaör noch Ülfr und Erpr aus dem Verzeichnis der Visa 12 ausgehoben (V, 27). Auf Vikars Seite steht Öläfr hinn skygni, der König von Nerriki. Dieser König kommt sonst nur vor im Kap. 42 der Ynglingasaga und im ersten Kapitel des Stücks Af Upplendinga konungum als Grossvater der Gauthildr von Seiten der Mutter, während ihr Grossvater von väterlicher Seite Gautrekr ist. Er wurde aus der Ynglingasaga viel-

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*

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leicht deshalb entlehnt, weil er dort mit Gautrekr etwa gleichzeitig angesetzt ist. Dass es ziemlich nnwahr- scheinlich aussieht, wenn der König eines Ländchens öst- lich vom Wenersee dem Herrscher von Agdir gegen einen König von pelamork zu Hilfe kommt, fiel dem Bearbeiter Dicht ein. Die Gegner Vikars in dem interpolierten Kapitel sind Geirbjéfr und Fridpjéfr, aber diese Namen stehen nicht für sich allein, sie sind nicht zu trennen von dem älteren Bruder Herpjöfr, dem ersten Gegner Vikars, und von der ganzen Familie der Hordalandskönige, deren Stammbaum zu Anfang des dritten Kapitels aufgezeichnet ist:

Friöpjöfr hinn frekni cs Hünpjöfr, er rädit hefir fyrir Horöalandi. |

Herpjöfr Geirpjofr Friöpjöfr. Damit ist verwandt der Stammbaum des Friöpjöfr am Ende der längern und wohl sicher jüngern A-Fassung der Frispjöfssaga (Larssons Ausg. S. 37; vgl. S. XXXVII ff): Friöpjöfr Guunpjofr Hünpjöfr.

Wie Hunpjéfr nach der Gautrekssaga über Hordaland err-scht, so wird auffallender Weise in der A-Fassung der Friöpjöfssaga S. 37, 25 eine Eroberung von Hordaland durch den Sagenhelden behauptet. Möglicherweise könnte ch das Reich des zweiten und dritten Enkels Friöpjöfs 10 der Gautrekssaga in Beziehung stehen zu König Hrings Reich in der längeren Fridpjéfssaga. Das Reich Hrings heisst nämlich hier Hringariki (zwischen Upplond und Pelamork), an einer Stelle aber 28, 13 Upplond. Freilich ist nicht zu verschweigen, dass Friöpjöfr in der- selben Fassung der Saga das Reich Hrings an dessen Söhne zurückgiebt, als sie erwachsen sind.

Die Sache liegt also so: Könige, deren Namen mit -Diöfr gebildet sind und die in Hordaland oder in andern

XC

Staaten des westlichen Norwegens geherrscht haben sollen, kann man nur belegen in der jüngern Gautrekssaga und in der A-Fassung der Friöpjöfssaga, aber auch nur in der jüngern Form dieser Fassung; in der älteren, die wir aus den Friöhjöfsrimur kennen, hat Hringr wie in der B- Fassung keine Söhne, Fridpjofr erbt sein Reich (Hringa- riki nach den Rimur, Svipj6d nach B), und Söhne Friö- bjöfs werden jedenfalls nicht mit Namen genannt,

Wenn also die norwegischen Könige auf -pjöfr nur in zwei ganz späten Sögurbearbeitungen vorkommen, haben sie gleichwohl irgend eine historische oder sagenhistorische Tradition hinter sich, wie noch Bugge Ark.6, 233 f. annahm?

Ich glaube, man darf auf diese Frage unbedenklich mit Nein antworten Denn erstens werden diese Könige weder in den Darstellungen der ältern norwegischen Ge- schichte angeführt, noch in der Landnéma, die doch alle erdenklichen Sagenhelden zu Vorfahren der Landnehmer macht, noch auch in dem Stücke Hversu Nöregr bygoiz. das alle ihm bekannten Sagen für seine Genealogien aus- beutet (vgl. Munch Det norske Folks Historie I, 1, 321.). Zweitens kennen wir aus der Hälfssaga eine andre Herrscherfamilie in Hordaland, über die weiter unten zu reden sein wird. Drittens endlich sprechen die Namen

auf -bjöfr selbst dagegen, dass ihre Träger Sagengestalten

von höherem Alter sind.

Bugge hat im Arkiv 6, 225 die Männernamen auf -bjöfr behandelt und dargelegt, dass sie aus den norwegischen Kolonien in England stammen und, wie schon Rygh bemerkt hatte, auf ae. ‘b&ow’ zurückgehen. Die Namen sind also junge Bildungen der Landnehmerzeit und verraten ein spätes Aufkommen der Sagenfiguren, denen sie eigen sind. In Norwegen fanden nur einige dieser Namen Eingang: Bugge vermag nur Valpjöfr im südlichen Norwegen aus dem Diplumatorium norvegicum mehrfach zu belegen, die Namen Hünpjöfr und Gannpjöfr kann er in Norwegen je zweimal nachweisen Dagegen sind die Namen auf -bjöfr auf Island in der ältern Zeit häufiger. Die Landnäma

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kennt vier Valbjöfr, einen fünften kann man aus dem Gehöft Valpjofsstadir erschliessen.- Elunpjöfr und Gunn- pjofr sind auf Island nur je einmal belegt. Dagegen treten hier neu auf die Namen Geirpjéfr, der zweimal in der Landnäma vorkommt, Eypjöfr, einmal in der Landnäma, ein zweites Mal in der Sturlunga, und endlich ein Arnpjöfr in der Landnama, Friöpjofr erscheint zuerst als Held der nach ihm benannten spät-isländischen Saga. Wir sehen, dass die Namen auf ‘pjéfr’ bei den älteren Bewohnern

Islands nicht unbeliebt waren. Die Namen dieser Isländer, nicht die von Sagenkönigen aus Siidnorwegen wie Bugge

Ark. 6, 233 meint —, lagen jenem Isläuder vor, der, das zweite Compositionsglied missdeutend, den Namen Friöpjötr, d. i. Friedensdieb, als Parallele dazu erfand und ihm die bekannte Saga andichtete. Der Erfinder von Namen und Saga wusste vun norwegischen Königen, die jene Namen führten, durchaus nichts, sonst hätte er nicht unterlassen, ihre Verwandtschaft mit Fridpjofr auseinanderzusetzen. Die Fassung B der Friöpjöfssaga nennt keine Söhne Frid- Pjöfs, und die verlorene ältere A-Fassung kannte auch keine, wenn die auf ihr beruhenden Rimur hier das Ur- Sprüngliche richtig bewahrt haben. Aber die Rimur be- Qutzten schon (Rima 4, 55 und 56) die Zusatzstrophe von A (S. 30), wo Fridpjéfr sich Friöpjöfr, Herpiöfr, Geirpjöfr, Gunnpjöfr, Eypjofr, Helpjöfr, Valpjöfr nennt. Die Zusatzstrophe ist also älter als die Genealogie der Könige auf ‘pjéfr’; sollte sie etwa zur Bildung jener Gene- alogie Anlass gegeben haben?

Die Frage, ob der Bearbeiter der A-Fassung der Friöpjöfssaga oder der Bearbeiter der Gautrekssaga Frio- Pjöfs Nachkommen zuerst genannt hat, wage ich nicht mit Bestinmtheit zu beantworten. Vermutlich der Bearbeiter der Gautrekssaga, denn er hat die Genealogie in seine Vorlage fest eingefügt; dagegen scheint in der Friöpjöfs- Saga A die Nennung der Söhne des Helden und nun gar die Erwähnung der Eroberung von Hordaland, die hier

gänzlich zwecklos ist, nur ein Übergang zu den Begeb-

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nissen der fertig vorliegenden jiingern Gautrekssaga zu sein.

Die Namen auf -pjöfr haben uns wieder ein Stück weiter geführt. Der Bearbeiter hat nicht nur das Kapitel 5 eingeschoben und die metrische Form des Vikarsbälkr teilweise umgestaltet, er hat auch an den Quellen, die ihm vorlagen, durch Einführung der nenen hordaländischen Könige Änderungen vorgenommen. Der Name Herpjöfr (v. 7, 1; 10, 3; 16, 3) wird für einen mit h anlautenden zweisilbigen Namen eingetreten sein, und die Bezeichnung Geirpjéfsbani für Vikarr v. 32,3 muss sicher unursprüng- lich sein.

Nachdem die Vikarssaga und der Vikarsbälkr glück- lich von späten Auswüchsen gereinigt sind, stellen wir sie andern Quellen gegenüber, die den gleichen Stoff be- handeln.

Wenn wir Haraldr und Neri als Vikarssöhne aus- scheiden, so bleiben für die Familie des Helden in der Gautrekssaga nur zwei Glieder übrig: Haraldr hinn egöski und sein Sohn Vikarr. Einen ausgedehnteren Stammbaum giebt die Hälfssaga Kap. 1—4: Alrekr, konungr 4 Horda- landi Vikarr Vatnarr Snjallr und Hjallrt), Munch Det norske Folks Historie I, 1,295 hat bemerkt, dass der König Alrekr abgeleitet ist aus dem Gehöft Alreksstadir in Hordaland, wie auch andere Namen zu Beginn der Hälfssaga Ortsnamen ihr Dasein verdanken; er hat daher diesen Namen aus der Sage gestrichen. Dafür

') Die Reihe der Mälfssaga fand Aufnahme in den willkürlich zusammengewürfelten Stammbaum der Skilfingar in Hversu Noregr bygdiz (Flat. I 25, FAS. II 10). Auf Eirekr hinn mälspaki folgt Alrekr hinn frekni Vikare Vatnarr Imaldr und Eirekr, fadır Gyöu er ätti Haraldr hinn härfagri. In Imaldr sah Munch mit Recht eine Verderbnis von Hjallr (Hjaldr?) oder Snjallr;, Gyda mit ihrem Vater Eirekr, konungr 4 Hordalandi (Har. s. härf. Kap, 3.), wurde offenbar angefügt, weil Alrekr nach der Hälfssaga als König von Hordaland gals,

XCIII

spricht eine Stelle aus Björn Jönssons Anhang zur Land- nama (Isl. Ss. I 326f.), wo sich die Reihe findet: Haraldr Egdakonungr Vikarr Vatnarr Snjallr und Hjaldr. An den Snjallr wird dann durch Einschub eines der Land- nama unbekannten Einarr das Geschlecht des Olvir barna- karl geknüpft, dessen Nachkommen nach Island aus- wanderten. Nun heisst zwar Olvir in der Landnäma V 11 (Isl. Ss I 308) nur ‘maör dgetr i Nöregi’, aber seine Schwester Qndétt war mit dem Hersen Hrölfr von Agöir verheiratet; er mag also auch iu Agdir zu Hause ge- wesen und daher mit dem egöischen Königshaus in Ver- bindung gebracht worden sein (vgl. Safn I 197. 234). Als Nachkomme des Hjaldr wird weniger passend Grimr, der Herse aus Sogn (Landn. I 10; Isl. Ss I 39) und Vater des Bjorn buna, genannt. Die Anknüpfung der Stamm- väter isländischer Ansiedler ist natürlich das Werk eines späten Genealogen, aber der Stammbaum Vikars zeigt hier einen älteren Sagenstand als in den andern Quellen. Die Gegner des egöischen Königs Vikarr sind Könige

von Horöaland in der Gautrekssaga und auch in der Hälfssaga. Die hordaländischen Könige der Gautrekssaga glanbten wir ablehnen zu müssen, die der Halfssaga machen der Beurteilung gleichfalls Schwierigkeiten. Es sind: Ogvaldr, Rogalands konungr Josurr Hiorr Hjprleifr hinn kvennsami, Hordalands konungr (Ajorieifr und) Halfr Hjorr'). Von Hijorleifr direkt wird im vierten Gliede Ulfr hinn skjälgi hergeleitet (EX Alfss. Kap. 8), der von Rogaland aus nach Island ge- ZOgen sein soll (Isl. Ss. I 349), von Hälfr im zweiten liede Geirmundr heljarskinn, der in Rogaland herrschte,

Und sein Bruder Hämundr. Damit stimmt überein die EBENE

1) Diesen Stammbaum der Halfssaga hat der Verfasser von Hversu

N oregr bygdiz zerteilt. Die Reihe Jofurr (Josurr) Hjorr Hjgrleifr

er an einen Horér, den Eponymos von Hordaland an (Flat.

1 29 FAS. If 5). Den Qgvaldr, der in der Hälfssaga als Rogalands

Onungr bezeichnet war, liess er auf Rügülfr in Rogaland Roguvaldr folgen (Flat. 1 28, FAS. II 6).

XCIV

Genealogie in der Landnäma II 19 (Isl. Ss. I 120); jedoch wird sie nur bis auf Hjorleifr zurückgeführt, und allein das Pergamentbruchstück der Melabök (Ec in den Isl. Ss.) hat auch natürlich nach der Hälfssaga die älteren Könige. Diese sind aber, wie Munch gezeigt hat, wieder aus Ortsnamen hergenommen. OQgvaldr ist ge- bildet aus Agvaldsnes, dem bekannten Gehöft auf Karınö in Rogaland, Josurr') scheint der Josurheiör entnommen, die nach dem Sagaschreiber schon zu seiner Zeit Vidi hiess; dies Vidi erklärt Munch (Det norske Folks Historie I, 1,79 Anm.; 295 Anm) als das moderne Veum, bei Moland in Thelemarken. Auch Hjorleifs Vater Hjorr kommt, wie wir gesehen haben, in den ältern Redaktionen der Landnäma nicht vor; er kann leicht aus dem Namen seines Sohnes Hjorleifr entnommen oder dem seines Urenkels einfach entlehnt sein. Als Gegner Vikars werden in der Hälfssaga Josurr und Hjorr genannt; Josurr fällt im Kampfe, Hjorr macht nach mehreren Schlachten, in denen das Kriegsglück wechselt, Frieden mit Vikarr. Beide können im Vikarsbälkr nicht als Feinde Vikars auf- getreten sein, denn einmal gehören sie nach den eben angestellten Erwägungen zu den jungen Sagenbildungen der Hälfssaga, und dann würden sie, für den Herpjéfr des überarbeiteten Liedes eingesetzt, dem Verse nicht genügen.

Der horöaländische Gegner des Vikarr ist also auch in der Hälfssaga nicht wieder aufzufinden, und wenn er nicht etwa doch schon im Vikarsbälkr den Namen Herpjéfr trug, so bleibt er uns vermutlich für immer unbekannt. Soviel aber geht aus der Hälfssaga mit Sicherheit hervor, dass Vikarr es nur mit einem oder mehreren Königen von Hordaland zu thun hatte, nicht zugleich mit den Königen von pelamork und Upplond, die dessen Brüder waren.

Die hordaländischen Königssagen führten nach Aus-

1) Vgl. zu dem Namen Heinzel, Über die Hervararsaga § 71.

XCV

weis der Landnäma nicht über Hjorleifr hinaus, dem auch in der Hälfssaga als dem ersten die Herrschaft über Hordaland zugeschrieben wird!). Der Verfasser der uns vorliegenden Hälfssaga wusste etwas von Vikarr, seinem Tode und seinen Kämpfen in Hordaland, er wollte diese Kämpfe, die ja auch zur Sagengeschichte von Horöaland gehörten, nicht übergehen und liess, da er schlecht genug berichtet war, rogaländische Könige zweifelhafter Herkunft. die er zu Vorfahren des Hijorleifr machte, als Feinde Vikars auf den Plan treten.

Die Verwirrung bei ihm ist recht gross. Den Vikarr knüpft er an Alrekr und macht ihn so zum Hordalander, seine Opferung scheint er nach der weissagenden Strophe des ersten Kapitels zu kennen, aber doch berichtet er nachher nichts davon, wie er denn überhaupt von Starkaör nichts zu wissen scheint Kollr, der Jarl Alreks, sitzt auf Kollsey, worin Munch Tysnesö in Hordaland wieder- erkennt, und der Jarl des rogaländischen Königs, Gunnvaldr, herrscht dicht neben ihm auf der Insel Stord, die gleich- falls zu Hordaland gehört!

Aber doch berührt sich die Erzählung der Halfssaga deutlich mit der der Gautrekssaga. Gunnvaldr erlangt eine Frau, um die sich auch Kollr bewirbt; sein Haus wird von dem unglücklichen Nebenbuhler angezündet, er selbst beim Hinaustreten getötet. Man vergleiche damit die Verbrennung des Störvirkr durch seine Schwäger in der Gautrekssaga, übersehe jeduch nicht, dass der ermordete Jarl einer andern Partei angehört als in der zuletzt ge- Dannten Saga. Josurr von Rogaland eilt herbei und besiegt Alrekr und Kollr in einer Schlacht, in der die beiden fallen. In der Gautrekssaga wird Vikars Vater Haraldr bei Nacht von Herpjöfr überfallen und getötet. —- In einer Schlacht besiegt Vikarr nach der Halfssaga Josurr, nach der Gautrekssaga Herpjöfr; beidemal fällt der nn

!) Wenn es im 5. Kapitel weiter heisst: „er herrschte auch über

so ist das ein Einschub des Sagaschreibers auf Grund des Vothergehenden: Munch I, 1,299.

XCVI

Gegner. Wenn dann Vikarr auch noch mit Hjorr mehrfach kämpft und endlich Frieden schliesst, so wird das eine Art Übergang des Sagaverfassers sein zu den ihm mehr vertrauten Sagen von Hjorleifr und dessen Nachkommen,

Eine weitere Quelle der Vikarssage, die Darstellung bei Saxo aufS. 276 f., handelt überhaupt nicht von Kämpfeu gegen genannte Feinde. Vikarr heisst zwar Norvagien- sium rex, aber er scheint durchaus das Leben eines Vi- kings zu führen.

Es ist gelungen, den Vikarsbälkr von seinen Inter- polationen zu reinigen, nicht aber, das alte Lied auch inhaltlich ganz zu reconstruieren.

Der Vikarsbälkr ist, wie oben näher ausgeführt wurde, ein Starkaöslied; wir müssen ihn uns gesprochen denken am schwedischen Königshof als Antwort auf Spöttereien, denen der Held durch vorlaute Gefolgsmannen ausgesetzt war. Der oder die schwedischen Könige werden im Ge- dichte nicht genannt, aus ‘bjödans synir’ in Visa 34 und dem Plural in Visa 55 darf man schliessen, dass es zwei waren, also wohl Eirekr und Alrekr, wie die Prosa sagt und möglicherweise Saxo S. 278 durch ‘filii Frö’ andeutet, Den Bericht über die beiden Könige hat der Verfasser aus der Heimskringla oder einer verwandten Quelle entlehnt, da er als ihren Vater den Agni nennt, während bei Ari und in der Historia Norvegiae Dagr der Vater des Alrekr ist (Storm Ark. 15, 109). Wenn in der Gautrekssaga nicht beide Brüder einander töten, wie in der Ynglingasaga, sondern Eirekr am Leben bleibt, so geschah das, weil wie schon Olrik Sakse II 57 Anm. gesehen hat Eirekr auch noch in der Hrölfssaga Gautrekssonar auftrat!).

') Die Hist. Norv, stimmt nur scheinbar mit der Gautrekssaga überein. Wie darin nur Alrekr, der Väter des zukünftigen Königs, selbst als König genannt und sein Tod durch den Broder erzählt wird, so heisst auch nachher nur Yngvi König und es wird sein Tod durch den Bruder erwähnt. Weder Eirekr noch Yngvis Bruder Alfr werden als Könige be-

XCVUI

Egdakönigs Haraldr durch den verräterischen Überfall eines Hordakénigs. Ein Mann dieses Königs, Hrosshärs- grani, „der Rosshaarbartige“, d. i, Odinn, bringt den jagend- lichen Starkaör nach Hordaland und lässt ihn auf der Insel Fenhringr (Askö bei Bergen) in dem Gehöft Askr als Kohlenbeisser aufwachsen (V. 8)'). Vikarr, Haralds Sohn, ist gleichfalls von dem Sieger mitgeführt. Als er herauwächst, muss er mit zwei andern einen der Scheiter- haufen bewachen, die der Horöakönig auf den Höhen hat anlegen lassen, damit ein nahender Feind sofort an der ganzen Küste durch Feuerzeichen gemeldet werde. Die Einrichtung findet sich nur noch einmal in diesem Umfange wieder: Häkon der Gute hatte naclı Kap. 20 seiner Saga (Hskr. I 198 ff. F. J.; vgl. Fagrsk. Kap. 32) im Jahre 953 solche Feuerzeichen erbauen lassen, um von einem Einfall der Eirikssöhne benachrichtigt zu werden; aber das Mittel erwies sich als teuer und nutzlos. Die Vikarsage hat hier offenbar aus der Geschichte geschöpft. Vikarr kommt von der Anhöhe, auf der er das Feuerzeichen bewachte, hinab zum Gehöfte Askr, wo Starkaör lebt; bewundernd misst er den hässlichen, aber gewaltigen Mann und fordert ihn auf, ihm zu folgen (V. 10. 11).

Zwei Strophen (12. 13) mit den Namen der andern zwölf Kämpen, die Vikarr anwirbt, leiten über zum Zuge nach Hordaland, zur Vaterrache Vikars (14—16). Visa 14 ist zu lang; die letzten vier Zeilen mit ihren Angaben über Knechte und Wasserträger rühren selbstverständlich von dem Erzähler der Saga her; von den andern Halb- zeilen ist wohl die dıitte und vierte zu streichen, dann hätte die Strophe die übliche Teilung in der Mitte, und der störende Dreisilbler ‘hristum grindr’ fiele weg, Vikarr und Starkaör überfallen mit den zwölf Kämpen

') ‘af hagli sat’ in Visa 9, 6 muss wohl verderbt sein; ‘sitja af e-u’ bedautet auf etw. verzichten, etw. aufgeben, verlieren (Fritzner 2, 251 b und auch Gautr. s. 8. 54, 3 u, 23; 8. 56, 3), aber ‘af hagli sat’ darf duch kaum als „er verzichtete auf, hielt sich fern vom Unwetter* erklärt werden.

C

der Kampf mit Haco in der Brävallaschlacht auf. Zu streichen ist in unserm Liede die Verwundung des Schlüssel- beins (18, 9. 10) und die beiden überschüssigen Zeilen in Visa 191),

Die Visa 29, in der Starkaör die Geschenke seines Fürsten aufzählt. führt vortrefflich hinüber zur Opferung Vikars auf der letzten Fahrt nach Hordaland (v. 30—33)?). In V. 31, deren Anfang verderbt ist, sagt Starkaör: „pörr schuf mir den Neidingsnamen.“ Nach der Stellung der Strophe ist anzunehmen, dass der Dichter des Vikars- bälkr sich genau wie der Erzähler erst hier die Begabung des Starkaör durch Odinn und pérr dachte. Die Quelle des Saxo hatte wohl dieselbe Auffassung; dein wenn auch Saxo den Starcatherus erst nach der Begabung durch Ödinn in Vikars Dienste treten lässt, so erfolgt doch diese Begabung selbst schon in der Absicht, dass Star- catherus den Vicarus töte, also kurz vorher. Wie viele cute und böse Gaben der Verfasser des Vikarsbälkr kannte, lässt sich nicht erraten; vielleicht wusste er nur von den drei Gaben Ödins, die auch Saxo anführt, und von dem Fluche pörs, der freilich bei Saxo auch von Ödinn auszugehen scheint. Die Opferung ist der Inhalt von V. 32; sie wird in derselben Weise vollzogen, wie in der Prosa und beiSaxo*). Vikarr wird gehängt undmitdemSpeere

') Die ganze Visa 18 ist syntaktisch abhängig von ‘lét’ in Z. 1; Mischung der Konstruktion nach ‘lita’ findet sich auch Fm. 38,1—3, In Visa 19 ist die Schreibung von A: ‘a kafi yddi’ des Versmasses wegen dem ‘a kafi st6)’ der Hs. C vorzuziehen; ‘ydda’ (von ‘oddr’ Spitze) bedeutet mit oder ohne ‘it’ „mit der Spitze hinausragen“, hier muss es die Bedeutung haben „mit der Spitze in etwas stecken.“ Also ist zu übersetzen: so dass der Spiess mit der Spitze in der Tiefe (im Fleische) stecken blieb; dafür setzte der Schreiber von C das gebräuch- lichere ‘svat 4 kafi st6d' ein (Siehe Fritzner unter ‘kaf.).

*) Die Besserung in Visa 30,5 rührt von G.Vigfüsson her, ebenso auch die in der eingeschobenen Visa 27,2. 4; s. CPB. II 547.

") Saxos Bericht unterscheidet sich in einzelnen Zügen, die die Strophe nicht erwähnt, von dem der Prosa: Vicarus wird mit Weiden- ruten, nicht mit Kalbsdärmen gehängt; Starcatherus durchbohrt den König mit dem Eisen (‘ferro’), nicht mit einem Rohrstengel, der sich in

CII

Der Stoff des Liedes ist entschieden norwegisch. Nur im südlichen Norwegen konnte man Starkadr einführen in die Kämpfe des Königs Vikarr mit hordaländischen Königen. Dort wird man auch dem Kämpen Starkadr den riesischen Starkaör Äludrengr als Grossvater beigegeben haben, wenn dieser wirklich mit Uhland (Schriften VI 102 ff.), Müllen- hoff (DA. V 353) und Bugge (Studien 342) als der my- thische Vertreter der norwegischen Äluwasserfälle!) auf- zufassen ist.

Wo aber der Stoff sich bildete, da braucht noch lange nicht das Lied selbst, der Vikarsbälkr, entstanden zu sein. Über die Heimat seines Dichters können uns vielleicht die bisher nicht beachteten Strophen 12 und 13, die Liste der Vikarskämpen, Aufschluss geben. Wenn der Dichter sich entschloss, der Mode seiner Zeit folgend, die Begleiter Vikars zu benennen, so konnte er sie entweder auf die Namen anderer Sagenhelden oder auf die ihm bekannter historischer Personen taufen. Aus diesen Namen wird man also unter Umständen schliessen können auf die Heimat, möglicherweise auch auf die Lebenszeit des Dichters.

Zunächst fällt der Name des letzten Helden ins Auge: ‘hinn gamli Gunnölfr blesi’. Die Quellen der ältern nor- wegischen Geschichte kennen den Namen nicht; erst in der Saga des Königs Häkon Häkonsson (1217—63) tragen ihn drei historisch unwichtige Persönlichkeiten (Flat. III 33. 67. 72). Dagegen heissen drei der Landnehmer Islands Gunnölfr; von dem einen, dem Sohne des pörbjorn bjöti,

‘hed’ ableiten und als statura procera, procerus, altus erklären wollen, es kann aber auch an unserer Stelle gewiss nicht wie in Häv. 31, 8 „geneigt zum Spott“ bedeuten; G. Vigfüssons Besserung ‘holdar hedinn’ (CPB. If 547) verstehe ich nicht. Wenn in Visa 35, 7 ‘ofs éframir’ richtigist, müsste es bedeuten „zu übermütiger, kühner That untiichtig(??)*; G. Vigfüssons Änderung ‘oss éframir’ trifft schwerlich das Richtige. In Visa 37, 4 erklärt Sv. Egilsson ‘hangar tjilgur’ als manus promissae (hangr = pendulus, pendens, demissus, promissus), aber geht das an? G. Vigfüsson bessert ‘hanga tjilgur’ (eines Geschenkten Arme??).

') Unter den Alufossar kaun nur der Ulefos im untern Thele- marken verstanden sein; Bugge Norrene Skrifter 8. 361.

CIV

kommt der Name mehrfach auf Island vor. Der Dichterjdes Vikarsbälkr kann nur an Steinpörr 4 Eyri gedacht haben, den Zeitgenossen und Nachbarn des Viga-Styrr, der wie dieser in der Eyrbyggjasaga eine Rolle spielt. Die Eyr- byggjasaga (ed. Gering S. 32) bezeichnet ihn neben Helgi Droplaugarson und Vémundr kogr, eine interpolierte Stelle der Gunnlaugssaga (Isl. Ss. II 191) neben Gunnarr Hlifarson und Gunnarr at Hliöarenda als den kampftüchtigsten Bauer auf Island.

Die vier bisher behandelten Namen zeigten, dass der Dichter des Vikarsbalkr einen Landnehmer und drei durch ihre Kampftüchtigkeit berühmte Helden der Islendingasögur kannte; sie gestatten also den Schluss, dass er ein Isländer gewesen ist. Die andern Namen können, obgleich ihre Herkunft z. T. wenig sicher ist, dies Resultat bestätigen, jedenfalls widersprechen sie ihm nicht.

Neben Grettir steht Sarkvir, So heisst auch ein Berserker der Grims saga Lodinkinna (FAS. II 153 ff.) und ein anderer in der Gongu-Hrölfssaga (FAS. III 241 bis 305)'). Der Name kann kaum von dem unkriegerischen Schwedenkönige Sorkvir (1133—55) herstammen und noch weniger von einigen unbedeutenden Personen, die in den Sögur der norwegischen Könige des 13. Jhrh. auftreten! Er ist möglicherweise von dem Beinamen des Landnehmers Eyvindr sorkvir hergenommen, der mit Ingimundr hinn gamli nach Island kam, im Blöndudal am Hünafjorör sich ansiedelte und nach Ingimunds Tod sich selber das Leben nahm,

Skima oder Skümr ist ursprünglich gleichfalls ein Beiname, Als Name kommt Skümr bei einigen Isländern vor, wie aus den Indices der Landnäma und der Flat- eyjarbök zu ersehen ist, einen Sküma kann ich nur aus

!) Sollte der Brüvallakämpfer „Serker“ bei Saxo (8. 380; Bravallal. Y, 10) doch vielleicht als Sgrkvir und nicht mit Olrik als Serkr zu fassen sein? Wenigstens enthält die Kriegerliste im Todeslied des Äsbjorn pradi, die zum guten Teil cin Auszug aus der Reihe der Brävallakämpfer ist (Olrik Ark. 10, 282), auch einen Sarkvir.

CVI

Hildigrimr: Hrotti ist sonst nur Schwertname; er wird dem Schwerte beigelegt, das Sigurör dem Fäfnir ab- gewinnt, im Beowulf gehört er in der Form Hrunting der Waffe des Unferd. Freilich ist auch Tyrfingr zugleich Schwert- und Männername (S. Heinzel Über die Hervarar- saga 8. 69). Hildigrimr ist im Norden nur bekannt als der Helm, den piörekr von dem Riesenpaar Hildr und Grimr erbeutet (Saga pidriks konungs S. 23); aber das Wort ist jedenfalls auch Männername und als solcher in Deutschland belegt; vgl. Förstemann Namenbuch I 675.

F. Jonsson hat gemeint (Litt. Hist. II 159), der Vikarsbälkr sei nicht älter als aus dem 13. Jhrh. Er widerspricht A.Olrik, der in der Festskrift til Vilh. Thomsen behauptet hatte, das Gedicht „könne aus sprach- lichen Gründen kaum später gesetzt werden als ins 12. Jhrh.* Die sprachlichen Gründe Olriks, das Vorkommen uncontrahierter Formen in V. 35 ‘ok hvitbräan’ und in V. 37 ‘er mik séa’ sind allerdings nicht entscheidend; ich habe bereits in meiner Schrift Zur Kritik und Metrik der Hamdismäl S. 76ff. darauf aufmerksam gemacht, dass eine Mischung von uncontrahierten und contrahierten Formen in den beiden Gudrunliedern, in der Gripispä und wohl auch in der Voluspä sich nachweisen lässt. Die contrahierten Formen sind also einmal schon verhältnismässig früh; andererseits aber konnten die uncontrahierten Formen von späteren Dichtern in Anlehnung an ältere Vorbilder gebraucht werden, teilweise auch durch grammatische Neubildung gelegentlich wieder auftauchen.

F.Jönssons Behauptung trifft unzweifelhaftdas Richtige für die Überarbeitung des Gedichts in der Gautrekssaga, kaum aber für den von Einschüben gereinigten Vikars- bälkr.

Für einige der Vikarskämpen sind die Namen von Männern der Sagazeit, die in verschiedenen Gegenden Islands zu Hause sind, entlehnt, Das Gedicht kann also erst entstanden sein, als die Sagazeit abgeschlossen war,

CVIII

(F.Jénsson Litt. Hist. II 58 Anm. 1.). Nach der an- geführten Stelle scheint es, dass er auch den Vikarsbälkr kannte; allerdings könnte die gleiche Wendung in beiden Gedichten auch auf die gleiche Quelle weisen.

Weniger nahe sind einige Berührungen des Vikars- bälkr mit dem Sigurdarbälkr, den Ivarr Ingimundarson (nach 1139) auf das Leben und den Tod des Sigurör slembi dichtete: ‘bitra branda’ (Mork. 215,29) erinnert an Vikarsb, 20,3 ‘bitrum brandi’, ‘heiptir golldnar’ (Mork. 215,22) an den gleichen Ausdruck im Vikarsb. 16,4, ‘var med jarli... vestr i eyjum’ (Mork. 202, 10ff.) an Vikarsb. 17,1f.; ‘Vart bu eigi med Vikari austr i Veeni’, ‘Sötti sidan Sigurör af eyjum .. . David konung’ (Mork. 202,17ff.) an Vikarsb. 17,5f. ‘ba er söttu ver Sisar 4 velli.’

Dafür besteht aber zwischen den beiden Gedichten eine gewisse Ähnlichkeit in Bezug auf den Titel beide werden als ‘bälkr' bezeichnet und in Bezug auf den Inhalt. Wenn der Vikarsbälkr auch ursprünglich als Starkadslied gedacht ist, so berichtet er doch auch von der Jugend, den Thaten und dem Galgentod des Königs Vikarr. Der Siguröarbälkr hat die Jugend, die Thaten und den qualvollen Tod des Sigurör slembi zum Gegenstand.

Das gleiche Versmass, der ähnliche Titel, die Be- rührungen im Ausdruck bei ähnlichem Inhalt veranlassen die Vermutung, dass Ivarr, als er das Leben Sigurös be- singen wollte, sich des Liedes von Vikarr erinnerte, das einen ähnlichen Stoff behandelte, dass er das Versmass, einige Wendungen und endlich die Gattungsbezeichnung ‘balkr’ von ihm entlelnte.

Schwierig bleibt die Erklärung von ‘balkr’ oder ‘bélkr’. Wenn es ein Zufall ist, dass das Wort nur diese beiden Male als Titel von Gedichten gebraucht wird, so ist es jedenfalls in der Bedeutung gleich ‘stefja-bälkr’, d. h. Abschnitt eines Gedichts von Kehrreim zu Kehrreim, und bezeichnet dann auch ein Gedicht ohne Kehrreim (vgl. F.Jönsson Litt. Hist. 1 416). Kam aber die Bezeichnung wirklich nur zweimal vor und hat Gisl sie aus dem Titel

CX

So konnte ein Isländer, der für die Gauten sich interessierte, vielleicht weil er seibst oder ein Gönner von ihm sein Geschlecht aus dieser Landschaft herleitete, darauf kommen, dem Gautrekr einen Sohn Hrölfr anzudichten, der mit seinen Brüdern und Ziehbrüdern fast den ganzen Norden von Europa sich unterwarf. Stand dieser Isländer in Be- ziehungen zu der Familie des Helgi hinn magri, so hat er deren Stammbaum mehrere Namen für die Personen seiner Saga entlehnt. Als Vorbild diente ihm eine ältere Saga von Ragnarr loöbrök, die A.Olrik meisterhaft rekonstruiert hat, die einzelnen Motive entnahm er aus dem reichen Schatze der ihm bekannten Fornaldarsögur. Auf die Refs- saga deutete er in den einleitenden Worten hin.

Als eine Art breiterer Einleitung zur Hrölfssaga kom- ponierte dann ein andrer Sagaschreiber die (ältere) Gan- trekssaga. Mit der Refssaga stellte er das Märchen von den Dalafiflar zusammen, in dem eine ganze Reihe von Sagenmotiven vereinigt sind (Ütilegumannasaga, Töten der Eltern, Geizhalsanekdoten), und das vielleicht schon vorher auf Gauti-Gautrekr bezogen war. Sonst wusste er von Gautrekr nur noch, was er aus der Hrölfssaga entnehmen konnte, die Freundschaft ‚mit Hrosskell und den Tod der Königin, die Refs Schwiegermutter war. So schob er nach Refs Besuch bei Ella Hrosskells Beschenkung, Gautreks Heirat und die Geburt seiner Tochter ein. Das einzig Selbständige an seiner Arbeit ist wohl, dass er Gautreks Frau und Tochter benannte und am Schluss alle Personen sterben liess, die in der Hrölfssaga nicht vorkamen,

Die ältere Gautrekssaga wurde in die meisten Hss. der ältern Hrölfssaga mit aufgenommen.

In gar keiner Beziehung zur Gautrekssaga stand ursprünglich die Vikarssaga. Kein einziger Berührungs- punkt lag vor, und es war die reine Willkür, wenn der Bearbeiter, der Verfasser der jüngern Gautrekssaga, die Vikarssaga einschaltete, lediglich um zu füllen. Durch den Jarl Neri sollte die Verbindung hergestellt werden: Neri wurde also ein Sohn Vikars. Nun war aber Neri ein Jarl

ai

CXII

also neben einander abgedruckt werden, Die Hs. L konnte gelegentlich aus der gekürzten Hs. M gebessert werden; aus ihr wie auch aus den Hss. AM 203 fol. chart. (1) und 1 wurden zuweilen Lesarten angeführt, die für das Verhältnis der Hss. der L-Gruppe von Bedeutung sind. L bezeichnet die Lesungen der Hss. L, AM 203 fol. und 1, falls nicht die Lesarten der zwei letzten Hss. besonders angegeben sind. Die Orthographie der Hss. L und K wurde normalisiertim Anschluss an das Neuisländische, dieder Pergamenths. E im Anschluss an die Sprache der Altern Zeit. Zum Schluss habe ich noch die angenehme Pflicht, allen denen, die mich bei meiner Arbeit unterstiitzt haben, meinen verbindlichsten Dank auszusprechen: dem Kel. Ministerium der geistlichen u. s. w. Angelegenheiten zu Berlin, der Grossen Kgl. Bibliothek, der Universitäts- bibliothek und der Bibliothek des Isl. Bökmanntafelag zu Kopenhagen, der Kgl. Bibliothek zu Stockholm, den Herrn Docent V. Dahlerup, Prof. Dr. Finnur Jönsson, Bibl. Dr. Kr. Kälund, Docent Dr. A. Olrik. Wie viel die kleine Arbeit der Freundschaft Andreas Heuslers verdankt, vermag die Widmung nur schwach anzudeuten. Ohne ihn wäre sie weder unternommen noch beendigt worden. Osnabrück, im Juni 1900.

W. Ranisch.

Berichtigungen.

Lies: 2, 24 hafdi. 2, 26 hafdi. 4, 22 smd. 5, 24 ötiginn. Ze 10,1: hit A d. i. (In der Pergamenths., die A zu Grunde liegt, war a4 die Bezeichnung des langen a; der Schreiber von A, der sonst langes a durch & giebt, verstand das Wort nicht und gab es daher genau nach der Vorlage). 11, 20 radit. Zu 1b, 26: fälz d. i. fas A (vgl. die Be- merkung oben zu 10, 1). 16, 18, Das Komma gehört ans Ende der vorhergehenden Zeile. 16, 24 Serkyi. 19, 20 sumar. 19, 22 Gautland. 24, 21 Fridpjofi. 46, 23 rid; 50, 6. Die Lesart ron L war wohl eher zu bessern nach der mit E verwandten Papierhs. Isl. Bökmf. 320, te: pad bar til einn dag, ad köngur för A dyraveidar med bird sinni, ad hann skaut etc. 52, 15, Das Komma ist nach fyrir ou setsen; allerdings iat die Stelle wohl verderbt. 63. Die Zahlen am Rande sind um je eine Zeile zu tief gesetzt. Zu 73, 28 sannast.

ua

pviat margir menn ruddu morkina, par sem fjarleg var almannabygé, ok gjordu ser par alhysi sumir, peir sem fiyit hoföu af almannaveg fyrir nokkur sin ranglig tilteki; sumir flydu fyrir ljöösesku eda nokkur efintYr ok böttuzt pa siör spottadir eda heeddir verda, ef beir veri fjarri annarra manna athlätri, ok liföu svö üt allan sinn alldr, at beir fondu gngva aöra menn en pa sem hjä beim vöru. peir hoföu ok margir leitat ser stadar langt fra almannaveg, ok kömu pvi ongvir menn pa heim at swekja, utan pat varö stundum, at villtuzt 4 morkum, at menn hrotudu pa til peirra heimkynna, pött menn villdu par gjarna alldri komit hafa. pessi konungr Gauti, er fyrr nefndum ver,

var farinn vid sinni hirö at veida dfr & morkinni med

sinum hinum beztum veidihundum. Konungrinn gat at

is lita einn fagran hjort, ok betta sama dir vill hann gjarna

veiöa ok sler lausum sinum veiöihundum ok elltir petta

sama dyr med svö miklu kappi, medan dagrinn vannzt til ustr. Hann var ni einn sinna manna ok var kominn syé langt 4 morkina, at hann vissi, at hann mätti ei komazt til sinna manna sakir nattmyrkrs ok langrar leidar, er hann hafdi farit allan daginn; pat ok med, at hann hafdi 'skotit petta dyr med spjöti sinu, ok stöö pat fast i särinu, en konungr

villdi pat meö @ngu moti lata, ef hann mztti nd, ok pötti

skomm, ef hann neéi ei vdpni sinu. Her hafdi hann alagt svö mikit kapp, at hann hafdi af ser kastat ollum kledum nema linkledum; berfettr var hann ok hafdi ongva sküa,

4. velintyrjovinttur b, ovintur 5, nokkra övizku B, 5. fjarri] fjerri A.) 7. en] fehlt C. 10. vard] fehlt C. Vor villtuzt mit anderer Tinte menn herübergeschrieben b, menn in die Zeile aufgenommen B. menn| ausradiert und at mit der‘ andern Tinte in ok geändert b. 11. heimkynna| beimkynja bß; své peir hlutu pa til peirra heimkynnis ‘at vikja B, villda] villdi b. par gjarna] gjarnan par b. 13, vid sinni] med sinni b, vid sina C, & morkinni] fehlt C. 14. beztum] beztu Ab. Könungrinn] G.C. 15. vill) bC, villdi A. gjarna) gjarman b. 17 sama) fehlt C. 18. var] ni fügt b hinzu, 19. hann (2)] so CBB, fehlt Ab, komaztjaptr koma C, 21, farit| um fügt C hinzu. 22. sinu—pat] svö pat stod b. 23. potti] pat mikil fügt C Ainew. 26. nema linkledum] fehlt b.

=

= ao

ei ber um kenna, pd pessir öfimligleikar hafi ordit, ok er vandlaunat per pin umsjä, ok vil ek 4 morgin gefa ber verökaup, ok skalltu pa med mer fara. Hts vöru par velbüin ok menn venir ok hefiliga miklir. pat fann konungr, at peir öttuöuzt hann. Böndi ler setja bord, ok var watr 4 borinn, ok er konungr sér, at honum mun ekki boöinn matr, stigr hann undir bord hja bönda, tekr til matar ok snedir djarfliga; ok er bondi ser betta, heettir hann at matazt ok dregr hattinn fyriraugu ser. Hvörigir tala her vid aöra, ok er konungr var mettr, lyptir bondi upp hetti sinum ok bad bera diska af bordi, pviat ni mun ei mat at vardveita. Sidan för folk at sofa. Konungr lagdizt ok til svefns, ok er hann hafdi litla hrid legit, ba kom kona til hans ok mzllti: Mun ei rédligt, at pa piggir beina at mer? Konungr svarar: petta horfir |venliga, er pi villt tala vid mik, pviat her eru dauflig hybyli. Ei barftu pat at undra, pviat ver hofum alldri gest att 4 efi vörri, ok bess get ek, at sért bonda engi ofüsu- gestr. Konungr mallti: Vel metti ek launa bönda fyrir allan pann kostnad, er bann hefir fyrir mer haft, pba er ek kem til mins heimilis. Hun svaradi: Til meira get ek mun um draga, en vér faim semd af per imöti pessu til- fell. Konungr mellti: Ek bid, at pai gjorir mer kunnigt, hversu fölk yövart heitir. Hun svarar: Fadir minn heitir

l. si per] per ei C. po] pött b. öfimligleikar] öfimleikar BB. 2. [in] fina b. 3. fara] finna b5B, vöru] vor bBB, nur B sucht die verderbte Stelle zu bessern: finna has vor; par er vel um biit. 5. ottaduzt) öttudustu b. 6, moan) mundi C, 7.matr] matrion OC. honda] ok fügt b Ainew, ok-djarfliga] fehlt C. 9. Hvörigir]) bvarigir C hvorugir A, hvorugir b. 10. her] ou ©. hetti] hatti b. diska] disk A. bordi] bordina C. 12. Sidan] fehlt C, dafür ni nach folk. 15. at] af OSB; af mer vor beina C. 16. villt] vill A. hybyli] Han segir fügt b Aunzu. 17, parftu) parf ©. gest att] gesti set b. 18. olüsugestr] aufüsugestr Ab, ofusu gestr C. 21. get-um] getu mun C; wie A, doch muni für mun b. 22, vér| vit C. faim] faum b. imoti] moti C. 23, meellti] m. AC, s. b. bid] C, A, Pigg bBB, at] felt b, 24. hversu] hvat C, ydvart] pitt ©, hertir] fri fügt b Ainsu, svarar| svari A,

=’ f

munu engi demi finnazt; ok pvi »tlar fadir minn ok modir 4 morgin at skipta arfi med oss syskinum, en: pau vilja sidan ok prellinn med beim ganga fyrir #tternisstapa ok fara svö til Valhallar; vill fadir minn ei tepiligar launa prelnum pann göövilja, at hann wtladi at reka pik dr dyrum, en nu njéti hann sela med bonum; pikizt hann ok vist vita, at Odinn mun ei ganga imöt prelnum, nema hann i hans foruneyti. Konungr mellti: ek, at pa munt her vera malfimuzt, ok skalltu hafa mina holluztu; » pikjumzt ek sjä, at bi munt mer vera, ok skalltu sofa i hjä mer i nétt. Hun bad konung pvi räda. Um mor- guninn, sem konungr vaknar, maellti hann: pik kved ek at bessu, Skafnartungr: ek gekk til yövars bejar berfattr, ok pvi vil ek sküa af ber piggja. Hann svarar ongu ok fekk honum sküa ok drö ör pvengina. pa kvad konungr: 1. Sküa tvö, |

er mer Skafnartungr gaf,

bvengjum er hann nam;

illz mannz

kved ek alldri verda

grandalausar gjafir. ( Sidan bjözt konungr a brutt, ok leiddi Snotra hann & gotu. Konungr mellti: Bjöda vil ek per med mer at fara, pviat mer er grunr 4, at nokkut zjorizt af okkrum fundi, ok ef pi ferr med sveinbarn, ba lättu Gautrek heita,

1. munu] man bO. 4. tepiligar] tepiligra b; Ainter launa C. 5. prelnam—at| pat er C. at (2)| /ehlt A. 6. dyrum) dyranım C. honam] peim C. 9. hör—mälfimuzt] vera hör mälfrgmuzt A. 10. pik- jumztj pikizt ©. 11. morguninn] morgin C. 13. Skafnartungr] Skafnaur- tungr A; Skapnartungr C. 14. ok] fehlt A: hannj hun C. sküa] skuo schreibt C hier und Z.15, skoZ.16. 16—21, 1. visa, fehlt in L. 17. er mer Skafnaurtungr gaf A, er mér Skafnartungr bBB (in b ist gaf von spüter Hand herübergeschrieben), er mér gaf Skafnartungr gaf'C, mer gaf Skafnattungr E, mér gif Skafnaurungr K. 18. er] /ehlt K. pa] par A. 19. illz) at ille C. 20. kved] kund B. 19—20. sjalldan verda vandz tnannz E, sjalldan verda naums manns K, 22. 4 brutt] i braut A, & brautt b. 23. med—fara] attu farir med mer C. 24. af] at’A

© -

u. Seems

ser, svö at ekki peirra kemr vid annat bert; pötti beim pa triazt um unnit, at ei mundi fölk peirra fjelgazt. Snotra fann meö själfri ser, at hun för med barni; pokadi hun pa spytunni i vadmdlinu, svö at na mätti: hendi til. Hun 1ét sem hun sv&fi. En er Gillingr vaknadi eda raumsk- adi af svefni, varp hann hendinni fra ser ok kom vid kinn hennar; ok er hann vaknadi, mzllti hann: Her hefir öfimliga til tekizt, er ek skal hafa grand gjort per; mer synizt sem pi sért miklu digrari, en verit hefir. Hun svarar: Leyn bu bessu, sem matt. Hann svarar: patendemi mun ek ekki gjora, pviat betta ma med engu mou leynazt, sidan er fölk okkart fjolgazt. Litlu sidar feddi Snotra eitt fagrt sveinbarn ok gaf nafn ok kalladi Gautrek. Gillingr mellti: Stör bysn berr nu vid, ok ma nu ei leyna, ok skal ek fara at segja bredrum minum. peir malltu: Allt räö vört vill na fyrir farazt af bysnum pessum, sem vid berr, ok er betta mikit lagabrot. Gillingr kvad:

2. Heimsliga er ek veik hendi til, er ek kom vid kinn konu; litil lyf

1. ekki—kemr] hvörki peirra kemi b (huorckirt oder huorckert b, huorckirt 8. huorki B). 2. umit| buit C. fjolgazt| En fügt C hinzu. 3, fann) pat fügt A hinzu, 4. at] fehlt b. 5. En] fehltl. eda raumskadi] eda rumskadi b, fehlt C. 6. hendinni) hendi Ü. 7. hann) han» oder hun b, hun j. ok-vaknadi| sidan C. 8. hafa grand) grand hala bh. per] pv: fügt b Ainzu. 10. svara (1)) svari A. pu (1)] fehl ©. Hanu svarar] fehlt Ab, fat] pau A. 12. okkart] b, okkar A, ockath (, 13. eitt fagrt| fehlt C. 14. berr| bera b, mi (2)) feAlt A. 15. fara at] fehlt ©. bredram| brödur C. peir meelltu] hann m. C. 16, af] fyrir A. 17. kvad] visu fügt b Ainsu. 18-92. 2. visa. 18. heimskliga bgB. 19. er| im b3BC, fehlt A. 18—19, Hendi minni ek glatada (im der Hdschr. gle'da; doch ist das mit a verschlungene e durch einen Punkt unten getilgt) heimskliga E, Heimskliga villdi mér til L, Bendi eyk glerada heimsliga K. 20. er| ok OC, pa er EK, at L. ek] fehlt K. kinn konu| konu kinn L. 21. litil lyf] se b3C (lyf gesichert durch C, wo i wad y geschieden werden), \itil lif A, litil likinda B, litit lif EK, litit efni L.

—. 5: =

vill oss hvetvetna hata; snandr mun ek snöpa, _ pviat sniglar hafa > gull mitt allt grafit. ;s Sidan för hann ok hans kona & Gillingsbamar ok gengu sidan fyrir zstternisstapa. pat var einn dag, ar, Imsigull gekk um akra sina; sd hann fyrir ser pann fugl er sporr heitir; hann er & voxt sem titlingr. Honum leizt ni horfa skadavsenliga, gekk med akrinum ok sé, at fuglinn hafdi tekit ör axinu eitt kornit. pa kvaö hann: 4. pat var spell,

ok sporr um Vann,

a akri Imsiguls;

axi var skatt,

ör var korn numit,

pat mun ® Totru et um trega. Sidan för hann ok hans kona, ok gengu pau gigd fyrir gtternisstapa ok villdu ei fa optar slikan skada. Gautrekr var pa ati, er hann uxann géda; hann var pa sjau vetra; honum vard pat fyrir, at hann lagdi uxann med spjöti til bana. Ok er Gillingr betta, pa kvaö hann:

5. Ungr sveinn drap uxa fyrir mer, betta ern banvsn bysn;

1. of vill oss} so AbBCE, nf oss B, vill oss pvi K. hver- vetna] so CE, hvetvitna b, hvevitna 8, hvervetna AB, hvorvetna K. Nata] so CEK, hei, was mit FAS! nur als hia gelesen werden kann, aber wunecrstindlich ist A. hi bB, ha 8. 4. allt] fehlt B. 5. ok—kona] fehlt hier in C, doch hinter hamar: ok kona hans. 6. sidan| fehlt GC. 7. hann) par für A honsu. 8. sporr|] sporn b. 9. skadavienliga] skadvenliga BB, ok fügt C hinzu. 11—16. #. Visa. Z. 13—15 fehlt in L. 11. spell] spjoll bEBL, spjell K. 12. ok] er BELK. sport] sporn b8B. um vann| of vann E, gjordi L. 13. 4) at B, fehdt K. Imsiguls| Heimsiguls K. 15. or] er B, ok UC. korn] korni K. 16, wie oben A, pvi slikt mun att vor trega bgB, pat mun & Totru et um trega C, bi man w Totrn of trega E, pat mun Totru mog tregazt K, pat mun okkur trega Hjotru vinkonn L. 17. ok—pau] fehlt ©. 18, {4 optar] optar fab. 22—11,5 5. visa, /eilt in ELK. 242 petta] b BBU, fehlt A,

10

=e U =

pessir vöru allir rikir konungar ok hermenn miklir, en var Herpjéfr konungr fyrir beim at viti ok rädagjerd; hanu var longum i hernadi, ok varö hann af pvi ftregr mjok. I penna tima var konungr 4 Ogdum, er Haralldr het; hann var rikr konungr; hann var kallaör Haralldr hinn egöski. Vikarr het son hans, hann var pa ungr ok efniligr. Störvirkr het madr, hann var son Starkadar Aludrengs. Starkadr var hundviss jotunn. Hann tök ör Altheimum Allfhildi, döttur Alfs konungs. Alfr konungr het pd 4 por, at Althilldr skylldi aptr koma. pa drap pörr Starkad, en flatti Alfhilldi heim til fodur sins, ok var hun med barni. Hun feddi son, pann er Störvirkr het, er äör er nefodr; hann var fridr maör synum ok svartr 4 har, meiri ok sterkari en aörir menn; hann var vikingr mikill. Hann kom til hirdar Haralldz konungs a Ogdum ok gjerdizt hans landvarnarmadr. Haralldr konungr gaf honum ey, er pruma heitir, 4 Ogdum, ok par bjé Stérvirkr. Hann var longum i hernadi, en stundum var hann med Haralldi konungi. Störvirkr nam 4 brutt Unni, döttur Freka jarls af Halogalandi, ok för sidan heim til bis sins i prumu. pau ättu son, er Starkaör het. Synir Freka jarls, Fjori ok Fyri, foru at Störvirk ok kömu 4

1—2. po—Herpjofr) Herpjöfr var po C. 3. bann (1)] ok 0, 3—4, hana (2) mjgk] fregr af pvi C. 4. penna] pennan b, pann C. 5, hann var (2)| var hann C. 6. egöski] digri ok hinn egöski C. 8. Aludrengs] so C und Hervarars. (Bugge) 204,5, Alndrengs A, Aladrengs bBB. jotunn] ätta hendr fügt A /anew. 9. konungr] fehlt ©. 10. Alfhilldr] han C, 10—11, pä—pörr] en porrdrap C, 11.Alfhilldi] hana C. 12. pal fehlt C. Hun (2)) ok C, 13. er ady var] fehlt C. madr] fehlt C. ok en b, 34, meiri ok] fehlt C. hann var] fehlt C. 15. hirdar] fehle ©. i Ogdum] fehlt C. 16, gjordizt| var ©. konungr| fehlt C, 17. & Ogdum] fehlt C. 18. Hann| ok C. en] fehlt C. var hann] feAlt C. 19. konungi| fehlt C. Unni] so wegen S. 14, 1, Ani A, Onnu böB, Ani oder Anni C. 20. jarls] so in A, aus konungs verbessert, konungs bBBÜ, doch 3. w.. sidanjsvo C. 21. paul ok U. 22. jarls] A, j. b, konungs BB, fehlt C. Fjori ok Fri] fehlt C, Fjgri ok Fyri A, Fjorvi ok Fyrrvi bp, Fjorvi ok Firdi B; s. uw. u 5. 13, 21. füru—kömu] mägar Störvirks, kömu A, wie oben b, foru til Störvirks ok kimu B, in 8 ist genau eine Zeile der Vorlage b über- sprungen, auf Fyrrvi folgt med her (foru von anderer Hand herüber- geschrieben), for ©. 22—13,1. 4 be—her] med her a hans honum ovart C.

15

2h

oe A

. [Unnar breedr

.. eiöu minnar.| 4. Herpjéfr, Hordalandz konungr, for med ‚her at ‘Haralldi konungi um nött 4 évart ok drap hann i trygöum, en tök i gisling Vikar,,son hans. Herpjéfr konungr lagdi undir sik riki pat allt, er ätt hafdi Haralldr konungr, ok

tök margra rikra manna sopu med valldi ok i gisling, en

tok skatta af ollu riki. Grani het einn rikr madr i lidi Herpjéfs konungs; hann var kallaör Hrosshärsgrani. Hann bjö i ey peirri 4 Hordalandi, er Fenhring heitir,, 4 beim be, er 4 Aski heitir. Hann tök at herfangi Starkad Stör- virksson ok flutti heim i Fenhring. pa yar Starkaör prévetr. Hann var niu vetr i Fenhring med Hrossharsgrana. Své segir Starkadr: 7. er Herpjéfr (2.) Haralld um véllti, ser Ojafnan sveik i trygöum, Egda dröttin ondu raenti, en hans sonum haftbond sneri. 8. prévetran mik (3.) padan of flutti Hrosshärsgrani til Hordalandz;

1. rgeör] brödir B. 2. minnar]) Rannar B. 4. bosennnaeih fehlt C; Auslassungen der Casus von kooungr in C werden gi es nicht an- gemerkt. & Ovart|) fehlt C. 1 trygdum] fehlt C.ı 6. allt] fehl C, 7. ok i gisling] fehlt C. 9. Hann] ok C, ‚10. heitir] hat A: a) at A,. 11. 4 Aski] Aski C. Starkad) bBBC, Staurkud A. 12. heim] hann\A. i Fenhring] til sin C. ; Starkadr] BBC, Staurkadr, A, Staukndr’b; stelli um: St. var pi. 13.1 Fenhring] fehlt C. Hrosshärs] /ehlt C. .16—22. 7. visa. 16. Haralld) Haralldi C. 19, drottin) dröttni bBB: 20. ondul anjou U, menti] renta B, 22. haftbond] C. haptbond A, haptland- oder heptland (a oder w verwischt, t heriibergeschrieben),b, | heyptland 'ß, helstund B. 23—1h4. 8. visa. 23, prévetran) prövetum A. 24. of] C, af AbsB. flutti] Auttu B. | u

ar Hi

nam ek 4 Aski upp at vaxa, sakat nidja & nia sumrum. Herpjéfr konungr var hermaör mikill ok var longum i hernadi, ok var ba mjok herskatt i riki hans. Hann let hlada vita 4 fjollum ok setti menn til at geta ok skjéta upp vitum, ef öfriöor kemi. Vikarr getti vitanna 4 Fenhring vid pridja mann, ok skylidi bann vita fyrst upp kynda, ef herr veri sénn, en sidan hvern at gdrum. En er Vikarr haföi skamma stund vitans gett, gekk hann einn morgin & Ask üt ok fann Starkad, fdstbrédur sinn, Störvirksson; hann var furöuliga mikill; haun var himalldi ok kolbitr ok 14 i fleti vid elld; p& var hann tölf vetra gamall. Vikarr reisti hann upp or fletinu ok fekk honum vöpn ok kl»6i ok malldi voxt hans, pviat honum bötti hann undarliga mikit vaxit hafa, sidan hann kom 4 Ask. Fengu peir Vikarr ser skip ok föru i brutt badan. Sv6 segir Starkaör: 9. Afl gat ek zrit, (4.) -uxu tjälgur, langir leggir ok 1jött hofud;. en himalldi af hagli sat, fas forvitni, i fleti niöri. 1. Aski] skipi C. 3. sakat] Storvirks bBB. 4. sumrum] b3BC. vetrum A. 5. var longum] 14 C. 7. vita] vida C. til] fehlt C. ok skjöta ef] fehlt C. 8. kemi] bidizt b. 9. pann] alle Hdschr., pacan FAS: 10. en (1)] fehlt b. 12. 4—uat] ut a Ask b, ä veg C. fann] par fügt A hinzu. 13. furduliga] mjgk C. 14. kolbitr] kolsvartr b. 15. gamali| fehR C. ‘or fletinu] feh# C. 16. mellidi) mellti A, m. ©. undrar b3B. 17. vaxit hafa] hafa vaxit (abgekürzt vax) C. sidan—Ask] fehlt C. 18. peir Vikarr] fehlt C. föru) fehlt C. 19. Starkaör] ok kvad visu fügt bp 'kinsu, o.'k. visur B. 20—27. 9. visa, fehlt in b3B. 20. afij alf C. 25. af hagii]: C, af hagsi A, of hugsi vermutet in F'AS*. 26. fas] so suerst Sv. Egilss: Lex. poet. 8. v. hagall., füaz A (daher die genau entsprechende Schreibung fiast in FAS), fehlt C. forvitni] forvitina Egilsson s. v. hagall.

5

ae ER u

10. Unz Vikarr kom (5.)

frä vita innan,

gisli Herpjöfs,

gekk inn i sal;

hann kendi mik,

hann kvaddi mik

Opp at standa

ok andsvara.

11. Hann melidi mik (6.) mundum ok sponnum, alla arma til dlflida ;

vaxit hari

a hoku nidri. Her segir Starkaör fra pvi, at hann hafdi pa skegg er bann var tölf vetra. Sidan reis Starkadr upp ok fekk» Vikarr honum vöpn ok kledi, ok féru sidan til skips. Eptir betta safnadi Vikarr lidi, ok urdu peir saman tölf, peir vöru allir kappar ok hölmgongumenn. Svö segir Starkaör:

12. pa safnadi (7.)

Sorkvi ok Gretti

Haralldz arf pegi,

Hildigrimi,

Erp ok Ulfi,

1-8. 10. visa, fchit im b5B. 3. gisli] gisl AC. 5, hann kendi| kendi hann C. 6. lann kvaddi] ok kvad C. 7. at] fehlt C. 9-16, 11. visa, fehlt in bBB. 9. melldi] mallti AC. 15. hari] so A und C, nicht bir, wie FAS lesen; also sind zwei Zeilen, die das Substantiv zu vaxit enthielten, verloren, obgleich die Hss. keine Lücke zeigen. 16, ij ok C. 17. Hör hann] Starkadr C. at) er b. päl sitt C. 18—19. Sidau—skips] fara peir nu til skips C. 20. petta] pat C. saf- nadi] safnar C, Vikarr] ser fügt b hinzu, ok] fehlt C. 21. Své Star- kadr] Starkaör kvad C, 23—17,3, 12, visa. 23, bai] pa er, 26, Haralldz] A, Haralld bBBC. arfpegi] ok Arfpegi bp, ok Nefpegs B, ok Horfpegi C. 26, Hildigrimi] fehlt B.

10

15

2

Sur BE nd

brutum borglokur, brugöum sverdum, bar er sjautigir seggir stödu, kostumgödir,

fyr konungi;

[pO var um aukit ollum praelum, verkalyöum

ok vatndrogum.|

Herpjéfr konangr vardizt lengi med liöi sinu, pviat hann hafdi marga frekna menn, en med pvi at Vikarr hafoi valit liö med ser ok ageta kappa, pa varö ryrt fyrir peim lid Herpjöfs konungs. Vikarr var jafnan framazt sinna manna Svö segir Starkadr:

15. Var Vikari (10.) vant at fylgja, pviat fremstr ok fyrstr i flokki st6d; hjuggum hjälma med hofudgnipum, brynjur sneiddunı ok brutum skjoldu,

Starkaör sötti hart fram med Vikari 4 hendr Her- pjöfi konungi, ok peir veittu honum bana. Allir kappar Vikars söttu hart fram; fellu bar margir menn, en sumir voru serdir. Svö segir Starkadr:

1, borglokur) A, lokur en C. 2, brugdum] A, brugdu C. 5 6, fehlt C, 9. verkalyöum] C, verkalyd A. 11. med lidi sinu] fehlt C, 13. med—kappa] fehlte C. sar—ägeta] fraguztu b. 13—14, fyrir— konungs} lid fyrir Herpjéfi C. 16—23. 15. visa, fehlt in bBB. 16, Var Vikari] A, Vikari er C. 18. ok fyrstr) A,-er hann C, 22. brynjur] A, brynjum ©, sneiddum] sniddum A, sneiddu C, 23. brautum] brutu C. skjoldu] C, hjalma A, Z. 24—27 ist mit der vorhergehenden und folgenden Strophe zunächst übersprungen in bBB. 25. veittu] veitt C, 25—26. Allir—fram] fehlt C. 27. Svö—Starkadr] Starkadr kvad C,

5

10

15

20

2 ar

=

daga hardan, ok gekk Sisarr hart fram ok drap mart manna af lidi Vikars konungs, par var Starkaör med Vikari konungi; hann gekk fram moti Sisari ok Attuzt peir lengi vid vöpnaskipti, ok burfti hvérgi odram at fr¥ja störra hogga. Sisarr hjé af Starkadi skjolldinn ok veitti honum tvö sär i hofdöi mikil med sverdi ok i sundr viöbeinit; Starkaör fekk ok sar fyrir ofan mjgomina 4 sidunni. Svö segir Starkaör:

17, Vart eigi (12.) med Vikari austr i Veni ardag snemma, pa er söttu ver Sisar 4 velli, pat var prekvirki pokks megnara,

18. Mik lét sverdi (13.) säru hoggvinn, skarpeggjuöu, skjold i gegnum, hjälm af hofdi, en haus skorat ok kinnkjälka klofinn { jaxla,

[en hit vinstra vidbein lamit.]

hardan| feilt C. 2. manna—Vikars| A, manna af Vikari C, manna af monnum Vikars bB, af monnum Vikars B, par—Starkadr] Starkadr var C, pa fügt A hinzu. 3. Sisari] C, Sisar Ab. 5. Starkadi] Sisari C. skjolld- inn} skjglld hans A, 6. hofdi] hofadit C, mikil—sverdi] fehlt C. 7. Své Starkadr] ok kvad visu fügen bB hinzu, fehlt BC. 9—16. 17, visa, nur in A. 9, eigi] ei A. 16, pokks] pokz A. 17—26. 18, visa, nur in A. 17, säru hoggvinn| FAS*, hann sarum hogg hann (=gestrichenes h) A; särum hoggvinn FAS!. 26. lamit] Conjektur, lattit A, lätit vermutet in FAS.

Starkaör fekk ok

u Op SS

nolsér & annarri siöunni af atgeiri,

beim er Sisarr med. Své segir Starkaör:

19.

Starkaör hjé Sisar

Ok 4 siöun (14.) sverdi beitti

mer oflugr

fyrir mjodm ofan, en i adra

atgeir lagdi kolidum broddi, svö at & kafi yddi; pau sér merki

& mér groin.

med sverdi ok sneiö svö um pvera

sidu honum ok veitti honum mikit sar & feti fyrir nedan kné, ok at lyktum hj6 hann af honum annan fötinn { gkla, ok pa fell Sisarr konungr., Sv6 segir Starkaör:

20.

Sneidda ek honum (15.) sidu adra

bitrum brandi

um bik pveran;

svö ek af heiptum hjorvi beittak,

at allz megins

adr kostadak.

I bardaga beim vard mannfall mikit, ok fekk Vikarr konungr sigr, en Kenir logdu a flötta, peir er eptir lifda. Eptir sigr benna för Vikarr konungr heim { riki sitt.

1—2. Starkadr met] ok a acra siduna holsar C. 1. atgeiri] arngeir b. 2. Sisarr v6] Sisarr h” (=hafdi) i hendi vé, doch ist hafdi { hendi derchstrichen b; Sisarr hvö, da der Tilgungsstrich das h der

Vorlage b nur berührt,

ß. Sv6 Starkadr] fehlt b3B. Starkaör kvaa

C. 3—12. 19. visa, fehlt in b3B. 10. at] fehlt C. yddi] stöoöo C. 11,

s6r| pa fügt A hinzu. 14. veitti—sär] fehlt C.

13. Sisar sverdi] til Sisars C. sv6] fehlt C. 15. af] so bC, & A. i okla] A, ni@r i okla

bg. niör vid okla B, fyrir ofan oklaC, 16.0k] fehlt C. Svö— Starkaär] fehlt B. 17—24. 20. visa, fehlt in bBB. 19. bitrum] C, brutt med A. 24, kostadak] kostadik AC. 26—27. en—konungr] ok för C. 26. Keenir]

hinir b.

10

15

me

6, Vikarr konungr spyrr, at Geirpjéfr konungr hafdi liösafnad mikinn 4 Upplondum ok etladi med pann her at Vikari konungi ok hefna Herpjöfs konungs, brééur sins. pa baud Vikarr konungr tt alinenningi af riki sinu, för med pat lid til Upplanda möti Geirpjöfi konungi. peir ättu mikla orrostu, svö at peir boröuzt sjautjän daga samfast; ok pa fell Geirpjéfr konungr, en Vikarr konungr hafdi sigr. pa vann Vikarr konungr undir sik Upplond ok pelamork, pviat Friöpjöfr, pelamerkr konungr, var ekki heima i riki sinu. pess getr Starkadr, at si var

10 hin pridja orrosta Vikars konungs, er hann hafdi unnit 4

Upplondum:

21, Let preksamr priöja sinni hildar leik hadan verda, adr Upplond unnin yröi ok Geirbjöfr um gefinn helju.

Sidan setti Vikarr menn yfr pat riki, er hann hafdi unnit 4 Upplondum, en hann för heim 4 Agdir ok gjordizt bedi rikr ok fjolmennr. Hann fekk ser konu ok atti vid henni tvö sonu; het Haralldr enn ellri, en hinn yngri hét Neri. Hann var manna vitraztr, ok vard pat allt at radi, er hann lagdi til, en svö var hann sinkr, at

2. lidsafnad mikinn| lidi safnat C. 2—3. med—ok] möti Vikari at C, 3. at] & hendr b. 4. pa] fehlt C, sinu] ok fügt C. hinew. 6. peir] ok C. 6. svo at peir] b, ok A, sv peir C. sjautjän] i Sjantjän b, sjau C. 7. samfast] fehlt C. pi] fehlt C. en—sigr] fehlt C. 8. pa konungr] Vann Vikarr Pa C. 10, i simu) at riki sinn b, fehlt C. pess—sij] pat C. 11. Vikars hann] er Vikarr C. 1B—20, 21. visa, nur in A. 21. Sidan| fehlt C. 22. ü Upplondum] fehlt C. & Agdir) i Agdir C. "24—25. hinn—Neri] Neri hinn yngri C. 25. ok] fehlt C, 26. en] fehlt C.

N

hann mätti sngvan hlut své gefa, at honum veri ei begar eptirsjär at. Své segir Starkaör:

22. Atti ser erfivoröu tirsamr tv6

_ tiggi alna;

het hans son Haralldr enn ellri, setti hann bann at pelamorku.

23. Var sinkgjarn sagor af gulli Neri jarl, nytr i radam, Vikars sonr, vanr i söknum; s& réo einn Upplendingum. Neri jar] var hermaör mikill, en svö sinkr, at til hans hefir jafnat verit ollum beim er sinkaztir hafa verit ok sizt hafa oörum veitt. En er Fridpjéfr frétti fall breöra sinna, för hann til Upplanda ok tök pat riki undir sik, er Vikarr haféi fyrr unnit. p& sendi hann Vikari ord, at hann skylidi skatt gjallda af sinu riki eda pola her hans. Sv6 segir Starkadr: 24. Réd Fridpjéfr fyrst at senda heiptar boo horskum jofri,

1. veri] var C. 2. eptirsjar at] aptr sjär at b, aptr svarat ß, aptr gefit imoti B, eptirsjar C. Své Starkadr] fehlt CB. 3—10. 22. visa, nur in A. 11—18. 28. visa, nur in A. 19. Neri jarl] hann C. 19—21. en—veitt] fehl C. 21. sizt] litit b. fretti] frettir b. 22. Upp- landa] Uppland C. pat] fehlt b. 23. fyrr] fehlt C. pd&—hann] ok sendi C. 25. Svo—Starkaör] fehlt BC. 26—24,4. 24. visa, nur in A.

15

5

1U

nn 2

hvert Vikarr villdi gjallda hilmi skatt eda her pola. En er pessi orösending kom Vikari, pa stefndi hann ping ok Atti tal vid raduneyti sitt, at svara pessu vandmeeli. peir baru saman rad sin ok r&öu lengi um. Svö segir Starkaör: 25. Rédum um, urdumat dzlir; pat kaus herr, at konungr skylidi rikr meö her römu koyja.

15 pau ord vöru send Friöpjöfi konungi, at Vikarr konungr

villdi verja land sitt, För pa Fridpjéfr konungr med her sinn ok etladi at herja 4 Vikar konung. Öläfr hinn skygni hét konungr einn i Svibjöö, par sem heitir Nerriki. Hann var rikr ok hermadr mikill; hann baud tit almenning af sinu riki ok för til liöveizlu vid Vikar konung. peir hofön mikit lid ok fara med her pann moti Fridpjöfi konungi ok svinfylktu lidi sinu til bardaga. Svö segir Starkaor: 26. Réd Olafr

austr hinn skygni,

selldar gramr,

fyr Sviariki; 1, hvert] hvort A. Vikarr] konungr fügt A hinzu. 5. En] fehlt A. ordsending kom] ord komu C. pf] fehlt C. 6. tal—vandmali] ria vid menn sina, en C. 7. bäru—okj fehlt C. 7—8. Syo—Starkadr] fehlt BO. 9—14, 25. visa, mur in A. 9—10. nach Vermutung, rédum um lengi, urdum vit ekki delir A. 15—16. pau—sitt] fehlt C, 15. ord] b, rad A. 16. villdi] b, skylldu A. 17. wtladi] tök til b. 18. einn] fehlt A. Svipjöd] Svidpjéd b. Neerriki] A, Narriki, bj, Narriki B, nierriki (der Haken unter © undeutlich; wohl nicht, wie FAS lesen, merriki) C. 19. Hann—ok] fehlt C. almenning] almenningi b, 20. ok för] fehlt C, 21. her Pann] pat C. 22. til bardaga] fehlt OC, 22-29. Svö—Starkadr] fehlt BC... 24—25,4. “6. visa, ner in A.

15

=

par var enn mesti bardagi ok hinn snarpazti, ok fell mikilj hluti lids Fridpjéfs konungs, en er hann beiddi fridar, stodvadi Vikarr konungr her sinn; gekk pa Friöpjöfr konungr til swetta vid Vikar konung. Skylldi pa Öläfr konungr semja sättmäl milli peirra, ok var si sztt, at Fridpjéfr konungr gaf upp riki sitt allt 4 Upplondum ok pelamork, en hann för ör landi. Setti Vikarr konungr yfir bessi riki sonu sina; gaf hann Haralldi konungs nafn yfir pelamork, en Nera jarls nafn ok riki 4 Upplondum. Hann vingadizt vid Gautrek konung 4 Gautlandi, ok pat segir i sumum bökum, at Neri helldi nokkut riki af Gautreki konungi, pann hluta Gautlandz, er honum var nälegaztr, ok veri hann ok jar! Gautreks konungs ok i räöum med honum, begar pess pyriti vid, Eptir betta for Vikarr konungr heim i riki sitt ok vard fregr mjgk af sigri beim, ok skildu peir Öläfr konungr meö vinättu ok helldu pat jafnan sidan; för hann heim austr i Sviariki.

6. Rennir hét madr ok var béndi einn rikr; hann hafoi atsetr i ey, peirri er sidan er Rennisey kollud. ey liggr fyrir Nöregi norör undan Jaöri. Hann hafdi verit vikingr mikill, äör haun settizt i bünad, Konu atti hann ser ok einn son barna; het Refr. pa er hanno var ungr, lagöizt hann i elldaskäla ok beit hris ok bork af trjam; hann var furöuliga mikill vexti; ekki ferdi bann saur af sér, ok til einkis rétti hann sinar hendr, své at oörum veeri til gagns. Fadir hans var fjärorkumadr mikill,

1. par—snarpaztij] Var par hardr bardagi C. 2. lids] af lidi C. 3. her sinn] herinn ok ©. 4. pa] fehlt b. 6. sitt] /eAle C. 11, helldi] ok fügt A hinzu, 13. nilegaztr] 3, nälegiast (die Abkürzung durch z über der Linie) A, nilwgazt bB, nälegarl. ok (2)] fehlt C. 18. Rennir] Reynir bg, Reinir B. ok var] fehlte C. 19. atsetr] atsetu b, für den gansen Ausdruck: hann bjö C. i) & b. er sidan—kollud] er ‘syda’ er kollud b&B, kollud Reimsey C. Sa ey] Hun C. 20. nordr] inordr C, 21. adr] en fügt b hinzu. 21—22. Konu—son| Einn son Alli hann C. 22. si—Refr| er Refr het C. 22—23, pi—ungr] fehlt C; Hann var ungr pa er hann lagdizt b. 23. hris ok] zehlt C. 24. furduliga] fehlt C. 24—25. ekki—ok| fehlt ©. 25, at] fehlt C. 26, fidrorkumadr] fjartokumadr b,

10

a

29. Mer gaf Vikarr (16.)

valamälm,

hring enn rauda,

er ek ä hendi ber,

mer brimerking,

en ek prumu honum,

fylgda ek fylki

fimtän sumur, Vikarr konungr sigldi af Ogdam norér 4 Hordaland ok hafdi lid mikit. Hann i hölmum nokkurum lengi ok fekk andviöri mikit. peir felldu spän til byrjar, ok fell své at Odinn villdi piggja mann at hlutfalli at hanga ör hernum. pa var skipt lidinu til hlutfalla, ok kom upp hlutr Vikars konungs. Vid pat urödu allir hljööir, ok var stlat um daginn eptir, at räösmenn skylldu eiga stefnu um petta vandmeli. Um nottina ner miöri nött vakti Hrosshärs- Grani Starkaö, föstra sinn, ok bad hann fara med ser. peir taka bat einn litinn ok reru til eyjar einnar inn fra hölm- inum. peir gengu upp til skögar ok fundn par rjéér eitt { sköginum; i rjöörinu var fjolmenni mikit, ok var par ping sett. par satu ellifu menn a stölum, en hinn tölfti var audr. peir gengu fram 4 pingit, ok settizt Hrosshars-Grani 4 stölinn hinn tölfta. par heilsuöu allir Odni. Hann mellti, at dömendr skylldi bd dema orlog Starkaös. pA ték pörr til orda ok meellti: Alfhilldr, mödir fodur Starkaös, kaus fodur at syni sinum hundvisan jotun helldr en Äsapör, ok skapa ek pat Starkadi, at hann skal

1—8. 21. visa, nur in A. 10—11. Hann—mikit] fehlt C. 10. Hann li] peir liu b. nokkurum] nokkut b. 11. fekk] fengu b. span} spa (dann rechts oben em Haken, der vielleicht als 0 zu fassen ist, in dem B das Zeichen für ir, Verelius ein Längeseichen sieht) bB, spair B. 12. at hlutfalli) til hlutfalla C. 13. hernum] herinum A. 14, Vid— urdu] Urda ntü C. 18. eyjar einnar] eyjar einnrar|) Ab, eyjarinnar U. 20. i sköginum] fehlt ©. 21. par) ok ©. 23. Hrosshärs] fehlt ©. 4 stélinn—télfta) nidr hjä peim 4 tolfta stölinn C. par] peir A. 24—25. at—Starkads] at par skylldi dömendr dema C. 24. skylidi pa) skylldu b. erlog] aurlug A, orlog b, forlog B. 25. ok meellti] fehlt C. 27. skapa] skapadi C. skal] skylldi C.

15

Zr =

morguninn eptir gengu räögjafar konungs 4 stefnu til umrada; kom Pat äsamt med beim, at peir skylidu gera nokkura minning blözins, ok sagdi Starkaör upp rädagerd- ina. par stöö fura ein hjä beim ok stoin einn har ner furanni; nedarliga af furunni stöd einn kvistr mjör ok tok i limit upp. pA bjuggu hjönuztusveinar mat manna, ok var kälfr einn skorinn ok kruför. Starkaör let taka kälfsparmana; sidan steig Starkadr upp 4 stofninn ok sveigdi ofan pann enn mjöfa kvistinn ok knytti bar um kalfsbormunum. pa mallti Starkaör til konungs: er her biinn per gälgi, konungr, ok mun synazt ei allmann- heettligr. gaktu hingat, ok mun ek leggja snoru a hails per. Konungr mellti: Se pessi umbüö ekki mer hzettligri en mer synizt, venti ek, at mik skadi betta ekki; en ef odruvis er, mun auöna räda, hvat at gjorizt. Sidan steig hann upp 4 stofninn, ok lagdi Starkadr virg- ulinn um häls honum ok steig sidan ofan af stofninum, pa stakk Starkaör sprotanum 4 konungi ok mellti: Nu gef ek pik Odni. pa let Starkadr lausan furukvistinn. Reyrsprotinn vard at geir ok st6d i gegnum konunginn. Stofninn fell undan fötum honum, en kälfsparmarnir uröu at vidju sterkri, en kvistrinn reis upp ok höf upp konunginn vid limar, ok hann par. Nu heita par sidan Vikars hölmar. Af pessu verki varö Starkadr mjok öbokkaör af alpydu, ok af pessu verki vard hann fyrst landflötti af Horöalandi. Eptir pat strauk hann brutt ör Nöregi ok austr i Sviavelldi, ok var bar lengi med Uppsala konungum ger radgjafar] menn C, til umräda] feat C. 2. skylidu] skylidi ©, 4. beim] bonum C, wer furunni] fehlt C. 5. nedarliga—mjör] fehlt bBB. af) 4 C. 6. pi—sveinar] pjönuztusveinar bjuggu C. 7. skorinn ok krafdr] kruf- inn C. 8. sidan] ok C. 9. pann] fehlt ©, 10. pi—Starkadr] ok meellti ©. 11. hér—pér| per büinn hör A. s¥nazt) per fügt C hinsu all maunbsettligr] b, allmannhwttr A. mannhoettuligr C. 12. gaktu) gang b, farna C. 13, mer hettligri) meir hwttlig A, 15. hvat—gjorizt] fehlt C. 16. stofninn] stofn C, Starkadr] fehlt b, virgulinn} virgilnn A. 18. pi—Starkadr] Starkadr stakk C. 19. pa—Starkadr] Starkadr let. 21. Stofninn] stofn C, föütum honum) fotum konunginum b, fötunum C. 22, vidju] vida AC. 23, Nijok ©, 24. verki] verk C, 25. af alpydu— fyrst] ok C. landflétti] landflötta bBB. 26, Eptir—hann]j. ok stokk U,

—_ a. a

pat er mér harmazt handaverka,

33. padan vappada ek (20,)

villtar brautir,

Horöum leiör,

med huga illan,

hringa vanr

ok hröörkvabda, dröttinlauss,

dapr allz hugar.

34. sötta ek (21.) til Svibjödar Ynglinga sjot, til Uppsala; her läta mik, sem ek lengi man, boglan pul, bjöödans synir.

pat finna 4 Starkadi, at honum pikir betta eitthvert verk sitt vest ok déskapligazt ordit hafa, er hann drap Vikar konung, ok ekki hofum ver fräsagnir heyrdar, at hann hafi ilendr ordit i Néregi sidan. En er Starkaör var at Uppsolum, ba vöru par tölf berserkir mälamenn ok vöru mjok ägjarnir ok spottsamir vid hann, ok vöru édaztir at bvi br&dr tveir, Ulfr ok Ötryggr. Starkaör var

1, harmazt] C, hermazt A. 3—10, 88. visa, fehlt in bEB. 3, padan] vielleicht zu streichen, da die Strophe sonst in regelrechtem Kviduhattr abgefasst ist. vappada] vappadi A. 4. brautir] A, gotr (für gotur) C. 7. hringa] hrings C. 8. hröörkveda] nach Vermutung von Se, Egilss. s. v, hrödrkvedi, hrödzqveda A, hrodrqueda C (e in dieser Häschr, auch ohne Haken = x»). 11—18. 34. visa, fehlt in bBB. 13, sjot] sjo C. 16. ek] fehlt C. man] gebessert in F'AS* mun AC. 19—20. eitthvert—ok] fehlt C. 21—22 ok—sidan] fehlt C. 22. ilendr] innlendr b. Nöregi] Nöreg b. er] ed bf. 23. pa) fehl C. 24. ok véra (1)] fehlt C. 25, ddaztir—pvi] at pvi mest C.

rg N

pogull, en berserkir kolludöu hann endrborinn jotun ok niding, svö sem hér segir:

35. Hér settu mik (22.) sveina milli, - heldr hsdinn ok hvitbrdéan, skelkja skatnar ok skop draga, ofs öframir, at jofurs greppi.

36. Sja pikjazt peir (23.) a själfum mer jotunkuml ätta handa, er Hlörridi fyr hamar norödan Hergrimsbana hondum renti.

37. Hlzja menn, (24.) er mik séa, ljötan skolt, langa trjdénu, har ülfgrätt, hangar tjälgur, hrjüfan häls, hud jötrada.

En er Eirekr konungr ok Alrekr settuzt heima, pa för Starkaör i hernaö meö skip, bat er Eirekr konungr haföi gefit

1. berserkir] peir C. 2. své—segir] fehlt C; Starkadr fügt b hinzu. 3—10. 85. visa, nur in A. hvitbränn (mit zwei Accenton auf a) A. 11—18. 86. visa, nur in A. 11. heir] vielleicht zu streichen, da die erste Strophenhalfte im Kviduhattr abgefasst zu sein scheint. 15, Hlörridi) Hlöridi A. 18. renti] rendi A. 19—26. 37. visa, nur in A. 19. menn] nach Vermutung wegen des Metrums und des Reims. rekkar A. 23. 24. in umgekehrter Reihenfolge in A. umgestellt wegen des Metrums. 24. hangar] FAS, haugar A. 27. Alrekr] Alfrekr b3BC. settuzt] at fügt C. hinzu. pi] fehle C. 28. Eirekr] Alrekr A. hafdi geht] gaf C.

Palaestra. XI. 3

10

10

15

7:

honum ok hafdi skipat med Nordémgnnum ok Donum; for hann vida um lond ok framdi orrostur ok einvigi ok haféi jafnan sigr, ok er hann ekki lengr vid bessa sogn. Alrekr konungr varö skammlifr, en pat vard med beim atburö, at Eirekr konungr, brddir hans, slé hann i hel med beizli, er beir hoföu ridit at temja hesta sina. Eptir bat r66 Eirekr konungr einn Svipjödu lengi sidan, sem enn mun sidar sagt i bessi sogu af samskiptum peirra Hrölfs Gautrekssonar.

8. Nu ferr tveim fram sogunam; skal ni segja fyrst fra [vi er ddr var fra horfit, at Gautrekr konungr styrir Gautlandi ok gjordizt mikill hoföingi ok hinn mesti bar- dagamadr. pat pötti konunginum vanta mjok 4 sina rikis- stjörn, at hann var ınaör ékyentr, ok villdi hann leita ser rads. Haralldr er konungr nefndr; hann r&d fyrir Vind- landi, Hann var vitr maör ok ekki mikill bardagamadr; hann atti ser dröttning ok eina döttur vena ok velsiéuga, er Älfhilldr het. Gautrekr konungr bfr ferd sina til Vindlandz ok biör döttur Haralldz konungs. pvi mäli var vel svarat, ok svö mart sem peir toludu her um, vard endr 4, at Gautrekr konungr skal meyna, Flytr hann hana heim i Gautland ok drekkr til henunar brullaup; ok er pau hofda ei lengi äsamt verit, fedir Alfhilldr

1. hafdi] var C. Donum] peim Sviunum A, 3. ok] fehlt C, 4, Alrekr] Adalrekr C, Alfrekr B. 6. temja] reyna b. sina] fehlt ©. 7, einn] vor Eirekr A. Svipjödu) fyrir Svipjod C. sidan) fehlt C, 8. sagt] greint verda C. pessi] pessari b, /ehlt C. af—peirra] fehl ©. 9. Hrölfs] konungs fügt A hinzu. Gautreks-] Gutreks A. 10—11. Na— konungr] er at segja frä Gautreki konungi; hann C 12—13. hinn— pat] bermadr C. 13—14, pötti—at] pötti honum pat at, er C. 13, konunginum) konunginn b. 14. madr]) fehlt C. hann (2)] fehlt A. 15—16, Vindlandi] Vinlandi AC. 16. Hann var] fehlt C. mikill) fehle 0. 17. dréttning—velsiduga| döttur eina C. 17. dröttning] dréttninga b, 18—19. til Vindlandz] til Winlandz A, fehlt C. 20. svö—um] fehlt C, 21. skal fü) fekk C. 21. Flytr hann] ok flytr C. 22. drokkr—brallaup] gerir brullaup til hennar C. brullaup] C, brüdlaup A, bradkaup b, 23. hofdu ei] hafa C. Asamt] saman C. fedir] feddi C.

_, =

med pvi at Haralldr var ellri peirra br&öra, at hann skal taka riki pau oll undir sik, er Vikarr konungr haféi fyrir räöit, ok vera bar konungr yfir, en Neri jarl skal hafa Upplond sem 4dr ok pelamork, pat riki sem adr hafdi styrt Haralldr konungr, brédir hans, ok skilduzt peir breör med gééu sampykki. Neri jarl var svö vitr, at ei fekkzt hans maki; varö pat allt at radi, er hann lagdi til, um hvat sem peir Attu at vera. Alldri villdi hanno gjafir piggja, pviat hann var svö sinkr, at hann timdi | 10 engu at launa. pess er getit vid, er 4dr var fräsagt, at | Rennir böndi gekk einn dag um elldaskäla; hann rasadi | um leggi Refs, sonar sins, ok mallti sil hans: Mikil skomm er at slikum syni, er pa villt pik til illz eins hafa; na

skalltu veröa 4 bruttu ok koma ei optar fyrir augu mer 15 eda i augsyn, medan pi ferr pessi fölsku fram. Refr svarar: Meör pvi atta rekr mik fra ber, pa mun pat makligra, at fari gripr med mer, er pu att beztan ok per pikir mest at lata. Rennir mellti: Engi gripr er sa i minni eign, at ek villda ei til bess gefa, at ek swa pik go alldri, pviat pi ert athlegi »ttar pinnar. Eptir pat skildu peir tal sitt; ok ei miklu sidar einn vedrdag gédan stendr Refr upp ok byzt i brutt; hann tekr ok uxann géda ok

1. med—bredra] fehlt C. hann] Haralldr C. 2. oll undir sik) fehle C, hafdi] fehlt b, richtig ergänzt in 5B. 4. sem üdr] fehlt C. pelamork] danach hat b nochmals, jedoch durchstrichen, ok pela; da der Tilgungsstrich das ok nur berührt, haben die Hdschr., die auf b zurückgehen (8B), es bei- behalten. 4—5. pat—hans] er peir hofdu adr styrt C. 5. skilduzt] skildizt A, skildub. 6. jarlj fehlt. 7. maki] ok fügt C hinzu. 8. hvat] fehlt C. 10, pess] pat A (der obere Teil des b nur einmal durch- strichen, nicht aweimal, wie in der Abkürzung von pess), er(1)] nu fügt A hinzu. er(2)—früsagt] fehlt C. Rennir] so von hier ab auch in bB. Reinir BB 11. rasadi] ratadi A. 12. til hans] fehle C. 13. villt] vill A. illz eins) eins illz A. 14. fyrir—mär] mér fyrir augu A. 15, eda i augsyn| fehlt ©. pessi] pessari b. pessi folsku] pessu C. 16, svarar] svari A. attu] pub. 17—18. ok—läta] fehlt C. 18, mest vestb. 19. at (1)] er C. villda] villdi AQ. sea] sei Hes. 20. Eptir pat fehlt C. 21. peir) nd fügt C Aunzu. ok|’fehlt UC. einn—gödun] fi UC. 22. ok—brutt| fehlt C. 23. leidir] med ser fügt C hinzu.

för Refr at tilvisun jarls ok kom par sem konungr sat & hauginum, ok för bat svö sem Neri gat til, at konungr fleygdi ollu til hauksins, pvi er hann fekk til, Refr settizt hjä stölinum at baki konungi. Sidan ser hann, hvar komit var. Konungr réttir hondina 4 bak ser aptr. Refr stingr brfninu i hond honum, en konungr kastar begar ä bak haukinum, ok flygr hann upp snart, er heinin kom vid hann, Konungi pötti vel sigrazt hafa ok villdi ei, at misti sins, er honum hafdi gjort greida, ok rétti 4 bak ser gullbaug ok ei til hans medan. Refr tök vid ok för til fandar vid jarl. Hann spurdi, hversu farizt hefdi. Refr sagdi ok s¥ndi honum bauginn. Jarl mellti: petta er göör gripr, ok er ei seta nytri en afla sliks. par var Refr um vetrinn; en er vöradi, pa mellti jarl: Hvat skallıu at hafazt? Refr mellti: Mun ni ei hegt um; ek ma ni selja bauginn til lausafjär. Jarl mellti: Til mun ek © enn hlutazt med per; konungr heitir Ella, hann redér fyrir Englandi; honum skalltu gefa bauginn, mun ber pat ei fra f& veröa; en kom til min at hausti, mat ok rad mun » ek ei vid pik spara, pött engi verdi onnur uxalaunin.

Refr svaradi: Ei villda ek, attu getir pess. Sidan för

hann til Englandz ok gekk fyrir Ellu konung ok kvaddi

hann semiliga; var Refr pa vel biinn bedi at vöpnum ok

kledum. Konungr spuröi, hverr pessi maör var. Hann o5 svaradi: Ek heiti Refr, ok villda ek, at ber pegid af mer

1. sem] at er A. konungr) köngrion b, 2. ä) at b. Dat avo] fehlt C. 3. pvi] fehlt C. er] BC, ed bf, at A. settizt] sezt niör C. 4—5, sér—réttir] röttir konungr C. 5, var] at fügt b hinzu. 6—7, bak haukinum) haukinn C. 7. ok—haon] hann flö C. upp snart| snart upp b, upp begar C. 7—8. er—ok] Konungr C. 7. vid]

- & b, 9, hafdi gjort] geröi C. 10. ok—medan] fehlt C. medan] a medan b. 11, spurdi] Ref fügt b hinzu. hversu] hvornin b, hefdi] hafdi A. 12. sagdi ok] b, s. ok A, fehlt C. honum] fehlt C. 13. seta nytri] seta ni t# bf, betra at sitja B. 14. päl feat C. 16. baugion] hringinn C. 17, enn] fehlt C. 18. mun] ok mui b, Bat] fehlt C, 21. svaradi] svar. C, m, A, 8. b. fess] pessa b. 21—22. Sidan—gekk] For Refr ni C. 22. til—gekk] fehlt C. Ella] Ella bBBC. 24. spurdi] spyrr C. bessi—var] hann veri ©. 25. svaradi—Befr] segizt Refr heita C. at] fehlt b. fiegid) pregud Ab, af] at C.

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skerda, en af yoru boröi skalltu mat eta, eru ei mikil uxalaunin. Refr mellti: pat eina piki mer at, er pu getr bess. er Refr med jarli um vetrinn ok verör allvinsell, ok vöru med honum margir sporgengnumenn. Ok er voradi, mellti jarl vid Ref: Hvat skal at hafazt? Refr meellti: ° Mun nui ei hagt, pviat f& skortir nu ei, at rädazt i viking eör kaupferdir? Jarl mellti: Svö er pat, en til mun ek hlutazt enn med per; nu skalltu fara sudr til Danmerkr & fund Hrölfs konungs kraka ok fra honum rakkana, pviat peir eru ekki 6tiginna manna eign, ok mun enn ei fra fe verda, ef hann vill biggja. Refr mallti: pi skallt räda, en ei er mer nu fötätt,

10. Ni byzt Refr ok siglir til Danmerkr. Hann finnr Hrölf konung ok gengr iyrir hann ok fagnar honum. Konungr spyrr hann, hverr hann veri. Hann kveözt Refr heita. Konungr svaradi: Ertu kalladr Gjafa-Refr? Hann svaradi: pegit hefi ek gjafir af monnum ok pd enn gefit stundum. Refr mellti: Rakka bessa ena litlu vil ek, herra, gefa yor med binadi sinum. Konungr mellti ok leit til: Slikt eru störar gersimar, eda hyerr gaf per? Refr svaradi: Ella konungr. Hrölfr konungr mellti: Hvat gaftu honum? Refr svaradi: Gullbaug. Eda hverr gaf ber hann? Refr svaradi: Gautrekr konungr. Eda hyat gaftu honum? Refr svaradi: Heinarbryni. Hrölfr konungr mellti: Mikit er

1. en] priat C. eru] veri C. 2. at er pü] attu C. 3. pess] hans C, allvinsell] vinsell C. 4, vöradi] vöradizt A. 5. skal) skalltu A. 6. Mun—eil mow C. 7. Jarl—ek] Ek mun til C. 8. enn] fehlt C, vor hlutazt b. of} ok C. 9, fund Hrölfs]) umgestellt in b, wicht in BB. pviat] pvi A. 10, ekki ötiginna] tiginna ©, enn] fehlt A. 13. byzt—siglir]) siglir Refr C. Hann] ok GC. 14—15. ok fagnar— Konungr] fehlt Ü. 15. spyrr hann] spurdi bp, daher konnte in B konungr als Subjekt zu fagnar gefasst werden, wodurch freilich Einschiebung von ok vor spurdi nötig wurde: ok fagnar honum köngr ok spurdi B; hann spyrr (konungr fehlt) C. 17. af] at A. po enn) feAlrC, 18, ena litho) b, enu litlu A, fehlt C. herra] fehlt C. 19. yar) per C. ok—til] fehlt C. 20. Slikt] petta C. störar] storligar b. 22. Refr svaradi] fehlt CK, dafür nach der direkten Rede: s.R.; ebenso Z, 23 u. 24. Eöal En b, fehlt Ü, hann] s. k. fügt UK hinzu, ebenso Z. 23 nach honum, 23, Eda] En b, fehlt C. 24. brfmi] litit füge C Ainzu.

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10

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kunna ni ei minni pokk annars en adr beggja, ok var bat missyni, er ek PA ei bäda i fyrstu; er pat ni ei at undr- azt, par ek hiydda illz mannz radi, ok kjös per laun fyrir. Refr svaradi: Ek vil räda fyrir skipum binum ok lidi i einn hälfan mänud ok hallda pangat sem ek vil Konungr mallti: Kynligt kjor er petta, en bd skulu skip til reidu. Sidan helldu peir til Gautlandz til métz vid Nera jarl. peir kömu par siö dags. KRefr gerir Nera jarli menn 4 laun, at hann vill hitta hann. Jarl ferr til fundar vid Ref, ok segir hann honum allt um sinar ferdir. er par komit, föstri, sagdi jarl, at mi eri radi, hverr giptumaör pu verör, pviat ni villda ek koma per i megöir vid Gautrek konung, attu fengir döttur hans. Refr bad hann einn forsjA at hafa. Jarl mellti: Nu skalltu, nest er vit finnunzt, bregdazt ei ékunnigr vid, hvat sem ek meli, ok andstefna eptir vi sem ek by i hendr per. Sidan reid jarl i burt ok lötti ei sinni ferd fyrr, en hann kom 4 fund Gautreks konungs. Jarl kom bar um midnetti ok segir honum, at herr övigr er kominn i riki hans: wetla bessir menn at taka pik af lifiok taka undir sik rikit. Konungr spyrr: Hverr er hofdingi fyrir herinum? Jarl svaraöi: Sd er oss mundi ei pikja likligr til, at at @ngu mundi vilja hafa min rad pat er Refr, föstri minn. Konungr mellti: pa munt enn miklu vid hann räda, eda mun ei räöligra at

1. kunna mij kann ek b, pokk) per fügt b hinzu, annars—ok] fyrir annat en pött bedi veri ©, 1—2. ok—missyni] er par fyrir mist- uzt b. 2. bäda] bwöi C. fyrstu] fyrstunni C. nf) fehlt C. 3, ille] své illz A. 4. fyrir skipum] herskipum b. 5. ok lidi] CL, fehlt A, ok monnum b. ieinn] i b, fehlt C. 6. kynligt—er] kynlig kjor era b. 9. at—hann] b, at hann vill hitta A, at hitta hann C. Jarl) hann A. 10, hann] fehlt ©, 11. féstri] minn fügt C hinzu. 12. villda] villdi ©. 14. einn—hafa] fyrir sji C. at} fehlt b. 17, sinni—fyrr] fyrri sinni ferd b. hanno] fehlt A. 18. Jarl—midneetti] Ainter hans Z, 19 gestellt AbBBC, am richtigen Platze in KL. 20. ok—rikit| fehlt C. 22. ai bikja] BO, pikja ei A, ekki pikja ei bi. at] mur einmal bi. 23. min räd] minni rad bp; da der Satz at—rid in b unverständlich war, wurde er in B ausgelassen, in b findet sich am Fuss der Seite eine spite Besserung: er oss mundi pikja ölikligr til, at i ongu mundi vilja hafa min ned. 24. munt] jarl fügt A hinzu. rädligra] rid C.

10

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um petta mal; pai munt vilja hafa jarlsriki, pat er ek hefi halldit af Gautreki konungi; par med muntu vilja, at konungr gefi per döttur sina. Refr svaradi: Sjändi ferr pd, jarl, eptir um petta, ok pessu mun ek jäta, ef konungr vill petta sampikja. Jarl mellti til konungs: Svö sfnızt mer, sem pat räöligra, at taka bessa sett, en ver hettim ut lifi voru undir pessa heljarmenn, ok ei ölikligt, at peir vinni fyrst riki betta en taki pA döttur pina at herfangi; er pat ok hit semiligazta, at gipta déttur bina jarlbornum manni; en ek mun leggja til med Ref rad min, ok hann forstjéri fyrir riki binu, ok fari fram vili yOvarr um petia mal, Gautrekr konungr svaradi: Jafnan hefir oss, jarl, vel dugat pin rad, ok vil ek pina forsjä 4 hafa; lizt mer ok ofrefli mikit at eiga vid her penna, Jarl mellti: pann veg mun ek na hellzt setja rädit, at lata Ref styrkja riki pitt ok hefja hann til rads, Sidan för petta fram med eidum, ok skildi jarl fyrir allri sett peirra, ok för Gautrekr konungr heim. Refr mellti pa: Ni hefir pi, Öläfr konungr, veitt mer mikit lid; skalltu na fara leidar pinnar, hvert er ber

likar, Öläfr konungr svaradi: Vitrir menn hafa her hlut

at att, sem pér erud. Sidan sigldi Öläfr konungr 4 braut, Ok er flotinn var & bruttu, p& mellti Gautrekr konungr; Hér hefi ek att vid slega menn um, en ekki mun ek ni rjüfa eiöa mina. mzllti jarl til Refs: eru pinir menn einir eptir, ok mättu ni sjä, at hverju lidi ek hefi ber komit, ok er rad petta per hentiligt; ma vera, at ber launaör uxinn, ok hefi ek öframar launat per, pviat pi gaft mer alla eigu pina, en ek & störeignir eptir. Nu let

1. jarlsriki] riki C. 3. jarl] fehlt C. 4. petta] efni fügt C hinzu. 6. vér hiettim] A, ver hettum b, at hetta C. 8. vinni] elligar fügt C hinzu en] ok A. 9. hit swemiligazta] betra C, déttur pina] hana C. 12. jarl—dugat] dugat vel C. 14. at—vid] vid at eiga C. 16, rAdit] ridin A. 16, hefja] hafa b. 19. lid] ok fügt C hinzu. 21. 4 braut] leidar sinnar C. 22. pä] fehlt C. 23. nu] fehlt b, 24. p&—jarl] Jarl maellti C, 25. mi) fehlt A. 26. er] ou fügt C hinzu. 27. ok] po A. ber] en vert var fügt L hinzu. 28. eptir. Nu) C (vgl. ek 4 eptir störeignir L), Eptir petta Ab. let] letr C.

u 49 a

Gautrekr konungr büa til veizlu, ok gekk Refr at eiga Helgu, döttur Gautreks konungs. par med gaf Gaatrekr konungr honum jarls nafn, ok pötti hinn fregazti at ollum vaskleik; var ok xtt hans af tignum monnum, en fadir hans hinn mesti vikingr ok kappi. Refr styröi pessu jarlsriki ok vard ekki gamall. Neri jar] varö braö- dauör, ok segir ekki i bessi sogu fr&é honum lengra. Let Gautrekr konungr drekka erfi eptir hann; t6k konungr helldr at pyngjazt fyrir alldrs sakir. Var hann meir agetr at orleik sinum ok framgongu, en ei er hat sagt, at hann veri djüpvitr; en var hann vinszll ok stérgjofull ok hinn heverskligazti at sj4; ok lykr her Gjafa-Refs sogu.

2. Helgu—konungs] dottur hans Helgu C. 3. fragazti] madr fügt

C hinzu. 5. ok kappil fehlt C. 6. jarls-] fehlt b. gamall] madr fügt

A hinzu. Neri] b, fehlt A, En Neri C. %. pessi] pessari b. i—sogu]

hinter lengra b. 9. fyrir—sakir] af alldriC. 11. djupvitr] danach 5—7

nicht mehr lesbare Buchstaben (©. 12. haverskligazti] heverskligsti Ab- Palaestra. XI. 4

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Sögupättur af (jafa-Ref oz Dala-Fiflum.

1. Gauti hefur köngur heitid, er rjeö fyrir Gautlandi; hann var vitur madur og velstilltur, mildur og maldjarfur. Hann för opt um daga beita hundum sinum og haukum. Og einn dag, sem köngur för 4 dyraveidi og hans hird- menn, skaut köngur hjört einn, og stéd spjötid i särinu. Köngi pötti skömm i, ad ekki skeyti sinu, og reid eptir blödrakinu og vard vidskila vid sina menn. En veörid tok a0 skyja, og villtist köngur vegarins. Sidan kastadi köngur skikkjunni og kyrtlinum og Ööörum kiledum, svo hann var ekki eptir nema i skyrtu og linbrökum einum, Sidan heyrdi hann hundsgä; kom hann ad einum be, par stöö üti madur fyrir dyrum. Honum varö pad fyrir, ad’ hann drap hundinn til dauds. Sidan wtlar kéngur inn ganga, en hinn vefst fyrir dyrnar. Köngur rjeöst ba 4 hann, og sviptust um stund, og komst köngur svo inn ad övilja bess sem üti stöd. Hüs yoru bar velbüin ok menn venir og hefiliga miklir. peir Ottudust köng. pa melti sa er köngi pötti böndinn mundi vera: Hvaö tökstu til bragös, er hundurinn g6? Eg drap hann, kvaö prellinn. Gott ürrs®di var bad, sagdi böndi, og vil eg gefa pjer frelsi, og skaltu fara med mijer. Köngur gekk undir bord og settist ad mat med bönda, en böndinn bagöi. Enginn madur melti par vid annan. Sidan för lölk til svefns; bar var allt hljött; hagsmidi pötti köngi par a öllu. Sidan kom til köngs kona og mselti: Mun ei rad, ad piggir beina af mjer? Köngur

Die Ueberschrift nach AM 203 fol. chart. und |; Saga Gauta ok Gautreks könga (von späterer Hand) L; pättur af Gauta köngi (und vor Kap. 3: pattur af Gautreki köngi) M. 7. skaut kéngur| |, ad köngur skaut LM. särinu] M, härinu L. 9. blödrakinu] blödrakioni M. 13. hundsgäj] hundar L, hunda g6 |, hund gjellta M. 16, vefst] M, vegst L. 25. madur] IM, mann L. mmeiti] talasi M.

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10

15

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meelti: petta horfir venliga, ad vilt mela vid mig, og er hjer undarligur hattur; eda hvaö heitir pi? sagdi köngur, Hun melti: Eg heiti Snotra, og em eg döttir kallsins Gillings og kellingarinnar Tötru, en systir min heitir Hjötra og Fjötra, en bredur minir heita Skafnart- ungur, Heimsigull og Fjölmöödur. Hjer eru 4 be vorum Gillingshamar og »tternisstapi, og fyrir pad heitir bad svo, segir hin, ad par er ofan fyrir gengid, begar ad verda nokkur fademi, pau sem ei hafa fyr til boriö i vorum minnum. Og munu min eldstu syskin tynast fyrir pad, ad pi ert hjer kominn; pvi pad er ekki vani, ad hjer komi gestir, og munu pau ganga fyrir ztternisstapa. Köngur sagdi: pu ert hjer mälfimust af fölki, og muntu hafa vilja mina hollustu, pvi eg sje, ad pa ert mer. Og skaltu sofa hj& mjer i nött og sjä, fyrir hvern veg af reidir. Allt fer ad einu, sagdi hin, og svo gjérdi hin, sem köngur vildi. Um morguninn snemma stöd köngur upp og melti: pig kveö eg ad pessu, Skafnartungur, ad eg gekk til bear ykkar skdlaus. Og vil eg skö af pjer biggja. Hann svaraöi öngvu, en fjekk honum skö og dré ir bvengina. Sidan bjöst kéngur i burt, og leiddi Snotra hann 4 götu. Hann band henni med sjer ad fara; bvi mik grunar, nokkuö muni hafa gjörst i okkrum fundi; og ef svo er, ad . i peirra minnum. Ok ni munu pan tynazt, er pi ert hér kominn; pviat her eru engi demi til bess at menn komi; ok munu pau ganga fyrir wettarstapa. Gauti sagdi: pi synir mer hör mesta dygö, ok fyrir pvi skalltu hafa mina hollostu. Hun segir: ek, at ert merkismaör; verör pa nt eigi fyrir ollu set. Sofa af um nattina, ok um morguninn meellti Gauti: pik kved ek at bessu, Skafnartungr, ek gekk berfettr higat til hiss, ok verö ek skua af ber at biggja. Hann svarar engu, en gaf honum sküa ok

7. Gillingshamar] Gillingshamrar Hess. wtternis stapi] |, wtterni Stapa L, wtternis stapa M. 9. Nach boridä beginnt das Fragment E. 10. min] hin M. 12. wtternisstapa| IM, #ttina stapa L, verb. in AM 203 fol. 31 und 32, sküa] skuo Ha.

10

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> Sl =

pa sjert med barni og sje pad sveiun, pa skal bad Gautrekur heita. Hin sagdi, ad svo skyldi vera; en heim verö eg ad fara aptur, pvi eg vil ei af sitja erföum eptir syskin min; pvi pau ganga öll fyrir stternisstapa. Sidan hvart hün aptur.

2. Og er hiv kom heim, sat Gillingur, fadir hennar, yfir fjärhlut sinum og malti: Mikil undur hafa hjer oröid, a} mig hefur madur gist, og skal eg ganga pvi i dag fyrir ztternisstapa, og vil eg Adur skipta tje med börnum min- um. Skal Skafnartungur hafa fyrst uxann göda, en Fjölmödur gullhellar minar, en Heimsigull korn allt. Fjélmédur skal eiga Fjétru, systur sina, en Heimsigull Hjötru, en Skafnartungur Snotru. En vid Tötra og breell okkar skulum ganga 4 Gillingshamar og svo fyrir wtternis- stapa; er oss ekki lift lengur vid pessi takynsl, og ma eg ei Jauna prelnum betur, er hann drap hundinn. En pjer hugsid um pad, ad lata ekki fjölgast lid ydart, svo ad bjer megid fa haldid örfunum fyrir fjölskyldu sakir. Sidan leiddu pau fédur sinn og mödur og prelinn fyrir ettern- isstapa, og bjuggu par eptir sidan. pau spyttu ad sjer vadmalum, a0 ekkert peirra kemi vid annaö bert, og svo hvildu pau. pa grunadi Snotru, ad hin var ei kona ein-

- Hun sagdi: pat er likara, at eigi hafi til einskis ordit

fundrinn; en eigi m& annat, en ek fari heim, ok vil ek eigi sitja af arfinum, er pau ganga fyrir wttarstapa i dag. Konungr dregr pa gullhring af hendi sér ok gefr henni ok biör hana pat bera til jarteigna, ef henni syndizt hans at vitja. Ok eptir bat för hun heim aptr.

2. Ok er hun kom aptr, sat Gillingr, fadir hennar, yfir fjärmunum sinum ok skipti arfi med bornum sinum

4, etternisstapa] AM 203 fol. und |, ettina stapa LM. 6. Der Absatz nur in E. 9. gtternisstapa] zwttina stapa LM, AM 203 fol.; iettmanna stapa |. 14. Gillingshamar| AM 203 fol. und |, Gillis hamar LM (in L mit anderer Tinte gebessert). 14—15. etternisstapa] wie Z.4. 19. wtternisstapa) AM 203 fol. und |, wttarnes Stapa (doch ver- bessert) L, wttina stapa M. 29. Gillingr] Gyllingr Hs.

L.

on

em

Aue

simul; henni yard pad fyrir, ad hin pokadi sp¥tunum f vaömälinu og nädi hendi Skafnartungs og lagöi vid kinn sjer og ljet, sem hin svefi. Hann vaknadi og melti: Ni horfist heldur 6vent efni i; hef eg pjer ekki grand gjört? Han melti: Ekki er vid bad ad dyljast, og leyn pu pvi, eg er med barni. Stör bysn gjörast nu, sagdi hann, og skal eg segja breörum minum. Sidan kom par til svein- barn; kömu ad bredur hennar og malta: Allt vill ni steypast vort rad, og er betta mikiö lagabrot. Skaf- nartungur svarar:

Heimskliga

vildi mjer til,

ad eg kom vid konu kinn;

litiö efni

til Iyda sona,

og af pvi varö hann Gautrekur getinn. peir kväöu hann ei mega um kunna, pvi hann kvadst ei viljaö hafa gjört. En hann kvaöst ei vilja vid dvelja a’ ganga fyrir »tternisstapa; pvi talin veri minni undur;

- henni pat fyrir, at hun pokadi spftunni, er saman var

spytt vaömälit, ok nädi hendi Skafnartungs ok lagöi 4 kinn ser, en hun let, sem hun svefi. Hann vaknadi ba ok mzellti: Her er komit i évent efni, ef ek hefi per nokkvat mein gjort, eör hversu er? Hun sagdi: Ekki pess preta. Hann sagdi: pa sler i stör vandredi ok i endimi. Ok bratt eptir kom par til sveinn. Skafnartungr mellti:

1. henni] IM, hafdi L und AM 203 fol. spytunum] spytu M. 4, horfist] horfir (nachher fehlt {) M. 9. mikiö] 1, mikil LM. 18. hann] AM 203 fol. und 1; feht LM. vilja] M, skyldi L. 19, wtternisstapal wttina stapa M.

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10

= 158

og för hann svo sinn veg. Fjölmööur sat ad fje eitt sinn og hafdi med sjer gullhellur sinar og sofnadi; en er hann vaknadi, voru tveir sniglar komnir upp 4 gullhellurnar hans. Honum syndist dala eptir, par sem peir skridu, ok pverra gulliö; hagadi hann, ad peir mundu eta upp fyrir sjer hellurnar. Hann malti pba: Ekki skal eg bida meiri undra; mun pad ekki gott, ad koma snauöur og fatekur til Valhallar til Odins köngs, og er best ad fara adur, en allt fje dregur ur höndum mjer. Hann kemar til brödur sins og segir honum betta, ad Strütfuglar wtlad hafi ad eta gullhellur sinar. Hinum pétti mikiö um; og för Fjölmödur svo sinn veg.

pad er sagt, ad Heimsigull gekk um akra sina hvern morgun. Hann sd, ad fugl, sa sem spör heitir, henti korn tr axi; hann kvaö pad vera spjöll, er spör gjördi; pad mun okkur fa trega Hjötru vinkonu. Sidan foru pau fyrir zstternisstapa.

_ talin smerri kyosl. En Snöt baö hann eigi pat gjora; ok

svö Var. pat er sagt einn dag, at Fjolmöör sat bja fe sinu

ok sofnadi, ok vaknadi vid pat, at sniglar tveir settuzt & gullhellur hans. En honum pötti zullit dekkna ok dala i eptir ok eigi alllitt bverra. mellti hann: Eigi er gott at koma snauör til Odins, ok er goit at fara fyrri en allt dragi ér hendi; ok man ek eigi slika fjärauön fyrr 4 minni lifs efi sidan fyrir sjau vetrum, er fadir minn gekk fyrir ettarstapa; ok segir bredrum sinum, at skipta skal arfinum, ok kvaö petta:

Slikir fuglar

dtu steina fyrir,

nu vill oss hvetvetna hata.

10, Stritfuglar) stritflugur M. 15, vera] M, var L, voru 1, 1% setternisstapa] AM 203 fol. und |, wttina stapa LM.

20)

L. Gautrekur var pd sjö vetra gamall og si uxann

10

15

géda, er Skafnartungur hafdi att. Honum vard pad, hann lagdi hann spjöti til bana, För Snotra med son sinn til Gauta köngs, og tok hann vel vid honum, pessi Gautrekur hefur veriö kalladur Agstastur allra fornkönga, og hafa menn störar sögur fra örleik hans. Gauti köngur andadist, en Gautrekur tök riki eptir hann i Gautlandi; og hefur hann veriö örvastur af fje, bessi Gautrekur köngur, jafot vid rika sem örika.

3. Neri hjet jall, er var i Gautlandi. Hann var rikur maöur og vitur, syo ad ei fjekk annan slikan. Allir peir menn, sem kömu til hans og beiddu hann nokkrar tillögu um sin mal, pa varö paö allt ad radi, er hann lagöi til. Alldrei vildi hann fje piggja, pvi hann vildi öngvu launa fyrir sinku sakir, Reimir hjet böndi, sem bjö i Reimsey. Hann ätti konu og son, pann sem Refur hjet. Refur var ungur og lagdist i eldaskäla og beit hris og börk og kynti elda; hann var mikill vexti og pv6di alldrei saur af sjer. Kra&gur var hann af öngvum snoturleik nje frama. Böndi unni litiö syni sinum. Reimir böndi atti einn gödan grip, og bad var uxi; enginn var slikur i landinu bedi A vöxt og alla fegurd; rist voru hornin, en rennt gulli i skurdina og i stiklana; ein stor silfurfesti var i millum hornanna og prir gullhringar 4 stérir. pad var einn dag, ad Reimir böndi gekk um eldaskäla, ad hann rasadi um Ref, par sem hann 14 flatur vid éskusténa. Reimir melti: Mikid

or var korn numit,

pat man « Totru of trega. Sidan féru pau fyrir wttarstapa. bjuggu pau Skaf- nartungr ok Snot eptir, par til er Gautrekr var tölf vetra gamall. Ok einn tima, er Gautrekr var iti, lagoi hann spjöti i gegnum uxann Skafnartungs, ok hann, Ok er Skafnartungr sa pat, mellti hann: Eigi er nu lengr

15. Reimir] so wohl alle Hass. für Renpir.

10

15

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L. öhapp er ad slikum syni, og vertu i burtu sem fijétast.

Refur sagdi: pad mun pjer pikja makligast, ad fari hvorutveggju gripirnir ur eigu pinni, uxinn, sem pjer pikir bestur, og eg, sem pjer piki vestur. Reimir jätadi pvi. Sidan stöö Refur upp og hristi höfudid; tok sidan uxann goéda og leiddi eptir sjer og gekk i burtu i stuttum feldi og hökulbröokum. Ei höföu menn sjed fegra nant eda betur büid. Hann nälgaöist höll Gautreks köngs; par voru menn uti og säu ferö hans og meeltu: Hjer fer Refur Reimisfifl meö uxann göda og mun etla ad gefa köngi. Nu hlaupa menn inn i höllina og segja kéngi. Köngur bad pa ekkert gys gjöra ad hans ferö. Refur kom til köngshallar og gekk ekki fyrir kong og var bar um nött. AOS morgni bjöst hann snemma; hjer bräst mönnum mikiö i pvi um gjafirnar Refs. Sidan snyr Refur 4 leid, sem hann vissi ad 14 til hallar Nera jalls landvarnarmanns kéngsins. par voru menn uti ä leikvelli; b& meltu peir: par fer Refur afglapinn med uxann dyra. Sidan kom Refur ad hallardyrum og melti: Bidji pjer jallinn ut ganga! peir sögöu: Ekki letur pu mikiö af heimskunni, og er jall ekki vanur ad sla sjer til tals vid hvern porparann. Komi pjer ordum minum til haus, sagdi Refur, en hann radi svörunum. Sidan féru peir og sögdu jalli, ad Refur veri kominn, og bidur your ganga ut. Jall sagdi; Eg skal ad visu hitta hann, pvi ei veit, med hverri heill hver kemur. Jall gekk üt og kvaddi Ref; hann tok pvi vel. Jall melti: Hvaö byr undir komu pinni? Refur sagéi: Eg vil gefa pbjer uxa penuan, sem eg leidi hjer. Jall sagdi: Hefur bu ekki frjett ädur, ad eg vil öngvar gjafir piggja? pvi eg vil öngvar launa, Refur sagdi: pad fer sem ma, pvi gafstu hann ekki Gautreki köngi? sagdi jall; pvi hann er manna örvastur af fje; eda komstu par ekki? par kom eg yist, sagdi Refur; petta er aleiga min, og

3. hvorutveggju] hvorutveggja L, hvorutiggu M. hvortveggja I. 10. Reimisfiä] Reimirsfifl LI, fifl M. 20. üt ganga] M, fitgangi L. 23. radi] M, reöur L. svörunum] svörum sinum M.

L.

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u ee

selja bauginn til lausafjär? Jall malti: Til mun eg enn hlutast med pjer; köngur heitir Ella, er redur fyrir Eng- landi; honum skaltu gefa bauginn, og mun pjer pad ei verda fra fje; en kom til min A hausti, pvi mat og räö mun eg ekki spara vid pig, pdétt engin verdi uxalaunin. Refur sagdi: Eigi vilda eg, ad bu getir bess.

4. Sidan for Refur til Englands, kom fyrir köng og kvaddi haan; Refur var pa semiliga büinn. Köngur spyr, hverra maöur hann veri. Refur heiti eg, herra, sagdi hann, og vil eg, ad piggir gullbaug pennan, og lagdi & bord fyrir köng. Hann malti: petta er mikil gersimi, eda hver gaf pjer? Gautrekur köngur, sagdi Refur. Hvad gafstu honum? Hitt heinarbrfni, sagdi Refur. Mikid er um örleik Gautreks köngs, sagdi Ella köngur, ad hann gaf gull i möti grjöti; en piggja vil eg bauginn, og bYd eg pjer hjer ad vera. Refur svaradi: Aptur vil eg fara til Nera jalls, föstra mins. pa skaltu vera med oss nokkra stund, segir Ella kéngur. Og er menn bjuggu skip sin til fara, mzlti Ella köngur: Skip er hjer buid til Gaunt- lands med peim farmi, sem pvi er mest hentur; en pad skip vil eg gefa bjer, Refur, med öllum farmi og mönnum, og er petta pd litid hja pvi er Gautrekur köngur gaf pjer fyrir eitt heinarbryni. Störlig eru slik laun, sagdi Refur, Sidan för hann ä skip sitt med nögum füngum og pakkadi allvel köngi. Köngur melti: Tak vid rökkum tveim; beir eru harla litlir og fagrir. Öngva hafdi Refur slika sjeö; vidjarnar 4 beim voru af gulli, og sinn gull- hrıngur um häls hvorum peirra, og sjö smähringar 4 festinni; ei böttust menn hafa sjeö slikar gersimar. Sidan för hann i riki Nera jalls. Gekk hann i möti honum og bad hann velkominn: og far til vor. Refur sagdi: Eg hefi nög ad leggja fyrir oss. Vel er pad, sagdi Neri jall, en ekki skaltu af kaupeyri binum skerda; 4 voru götsi skaltu fram ferast og pinir menn, og eru ekki mikil

7. Der Absatz nach M. 9.hverra) hvada M. 22. er(2)] 1, fehlt LM,

32. nög] M, nokkuöL, 33. kaupeyri] kaupeyrir IM. pinum]IM, pinu L, AM 203 fol, 34, fram ferast) fram fedast M.

L

10

15

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pjer. Refur sagdi: pin nyt eg ad öllu pessu og pins til- stillis; og var Refur bar enn om veturinn.

5. er af Gautreki köngi ad segja, ad hann stfrti vel sinu riki. Margir voru hans rädanautar, Hrosskell hjet madur, vinur kéngs. Köngur atti einn ägzstan

‚stööhest; hann var grär ad lit; eitt merhross var med

hestinum silkibleikt og svo fagurt, ad ei fjekk venra. pad var eitt haust, ad köngur baud Hrosskeli til sin og gaf honum stödhrossin, og skildust gööir vinir. Haraldr hjet köngur, hann rjed fyrir Vinlandi; hann var vitur og ekki mikill bardagamadur; hann Atti dröttning og döttur eina, er Alfhildur hjet, kvenna fridust, en ekki vitur. Gautlands köngur bjö ferd sina eitt sinn til Vinlands og biöur döttur Haralds kéngs. pvi var vel svarad, og fjekk hann hana og flytur hana heim til Gautlands. pau ättu

eina döttur, er Helga hjet; hin var vitur og vel mennt og’

in venligasta. Gautrekur köngur styrir nui vel riki sinu med heidur og semd og séma. Nu er par til ad taka, sem Refur var med Nera jalli. Og er hann hafdi par verid um stund, pba spyr jall, hvaö hann vildi ni ad hafast. Refur segir: Ei er nu fjefatt. Eg hygg pad satt vera, segir jall; en ein er si ferdin, er eg etla fyrir big ad leggja. Köngur heitir Olafur, hann liggur i hernadi og hefur ätta tigu skipa; hann er Uti vetur og sumar ä sjö. Honum skaltu fera hjälminn og brynjuna, og ef hann piggur, venti eg, hann bidji pig kjösa laun fyrir; og pit skalt kjésa ad räöda fyrir skipum hans og lidi upp i manud, og halda pangad sem pd vilt; en madur er sa med köngi, er heitir Refnefur; hann er öbokkamadur og grimmur; hann er räögjafi köngs; en bad sje eg trautt, hvort meira ma gaxfa vor eda trollskapur hans, en bar mun pd verda til ad hetta, hvern veg sem verdur. Skaltu halda öllu lidinu ij stöörennur minar, og man eg enn yerda ad radast, hvort eg get launad pjer uxann göda. Refur melti: Opt piki mjer pi pad mela, og er hann

3. Absatz nach L. 11. dröttning] M, dröttaingu I. 18. Nü] damit beginnt ein Absatz in M,

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vil, ad pa piggir pennan gripinn, sem eptir er. Köngur kvedst vist biggja vilja og kunna honum jafna pökk fyrir, svo sem hann hefdi pegid bAda; og var pad missyni, a’ eg ba ei bäda i fyrstunni; en pad undrast, ad eg hiydda ills manns radi, og kjöstu pjer laun fyrir. Eg vil raéa skipum pinum og lidi i manud og pi skyldur ad halda pangad sem eg vil. Kynlig laun, segir köngur, en til reidu skal betta. Sidan hjeldu peir til Gautlands og i riki Nera jalls og kömu par siöla dags. Jall hefur frjett af ok fer ad hitta Ref og melti: er bar komiß, föstri, i efnum er, hvernin tekst; ertu giptumadur mikill. Refur sagöi honum söguna. Sliks var mjer von, sagdi jall; en nest er vid finnustum, pba breg(ö)stu ekki ökunnugur um pad sem eg mali, og andstefna eptir pvi sem eg by i hendur pjer. Jall for i burt og kom til Gautalands köngs um midnetti og gekk begar i herbergi köngs; og var honum pad leyft. Köngur sprettur upp og fagnar jalliog spurdi, hvaö tidinda veri, ad hann veri 4 fötum um netur, Jall sagdi: Her er kominn i riki yövart og wtlar eyöa landid. Köngur spyr: Hver er höföingi fyrir ? Jall sagdi: Refur, vinur vor, sa ei er vanstur til fridar. Köngur malti: Mun ei gott rad ad safna lidi? Jall sagdi: Ei er pad til; pvi peir munu ädur hafa unnid mikid riki, pvi peir hafa ötöluligan lyd og styra Atta tigum skipum og tveimur betur, Nu vil eg heldur fara med semiligum bodum og vita, hvort ekki metti draga til setta, bvi mitt riki liggur fyrst vid. Köngur melti: Vjer höfum lengi binum rädum hiytt. Sidan föru beir og nälgudust skipin, pa melti jallinn: Hvort er Refur formaöur fyrir skipunum ? Svo er, sagdi hann. Jallinn melti: Skal nokkud mega tjä ad leita, friöur verdi i landi bessu og sje your bodin semilig bod? pad skal piggja, segir Refur. Jall segir: pa veit eg, ad pa munt mikils krefja, og er bad ei und-

2. jafna] M, jafnan L. 4. pa] M padi L, pada AM 203 fol. und L. 13. finnustum] finnunstum AM 203 fol, finnunst M. 15. by) AM 203 fol., IM, bya L. 28. blytt) hlidtt L, fylgt M.

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. arligt, pviad rikur jall var mödurfadir pinn. Skil eg,

hvar hugur pinn mun 4 leika; riki mitt munta hafa vilja og meg) kéngs vors og eiga döttur hans; pa muntu lata pjer lika. Refur sagdi: Sjandi geng eg eptir pessu; vil eg pvi jäta, sem bd bydur. melti jall til köngs: Svo litst mjer, herra, ad betta eitt megi vera til fridar og spektar, ad gipta honum döttur yöra, jallbornum manni og hinnar bestu wttar; og sje hann forstjéri i riki pinn. Köngur melti: pvi skaltu ei räöda pessu? pvi hefur mjer opt heilrädur verid. Var petta pa eiöum bundiö; og svo tör kéngur i burt. melti Refur: Na hefur pa, Olafur köngur, veitt mjer gott lid: og skaltu fara leidar pinnar. Olafur köngur sagdi: Vitskumenn eiga hjer hlut i, sem pjer erud Sidan siglir Olafur köngur i burtu. En er flotinn var sigldur, ba melti Gautrekur köngur: Hjer hef eg att vid brögdötta og slega, og man pad uppi vera; en svo mun nu verda ad vera. pa meelti jall til Refs: Kg wtla ni, ad hefis sje ni margt lidid; ern ni og binir menn einir eptir. Og-piki mjer ni räda burfa, eg hafi Janaad pjer uxann, og hef eg öframar launad en bi; bvi bi gafst mjer alla eigu pina, en eg ä eptir stéreignir. Refur tok jalldém og fjekk köngsdöttur og pötti inn fregasti madur ad öllum hlutum; var og hans ett af tiginbornum mönnum. Refur styröi bessu köngs- riki og varö ekki gamall. En Neri jall vard braöddandur skjötliga og dréttning Gautreks köngs; og var drukkid erfi eptir bau. Gautrekur köngur var Agetur madur af örleik sinum, en ekki var hann vitur maöur. Hann var allra manna vinselastur og störgjöfull. Hann var bnigiun pa 4 efra aldur. En eptir fräfall dröttningar eggjudu könginn menn hans ad fa sjer dröttningar; Gautrekur köngur tök pvi vel og bjöst heiman med ätta tigu manna velbinna,

1, nkur] nach der längern Fassung eingesetst, Reimir L; Refur M. 7. yöra] ydar Hes, 8. hinnar] M, eus L. 17. nü— vera] M, vera veröa L. 18, ad—nü] ‘ofor hiefiz’ sje M. 20. öframar] offramar M, launad (2)] nach der längern Fassung eingesetzt, begid launin Has,

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petta mun fram ganga; munu vjer svo styrkja rikid K

en hefja hann til frama. Sidan for petta fram med eidum. pa malti Refur: Na hefur pu, Öläfur köngur, veitt mjer gott lid; skaltu nu fara leidar pinnar. Olafur meaelti: Vitrir menn eiga hjer i hlut. Sfoan sigldi hann i brott med Jidi sinu. pa malti Gautrekur köngur: Hjer hef eg att vid slega menn, en b6 mun nu fast verda ad vera. Neri jarl melti pa vid Ref: Nu piki mjer pvi ner, ad eg hafi Jaunad pjer uxann og eigi betur, pviad bu gafst mjer aleigu bina, en eg 4 störeignir adrar. Sidan ték Refur jarldém og fjekk kéngsdéttar og potti hinn fr&gasti madur; enda var ztt hans af tignum mönnum. Refur styröi jarls riki og vard eigi gamall. En Neri jarl varö braödauör og drottning Gautreks kongs; og var drukkiö erfi eptir bau, og Iykur hjer pessi sögu.

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6. pörir hjet einn rikur maöur; hann var hersir og Atti stört bi i Sogni; hann var agetur madur og hit mesta mikilmenni. Hann var kvongadur og ätti döttur, pa er Ingibjörg hjet; hin var bedi vitur og ven. Hennar höfdu bedid margir, og haféi hin öllum frävisad, Svo bar til, ad Gautrekur kéngur kom pangad. Honum var vel fagnaö og veitt gid veitsla. par var og kominn einn köngsson, er Olafur hjet, med hundrad manna og hafdi bedid Ingibjargar, en hün hafdi pvi vel svaraö, pvi hann var ungur og inn vensti madur. Gautrekur köngur spurdi petta og gaf öngvan gaum ad pessu og hefar upp bönorö sitt og bidur Ingibjargar sjer til handa. pdrir segir: Svo er mäl med vexti, sem pjer er kunnugt, ad hjer er kominn köngsson, er. Olafur heitir, og er hinn vensti madur og hefur bediö Ingibjargar sjer til handa, Svo er oss og kunnugleiki 4 pjer, Gautrekur köngur, ad pu ert inn ägzstasti köngur, og hefur styrt pinu riki vel og lengi. pvi skal hin sjalf kjésa sjer mann, pann sem hin vill. peim likadi vel pessi svör, og gengu sidan til skemmu Ingibjargar, og sagdi fadir hennar, hvar komid veri, og bad hana ad ürskurda, hvorn hin vildi eiga. Svo litst mjer, sagdi hin, sem petta sje bädir Agwtir menn og mjer meir en fullkosta, hvorn sem eg hilft. Synist mjer Öläfur gott höfdingja efni, bött hann sje litt reyndur, En Gautrekur köngur er oss kunnugnr, hvern almennings röm hann hefur A sjer bedi vid rika og örika. Og mun eg heldur kjésa Gautrek köng, pd ad hann sje gamall; en vjer vitum ekki kost nje löst 4 hinum, pbé hann sje venn ad sjä. Vil eg heldur vera gipt dgetum köngi. pott hann Jifi skamma stund, heldur en ungum og östödugum, pott hann yröi svo gamall sem steinabrü. MA eg eiga vid honum sonu dgeta, og uni eg par störliga lengi vid eptir hans dag. Og sem peir heyrdu hennar ord, pa spratt Gautrekar köngur upp og fastnadi sjer Ingibjérgu. Olafur vard reidur mjög og kvadst pessa hefna skyldu a

2, hit] M, fehlt L, 3, er] I, fehlt LM. 16. ügmtasti] M, Agwtastar L. 18. og] M, fehlt L. 30. eiga] nach Detters Ausg. S. 5, 13., eigi LM; in | gebessert: Ma vera eg eigi. 34. hefna] MI, hefnast L;

98 =

Gautrek köngi själfum og hans lidi. Gautrekur köngur L.

kvad ei mega bann böl bera, sem ekki metti heyra. Öläfur for i burt med lidi sinu og var inn reidasti. Gautrekur köngur dvaldist bar nokkrar netur; eptir pad bjöst hann i tömi. Var Ingibjörg i ferd med köngi, vildi hann drekka heima brullaup til hennar. En périr var stéraudugur og greiddi af hendi harla mikid fje i gulli og silfri. Reid Gautrekur heim med sinu föruneyti, og sem peir ridu hja skögi nokkrum, spratt upp hj& peim mikiö herlid. Var par kominn Olafur meö alla sina menn og bad Gautrek kéng ad gjöra annadhvort, ad berjast vid sig eda gefa upp Ingibjörgu og fje, bad sem henni fylgdi. Gautrekur köngur mziti: pa er illa, ef pa tekur jungfrü af mjer, og helst lengi hefi eg lifad; og bad menn sina brytja drengi og bregda vopnum. Verdur par hinn snarpasti bardagi. Gaut- rekur köngur gengur nu fram med inu mesta kappi i fylking Öläfs og allir hans menn; fellur hver um pveran annan; stendst ni ekki neitt fyrir beim. Fjell par Olafur og allir hans menn, svo enginn einn stöö eptir. En Gautrekur köngur var ekki sär, en fa menn lätiö. Fer hann sidan heim, og pikir hans ferö ordin in skörug- ligasta; drekkur brullaup sitt med mikid fjélmenni. Takast upp gödar astir med beim. Lidu stundir eigi langar, aöur en dröttning feddi sveinbarn, og var fserdur könginum, og ljet hann heita Ketil. Ox hann par upp og var heldur litill vexti. Dröttniog feddi annan svein, hjet Hrölfur. Voru pessir sveinar vandliga uppfeddir. Var Hrölfur snemma mikill fyrir sjer. Og endar hjer nui patt Gjafa- Refs og Dalafifla.

37. vandliga] M, vansliga L. 8—29. Og—Dalafifla] L, sem seinna sananst og i hans sögu mun sagt verda M.

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0

74

Agdir, die südlichste Landschaft Norwegens 12. 19, 22, 28,

Agni, Uppsala konungr 31.

Alfheimar, die Landschaft zwi- schen dem Glommen und Ge- taelv 12,

Alfhilldr, Tochter des Königs

Älfe 12, 28.

Alfhilldr, Tochter des Königs Haralldr von Vindland 34 f. 56,

‚ot.

Alfr, König in Alfheimar 12.

Alrekr, Uppsala konungr 31.

Aludrengr, s. Starkadr.

An, Kämpe Vikars 17,

Asapérr, 28.

Askr, Gehöft auf Fenhringr 14 f.

Dala-Fiflar 50. Danir, Dänen 34. Danmork, Dünemark 42, 65.

Egdir, Bewohner you Agdir 14,

Eirekr, Uppsala konungr 31, 33 f.

Ella, Engla konungr 40 f. 42. 43. 44. 64. 65. 67,

England, England 40, 64.

Erpr, Kämpe Vikars 16, 25.

Fenhringr, Askg bei Bergen 14 f,

Fjoalmödr (Fjolmödi), Bohn des Skafnartungr 5. 7, 9f,, Sohn des Gillingr 52—56, 58 f.

Fjori, Sohn des Jarls Freki 12 f,

Gautrekr, Sohn des Gauti, König

Namenverzeichnis.

Fjotra, Tochter des Skafnartungr 5, 7, Tochter des Gillingr 52—55. 59

Freki, Jarl von Hälogaland 12f.

Friöpjöfr, enn frekni 11.

Fridpjofr, Sohn Hünpjöfs, König von pelamork 11, 22—26.

Fyri, Sohn des Jarls Freki 12f,

Gautelfr, Ggtaelv 1.

Gauti, König von Gautland 1—7. 11, 560—54, 60f.

Gautland, Ggtland 1. 11. 19, 26. 34. 35. 50. 51. 60T. 66. 68 f.

von Gautland 6. 8. 10. 11. 26. 341. 39f. 41. 42. 43, 46. 46. 53-55. 53 f. 60. 67—73.

Geirpjöfr, Sohn Hünpjöfs, König der Upplond 11. 22, 31.

sillingr, Sohn des Skafnartungr 5, 7—11, Vater des Skafoartung 52—55,

Gillingshamarr, ein sagenhaft Fels 5. 7. 10. 11. 52—54.

Gjafa-Refr, s. Refr.

Grani, auch Hrosshärsgrani (Odi 14, 28,

Grettir, Kämpe Vikars 16.

Gunnölfr blesi (enn gamli), Vikars 17.

Hälogaland, Helgeland i lichen Norwegen 12,

Haralldr, König von Agdir 12 ff. 16. 27.

Haralldr, Sohn Vikars 22 f, 35f.

Haralldr, König von Vindland 34. 66.

Hardangr, Hardanger 19.

Heimsigull, s. Imsigull.

Helga, Tochter Gautreks 34. 46. 48f. 66. 69 ff. .

Herbrandr, Vater des Hrotti 17.

Hergrimr, Riese 33.

Herpj6fr, Sohn Hünpjöfs, König von Hordaland 11. 14—19.

Hildigrimr, Kämpe Vikars 16.

Hjotra (Hotra), Tochter des Skaf- nartungr 5. 7. 10, Tochter des Gillingr 52—50. 58.

Hlorridi (porr) 33,

liröi (Hrökr), Kämpe Vikars 17.

Hrölfr, Sohn des Gautrekr 34. 61.

Hrölfr kraki, König von Däne- mark 42f. 44. 65. 67.

Hrolfr, Sohn Gautreks 73.

Hrosshärsgrani, s. Grani.

Hrosskell 365.

Hrotti, Kämpe Vikars 17.

Hünpjöfr, König von Hordaland 11.

Hordaland, Nord- und Söndhord- land am Hardangerfjord 11. 14. 19. 28. 30. 31.

Hordar, Bewohner von Horéa- land 32.

Imsigull (imsigull? Heimsigull), Sohn des Skafnartungr 5. 7. 10, Rohn des Gillingr 52—566. ö8f.

Ingibjorg, Frau des Friöpjöfr enn frekni 11.

Ingibjorg, Tochter des Hersen porir 72 f.

75

Jaödarr, Jederen, norweg. Land- schaft zwischen Stavanger und Egersund 19. 26. 37.

Ketill, Sohn Gautreks 73.

Kilir, Grenzgebirge zwischen Nor- wegen und Schweden 1.

Ksnir, Bewohner von Kenugarér 21.

Ksenugarödr, Kijew 19.

Neri jarl, Sohn Vikars 22f, 35— 49. 60—71.

Norömenn, Norweger 34.

Nöregr, Norwegen 1. 11. 26. 30. 32.

Nerriki, Nerike in Schweden 24.

Odinn 5. 6. 7. 9. 28—30. 58. 59. S. Grani.

Öläfr herkonungr 43—46. 66—71.

Olafr hinn skygni, König von Nerriki 24. 26.

Ölsfr, ein Königssohn 72 f.

Ötryggr, schwedischer Berserker 32.

48.

Refnefr, Ratgeber des Öläfr her- konungr 44 f. 66f.

Refr, Sohn des Rennir 26 f. 36— 49. 50. 60-71.

Ren nir (Reimir), Baucr auf Rennis- ey 26 f. 36. 37. 60—62.

Rennisey (Reimsey), Rennisg, Insel im Stavangerfjord 26. 60f.

Sisarr, König aus Keenugardr 19 —21.

Skafnartungr, Vater Jes Giliingr 5 ff., Sohn des Gillingr 52—57. 60 f.

Skjälf, Frau des Köniys Agni 31.

Sküma (Skümr?), Kümpe Vikars 17.

Snotra (Snöt), Tochter des Skaf- nartangr 5—8. 11, Tochter des Gillingr 52—58. 60 f.

Sogu, die Landschaft um den Sog- nefjord 72.

Stadr, das Kap Stadt in Norwegen 13. 17. |

Starkadr Aludrengr, ein Riese 12, = Hergrimsbani 33.

Starkadr Störvirksson 12 26. 27—4.

Steinpörr, Kiimpe Vikars 17.

Störvirkr, Sohn des Starkadr Äludrengr 12f, 14. 15, 25, 27.

Styrr, Känpe Vikars 17.

Sviariki, Schweden 11. 24. 26.

Sviavelldi, Schweden 30.

Svipjöd, Schweden 1. 32. 34,

Swrkvir, Kämpe Vikars 16.

Totra, Frau des Skafuartungr 5. 10, Frau des Gillingr 62 —55. 60 f.

Ülfr, Kämpe Vikars 16. 25. Ülfr, schwedischer Berserker 32. Unar, Tochter des Jarls Freki 12. 14. Upplendingar, Upplond 11. 23,

Bewöhner der

76

Upplend, die hochliegenden Land- bezirke Hasaland, Heinafylki, Raumafylki, Guöbrandzdalir und Eystridalir im südlichen Nor- wegen 1, 22, 23. 26. 35. 36. 37.

Uppsalir, Upsala in Schweden 30. 32.

Valholl 6. 7. 58.

Vestra-Gantland, Vestergetland 1.

Vik, das Land um den Christiania- fjord 19.

Vikarr, Sohn des Königs Haralldr von Agdir 12, 14. 15. 16—H2. 36. 36.

Vikarsbälkr 31.

Vindland (Vinland), das Wen- denreich an der Ostsee 34. 66.

Venir, der Wanersee 19 f.

Yoglingar, schwedisches Königs- geschlecht 32.

pelamork, Thelemarken im süd- lichen Norwegen 11, 22f. 26, 36.

porir, Herse in Sogn 70. 72f.

porr 12, 28f, 31.

pruma, Trom@ bei Arendal in Agdir 12 f. 27, 28,

Divock oem Mas Schunerggn yrrm. Zahn & Keendiel, Kirchhain 9.-L.

a.

PALAESTRA

Untersuchungen und Texte aus der deutschen und englischen Philologie.

Herausgegeben

von

Alois Brandl und Erich Schmidt.

PALAESTRA All.

Joseph Gorres

als Herausgeher, Litterarhistoriker, Kritiker im Zusammenhange mit der jiingeren Romantik

dargestellt von

Franz Schultz.

Gekrönte Preisschrift der Grimm-Stiftung.

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Mit einem Briefanhang.

——- ©O@e— -- > Er ae Va ee a a ie

BERLIN. MAYERZ MULLER.

1902,

Hermann Hüffer

in herzlichster Verehrung zugeeignet.

Vorwort.

Das Thema der vorliegenden Schrift wurde am 3. August 1897 von der Grimm-Stiftung der Berliner Universität für die Preisperiode 1897—1899 zur Bearbeitung ausgeschrieben. Görres Stellung innerhalb der Romantik und der jungen deutschen Philologie sollte durch die Mittel exakter methodischer Litteraturforschung bestimmt und erhellt werden. Seine Thitigkeit auf politischem und kirchlich-religiösem Gebiete musste also in der Darstellung nach Möglichkeit bei Seite bleiben. Doch gestehe ich, dass es schwer und nicht immer von Nutzen ist, die ver- schiedenen Richtungen seines Wirkens reinlich voneinander zu trennen, und dass ich, an den abgesteckten Grenzen meines Arbeitsfeldes hinstreifend, oft den Reiz empfunden habe, den eine allseitig erschöpfende moderne Biographie grossen Stils, die ich vielleicht einmal unternehme, ihrem Verfasser zu bieten vermöchte.

Aber auch für den speciellen Zweck erwies sich die Beschränkung auf die jüngere Romantik als zu eng: darum wurde eine gedrängte Darstellung von Qirres litterarischen Beziehungen seit Ende der neunziger Jahre des achtzehnten Jahrhunderts vorausgeschickt. Dass sie zum Verständnis des Heidelberger Romantikers notwendig ist, möchte ich deutlich gemacht haben.

Dieses erste Kapitel ist im Juli 1900 gesondert als Berliner Dissertation erschienen. Die tibrigen Abschnitte haben, zumal gegen den Schluss des Ganzen, seitdem noch mancherlei Zusätze und Änderungen erfahren, und, wenn

Vill

es anginge, würde ich auch heute noch dies und jenes anders fassen und stilistisch modeln wollen, wie es in- zwischen erlangte bessere Einsicht mir vorschriebe. Doch muss ich mich jetzt dessen mit einem unabänderlichen voluisse sat est getrösten; auf die Nachträge und Be- richtigungen am Schlusse will ich hier aber ausdrücklich verweisen.

An liebenswürdiger Unterstützung hat es mir nicht vefehlt: Reinhold Steig verdanke ich die Überlassung zweier Briefe von Görres an Arnim (vgl. S. 224) und reiche Be- lehrung im Gespräche: Jacob Minor war so gütig. mir noch vor kurzem seine eigene Sammlung von Notizen über Girres zuzusenden. Durch freundliche Auskünfte ver- pflichteten mich die Herrn Hermanı Bender in Münster. Dr. Franz Binder, Prof. Dr, Freih. v. Hertling, Dr. Jochner in München, Dr. Hermann Cardauns in Köln, Prof. Dr. J. Franck in Bonn, Prof. Dr. L. Pastor in Rom, Prof. Adolf Stoll in Kassel, die Gymnasialbibliothek zu Coblenz. die Stadtbibliothek zu Frankfurt a/M. u. a. m., während mir die Hof- und Staatsbibliothek in München. die Universitäts- Bibliotheken zu Bonn und Heidelberg, die Stadtbibliothek zu Köln die Benutzung seltenen Materials in Berlin er- - miglichten.

Die Förderung und Anteilnahme meines hochverehrten Lehrers Erich Schmidt, dem ich Richtung und Leitung meiner Studien danke, ist dieser Arbeit bis zur Korrektur zu Gute gekommen; wieviel auf seine Anregungen zurlick- zuführen ist, vermag ich nicht mehr auszusondern,

Bonn, 14. Februar 1902. Franz Schultz.

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Inhalt.

1. Von der Revolution zur Romantik

l. Görres Pariser Reise im November 1799. Neue Entwicklung. 2. Die Lasaulx und Brentanos. Koblenz. Clemens Brentano. Aphorismen über die Kunst (1802), Aphorismen über Organunomie (1803), Exposition der Physiologie (1305). 3. Die „Aurora* und Görres Bei- träge 1804 und 1805. Ihr romantischer Charakter. Ihre Gegenstände: Jean Paul, (ivethe, Herder, Klinger, Heinrich v. Kleist, Hölderlin. die politische und geistige Revolution, Verherrlichung der Romantik, Novalis, Fr. und A.W.Schlegel, Sophie Bernbardi, Sophie Mereau. Die ,Kindermythen*. Das Mittelalter. die Mythen- forschung treten in Görres Gesichtskreis. Auf dem Wege zur jüngeren Romantik.

il. Heidelberg. Görres und die jüngere Romantik.

1. Heidelberger Universität und Landschaft. Görres Übersiedelung im Oktober 1806. Seine Vorlesungen. Erstrebte Regeneration der Presse. Die Gründung der Heidelbergischen Jahrbücher. (Juellen für die Kenntnis der Heidelberger Romantik. 2. Gérres Berührungen mit Achim v. Arnim und Clemens Brentano. Die Phasen ihres Zusammenseins in Heidelberg. „Wunder- bare Geschichte von Bogs.“ „Schriftproben“. L.ittera- rische uml künstlerische Tendenzen der Freunde. Görres Riickkebr nach Coblenz am 2. Oktober 1808. Fortsetzung und Ausgang der Beziehungen zu Arnim und Brentano.

ill. Görres als Herausgeber, Litterarhistoriker, Kritiker

Creuzer und die Hleidelbergischen Jahrbücher. Görres Beiträge von 180S—1813 (1824, 1825). Freund- schaft mit den Brüdern Grimm. Görres altdeutsche Studien, in der Heidelberger Romantik wurzelnd.

47

177

1. „Die teutschen Volkshbücher* . . 2, Volkslied, Minne- und Meistergesang . 5. Heidensuem... a a Wan ee! ie WAS 4. (sralsage, Sagengeschichte. Pläne und Ausklänge >. Zeitgenössische Litteratur und Kunst. . Kritiken und Studien von 1507 1835 Stilistisches. UE EIER. ai a are her a ae he J. söürres an A. vy. Arnim am 1. Februar 1809, 2. Juli ISs10. J. Gorres an Clemens Brentano 1817. Katharina Gorres an Arnim, 29. November 1820. ..Gürres an Arnim 10, November 1520, 1830. Erliulernngen und

KExkurse,

Verbesserungen und Nachtriige

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247

I.

Von der Revolution zur Romantik.

1s

Die Wende des achtzehnten Jahrhunderts liess auch für das Leben und Wirken des vierundzwanzigjährigen Josepli Görres eine neue Zeit erstehen. Hinter ihm liegt als abgethau die Periode der Revolutionsschwärmerei und des Jakobinisnius,. vor ihm die Aussicht auf eine gesicherte bürgerliche Existenz in seiner Vaterstadt Koblenz. in ihm der Entschluss zu stiller wissenschaftlich -litterarischer Wirksamkeit statt der demagogisch - publicistischen.

Den entscheidenden Anstoss zu dieser tiefgehenden Wandlung gab ein Blick hinter die Kulissen des zündenden Revolutionsschauspiels, den ihm seine Reise nach Paris als Deputierter der Rheinprovinzen im Winter 1799 verschafite. ')

Cher die politischen Konsequenzen dieser Reise hat er seinen Landsleuten in der kleinen Schrift „Resultate meiner Sendung nach Paris im Brumaire des VIII. Jahres“,

1) Es sei hier bündig auf die biographischen Darstellungen verwiesen, so auf Sepp, Görres und seine Zeitgenossen 1776-148, Nördlingen 1877; Görres, Berlin 1896 = (Geisteshelden. Bd. 28: Galland, Joseph von Görres, Freiburg 1876, 2. Aufl. 1877: auf Guido Görres Ansatz zu einer Biographie seines Vaters in den histor.-polit. Blättern 1851, 27, S. 1—4, 89—128, 272— 304, sowie auf die Artikel in Ersch u. Grubers Encyklopidie 1861, Section 1. Theil 72, 125—144 (Heinr. Döring), und in der Allg. deutschen Biographie, 1879, 9, 373—389 (Friedrich) u. a. m. Sie sind aber alle unzulänglich.

Palaestra. XII. 1

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Koblenz. J. VOU, Rechenschaft abgelegt. einen Testamente seiner Revolutionsjahre. an dem uns die ausgesprochene Hinwendung zum Vaterlandisch-deutschen, seinen früheren kosmopolitischen Neigungen gegenüber. interessiert; und hatte er bislang die Vereinigung der Rheinlande mit der französischen Republik gewünscht. so erhlickt er jetzt eine tiefe Kluft zwischen dem französischen und deutschen Nationalcharakter,') ergeht sich in liebevoller Ausmalung des deutschen?) und erkennt herderisch die Sprache als eng zusammenhängend mit der Kultur eines Volkes?) und „als das grosse Band, das Individuen aneinander- bindet.*)

Noch freilich erfährt das Mittelalter die frühere ver- dammende oder vage Beurteilung?) bei dem „gebildeten Zögling des philosophischen Jahrhunderts“, der auch die Giestalten des Volksglaubens in einer grotesken Satire auf die Monarchie als ,.finstere Nationalgarde“ des Despoten persiftliert hatte. °)

Se! (RY 2

Reisen mit dem Pater Amabilis nach Lucians Liigen- ländern“.')

Der Geist der Aufklärung hat so in allen Schriften seiner vorromantischen Periode markante Züge hinterlassen. In der Philosophie aber ist (sörres fortgeschritten zu Kant; er stellt. wie Spätere oft. die durch ihn hervorgerufene Revolution auf geistigem Gebiete der französischen auf praktischem gegenüber?) und empfängt durch ihn und Rousseau den Impuls zu seinen Expectorationen über den ewigen Frieden, jene aus dem Zeitalter der Kabinetskriege geborene und seit dem Abbé St. Pierre das achtzehnte Jahrhundert durchziehende Ldee.*)

Rousseau, der von massgebendem Einflusse auf seine Jugendentwicklung war, glaubt man auch später noch oft aus ihm herauszuhören. Und in jenen Briefen,*) die er von der Pariser Reise an seine Braut schrieb, den bedeutsamsten Zeugnissen für sein Innenleben zur Zeit jener Krisis, die zugleich auch nicht ganz arm sind an Auf- schlüssen über seine Stellung zur schönen Litteratur, ist

!) Der Rübezahl, eine Monatsschrift. - Siebentes Jahr der Republik. Koblenz, gedruckt in der Lassaulxischen Druckerei. (Anonym, aber auf dem Umschlage: „Dem Gesetze gemäss, erklärt sich Bürger Görres responsabel für alle anonymische Artikel“.) Ersten Trimesters drittes Heft, S. 190—225; zweyten Trimesters erstes Heft, S. 24-48. Ausser diesen beiden Heften (Universitäts- Bibl. Bonn) vermochte ich nur noch das zweite Heft des zweiten Trimesters (Stadtbibliothek Köln) aufzutreiben.

2) Der allgemeine Friede. ein Ideal von J. Gürres. Coblenz. Jahr VI, S. 106.

5) Rich. Fester, Rousseau und die deutsche Geschichts- philosophie. Stuttgart 1800. Anhang, S. 310—322: „Die Idee des ewigen Friedens im achtzehnten Jahrhundert“, wo aber Corres nicht genannt wird.

4) Joseph von Görres, Gesammelte Briefe. Herausgegeben von Marie Görres. (Politische Schriften, Band VII.) Erster Band, Familienbriefe. Miinchen 1858. S. 3—82: leider im Drucke arg verstümmelt. Citiert als Briefe I. Der IT. und IL. Band der ge- sammelten Briefe (Freundesbriefe), herausgegeben vun Franz Binder, 1874, eitiert als Briefe Il und II.

1*

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ihm die „Neue Heloise* mit oder ohne Bewusstsein bis- weilen ein litterarisches Vorbild auch da. wo er sich nicht ausdrücklich auf sie beruft.") Paris insbesondere sah er mit den Augen des St. Preux.*) Rousseauisch ist der Gefühls- gehalt der Briefe.”) Aber sein Verhältnis zur Natur ist mehr das innig-persönliche Werthers, dem Liebe und Natur- gefühl in eins verschmelzen, als das leidenschaftlich- romantische des Jean Jacques,*) Der Ton des Werther klingt auch durch bei düsterer Stimmung; ausdrücklich eitiert er ihn einmal zur Illustration seiner Gefühle,’) ebenso wie er in den Todesahnungen der Ebertode Klopstocks schwelgt.*) dessen biblisches Pathos und prophetisch- erhabenes ,Siehe* diese Briefe gern nachsprechen.

Sie bringen aber auch direkte Selbstcharakteristiken, und wenn er sich ein Gefühl zuschreibt,’) das „mit dauernder Anhänglichkeit seine Gegenstände umfasst, das vor der Kälte und der Unförmlichkeit der alltäglichen Erscheinungen zurückschaudert. und sie daher mit einem Gewande um- giebt, das, sei es ihnen auch fremd, doch ibrem Eindruck das Widrige benimmt, das endlich zurückgestossen, mit der unbeschreiblich unangenehnisten Empfindung, von allem Mittelmässigen, Erbärmlichen, Kleinlichen sich immer Ideale schafft, an denen es sich entschädigt, und die es in die

') Wie Briefe I, 9.

*) Man halte zusammen Rousseau, Neue Heloise, Zweite Ab- (silung, Brief 14 mit Görres, Briefe L6 f., 10, und N, H., zweite Abteilung, Brief 28 mit Görres, Br. 1.13.

*) Z. B. Briefe 1,77, 1,36, 66, 40 u. a, m.

4) Vgl. Erich Schmidt, Richardson, Rousseau und Goethe S. 180, 186 f, Nur ein Beispiel 163: „Ich sah in die schön be- leuchtete Gruppe, meine Empfindung war: meine Geliebte. Ich kann nicht sagen der Wunsch, sie hier bei mir zu haben, nicht Sehnen zu ihr hin, gar nichts Bestimmtes, nur meine Empfindung: meine Geliebte.“ Man vgl. den zweiten Brief im Werther: „Wenn's dann um meine Augen dämmert und die Welt um mich her und der Himmel ganz in meiner Seele ruhn wie die Gestalt einer (teliebten, dann sehne ich mich oft u. s, w.*

5) 1,70, vgl. 58. 6) 1,34, 35, s. auch weiter unten. 7) 1,29.

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Vergangenheit und Zukunft tibertragt, wenn die Gegenwart ihm keinen Raum oder keinen Stoff darbietet“, so hat er wichtige Momente für die Erkenntnis seines Wesens vor- weggenonmen; und auch die eigenartige Mischung seines Geistes aus blühender Phantasiekraft und © starrer Spekulation wurde von ihm dort richtig empfunden.

Wie Rousseau und Herder, wie Arnim,') Solger,?) Heinrich v. Kleist?) und Jakob Grimm*) stiess auch ihn Paris ab; aber wie die drei letztgenannten mussten ihn die dort aufgehäuften Kunstschätze für seine übrigen Entsagungen schadlos halten.’) Jahrelang®) verblasste der Eindruck nicht. den Raphael und besonders die aus Rom entführten Antiken’) in ihm hinterliessen.

Auf der anderen Seite bildete sich aus den Trümmern seiner Hoffnungen auf Völkerbeglückung und Freiheit ein krasser Pessimismus,*) eine stete Unzufriedenheit mit der Gegenwart, an deren Besserung?) er prophezeiend. warnend, ratend wirken möchte. Dabei ist sein Enthusiasmus nicht verflogen, sondern nur in den Busen zurückgedrängt '°) und wird sich andere Gebiete wie bisher zur Bethätigung suchen; für den Beifall der Menge aber bringt er keine Opfer mehr. „Nur die wenigen Edlen,* schreibt er mit Klopstockischer Pébelverachtung,'') „die es jetzt gieht, und die mehreren, die es in der Zukunft geben wird, können mich zu so was bestimmen.“

1) Reinhold Steig, Achim v. Arnim und (Clemens Brentano, Stuttgart 1804, S. 67.

2) Solgers nachgelassene Schriften und Briefwechsel. Heraus- gegeben von L. Tieck u. Fr. v. Raumer. Leipzig 1826. 1,60 ff, “ff.

3) E. v. Bülow, Heinrich v. Kleisis Leben und Briefe, S. 191 f., 214 ff.

4) Briefwechsel zwischen Jakob und Wilhelm Grimm aus der Jugendzeit, von H. Grimm und G. Hinrichs, 1881, S. 17 f.

5) Briefe I,7 f., 12. 6) S. u. mehrfach. N) Briefe 1,12 f. 8 Briefe 1,7, 47, 51, 80 u. a. 9 ibid. 47. 10) jbid. 47.

il) ibid. T,48.

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Das Bestreben oder die Überzeugung, stets mit einem solchen Kreise sich eins zu wissen, beherrscht sein folgendes Leben.')

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Zunächst machte einmal die Empfängerin erwähnter Briefe die Vermittlerin: Katharina v. Lasaulx. die Tochter des kurtrierischen Hofrates A. vy. Lasaulx, aus einfluss- reicher. lothringisch-deutscher Adelsfamilie?) Dem Ver- kehre in dem vornehnen, freigeistigen Hause wird Joseph (sörres. der selber in einer Umgebung, deren nüchterner, philisterhafter Geist sich lediglich im hergebrachten Kreise um praktische Bedürfnisse drehte,*) und fast ohne er- zicherische Leitung gross geworden war. auch für seine litterarische Kultur manches zu verdanken haben.

(remeinsame Lektüre*) mit seiner Braut führte ihm Anregungen zu. Hochgebildet und anfangs nicht ganz frei von emancipierten Anwandlungen und Excentricitäten,?) berernet sie oft als Görres Studiengenossin und helfende

7 ——

Wandte.') dessen Phantasiewogen sie einzudämmen und dessen „murmurierende*, superlativische Rede sie den Hausfreunden zu dolmetschen vewohnt war?) Andrerseits schuf sie als „eine Madonna des teutschen Mittelalters“ Ne ihnen allen von seinem Bilde unzertrennliche Hi ustichkeit.9) Sie war ein Liebling des wunderlichen Meusebach. der ihr auch in Versen huldigte.4) Von ihren Briefen. deren eigenhändige Vernichtung) wir bedauern, hat sich nur aus späterer Zeit (1819) einer an Arnim erhalten. §)

Sie knüpfte nun (iörres an die Fäden der Freundschaft, die hin- und herliefen zwischen den Familien Lasaulx und Brentano.?) Die Jugendfreundschaft zwischen Katharina Und Sophie Brentano aus jener Zeit her, da diese mit ihrem um zwei Jahre jüngeren Bruder Clemens zusammen noch bei der Tante Möhn in Coblenz eine strenge Erziehung genoss.") wurde aufgefrischt durch Sophiens Besuch dort zu Anfang des Winters 1799 und Katharinas Aufenthalt

des Frhrn. v. Meusebach. S. 68. Briefe 1,482, 11108 u.a. Vel. ihre Schilderung in den Erinnerungen des Dr. Joh. Nep. v. Ringseis, hrsg. von Emilie Ringseis, Regensburg und Amberg 1586 92, I1,268 ff.

!) Briefe IT,407. 111,430.

Briefe 11.006. Münch. Erinnerungen. Lebensbilder und Studien aus den ersten siebenunddreissig Jahren eines teutschen Gelehrten. Carlsruhe 1836. 8. 401.

3) Steig, Arnim u. Brentano 220, 239, Janssen. Böhmer 11,66. Fr. Perthes Leben II. 4. Aufl., Gotha 1857, 8.89. Münch ala. QO. 452, Wendeler. Fischartstudien 44. Briefe 11.227 u. a. m.

4) Briefwechsel mit Jakob u. Wilh. Grimm, 8. IX.

5) Sepp S. 44.

“© Kgl. Bibliothek zu Berlin. Anhang No. 4. Das diesem Briefe beigelegte Koncept ihres freimüliren Schreibens an den preussischen König mit der Bitte um Gerechtigkeit für ihren flüchtigen Gatten ist ebenfalls noch vorhanden.

7) Vgl. ausser dem Folgenden noch Steig. Arnim und Brentano 9. 15, 250.

*) Diel-Kreiten, Brentano S. 19. Clemens Brentano, Godwi 11,100 ff.

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eingedenk, wo jener einmal „so republikanisch begeistert“ Frankfurt heimsuchte. Er selber war damals nicht dort.') Aber die Folgezeit führte ihn an den Rhein und nach Koblenz.

In der trierischen Residenz Koblenz war zur Zeit des letzten Kurfürsten, des gutmeinenden Clemens Wenceslaus (1768-1794), alles wissenschaftliche und künstlerische Leben stark beengt.?) Die Litteraturgeschichte der Zeit nennt als Koblenzer (Ehrenbreitensteiner) Kind etwa den am Münchener Hofe zu hohen Ehren gelangten Dramatiker Babo.*)

Ein damaliger Koblenzer Buchhändler eine Gattung von Gewerbe, die tibrigens erst 1772 auf Verwendung des geheimen Rats La Roche dort Fuss fasste, „da sie im trierischen Lande noch ganz fremd und unbearbeitet sei“*) meinte, „obschon viele denkende Köpfe sich vorfänden, 80 wäre doch wenig Hang zur Schriftstellerei“.°)

Geringe Ansätze zum Bessern fegte die Revolution hinweg, und französischer Geist und französische Herrschaft his zur Vereinigung der Rheinlande mit Preussen haben das geistige Leben nicht befruchtet, sondern beinahe ganz erstarren lassen.*) „Unlitterarisch ist diese Gegend. wie irgend eine andere,“ schreibt Görres einmal von dort, „weit und breit bin ich der Einzige, der Philosophie auf dem Lager hat.“ ”)

!) Steig a. a. O. S. 18.

2) Dominicus, Coblenz unter Clemens Wenceslaus, dem letzien Kurfürsten von Trier, Coblenz 1869, passim.

3) Vgl. Rhein. Antiquarius Mittelrhein, II. 1. Coblenz 1845, S. 70-74 u. a.

4) Dominicus a.a.O. S. 1465.

5) ibid. S. 144.

6) Vgl. Friedrich Perthes Leben, aufgezeichnet von Clemens Theod. Perthes. 4. Aufl. Gotha 1857. S.138 f.: s.a. Briefe IL6, 18.

?) Charles de Villers, Briefe, herausgegeben von M. Isler, Hamburg 1879. S. 85.

Auf diesem Hintergrunde nun taucht Brentano auf, 1800, 1801 mit Savigny, 1802 mit Arnim,") voll gährender, bizarrer, witzreicher Genialität und prickelnden Über- mutes und als mit der Guitarre schweifender Sanges- hruder die Rheinromantik schaffend und in sich verkörpernd, Immer kehrte er auf diesen Fahrten bei der gastlichen Familie Lasaulx ein,*) zumal seinem „herzlichen Freunde“ *) Franz v. Lasaulx, Girres Schwager.

Das Brillantfeuerwerk seines Geistes musste hier mehr als anderswo staunende Zuschauer finden und den Effekt machen, den Stramberg, der rheinische Antiquarius,*) mit Hindeutung auf uns unbekannte intime Beziehungen und Persiinlichkeiten streift. Mit vollem Namen nennt er aber Girres, alseinen aus dem Kreise derer, die Brentano lauschten. Eine körperliche Züchtigung, die der Witzelnde damals von Görres erfuhr und deren er übrigens noch 1806 Arnim gegenliber gedenkt,*) scheint den Bann des Brentanischen Einflusses nicht gestört zu haben. Denn ich ver- mute, dass des Koblenzers noch unberücksichtigte und darzustellende Hinwendung zur „romantischen Schule* zum Teil auf Clemens zurückzuführen ist, der, von Jena kommend, vor gewähltem Freundeskreise in der Rhein- stadt unter grossem Beifall die Schlegelische Shakespeare- libersetzung vorlas,*) die Görres in den folgenden Jahren oft hervorholt,’) und der vielleicht auch zur Kenntnis- nahme anderer romantischer Produkte angeregt hat. Auch die Wirkung, die Brentano in späteren Jahren auf ihn

1) Steig S. 21, 22, 34, 56,

2) Ges. Schriften 8, 30,

3) Steig S. 40, Über ihn noch weiter unten

4) Mittelrhein II 1, 1845, 5, 118 £

5) Steig 5. 216. Dadurch gewinnt der ganze Strambergische Bericht an Glaubwürdigkeit, Auf ihm fusst Varnhagen, Biogr. Portraits, Leipzig 1871, 8. 62.

6) Brentano, Schriften 8, 9.

7) 8. gelegentlich weiter unten.

1 --

nachweislich ausgeübt,!) ist hier vergleichsweise heran- zuziehen, und einiges dürfte noch der Lauf der folgenden Untersuchung dazu ergeben.?)

Vorzüglich das Jahr 1802, wo Brentano während des Sommers „fünf baare Wochen” in Coblenz weilte °®) und im Herbst wieder auf einige Zeit dort einkehrte,*) max für Görres Bekanntschaft mit der Romantik ausschlaggebend gewesen) sein. Denn die 1802 erschienene, früher ver- fasste Schrift „Aphorismen über die Kunst* verrät noch keine Kenntnis romantischer Erzeugnisse. Zehrend von den Pariser Kunsteindrücken baut er hier auf der ver- einigten Grundlage des Schillerischen Dualismus von naiver und sentimentaler Dichtung und der Humboldtischen Unter- suchungen über männliche und weibliche Form,*) ohne aber auf einen von beiden sich zu berufen, und mit Hilfe Schellingischer Lehren ein neues dualistisches Schema auf, den Unterschied zwischen „Produktivität* und „Eduktivität®. das er nicht ohne die gewaltsamsten Willkiirlichkeiten auf alle Künste überträgt. Dabei ergeben sich ilım = absurde Analogien, welche, ganz abgesehen von der Zielscheibe,

ti Worüber später. Nur erwähnt sei hier die Nachricht Hermann Benders, eines mütterlichen Verwandten von Görres, wonach er vor Jahren ein Manuskript (!) der Loreleisage in der Form, wie sie Brentano darbietet, reschen habe, etwa aus dem Jahre 1650, „Darunter waren 150 Jahre später einige auf die Sage und das Echo bezughabende Bemerkungen gesetzt mit der Unterschrift „J. Görres*. (H. Bender, Rhein. Lieder. 5. Aufl. 1890. S. X.) Vgl. darüber die guten Ausführungen von Cardauns, Die Märchen Clemens Brentanos, 1800, S. (4 If.

2) Vgl. z. B. die Erwähnung Brentanos in einer Recension w. u.

3) Steig S. 40

4) Steig S. 56.

5) Vielleicht enthält Brentanos Brief an Sophie Mereau vom 10. Januar 1808, dessen Schluss bei Steig, S. 79, wiederjereben ist und worin er, zwanzig Quartseiten füllend. offenbar über sein Thun und Treiben im Verlaufe des Jahres 1502 berichtet. auch einiges über den Koblenzer Aufenthalt oder über Görres.

6) Schillers Horen, 1795. Stück 3, S. SO. 108: 4. S. 14-40 Ges. Werke, Berlin 1841. 7.215 261.

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beschenkt, während man die verbutteten Erzeugnisse einer karglichen Fantasie über die Gebühr anpreist: diese Stock- blindheit für alles, was die Betastnis nicht angreifen kann, was sich über die Sphäre der untersten Erregungen erhebt: diese Anmassung, die Höhe. zu der die Mühseligkeit seit Jahrtausenden sich hinaufgearbeitet hat, für das Höchste zu halten, zu dem gebrechliche Sterbliche sich erheben können. und die Region über ihr als die bezauberte Wohnung phantastischer Luftgespenster scheu zu flichen.*

Aber daneben wehrt sich doch der ehemalige Re- publikaner gegen einen despotischen Zwang der „Schule“, !) gegen Ausschliesslichkeit und Alleinherrschaft in Wissen- schaft und Kunst. Und dabei spricht er das Wort über die Schinheit:*) „Wer wagt es. ihren Statthalter auf Erden sich zu nennen?“, ein deutlicher Bezug auf das schöne Bild, das Novalis im „Blüthenstaube“ des Athenäums°) von Goethe braucht.

Unter dem Eindrucke von Novalis. seinen „Hymnen an die Nacht“, scheint auch der prächtig srehaltene Exkurs?) über die Schauer der Nacht, des Schlafes und Traumes zu stehen, der von dem ruhigen sachlichen Tone der übrigen Darstellung auffällig absticht.

Auf Görres Verhältnis zu Schelling. dessen Grund- gedanke, dass das System der Natur zugleich das System unseres Geistes sei. in der Schrift äusserlich und gewaltsam weitergebildet wird, wie auf die naturwissenschaftlichen Konstruktionen seiner folgenden Arbeit.*) um „die Projektion des Weltbaues in dem Organism nachzuweisen und die individuellen Lebensverhältnisse in die grossen kosmischen zu übersetzen“,®) ist nicht einzugehen. Aber man wird

1)S. VIII ff.

2) Aphorismen über Organonomie. S. VII.

4) Athenäum J.1, S. 108 f = Schriften, 3. Theil, Berlin 1846, S. 164.

4) 8. 402 ff.

5) Exposition der Physiologie. Koblenz 1v5. 8) ibid. S. 1.

nebst dem Noth- und Hülfsbüchlein ') und der Braun- schweiger Mumme für die drey höchsten Tendenzen des J ahrhunderts*.?)

Nicht ohne dann auf eine gewisse, Schelling und seiner Schule gegenüber vermeintlich errungene philosophische Selbständigkeit zu pochen.?) zieht er folgendes Facit:*) „Was ich wollte, habe ich deutlich genug ausgesprochen, es ist das Nämliche, was jetzt immer mehr herrschender Geist in der teutschen Litteratur wird: nämlich unbefangene Würdigung alles Guten und Vollendeten auch in der engsten Sphäre. Achtung für jede Selbständigkeit, Huldigung für alles Grosse, Reaction gegen jede Arroganz und jede

Dieser Geist, jener ächte griechische, republikanische Geist hat alle die Wunderwerke hervorgebracht. die das Alterthum uns überlieferte: ihn habe ich durch mein ganzes Leben beschworen, und die Zeit hat ihn heraufgeführt über Deutschland, und sie wird ihn zu schützen wissen gegen die Eingriffe roher. brutaler Gewaltliaber. die die ganze Welt zum Reflexe ihrer eigenen geschnürten Gemeinheit machen mögten.“

Aber schon vor diesen Worten hatte er in einer für seine litterarische Entwicklung hochbedeutsamen, bisher kaum beachteten Reihe von Aufsätzen und Fragmenten,

!) Noth- und Hülfs-Büchlein oder lehrreiche Freuden- und Trauer-Geschichie der Einwohner zu Mildheim. Gotha 1799. (Verf. Rud. Zacharias Becker.) Die Noth- und Hiilfsbiicher gegenüber den echten Volksbüchern auch angegriffen von Tieck (Schriften IX.8 f.), Brentano (Gustav Wasa, Deutsche Litteraturdenkmale 15. S$. 121 f.), A. W. Schlegel (Sämmtliche Werke VIII’.

2) Das (ianze eine witzige Parallele zu Nicolais Parodie des- selben Dietums („Vertraute Briefe von Adelheid B.... an ihre Freundin Julie S....“, Berlin und Stettin 1799, S. 80). „Sunst dächte ich: Friedrich der Grosse und die amerikanische Republik und die Kartoffeln -- wären ganz andere Tendenzen des Zeitalters als der arme Meister u. s. w.*

9, Exposition der Physiologie, S. XXIII.

4) ibid. XXV.

11 —,

erfreuen und wurde schnell vergessen.') Aber doch ist e8 Nicht berechtigt, wenn Goethe, ohne das Blatt selbst noch zu kennen, Eichstädt vor.ciner Lobrede darauf in der Jenaischen Litteraturzeitung warnt, wenn er befürchtet, eS werde nicht. aus seinem Geschlecht herausgehen, und e8 mit dem „Freimütbigen“ und der „Zeitung für die elegante Welt“ zusammengestellt wissen möchte.?2) Denn von diesen Journalen unterschied sich die „Aurora“ nicht nur durch das wohlthuende Aussenbleiben alles litte- rarischen Gezänkes und boshaften Klatsches, sondern positiv durch manche historisch-antiquarische und alt- deutsche Neigungen. .Da suchte man kulturhistorische Studien zu treiben, machte aus ungedrucktem oder seltenem gedrucktem Material der Münchener Bibliothek einiges bekannt, wie, durch Schillers „Tell“ angeregt. Aus- züge aus dem einzigen Münchener Drucke von Jakob Ruefs schweizerischem Tellschauspiele (1545).*) Da musterte Görres Schwager Franz v. Lasaulx ältere und neuere französische Poesie und behandelte schliesslich Docen alt- deutsche Litteratur, so Heinrich Frauenlob oder die Wiedererstehung der niederdeutschen Litteratur angekniipft an die Entdeckung des Heliand.

Und dann verleihen Görres sprachkräftige Artikel der Zeitschrift eine gewisse romantisch-revolutionäre Miene,*) und müssen den Beifall, von dem Arectin

!) Ich danke die Benutzung der beiden Jahrgänge 1804 und 1806 der Münchener Hof- und Staatsbibliothek. Der Jahrgang 1805 ist selbst dort nicht vollständig, doch fehlen sicherlich keine Nummern darin, die gürresische Beiträge enthalten. Ein unvoll- ständiges Exemplar des Jahrganges 1804 ist jetzt von München auch der Kgl. Bibliothek zu Berlin geschenkt.

2) 3. April 1806. Weim. Ausgabe, IV,17,270 f, Vel. IV.10..

3) 1804 No. 113—115. Bächtuld, Schweizerische Schauspiele des 16. Jahrhunderts, 49 ff. Vgl. Rovthe, Forschungen zur deutschen Philologie, Festgabe für Rudolf Hildebrand, 1894, S. 226.

4) Eine Recension der „Aurora“ von Caroline Schelling ist nach Waitz, Caroline, S. V, Anm. 2 handschriftlich vorhanden. Es wäre interessant, zu wissen, wie sie über den romantischen Parteigänger in denı Blatie urteilte.

Palaestra. XI. 2

schreibt, ') in der That gefunden haben; denn noch 1806 in Heidelberg denkt ihr Verfasser daran, sie bei Zimmer „als halbwegs käufliche Waare“ in einem Bändchen er- scheinen zu lassen.?) Sie, die auch heute noch einen Neu- druck wohl verdienten, erheischen, bevor sie ihr Teil zur Kenntnis des Litteraten Görres beisteuern, einige kritische Bemerkungen, da sie anonym erschienen und erst seiner Autorschaft vollziblig zuzuweisen sind. Nicht nur die als ,,Corruscationen* im Briefwechsel mit Aretin genannten?) Beiträge (1804 No. 71-74, 94, 96, 117, 121, 129, 151, 152: 1805 No. 10, 12, 13, 21, 22. 55, 56), sondern auch eine Reihe solcher mit verschiedenen Titeln gehört ihm zu, und zwar aus dem Jahrgange 1804: No. 89 „Kann man die Epoche des Mittelalters schon für geschlossen ansehen?*, No. 123 „Herder“, No. 124 „Deutsche Kritik*, No. 125 „Nord- und Süd-Deutschland“, No. 128 ,, Hyperion*,*) No. 150 „Dramatische Phantasien von Sophie Bernhardi*;*) aus dem Jahrgange 1805: No. 1 und 2 Einleitung zu Girres demnächst erscheinender Schrift „Glauben und Wissen“, München 1805 (im Schererschen Verlage, dem der „Aurora*),®) No. 30 „Goethe“, No. 34 „Die Almanache*, No. 40 und 41 „Mystik und Novalis“.

Nur durch die Überschrift) unterscheiden diese Auf- sätze und Kritiken sich von den ganz verwandte Gegen- stände behandelnden „Corruscationen“. Der untrügliche Stil, der, wie Görres selbst wusste, bei Kennern ihm

1) Br. 11,9.

2) Briefe 1,477.

8) Briefe 11,9, Sie sind auch aufgeführt in Goedekes Grundriss vV1.204,

4) Schon von Galland, Joseph v. Görres, Freiburg 1876, 8. 666 notiert, der aber den Jahrgang 1805 gar nicht kennt.

5) Dass Aretin in dem Briefe vom 20. Juni 1804 (II,9) nur von „Corruseationen* spricht, erklärt sich daher, dass der erste anders betitelte Beitrag erst am 25. Juli 1804 (Nr. 89) erschien, also erst später von Girres eingesandt sein wird zufolge der Aufforderung, Briefe IT,9; Br. TI,19 schickt er „einiges für die Aurora“.

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überhaupt keinen Anspruch auf Anonymität gab,') und dieselben oft anderswo bei ihm wiederkehrenden An- schauungen, lassen über die Autorschaft nicht den mindesten Zweifel, die noch im Einzelnen sich erhärten lassen wird.

In der Methode seiner Kritik siedelt er sich auf dem durch A. W. Schlegel umgepflügten Boden an. Anregung und Richtung gaben ihm die Grundsätze falscher und wahrer Kritik, die dieser vornehmlich in seinen Berliner Vorlesungen über „Litteratur, Kunst und Geist des Zeit- alters“, abgedruckt in der „Europa“ II S. 3—95, die für Görres überhaupt eine Art von Programm wurden,?) hatte aufdecken wollen und von denen Arnim einmal sagt:?) „Es giebt wenig so Herrliches, als die in der Europa (II. Bd. S. 18) aufgestellte Charakteristik der meisten recensirenden Institute, ja es ist vielleicht die erste Er- munterung zum Recensiren für die geworden, welche es ernstlich mit Kunst und Wissenschaft meinten.“

Aber jene überlegenen scharfen Bemerkungen Schlegels gegen die verrottete Jammerkritik seiner Tage treibt Girres ins Groteske in dem Aufsatze „Deutsche Kritik“ (1804 No. 124).*) Nur vor der neuen Jenaischen Litteratur- zeitung, die unter Goethes Auspicien durch Eichstädt begründet ward, nachdem Schütz mit seinem der Romantik feindlichen Organ nach Halle übergesiedelt war,*) macht

1) Briefe 111,210.

2) Aurora 1804, No. 72 S. 287 („Corruscationen“) bildet er um und erweitert er so z.B. auch die dort S. 26 (Minor, Vorlesungen 11,47) von Schlegel gegebene mystische Bestimmung von Philo- sophie, Poesie, Religion und Sittlichkeit als der „vier Weltgejrenden des menschlichen Geistes“ (vgl. Haym, Rom. Schule, S. 792).

8) Heidelberger Jahrbücher 1811, S. 1186 f. (Besprechung von A. W. Schlegels poetischen Werken 1811).

4) Vgl. auch das auf die Schlegel anspielende, das gleiche Thema wie der obige Aufsatz behandelnde, z. T. wörtlich an ihn anklingende Fragment in 1804, No. 72 S. 286 f. (,Corruscationen‘).

5) Haym, Romant. Schule, 8. 746. Walzel, Schriften der Goethe-Gesellschaft 18, LX XIV f.

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er ein Kompliment (S. 498). Zu kaum noch beziehbaren Bildern von unverfälschter Eigenart ballt er im Übrigen seine ans Fanatische grenzende Wut zusammen „gegen jene giftigen Krüppelschlangen, die in so manchen Winkel- Tribunalen sich wälzen und lauern unter dem Grase auf den Vorübergehenden und dann ihn umschlingen und mit: ihrem geifernden Speichel bedecken, ehe sie ihn ver- schlucken: diese Menschen, die heuchlerisch sich die Mien® geben, als ob sie das Gute förderten, aber hämisch es anfeinden und verfolgen, wo sie es treffen, deren nichts- wiirdige Leidenschaften man nur kennen darf, um zu wissen, was sie wütig anfallen und was sie herausstreichen werden“, Hier ansetzend gelangt seine gesammte kritische Thätigkeit zu dem advokatorischen und polemisch-apologetischen Tone, der ihr eigen ist") und zugleich immer auch an den grossen politischen Publieisten gemahnt. Und darum huldigt er der revolutionär-romantischen Bewegung, den „mächtigen Geistern*, die „das versunkene Jahrhundert gewaltsam aufrütteln“, und es sei nicht zu tadeln, „dass das Höhere sieh auf einen Augenblick übermütig erhebe und der hoffirtigen Gemeinheit ihre Nichtigkeit vorrücke.“

Und hatte W. Schlegel?) gesagt, dass das kritische Vermögen, „jenes nahe und unmittelbare Anschauen fremder Eigenthümlichkeit, als wäre sie im eigenen Bewusstsein begriffen, mit dem göttlichen Vermögen, selbst zu schaffen, innig verwandt“ sei, dass wir nur das, „was uns schon ver- möge unserer Anlagen gegeben ist, eigentlich offen-

1) Sehr bezeichnend für seinen Hass gegen die Pöbelkritik ist es, wenn er z. B. in der Vorrede zur „Exposition der Physio- logie", 1806 (vgl. Intelligenzblatt zur Jenaischen Litleralurzig., 1805, No. 111, Sp. 988/084, wo die Stelle in der Ankündigung des Buches ausgezogen ist) sagt: „Ich habe Galls Doctrin zu einer Zeit verteidigt, wo sie über Gebühr vernachlässigt wurde; (vgl. die Kecensionen Jen. Allg. Litt. Zig., 1805, No, T—9) jetzt, wo die Exklamation der Menge ihr zu Teil geworden ist, trete ich ohne Bedenken zur Opposition über.“

2) Simmtliche Werke V11,25 f, (Horen 1796),

baren“ u. 8. w. so ruft Görres: „Wer aber Beruf zur Kritik in sich fühlt, der bescheide sich doch vor alleın. dass nicht alle Pflanzen ihre Früchte an den Wurzeln tragen, «lass über die Feuergestalten, die das Genie vom Himmel herab- bringt, nur verwandte Geister richten können: dass über- haupt jeder nur über das aburteilen kann, von dem er sich bewusst ist, dass, wenn seine Kraft diese Richtung genommen hätte, er auch allenfalls ein gleiches Werk hätte produziren mögen.“

Aus dem Schlegelschen Principe reproducierender Kritik floss ihre kunstmässige, poetisierende Form, der Friedrich Schlegel in den Fragmenten des „Lyceums“ folgendermassen zum Wort verhalf:!) „Poesie kann nur durch Poesie kritisiert werden. Ein Kunsturteil. welches nicht selbst ein Kunstwerk ist, entweder im Stoffe. als Darstellung des nothwendigen Eindruckes in seinem Werden oder durch eine schöne Form, hat gar kein Bürgerrecht im Reiche der Kunst.“ Dies Theorem handhabt Girres, für inneren künstlerischen Aufbau verstiindnislos. unter der Form einer’ Art produktiver Phantasie über das gegebene Thema und in einem äusserlich poetischen, bilderübersäeten Gewande Nie erreichen auch die „Corruseationen* „Wetterleuchten“: ein Titel, der sich wohl anreihen liesse an Fr. Schlegels ,Eisentfeile“?) oder Novalis „Blüthenstaub“ ?) die als fortlaufende Frag- mentenreihe gedacht sind, jene „Igel“-artige Geschlossenheit, die Schlegel für diesen Modus des schriftstellerischen Aus- druckes anstrebte,*) wie sie auch nie in eine scharfe, auf- fallende Spitze auslaufen, sondern im Bilde oder Gleich- nisse spielen.

1) Fr. Schlegels Jugendschriften, hrsg. von Minor, 11,200, No. 117. Auch in den „Charakteristiken und Kritiken“, 1801, 8. 250.

2) Auswahl seiner Fragmente in den „Charakteristiken und Kritiken“ s. Jugendschriften 11,183, Anm.

8) Athenäum I,1, 70 ff.

4) Jugendschriften 11,235 No. 206.

In der späteren, Heidelberger Zeit erfahren Ausdrucks- mittel und Anschauungen der dann nur spärlich vertretenen rein litterarischen und Kunstkritik kaum einen Wandel.") Immer wieder auch erscheinen die Reflexionen tiber den verschiedenen Charakter des Antiken und Modernen, wie hier.?2) Nicht neu sind die Gegensätze von „Einfalt und stiller Ruhe“, die „das innerste Wesen und die Physionomie* des Antiken sind, zu vielseitiger Mannigfaltigkeit, einer seltsamen Verworrenheit, schneidenden Kontrasten, bizarren Verrenkungen, die das Wesen des Modernen ausmachen; oder etwa die nach Friedrich Schlegel schmeckende Anti- these: „Der Charakter des Antiken ist Poesie, selbst in der Philosophie, der des Modernen Philosophie, selbst in der Poesie.*) Originell ist nur die Durchführung und Aus- gestaltung dieser Gegensätze unter den verschiedensten Gleichnissen oder Symbolen, wenn er z. B., zur Veran- schaulichung den Vergleich aus naturwissenschaftlicher Sphäre wählend, die Periode der Urgebirgsbildungen, des durch eine ruhige Krystallisation gebildeten Granits, der Flözzeit mit ihrer ganzen Mannigfaltigkeit von Formationen, mit ihren Fossilienlagern und Conchylienbänken gegenüber- stellt,4) oder die antike Gewandung mit der modernen kon- trastieren lässt und für seine Zwecke ausdeutet.*) Aber ganz genau so wie Wilhelm Schlegel von einer welthistorischen Warte auf die bestehenden Gegensätze und Bestrebungen als auf winzige Punkte herabzuschauen suchte,*) ver- kündet auch Görres in gezwungenem Prophetentone ?)

t) s. aber unten S. 345.

2) Aurora 1804, No. 71 S, 281 f.; No. 72 8. 286; No. 64 S. 376, No. 96 8. 385 ff. ergeht sich über das von A. W. Schlegel (1798, S. W. 161) und Schiller (1803, Goedeke X1,330) behandelie Thema der „Antiken zu Paris“ mit schärfstem Franzosenhasse,

3) No. 71 8. 281. . i

4) No. 71-5. 281/82,

5) No. 04 S. 876,

6} Europa 1803, II 8, 85.

1) Aurora 1804, No, 71 8. 282.

die Flüchtigkeit aller zeitweiligen Versuche in der Litteratur gegenüber der Unendlichkeit von Natur und Geist.

Der specifische Repräsentant des Modernen ist ihm nun Jean Paul.!) Solange Görres die romantische Litteratur verfocht, war Jean Paul sein Heros, wie später noch zu zeigen sein wird. Der briefliche Verkehr knüpfte sich schon in dieser Zeit an.?)

Man muss sich bei der Görresischen Apologie Jean Pauls erinnern, dass auch Fr. Schlegel ihn in einem

1) No. 71 S. 282 ff.

3) Jean Paul hatte an mehreren Stellen seiner „Vorschule der Ästhetik“ 18U4 Görres und seinem Stile schon einige Aufmerk- samkeit entgegengebracht (vgl. Hempelsche Ausgabe [Werke 49—51] 8. 15, 307 £., 837 f.u.a.). Darauf muss sich dieser an ihn gewandt haben in freier Aussprache über die ihm vermeintlich gremachten Vorhaltungen. Denn am 25. März 1805 antwortet Jean Paul in einem ersten Schreiben (Denkwürdigkeiten aus dem Leben von J. P. Fr. Richter, hrsg. von Ernst Förster, III. Bd., München 1868, 8. 124 f.), das in der Sammlung der „Freundesbriefe“ nicht hätte fehlen sollen. Er schreibt dort u. a. für uns interessant und be- deutsam: „Ihren reichen Geist wird man solange verkennen, als er in der Wahl des Leibes, worin er Mensch wird, zu eigensinnig ist. Dazu rechne ich zuerst die einformige Jamben- oder auch Trochäen-Skansion, dann das Bilder-Erstürmen, das ganze Bilder wieder zu Farben grösserer macht. Warum sperren Sie denn so romantisch -schillernde Flügel, wie Ihre, in die Eisgrube der Transcendenz? Warum machen Sie Ihrem poetischen Herzen nicht Luft und Aether? [vgl. a. a. O. II,168: Jean Paul an Mar- heineke über Görres, 10. Mai 1808]. Ich meine, warum geben Sie, anstatt das philosophische Lehrgebäude auf den Musenberg zu setzen, und wieder aus dieser Bergart jenes zu mauern, nicht lieber beiden Grössen geschiedene Plätze?* Görres ausführliche Antwort hierauf ist versteckt in der Einleitung zur „Exposition der Physiologie“, 1805 (S. IX ff.), mit den Worten beginnend: „Der andere Vorwurf wird mir von Menschen gemacht werden. die ich hoch achten muss; dass ich das philosophische Lehrgebäude auf den Musenberg setze, und wieder aus dieser Bergart jenes aufmauere, kurz, dass ich die Poesie in die Wissenschaft ein- menge. Ich habe mir alles überlegt und denke, was der Himmel verbunden hat, soll der Mensch nicht (rennen: wenn es eines

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guten Kopf in ihnen.') „Ich bin auf seinen Gang neu- gierig; es ist eine Natur. die man nicht aus dem Gesichte lassen muss“, schrieb’ er an WHichstidt.2) Nachftihlend citiert Görres 1800 Verse aus Goethes „Neuem Pausias.“?) Die „Aurora“ bringt zwei Beurteilungen Goethes aus seiner Feder:*) Görres grenzt verschiedene Stil- und Schaffensperioden Goethes ab, wie schon Fr. Schlegel in dem „Versuch über den verschiedenen Styl in Goethes früheren und späteren Werken“.*) Einmal sind es „die drei Perioden der griechischen Plastik“, die er an seinen Werken nachweisen will,*) das anderemal presst er sie als Landschafts- und Stimmungsbilder aus den verschie- denen Jahreszeiten in eine gezwungene Umrahmung hinein.’) Und wie ihm dort die „Eugenie“ („Natürliche Tochter“), die ihm, kein Marmorbild mehr, sondern aus Edelmetall ge- gossen, „die Periode des eleganten Stils“ repräsentiert und ihn in ihrer ,Correctheit* und „sublimirten Ab- gezogenheit“ an die bestgehassten Werke der französischen Bühne erinnert, nicht gerade Bewunderung abnötigt, so machen ihn hier die „nebelichten Regentage“ des „Wilhelm Meister“ und die da wandelnden. „in sich zusammen- gedrückten, laut- und tonlosen Gestalten“ frostig er- schauern. Das ganz unkünstlerische, die „Kunst der Dar- stellung“ nur nebenbei nennende Missurteil über den »Wilhelm Meister“ besitzt für Görres ferneres Verhältnis") zu Goethe eine typische Wichtigkeit. Zweierlei mag es erklären: einmal seine eigenartige Verständnislosigkeit für

1!) Weimar. Ausgabe I'V.17.92, 122, 126. IV ‚19.4.

2) 21. April 1804.

8) Briefe 1,32.

4) 1804, No. 96 S. 382 f. (,Corruseationen*). 1805, Nu. 30, S. 119 „Goethe*,

5) Gespriich über die Poesie, Jugendschriften IL3BT6 ff.

©) 1805, No. 80 S. 119.

7) 1804, No. 96 S. 382 f.

% Die Darstellung s. weiter unten, wo auch (sörres in Heidelberg gesprochenes Verdammungsurteil über den „Wilhelm Meister“ folgt.

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Geschöpfe des Dichters, die solche nicht als an sich selbst- herrlich bestehend, sondern immer nur als Dokumentationen der Gesinnung des Producenten fasst, daher ihnen Sym- pathien und Antipathien des gewöhnlichen Lebens ent- gegenbringt und hier nur eine idealische und eine ver- dammenswürdige tellurische Richtung kennt.') Und gerade beim „Wilhelm Meister“ frappiert dieses Verdikt, weil er doch das Evangelienbuch Fr. Schlegels gewesen, der da warnend gesagt hatte:?) „Wenn ein Einzelner nur aus dem Standpunkte seiner Eigenthümlichkeit über jede dieser Personen (des Romans) räsonnirte und ein moralisches Gutachten fällte, das wäre wohl die unfrucht- barste unter allen möglichen Arten, den Wilhelm Meister anzusehn, *)

Zum andern war aber aus der romantischen Schule heraus Novalis darin vorangegangen nach a Bewunderung, „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ „durchaus prosaisch und modern“ zu finden, sie „einen Candide, gegen die Poesie gerichtet“ zu nennen und die „ökonomische“, d. h. soviel als „philisterhafte*, Natur als die wahre darin übrig bleibende zu erkennen mit Begründung seiner Urteile.*)

Nicht in den Fussstapfen der romantischen Schule tritt Görres in der „Aurora“ auch Schiller gegenüber; der freiheitlich-demokratische Zug bei diesem imponierte ihm augenscheinlich. In den Kundgebungen seiner Re-

I) Vgl. a. Konrad Schwenk: Görres und Börne gegen Goethe, Literarische Charakteristiken und Kritiken. Frkf, a. M, 1874, 8, 01 £

2) Jugendschriften IT,180.

8) Dieselbe Auffassung des „Wilhelm Meister“ wie Görres und wohl durch ihn beeinflusst hat Wolfgang Menzel. Dagegen Gutzkow, Beiträge zur Geschichte der neuesten Literatur, Stutt- gart 1839, 8. LXIX.

4) Novalis Schriften, herausgegeben von Ludwig Tieck und Fr. Schlegel. Fünfte Auflage, Berlin 1837. ILi82f. Vgl. Haym, Romant, Schule, 8. 375. Ganz ähnlich 1804 übrigens auch die verbitterte Dorothea Schlegel bei Reichlin-Meldegg, H. E. G. Paulus und seine Zeit, I1328.

A. OF 22

rolutionsjahre stösst man auf Schillerische Citate, wir sahen seine Abhängigkeit von Schillers Ästhetik. So bespricht er nun den „Tell“.‘) Vorliebe für die Schweiz, die ihm immer ein Idealland war, bis er später in längerem Auf- enthalte seine Sehnsucht befriedigen konnte,?) führt ihm hier den Hauptstrom des Interesses für das Werk und die Hauptmittel der Charakteristik zu. Bei viel ,Kolorit“ und „Staffierung“ in dem Gedichte erkennt er in seinen Tiefen einen „grossen poetischen Geist“ und übernimmt die Verteidigung des gescholtenen fünften Aktes mit der charakteristischen Wendung: „Schon des Geschreies wegen möchte ich der entgegengesetzten Ansicht sein, wenn auch weniger triftige Gründe für sie sprächen.“

Mit Opposition gegen die aus der grossen Menge sich erhebenden Stimmen beginnt auch der Nachruf auf Herder.?) Herderischer Einfluss auf Görres, zumal in historischen Anschauungen, ist später noch oft zu belegen, und seine Erkenntnis wird zur Pflicht gemacht durch Görres Ausserung aus dem Jahre 1812:*) „Er (Herder) hat mich in früherer Zeit durch seine Ideen vielfältig berührt und erregt.“

Man erkennt in der Tendenz des vorliegenden Artikels eine gewisse Ähnlichkeit mit Fr. Schlegels Lessingaufsatz, 5) die nämlich, gegen die vermeintlich überschätzten litte- rarischen Leistungen des Mannes seinen Charakter hervorzu- kehren. Görres trägt aber seine eigene Persönlichkeit in die Herdershinein und mankönnte ihn selbst mit gleichen Worten charakterisieren, wenn es da heisst: „Herders Geist hatte unleugbar viel Licht, aber dieses Licht ward durch eine innere Refraction bedeutend getrübt, er vermochte nicht die subjektive Empfindung und die innere wirkende Kraft,

!) Aurora 1806, No. 10 „Corruscationen“.

2) Briefe 1,154 ff. (1820, nachdem er sich 1819 seiner Ver- haftung in Frankfurt durch die Flucht entzogen hatte).

3) 1804, No. 128 „Herder“ S. 490 f.

4) Briefe 11,805; vgl. 17,29.

6) Jugendschriften TI,140 ff.

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die aufs Objekt geht, gehörig auseinander zu halten. ... Diese beständige, bewusstlose Störung entgegengesetzter Grundkräfte durcheinander verräth sich denn auch in dem ‚dämmernden, halbdunkeln, nebelhaften, wortreichen Style seiner früheren Schriften, wo noch die Poesie in ihm vor- herrschte, und der oft einseitigen Polemik seiner späteren.“ Noch einen anderen einstigen Heroen des Sturms und Dranges ruft Görres auf: Klinger.') Freilich fällt über diese Jugendperiode kaum ein Wort, kaum ein Wort auch über sein Verhältnis zu Goethe; er betrachtet Klinger lediglich in seiner Vollendung,®) Aber diese Würdigung ist beachtsam als Monument für die Aufnahme des späteren Klinger in Deutschland, seiner Romane, deren neunter Band bereits sieben Jahre zurücklag. Ihnen wandte erst damals in Deutschland die Aufmerksamkeit sich zu; eine G L unterzeichnete längere Anzeige in No. 238 der Jenaischen Allg. Litteraturzeitung v. J. 1804 macht fiir sie Propaganda und mag für Görres neben den Bemerkungen Jean Pauls in der „Vorschule der Ästhetik“ die Anregung zur Lektüre hergegeben haben, 1805 folgte der von Rieger’) besprochene Versuch Grubers, sie in ihrem idealen Zu- sammenhange zu fassen.*) Stärker und plötzlicher wirkten die von Görres hier zur Ausmalung des Klingerischen Charakterbildes besonders herangezogenen. 1805 zum Ab- schlusse gelangten „Betrachtungen über verschiedene Gegenstände der Welt und Litteratur“ die „Fragmente“, wie er sie mit Schlegelschem Ausdrucke benennt beim deutschen Publikum.*) Lediglich die stofflichen Interessen sind für Görres ausschlaggebend, eine Verwandtschaft der Individualität muss wie gewöhnlich dazukommen, um

!) Aurora 1805, No. 55 und 56 „Corruscationen*,

2) Vel. Max Rieger, Klinger in seiner Reife, Darmstadt 1896, Das Folgende als kleine Ergänzung zu 8. 412 ff,

3) A. a. O. 8. 417.

4) Hallische Literaturzeitung 1805, 22,—26. April,

5) Rieger 5. 496.

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ihn zu erwärmen.') ' Und ‘nun war Klinger, wie ef, ein unerzogener, freiheitlich-revolutionärer Autodidakt, ein Rousseau-Anbeter, Hasser jedes despotischen Zwanges und jedes „Systems“, ein besserungssüchtiger Pessimist- gegenüber den Zuständen der Gegenwart und der bürger- lichen Gesellschaft, überhaupt ein Mann von weniger künst- lerischem, als moralisch angelegtem, praktisch-politischem Naturell! -Und eben darauf fällt durch (iörres auch das Haupt- gewicht. Seine Poesie glaubt er am besten mit einem. Worte bezeichnen zu können, „das eigens für ihn erfunden zu sein scheint“: barsch, und aus dem Fehlen jeglicher Sentimentalität. aus dem Widerwillen gegen weibliche. Empfindungsart bei diesem „poetischen Wilden“ leitet er seine Gegensätzlichkeit zu Jean Paul sowie ganz 'zu- treffend viele „Cruditäten” und eine Fülle von pageant seiner Romane ab.

Allein der Schluss?) pocht auf Klingers lautere Ge- sinnung und braven, kräftigen Charakter: und, heisst es. „bei der gegenwärtigen Lage Europas steht er wie durch eine höhere Schickung gerade an dieser Stelle (d. i. der vorher in seiner Wirkung auf. ihn gewürdigte russische Hof), von wo aus er vielleicht mehr Einfluss auf die Er- eignisse der Gegenwart und Zukunft hat. als man wohl ahnden mag.“

Die Prophetie bildete einen integrierenden Bestandteil des von Görres zur Schau getragenen Wesens,*) und gegenüber dieser verfehlten Prophezeiung haben die seherisch mahnenden Worte, die er tiber Heinrich v. Kleist spricht, ihre Bestätigung gefunden. Er zeigt die „Familie Schroffenstein“*) an und ist mit der fibrigen Tares-

!) Über das Verhältnis Friedrich und Wilhelm Schlegels zu Klinger vgl.. Walzel, Anzeiger f. deutsches Altertun 25.807 f.: beide konnten ihm hier keine Vorbilder sein.

2) No. 56, S. 223.

&) 8. a. Ww. u.

4) 1804 No. 129 ,Corruscationen®.

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kritik') einig in der sympathischen Aufnahme der viel- verheissenden Erscheinung.

Die meisterhafte Exposition und „eine grosse archi- teetonische Regularität“ in dem Stücke nötigen ihm mit gutem. Rechte Bewunderung ab. „Wie zwei Säulen- ordnungen stehen die beiden Familien einander gegenüber, und wie eine der Säulen auf jener Seite stürzt, folgt eine auf der entgegengesetzten.“ Sein Urteil stimmt gleich- falls mit dem unsrigen überein, wenn er die Szene zwischen Ottokar und Agnes in der Höhle im letzten Aufzuge von grosser Schönheit findet und das Ende des Stückes „über- eilt, kalt abgestossen“ nennt. Er weist auch schon eine frappante Reminiscenz (4,1: „Das eben ist der Fluch der Macht“ u. s. w.) aus Shakespeares „König Johann“ (4,2: „Es ist der Könige Fluch, bedient von Sklaven“ u. s. w.) auf.*)

„Die Zeit, der solehe Erstlinge zum Opfer dargebracht werden, zeigt sich ihrer unwert, wenn sie sie nicht dankbar aufnimmt und den jungen Genius auf ihren Flügeln trägt, bis er erstarkt und auf eigenen Fittigen sich tiber sie hinausschwingt.“ Mit solchen Warnerworten lässt dieser Aufsatz das Thema eines um eine Nummer vorausgehenden nachklingen, der unter dem Titel „Hyperion“ über den unglücklichen Hölderlin sich auslässt.?)

Hier ergiebt sich ihm der willkommenste Ausgangs- punkt, um eine schier unendlich anastrophierende, von Bitternis überströmende Periode über „die Schlechtigkeit des Jahrhunderts“ und „die Verworfenheit der gezähmten und dressierten Menschennatur“ zu ergiessen. Wer alles dies tief empfunden, „der wird in Hyperion einen Bruder grüssen, erstaunt wird er seine ganze Vergangenheit in ihm umarmen“. Über Deutschlands Dichter und Künstler

I), Vgl. Kleists Werke, hrsg. von Zolling (Nationallitieratur Bd. 149 f.) 1,65 ff.

2) Vgl. aber Schiller, Wallensteins Tod V,l11: „O Fluch der Könige, der ihren Worten das fürchterliche Leben giebi* u.s. w.

3) 1804 No. 128.

lässt er das sattsam bekannte Wehe erschallen, pochend auf jenen vorletzten Brief des ,,Hyperion“,") der die Elendig- keit der Deutschen beklagt.

Aber bei Abwägung der litterarischen und politischen Zustände in Frankreich und Deutschland und des beider- seitigen Nationalcharakters sinkt die Schale tief zu Gunsten des Deutschen, und die vollste Ladung seines Zorns trifft Frankreich.?) So grollen die Revolutionsenttäuschungen nach. Doch der Eintritt einer neuen Epoche bei ihm ist schneidend zu belegen: einst hatte er mit der französischen Revolution Kants kritische Philosophie parallelisiert,?) jetzt malt er in furioser, hochaufatmender Prosa das Bild dreier Revolutionen.*) Die dritte ist die L.itteraturrevolution durch die Romantik. Was ihm die politische versprochen und nicht gehalten, erfüllt ihm die litterarische.

Alle drei sind ihm ,,die Idee,°) die sich lange in sich selbst zurückgezogen hatte, und nur von Zeit zu Zeit als Fremdlingin, von wenigen gesehen, auf die Erde herab- gestiegen war, jetzt mit Macht vom hohen Äther nieder- kam, in der Kunst, in der Wissenschaft und überall ihr Erbe zurüickfordert“. Auf einem Punkte gescheitert, ist sie auf dem andern siegreich. Wie sich in ihm die Romantik malt, das wird am besten auch als Musterbeispiel der in diesen Fragmenten bisweilen herrschenden allegorischen, geheimnisvollen, anonymen Schreibweise wörtlich hierher- gesetzt:*) „Da wanderten excentrische Menschen, fremde

1) Hölderlins Gesammelte Dichtungen, hrsg. von B. Litzmann, Stuttgart (Cotta), 11,198 ff.

2) Vgl. Aurora 1804, No. 73 („Corruseationen*), ein genial aufgeputzter Vergleich; und abgesehen von leichteren Seitenhieben Jenaische Allg. Litteraturztg. 1805, No. 9, Sp. 65 ff., aus der Be- sprechung von Galls Schädellehre und einschlägigen Schriften, die Goethe doch einige Skrupel verursachte (an Eichstädt, 21. April 1804).

8.0.8.3.

4) Aurora 1804, No. 117 („Corruscationen‘“).

5) No. 121, 1804, S. 481 („Corruscationen‘“).

6) 1804, No. 117 S. 466.

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sammelten sich wärmend um den Lichtpunkt her. Und die Phantasie jubelte hoch auf, dass sie von den Fesseln losgekettet war, in die man sie so lange als eine gefähr- liche, närrische und ausschweifende Gemüthskraft von Polizey wegen gelegt hatte, und der Witz spottete,!) um sie zu rächen, bitter der alten Poesie. die sich vor Er- staunen nicht zu lassen wusste, als sie dem Unwesen zu- sah“ u. s. w. Enthusiastischer war das romantische Evangelium von seinen Aposteln selbst nicht ergriffen worden.

Er fühlt auch mit seinen Verkündigern in einem Frag- ment über die Gründer neuer Schulen.) Aber wieder doch ruft er:?) „Keine Fessel der Schule!* —- „Alle bessere Menschen gehören einer Kirche an: es bedarf keiner Regel. keines Bundes, keiner Dogmen, un ‚sie zu vereinen: denn das Höhere. was über ihnen ist. hält un- sichtbar sie zusammen.“

Auch in Einzelnheiten sucht er gern ihm eingewurzelte Anschauungen vor romantischen Einflüssen zu retten. Er Citiert und paraphrasiert etwa Klopstocks Ebertode,*) die Trösterin in den düstern Stimmungen seiner Jugend- Jahre 5) und setzt dann den Trumpf darauf: „Lese die Ode wer mag und wiederhole mit fester Stimme: Klopstock war ein grammatischer Poet.“ Dass er das sei, hatte ein Athenäumsfragment A. W. Schlegels behauptet.®)

Er bespricht nun aber auch einzelne Männer der Schule und ihre Leistungen, so am umfiinglichsten und ip hynınisch seinen steten Liebling Novalis.?) „Was

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. Der „Litterarische Reichsanzeiger* des Athenäums und Ahnliches.

2) 1806, No. 13 S. 50 („Corruscationen*).

d) Vgl. oben S. 13.

4) 1804, No. 74 (,Corruscationen’*).

8.0.8. 4.

%) Athenäum L1 S. 34, No. 127: Fr. Schlegels Jugendschriften, hrsg, v. Minor, 11,223.

7) 1805, No. 40 u. 41, nMyaik und XNovalis“.

Palaestra. XIL 3

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Ausfälle gegen den „Irrstern” der französischen Litteratur und seinen Einfluss auf die deutsche. Natürlich unein- geschränktes Lob des Herausgebers: nur das, was er bei Gelegenheit der Auszüge aus dem Laokoon über das Ver- hiltnis von Malerei und Plastik und ihren Rang äussert, giebt Anlass zum Widerspruch und dann zu einer mit dem Thema in keiner Bertihrung mehr stehenden längeren Er- örterung über die Grenzen der Künste, die nebenbei auch für das musikalische Element in der Poesie „Schlegels und seiner Schule” eintritt.

In der Recension von A. W. Schlegels „Blumen- sträussen italiänischer, spanischer und portugiesischer Poesie‘) malt er den Süden und seine Dichtung in brennenden, lockenden Farben. Das italienische Blut. das von mütterlicher Seite her in seinen Adern rollt. kommt ihm Hilfe. Wo „die Erde den Blüthengürtel des Reitzes und der Grazie um sich gewunden hat. da ist auch das Heiligthum der Poesie, da sprossen brennend und prächtig und glühend die Gefühle in dem durchwärmten (iemüthe auf“ u.s. w. -- ,,Daher muss dem Geschlechte, das die Zeiten so weit nach Norden hinauf verschlagen haben, die Nahrung des Gemüthes aus dem Übertlusse des Stidens nachgeführt werden.“ Das enthusiastische Eintreten für die Verdienstlichkeit der Schlegelschen Ein- deutschungen entgegen dem „Unkraut, was unsere Felder überwuchert und seine innere Kärglichkeit hinter einer Offcinellen oder ökonomischen Brauchbarkeit versteckt‘, macht den Aufsatz erfreulich. Bei der versuchten Charakte- ristik einzelner Proben gelangt er wieder nur zu einen willkürlichen und in schönen Bildern wenig Greifbares bringenden Spiel der Phantasie. und es ist richtige Selbsterkenntnis, wenn er ces „feineren Verskünstlern“ überlässt, im einzelnen zu zeigen, ..was allenfalls an der Übertragung des Pastor Fido, des Camoens, des Ariosto und des Cervantes auszusetzen sein könnte“.

1) 1806 No. 12 („Oorruscationen*). 3*

Wir werden ihm auch nicht mehr folgen können, wenn er einseitig dem „trefflichen, glücklichen Übersetzer des kecken, genialisch wilden, männlich rauhen Shakespeare* ganz die Fähigkeit zur Wiedergabe der in einem „weib- lichen Gemüthe empfangenen“ Sonette Petrarcas abspricht und dann an die Dichterin der .,Wunderbilder*") Sophie Bernhardi geb. Tieck einen Appell ergehen lässt, den „zartesten Dichter in unsern Norden an ihrer Hand ein- zuführen“.

Eben diese Sophie Bernhardi und ihre ..Dramatischen Phantasien“ hatte er schon einmal verhinmelt.*) die Kunst der Versifikation mit einigem Recht gerühmt und diese „poetische Putzmacherkunst“ für eine wahrhaft weibliche Kunst ausgegeben.

Im Übrigen ist das Aufwerfen für dieses süssliche, traumhafte Versgeklingel, das auch Fr. Schlegel über- schätzte,*) uns kaum mehr begreiflich und zeigt, wie un- bedingt die Parteinahme für alles, was von der Romantik herrührte, bei Görres war. Vielleicht darf man auch darin eine Reaktion gegen die romantikfeindliche Kritik sehen. Denn die „Dramatischen Phantasien” waren im „Frei- müthigen“ 1804, No. 124, totgeschlagen worden, und Görres Recensionen tragen oft den Charakter von Anti- kritiken.

So hat er sicher bei Bemerkungen über eine andere romantische Dichterin,*) Sophie Mereau-Brentano und ihre „Spanischen und italienischen Novellen“, Penig 1804, den boshaften Schmähartikel eines gewissen A. in No. 118 des „Freimüthigen“ von 1804 im Sinne gehabt.*) Die Stelle

1) Wunderbilder und Träume in elf Märchen, Königsberg 1802.

2) 1804 No, 150,

*) Briefe an seinen Bruder August Wilhelm, hrsg, von Walzel, 1890, 5. 497, 624.

4) 1804 No. 9 („Corruscationen*“).

ö) Gegen diesen Artikel kehrte sich in der „Zeitschrift für die elegante Welt“, 1804 No, 76, zunächst ein Freund der Brentanos, Fritz Börsch, dann aber in No. 82 8. 652 ff. der beleidigte Clemens

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heisst wörtlich, nachdem er zuvor Sophiens Roman „Eduard und Amanda“ besprochen: ) „Ihre Novellen sind, was auch die unberufene Kritik sagen mag, von der spanischen Mutter gut ausgestaltet und von der Pflegerin wohl ge- halten: die dritte aber trägt überall die Spuren eines nahen Geistes, der wie der electrische Funke an allem Metall hinunterläuft, und wenn er auf eine Unterbrechung stösst, sich in ein glänzendes Funkenspiel ergiesst.** Der „nahe Geist‘ ist natürlich der Clemens Brentanos.

Noch einer anderen kleinen Arbeit Sophie Brentanos, auch einer spanischen Novelle: „Die Rtickkehr des Fer- nando de Lara in sein Vaterland“, spendete er tiberschwäng- liches Lob. Ihr zu Liebe ist der kurze in echt Görre- sischm Bilderstil zchaltene Artikel „Die Almanache“ ?) geschrieben, der eben diese Erzählung aus dem Wust der jährlichen Almanachpoesie heraushebt. Sie steht im „Taschenbuch der Liebe und Freundschaft gewidmet für das Jahr 1805. Frankfurt bei Wilmans, dessen Beiträgerin Sophie überhaupt in den Jahren 1803—6 war. Merk- würdig ist Görres Aufinerksamkeit. auf diese Nippespoesie des bekannten Frankfurter Taschenbuches.

Von Frankfurt wurde aber noch immer der rheinische Buchhandel zum grössten Teile bestritten: alle litterarische Neigung dieser Gegenden schöpfte daher und musste wieder dahin zurückführen.?) Ja. in jenem Taschenbuche versuchte Görres sich unbegreiflicherweise selbst in rein poetischer Produktion, die ihm ja Jean Paul angeraten.*) „Kindermythen (Prolog, Christkindchen)* ist der mit (rörres

Brentano selber in einem mit vollem Namen unterzeichneten, bisher unbekannten Aufsatze. überschrieben: „Donna Maria de Zayas y Sotomayor. Eine spanische Novellendichterin des sieb- zehnten Jahrhunderts.“ Ich verweise hierfür auf meinen Aufsatz in einem der nächsten Hefte des „Euphorion“”,

1) 1804 No. 94, S. 376.

2) 1806 No. 34, S. 134.

3) Vgl. Perthes Leben II, 5. Aufl. 1851, S. 115 tf

4) S. o. 8. 23.

Namen versehene Beitrag’) im „Taschenbuch der Liebe und Freundschaft’ auf das Jahr 1806. S. 221—240, be- titelt. Es ist ein durch die Erzählung der Mutter an- geregter Traum eines kleinen Mädchens vom Christ- kindchen.

Die von Görres verherrlichend hervorgehobenen ?) Träume und Visionen im „Heinrich von Ofterdingen“, die in Träumen zerfliessende Phantastik einer Bernhardi be- einflussten seine eigene transscendente, rege Einbildungskraft.

Ein anderes romantisches Motiv ist die in der Er- zählung der Mutter wie in dem phantastischen Traume beinah totgehetzte eigenartige Vorstellung, die Kinder mit Blumen paart, sie aus ihnen geboren werden und mit ihnen verwelken lässt.. Der durch Tieck der Romantik gewonnene*) Maler Philipp Otto Runge hatte dies Motiv ausgegeben. In seinen 1807 an die Öffentlichkeit tretenden „Zeiten“ beherrscht es die ganze zeichnerische Kom- position; durch seine Kupfer und Vignetten zu Tiecks „Minneliedern‘ 1803, Schnitzeln aus der Werkstatt jener grösseren Arbeit,*) mochte es Girres bekannt sein. Den Eindruck von Runges Schaffen auf Görres verbrieft ja

1) In diesem Taschenbuch (S. 187—215) wie auch in der „Aurora“ (s. 0. S. 17) erscheint als Gürres Genosse in der Mit- arbeiterschaft sein oben (S. 10) als intimer Freund Brentanos genannter Schwager Franz v. Lasaulx; dieser schrieb auch einen Roman, der jedoch tur von Brentano „stets als Meisterwerk glühender Begeisterung, an Schönheiten überreich, gepriesen wurde“, (Rhein. Antiquarins II. Abt, 1. Bd,, Coblenz. 1845, 5, 118). or war der Verleger Gürresischer Schriften. Ein von ihm heraus- gegebenes „Historisches Taschenbuch auf das Jahr 1804*, Ander- nach oder Coblenz 1803, in dem ich auch Beiträge von Görres vermute, habe ich bis jetzt nirgends auftreiben können. Er wurde dann 1810, zusammen mit andern Romantikern, von Baggesen im „Karfunkel oder Klingklingel-Almanach* verspottet, (Pfaff, Trést- einsamkeit LXXXVII). Vel. Brentano an Görres, Briefe 11,84.

2) Aurora 1805 No. 41, S. 161; 1504 No, 100, 5. 508,

*) Hinterlassene Schriften von Philipp Otto Runge, hrsg, von dessen ltestem Bruder, Hamburg 1840, IL116, 124 f., 158,

4) Ebenda 1,226,

7

2

tischen „Zauberinsel* der Kindheit, die „umspült vom wilden Strom der Zeiten“ daliegt und die alle einst bewohnt haben.') Von hier aus nun findet man auch eine Erklärung seiner aufkeimenden Liebe für das Mittelalter. Was der Prolog in Jamben so ausdrückt:

') Dieser Prolog scheint nachgebildet zu sein dem von Tiecks „Ritter Blaubart. Ein Ammenmärchen von Peter Leberecht. Berlin und Leipzig 1797* (in den „Volksmärchen“ von Peter Leberecht 1797 nicht wiederholt, ebensowenig im ,Phantasus*, Schriften V,7 ff, vgl. Kipke, L. Tieck I1,290 f.):

Vgl. Tieck:

Der Zauberstab der Dichtung schliesst uns oft Die fernsten, wundervollsten Welten auf Doch fernab, heimlich im Gebüsch versteckt Liegt eine alte Grotte, lange nicht Geöffnet, kaum ist noch die Thür zu kennen Es ist der Kindheit zauberreiche Grotte, In der der Schreck und liebe Albernheit Verschlungen sitzen, dem der näher tritt Ein altes Lied im leisen Tone sumsen. Vergönnt dem Dichter diese Thür zu öffnen, Hört gerne zu dem lispelnden Gesang, Der sich in wilden dunkeln Blumen wiegt: lasst Durch Traumgestalten euch ergitzen, stort Mit hartem Ernste nicht, die gaukelnden,

Görres:

Umspült-vom wilden Strom der Zeiten liegt Romantisch eine Zauberinsel da, Ein heblich süsser Duft hält sie umschwebt Und Engel steigen in dem Duft herah, Hernieder zu der Unschuld munterm Spiel Und zu der Jugend harmlos frohem Thun Vergönnt dem Dichter einen Augenblick Nur Rast, denn lenken will er euch zurück, Wo ihr die Wunderinsel liegen seht, Die eure Jugend sorgsam zart gepflegt

lu. 5. W,

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lieblos rauhen Sinnes sind

Unfreundlich trotzig Viele unter euch;

Denu gross und breit sind sie geworden nun,

Und schämen itzt der alten Zeiten sich.

Wo man sie wohl noch schin und lieb genannt.

Tand ist den Weisen nun ihr kindisch Thun,

Sie wollen nur verständig, altklug seyn,

Mit Solehen hat die Diehtung nichts gemein,

Sie mögen mürrisch ihre Strasse ziehn,

Und bleiben hochgelahrt und ehrenvest.

Nur solch ein zart und liebevoll Gemiith,

Das gern, ein Kind selbst, unter Kindern weilt,

Mag sich vertraulich ihrem Kreise nah'n, kehrt in einer Besprechung!) der unter Friedrich Schlegels Namen erschienenen „Sammlung romantischer Dichtungen des Mittelalters“ (Leipzig 1804) I. Geschichte des Zauberers Merlins II. Geschichte der schönen und tugend- samen Euryanthe in Prosa wieder. Von der Poesie des Mittelalters im allgemeinen heisst es dort S. 81 f.: „Es ist uns, wenn wir in diese Dichtungen uns verlieren. wie wenn wir in die Umgebung unserer Kindheit zurückversetzt uns finden, wir verwundern uns. wenn wir das. was damahls uns so gross erschien, jetzt so klein finden; aber es ist uns gemüthlich und wohl in dieser kleinen Welt. ern ducken die Gefühle sich zusammen, und werden wieder Kinder, gern ruft die Phantasie die Vergangenheit mit ihren unerwachsenen Freuden zurück und spielt mit grossen Kräften kleine Spiele, wie die Natur, wenn sie heiter und fröhlich ist, und die Vernunft. schliesst die Augen zu dem frohen Scherze. Geschäftsmänner lassen sich freilich in der Kinderstube nicht betreten: sie würden sich schämen unter den Zeugen ihres ehemaligen kindischen Sinnes und ihres frohen Muthwillens, der arg abstäche mit dem geyen- wärtigen Ernste, fiberrascht zu werden: aber ein jugendlich unbefangenes Ciemüth wird mit Freude den Abdruck seines vergangenen Daseyns in ihnen sehen und in der Gesellschaft der alten Gespielen sich gefallen. Und so wird es auch an diesen Dichtungen sich ergötzen.“

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Noch ein zweiter Pfad führte ihn zum Mittelalter: sociale und ethische Momente, die für ihn immer am meisten ausschlaggebend waren, machten ihn dem geneigt. Wieder waren die Brüder Schlegel seine Vorgänger auf diesem Wege. „Dass wir eigentlich selbst in dem wahren Mittelalter leben und dieses fälschlich in die vergangne Zeit versetzt haben,“ dass das Mittelalter „keineswegs bloss ein Übergang aus einem Zustand in einen andern, sondern unstreitig an sich selbst etwas sehr bestimmtes wär, .... da hingegen wir wohl nur die Gränze zweier sehr verschiedenen Zeitalter zu bilden und eben darum in so mancher Rücksicht den Charakter der Nullität an uns zu tragen bestimmt scheinen können,“ hatte Friedrich Schlegel gemeint.')

Wilhelm Schlegel sprach in dem schon oft heran- gezogenen, in der „Europa“ gedruckten Teile seiner Berliner Vorlesungen die Uberhebung des Aufklärungszeitalters gegenüber dem Mittelalter mit ausführlicher Darlegung für alle einzelnen Zweige der modernen Bildung als Selbst- täuschung an und kam zu dem Schlusse:*) „Weit entfernt von der Weisheit des Zeitalters mit einer Art von Mitleid auf die Werke der Vorzeit herunter zu schauen, auf ihre Rohheit, die in ihnen herrschenden abergläubigen Vor- stellungen, trete ich mit der innigsten Ehrerbietung vor sie hin, fest überzeugt, dass jedes Zeitalter in Rücksicht auf Poesie und Kunst vorzüglicher sey, als das unsrige.*

Wie sehr musste doch solchen Ausserungen die Görresische nach der Revolution sich gestaltende Auf- fassung von der Verkehrtheit, der Unnatur und dem Un- geschmack des Zeitalters willig entgegenkommen! Das früher in rationalistischen Hohlspiegeln geschaute Zerrbild des Mittelalters zog sich zurecht und trat in die ihm jetzt eingeräumten Vorrechte ein. Und mit Schlegelschem Rüst-

I) Europa L290 £.: A. W. und Fr. Schlegel, herausgegeben von Walzel (Nationallitteratur Rd. 145), S. 288, 1) Europa I1,83,

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ruft er, „als eben dieser Schilderung. um darzuthun, dass sie selbst noch im Mittelalter lebten?“ Vorzüglich aber die Politik,') „die, wie sie glaubten, nur hellen Köpfen und Zeiten zugeschrieben werden konnte,“ beweist den Späteren, „dass man damals noch mitten im Mittelalter steckte*.*)

Drittens aber konnte Girres rein historisches Interesse, das nicht immer von der Gegenwart ausgeht, die Gabe des Sichhineinträumens in Zeiten und Völker, worin ihm Herder ein Wegweiser war, verbunden mit anti- quarischen Neigungen, am Mittelalter nicht länger achtlos vorüberschweifen. Schon in den Briefen von der Pariser Reise liest man:") „Warum ich auch immer in der Ver- gangenheit wühle? Da erinnere ich mich, als ich noch ein Kind war und Geschichte zu lesen anfing, wünschte ich mir immer in Italien geboren zu sein, um dort den Boden recht nach Herzenslust durchsuchen zu können, wie wollte ich mich freuen, dacht’ ich, wenn ich irgend ein antikes Geräth, eine Bildsäule oder so etwas fände. Da ich kein Herculanum, kein Pompeji hier hatte, da begnügte ich mich, irgend eine alte Ritterburg aufzusuchen und dort mein Nachgraben anzustellen‘ Aus ähnlichem Geiste heraus ist die kraftvolle Vergegenwärtigung des Spät- griechentums geboren in einer Anzeige*) des durch Frie- drich Ast übersetzten Romans „Leukippe“ von Achilles Tatios.

Auch hier der Wunsch, in den Resten des aufge- deckten Herculanums zu wandeln. Eine grosse welt-

') Das Heranziehen und Schildern der Politik, deren die Schlegel und auch Meiners nicht gedachten, zeugt nebst manchen stilistischen Kennzeichen ebenfalls für Görres Autorschaft des Artikels.

*) Vgl. Briefe 11,6 (6. Februar 1804); „Sonst führen wir durch- aus ein glückliches, gedeihliches Leben, nur mit der kleinen Ver-

änderung gegen sonst, dass wir .... 3—4 Jahrhunderte in der Zeit, gegen die Mitternacht des Zeitalters hingerückt sind,” 4) Briefe 1,58.

4) Aurora 1805 No. 22: ,Corruscationen*.

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geschichtliche Empfindung erfüllt die elegischen Klänge, die Görres einer Zeit weiht, „die an der Gränze zweier Zeiten steht”, und den sehnsüchtigen Wunsch, „in der Doppel- beleuchtung dieses Zwielichtes“ zu leben und „aus der Mitte des kolossalen Alterthums hinauszublicken in die Gegenwart“. Sonderbare Mischung des Antiken mit dem Modernen findet er auch in jenem Roman. Wenn er ihn anknüpft an die Besprechung des „Merlin“ und der „Ruryanthe“, wenn er eine auffallende Gleichheit mit dieser in Fabel, Gang der Handlung, Personen und Ent- Wickelung finden möchte, so schaut man wohl hinüber auf Untersuchungen der ,,Teutschen Volksbücher“. Aber noch herrscht eine internationale, universelle Betrachtung des Mittelalters bei ihm vor. Das deutsche Altertun sollte erst unter anderen Verhältnissen. nach der Lektiire von originalen Dichtungen den Heidelberger Görres ganz hin- nehmen. Schon jetzt aber war der Boden dafür bereitet.

Und auch schon zur Mythenforschung, die ihm in jener späteren Epoche einen Namen machte, liegen hier die Keime. In Tiecks „Poetischem Journal“, Jena 1800, hatte zuerst Friedrich Majer, ein Schüler Herders, über die mythologischen Dichtungen der Inder in Briefen um- fänglicher gehandelt, „über die ersten Blüthen der jugend- lichen Fantasie dieser Menschen, von welchen Sakontala zum Theil schon die Früchte enthält“. „Himmel und Erde fliesst dir noch in bunter, mannichfaltiger Verknüpfung ineinander und du fühlst dich wieder in die der Erinnerung so reizende, chaotische Verwirrung der Kinderjahre ver- setzt“, heisst es dort.?)

Dorthin, „wo die Menschheit ihre frohen Kinderjahre verlebte und die Götter zu ihren Lieblingen hinabstiegen“, nahm auch Görres kindlicher Sinn den Weg in der Ein- leitung?) zu seiner Schrift „Glauben und Wissen“, München

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1) 1. Jahrgang, 1. Stück, S. 165—216. Haym, Rom. Schule, S. 095.

2) S. 167.

9) Auch Aurora 1805 No. I. u. 2 abgedruckt. als Probe der in dem Werke herrschenden „warmen und kräftigen Schreibart”,

1805, deren ganzes System sich auf die Uridee der Gott- heit gründet, wie sie in der Trias des indischen Mythus sich darstellt. Dieser farbenprächtige Dithyrambus vermischt zu Anfang die Kindheit des Einzelmenschen mit der der Menschheit in liebevoller Verklärung. Von der südlichen Mythe findet er den Weg zur nördlichen der Edda, und die spätere „Mythengeschichte der asiatischen Welt“ verkündet schon in nuce der versprengte Satz:") in Indien „ward dem Menschengeschlechte das göttliche Gedicht anvertraut.... Wie ein heiliges Feuer tragen es die Völker auf ihren Wanderungen herum, nur matter glühte die Flamme auf, wie sie weiter von der Heimat sich entfernten.“

So muss schon überall hinübergeschaut werden in eine neue Zeit von Görres Schaffen, die mit der Über- siedlung nach Heidelberg anhebt. Aber die ihr vorauf- gehenden sechs Jahre dürfen zur gründlichen Würdigung seiner von 1806 ab datierenden Bestrebungen für die deutsche Litteratur und die Romantik nicht ausser Acht bleiben. Überall werden später die schon hier angeknüpften Fäden nur weitergesponnen. Er selbst misst diesen Jahren den richtigen Wert für seine Entwicklung bei, wenn er 1805 an seinen Freund Charles Villers schreibt:') „Ich unterdessen habe immer fort und fort- gearbeitet, und Feuer geschlagen und Licht herausgelockt und es heller und heller in mir gemacht, und blicke mit vieler Freude auf die gethane Arbeit und auf das, was noch zu thun ist.“

1,8. 15. Vgl 5. 14: „Dahin (nach Indien) gelangen wir, wenn wir dem stillen Strome, der in Sagen und heiligen Gesängen durch die Zeiten fliesst, bis zur Quelle folgen.“

2) Briefe an Villers, hrsg. von M. Isler, Hamburg 1879, S, 78,

Da erwachte 1803 in Süddeutschland nach über hundert- jährigem, trägem Schlafe eine alte Musenstadt, die eine be- deutende litterarische Vergangenheit hinter sich hatte, zu verjüngtem, modernem Leben: Heidelberg.'). Mit ihr er- stand eine direkte Nachfolgerin in der Wissenschaft und im Geiste Jenas; denn schon den grössten Teil der neuen Lehrkräfte bildeten ehemalige Jenenser.*). Zwar lässt sich nicht im Einzelnen bestimmen, was die Ackermann, Fries, Schelver, Thibaut, Voss u. a. trieb, dem Heidelberger Rufe Folge zu leisten: jedenfalls aber wurden allenthalben Erwartungen in die Neckarstadt gesetzt, und ihr rascher Aufschwung ward in Journalen viel besprochen,

Und hatte einen grossen Sohn des achtzehnten Jahr- hunderts, Albrecht Haller, die Lage der Stadt noch un- angenehm berührt, das Schloss ziemlich gleichgültig ge- lassen;*) jetzt wurde die Heidelberger Szenerie bald ein Prototyp der romantischen Landschaft, das Schloss „ein Denkmal, ein grandioses Denkmal vergangener Herrlich- keit“,*) und eine rousseauistische Naturschwärmerei begann diese Stätten zu feiern.®)

„Wenn Heidelberg nun auch einige litterarische Wichtigkeit bekommt, so kann ich mir keinen besseren

1) Vgl. Bartsch, Romantiker und germanistische Studien in Heidelberg 1804—1806, Heidelberg 1881, S. 5 f.; Kuno Fischer, Festrede zur fünfhundertjährigen Jubelfeier der Ruprecht-Karls- Hochschule zu Heidelberg, Heidelberg 1886, 5. 88 ff,; Dittenberger, Die Universität Heidelberg im Jahre 1804, 1844; Ed. Heyck, Heidel- berger Studentenleben zu Anfang unseres Jahrhunderts, 1886; M. Koch, Arnim, Brentano und Görres (Kürschners National- litteratur Bd. 146), S. LIV ff.

2) $, w, unten über das Projekt, die Jen. Allg. Litteratur- zeitung nach Heidelberg zu verlegen.

9) Albrecht Hallers Tagebücher seiner Reisen nach Deutsch- land, Holland und England, hrsg. v. L. Hirzel, Leipzig 1883, 8. 28,

4) Kuno Fischer a. a. O. 5. m.

5) Vgl. Georg Weber, Heidelberger Erinnerungen, 1886, S. 107 ff.; Unvergessenes. Denkwürdigkeiten aus dem Leben y, Helmina vw. Chezy, Leipzig 1858, U, 8. 4.

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Aufenthalt wünschen“, schreibt!) der. Tassotibersetzer Gries, auch ein dorthin übersiedelter Jünger des Jenenser Kreises. Die litterarischen Leistungen blieben nicht aus: der „Heidelberger Romantik“ verdankt die Sammlung „alter deutscher Lieder“ in „Des Knaben Wunderhorn“ ihre Entstehung. Der erste Band fand während des Zu- sammenseins Achims v. Arnim mit dem seit 1804 in Hei- delberg ansässigen Clemens Brentano im Frühjahr 1805 dort seinen Abschluss?). Diesen beiden Freunden reiht die Litteraturgeschichte als dritten Heidelberger Roman- tiker Joseph Görres an.

Je grösser der Kreis seiner Beschäftigungen wurde, um so peinlicher musste er das Missverhältnis zwischen ihnen und der geistigen Ode in Koblenz empfinden®). Dazu kam der bittere Hass gegen die Herrschaft des Kor- sen?) und auch eine gewisse Unstätheit, um „Auswande- rungsprojekte* in ihm reifen zu lassen. Aretin, der Re- dakteur der „Aurora“ sollten ihm in Bayern eine Anstel- lung verschaffen?).. Auf Landshut oder gar auf Schellings Lelirstuhl in Würzburg machte er sich vergebliche Hoff- nungen®), ebensowenig verwirklichten sich die ihm von München her vorgehaltencn Aussichten auf eine Stellung an der dortigen Akademie’). Da hörten denn auch die Beiträge zur ,Aurora“ auf, durch deren Unterstützung er sich „Verdienste für Baiern* erworden haben sollte’), Und so zog auch er nach Heidelberg. Die Nähe „seines Rheins“ und der Heimat, an der er hing’). waren einer

1) Aus dem Leben v. Joh. Diederich Gries, S. 66. Bald freilich, nachdem er keinen Anschluss an die führenden Persönlichkeiten gewonnen, änderte sich sein Urteil über den Ort, wo or gehofft hatte, „ein neues, schöneres Jena aufblühen zu sehen.” (Vorl. Reichlin—Meldegg, Paulus, II, S. 38).

2) Vgl. Steig, Arnim und Brentano, 8. 143.

%) Vgl. Briefe II, 18. 4) Briefe II, 6, 12, 18.

6) Briefe II, 12; vgl. Briefe an Charles Villers. Hrsg. v. M. Isler, Hamburg 1879, S. 72.

6 Briefe II, 13, 14. ‘) Briefe II, 18. 19. >) Briefe Il, 17.

% Briefe II, 13.

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vorübergehenden, zunächst auf ein Jahr berechneten, dann um ein weiteres verlängerten!) Übersiedlung an die Uni- versität förderlich. Am 11. Sept. 1806 beschliesst der Senat, „das Gesuch des H. Goerres aus Koblenz (vom 7.) Vorlesungen über Physiologie und Philosophie an der Universität halten zu dürfen, der Kuratel angelegentlichst zu empfehlen, besonders da derselbe schon durch seine Schriften als ein geistvoller Mann bekannt sei**). Damit trat dieser ein in ein lebhaft bewegtes Centrum rein gei- stiger Interessen, und der eigenartige Reiz seiner Persön- lichkeit fand darin Gelegenheit zur vollen Entfaltung. Er las laut den Vorlesungsverzeichnissen: über Organopdie, Physiologie, Phychologie, Philosophie „in ihrer Totalität nach eigenem, zum Druck bestimmten Plane“, über Asthe- tik, über spekulative Physik, über den Bau des Himmels, über „Hygieine“ u. a.; endlich noch spät im vorgeriickten Sommersemester 1808 fing er eine Vorlesung an „über die altteutsche Literatur, die erste in ihrer Art“ ®), Ein tiefer Eindruck des im diimmerhaften Halbdunkel sich bewegen- den, sprachgewaltigen Vortrages, die fortreissende Kraft seines driingenden und treibenden Wesens bei seiner Hei- delberger Jiingerschaft wird uns mehrfach bezeugt*) zumal der junge Joseph v. Eichendorff ist von seinem

1) Vgl. Briefe I, 493 f. 496 f.

2) Urkundenbuch der Universität Heidelberg. Zur fünfhundert- jährigen Stiftungsfeier der Universität im Auftrage derselben hrsg, v. Eduard Winkelmann, U. Bd. Regesten. 8. 540, Nr. 2644; vel Briefe II, 27 f.

8) Briefe I, 506; so seine eigenen Worte, die aber nur relative Gültigkeit haben. Bereits seit zwei Jahren las Benecke in Göt- tingen über altdeutsche Litteratur (Götting, gel. Aug. 1806, I, 472; vgl. Scherer ADB 2,323).

4) Vgl. Briefe II, 68, 417; Heidelberg und seine Umgebungen im Sommer 1807. In Briefen v. G. Reinbeck. Nebst einem merk- würdigen Beytrage zum Prozesse der Publieität gegen ihre Wider- sacher und einer Beylage. Tübingen, Cotta, 1808, S. 190; uw a. m.

Lehrer hingerissen') —, mochten auch die Gegner sich gegen diese Wahrnehmung sträuben?). Der wissenschaft- liche Nutzen seines Auftretens mag dahingestellt bleiben; aber der Wunsch, den seine „Anktindigung philosophischer undphysiologischer Vorlesungen’) imWinterhalbjahre 1806-7“ ausdrückt, „dass es ihm gelingen möge, indem er vom Lehen lebendig spricht, auch Leben im Lebensfiihigen zu wecken, und jene Begeistrung hervorzurufen, die allein des Wahnes wirre Misgestalten niederschlägt“, scheint sich ihm erfüllt zu haben. Diese Ankündigung. die vom Werden des All anhebend in ungeheuerlich ansteigendeu Perioden das Verhältnis der „Philosophie und der Physio- logie, Allleben und Einzelnleben; Weltgeist. und Menschen- geist, Himmelsbahn und irdisch Pulsiren“ u. s. w., in wenig Worten bestimmen will, ist in ihrem pansophisti- schen Inhalt nur stellenweise fassbar, und man hat hier ein wenig das Gefühl, dass ihr Verfasser eine effekt- vole Pose einnimmt. Sie bot manchen Missgünstigen einen Angriffspunkt‘). Aber auch Schelling durfte sie „wahnsinnig“ finden. „Wie ist es möglich“, meinte er, „dass Männer wie Creuzer und Daub einen so wahn- witzigen Mitarbeiter an den Studien und der Universität in ihre Protektion nehmen!“°) Doch grade unter (iörres Antsbriidern findet man bald einen Beleg für den durch- dringenden Einfluss seiner wuchtigen Persönlichkeit. und

ı) Vgl. jetzt Herm. Anders Krüger, Der junge Eichendorff. Ein Beitrag zur Geschichte der Romantik, Oppeln 1508, 8.83 £., 89. Briefe II, 80 f.; III, 341.

2) Reinbeck a. a. O.; Heinrich Voss an Charl. v. Schiller: Charl. v. Schiller III, 227 f.: vgl. im Morgenblatt 18508, Nr. 61. das Mimisch-satirische Schreiben vines Studirenden aufder Universität... an seinem Vater, den Baudirektor Ro... zu B: ferner obd. 1808, Nr. 160, S. 640 und mehrfach.

3) Heidelberg zu finden bei Mohr und Zimmer (wiederahee- druckt bei Reinbeck a. a. O.), 3 8. kl.

4) Reinbeck a. a. O; Heinrich Voss an Goethe: Goethe- Jahrbuch V, 52.

5) Plitt, Schellings Leben in Briefen, II, 186.

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ihrer revolutionären Anschauungen. Es ist die geharnischte Erklärung!) jener 18 Heidelberger Professoren vom Ende des Jahres 1807 gegen die im Stuttgarter . Morgenblatte* *) abgedruckten hämischen Briefe über Heidelberg und seine Umgebung. Sie trägt ganz die Physiognomie ihres Ver- fassers Girres,") wie sie sich ihm in den vorhergehenden Jahren herausgebildet hatte, und die er jetzt auch andern aufzuzwingen wusste. Nicht persönliche Anfeindungen, wie die Gegner meinten*), brachten sein Blut in Wallung, sondern sein schon mehrfach zu beobachtender Zorn über den niedrigen deutschen Journalismus, den er im Morgen- blatt, das 1807 begründet wurde, von vornherein witterte®), „gegen die Institute, die, allein berechnet auf den schlech- testen Grundzug im Charakter der Nation, jeglicher Ge- meinheit fröhnend, auch allein die Herberge des litterari- schen Pöbels seyn und bleiben sollten“, diktierte ihm diesen heftigen Protest.

Diese typische Bedeutung liegt offenkundig in dem Eingange des Manifestes: „Die Unterzeichneten, ergriffen von dem Gefühle der höchsten Indignation über die immer mehr zunchmende Klatscherei in den deutschen Journalen,

1) 1807, Nr. 277, 279, 298, 295, 206, 305, 500; s. Reinbeck a, a. O,

2) Vgl über sie: H. Voss: Charl. v. Schiller III, 285, 286, 241; Goethe-Jahrbuch V, 55; Pfaff, Einleitung zu Arnims Tröst Ein- samkeit XXXIX f.; Steig, Arnim und Brentano, 5.280, Sie steht im Rheinischen Bundesblatt, Heidelberg 1807, Nr. 98, abgedruckt bei Reinbeck a. a. O,

8) Dass das Concept des Manifestes nach Stoll, Der Geschicht- schreiber Friedrich Wilken, Cassel 1896, 5. 389, nicht von Gérres’, sondern von Crenzers Hand geschrieben ist, erklärt sich wohl aus dem Umstande, dass dieser an dem ursprünglichen Görresischen Text eine abschwächende Redaktion vollzogen hat. (Vgl. Rein- beck a, a. O.)

4) Reinbeck a. a. O. 181. H. Voss a. a. O, 235 6

5) Von hieraus nimmt übrigens der von Fr. Pfaff (Einleitung zu Arnims Tröst Einsamkeit, Freiburg u, Tübingen 1888) so aus- führlich behandelte Streit des ,Morgenblattes* mit der Heidelberger Romantik eigentlich seinen Ausgang. Vgl. Pfaff ebd. S. XL u. Br. I, 506,

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glauben endlich einmal zur Sprache bringen zu müssen, was schon so lange alle rechtlichen Menschen empört, und wollen, indem sie den öffentlichen Ankläger einer der neuesten Versündigungen dieser Art ınachen, wenigstens versuchen, ob dem fressenden Ubel nicht noch einiger- massen Einhalt gethan werden könne.“

So strebte man auf diesem Neulande eine ernste Re- generation des deutschen Journalwesens an, die sich positiv äusserte bei der Gründung eines eigenen vornehmen kri- fischen Organs, den „Heidelbergischen Jahrbüchern der Litteratur.“

Der Plan einer reformatorisch wirkenden, grossen kritischen Zeitschrift spukte schon längere Zeit in der Romantik. Die vorwiegend kritische Richtung und Be- gabung der Romantischen Schule verlangte nach einer soichen,') als das „Athenäum“ einging und der Bruch mit der Schützischen Jenaer Litteraturzeitung unvermeidlich war, in der A. W. Schlegel seine „Armee* -- wie Dorothea ausrief von Recensionen hatte aufmarschieren lassen. In ihm reifte das Projekt zu „kritischen Jahrbtichern der Wissenschaft und Kunst in Deutschland.“ Die Konkurrenz eines gleichzeitigen und ähnlichen Fichtischen Planes liess keinen vun beiden zur Ausführung gelangen.

Aber in Sommer 1800, damals als die Haupterörterung des Schlegelschen Planes unter den Freunden und die Aus- arbeitung stattfand, in der er uns vorliegt,?) weilte der junge Savigny zum zweiten Mal in Jena, stand im Verkehr init den Romantikern, empfing eine Fülle der stärksten persön- lichen Eindrücke und Anregungen.*) Er kümmerte sich um Schlegels Streit mit der Litteraturzeitung und rief schon damals: ,O wenn nun die besten Köpfe Deutschlands .... mit Würde das ernste Geschäft der Kritik betrieben,

1) Vgl. Haym, Rom. Schule S. 737 If.

2) A. W. Schlegels Sämmtliche Werke VII, 50 ff.

5) A. Stoll, Savignys sächsische Studienreise. Kassel 1890, 8, 6, 34, 39; vgl. sein Jenaer Tagebuch aus dem Jahre 1799: Preussische Jahrbücher IX, 478 ff; Steig, Arnim und Brentano 8.17 f.

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was könnte diese und was könnte unsere ganze Litteratur werden!*!) Er mag das Schlegelsche Jahrbücherprojekt kennen gelernt haben; denn dessen Grundzüge findet man im Wesentlichen in einem Plane des Jahres 1802 wieder, von dem Clemens Brentano, ihn durchgehen lassend durch das Medium seines eigenen Geistes also berichtet;*) „Sa- vigny will mit wenigen langgeprüften, wackern Freunden einen stillen Wunsch in sich und allen theilnehmenden Gemüthern, bescheidenen vortrefflichen, die in Deutschland versteckt, keimen mögen befriedigen; er will ein unschul- diges kritisches Blatt unternehmen, das sich total in der Tiefe und Unbefangenheit gleich, doch partheilos und un- polemisch auftritt, und die ganze Summe von lieben Büchern in allen Fächern nieht richterlich absprechend, sondern blos wie der gerührte und zugleich innerlich scharfe Sinn des Lesers behandelt, der nicht auf dem angemassten endlichen Richterstuhl sitzt sondern die unendliche Bildung mit vorstellend an der Spitze dieser Werke mit fortgeht. Auch soll dies Blatt nicht unum- gänglich Rezensionen, sondern auch eigene Ergüsse in Hinsicht auf Werke und am besten, wo sich beide durch- dringen, menschliche Urtheile umfassen“ u. s.w. Hier wie bei Schlegel etwas Neues an Stelle der bestehenden Kritik. Auch Schlegel wollte alles nur „nach seinem allgemeinen menschlichen und Bildungswert* hervorgehoben, den Aus- druck „Rezension“ vermieden wissen, auch er wollte das schon auf eine Weise Abgehandelte wieder in anderen Beziehungen und Einsichten unter den Mitarbeitern in Anregung gebracht sehen, der Form des Vortrags unbe- schränkte Freiheit und ein eigentümliches Gepräge lassen. Savigny, der übrigens Görres schon friih vermutlich auf der Rheinreise mit Brentano kennen gelernt zu haben scheint,*) stand mit der Heidelberger Universität in enger Verbindung.

I) Stolla. a. 0. 8.381f. 3 Steig a. 4.0. 8.%. 5) Vgl. Briefe IL, 5,

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Friedrich Creuzer, die eigentliche Seele und der erste Redakteur des schönwissenschaftlichen und historischen Teils der „Heidelbergischen Jahrbücher“, war sein intimster Freund und hatte seinen Einfluss erfahren;') „ich verdanke ihm viel“, schreibt er einmal, „ich lernte von ihm, was man nicht immer aus Büchern lernt. Aber auch im litte- rarischen Sinn war mir sein Umgang teuer.“?) Im Jahre 1804 brachte er längere Zeit in Heidelberg zu,*) bei der Organisation der Universität erteilte er seinen Rat,*) noch 1807 hoffte man, dass er als Professor hinüber kommen werde.*) So konnten seine Anregungen wohl wirksam sein bei den Jahrbtichern, wie sie mit dem Jahre 1808 ins Leben traten. Sie haben ausser dem wenigstens erstrebten Geist und dem Namen des Schlegelschen Projektes auch das Princip der Selbstanzeigen von Mitarbeitern wie dieses und wollten ebenso eine Kritik der Kritik ausüben.®) Von dem bei ihrer Gründung tiberwundenen Plane Vossens und einer Partei, die Jenaische Litteratur-Zeitung mit ihrem Redakteur nach Heidelberg zu verpflanzen, spricht einige Male?) Friedrich Creuzer: so setzte sich auch hier der Antagonismus einer neuen Richtung mit dem Geiste des achtzehnten Jahrhunderts fort. Die Blütezeit der Jahr-

Vgl. Stoll, a.a.O. S. 2 ff: Creuzers Selbstbiographie. Zeit- genossen. Neue (zweite Reihe) 1822. Heft VII, 16 f., 18; Erwin Rohde, Fr. Creuzer u. Carolino v. Giinderode, Heidelberg 1893, S. 98, 106.

2) Aus F. H. Jacobis Nachlass. IIrsg. von R. Zoeppritz, Leipzig 1869, II, S. 23.

3, Dittenberger, Die Universität Heidelberg im Jahre 1804. S. 24 f.; Rohde a. a. O. 8. 8, 10, 13 f, 18 u. a.

4) Bartsch, Romantiker u. germanistische Studien 8. 6, 40 (nach Aufzeichnungen Kaysers). Enneccerus, Friedrich v. Savigny. Nebst ungedruckten Briefen, Marburg, 1870, S. 14.

5) Briefe I, 493. Sein lebhaftes und thätiges Interesse an den Jahrbiichern ist aus den „Freundesbriefen* mehrfach zu ersehen.

6) Vgl. die Ankündigung, z.B. Morgenblatt 1807, Intelligenz- blatt Nr. 23, S. 917.

1) Selbstbiographie, a. a. O. S. 26, 87. Rohde, Creuzer u, C. v. Gtinderode, S. 116.

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Eichendorffs Aufzeichnungen ') „Halle und Heidelberg“ aus später Zeit sollen eine freie Darstellung der Führer der Romantik, Görres, Arnim, Brentano in persönlichen lebendigen Bildern sein?) und werden durch das gleich- zeitige Tagebuch in manchem widerlegt: Görres pracht- volle Nänie auf Arnim?) ist doch mit fremden Ingredienzien versetzt, dient als Sprachrohr für aktuell politische und religiöse Herzenserleichterungen, betont einseitig solche Gesichtspunkte und verrückt oder vernachlässigt die litterarischen.

Über die in den Görresischen Familienbriefen in einem Anhange mitgeteilten?) Briefe von Gdrres an seine Schwiegermutter, Frau v. Lasaulx in Koblenz. hat schon der kritische Böhmer sich dahin geäussert.) dass sie „die Bltithe und Fülle des damaligen Lebens“ nicht wieder- geben. „Die bedeutenderen Leute werden weder sämntlieh noch tief berührt, und die damalige litterarische Production nicht ordentlich geschildert.“

Eine Fülle von Aufschlüssen bietet die Arnim-Bren- tanische Korrespondenz;*) einige Ergänzungen enthalten die Briefe der Romantiker an den Heidelberger Buchhändler und Verleger Zimmer,’) bei aller Sorglosigkeit mit der ihr Herausgeber sie behandelt hat.")

') Aus dem litterarischen Nachlasse Joseph Frhn. von Eichen- dorffs, Paderborn 1806, S. 305 ff.

2) Vgl. H. A. Krüger, Der junge Kichendorff. Oppeln 1898. S. 88 u. a. S. aber Steip. Dt. Littztg. 1809, No. 7.

3) Menzels Litteraturblatt, 1831, Nr. 27—30.

4) Briefe I, 476-509.

5) Janssen, Böhmers Leben, Briefe u. kleinere Schriften, LIT, 285.

6) R. Steig, Achim v. Arnim u. Clemens Brentano, Stuttgart 1804.

7) Joh. Georg Zimmer und die Romantiker. Ein Beitrag zur Geschichte der Romantik nebst bisher ungedruckten Briefen, hrsg. von Heinrich W. B. Zimmer, Frankfurt, 1588.

9) Uber die Mängel dieser Publikation hat Walzel, Zeitschrift £ d. östreich. (iymnasien 1890, S. 520 ff, gesproehen. Vor der Einsicht in Walzels Besprechung war mir die falsche Datierung und Anordnung der S. 203--208 abjredruckten fünf Briefe von Gérres an Zimmer aufcestossen. Es sei zestattet, Walzels Rekon-

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tano müssen mehrere entbehrt werden.') Ebenso fehlt?) ein gemeinsamer Brief Arninıs und Brentanos aus Berlin v.J. 1810. Übler steht es mit den Antworten von Görres an beide. Sehr spärlich überhaupt sind Görres Briefe an Brentano vor dem Jahre 1825 wahrscheinlich gewesen.?) In der Sammlung ist keiner enthalten: ein Schreiben aus dem Jahre 1817 bringt unser Anhang. Auch kein Brief von Görres an Arnim war bisher bekannt.*) Das war gegenüber den zahl- und inhaltsreichen Briefen Arnims doppelt bedauerlich. Ihnen können jetzt im Anhange wenigstens vier Antworten von Görres und eine von Frau Katharina entgegengestellt werden.

2. Arnim wird 1802 auf seiner Rheinreise?) mit Clemens Brentano in dem Koblenzer Kreise Görres nur flüchtig und ohne einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen oder zu empfangen begegnet sein. Der Ton, in dem Clemens dem Freunde von Görres Ankunft in Heidelberg spricht,*) lässt dies empfinden. Doch nahm Görres Notiz von Arnims natur- wissenschaftlichen Arbeiten: er eitiert ihn 1803 in den „Aphorismen über Organonomie.“’?)

Mit August Winkelmann, jenem im Februar 1806*®) verstorbenen Busenfreunde Arnims und Brentanos’) ver- banden Görres naturphilosophische Interessen und eine Korrespondenz.'") Vielleicht hatte die verstorbene Sophie Brentano die Annäherung beider vermittelt.'1) Winkelmann

1) Vgl. Br. II, 72: II, 466: III, 1756: Anhang Nr. 1 und Nr. 8: a. a. Helmina v. Chezy, Unvergessenes II. 164 f, der Görres 1815 oder früher „entzückende * witzige Briefe von Brentano vorgelesen haben soll. Es könnte von Cedrucktem nur Br. IL, 72 ff. in Be- tracht kommen.

2) Vgl. Br. II, 108. 3) Vgl. Br. IU, 178 fl. 4) Vel. Briefe IT, VII.

5) Steig a. a. O. S. 34. 6) Steig a. a. O. S. 216. US. 5.

*) Steig a. a. O. S. 172.

9) Vgl. über ihn Steig a. a. O. S. 9, 172, 174f., 188 u. mehrfach: Euphorion 2, 318 ff.

#) Briefe II, 2—5.

11) Über Winkelmann und Sophie vjrl. Steig, Euphorion 2. 322: Arnim u. Brentano S. 22.

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begeisterte sich für Görres, dieser besprach lobend und giinstig prognosticierend dessen den „Freunden Ritter und Arnim zurückgegebene* „Einleitung in die dynamische Physiologie“ 1803, in der Jenaischen Litteraturzeitung 1804. ')

Ältere Beziehungen zu Brentano sind schon erörtert. Ein früherer Missklang war schnell vergessen, als Görres Ende Oktober 1806 in Heidelberg anlangte. Es fügte sich, dass er Clemens gleich beim Tode seiner geliebten Sophie, der ihn seines Haltes beraubte, stützen und trösten durfte.*) Ein Lebensbund ward dadurch geschlossen und geheiligt. Brentanos dankbare Erinnerung an jene Stunden ist alle- zeit unauslöschlich geblieben;*) Sophien und Görres nennt*) er in einem Atem einmal die „herrlichsten Güter“ seines Lebens. Die Bewunderung seiner Person bei ihm ist tief und ehrlich.) „Über seiner Brust und seiner Stirn schlagen alle Wünschelruthen und schwebt kein Irrlicht mehr,“ schreibt er mit wehmütigem Seitenblick auf eigene Zer- rissenheit. Brentano blieb bis Ende März 1807 in Heidel- berg.*) Mit seiner Abreise schliesst die erste Periode von Görres persönlichen Heidelberger Beziehungen zur Romantik. Die zweite beginnt im Januar 1808 mit Arnims Ankunft.?) Sie umschliesst die Zeit des Zusammenlebens?) aller drei im Mai 1808 und die Zeit der Einsiedlerzeitung (April bis August 1808). Ende Juni 1808 verliess Brentano Heidelberg, um nicht mehr dahin zurückzukehren.) Vom Ausgang des Mai bis zum 21. Juni, die letzten Tage des Juli und den grössten Teil des August war Arnim abwesend, wobei er Görres Angehörige in Koblenz besuchte.!’) Die ver-

1) Nr. 167, 108, 7) Steig a. a. O, 5. 216, 267: Briefe I, 479 L.

3) Vel. Steiz a. a. O. S. 216; Briefe II, 466; Brentanos Ges. Schriften II, 880 ff., VII, 284 f,

4) An Rahel: Varnhagen, Biogr. Portraits 5. 110.

5) Vgl, Steig S. 216 L, 240; Zimmer a, a. O. S. 182; Bartsch, Romantiker und germanistische Studien S, 17, 45. Anm, 81 (Auf- zeichnung Kaysers v. 22. Febr. 1807).

*) Briefe I, 485—87, 7) Vel. Steig S, 226—28 9 Ebd. 254.

4) Briefe I, 507; Steig 5. 264.

0) Vgl. Steig S. 254; Briefe I, 508,

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schiedenen Phasen des Zusammenseins der Heidelberger Freunde müssen auseinandergehalten werden.

Clemens Brentano steht am Eingange von Görres Heidelberger Bestrebungen, wie sein Einfluss schon einmal bei Görres wirksam gewesen zu sein scheint und bei dessen Wandlung zum kirchlichen Mystiker nicht in letzte Linie zu stellen ist,') obwohl Görres, auch in späterer Zeit. oft nur ein Lächeln für den Freund gehabt haben soll.?) Seiner Person und Bibliothek verdankt Görres die wichtigste romantische Frucht seines Heidelberger Aufenthalts: die Beschäftigung mit dem Altdeutschen, die fortan auf Jahre hinaus die Mitte seiner jetzt auf das Historische anstatt der früheren Systematik gerichteten Studien bildete.

Und zweitens: Brentano begegnet sich mit Görres in der Anlage zur ausgelassensten Komik und Satire, im heitern Wohlgefallen an der Lügengeschichte.?) So entstand unter kindlicher Freude*) der beiden abwechselnd schrei- benden Verfasser die „Wunderbare Geschichte von BOGS dem Uhrmacher, wie er zwar das menschliche Leben längst verlassen, nun aber doch, nach vielen musikalischen Leiden zu Wasser und zu Lande, in die bürgerliche Schützen- gesellschaft aufgenommen zu werden Hoffnung hat oder die über das Ufer der badischen Wochenschrift als Beilage

* ausgetretene Konzert-Anzeige‘). Sie richtet sich eingangs gegen das Philistertum des wie eine Uhr funktionierenden korrekten Bürgers und gegen eine dressierte Natur. Aber Selbstironie, verkappter litterarischer Scherz gegen Nicolai

1) Vgl. bes. Briefe III, 179, 180; Sepp. Görres 1877, S. 375.

2) Briefwechsel des Historienmalers Steinle, Freiburg 1897, (Steinle an Diel: 22. April 1872).

3) Siehe oben 9. 2 f. 4) Br. I, 485, 489.

6) (Heidelberg) 1807, erneut in Brentanos Ges. Schr. V, 327. Das der Originalausgabe vorgesetzte bunte Bildnis des , Uhrmachers* ist jüngst reproduciert in der „Zeitschrift für Biicherfreunde‘, April 1900. Einiges Tatsächliche über den Bogs und die Scheidung des Eigentums beider Verfasser werde ich demnächst im „Anzeiger für deutsches Altertum“ bei Gelegenheit der Besprechung von Wibbelts Schrift über Görres als Litterarhistoriker beibringen.

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ihren Bund begründet und musste ihnen manche Ähnlich- keiten ihrer Denkart aufthun. Auch Arnim war. wie Görres, aus den Naturwissenschaften hervorgegangen. auch er verfolgte mit reger Anteilnahme die Zustände des öffentlichen und staatlichen Lebens. Nur Arnims treuer preussischer Patriotismus wurde von dem Freunde schon in Heidelberg oft verletzt‘). Aber, um eine einzelne Über- einstimmung gerade auf politischem Gebiete anzudeuten: Arnim wünschte den leeren Streit zwischen dem Norden und Süden Deutschlands eine damals mehr als heute erörterte Frage geschlichtet, wie den Wettstreit des Wassers mit dem Weine (Wunderhorn 2, 39), d. h. durch Vermischung der Gegensätze?); auch Görres hatte in einem Fragmente der „Aurora“ 1804 für den geistigen Austausch der beiden deutschen Zonen untereinander gesprochen?). Görres wie Arnim sind von dem durchsehnittlichen Tiefstande ihrer altklugen Zeit in Leben und Kunst, Lit- leratur und Kritik überzeugt, in beiden waltet das starke Bedürfnis an einer Regeneration zu wirken. Sie flüchten zur Kindlichkeit, zur Volkspoesie, in „die frische Morgen- luft altdeutschen Wandels“. Ein gewisser Rousseauismus ist ihnen eigen: sie kämpfen entgegen einer Schul- und Bücherweisheit, ja entgegen abstrakter Wissenschaft über- haupt für die Rechte der Anschauung und des Gefühls. Aber Arnim, der Dichter, zeigt sich hier noch weit radikalerals der immer spekulative Gurres, worauf noch bei mancher Gelegen- heit hinzuweisen sein wird. Auch dieser freilich stemmt sich oft urwüchsig dem Gelehrtentum und Gelehrtendünkel

tl) Briefe III, 73, vgl. HI, 66 und den Brief von Görres an Arnim a. d. J. 1820 unten Anhang No. 5.

2) Steig S. 31; ähnliche Worte gebraucht er in den Heidelberger Jahrbüchern 1808, V, 8, 868.

5) No. 125. „Nord- und Süddeutschland.“ Goethe soll aller- dings 1815 von Görres und Arndt gemeint haben: „Diese Männer werden die Kluft zwischen dem nördlichen und südlichen Deutseh- land noch erweitern.“ (Erinnerungen des Dr. Joh. Nep. v. Ringseis, hrg. v. Emilie Ringseis, I, 210.)

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entgerren. ,O Allergelehrteste, wie seid ihr so dumm, wenn ihr die Bücher zu Hause gelassen“, ruft er einmal auch 1808 in den „Sehriftproben von Peter Hammer“). lis ist dies Schriftchen, wie Görres selbst authentisch an- viebt. „in bitterem Unwillen auf die Zeit und die allge- meine Hohlheit*?) geschrieben. Einem tieferniedrigten (ieschlechte soll hier mit Jesaiasstimme ein Spiegel seiner Siinden vorgehalten werden; schauerliche Orgien feiert die Phantasie, seine Verwerflichkeit ihm halbdramatisch. allegorisch ausmalend; eine kraftvolle, geheiligte Vergan- renheit wird angerufen. Was sich seit Jahren in Görres an Bitternis über die „politische Niederträchtigkeit“?) an- vesammelt hatte, entlud sich hier in so unergründlichen und doch grandiosen Tönen, wie weder vorher noch nach- her. Das Poetasterwesen und natürlich wieder die Was- sertlut des Journalismus empfangen ihren Teil an Sarkas- men. Doch es sind generelle Richtungen die gegeisselt werden, und nur Napoleon wird in Person mehrmals stark vetroffen: daher denn auch das Pseudonym „Peter Ham-

dafür und bewog Zimmer, es zu verlegen'). In Görres Familie fand er dann bald eine ihm liebe Stätte, wo er meist die Abende verbrachte. und es ward ihm „recht wohl da“?). Erst die „Zeitung für Einsiedler“ aber stellte die Arnim, Brentano, Görres als litterarische Partei in die Öffentlichkeit hinaus. Es ist notwendig, Görres und die beiden anderen Freunde in ihrem Verhältnis zu den Füh- rern der voraufgegangenen und gleichzeitigen litterarischen Bewegung zu überblicken: die Stifter der neuen Richtung. die Brüder Schlegel, respektierte man in Heidelberg all- seitig, trotz der ziemlich argen Trübungen. die das per- sönliche Verhältnis Brentanos zu ihnen erfahren hatte’). Arnim würdigt anerkennend und dankbar ihre Verdienste um das deutsche Geistesleben in den Heidelberger Jahr- biichern 1810, V. Abtlg., I. 4. 145 und 1811, No. 75. in Be- sprechungen von Fr. Schlegels Gedichten (Berlin 1809) und Aug. Wilhelms Poetischen Werken (Heidelberg 1811). findet lobende Worte für Kunstübungen wie den „Jon“ und sucht den „Alarkos“ durchaus zu retten. legt den gebiihrenden Nachdruck auf die kritischen Erfolge der Brüder. aber meint doch, „dass sie ihren Zweck viel früher erreicht. wenn sie nicht zu schnell darauf zugeeilt wären. und wie Goethe früher durch Werke, und erst später durch Be- urteilung anderer auf das Bessere hingedeutet hätten“. Er bleibt also auch hier seiner geistigen Natur treu. verkennt dabei jedoch die historische Notwendigkeit ihres Auftretens nach einer litterarischen Periode des regsten Schaffens. Görres frühere Abhängigkeit von den Brüdern hat ihre Erörterung schon gefunden. Bei kleinen gelehrten Differenzen zwischen ihm und Friedrich in einer quellen- kritischen Frage*) der indischen Philosophie bleibt seine

1) Ebd. 230, 237. 2) Ebd. 220, 239.

3) Vgl. Steig 23, 351; Jugendbr. der Brüder Grimm 8.22 u.a. m.

4) Vgl. Br. IT, 136, 191, 225. Es handelt sich um die Upanishad, Görres erliess eine Erklärung in den Heidelbg. Jahrbüchern 1811, Intelligenzblatt No. 10. Br. 11. 253 sehreibt er aber: „Überhaupt sullten Leute, die im Ganzen und Grossen einverstanden sind

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Hochachtung für sie sich fortdauernd gleich. Persönliche und briefliche Beziehungen beginnen!) aber erst später, zuerst mit Friedrich, als dieser auch Görres dem nationalen und romantischen Progranım seines „Deutschen Museums“ dienstbar machte.?)

Das merkwürdige Absprechen Arnims und Brentanos über Novalis unterscheidet sie beide von dem mit ihm, wie gezeigt, stark sympathisierenden Görres.

Doch waren alle drei wieder einig in der Schätzung Ludwig Tiecks. Das nahe litterarische und persönliche Verhältnis Arnims und Brentanos zu ihm lässt sich an der Hand ihrer gegenseitigen und der an ihn gerichteten Briefv*) übersehen und aus ihren Werken erläutern. Wäre seine Berufung nach Heidelberg,*) wo er im Juli 1803 und September 1806 weilte, zustande gekommen, so hätten die beiden ihn, den man als kritischen Mentor hochhielt und den seine Kennerschaft des Altdeutschen besonders schätz- har machte, vielleicht doch als dritten vor Görres in ihren Bund hineinzuziehen vermocht, wozu sie so, bei Tiecks

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Arnims Poesie, vergebliche leise Versuche machten. Auch Görres steht unter Tiecks Einfluss, er feiert ihn mehr- fach, besonders in der Recension seiner Bearbeitung!) des „Frauendienstes“ von Ulrich von Lichtenstein in den Heidel- berger Jahrbüchern 1813, No. 37. Nachdem Tieck 1817 auf der Rückreise aus England und Frankreich in Koblenz vorgesprochen hatte,?) knüpfte sich auch eine beiderseits herzliche persönliche Freundschaft.*) Aber Tieck war zu mannigfach gebildet und scharfäugig, um nicht die ein- seitigen Schwächen der Görresischen romantischen Pro- duktion zu überschauen. Er charakterisiert sie schlagend in einem Briefe an Solger vom 18. Mai 1818, auf den ich noch zurückkomme; ja er dachte wohl gar an eine spass- hafte Parodie.*)

Für Arnim und Brentano folgte Tieck gleich nach Goethe, ihrem Meister.*) Zwischen den beiden Freunden und Görres gähnt hier eine Kluft: denn immer weiter®) schritt er vor in der Ablelınung des Goethischen Schaffens. Heinrich Voss meldete sein Urteil nach Weimar. Er schreibt am 30. September 1807’): „Er (Görres) lehrt hier ganz unerhörte Dinge. Runge, Tieck und Jean Paul seien die einzigen Dichter. Goethe habe in früheren Jahren einige Anlagen gezeigt, sein Wilhelm Meister enthalte eine niedrig- ökonomische Ansicht des Lebens, sei zu verwerfen. Schiller verdiene nicht den Namen eines Dichters u. s. w. „So lieb’ ich sie aber,“ erwiderte Goethe darauf in einem

1) S. unten III, 2.

2) Köpke, Ludwig Tieck, I, 372.

8) Briefe II, 600f: III, 110 ff.

4) Solgers nachgelassene Schriften und Briefwechsel. IIeraus- gegeben von Ludwig Tieck und Friedrich von Raumer. I, Leipzig 1526, S. 687. |

f) Vgl. bes. Hermann Grimm, Beiträge zur deutschen Cultur- geschichte, 1807. S. 248 ff.

8) Siehe oben 8. 24 ff.

7) Goethe-Jahrbuch V, 69 f: vgl. Charlotte v. Schiller, ITT, 227 ff.

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(iespriiche mit Riemer.') Aber eine gewisse Gereiztheit kann man doch aus den Worten heraus hören, die er über die „Herrn Görres und Konsorten“ bei Gelegenheit der Nibelungen spricht.)

Sein schon früher geäussertes Interesse an Güörres Person wurde neu angeregt durch Arnim, der am 29. Sep- tember 1808 Goethe die „Volksbücher“ und die „Schrift- proben” zuschickt und sich für den braven Görres ver- wendet:3) er entkräftet die Anschwärzungen des „Morgen- blattes”. betont seine Selbständigkeit und Universalität und entschuldigt seinen Stil kurz und gut: „er gehört zu denen. welche die Natur bestimmt hat zu schreiben, wie sie wollen.“ Freilich ging Goethes Interesse nicht soweit, um ihm eine Anstellung an einer andern Universität zu verschaffen, was Arnim mit den Briefe bezweckt. hatte und hoffte.4) Aber er schreibt?) an seinen in Heidelberg studierenden Sohn August am 7. November 1808: „Ich höre. Görres ist weggegangen. Schreibe mir doch etwas

Sein Unverständnis geläuterter Goethischer Darstel- lungskunst bekundet Görres dann abermals in einem nur mit Rücksicht auf die Begeisterung Wilhelm Grimms ge- milderten Missurteil über Goethes „Dichtung und Wahr- heit“.') Dessen Stimmung gegen ihn ist nach den publi- cistischen Grossthaten des „Rheinischen Merkur“ und einem Zusammensein in Koblenz am 29. Juli 1815,?) wohlwollend. In den „Noten und ‚Abhandlungen zum west - östlichen Divan* führt er lobend die „teutschen Volksbiicher* an und nennt ihn „unsern Görres“; in den „Sprüchen in Prosa“ nimmt er einen Einfall von ihm über das Ver- hältnis der Baukunst zur Musik auf.?) Görres heisst ihm da ein „edler Philosoph“, mochte auch Sulpiz Boisserée von seiner gegen Goethes Autorität sich empörenden Kunst- kritik erzählt®) und ihn zu den „Widerbellern“ gerechnet haben. Goethe erwiderte nichts darauf. Auch zu Göttlings abfälligem Bericht über den Münchener Görres?) besitzen wir keine Äusserung von ihm. Einigemale erfahren wir, dass bei Goethe über politische Schriften von Görres gesprochen wurde.*) Soweit die äusseren urkundlichen Zeugnisse. Ein letztes grosses Monument der Spiegelung Goethes in Gürres Geiste ist die Besprechung des „Brief- wechsels mit einem Kinde.”

Dass schliesslich Schiller bei dem immer weiter in die Romantik sich vertiefenden Görres schlecht fahren musste, würde man sich denken können, auch wenn nicht Heinrich

') Briefe II, 871 f. an W. Grimm; vgl. I, 302.

2) Vgl. Sulpiz Boisserée 11, 65 (= Hempel 26. 374): Goethes Tagebücher: Weim. Ausg. III, ö, S. 178; Briefe II, 470. 476 f.

3) Hempel XIX, 148, No. 694. Die Beziehung dieses Prosa- spruches auf Görres habe ich in einer demnächst im ,Kuphorion* erscheinenden Mittheilung nachzuweisen gesucht.

4) Sulpiz Boisserée II, 144.

5) Goeihes Briefwechsel mit Göttling, hrsg. v. Kuno Fischer. München 1880, S. 27.

6) Knebel an Goethe, 20. Okt. 1819; Gespräche hrsg. v. Bieder- mann, III, 240, X, 108.

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Voss es ausdrücklich berichtete,') und nicht aus Görres Briefen?) der Spott gegen Schillers „Glocke” und „Würde der Frauen“ bei Gelegenheit herausklänge. Man kann sich dabei auch der unmutigen Worte?) Brentanos gegen die „Braut von Messina“, Arnims gegen den „Tell“ er- innern, aber man wird diese Urteile nicht verallgemeinern dürfen. Denn untersucht man beider Werke nach ihrem Verhältnis zu Schiller, so ist das Resultat doch ein etwas anderes.) Übereinstimmend aber empfanden alle drei Hülderlin aus dem Innersten nach.?)

Trotz allem waren die Ansichten von der Diehtkunst überhaupt unter ihnen die gleichen: die Gewissheit einer poetischen Natur, das Vorhandensein einer unmittelbaren Hervorbringungsgabe, nicht ktinstlerischer Aufbau oder berechnendes Durchdenken und Anwenden kunstmässiger Gesetzgebung hatte für sie, wie einst für Stürmer und Dränger, Wert im Reiche dichterischer Schöpfung. „Was die Revolution als äusseres Naturereignis. was die Fichtesche Philosophie als innere absolute That, das wollte dieses Bündnis als reine, wild spielende Phantasie entwickeln“.*) Der Niederschlag einer solchen An- schauung konnte in Görres Kunsturteilen schon wahr- genommen werden, und statt Arnims und Brentanos eigene Produktion als Belege dafür ausführlich heranzuziehen, will ich mich auf zwei apodiktische Aussprüche berufen, die die Untheorie ihrer Kunstauffassung wiedergeben: „Die

') S.o. 2) Briefe I, 486.

# Steig S. 97, 115; vgl. Savigny bei Geiger, Die Günderode u. ihre Freunde, 1895, S, 38.

4) Vgl. Steig a. a. O. 384: Goethe u. d. Brüder Grimm, 8. 28; Euphorion TI, 410. Ich möchte für Brentano, um ein schlagendes Beispiel herauszuheben, auf die „Viktoria* (VIl, 279) verweisen, wo „Wallensteins Lager“ und die „Jungfrau von Orleans* als litterarische Vorbilder mit Händen zu greifen sind.

5) Görres s. o. 8. 50f,, Arnim bes. Berliner Conversationsblatt 1828, No. 81 ff, („Ausflüge nit Hölderlin*), Brentano, Ges. Schr, VIII, 130, 217 und an Rahel bei Varnhagen, Biogr, Portraits, S. 116,

*) Steffens, Was ich erlebte, VI, 111 f.

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Kunst ist durch sich selbst. da, und der speculirende Künstler mag wohl ein eben so trauriger Komet der verlorenen Kunst sein, als alle Philosophie ttherhaupt da anfangen dürfte, wo das Leben Abschied genommen“ sagt Brentano,') und Arnim kürzer und bündiger:?) „Ein denkender Künstler ist ein Narr!“ Nichts lächerlicheres konnte es für sie geben als die schablonenhafte Regelpoctik des 17. Jahrhunderts.*) So entsprang eine fröhliche, schöpferische Bejahung und ein freudiges Geniessen; auf dor andern Seite, da man Kunstwerken immer nur ein Wohl- oder Missfallen ohne bewusstes Urteil entgegenbrachte,*) ein energisches Ab- lehnen jeglicher das Auffassen und Geniessen der Poesie rerkimmernden Kritik und Spekulation überhaupt. das bei Arnim unzähligemal zu Worte kommt, wenn er auch häufig über ein Geistesprodukt sich sein Herz erleichterte.

Beide hyperpoetische Dichternaturen standen hier doch etwas abseits von Girres, der zwar gegen das ausgeartete deutsche Recensierwesen zu Felde zog, des beurteilenden Raisonnements aber voll war. Auch sonst noch war sein Bildungsgang von dem ihrigen in so manchem verschieden. Jene beiden waren vielgereiste, allenthalben in der besten Gesellschaft auftretende, ungebundene junge Leute: er am rheinischen Boden haftend, damals noch ohne weiteren Verkehr, in einen familiären und bürgerlichen Wirkungs- kreis eingeengt. Jene für die Bühne interessiert: Görres sein ganzes Leben hindurch ohne Fühlung mit ihr. Sie schlugen wohl gelegentlich das Thema der Manon Lescaut

1) Ges. Schriften VIII, 145. ?°) Steig a. a. O. 52.

8) Vgl. Euphorion I, 124—128: „Ein ungedruckter Beitrag Clemens Brentanos zu Arnims „Tröst Einsamkeit“ von R. Steig: Spott gegen Erdmann Uhses „Wohl informirten Poeten-. (Vgl. Brentano Ges. Schr. V, 409; der Katalog seiner Bücher, Berlin 1817, auf den ich noch zurückkomme, enthält die Ausgabe von 1715 mit dem Vermerk: „Ein ausnehmend liicherliches Buch.“ Die wenigen charakterisierenden Notizen in diesem Kataloge gehen. wie ich nach andern Beispielen glaube, auf Brentano selber zurück.)

4) Vgl. z. B. Brentano Ges. Schriften VII, 144; Steig a. a. OÖ.

283 u. oft.

an: CGörres war ohne Sinn für solche Probleme!) und Stimmungen. Er eignete sich zum älteren kritischen Berater?) des Einsiedlerbundes denn wenn Kritik „ein frommes Greheimnis zwischen zweien, keine feile Öffent- liehkeit“*) war, ausserdem wenn sie als Scherz oder Satire auftrat.4+) hatte der Herausgeber der Einsiedlerzeitung gegen sie nichts einzuwenden —; und als solchen zeichnet sich (söpres recht anschaulich in einem ungedruckten Briefe an Brentano) bei Gelegenheit der ihm gewidmeten „Viktoria”®) 1817: „Ich der Leser,“ schreibt er dort, „habe in completer Illusion wieder in Heidelberg gesessen am eriinen Platze im getäfelten Zimmer, und jener (Brentano, der Dichter) hat ihm, das ist mir, den Bärenhäuter vor- velesen, und ich habe ihn hier und da gedehnt und fürs Publikum zu hochbeinigt gefunden, der damalige Leser aber hat’ sichs nicht einreden lassen, sondern den langen Kerl subtil in den Einsiedler, wie in eine Lade hinein- velegt, Arnim aber hat daneben gesessen, und immer mit

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fasste Selbstparodie der Vossischen Poesie in der „drama- tischen Idylle“ „Des Dichters Krünung,* womit die Ein- siedlerzeitung!) schloss, ist vernichtend. Er war ja, nicht ohne Grund, am meisten angefeindet worden, wie er denn selbst an Villers 1808 schreibt:?) „Seine (Vossens) Feld- züge gegen die Romantiker sollen hauptsächlich mir gelten, was unendlich lächerlich ist, weil ich kein Dichter bin.“ Und doch wurden beide noch einmal gut Freund mitein- ander während seines zweiten Heidelberger Aufenthalts im Herbst 1816. Voss hatte sich durch den Rheinischen Merkur, dessen tleissiger Leser er war, gänzlich versöhnen lassen, so erzählt Frau (sörres 1819 in dem unten abge- druckten Briefe an Arnim,*) und auch ihr Mann berichtet*) im Jahre 1817 an Brentano das Merkwlrdige: Voss hat „mir die Hand gereicht und herablassend von den Nibe- lungen gesprochen, und mir hinter dem Rücken gesagt, es sey an mir am meisten von den Dreyen gewesen, da ich ihn am wenigsten geärgert.“ Dann fachte confessioneller Gegensatz die Polemik von neuem an.’) .

Die Streitgenossenschaft der Heidelberger Zeit aber knüpfte die drei Romantiker erst recht fest aneinander: und die Erinnerung an den selbstgeschaffenen burlesk- satirischen .,Heidelberger Apparat“ ®), wie an manche so köstliche Intimität, „mit sympathetischer Tinte ge- schrieben, die nicht jedem erscheint“.?): blieb unter ihnen, die mit souveräner Verachtung des Publikums für einan-

') Seine übrigen satirischen Allegorien in der Einsiedlerzeitung übersieht man in Pfaffs Neudruck: sie sind gelegentlich von mir berücksichtigt worden.

2) Briefe an Villers, hrsg. v. M. Isler, S. 78.

3) Anhang No. 4.

4) Anhang No. 8: vgl. übrigens auch Br. II, 157.

5) Über „Johann Heinrich Voss und seine Todesfeier in Heidelberg, Strassburg o. J. (1826), von J. Görres,“ siehe weiter unten (III, 5).

6) Vgl. Anhang No. 8.

7) Arnim an Tieck: Holtei I, 14.

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der und einen kleinen Kreis Gleichgestimmter geschaffen hatten, lange erhalten. ')

„Dass alles so aufhört, thut einem doch leid." schreibt Arnim am 1, Oktober 1808 bei Görres Scheiden von Heidelberg,*) dessen Hoffnungen auf eine feste Anstellung oder eine bessere Sicherung seiner dortigen Existenz fehl- geschlagen waren.) Und da auch die wieder auftauchenden Aussichten auf Baiern in nichts zerflossen, zumal auf Landshut,*) wo ja eine Zeit lang Savigny einen ge- wissen romantischen Centralpunkt bildete.*) eine Schar junger Studenten für die Einsiedlerzeitung schwärmte und sie fortsetzen wollte, war es Zeit für ihn gewesen, in seine offen gehaltene Koblenzer Stelle wiedereinzurücken.*) Das Ergebnis seines Aufenthaltes am Neckar jedoch dürfte mit seinen eignen Worten dies sein:’) „Ich bin mit viel guten Leuten in Verkehr gekommen, in deren Leben das Zu- sammentreffen mit mir nicht verloren sein wird, die Blume der Universität ist immer um mich her gewesen, ich habe sehr viel zugelernt, viel gearbeitet und erfahren.“

In Koblenz, wo er dann in Zurückgezogenheit*) die Heidelberger Anregungen verarbeitete, suchten ihn wohl in den folgenden Jahren romantische Jünger und Freunde auf, wie Steffens,*) Dorow,"") Sulpiz Boisserée u. a. m. Im Oktober 1811 aber kam Arnim hinüber, '') fand ihn tief in grosse wissenschaftliche Arbeiten vergraben, erfreute

'!) Vgl. neben manchem anderen Briefe III, 175, 177, 222.

2) Steig a. a. O. 357.

9, Briefe I, 496 f.; Schriften der Goethe-Ges. XIV, 132.

4) Vel. Steig a. a. O. 256 f., 259, 261 f.; Anhang No, 1.

5) Vgl. Steig 250, 261, 265 f.: Briefe II, 31 ff.; Einsiedlerzeitung vom 23. Juli 1808. Vgl. auch Anhang No. 1 und Ringseis Er- innerungen, I, 88 ff.

6) Briefe I, 508, 7) An Villers: Isler 5. 82.

8) Vgl. Rhein. Antiquarius I, 2, (1858) S. 460 und den Brief vom 1. Februar 1809 (Anhang No. 1).

9) Steffens, Was ich erlebte, VII, 368 £.

w) Dorow, Erlebtes a. d. Jahren 1790-1827, III, 64 f.

11) Steig 290,

sich wieder in seiner Familie und frischte alte Erinnerungen auf; er erkannte alles wieder, und sie waren zusammen, als hätten sie nie Abschied von einander genommen. Görres war und blieb ihm „ein brav Kerl, der zu gut ist, um angestellt oder gelobt zu werden.“ Für die neue Universität zu Berlin aber, wo er und Brentano 1809 und 1810 so schaffelustig Wand an Wand hausten,') und einen neuen romantischen Dreibund dort konnten iln seine un- eigennützigen und treugemeinten Anerbietungen nicht ge- winnen.?) Die gewaltige Wirkung des „Rheinischen Merkur" sodann weckte in Arnim wie Brentano Wünsche nach einem erneuten romantischen Zusammenschluss:*) Arnim hoffte zeitweise aus seinen durch die Zeitläufte zerrütteten Vermögensverhältnissen und der „Hardenbergerei” auf Savignys Anraten durch eine Civilanstellung in Görres Nähe sich herauszufinden.*) Brentano bot seine persön- liche Hülfe als Correktor und Correspondeut an. Es ist rührend, wie er auf der Suche nach einem festen Halt in der Friedlosigkeit seines Daseins hier gegen das Entgelt von Görres Umgang, in untergeordneter mechanischer aber nutzbringender Beschäftigung Ruhe und Glück zu finden meinte:°) und vielleicht dachte er zugleich an ein neues auch litterarisch thätiges romantisches Organ, wenn er Görres empfahl, das einflussreiche Blatt nach dem Frieden zum Teil aus der Politik heraus in die wissenschaftliche und Kunstkritik überzuführen.®) Die Erörterung des späteren Verhältnisses zwischen Görres und Clemens Brentano gehört

I) Steig 286. 7?) Briefe II, 159, 196 f.

3) Ihre Beiträge anlangend siehe für Arnim Br. II, 448, 449. Brentano (res. Schriften IT, 66—60: Br. I, 468.

4) Briefe IT. 449f., 481. 5) Briefe II. 468.

6) Es ist möglich, dass Görres bei längerem Bestehen des „Merkur“ diesem Rate entsprochen hätte. Kurz vor seinem Ver- bote die letzte Nummer erschien am 10. Januar 1816, am 4. und 6. Januar, findet sich unter der ständigen Rubrik „Litteratur“ als erster nicht politisierender litterarischer Beitrag die Besprechung des „Taschenbuchs für Freunde altteutscher Zeit und Kunst“, Kiln 1816, durch Gorres.

nicht mehr in den Rahmen dieser Untersuchung;') erwähnt sei nur. dass noch 1828 in München Görres Brentanos „Philister vor. in und nach der Geschichte“ für weitere Kreise herauszugeben plante.?)

Die auf gegenseitiger höchster Achtung beruhenden Beziehungen zu Arnim dauerten bis zu dessen Tode fort. Armin hat bei seinem Aufenthalt in München und im (iorreshause 1829 den Freund selbst nicht mehr wieder- xeschen.®) Dagegen mit Bettinen, die oft bedauert hatte, ihn nieht zu kennen.*) freundete dieser sich bei ihrem Besuche®) in München im Sommer 1830 an, „noch frühe venug. um das schöne, grosse, unverfälschte Naturell in ihr zu erkennen und die grosse Wahrheit in ihrem In- nersten.” Fortan ist seine Bewunderung für sie bleibend. Der Nachruf auf Arnim nennt sie „eine Frau, so ver- schieden von den meisten ihres Geschlechtes, wie er irgend es von den meisten sein mochte, die im gelehrten Deutsch- lande aufgeschrieben stehen.“ Die Recension des Brief- wechsels mit einem Kinde aber, die Bettinens Freundschaft

III.

Görres als Herausgeber, Litterarhistoriker, Kritiker.

Der Briefwechsel zwischen Görres und Arnim handelt nur in den ersten nachheidelberger Jahren recht eigentlich von romantisch-litterarischen Interessen: innere und äussere Politik, Wirtschaftliches und Häusliches macht später seinen Hauptinhalt aus. Will man (iörres gesammte, durch die jüngere Romantik erzeugte, wissenschaftliche und litterarische Thätigkeit kontrolieren, so wird man sich vor allem an zwei andre umfangreiche Correspondenzen in den „Freundesbriefen“ halten: die mit C'reuzer und den Brüdern Grimm.

Creuzer hatte Arnim und Görres von allen Heidel- bergern ja am nächsten gestanden, weil er frei war „von aller hölzernen Steifelei, die den deutschen Gelehrten wie eine Art von Zunftkrankheit anhaftet.“') Mit Görres, dem er „viel verdankte,‘‘?) verbanden ihn die in ihren Briefen traktierten mythenhistorischen Studien.*) Er stellte aber auch die zerrissene Verbindung mit Heidelberg her. indem er Görres über die Vorgänge am Neckar auf dem Laufenden

——

1 Görres an Ch. de Villers, Isler a. a. O. 8S. 70: Vel. Steig S. 258: Creuzers Autobiographie. Neudruck v. Dittenberger (Die Universitat Heidelberg im Jahre 1504) S. 79: u. a. m.

2) Aus dem Leben eines alten Professors. Friedrich Creuzers Deutsche Schriften, V. Abthlg., 67: vel. W. Menzel. Denkwiirdig- keiten, 1877, 8. 197 f.

8) Die Mythengeschichto der asiatischen Welt, Heidelberg 1810, ist ihm gewidmet. 8. oben S. 6 Anmerk.

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hielt, ihn mit dem neuesten Klatsch fiitterte und als ein- ziger endgültig dortgebliebener Romantiker gegen die antiromantische Partei die Fehde weiter focht, deren Preis die Heidelberger Jahrbiicher bilden sollten.

Das endliche Resultat war,') dass, nachdem Creuzer sich bald des Ärgers tiberdrtissig von der Redaktion und der Theilnahme an ihnen überhaupt zurückgezogen, seit 1811 kein Beitrag von Arnim sich mehr vorfindet, Görres 1813, nach völliger Pause im Jahre 1812, die letzten Bei- träge für zehn Jahre hinaus lieferte, und somit das „Da- gewesensein poetischer Naturen“, wie Creuzer mit Bitter- keit schreibt, in den Jahrbüchern nicht mehr verspürt wurde, die, schon seit 1811 durch die aufgegebene Sonderung in fünf Abteilungen ihres grossartigen Charakters verlustig, dann müd und schwächlich dahinschlichen. Aber die Beiträge aus der Frühzeit ihres Bestehens noch nie ge- nügend gesammelt und ausgeschöpft, bergen, wie schon oben angedeutet, einen reichen Schatz an Material für die litterarhistorische Einsicht in die jüngere Romantik, worauf schon Friedrich Böhmer hinweisen durfte’) Ich gebe im Folgenden eine Zusammenstellung sämmtlicher Be- sprechungen*) von Görres:

1808, Fünfte Abtheilung. Philologie, Historie, schöne Literatur und Kunst, II, 261: Ph. O. Runge. Die Zeiten. Vier Blätter. Von J. Görres. III, 409; J. Görres, Die teutschen Volksbiicher. Im Inhalts- verzeichnis: Von Görres,

1) Es sei für die Parteiungen verwiesen auf: Briefe II, 45, 46, 47, 52, 59, 54, GO, 03, B8—N9, 102, 107, 110, 161, 162 n. 0. Vel auch den ungedruckten Brief an Arnim vy, 2 Juli 1810: Anhang No. 2, u. Arnim an Zimmer «dd. 28, Juni 1811, Zimmer u, d. Romantiker 8. 162.

2) Br. IT, 47.

5) Janssen, Böhmer T, 438; er bedauerte auch schon mehrfach, dass wir keine Sammlung der kleinen litterarischen Außätze von Gürres besitzen.

4) Citiert nach Abteilung, Band und Seitenzahl.

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III, 432: Fr.Schlegel. Poetisches Taschenbuch!) für das Jahr 1806. ITE, 439: Coup-d’oeil sur les Universités et le mode d’instruction publique de [' Allemagne protestante etc. p. C. Villers. Cassel 1808. Im Inhaltsverzeichnis: Von Gérres. 1809.

Erste Abtheilung. Theologie, Philosophie und Pädagogik.

Il, 193: Oupnek’hat, id est secretum tegendum, opus ipsa in India rarissimum etc. etc. in Latinum conrersum, Dissertationihus et Annotationibus .... tllustratum studio et opera Anquetil Duperron. Argentorati, 1801, T. I. 1802, T. IJ. Im Inhalts- verzeichnis: Von Görres.

II, 221: Versuch einer neuen Darstellung der uralten indischen All-Hins-Lehre ... von Th. Anselm Rixner. Nürnberg 1808. Im Inhaltsverz.: Von Gorres.

II, 269: Othmar Frank. Das Licht vom Orient. Nürnberg 1808. Im Inhaltsverz.: Von Görres.

Fünfte Abtheilung. Philologie u. s. 1.

I, 222: L. A. v. Arnim uw. Clemens Brentano. Des Knaben

Wunderhorn. Im Inhaltsverz.: Von g—s.?) 1810.

Erste Abtheilung. Theologie, Philosophie und Pida jogik. I, 94—126: 1. Über Licht und Wärme von Oken. Jena 1808. 2. Lehrbuch der Naturphilosophie von Oken. Jena 1809. Anomym, aber sicher von Girres. I, 241: Mythologie des Indous par Mie. Polier. 1809. Anonym, vgl. aber Br. II, 91. Fünfte Abtheilung. Philologie u. 8. w. 1, 249: C.W. Ahlwardt, Probe einer neuen Ubersefzuna der Gedichte Ossians aus dem galischen Original. Anonym, vgl. aber Br. II, 104. II, 30: Des Knaben Wunderhorn. Beschluss. Im Inhaltsverz.: Von n—s})

1) Anonym, aber Wortschatz und Stil, die hier niedergelegten litterar- und kunsthistorischen Lieblingsanschauungen, die ich aus anderen Aufsätzen von Görres zu belegen vermag, lassen mir über seine Autorschaft keinen Zweifel.

2) g—s = (Jose)ph (Görre)s.

3) Unter der Chiffer a—s, oder N—s recensierte gelegentlich Arnim (vgl. 1810. 1. Abtlg., IL, 116; ö. Abilg., II, 116: 1811, II, 1195): es sollte wohl eine Anähnlichung an das Görresische 9—s sein. Die Chiffer a—s für diesen wird hier beim Beschluss der Wunder- hornbesprechung als Versehen oder Druckfehler aufzufassen sein.

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verfolgt"), sein Stil in einer mit Arnim und Brentano gemeinsam verfassten Ankündigung der „Altdänischen Heldenlieder“ von Wilhelm einmal nachgeahmt worden ?). Nun hatte ein Vergleich ihres zurückgezogenen Ar- beitens mit dem in weitverzweigtem gelehrten Verkehre stehenden v. d. Hagen den Brüdern doch die Überzeugung von der Nützlichkeit, ja Notwendigkeit litterarischer Correspondenzen aufgedrängt?). So knüpfte Jakob den Briefwechsel mit Görres an, damals noch nächst dem mit Arnim*) der einzige, der ihnen zeigte, „dass jemand ein wohlwollendes und nachsichtiges Interesse an ihren Ar- beiten nahm“). Bald werden auf beiden Seiten innige Herzenstöne laut. Es ist erbaulich zu sehen, wie schnell und instinktiv sicher Görres aus der Ferne in den Kern ihres dem seinigen so entgegengesetzten Wesens und Arbeitens eindrang, wie liebevoll er es charakterisierte, wie fein er den Unterschied in den Naturen der Brüder herausfühlte. Beide steuerten dann auch begeistert und entrüstet zum „Rheinischen Merkur“ bei®), und nach dem Verbot schrieb Jakob: „Wenn man ihm (Görres) mit Un- recht ein Haar krümmte, wäre ich gleich dabei, öffentlich und namentlich dagegen zu sprechen. Man sollte ein Paar tausend blosse Namensunterschriften unter eine ganz kurze Erklärung sammeln und drucken lassen“, und

) Vgl. z.B. Briefwechsel a. d. Jugendzeit 81, 83, 89, 90, 98, 110, 114, 116, 151—54.

2) Jugendbriefe 198; Heidelb. Jahrb., V. Abt., 1810, Intelligenz- blatt III, 9-11 = Kl. Schriften von W. Grimm I, 173—175; über sie R. Steig, Zs. f. deutsche Philologie 29, 195 ff.; ich komme noch einmal auf sie zu sprechen.

3) Jugendbriefe 189, 168, 173.

4) Dieser Briefwechsel wie auch der Arnims mit Bettina (R. Steig und H. Grimm, Achim v. Arnim und die ihm uahe standen, Bd. 2 u. 3) wird uns natürlich auch manche bemerkens- werte Äusserung über Görres bringen.

5) Briefe II, 813.

6 Briefe II, 422, 448 ff., 454f, 478 u. a. m. Ich brauche auf ihre Beiträge hier nicht einzugehen.

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Merkur“, Januar 1814. Sie wird bezeichnet auch durch die Teilnahme an den „Heidelbergischen Jahrbüchern“ und gipfelt recht eigentlich in einem grandiosen Plane zur Herausgabe altdeutscher Dichtungen nach vatikanischen Manuskripten von Glöckle unter dem Titel Bibliotheca Vaticana!), der aber aufgegeben wurde®), nachdem die deutschen Handschriften für Heidelberg 1816 wieder- gewonnen waren. Als Görres nach völligen Aussetzen 1814 und 1815, in dem für die methodische historisch-philo- logische Erforschung des Altdeutschen epochemachenden Jahre 1816 °) seine Arbeiten wieder aufnahm und während seines Exils in Strassburg und der Schweiz seit 1819 auch fortgetzte +), durfte seine Begeisterungsfähigkeit für dieses Gebiet nur noch geringe Anteilnahme beanspruchen. Den Trieb zur Beschäftigung mit deutscher Litteratur hatten doch im Grunde nur seine Beziehungen zum Öffentlichen, politischen Leben Deutschlands hergegeben. Er hatte es von der Litteratur her regenerieren wollen. in ihm selbst waren künstlerische und politische Interessen darin besteht der einschneidendste Gegensatz der jüngeren Romantiker zu den mehr der einseitig ästhetischen Cultur des achtzehnten Jahrhunderts folgenden Genossen der „Schule“ amalgamiert. Nun, als seine politische Wirk- samkeit in Deutschland einen gewissen vorläufigen Ab- schluss erreicht hatte, hörte die wechselseitige Bedingung und Befruchtung der beiden Interessen auf. Es entstand ein Dualismus zwischen ihnen, unheilvoll für seine litteratur-

1) Briefe 282, 325, 326; die prachtvolle Ankündigung von Görres im Anzeiger zu Gräters Iduna und Hermode No. 19 (8. Oktober 1812) und in dem Zimmerischen Allg. Bericht von neuen Büchern und Kunstsachen. 6. Jahrg., 1812, No.2, 8. 119—122; s. a. w. unten.

2) Briefe II, 506, 608; s. w. unten.

3) Vgl. Hermann Paul, Heidelberger Romantik u. d. Anfünge der Sprachwissenschaft. Beilage zur Allgemeinen Zeitung, 1886 No. 199 S. 3916.

4) Ich möchte für die zeitlichen Begrenzungen von Görres Arbeiten verweisen auf die Briefe der Brüder Grimm II, 500; ITI, $22, durch die gewisse Einschniite deutlich werden.

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wissenschaftlichen Arbeiten und Pläne, die in ihrer Ufer- losigkeit und da die kirchlich-apologetische Tagespolitik, die nun immer mehr die Oberhand gewann, sie durch- kreuzte, schliesslich unausgeführt bleiben mussten. An Görres „Teutsche Volksbücher* 1807 setzen sich seine weiteren Studien zum Teil auch unmittelbar an und sind so aus der Romantik geboren mit diesem Buche, der bekanntesten und am tiefsten wirkenden litterarhistorischen Leistung des einst als Jakobiner, dann als abstruser Natur- philosoph verschrieenen Mannes.

I. „Die teutschen Volksbücher‘“.

Die Geniezeit des achtzehnten Jahrhunderts brachte die von der feineren Geisteskultur rund zwei Jahr- hunderte lang verschmähten, in schlechtem Druck auf den Jahrmärkten verkauften Volksbücher oder -romane in der Litteratur wieder zu Ehren. Dem Fauststoffe zogen so Goethe, der Maler Müller, Klinger, der Sage vom ewigen Juden Goethe, der Genovevalegende wiederum Müller ein neues Gewand an. Das konnte geschehen. weil sie manchen Phantasie- und Gemütreicheren unter den Gebildeten von ihrer Kindheit her wieder eine liebe Lektüre geworden waren: sie hatten sich in Goethes '), Müllers *) Einbildungs- kraft unauslöschlich fürs Leben geprägt, in sie vertiefte sich Jung-Stilling *), und dass sie die Karschin*) litterarisch bilden geholfen haben, sei ihnen verziehen. Aber auch Lessing hatte während der Breslauer Zeit inniges Wohl- gefallen an manchen vergessenen Romanen gefunden >) und wünschte, dass sie wieder gedruckt würden. Und wie er bei seiner Beschäftigung mit altdeutscher Litteratur überhaupt dem erzählenden und didaktischen Fache vor

!) Aus meinem Leben: Weim. Ausg. I, 26, 51; 28, 157 m a.

2) Seuffert, Maler Müller, 5. 11, 176.

3) Lebensgeschichte, Stuttgart 1835, S. 103, 100.

‘) Helmina vy, Chézy, Unvergessenes I, S. 17f.

6) Lessings Leben von K. G. Lessing, I (1798), S. 245; Erich Schmidt, Lessing? II, 89,

dem lyrischen den Vorzug gab'), so registrierte er auch bei Musterung der Wolfenbiitteler Manuskripte und In- kunabeln manches Stück unserer Gattung oder dessen Quelle für eine litterarhistorische Verwertung*). Aus den reichen Gothaer Schätzen schöpfte dann Heinrich Aug. Ottokar Reichard*). Er brachte, wie weniger bekannt*), unter dem alten Titel: „Buch der Liebe. Inhaltendt herr- liche schöne Historien, allerley alten und newen Exempel; züchtigen Frauwen und Jungfrauwen, auch jedermann in gemein, zu lesen lieblich und kurzweilig.“ Erster Band. Leipzig bei Weygand 1779, den Abdruck einer Ausgabe des „Ritter Galmy“ vom Jahre 1588 und eines hand- schriftlichen Fragmentes des „Apollonius von Tyrlandt“. Zwar der kuriose und doktrinäre Zug des Aufklärungs- zeitalters spricht noch unverkennbar aus seiner Vorrede. Doch wie ein schüchterner Vorklang der Romantik hört es sich an, wenn er fragt: „Warum sollte das Publikum einer Sammlung von Volksromanen oder altdeutschen Dollmetschungen seinen Beifall versagen, wo mancher Roman mehr Originalität und Erfindung aufweist, als die Kopieen unserer Tage, die, wie die Schwalben um den Stosvogel, um jedes Genie-Produkt zu schwärmen pflegen.“ Schon war die französische Bibliothöque bleue mit einer solchen Sammlung und Adaptierung von Volksbüchern Vorangegangen. Und nach dem Vorbilde und mit Be- nutzung der von Wieland ausgemünzten, am 1. Juli 1775 begonnenen Bibliothöque universelle des romans („dans lequel on donne l’analyse raisonnée des romans anciens et modernes“) schuf Reichard, durch eine Reihe Mitarbeiter

1) Vgl. Erich Schmidt, Lessing? IT, 89.

2) Sämmtl. Schriften hrsg. von Karl Lachmann, XI (1839), S. 486—91: „Zur Geschichte der deutschen Sprache u. Literatur v. d. Minnesängern bis auf lLuthern“.

3) Allg. deutsche Biographie 27, 625—26. Selbstbiographie, überarbeitet v. Herm. Uhde, Stuttgart 1877.

4) Fehlt Goedeke IV, 264 und bei Uhde. Heyses Biicherschatz No. 1712. S. jetzt Bolte, Wickram I, XXV.

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unterstützt, seine 1778—94 in 21 Bänden erschienene „Bibliothek der Romane“. Die beiden ersten der fünf stehenden Rubriken eines jeden Bandes enthalten die Ritterromane und die Volksbücher, „Die deutsche Biblio- thöque bleue*,

Es sind in der Hauptsache Nacherzählungen in modernem Stil und abkürzende Inhaltsangaben, oft mit bibliographischen Mitteilungen und gelehrten Abhandlungen verhrämt, die, wie an einem Beispiele zu zeigen möglich ist, auch Görres kannte und benutzte. Aber der Herausgeber hat nicht selten Freude an dem naiven, treuherzigen Tone, an sinnfälligen, unabgegriffenen Ausdrücken des alten Textes und veranschaulicht ihn durch Proben. Ja. er liefert eine bibliographische Seltenheit wie den Wigalois von 1564 den Lesern in seiner ächten Gestalt, „so holz- schnittmässig und ehrwürdig alt, als er im Originale be- findlich ist“ '), So herrschte bei Reichard im allgemeinen eine bescheidene Zurückhaltung, ein gewisser ehrfürchtiger Respekt vor dieser seit Jahrhunderten in beständigem Fluss befindlichen Litteratur; ganz anders als in den auf- klärerisch-altklugen, moralisierenden oder gezierten Neu- ausgaben, die am Ende des Jahrhunderts aus der Solbrig- schen Buchhandlung?) in Leipzig hervorgingen.

Für die Wissenschaft wurde erst durch die biblio- graphischen Zusammenstellungen bei Panzer?) und Koch?) ein sicherer Grund gelegt. während der Däne Nyerup um die gleiche Zeit, 1795, den heimatlichen Vorrat an Volks- büchern musterte®),. Dann kam die Romantik, und ihre I) Bibliothek der Romane, Zweyter Band. Berlin 1778, bey Christian Friedrich Himburg.

*) Es erschienen dort u. a. Octavianus, Melusine, Marelone, Dioeletianus und Cleopatra „oder die sonstige Geschichte der 7 weisen Meister“, Siegfrid u. Florigunda (vgl. Golther, Das Lied vom Hiirnen Seyfried etc., Halle 1889, S. XXXIV), Genovefa,

‘) Annalen der älteren deutschen Litteratur, Nürnberg 1788,

‘) Compendium der deutschen Literalurgeschichle von den ältesten Zeiten bis auf Lessing, TI (1798).

*) In der dänischen Monatsschrift Isis 1795, März bis Juni,

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Führer traten zugleich als die gewappneten Herolde dieser Litteratur auf. Auch die Wurzel der Görresischen „Volks- bücher“ führt in den Nährboden der älteren Romantik hinunter. A. W. Schlegel hatte ja an einer berüchtigten Stelle in dem Teile seiner Berliner Vorlesungen, der im Drucke der „Europa“ auf Görres, wie mehrfach gezeigt, stark wirkte, das Vorhandensein einer eigentlichen Litteratur unter den höheren Ständen überhaupt geleugnet und allein dem Volke, dem gemeinen Mann eine solche „in den unscheinbaren Biichelchen, die schon in der Aufschrift ‚Gedruckt in diesem Jahre‘ das naive Zutrauen kundgeben, dass sie nie veralten werden“, vindiciert'): er handelte dann in dem dritten Kursus seiner Vorlesungen einen Teil davon litterarhistorisch ab?). Friedrich Schlegel, seit dem Anfang des Jahrhunderts der Wecker des specifisch romantisch-patriotischen, altertümelnden Sinnes, aber hatte teils nominell, teils persönlich die „Geschichte des Zauberers Merlin“, „der schönen und tugendsamen Euryanthe* beide von Görres besprochen *) —-, den „Lother und Maller“ +) erneuert und herausgegeben und schwärmte bisweilen elegisch von „jenen Volksbüchern, in denen noch die schwachen Reste alter Fabel und Dichtung fortleben“ 5). In der produktiven deutschen Litteratur aber erstanden sie. nicht mehr abweisbar, durch die Bearbeitungen Tiecks, der die Verunglimpften auch sonst wohl apologetisch ver- trat, wie schon in 'aufgeklärten „Peter Leberecht* ®), im

t) Europa II, 5—7; A. W. Schlerels Berliner Vorlesungen, hrsg. v. Minor, II, 17 ff.

2) Vorlesungen III, 145—160.

38. 0.8. 44f.

4) Eine Rittergeschichte u. s. w., Frankfurt a. M. 1805. Der alother und Maller* gab das Gesprächsthema bei Görres flüchtiger Berührung mit Jakob Grimm zu Coblenz i. J. 1805 ab ıvgl. Br. II, 201).

3), Fr. Schlegel, Poetisches Taschenbuch für das Jahr 1806, S. 296.

6) Schriften XV, 21.

99

in feierlichster prophetischer Prosa und rhythmischem, zumeist jambischem Tonfall: die poetische Vision eines Zutrittes zu Friedrich Barbarossa und den bergentriickten Kraftgestalten der Volksbücher und Heldensage, der die dann folgenden Blätter gezeitigt habe. In der That ') liegt dabei auffallende Ähnlichkeit der Situation mit dem volks- tümlichen Sagenmotiv?) im „Gesicht 4 la mode Kehrauss“ «es Moscherosch vor, aus dem Tieck in seiner Erzählung + kin Tagebuch“ ?), als seinem Lieblinge, Auszüge gebracht, sie später Arnim dasselbe im „Wintergarten“ that. Und Ihatte nicht Brentano den Philander von. Sittewald, den seme Bibliothek barg, schon im ,,Godwi* einmal zu Worte gerufen*), und die in Clemens Geiste*) von Alois Schreiber zu Heidelberg geleitete „Badische Wochenschrift“ sich 1806 nicht mehrfach mit der Person und den Schriften Moscheroschs beschäftigt? *) Aber auch Novalis hat an der Wiege dieses Prologs Gevatter gestanden. An Heinrichs von Ofterdingen Besuch

I) Kochs Hinweis, Nationallitteratur Bd. 146, S. 6, Anm.

2) Vgl. Grimm, Deutsche Mythologie, 4. Aufl., S. 794 ff., 797: Deutsche Sagen No. 21.

9) A. d. J. 17988. Strausfedern Bd. 7, S. 3—100 = Schriften 16, 201 ff.

4) Godwi II (1802), S. 20. Vgl. Brentanos Bibliothekskatalog

1819,C. No. 220—22: 282, Hat Tieck im „Phantasus“, 1812, I, S.52 ff. mit der Charakterisierung Manfreds ein Portrait Brentanos geliefert? Ich- will hier nur die folgende Stelle ausheben: ..,oder was das Schlimmste ist, er liest vor, und verlangt, jedermann soll an irgend einer Schnurre, oder einem alten vergessenen Buche denselben krank- haften Anteil nehmen, zu welchem er sich spornt. So geschah es gestern, als er plötzlich den Philander von Sittewald herbei holte, ewig lange las, und sich verwunderte, dass wir nicht alle mit demselben Heisshunger darüber herfielen, wie er, der das Buch vielleicht in Jahren nicht angesehen hat: und so bringt er wohl morgen den Fischart (vgl. z. B. Fischarts Einwirkung auf Brentanos „Philister“), oder Hans Sachs (vgl. Brentanos „Lied von eines Studenten Ankunft in Heidelberg“).*

6) Vgl. R. Steig, Neue Heidelberger Jahrbücher VI, S. 69 ff.

§ Kurfürstl. privil. Wochenschrift für die Badischen Lande,

14086, No, 2, 18, 22.

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sie früher seiner Braut einmal. ausgemalt'). Welch’ schroffen Stilwechsel doch muss man beim Ubergang zu der folgenden Einleitung (S. 1—26) passieren! Denn sie bemüht sich klar, einfach und wohlgegliedert zu sein, zumal anfangs, wenn auch später unvermögend, dem Bilder- und Wortstrome länger zu wehren, lässt sich zu den Gegnern dieser Volkslitteratur herab und unterhandelt mit ihnen um Toleranz, ja Hochachtung davor, in logischer Beweisführung und Deduktion ®'\.

Die Eingangsworte (S. 1—2, Z. 12) lassen im Wesent- lichen die Schlegelischen Bemerkungen aus der „Europa“ aufquellen; sie legen, wie dort, gegenüber der Flüchtigkeit und Unbeständigkeit der höheren Litteratur, wo jedes Jahr ,,die Geburten des Augenblicks, wie Saturn seine Kinder“ verschlingt, auf die Dauerhaftigkeit, allgemeine, internationale Verbreitung und Beliebtheit dieser Bücher beim Volke Nachdruck; auch eine Art statistischer Er- wägung zieht Görres im weiteren Verlauf (S. 10, 11) heran. Nicht mit blinder Voreingenommenheit, wie ander- wärts so oft, spricht er hier für die hohe Würde des Volksmässigen: sondern in Abwägung des Für und Wider macht er dessen innere Bedeutung, den Unterschied zwischen Pöbelhaftigkeit und Volkssinn hier mit zu erwartenden Ausfällen gegen die Tageslitteratur —- wie ihn schon Herder?) und Bürger*) scharf gezogen, klar. Nicht allein den Gegern: es hat den Anschein, als ob er, dem ein Kreis „weniger Edlen“ den Beifall der Menge einst hatte ersetzen sollen’), die Anschauung vom Wesen und Werte des Volkstümlichen, die ihm in Heidelberg aufgestossen, auch in den Kreis seiner Gedanken erst recht einordnen

N) Briefe I, 34f. Vgl. o. S. 4 u. 33.

2) Vgl. bes. Übergänge wie auf 8.3, 4,8, 9, 10 f., 26, die seinem Stile sonst nicht eigen sind.

8) Volkslieder, hrsg. von Carl Redlich, Berlin 1885. S. 173 f.

4) Vgl. z.B. die Vorrede zur 2. Ausgabe der Gedichte, Bürgers Werke, hrsg. v. (irisebach, 5. Aufl., Berlin 1394, S. 382.

5) Vgl. oben 8. 5.

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für eine „Bücherschau* von 49 Nummern'). Wie wenig bibliographische Genauigkeit, sorgsame Quellenkritik Görres wildwüchsigem, impulsivem Schaffen eignen konnte, braucht kaum noch betont zu werden. Man verstelit es wohl, wenn er gelegentlich seiner „Mythengeschichte* an Jakob Grimm schreibt *): „Den langen Schweif von tausend Papieren und Papierchen zu schleppen, war mir ganz ungewohnte Arbeit“; er, der mit einem auf das Grosse und Allgemeine gehen- den „historischen Takt* *) die Frucht genauer methodischer Untersuchung mühelos vorweg vom Baume der Erkenntnis pflücken möchte. Zudem wusste er selbst, dass er zur Zeit als die „Volksbücher* entstanden. im „historischen Studium sehr neu“ war.*) Jakob Grimm’) sprach gegen- über v. d. Hagens von Verständnislosigkeit für den tie- feren Wert des Buches diktierten bibliographischen Aus- stellungen ®) und Berichtigungen, ein Urteil aus, das Görres zu dem seinigen?) machte, und brauchte damit die richtige Schätzung der lebenatmenden Schrift unter ein- sichtigeren Zeitgenossen wohl kaum erst anzubahnen®), Doch wenn er dort wünschen durfte, dass Görres seine gelehrten Untersuchungen zu diesem Werke noch verborgen gehalten hätte, deren oft neben dem Grund- akkorde der Darstellung hinklappernden Ton er empfunden

I) Vel. S. 244 u. 246, wo No. 46 versehentlich doppelt gebraucht ist; daher am Schluss die falsche Zahl 48.

2, Briefe II, 130.

®) Briefe IL, 378.

4) Briefe II, 107.

5) Heidelb. Jahrb. 1811, No, 10, 8.157 f. = K1. Schriften VL 26.

‘) Altdeutsches Museum I, 1, 238 ff.

1) Briefe LI, 201,

5) Vgl. u.a. A. W. Schlegels Lob: Heidelb. Jahrb, 1810, V. L 3, 117; Jean Pauls: Denkwiirdigkeiten a. d. Leben J. P. Fr. Richters, III, 168 (An Marheineke); Fouqués: Briefe IL, 409; oder z. B. Seckendorfs: Prometheus 1808, S.51, bei Gelegenheit einer Anzeige von Hagen-Biischings Sammlung Deutscher Gedichte des Mittel- alters. Görres selbst über den „ruhigen, stillen“ Beifall, den sein Buch bei allen „sinnvollen, unbefangenen* Menschen gefunden: Heidelb. Jahrb. 1808, V. Abtlg. ILL, S. 409.

haben mag, indem er gesteht, dass sie ihn im Lesen stören, und sich schliesslich bei einer Beurteilung des Buches gamicht ans „Litterarische“ d. i. Bibliographische halten wollte‘): so könnte man wohl Anlass nehmen, Görres Schrift nach dieser Richtung hin kurz abzuthun. Aber derselbe Jakob Grimm lässt ihn doch „manche merkwürdige literarische Aufschlüsse gefunden“ haben. Görres selbst legte auf diese Teile seines Buches, die ihn in die da- malige Germanistenwelt einführen sollten?) einen Wert, und gab gerade zu dem historischen Teil Ergänzungen und Berichtigungen.*) Und erstaunlich bleibt die Fülle der damals in Heidelberg in kürzester Frist mit auto- didaktischem Heisshunger wüst und unordentlich zu- sammengelesenen Litteratur ?), die seine Neigung, in grossen Bibliotheken, „Familienarchiven des Menschengeschlech- tes“), zu wühlen, einstweilen stillte, während er später sehnsüchtig nach Paris, Wien, München. Göttingen hin- überschaute.

Musste doch auch der strenge und gelehrte Docen in einer umfangreichen Besprechung des Buches in der Jenaischen Allg. Literatur-Zeitung 1810, No. 108

1) Jugendbriefe S. 151.

2) Volksb. 809—311.

3) Heidelb. Jahrb. 1808, V, IL, 400-427. Übrigens verdankte er einige Notizen dafür ,der Gefälligkeit seiner ehemahligen Zu- hörer der Herren Barone von Eichendorf aus Schlesien* (ebd. 8. 415), die auf ihrer Pariser Reise die dortige Bibliothek für ihn einsahen. Damit erledigt sich die von Krüger, Der junge Eichendorff, 1898, 8. 91 vorgetragene Behauptung, dass Eichendorff nicht, wie wohl schon frühere Biographen von ibm Kewusst hatten, für (Hörres gearbeitet habe, weil die Volksbücher 1807 erschienen seien, die Reise nach Paris aber erst ins Jahr 188 falle. Vgl auch R. Steig, Deutsche Litt.-Ztg. 1499, No. 7.

% Briefe I, 488; II, 284 bezeichnend (an J. Grimm): „Sie fragen mich um irgend ein Buch aus dem Nordischen, ob ich es in Heidelberg gehabt. Ich besinne mich kaum mehr ob ja oder Dein, eg ging mir damals so manches durch die Hände, dass ich nicht Rechenschaft davon geben kann.“

5) Briefe II, 291.

Zur Sm ee

Bre ntanos aus dem Jahre 1819. Dieser Katalog") vermag mit dem Vorbehalte freilich, dass das eine oder andere Buch nach dem Jahre 1807 erworben sein kann als Hzandhabe zu dienen, um Görres Verfahren bei der Aus- wahl seines Materials und damit seine Auffassung vom Begriffe des ,Volksbuchs“ festzustellen. Zu ihrer Zeit beliebte Bücher wie Pontus und Sidonia, Fierabras, Tristrant und Isalde, Florio und Biancefora, Herpin, Ritter von Thurn, Apollonius, Valentin und Orsus, Wigalois,

1) „Verzeichniss einer sehr reichen Sammlung von Hand- schriften und alten Drucken zur Geschichte der deutschen, fran- zösischen, spanischen, holländischen und englischen romantischen Dichtkunst gehörig, meistens Seltenheiten und Gegenstände, die sich zu neuer Bearbeitung eignen, welche nebst andern Büchern in verschiedenen Sprachen und Wissenschaften den 13. December u. folg. Tage d. J. Vormitlags um 9 Uhr am Dönhofsplatze No. 86 durch den Königl. Auctionskommissarius Bratring gegen gleich bare Zahlung in kling. Preuss. Cour. meistbietend vorsteigert werden sollen. Berlin 1819.“ (Die Jahreszahl 1817, oben S. 71 Ann. 8 ist ein Druckfehler.) Brentanos Name ist nicht genannt. Abgesehen davon, dass in Deutschland damals kein anderer Privat- mann eine ähnlich beschaffene Bücherei besessen haben wird, mögen zum Beweise der Brentanischen Provenienz ein paar Stichproben dienen: A. No. 28: „Herzog Beliand oder Herr Wittich v.d. Jordan. Reinliche Abschrift des Gothaischen Mskpts. dieses Rittergedichts“; C. No. 570: „Herzog Ernst von Beyern. Abschrift des Goth. Codex“. Vgl. dazu Steig, Arnim u. Brentano 8. 132 (Br. an Arnim): „Der Wittich vom Jordan und der Herzog Emst werden für mich und Dich in Gotha eopirt“. Unter B, No. 16 ist der sehr seltene Druck des Titurel von 1477 verzeichnet, wobei zu vgl. Brentano an Tieck, Holtei Briefe an Tieck, I, 101, 107.

iche Beispiele liessen sich häufen. Görres „Volksbücher“, Dotorisch auf Brentanos Bibliothek fussend, decken sich völlig mit den einschlägigen Büchern des Katalogs und sprechen so ununı- stisslich für den Besitzer. Clemens Brentano hat 1819 nur solcher Bücher sich nicht entäussert, die irgend ein religiöses Interesse hatten. Dies lehrt ein Vergleich mit Heberles Katalog Brentano vom April 1853, der die Bibliothek Christian Brentanos mitenthält. Auch er ist aber für Görres „Volksbücher“ einzu- sehen. Ich behalte mir vor, über Brentano als Büchersammler besonders zu handeln.

Palssstra X11. 7

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titt.1) Hinwiederum verwirft er verständig das zopfige theologische „‚Geschreibe“ im „ewigen Juden“ (No. 33). Er erkennt hier „nur die Idee als poetisch-brauchbar”, die erst A. W. Schlegels Romanze?) gestaltet habe. Goethes geniales Bruchstück war noch unbekannt.

Eine Fülle von Bildlichkeit und Stimmungsreiz durchzieht

einzelne grössere Volksbüchercharakteristiken. Gern schrieb Wan sie im neunzehnten Jahrhundert aus. weil von Seiten rein menschlicher, geniessender Empfindung etwas Besseres _ über diese Dinge kaum gesagt werden kann. Görres Fähigkeit, geistige Eindrücke in für sich bestehenden, frossen Gemälden zu symbolisieren Brentano deutet einmal darauf hin?) —, diesen uns Gegenwärtire sehr modern anmutenden stilistischen Zug, dichterische Schöpf- ungen und Geschöpfe rein malerisch als ein stimmungs- verwandtes Bild zu behandeln und einzurahmen, kann man hier ein paarmal in echterer und ungezwungenerer Fassung als anderwärts antreffen: beim Volksbuch von „Heinrich dem Löwen“ (No. 16), bei „Christi Kinderbuch“ (No. 47), das „eines (Geistes Kind ist mit allen jenen Bildern «er italiänischen ‘Schule, die mit gleicher Liebe den gleichen Gegenstand behandeln,“ bei der „Genoveva“*) (No. 46 S. 246), die Görres besonders schätzt: war die Erzählung doch ausgegangen von dem alten einsamen Kloster Laach bei dem heimischen Coblenz!

Hier sollen überall die successiven Einzeleindrücke nach Möglichkeit zu einen Gesamtbilde umgeformt wer- den. Aber auch für die Masse der behandelten Er- scheinungen strebt Görres ein einziges zusammenhängendes

1) IIL Bd., 1840, 8. 127 £.

2) Tiecks Musenalmanach für 1802, S.52—09. S. W.T, 223 bis 229,

3) Schriften 8,1560. Vgl. über Kaulbachs von Görres her ge- wonnene Anregungen zu seinen Cieschichtsbildern: Sepp, Gürres, 1877, 8. 399 f.

4) Vgl. auch Zeitung für Einsiedler No. 4, Pfaffs Neudruck S.48 Anm., wo Arnim die schöne Stelle heraushebt.

Palasstra XII. 8

115

schhmieden und innere Beziehungen herauszuholen. No. 10 WS 14 (Montevilla, Fortunat, Herzog Ernst, Eginhard, Heinrich der Löwe). exotische Abenteuer bringend, die ihm, YO er sie hier findet, „nach der allgemeinen geographischen Fabelquelle“ ') hindeuten, kontrastieren mit dem No. 9 gegen Schluss charakterisierten altlıeimischen ntichternen Geiste der Handwerkslitteratur. Mit den Worten (S. 93): „Nach Süden und dem heiligen Fabellande deutete, was wir bisher N diesem romantischen Kreise betrachtet; hier lenkt der Magnetstab der Poesie gegen das nordische Eisenland sich hin.“ geht er dann zum „gehörnten Siegfried“ (No. 15) über. Die Betrachtung über das Gigantische dieser alten Fabel- figuren am Schlusse dieser Abhandlung lässt ihn (No. 16) den „Granitsäulengang“ der „Haimonskinder“ anreihen. worauf weil auch dem „Kreise der romantischen Dich- tungen von Karl dem Grossen“ seiner Ansicht nach an- gehörig?), über deren Stufenfolge er die schon erwähnte eigenartige Anschauung sich gebildet hatte der „Okta- Vian“ folgt (No. 17), den er aber damit zugleich zum Mittel- Punkt einer Gruppe von „Intriguen-Romanen“?°) (Siegfrid, Haimonskinder, Oktavian, Helena, Hirlanda, No. 15—19) Semacht hat. Diese gehen dann mit der ,Griseldis“ (No. 20) „in den eigentlichen Liebesroman“ über, „wie die Zunächst folgende Magelone (No.21) ii-n ausgebildet zeigt.‘‘*) Dann klafft eine Lücke. Es folgt, als ein Höhepunkt der ganzen Darstellung überhaupt ınd genau die Mitte (No. 22) der die Nummern 10—82 umfassenden Abteilung Gr „romantischen“ Volksbücher biidend, das Volksbuch von den „sieben weisen Meistern“. An die Spitze seiner ' Betrachtungen stellt hier Girres darum ein pathetisches Präludium: „Wir nähern uns, indem wir zu den sieben Weigen Meistern übergeben, einem Werke, das durch graues Ta

1) 8.90.

2) S,134; mit Recht: vgl. F. W. V. Schmidt, Wiener Jahr- bücher 81 (1825), S. 107.

) 8. 148 f.

‘) Ebd, 8*

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Yes se eröffnet, und als das erste und verbreitetste. von Sa cien herkommende Feengedicht stellt er die „Melusine“ IN «>. 40) hin.

Nach den vorangegangenen negativ-religiösen Büchern !) betsen mit No. 41 die positiven dieser Gattung und die Leeenden an. von denen die Lebensbeschreibung der seligen Bufemia (S. 244 f.) als „Zeugnis von der Macht, die die Religion in jenen Zeiten hatte. und welehe unendliche Frei- heit im Menschen liegt, ... . alle irdische Wohlfahrt abzu- streifen u. s. w.”®i zur .Genoveva’ (S. 246 fl.) hinüber- fir. Die an ihr charakterisierte rührende Unschuld, lebliche Kindliehkeit und idyllische Ungeschmücktheit findet bei „Christi Kinderbuch” (8. 250 ff.) dann noch wärmere Worte. In der „Beschreibung des jüngsten Ge- riehts“ (8. 257 ff.) wird schliesslich .was in der Svbillen Weissarungen’)vedroht und prophetisch angedeutet wurde”, episch vorgeführt, und in einem ÜEAteLISehen „Gemählde dargestellt.“ “n

Wie äusserlich, willkürlich und seltsam die Nähte zwischen «den einzelnen Sticken auch angebracht sein Mögen: man stösst hier auf die bezeichnendste Form von tiörres Denken, seine Neigung, die disparatesten Gegenstände zusanımen zu schliessen, was Wolfgang Menzel) euphemistisch „geistige Architektur‘ genannt hat. Es sei hier Görres eigene Rechtfertigung solchen Verfalirens aus der „Bearbeitung des Wunderhorns Yorwey genommen ®): „Es hat in unsrer Betrachtung”, Sagt er dort, „was in einzelnen Iyrischen Auswtirfen aus dem Gemüthe nach und nach hervorgebrochen, wie von selbst zu einem dramatisch epischen Gianzen sich

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) Veil. S. 200,

2) 8. 245.

3} No. 41.

8. 257 f.

6) Die Deutsche Litteratur, 2. Autl.. 1836, 1, 167. Auch Guido Görres ldsstaich darüber aus: Histor.-polit. Blätter X XVII, 1851,8.301.

9 Heidelb. Jahrb. 1810, V. Abt. II, 42

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19

lürfte dann später das jetzt häufig als Fremdkörper!) in dem Organismus zu empfindende bibliographisch - histo- sche Material sich gefügt haben, als Konzession an die „gelehrten Wechsler‘‘.2) In der Goethischen Wunderhorn- recension*) fand sich bereits ein hohes Vorbild für die hun ratsame Würdigung nach Einzelnummern.

__ Hiner der ursprünglichsten Abschnitte des Buches ist sicherlich der Epilog (S. 262 bis 306), in seiner jetzigen Stellung eine feurige Coda, ein auf das Ganze gesetzter Trumpf in furiosem, wildwüchsigem und ungestutztem Görresstile. Die Volkshücher selber sind nur zum kleinsten Teile Gegenstand dieser Expektorationen. Der dritte Abschnitt dieser Schlussfanfare (S. 303—7) führt Görres erst zu ihnen zurück, denen ihn „ein Antlug von Begeisterung entführt hat“, während die beiden ersten ihre nächste Parallele noch in dem weit eingehenderen und umfang- feicheren Aufsatz in Daubs und Creuzers „Studien“ (11I. Band, Heidelberg 1807, S. 313—480) finden, betitelt „Re- ligion in der Geschichte. Erste Abhandlung: Wachsthum der Historie,“ der hier als eigenartiges Dokument seiner In Heidelberg herangereiften Geschichtsanschauung wenig- eng genannt sei. Aber hier sollen des ersten Teiles (S. 262--71) all- I neine Betrachtungen über die Geschichte, das „Wachs- um der Historie“, über das Vergehen, den Wechsel der Enerationen, die Erhaltung, Vererbung und Wandlung rer yeistigen Hinterlassenschaft den ..wundersamen Auber, den das Alte ilbt‘“ erklären. Der Glaube an ©tempsychose, dem auch Novalis im ,,Ofterdingen® und en Fragmenten wohl gehuldigt hatte, vermischt sich mit ®n naturphilosophischen Mysterien, die (örres Phantasie eiert, bis zu fast schaurigen Visionen. Da bricht er ab

Und kehrt zu der „bescheidenen Geschichte zurück, deren Da ER

1) Vgl. die oben angeführte Äusserung Jakob Grimms. 2) 8. 800. 5) Siehe oben S. 110.

= Be

Humanität“ '), zum guten Teile ein Gertist, um das er die Jüngen Blüten eines frisch gewonnenen, seligen Enthu- MAsmus schlingt, alles hineinflechtend, was ihm seine seit Cbenso kurzer Zeit erst erworbene originale Kenntnis alt- Veutscher Dichtung irgend damals bieten konnte. So etwa, Wie diese ersten beiden Abschnitte des Epilogs, wird auch As Kolleg über altdeutsche Litteratur ausgesehen haben, As er noch spät im Sommersemester 1808 an der Ruperto- ‘Aruia zu lesen begann; längere Inhaltsangaben mögen Eingefügt gewesen sein; uns ist nichts davon erhalten. Aus er wohl unbedingtesten Verhimmelung des Mittelalters, die Deutschland jemals vernommen, zieht Görres dann das Facit, das natürlich nichts anders sein kann, als die krasseste und einseitigste Herabsetzung seiner Zeit. Auch hier konnte er sich einig wissen mit weniger vorein- genommenen Überzeugungen Herders,?) die schon A. W. Schlegel in den Berliner Vorlesungen zu den seinigen ye- macht hatte.*) Aber so starke Worte von der absoluten Verworfenheit und Impotenz der Neuzeit stehen einzig da. Man wird sie sich erklären müssen aus dem seit der Revolution genährten Hass gegen seine (reneration, der er nun endlich im Mittelalter das verlorene, aber in der Wiedererweckung jener Litteratur und bei ernster, reuiger Umbildung nach, ihrem Geiste doch noch Hoffnung und Heilung verheissende Paradies vorstellen kann. Görres muss somit unter die ersten gerechnet werden, die die manierierte Deutschtümelei der folgenden Jahrzehnte heraufbeschworen haben. Er hahe „die Rosse der Ver- gangenheit vor den Wagen der Gegenwart gespannt“. sagt Th. Mundt im Jahre 1823 richtig von ihm. Aber schon 4807 blieb ihm selbst nicht verschleiert, welche Form die altdeutsche Bewegung bei der deutschen Charakterart in Zukunft anneliımen konnte. Er warnt: „Und wenn sie (die

1) Suphan XVIIL, 29 ff, 34 ff, 37 11,47 u.a . 2) In „Auch eine Philosophie u. s, w.“ 3) Vgl. Haym, Herder I, 54s.

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Gestalten der Vergangenheit) denn nun wachen, und we== sie unserer sich angenommen haben: dann um’s Hinme == Willen! lasst uns das alte Affenspiel nicht wieder ae « mit ihnen treiben, und wie Knaben hinter ihnen zich = und grimassirend, voll Affeetation und hohlem, tausesı Enthusiasm, ihre Haltung und ihr Geberdenspiel und ANE = ihnen nachstümpern, dass es ein kläglicher Anblick rei Götter und Menschen ist.“

Mit der Erörterung solcher Probleme stehen wir wieder auf dem Boden am Ufer des Neckar, in dem Kreise jen =f Genossen, denen das „Wesen alter Zeit, wie .es in den Diehtungen der Vergangenheit fortlebte, am taugli schien, um die erstarrte Gegenwart einigermassen zu I leben,“ die „am Fusse des Jettenbühel ein wenig Reiss | und Holz güsammentrugen, um ein kleines Feuer dort == zünden.“'!) Es war zum guten Teil dasselbe, das, na einem berühmten Worte des Frhrn. vom Stein, „später d’ wi Franzosen verzehrte“. Aber ihr Verfahren hierbei we wieder gar verschieden. Arnim, dem bei altdeutsche Dingen jedes Reden und Urteilen, ohne dass die Sac selbst gegeben wurde, in der Seele zuwider war, der d armen Schelme bedauerte, die immer „am Historisel klebten“, „die nicht wissen wollen, was sie Schönes gr sungen, sondern nur was und wann sie gesungen,“ ?) sand vor persönlichem innigem Bekanntwerden mit dem Geis” des Autors an Tieck*) und an Brentano’) harte Urtei- über Görres Buch. Er hiess es „unnütz“, „ü . leichtsinnig und miserabel ästhetisch geschwätzig“ u glaubte „den ganzen kritischen, neuzeitigen Übermuth, immer Talentlosigkeit und Mangel an Erfindung verräth- darin wahrzunehmen.*)

t) Worte aus Görres Nachruf auf Arnim.

2) Steig a. a. O. 5. 160.

®) Briefe an L. Tieck, hrsg. v. K. v. Holtei I,12; Steig a. a. 0. S, 221.

4) Man kann einen Schluss auf den überlegenen Arnimschen Einfluss ziehen, wenn man das erste rückhaltlos verhimmelnde |

1233

Und bei dieser Gelegenheit gedenkt Arnim auch der eCplanten Herausgabe einer Sammlung von Volksbüchern nach den besten Quellen, die Brentano dann am 29. Nov. 1807 dem Verleger Zimmer mit dem Bemerken mundgerecht 2U machen sucht,') dass auch Goethe, dem er davon ge- Sprochen, grosse Freude daran hätte. Aber nur der »-Cioldfaden“ Jörg Wickrams erschien 1809 durch Brentano, Sedacht als erster Band einer „Sammlung deutscher Volks- Fomane nach den ältesten Ausgaben“.?) Görres scheint Inzwischen diesen Plan, der den Appell zur Wieder- belebung dieser Litteraturgattung ans der Theorie in die Praxis umgesetzt haben würde, auf Anraten der Freunde und wie Arnim es gelegentlich seines Urteils über die „Volksblicher“ schon von ihm gewünscht hatte, über- Nonmmen zu haben. Er nahm Brentanos Bücher mit nach Coblenz*) und fing selber an. alte Bücher und Hand- schriften zu sammeln. Als 1809 des vielgeschäftigen v. d. Hagen und Büschings „Buch der Liebe“ I. Band, nn EEE Urteil Brentanos über die Volksbücher (Steig 218) vergleicht mit derm, das er nach den ubigen Ausserungen Arnims und den Veiteren, dass Girres „die Ansicht gedrängt, ohne sich dabei ein Ata sehen zu geben, lieber die Sache recht genau ansehend, nachher N: Publikum“ hätte schicken sollen (Steig 221), am 20. Nov. 1807 23 xwamer gegeniiber ausspricht (Zimmer u. d. Romantiker S. 179 f.): „im Görres Büchlein steht manches schöne Wort, doch steht auch Marches nicht an seinem Ort. Ich weiss nieht, warum es mir keine Freude macht, darin zu lesen -- es giebt Schriftsteller, ¥elchen es nur gegeben ist, sich selbst und nicht ihren Gegen-

“land zu verherrlichen.“ Und selbst (iörres schreibt gleich nach em Bekanntwerden mit Arnim am 1. Febr. 1808 an Jean Paul iefe IT, 29): „Ich wollte Ihnen meine Volksbiicher schicken, ein “War überflüssiges Buch, da die Dinge da sind und ruhig bleiben Werden, von denen der Pluralis spricht, und Alles auch gerade % Sein würde, wenn er gar nicht gesprochen hätte, das jedoch gut gemeint ist .. .* 1!) Zimmer u. d. Romantiker S. 178. 2) Ebd. S. 183. 3) Vgl. den Brief im Anhang No. I und Steig a. a. O. S. 259. Über Görres nachgelassene Bibliothek und Handsehriftensammlung siehe weiter unten am Schlusse von III, 4.

schichte, auch Poesien, Lieder etc.“ enthalten sein.!) Zu den Gebildeten unter den Verächtern der Volksblicher hatte Görres gesprochen; darin liegt die Bedeutung des Buches als Folgeerscheinung einer Umkehr der An- schauungen auf allen Gebieten überhaupt. Wenn Crabb Robinson über Görres urteilt: „His books are distinguished for their obseurity; his work on the Volksbücher is such as the Volk would never understand,“ so ist der sonst. klug beobachtende Engländer mit seiner Auffassung dessen, was Görres wollte, gründlich fehlgegangen.?)

Man schaut von diesen Bemühungen der jungen Ro- mantik hinüber auf die parallele Leistung im Gebiete des Volksliedes. Auch hierfür hat der Theoretiker Görres von den Zeitgenossen laut eigenem Zeugnis der Wunderhorn herausgeber die verständnisinnigsten Töne aufgebracht.?)

2. Volkslied, Minne- und Meistergesang.

Die Wunderhornrecension (Heidelbg. Jahrb. 1809, V, I, 5, 222 ff., 1810 V, II, 9, 30 ff.)*) ist Görres glän- zendste Leistung auf dem Gebiete der litterarisch-wissen- schaftlichen Tageskritik, zugleich das schönste öffent- liche Dokument seines freundbrüderlichen Zusammenlebens mit den beiden Herausgebern. Und obwohl Savigny meinte, die Jahrbücher könnten darauf stolz sein,*) setzte sich gerade an sie der Unwille der gegnerischen Heidel- 1) Vgl. Riemers Tagebücher: Deutsche Revue 1886, 11. Jalır- gang, 4. Bd., 8. 30; Riemer, Mittheilungen 11, 039.

2) Crabb Robinson, Diary, Reminiscences and Correspondence, London 1869, IL, 46.

3) Vgl. Arnims u. Brentanos Ankündigung eines vierten Wunderhornbandes: Jenaisches Intelligenzblalt v. 10. März 1810; Hoffmann: Zur Geschichte des Wunderhorns. Weimar, Jahrbuch 1855, S. 265 f.

4) In „Joh. Georg Zimmer u. d. Romantiker“ S, 122—28 nur zu einem kleinen Teile verstiimmelt wiedergegeben. ~ 5) Zimmer 8. 190.

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tribie und den tibergrossen Selbstanspriichen, infolge deren * niemals dazu gelangte, ein Werk der Öffentlichkeit zu bergeben. das direkte Widerspiel zu Görres, der ihn oft Auste. Er. die grösste Autorität in Sachen der Volks- leder, ein Rival Uhlands, brummte über Görres Sammlung: ‘Das war ein gräuliches Manuskript, woran die gleich Peg Frau und Kinder mit abgeschrieben hatten“; für Görresfamilie höchst charakteristisch hinzusetzend: „Und dann wollten sie sich todtlachen, wenn man darüber a) Eu mir fern, auf Grund der hier gegebenen ı Gürres Behandlung der Lieder von erhabenem 2 fortgeechrittoner Wissenschaft herab achsel- enc pee betrachten. Görres Wesenheit nur soll an nT ı klar werden. Und da wird man es freilich kwlirdig & Saden, dass ein Mensch sich in das Grosse ganze von Zeiten und Völkern herrlich hineinzu- men vermochte und nicht imstande war, dass Grosse | e n zu erblicken: dass er für Inhalt und zeitliche itung eines Dichtwerkes ein scharfes Auge hatte und Bailes Formale, für Stil, Wortschatz, Rhythmus, e Nuancen des Ausdrucks, kurz für die „Dynamik erreiches“, wie Novalis die Sprache genannt s Verständnis blieb. Wie anders erscheint in net A. W. Schlegel! Ganz abgesehen also von wissenschaftlichen Wertung: die Abwesenheit ktinst- ' oder dichterischer Intentionen, von denen das id rhorn* trotz manchen Fehlgriffen strotzte, ist an Brain hervorstechend. Die Brüder Grimm | grösseren Auslassungen über das Buch zurlick- 12); in ihren Arbeiten immer mehr wissenschaft- = ‚Vollendung und Reife entgegengehend, werden a

7

ümlung als einen gutgemeinten Versuch ange- ba ben. Arnim aber schrieb") in Gubitz „Gesell-

adien 8, 64, gl, Briefe II, 534. Briefe IT, 544,

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161

gemangelt haben könne, wogegen schon die „grossartige schöne“ Mythe Einsprache erhebe. Die Schlussfolgerung kann denn nur die schon vorweggenommene sein, dass die Flora des Nordens und des Südens wechselseitig umgetauscht wurde. Aber Görres zielt doch den Mangel an urkundlichen Beweisen für die Existenz einer ein- heimischen nordischen Heldensage in Erwägung, sowie, dass nach allem, was wir wissen, der Norden nur die Heimat der Mythe, Deutschland die der Heldensage ist ein in seinem zweiten Teile wenigstens heute un- erschütterlich feststehendes Resultat!) und kommt Waker zu der vorsichtig sich ausdrückenden, antithetisch poinierten Maxime: „Behalte daher unbestritten der Norden seine Mythe, Teutschland sein Epos; jene rulıt ebeaso unbezweifelbar auf nordischer Natur, wie dies auf gothischteutscher Historie.‘ Dabei möchte es auffallen, ‚dass gerade der Mythenforscher Görres den mythologischen Eisschlag in der deutschen Heldensage nicht heraus- gefühlt hat. So schwankt er vom Falschen zum Wahren tastend hin und her, bald alles durchcinanderwerfend,’ bald za schroff scheidend. Ein vierter und letzter Artikel gilt ta „Helden vom Rheine“, dem zuerst von Fischer 1780 herausgegebenen Walthariusliede. Auch dies Gedicht, das Jai. y. Müller nicht gekannt, während der Herausgeber You den Nibelungen nichts wusste, hatte A. W. Schlegel gewürdigt und durch das, wie er sagte, „nach den da- maligen Begriffen von classischer Kunst mit Virgilischen 2) Phrasen“ aufgestutzte Gewand richtig die Linien der Heldensage gesehen. Ebenso erfasst Görres damit der

nat wird den Lesern des „Einsiedlers“ ausführlich ; hit „eine der Ramificationen des grossen gothischen Stammgedichtes“, und da er in der Wilkinasage a darauf stösst, ist in ihm abermals eine Glied-

masse „jenes grossen verschütteten poetischen Organisnus“ re

)8.Mogk 2.2.0. 8.1.

% 8. jetzt W. Moyer, Zs. für deutsches Altertum 48, 117 it. Paisetea XI, 11

163

rerhindern.“ Auch als schriftstellerische Leistung ist er Dicht eben glücklich zu nennen; und dass er in der Ein- Siedlerzeitung „viel besser nicht da“ wäre, wird man auch heute mit Brentano zugeben, dem er „als Dithyrambe zu knolligt und als gelehrte Untersuchung ganz ohne allen Werth“ war'), womit er im Grunde kurz und treffend charakterisiert ist. In diesem scharfen Urteil, das freilich «hon, nachdem nur erst ein Viertel erschienen war, von

mens in Kassel niedergeschrieben wurde, wird man auch eine Spiegelung Grimmscher Ansichten erblicken Ütrfen.2)

Hatte doch Arnim in einer Note zu Görres erstem Atfutze (a. a. O. S. 43) versprochen, in der Folge noch de Untersuchungen zweier Gelehrten mitzuteilen, „um in dis Historische dieses nach unsrer Überzeugung wich- ügsten und lange vernachlässigten Durchbruchs unserer Poesie nach allen Richtungen einzudringen, den Gegen- sand möglichst zu erschöpfen, damit“ echt Arnimisch! „künftige Bearbeiter dieser Gedichte sich unbesorgt ihrer Erfindung überlassen dürfen.“

Der eine dieser Gelehrten war Wilhelm Grimm). Sein Aukatz „Über die Entstehung der altdeutschen Poexie wd ihr Verhältniss zu der nordischen“ fand aber den „Einsiedler“ nicht mehr am Leben*), wurde in Daub und Creuzers „Studien“ untergebracht’) und steht wieder in enger Beziehung zu der Beurteilung des v. d. Hagenschen Nibelungenliedes in den Heidelbergischen Jahrbüchern 18095, Durch die Prägnanz und originale, tief eindrinzende

1) Arnim u. Brentano 8. 203.

9 Friedrich Schlegel schreibt ziemlich farblos an Arnim (8. Juni 1808): „Herrn Görres empfehlen Sie mich auch, wenn ieh bitten darf, angelegentlichst. Ich Jas seine Beiträge sowie über- haupt die 8 ersten Nummern des Einsiedlers mit vieler Frende® (Zeitschr, £, d. östr. Gymnasien 40, 100.)

9 Der andere sollte Tieck sein (Holtei I, 13, 15).

# Briefe IT, 140.

) BL IV, 1808, S. 75—121; 216-238 = Kl. Schr. 1,92—170.

9) V, 1, 179-189: 288—252 KL Schr. I, 61 ™.

11*

165 --

shatungen sonst wohl erfahren), schreibt sehr schön ®): „Fragt es sich nach der Ursprünglichkeit unserer Helden- age, so möchte ich freilich auch nicht sogleich den be- sinmten Boden. den lieben Rhein und viel anderes fast historisch und geographisch bestätigtes aufgeben, gegen die ungewisse scythische Herkunft. Es ist mir, als sollte ih meine Religion aufyeben für eine ältere, die damit zusammenhängt.“ Freilich läuft in den Görresischen Fabe- leien jener-Briefe auch manche sinnfällige Charakteristik mit Umer, wie etwa diese: Die nordische Poesie „schwingt das shwert und schlägt Feuer aus dem in Eis erystallisirten Waser, während etwa der Indier ganz am anderen Ende der petischen Welt mit spitzen Fingern elektrische Sonnen td Strahlenbüschel aus ihm hervorlockt.“®) Oder ich er- imere an das gesunde Wort®): „Bis cine Reilıe Gesänge ast zu einer epischen Körperschaft wird, verlaufen Jahr- hunderte.“ |

Durchaus ein Analogon zur Heldensage war für Jakob Grimm bekanntlich die Ticrsage. An dem Werden und Wachsen der Grimmschen G danken 5) über diese Litteratur- gattung hat auch Görres Anteil genommen. Nicht nur, dass # Jakob Grimm 1811 die mittelhochdeutsche Bearbeitung %s Reinhart aus dem dreizehnten Jahrhundert in der pälzischen Handschrift durch Glöckle verschaffte und Grinms Herausgeberplänen noch auf andere ihm mögliche Weise die Wege zu ebnen suchte: er hat sich auch selbst auf briefliche Erörterungen über das Tierepos eingelassen. Im Grunde besteht hier trotz manchen Übereinstimmungen zwischen Görres Ansicht und der Grimmschen ein gleicher m

) Scherer, Jakob Grimm, 1885, 8. 124.

) Briefe II, 188.

) Briefe II, 366.

‘) Briefe IT, 211.

9 Ich empfinde es als einen Mangel, dass Voretzsch in seinem vortreflichen Aufsatz über Jakob Grimms deutsche Thiersare und die moderne Forschung (Pr. Jahrb. 80, 417--484) nicht die genelische Entwicklung der Grimmschen Ansichten an der Hand der Korrespondenzen verfolgt hat.

167

noch etwas der Art haben, quälen sich mit Kleinigkeiten aus der ältesten fremden Geschichte herum, und versäumen die Geschichte ihres eigenen Volkes, dessen Denkmale rings um ihnen vermodern.“ !)

Glöckle verschaffte Görres aus Rom auch Abschriften deutscher Heldenepen: des „Rosengartens“ 2), die, nachdem die Bibliotheca Vaticana aufgegeben worden war, in Wil- helm Grimms Hände gelangte‘), und der Heidelberger Handschrift (No. 314) von „Dietrichs Flucht“ *), die Görres \“d. Hagen in dem nicht zustande gekommenen zweiten Band yon dessen „Deutschen Gedichten des Mittelalters“ 3)

krauszugeben überlassen wollte‘) Da v. d. Hagen in Pathes „Vaterländischem Museum‘ 1810 von dem neu- eatdeekten trefflichen „Alplıart‘“ Nachrichten und Proben gab), mochte Görres, der politischer Mitarbeiter war, Veranlassung nehmen, auch eine „kleine Notiz“ von „Dietrichs Flucht“ einzuschicken. „Hätte ich“, sagt er, „hr einen noch einmal so grossen Umfang geben wollen, % hätte ich fliglich alles Merkwürdige gefasst.“ Sie sollte ins 6. Heft des Jahrganges 1810 kommen (Br. II, 125), ist aber hier nicht, und da das „Museum“ mit dem Januar 1811 tinging und der versprochene Ergänzungsband nicht er- schien, dort überhaupt nicht veröffentlicht, sondern ver- arbeitet worden in Görres Besprechung der „Beiden ältesten deutschen Gedichte aus dem achten Jahrhundert: das Lied von Hildebrand und Hadubrand und das Weissen-

N Reminiszenzen, hrsg. v. Dorow, Leipzig 1842, S. 112.

211,872 u.a.

%) Briefe II, 506, 510.

‘) Deutsches Heldenbuch, 2. Teil, hrsg. v. Ernst Martin, Berlin 1866, 8. XXXIV.

98. Ankündigung in Hermode u. Iduna 1812, Anzeiger No, 10. »Dietrichs Flucht* war demnach nicht für v. d. Hagens erstes „Heldenbuch“ bestimmt, wie Görres in dem Brief IT, 128 annimmt, oder etwa für das „Altdeutsche Museum“ (Anhang No, 2).

§) Briefe II, 106, 110. Erschien dann erst 1825. ) 1810, 2. Heft, 8. 216 ff.

169

Inhalt der Besprechung, der, in der Hauptsache wieder eine verbreiternde, geistreich umherschauende und tief charakterisierende Paraphrase der Grimmschen Resultate, wo er auf eigene Füsse sich stellen möchte, zusammen- bricht. Zwei Förderungen aber sind doch herauszuheben: Einmal die Ergänzung, die die Grimmschen Untersuchungen Über den Zusammenhang des Hildebrandsliedes mit dem Banzen ostgotischen Sagenkreise eben durch Hinzufügung des Inhalts von „Dietrichs Flucht“ erhalten, den Görres lebendig, die Verse und Reime des Originals hie und da tuchschimmern lassend, entfaltet; zweitens die Aufweisung ds wichtigen Zeugnisses für die deutsche Heldensage aus a Chronicon Urspergense'), worauf A. W. Schlegel in der Recension der „Altdeutschen Wälder“ gelegentlich “krkennend für Görres den Ton legt.?) Wenn der Schluss der Anzeige noch einmal das Ganze a die treue Gründlichkeit, um die schöne Liebe zur She, um die durchgängige innere Tüchtigkeit, um die wohlbewahrte darin herrschende Geistigkeit‘ lobt, wie denn die ganze Besprechung als aus warmen und bewunderndem Herzen geflossen sich darstellt, so durfte der Wunsch der Brkder, Görres „öffentliche Stimme“ über eine Abhandlung Avermehmen, „der es ganz sonderlich an Bekanntmachung da sie aus Versehen auch nicht in den Messkatalog gesetzt worden ist“ °), mehr als erfüllt sein. Görres reine und energische, von jeder kleinlichen Nörgelei weit entfernte, stets unbedingte Parteinahme für die „Besseren“, die allein den Schlüssel haben zu der „Schatzkammer von guten und n Werken“, die „nach und nach in den Bergen Sich anhäuft‘‘ (Br. II, 254), „und wo sie sich ergötzen gehen können“, musste ihnen hochwillkommen werden. So hatte Jakob ihm die Recension seines Buches über den alt- deutschen Meistergesang aufgetragen, so hätten sie die

N Deutsche Heldensage No. 28.

2 Heidelbg. Jahrbücher 1815: S.W. hrsg. v. Bücking 12, 408. , 9 Briefe 11,859. Vgl. auch die Propaganda für ihre Arbeiten Im „Merkur“ 1814. No. 154 (26. November).

11

Und auch nur durch Überlassung von zwei Bruch- stücken einer Nibelungenhandschirift'), die er gefunden hatte „Görres ist im Finden glücklich‘‘, schreibt einmal Meuse- bach?) unterstützte er dann die „Altdeutschen Wälder“, diese erste, streng wissenschaftlich-germanistische Zeit- schrift, bei deren Anktindigung die Brüder der Hoffnung auf seine Teilnahme gedenken wollten.*)

Ungefähr dasselbe, was Görres mit den Grimms brief- lich verhandelt hatte, giebt er über die Heldensage in ge- drängter Form samt allerlei andern sagen- und religions- gecchichtlichen Lichtern zum Besten in der Recension des „laschenbuchs für Freunde altteutscher Zeit und Kunst 1816 im Rheinischen Merkur 1816 (4. u. 6. Januar).*) Hie, wie überall sonst, wo er über Heldensage und Sagengeschichte spricht, haftet seinen Ausführungen der Charakter einer gewissen Zurückgebliebenheit an, weil er immer noch von deutschen Barden, den Bardengesängen, die Karl der Grosse hatte sammeln lassen u. a. spricht.°) Und doch musste er, wenn er anderes nicht kannte,

} Lachmanns e und f, zu einer Handschrift I, gehörig; Br. II, &, 305. Die S.510 erwähnten weiteren Fragmente sind wohl in die Hinde des Freiherrn v. Lassberg übergegangen (Sepp, Görres 194, S. 110).

9 Er betraute ihn auch mit der Suche nach Fischart-Drucken und -Handschriften in Strassburg (vgl. Meusebachs Briefwechsel md. Brüdern Grimm, S. XI). Ich will hier auch auf die von Görres in der Bibliothek zu Trier aufgefundene Glossenhandschrift (Summarium Heinrici) hinweisen, die er gelegentlich der Grimm- schen Grammatik, Briefe II,580, beschreibt. Sie ist danach in der 2 Auflage des ersten Bandes von J. Grimm erstmalig benutzt Worden. Vgl. Steinmeyer und Sievers, Die althochdeutschen Glossen IV, 622.

9 Br. IL, 361.

% Politische Schriften III, 856—60; bes. 358 ff.

) Vgl. bes. Heidelbg. Jahrb. 18183, S. 767 f. (Recension des ,alt- deutschen Meistergesangs"). Das Ludwigslied ist ihm dert „ohne Zweifel das Werk eines sulchen Barden, und die Heldenhbiicher Sind von ihnen gesammelt worden und selbst die Nibelungen, in der Art etwa wie die Ilias vor Pisistratus, sind ohne Zweifel unter

Er schreibt einmal an die Grimms: „Auch nach allen den anderen Sagen, die Sie mir nennen, trage ich Verlangen, weil all das nordische Wesen mit seiner raschen Wärme aus dem Gefunkel von Schlage des geschliffenen Stahls einen eigenen spezifischen Reiz für mich hat, wie Eisen- Wasser fiir meinen Gaumen.“') In seiner Schrift „Die rothe Mütze und die Kapuze“, 1838, die den ,,Athanasius“ Mit Görres eigenen Stilmitteln bekämpfen möchte, notiert?) Gutzkow auch die Thatsache, dass die nordische Mytlıo- logie und die Heldensage allmählich aufgehört haben, der Görresischen Phantasie Bilder und Allegorien zu liefern.

4. Gralsage. Sagengeschichte. Pläne und Ausklänge.

In. der erwälınten Recension des „Taschenbuchs für Freunde altteutscher Zeit und Kunst“, die sich in No. 354 und 355 des „Rheinischen Merkur“ 1816°) fndet, spricht Görres über die heidnisch - germanische Religion, gegen die das Christentum gewütet habe, und fährt dann fort: „Nur Heldensagen, theils alte, theils neu in der Völkerwanderung schon christlich umgedichtete teiteten sich in die Nibelungen und das Heldenbuch, und tie Kirche selbst bildete sich, im Westen auf alte gälische Sagen aufgesetzt, einen neuen Kreis in den Dichtungen des Grals, den sie jenen Heidnischen entgegensetzte.“ Diese lose hingeworfene Bemerkung mag vorerst hier die Brücke hergeben, auf der wir von Görres Beschäftigung mit der Heldensage zu seinen Studien über den „Diehtungs- kreig des heiligen Grales* gelangen. Sie sind nieder- gelegt in der umfünglichen Einleitung zur Ausgabe*) des „Lohengrin“. an BER

) Br. II, 211.

28.4.

9% Vgl. oben S. 171.

9) Lohengrin, ein altteutsches Gedicht, nach der Abschrift 8 Vaticanischen Manuscriptes von Ferdinand Gloekle. Heraus- Stgeben von J. Görres. Heidelberg, bey Mohr und Zimmer. 1813.

174

Uber die textkritischen Qualitäten dieser Arbeit brauchen nicht viel Worte verloren zu werden, wenn ihr auch das Verdienst bleiben wird, für die Aufnahme der Sage in den Bereich der Bildung vielfach gedient zu haben. Die 1858 von Heinricli Rückert in seiner trefflichen Ausgabe dargelegte Unbrauchbarkeit des Textes, den Glöckles in der Vaticana genommene Abschrift vorher hatte schon Tieck sich aus den beiden vati- canischen Handschriften Excerpte gemacht!) bot, ist von Görres selbst nach Rückkehr der pfälzischen Manu- skripte in vollem Umfange erkannt worden. „Glöckle*, schreibt er?) 1817 an W. Grimm, „ist von Geburt ein Schwein, und von Erziehung ein Bruder Lüderlich und Sauffaus, weswegen man sich nicht wundern darf, wenn er voll des stissen Weines ein u für ein x gelesen.“ Und bald darauf?) an Jakob, der damals gerade in Heidelberg die zuriickerworbene Palatina sich nutzbar machte: „Der Kerl hat ohne Zweifel immer halb besoffen geschrieben. Sie werden gesehen haben, wie er den Lohen gerichtet; ich habe glücklicherweise noch Einiges seinem Manuscripte, das den Setzer freispricht. Ich doe nicht, was ich mit dem Buche anfangen soll, da die Menge der Berichtigungen über die Mensur hinausgehen würde, Aber auch Girres selbst ist da, wo er die Handschriften- fragmente*), die damals in Coblenz sich gefunden hatten, wiedergiebt, nach Rückerts Zeugnis, und wie denn nicht anders zu erwarten, ganz ungenau und willkürlich zu Werke gegangen*). Die Vorrede spricht von einer „sorg- fältigen Vergleichung“ der beiden vatikanischen Hand-

„Den Brüdern Grimm in Cassel zugeeignet.“ Ich habe das mit handschriftlichen Einträgen und Randbemerkungen der Brüder versehene Dedikalionsexemplar aus der Berliner Universitäts- bibliothek benutzt.

', Br, II, 202,

2) Br. II, 610.

3) Br. II, 524.

4) Lohengrin 8. XCV—CVL

5) Rückert a, a, O. 5. 207,

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schriften. Wie es damit bestellt gewesen ist, hat schon Jakob Grimm in seiner Recension durchschaut (Heidelber. Jahrb. 1813, No. 54 = Kl. Schr. VI, 134 ff.), der dort auch bedauerte, dass die leicht zugänglichen Strophen des Wartburgkrieges nicht zu Rate gezogen seien.

In die Werkstatt dieser Görresischen Arbeit kann man durch die Korrespondenz !) mit den Brüdern Grimm hinein schauen. Man ersieht da, dass die Gedanken der Vorrede stückweis und sorglos zusammengeholt wurden. Sie wurde denn nach eigenem Geständnis auch so gut. wie er sie „fern von allen Bibliotheken und Hülfsmitteln schreiben konnte“. Sie macht als schriftstellerische Leistung einen etwas mühsanıen kompilatorischen Eindruck und lässt nur stellenweise den lebendigen, raschen Pulsschlag fühlen, den man an Görres wahrzunehmen gewohnt ist.

Es sei, was Görres Erörterungen über den eigentlichen Lohengrin betrifft, nach Möglichkeit von Seitenblieken auf moderne philologische Kontroversen und Resultate ab- gesehen und nur erwähnt, dass richtig?) ehronikalische Grundlage für die späteren Partien des Gedichtes erkannt wird, und die Vermutung, Frauenlob sei der Verfasser, von andern aufgenommen und zu begründen gesucht Worden ist”. Bei der ästhetischen Erschliessung und Beurteilung der altdeutschen Dichtung spricht Görres eigentlich nicht pro domo, brieflich sowenig als in den Begleitworten vor dem Texte. Der Charakter des Ganen ist gut getroffen, wenn ces heisst: „Bin eiren- thimlich wieriger und schwieriger Geist giebt sich... in allem kund, der, nachdem er alles wohl überlert, noch einmal zu Rathe geht, dann die Sache über Nacht ungern zum letztenmale bedenkt, und am Moreen in der Messe noch fromm des Himmels gute Leitung sich erbittet. War

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) Br. II, 106, 110ff., 12, 132, 136, 1S7 ff. 202, 229, 247, 205 £,

: » $68, 380, 886, 395 u. a. Es bringt wenig Gewinn, diese Zeug- nis auseinander zu breiten. 2) Rückert a. a. O. S. 201.

) A. a. O. 260 ff.

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Gralepen. Er soll zurtick gehen auf eine arabische Vorlage: noch weisen einige Namen auf eine solche hin. Und bei dieser Gelegenheit bescheert uns Görres die geistreich- falsche ') Deutung des Namens Parcifal aus „Parsi oder Parseh Fal, d. i. der reine oder arme Dumme“, die be- kanntlich in Richard Wagners „reinem Thoren“ Parsifal ihren Niederschlag gefunden hat. Arragonien und Catalonien ist die Heimat der arabischen Fabel, die aber ihrerseits schon eine Compilation war. Die Geschichte vom Gral, das Lebensprincip des Ganzen, ist im innersten Geiste des Christentums empfangen und nur zu jenem arabischen Werk in den toleranten Zeiten vor den Kreuzzügen ver- arbeitet worden,

Noch ein Gelehrter vom Range Moritz Haupts hat es nach Jakob Grimms voraufgegangenen Rektifikationen und Abschwächungen wenigstens der Mühe wert er- achtet, sich mit diesen und andern Hypothesen der Görresischen Lohengrineinleitung in seinen Pareival- vorlesungen abzufinden oder sie zu widerlegen.?) -

Man verliert aber immer mehr den festen Boden unter den Füssen, wenn nun Görres, der Mythenhistoriker, den Gral als beruhend auf uralten Ideen des indischen, äthio- pischen, ägyptischen, griechischen Heidentums und seiner Priester erweisen will; doch wird man sich der Über- zeugung nicht verschliessen können, dass durch diese Auf- fiidelungen der richtigen, von Jakob Grimm zuerst aus- gesprochenen Anschauung Bahn gebrochen wurde: es sei die Vorstellung des Grals auf volkstümlicher Grundlage erwachsen, sie stelle ein bei allen Völkern wiederkehrendes „Wunschding“ dar.

!) Darüber, dass Görres Namendeutungen aus dem Arabischen unhaltbar seien, vgl. Borchling, Der jüngere Titurel und sein Ver- hillnis zu Wolfram von Eschenbach, Göttingen 1897, 8. 8, nach einer Mitteilung Wellhausens.

2) Vgl. Belger, M. Haupt als akademischer Lehrer, Berlin 1879, S. 280 u. a.

ige Ve z am bears eh sor Ders ee a e il ‘on ce innerlichen Baumeister, In Sood Beschäftigung mit christlicher s Romantikers Görres. 2 tan Bande der Heidelbergischen ei Gelege aheit der anonymen Besprechung ®) ls Poetischem Taschenbuch für das läss 3 einen frühen Weckruf ertönen. Pr oe ein Hinb auf seine in dem Taschenbuch fe über die gotische Baukunst auf, „darüber A n, das für die Kenntniss des Mittel- ch für die Bildung unserer Zeit das Gleiche en konnt, als Winkelmanns Werk über die die fr piled ... „Wenn es lange Zeit shland sich in ruhiger Bewusst- „so machen die Andränge von aussen, he hen es nöthig, dass es in seinem eigenen seen seiner Bestimmung unter den . Wie kann sie ihm höher entsprechen, e Riese Segen der Väter”, heisst es da. . ne nir ımt Görres das Thema im „Rheinischen Er ‘Der sprachkriiftige Artikel in No. 151 ir „Der Dom zu Köln“, giebt die erste Au- oe jenes heiligen Vermiichtnisses. 1823 des intimen Freundes Sulpiz >) e „Geschichte und Beschreibung des ce Sie fand Girres auf dem Platze. In

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en nee ısuchen“ Milieus des Tacitus. ‚und nieht geistlos. Wenn aber = dre ein paar wie Schläge nieder- 3el „Bactra, ... die goldne Asen- “yen wieder keine andere als die Burg tsch in 1 ah der Nähe des Paradieses“, als ak 1 wird, so schwindelt es uns vor nd und Logik finden erst wieder auf 2 einen Ruhepunkt, da es heisst: auf den hellen Silberfluthen 2 Paradiese entquollen, die goldene Sa eunmumen, singend und das r eam Lichtwellen des guten Feuers a man endlich achten die Ideen- sraekiene Fäden durch das Gewebe ; alle ihre elenden Zänkereien und n thörigt mit grossen Namen in sie » ein fressendes Feuer die Zeit ver- alles eitler Tand und nichtig, nur das ‚in der Asche übrig bleiben.“ ?) _ er. die Recension des „Lohengrin“ m Daher den Heidelbergischen Jahrbüchern sift. Sie scheint mir für das Verhältnis der örres germanistischer Thätigkeit kennzeichnend. F sam vor der Öffentlichkeit dem Freunde

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Tradition den Anforderungen des Stoffes willig entgegen"), und nun verstehen wir ganz die Ausserung Clemens Brentanos in einem ungedruckten Briefe an Ludwig Tieek vom 24. Mai 1829: „Güörres ausführlicher Aufsatz*, schreibt Clemens dort, „die Gedichte König Ludwigs, in der Eos, muss Sie interessiren;* und dann fährt er fort: „man kann nicht redlicher und liebvoller (wo nicht zierlicher) in so delikatem Verhältnisse Noah’s Scham bedecken . .* =)

An einer Stelle seiner Recension spricht Görres von manchen wohlgelungenen Sonetten des Königs, „die, wären sie, als vor zwanzig Jahren J. H. Voss das grosse Bluthad liber die ganze Gattung verhängt, damals dem Ergrimmten in den Weg gekommen, ihm mit ihren geflügelten Locken- köpfen wohl ein Erbarmen abgewonnen hätten ...* So waren die Heidelberger Tage Görres stets gegenwärtig j und die Erinnerung half auch an dem herrlichen Nekrolog auf den langjährigen, treuesten Freund Arnim 1831 schreiben®). Und wie wenig hatte sich Göürres Art zu ° charakterisieren in zwanzig Jahren geändert! Man werfe |

zum Vergleiche nur einen Blick in Briefe, teils in unserem Anhange, teils jüngst von Steig publiciert*), die sich mit Arnims Poesie beschäftigen: man wird bemerken, wie Görres, stets in ähnlicher Weise, mit wörtlichen Anklängen zu bunten Allegorien greift, um das Wesen des Freundes auszuschöpfen. Es war doch weniger der Diehter Arnim,

') Übrigens hatte Görres bereits 1815 eine brennende Pragy in der gleichen Form eines Meinungsaustausches behandelt. Der „Rhein. Merkur“ 1815, No, 175—181 bringt einen mit scharf aus- reprägten politischen Typen arbeitenden Artikel: „Der Kaiser und das Reich. Ein Gespräch.“ (Anfang: „In Wien hatte sich eine Gesellschaft bei dem Fürsten von S** zusammengefunden, bunt gemischt aus allen deutschen Landen und Völkerschaften . .*)

2) Ich fand die Stelle ausgezogen in: Gral Paars Aulographen- sammlung, Berlin 1898, wo der Brief auf 8. 187, No. 1126 auf gefiihrt wird.

*) Menzels Litteraturblatt 1831, No. 27-50; vgl. oben 8, 67.

#% Neue Heidelberger Jahrbücher X.

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caprieiös, wie starr und steif, Launen und Einbildungen unterworfen in seinem geheimräthlichen Alter.“ ')

Girres war nicht der einzige, der sich aus Bettinens Buch Stoff zum Angriff gegen Goethe, den kalten, fühl- losen holte: man künnte vor allen an Börne erinnern. Was hätte Goethe darauf zu erwidern gehabt? „Alles muss man lernen“, hat er einmal, am 24, Dezember 1810, in einem Gespräche mit Riemer gesagt. „die Verachtung der andern. die uns als eine Maske begegnet, eine wohl- bekannte, doch befremdlich: denn man muss lieben, was uns hasst, das Vortreffliche hasst eben weil es nur ein Irrtum ist.“ Riemer hat zu dieser seiner Tagebuch- aufzeichnung*) dann später im Hinblick auf Görres Anzeige des „Briefwechsels mit einem Kinde* die Notiz gesetzt: „cf. die Artikel Görres“, Was Görres innerlich von der jüngeren Romantik geschieden hatte, was ihn einer späteren Generation, den im übrigen so disparaten Menzel, Börne, Immermann und dem bestgehassten jungen Deutschland näher brachte: die Auflehnung gegen den Bann des Goethischen Wesens, hatte 1885 noch einmal] ihren Ausdruck gefunden,

* $ *

Wir stehen an dem Ziele, das diese Abhandlung sich gestellt hat, die nur einen Ausschnitt von Görres Thätig- keit historisch einordnen und beschreiben wollte, Teh bin im Laufe der Arbeit mehr und mehr zu der Überzeugung gelangt, dass, um Görres als historische Erscheinung voll erfassen und erklären zu können, eine kritische Unter- suchung seines Stils vor allem not thut, der ausser gewöhnlichen, mit Recht berufenen sprachlichen Form, in die seine oft sich wiederholenden und zwischen wenigen

1) Vgl, ,Walzel, Schriften der Goethe-Gesellschaft 18, XLIL 2) Vel. Aus den Tagebüchern Riemers, Mitgeteilt von Robert Keil: Deutsche Revue 1887, 12. Jahrgang, 4. Bd,, S, 47; s, a, Riemer

j Mittheilnngen L 31.

14

Ich habe schon vor vier Monathen Max in Breslau ‘=== ehrieben, dass er Dir ein Exemplar meiner Vorlesungen = em de: ich weiss nicht ob ers gethan, wenn nicht dann >w—e« lere es ihm in einem Zettel ab. Ich habe über das em ach wieder einen Tanz mit der Berliner Censur gehabt, <- hat mir darin just streichen wollen, was beynahe über <= @ Streite wahr geworden. Das bleibt so, bis jedem -> B w@ ıStündlein kömmt. Nun guter ehrlicher Arnim behalte ma ss Alle lieb, wie wir Dich.

Dein J. Görres.

Fa +? x 1.

. 224: „Dann habe ich Ihnen“ u.s.w. Ein ähn- we elliptischer Einsatz zum Zwecke einer verblüffen- Aerı, komischen Wirkung findet sich z. B. auch im „Rübe- Zar“, J. VIL (1798), erstes Trimester, drittes Heft, S. 190

(verl. oben S. 3): „— indem wir aufblickten, sahen wir uns. Tundum von leichenweissen gespenstermässigen Figuren \mringt. die still wie die Nacht uns umschwebten“: ferner set “uf den Anfang des „Uhrmacher Boys“ (oben S. 61; r€ntano Ges. Schr. V, 327) verwiesen. S.226,2.12v.u.:„Mitraille*. Arnims bekannte Erklärung Keren Voss im Intelligenzblatt der Jenaischen Litteratur- zeitung 1909, Sp.179; vel. Br. 1,40, Steig, Arnim und Brentano S. 268. Über den ,Kartenallmanach®, S. 265, Z. 5 v.u., vgl. jetzt. Ste eig, Neue Heidelberger Jahrbücher X, Sonderabdruck S. 58 ¢

ZX No. 2. S. 231, 7. 18f.: „Die Geschichte eines sehr achtungs- werthen Mannes und bekannten Physiologen“ ... Steig

(Neue Heidelb. Jahrb. X) liesst „Psychologen“. Ich halte einen Irrtum meinerseits filr ausgeschlossen und auch das

ort „Psychologe“ in der damaligen Zeit für zu wenig geliufig, um es im Zusammenhang dieser Stelle wahr- etheinlich zu finden. Wer aber mag unter dem '„Physio-

Verbesserungen und Nachträge.

Au 8.2f. Auszüge einiger bezeichnenden Partien aus Giörres „Rothem Blatte* bringt Martin Geismar, Die politische Litteratur der Deutschen im achtzehnten Jahrhundert. I. Politische Aufklärer aus der Zeit der franzisischen Revolution, Leipzig 1847. S. 70—89. Ebendort S. 21—40 ist abgedruckt: „Der politische Thierkreis oder die Zeichen der Zeit. Von Huergelmer“, Strassburg 1796. Diese politische Betrachtung wird von Wolfgang Menzel (Die deutsche Litteratur II, 185) Görres zugeschrieben. Sie rührt keinesfalls von ihm ber. Durch die Art, wie Menzel die Schrift anführt, beweist er,Wass er nur vom Hörensagen davon Kunde hatte.

S. 9 fehlt ein Seitenblick auf den La Rochischen Kreis (Loeper, Briefe Goethes an Sophie von I.a Roche, 1879, bes. S. XX ff.).

S. 10. Was ich über den Aufenthalt Brentanos in Coblenz 1800 1802 und Görres damalige Beziehungen summarisch zu sagen weiss, betrachte ich als einen ersten Versuch auf Grund des Materials, das mir bei der Abfassung zur Verfügung stand.

S. 18. Betreffend die Aurorafragmente wäre nachzutragen, dass auch No. 125 und 133 des Jahrganges 1804 Beiträge von Görres enthalten. Ich habe inzwischen sämtliche Auroraaufsätze unter dem Titel ,(harakteristiken und Kritiken von Joseph Görres a. d. Jahren 1804 und 1805“ als dritte Vereinsschrift der (iörres- Gesellschaft für 1900 neu herausgegeben. kin Exemplar des Jabrganges 180, zwei (Juartale (bis No. 75) alsu die Görresischen Beiträge, deren letzter in No. 56 am 13. Mai erschien, wie das Münchener Exemplar ganz umfassend besitzt übrigens auch die Bibliothek der Göritz-Lübeck-Stiftung in Berlin.

S. 20, Z. 4 lies „Klapperschlangen“ statt „Krüppelschlangen“.

S. 83, Anm. 1 lies „und vieles andere“ statt „ınd Ähnliches“; Anm. 6 l. Athenäum I,2, S. 34.

. 86, Anm. 6 vgl. Euphorion 8, 330 ff.

. 87, Z. 7 lies „und wo“ statt „und wenn“.

. 54, Z. 10 1. „versteckt keimen mögen, befriedigen“.

. 61. Zu Anm. 5 vgl. Zeitschr. f. deutsches Altertum 45, 74 IT. . 66, Anm. 4 1. Upanishaden.

. 66. Anm. 2 gehört zu Zeile 8.

DATEN D

PALAESTRA.

Untersuchungen und Texte aus der deutschen und englischen Philologie.

Herausgegeben von

Alois Brandl, Gustav Roethe und Erich Schmidt.

XIII. Die Aufnahme des Don Quijote in die englische Literatur (1605— ec, 1770), Von Gustav Becker.

BERLIN. MAYER Z& MULLER. 1906.

PALAESTRA Xlll.

Die Aufnahme des Don Quijote in die

englische Literatur (1605—c. 1770).

Von

Gustav Becker.

BERLIN. MAYER £ MULLER 1906.

Vorwort.

Ein Teil vorliegender Arbeit erschien im November 1902 als Berliner Dissertation. Durch verschiedene Behinderungen lat der Druck des Ganzen eine unfreiwillige Verzögerung erfahren.

Das Thema umfasst nur die Gestalten und Begebenheiten des eigentlichen spanischen Romans; ausgeschlossen sind worden die Novellen, die in den Roman eingeschlossen sind und die am besten in eine Betrachtung der Cersantesischen Novellen überhaupt gehören. Auch zeitlich musste das Thema begrenzt werden, da eine Durchforschung des Ein- flusses bis auf die Gegenwart eine schier unlösbare Aufgabe wäre. Es wurde daher als obere Grenze die Zeit der be- ginnenden Romantik gewählt, weil bis zu diesem Zeitpunkt der Eintluss des Don Quijote auf die englische Literatur in gewisser Hinsiclit eine Höhe erreicht hat, die nicht mehr überboten werden konnte, und weil damit der Don Quijote im Cervantesischen Sinne wirklich in die englische Literatur aufgenommen ist. Eine selır unwillkommene Eingrenzung wurde der Arbeit zu teil durch die mangelbaften Hilfsmittel, die dem Bearbeiter eines solehen Themas auf dem Festlande zu Gebote stelien; dennoch glaube ich, dass das Wesentliche gesagt worden ist und die Lücken so genau bezeichnet sind, dass sie von dem mit Hilfsquellen besser bedachten Nach- arbeiter leicht ausgefüllt werden können. Für zwei hier hehandelte Werke (Samuel Holland und D’Urfey) konnte ich nur ein spärliches Material, das mir von fremder Seite herbei- geschafft wurde, benutzen, so dass ich nicht so ausfiihrlich werden konnte, wie ich gerne wollte.

Als Vorarbeiten meiner Abhandlung kann man ansehen die verschiedenen Aufzählungen von beeinflussten Werken

der englischen Literatur, die in den Biographien des Cer- vantes sich finden: besonders bei Don Martin Fernändez de Navarrete: Vida de Miguel de Cervantes Saavedra (Madrid 1819); Fitzmaurice-Kelly: Life of Cervantes (London 1892), Bis zur englischen Restauration (1660) hat Koeppel die hauptsächlichsten Beeinflussungen zusammengetragen in einem Aufsatz: Don (Juixote, Sancho Panza und Dulcinea in der englischen Litteratur (Archiv 101, 8. 87 ff). Trotz selb- ständiger Forschung meinerseits habe ich die auch von Koeppel erwähnten Beispiele in meiner Arbeit (Kapitel: Kleinere Be- einflussungen) durch * kenntlich gemacht.

Das spanische Original zitiere ich nach der Ausgabe der Obras de Miguel de Cervantes Saavedra in der Biblioteea de Autores Espanoles, Tomo I. Madrid 1846,

Zum Scliluss bemerke ich noch, dass ich in dem Kapitel der Zitate aus Don Quijote möglichste Vollständigkeit an- gestrebt habe, aber mir sehr wohl bewusst bin, dass dies Ideal nie zu erreichen war, wenn ich über dieses Kapitel hinaus zu dem wichtigeren Teil der durchgehenden Be- einflussung gelangen wollte. Ich habe daher auelı noel während des Druckes zahlreiche Erwähnungen des Don (uijote gefunden, glaube aber mit den in der Arbeit ge- gebenen das gezeigt zu haben, was solche Erwähnungen nur sagen sollen: dass von der friihesten Zeit an ununterbrochen der Don Quijote in England eifrig gelesen wurde and bis in Einzelheiten hinein bekannt war, Um des Autors willen möchte ich nur noch ein Zitat nachholen: Locke erwälnt in seinem Essay concerning human underslanding(l11,Chapt. IV, § 11) Sancho Panza und Duleinea: Which is all one as to say that we might taste, smell, and see by the ears: a sort of philosophy worthy only of Sancho Panga, who had the faculty to see Duleinea by hearsay. Ferner bitte ich zu berichtigen, was auf S, 70 gegen Sterne gesagt ist. Dieser zitiert vollkommen richtig Dou Quij, II, cap. 48: por Mahoma que diera por ver a los dos asidos y trabados desde la puerta al lecho la mejor almalafa de dos que tenia,

| ail

Inhalt.

Vorläufer des Don Quijote in der englischen Literatur Or iginalausgaben .

Englische Ubersetzungen Kritik des Don Quijote. Der Peaiid ss ati Güliete Würdigung des Romans bei englischen Autoren

Der Einfluss des Don Quijote auf die englisele Literatur

2. . Grössere Beeinflussungen .

. Fälschlieh angenommene oder zweifelhafte Beein- flussung . Erwähnungen mil ‚kleinere nen

The Knight of the Burning Pestle von Benunint und Fletcher .

Pleasant Notes upon Don st von Ediiund Gayton

Samuel Holland . ;

Samuel Butler, Hudibras

Thomas ])’Urfey, The Comical flistie y of Dan het

Martinus Seriblerus

Der Einfluss des Don Quijite wut Henry fields

Der Einfluss des Don Quijote auf Tobias Smollet!

Der Einfluss des Don Quijote auf Laurence Sterne

Werke, die sich nach Don Quijote benennen Richard Graves, The Spiritual Don Quixote

Riickblick auf die Geschichte des Einflusses .

I— 4 4— 6 G— Bd 25— 80 30— 37 37 238 37— 40 40— 71 72) 238 12-- 11 11— 82 S2—- BD $5-- Yd Oy —- 99 19-122 122 --157

197 —211 211—231 232298 238- 238 239— 244

Vorläufer des Don Quijote in der englischen Litteratur.

Bevor Cervantes im Jahre 1605 seine Satire gegen die Ritterromane veröffentlichte, waren schon in England mehr- fach Stimmen laut geworden, die sich bemühten, den Inhalt dieser Werke lächerlich zu machen.

In diesem Sinne wird jetzt allgemein Chaucer’s Erzählung von Sir Topas gedeutet. Diese ist zugleich diejenige Satire, die sich in der Form am ehesten noch mit dem Werke des Cervantes vergleichen lässt. Ein Ritter mit demselben kind- lichen Gemüte wie Don Quijote zieht aus, um die Feenkönigin aufzusuchen und zu freien.

Bedeutend entfernt sich schon von der Cervantesischen Form die Satire gegen die Arthurromane, betitelt Taill of Rauf Colyear (15. Jahrh.). Hier liegt die Komik darin, dass ein Köhler als Ritter auftritt und durch seine gewaltigen Thaten die alten Ritter womöglich noch übertrifft.')

Satirische Absicht scheint auch der Dichtung Squire of low Degree zu Grunde zu liegen (15. Jahrh.). Übertriebene Anforderungen, die an einen armen, verliebten Ritter gestellt werden, und realistische Momente, wie z. B., dass er 1000 Pfund zur Bestreitung der Kosten erhält, deuten sicher auf die ironische Auffassung des Dichters.?)

Als Vorläufer kann man auch das Gedicht The Turnament of Tottenham auffassen, das 1631 zuerst von W. Bedwell, dem Rektor von Tottenham, gedruckt und 1765 von Perey

1) S. im einzelnen Brandl, Mittelengl. Litteraturgeschichte 135 in Pauls Grundriss. 2) S. ebenda $ 113. Palaestra XIIL 1

in seine Reliques of Ancient English Poetry aufgenommen wurde. Sein Ursprung wird in die Mitte des 15. Jahrhunderts verlegt.- Sein Inhalt wendet sich nicht sowohl gegen eine bestimmte Klasse von litterarischen Werken, als gegen das Ritterwesen überhaupt, entfernt sich also noch mehr von dem Zwecke und den Mitteln des Cervantes. Das Gedicht schildert in burlesker Weise die Werbung einer Anzahl von Bauernburschen um die Tochter des Schulzen von Tottenham und das Turnier, das der Schulze für die Freier veranstaltet, um dem Sieger die Hand seiner Tochter als Preis zu geben.

Als eine direkte Satire gegen die Amadisromane, wie sie Cervantes im Auge hat, hat Todd in seiner Spenser- Ausgabe") einen im Jahre 1600, also fünf Jahre vor ating Quijote, erschienenen Roman aufgefasst, dessen Ti ständig lautet ?): | The éroicall Adventures of the e Sea, comprised in the most famous and renowned Historie of the illustrious and excellently ac- complished Prince Oceander, Grand-sonne to the mightie and magnanimous Claranax Emperor of Constantinople, and the Empresse Basilia, and sonne unto the Empresse Olbiocles, Prince of Grecia, by the beautious Princesse Almidiana, daughter unto the puissant King Rubaldo of Hungaria; wherein is described his parents misfortunes and captivities, his owne losse, strange preserving, education and fostering by Kanyra, Queen of Carthage, his Knighthood, admirable exploytes, and unmatchable atchievements, graced with the most glorious conquestes over knights, gyants, monsters, enchauntments, realmes, and dominions: with his fortunate comming to the knowledge of his parents in the greatest extreamities of their captivitie, his combating, affecting and pursuites in his love towardes the rarely embellished Princesse and lady-knight Phianora, daughter unto the invineible Arga- mont, King of England, by the gracious Princess Clareeinda,

1) London 1805, vol 1, p. CLXI. 2) Nach Hazlitt's Handbook to the .., Literature of Great Britain, Lond. 1867, p. 321.

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nicht, wie Cervantes, von klinstlerischen, sondern, wie stets, von moralischen Gesichtspunkten geleitet. Man kann sich das Urteil der Durchschnittsengländer etwa ausgesprochen denken in der Bemerkung des Vicesimus Knox (1752—1821), der in einem Essay über Novel Reading 1777 von einer früheren Zeit sagt: „Romances, indeed, abounded; but they, it is supposed, were rather favourable to virtue. Their pictures of human nature were not exact, but they were flattering resemblances. By exhibiting patterns of perfection, they stimulated emulation to aim at it. They led the faney through a beautiful wilderness of delights: and they filled the heart with pure, manly, bold, and liberal sentiments.* *)

Originalausgaben.

Originalausgaben des D.Q, wurden in England ver- anstaltet in den Jahren 1701, 1706, 1738, 1781. Von be- sonderem Interesse sind die vom Jahre 1738 und 1781.

Die vom Jahre 1738 wurde hergestellt auf Veranlassung und Kosten des Lord Carteret von dem Buchhändler J. R. Ton- son in drei Bänden mit kostbaren Kupferstichen Lord ‘Muses’ Library’, London 1894, p. 240) in einem Gedicht von einer Dame, die sich mit ihrer Zofe über Liebesbriefe unterhält:

Op'ning a paper then she shows her wit,

On an epistle that some fool had writ:

Then meeting with another which she likes,

Her chambermaid's great reading quickly strikes That good opinion dead, and swears that this Was stol'n from Palmerin or Amadis.

Und in Massinger's Guardian (1633), Akt I, Sz.2, sagt die Con-

fidante Calipso: In all the books of Amadis de Gaul, The Palmerins, and that true Spanish story, The Mirror of Knighthood, which I have read often, Read feelingly, nay more, | do believe in 't, My lady has no parallel, (S. Massinger's Works, ed. W, Gifford, Lond. 1805, p. 140/1,)

') British Essayists, ed. Rob. Lynam, London 1827, vol, XXII

Nr. 14.

| -

1,

in which are occasionally interspersed some Reflections on the Learning and Genius of the Author, with a Map of Spain adapted to the History and to every Translation of it.

Durch einen ihm persönlich nicht bekannt gewordenen Freund, den Baron Talbot Dillon, wurden namhafte spanische Forscher mit dem Vorhaben Bowle’s bekannt gemacht; be- sonders D. Juan Antonio Pellicer; dieser teilte ihm seine eigenen Forschungen über das Leben des Cervantes brieflich mit, und Bowle veröffentlichte die Hauptergebnisse derselben im Gentleman’s Magazine Nr. 51, p. 22—24 (1781) (S. auch Bowle’s Ausg. tom. 3. S. XII.) Eine Folge anderer Art von Dillon’s Freundschaftsdienst war es, dass sich nach dem Gerichte, dass ein Ausländer den Don Quijote herauszugeben beabsichtige, die spanische Akademie beeilte, Bowle zuvor- zukommen, und bereits 1780 ihre Ausgabe mit der viel ge- nannten Analyse von Don Vieente de los Rios veröffentlichte.

Bowle’s Ausgabe erfuhr einen lebhaften Angriff von Joseph Baretti, der 1787 “Tolondron. Speeches to John Bowle about his edition of Don Quixote’ veröffentlichte. !)

Der Freund Bowle’s, Baron Dillon, interessierte sich selbst lebhaft für den Don Quijote. 1780 veröffentlichte er seine Travels through Spain, in welchen er häufig Veranlassung nalım, auf D.Q. Bezug zu nehmen und gewisse sachliche Bemerkungen zu machen. 1781 schrieb er seine Letters from Spain, in 1778. On the Origin and Progress of Poetry in that Country; with oceasional Reflections on Manners and Customs and Illustrations of the Romance of Don Quixote. Diese letztere Schrift führe ich nach Watt's Bibl. Brit. an; sie war mir unzugänglich.

Englische Übersetzungen. (1605—1774.) Thomas Shelton.

Thomas Shelton, der litterarisch nicht weiter hervor- getreten ist, liess 1612, also sieben Jahre nach Veröffent-

!) war mir unzugänglich.

SE, DEE

lichung des 1. Teiles des Originals, eine Übersetzung er- scheinen.!) Durch sie erscheint der spanische Roman zum ersten Male in einem fremden Idiom, wenn wir von franzd- sischen Übersetzungen zweier Novellen aus dem Roman ab- sehen. Nach seiner Behauptung in der Widmung an den Lord of Walden hatte Shelton seine Übersetzung bereits fünf oder scclıs Jahre vorher unternommen und, was natürlich unglaubwürdig ist, in vierzig Tagen vollendet. Er habe sie dann unbeachtet gelassen und sich erst solange Zeit nachher auf die Bitten einiger Freunde hin veranlasst gesehen, sie zu veröffentlichen.

In Bezug auf eine Charakterisierung der Übersetzung können wir uns kurz fassen und für das Einzelne auf die Vorrede der Neuausgabe von Fitzmaurice-Kelly in den Tudor Translations verweisen.?) Kelly hat dort unumstösslich nach- gewiesen, dass der 1.-Teil auf dem Texte der Brüsseler Aus- gabe vom Jahre 1607 beruht. Alle Vorwürfe späterer Über- setzer, besonders von Jarvis, wonach Shelton fremde Über- setzungen (besonders die italienische von Franciosini, 1622, und eine angenommene, verlorene französische) übertragen habe, sind abzuweisen.?)

Shelton’s Übersetzung wimmelt von Fehlern; er lässt sich meist durch ähnlich lautende, vielleicht auch etymologisch verwandte Wörter zu Ungenauigkeiten, ja zu offenbarem Unsinn verleiten; seine Kenntnis des Spanischen war sicher uvicht sehr tief. Dazu kommt eine ungeheure Flüchtigkeit und Nonchalance beim Übersetzen, die zu den ergötzlichsten Fehlern führen. Der Schwierigkeiten wird er auf die ein- fachste Weise Herr, indem er lustig drauf los übersetzt; bei

1) Eingetragen in das Register of the Stationers’ Company ‘19n0o Januarij 1611. Edward Blounte, William Barret. Entred for their Copy under the andes of Master Edward Abbot and Th’ Wardens, a book called, The delightfull history of the wittie Knight Don Qui- shote vj@'. s. Arber's Reprints, vol. III, p. 204.

2) London 1896, 4 vol.

8) Ich unterlasse den Nachweis im einzelnen und verweise ein für alle Male auf Kelly's Vorrede zu seiner Neuausgabe.

aa 20. G2

Belehrung aus seinem Vorgänger. Dies beweisen neue Irr- tümer und der Stil.

Man kann behaupten, dass Motteux die Mängel Shelton's teilt, ohne dessen Vorzüge zu besitzen. Sein Verständis des Spanischen reichte ebenso wenig wie bei Shelton zu einer feinsinnigen Übertragung. Dies wird uns schon klar, wenn wir beobachten, wie er vielfach spanische Wörter mit dem englischen Fremdwort gleichen Stammes wiedergiebt, ohne den Unterschied der Bedeutung zu ahnen, oder wie er sich wenig Mühe um den genauen Sinn des Originals giebt:

Kap. 7: ‘En esto tiempo solicité D. Quijote con un labrador’ hat solicitar die Bedeutung „unterhandeln“; Motteux übersetzt olıne Sachobjekt, was im Englischen nicht möglich: ‘In the meantime D. Q. earnestly solicited one of his Neigh- bours’,

Kap. 11: ‘piadosas entraüas de nuestra prima madre’ werden zu ‘piows Bowels of our Mother Earth’.

Kap. 1: ‘ponerse en ocasiones y peligros’; ocasién ist Synonym von peligro, aber Motteux übersetzt rasch ent- schlossen: ‘exposing himself to Danger on all ocecasions’.

Kap. 7: hacer al caso ist eine Redensart und bedeutet ‘niitzen’. M. übersetzt noch besonders al caso mit ‘at this juncture’.

Wenn wir grosse Schwierigkeiten des Originals über- vehen wollen, da wir den Übersetzer Motteux nicht an den Erkenntnissen der Philologie des 19, Jahrhunderts beurteilen dürfen (ich brauche hier nur an die ‘duelos y quebrantos los sabados’ des 1. Kap. zu erinnern), so ist doch festzustellen, dass, auch davon abgesehen, noch Schwierigkeiten genug für ihn übrig bleiben. Wenn D.Q. in seiner Rede über den Soldaten- und Gelehrtenstand (Kap. 38) auch eine Aus- zeichnung des Kriegers erwähnt, die sich mit der Verleihung des Doktorgrades an den Gelehrten vergleichen lasse, so bietet sich für Motteux schon eine sachliche Schwierigkeit, und der einfache Satz: ‘Llöguese pues a todo esto el dia y la hora de recibir el grado de su ejercicio, lléguese un dia de batalla, que alli le pondrän la borla en cabeza hecha de

dort fügt er eins hinzu. Dieselbe Methode auf ganze Sätze übertragen, macht seine Übersetzung zur Paraphrase. Eine harmlose Aufforderung D. Q.'s an Sancho: ‘di me ahora’ erscheint bei Motteux in der Form: ‘tell me as speedily as thou canst’ (Kap. 30). Und wie schwerfällig ist diese Para- phrase gegenüber dem Original! In dem folgenden Teile eines Satzes bei Cervantes: ‘sin que afadas 6 mientas por darme gusto, ni menos te acortes por no quitarmelo’, sagt Cervantes genau soviel, wie Motteux in folgender Ver- wisserung: ‘without Addition, Lies, or Flattery. On the other side take care thou losest not a little of the whole matter by abbreviating it, lest thou rob me of part of that delight which I propose to my self from it’ (Kap. 30).

Ein weiterer Nachteil seiner Neigung, den Urtext zu paraphrasieren, liegt in der Nichtbeachtung des Wechsels im Stile der redenden Personen als Charakterisierungsmittel, Eine Wendung aus der Umgangssprache erscheint bei ihm in derselben Form wie in gehobener Rede. Warum lasst ihr uns ‘tan sin mas ni mas’ den Sieg entgehen? mft D. Q. (Kap. 7) aus. Motteux übersetzt: ‘without any further op- position’.

Wie wichtig diese Thatsache ist, ersieht man daraus, wenn man bedenkt, wie durch derartige Änderungen die betreffenden Personen in ganz anderer Stimmung, mit ganz anderem Charakter erscheinen können.

Wer würde in folgender Aufforderung D. Q.’s an Sancho, ihm verschiedene Fragen zu beantworten und noch ‘todo aquello que vieres que en este caso es digno de saberse, de preguntarse y satisfacerse' den Wortschwall gerne vermissen? Aber Motteux übersetzt: everything else which has any relation to this Affair. Andererseits, wie verliert folgende Redeweise ihre Pointe:

‚que hacia? What was she doing when you first paid your respects to her?

i qué le dijeste? How didst thou express thy self to her?

Pe ee

I. Teil, Kap. 12. Grisostomo verkleidet sich als Schäfer und erscheint mit einem Hirtenstab; 1738 hatte cayado für ganado (Herde) eingeführt |

Kap. 25. Jarvis hat: Billet-dour are never suseribed; vgl. 1738: Nunca las cartas de amantes se firman, gegentiber früher: cartas de Amadis. |

Kap. 30. Jarvis: The same did Sancho who was as much deceived about her as his master. 1738: tan enganado, früher: tan ensanado.

Kap. 37. Jarvis: By this time it was four in the after- noon. 1738: En esto serian las cuatro de la tarde; früher: llegava la noche. |

Dasselbe lässt sich für den II. Teil nachweisen;

Kap. 14, Jarvis: Sancho... holding by the back guard of Rosinante’s saddle. 1738: S.... fuése tras su amo asido 4 un arzdn de Rozinante; früher: 4 una acion.

Kap. 42. Jarvis: the wheel of your fortune. 1738; la rueda de tu fortuna; früher: la rueda de tu locura (wo unter rueda „Pfauenrad“ gemeint ist).

Kap. 38 hat auch die Londoner Ausgabe von 1738 ‘cabellos (für eaballos) del sol’, was Jarvis daher mit ‘hairs of the sun’ wiedergiebt. Da auch Shelton so übersetzt, so meinte ein moderner englischer Übersetzer, Duffield, dies als ‘one instance out of many of Jarvis’s servility’ gegenüber Shelton bezeichnen zu diirfen. ')

In einem andern Falle glaubt Duffield gütigst anzu- erkennen, dass ‚Jarvis nicht jeden Unsinn von Shelton über- nommen habe. Er beruft sich dafür auf Kap. 5 des II, Teils, wo in der Stelle ‘y por estas mismas razones lo dejo el padre’ ein offenbarer Fehler dijo ist zu setzen vorliegt, den Shelton übersetzte, Jarvis aber nicht aufnahm. Aber der Fehler findet sich nicht nur in Shelton’s Original-Text, sondern in allen Ausgaben bis 1797, wo ihn Pellicer durch seine glückliche Konjektur beseitigte. Demnach beweist diese Stelle

) : 1) The ingenious knight Don Quixote de la Mancha, ... & new translation... by Alex. James Duffield. London 1881, vol. I, pe XLV.

jap. ER Wem

Im I. Teil, Kap. 19 heisst ‘no las tuvo todas consigo’ nicht D. Q. ‘could not well tell what to make of them’ sondern ‘er fürchtete sich’. Ebenda wird er durch die Prä- position con in der Phrase ‘dar coun alguno en el suelo’ ver- leitet, die Stelle la mula alzändose en los piés, did con su dueno por las ancas en el suelo zu übersetzen: the mule rising up-right on her hind-legs, she fell back- ward to the ground, with her rider under her, während es heissen soll, dass die Mauleselin ihren Reiter abwarf, nicht aber selbst zu Boden fiel. II. Teil, Kap. 18 wird er durch das Französische ver- leitet, ‘loco bizarro’ mit dem verständnislosen Ausdruck ‘whimsical kind of madman’ zu übersetzen, Einmal giebt er das einfache ‘de poco aca’ (= seit kurzem) mit ‘very near’ wieder (Teil I, Kap. 19). Wenn er (Teil II, Kap. 18) ‘acabé D. Q. de cerrar el proceso de su locura’ mit ‘D. Q. did as it were, finish and shut up the process of his madness’ übersetzt, so zeigt er, dass ihm die sehr gewöhn- liche Phrase ‘acabar de...’ nicht klar ist. Eine flüchtige Kenntnis der Sprache des Originals verrät sich auch darin, dass er durch die Freiheit der spanischen Wortstellung die Wörter im Satze falsch bezieht und ihnen nach Bedarf dafür eine etwas differierende Bedeutung unterlegt; dies ist z. B. in folgendem Satze der Fall: And therefore, for me to meddle now in so confused a business, and by giving my opinion, would be to spend my judgment rashly.

Dies ist die Wiedergabe von: Asi que ponerme yo ahora en cosa de tanta confusion

4 dar mi parecer, sera caer en juicio temerario (L Teil,

Kap. 45).

Bei einer so beschaffenen Kenntnis im kleinen dürfen wir nicht erwarten, dass Jarvis hätte dazu beitragen können, die besonders dunklen Stellen des Originals aufzuklären. Giebt er doch (Teil II, Kap. 18) ‘al modo de las licencias

al

- 17

que se dan en las universidades’ mit ‘according to the liberties of the universities’ wieder, wo das Richtige wirklich nicht schwer zu erraten war. Bei der Stelle von D. Q.’s ‘rocin.... que tenia mas cuartos que unreal’ muss er sich bei früheren Übersetzern Rat holen (I. Teil, 1. Kap.). Teil I, Kap. 38 übersetzt er ‘. . . de faldas que no quiero decir de mangas’ einfach wörtlich und gesteht in einer Anmerkung zu, dass er die Stelle nicht verstanden habe, und dieselbe, auf seine Art übersetzt, keinen Sinn gäbe.

Wie wenig Kenntnis des Spanischen mitunter genügt hätte, um fein versteckte Witze des Autors wiederzugeben, und wie andrerseits es Jarvis an diesem Wenigen gebricht, erleuchtet ein Beispiel aus dem II. Teil, Kap. 7. Hier ver- abschiedet sich der spottlustige Samson Carrasco von dem ausziehenden Don Quijote mit dem Wunsche, der Ritter möchte ihn von seinem Glück wie Unglück benachrichtigen, damit Carrasco sich über dieses freuen und über jenes be- trüben könne, wie es die Gesetze der Freundschaft erforderten. Diese Schalkhaftigkeit des Baccalaureus entging nicht nur dem edlen Manchaner, sondern auch unserm Jarvis und doch kam es nur auf das richtige Verständnis der Wörter esta und aquella an.

Was Jarvis’ Stil anbelangt, so ist ihm sein Prinzip, möglichst treu zu übersetzen, vielfach verllängnisvoll geworden. Dies zeigt sich schon in der Wortwahl. Teil Il, Kap. 18 würde man für ‘para saber dar razon de la cristiana ley’ lieber etwas anderes lesen als ‘to give a reason for the Christian faith’. Teil I, Kap. 11 (habiendo Sancho ... acomodado 4 Rocinante; Jarvis: Sancho, having accomodated Rozinante) hat Jarvis das Verbum ‘to accomodate in einer Acception verwendet, die im Spanischen geläufig, dem Eng- lischen aber fremd ist. Ferner klingt es nicht schön, das spanische ‘va en hora buena’ mit ‘go in a guod hour’ (1. Teil, Kap. 30) und ‘bastante para hacerle emperador en daca las pajas’ mit ‘sufficient to make you au emperor before you can say, Gwe me those straws’ (II. Teil, Kap. 18) zu übersetzen.

Am meisten nützte ihm diese seine Treue gegenüber dem

Palaestza XIIL 2

ates | ee

Original bei der Wiedergabe des pathetischen Stils der Reden Don Quijotes. Auf diese Weise blieben die meisten Stil- mittel bewahrt, wie Häufung von Synonymen, Aufzählungen, Gegensätze, Parallelen u. dergl. Doch entgehen ihm hierbei vielfach die Euphuismen (s. u. Mottenx). Einen Ersatz für die Vorteile, die die freie Wortstellung als Stilmittel im Spanischen gewährte, konnte er allerdings in seiner Sprache nicht schaffen. Wortspiele wiederzugeben giebt sich Jarvis nicht immer die Mühe. Teil II, Kap. 18 sagt D. Q.: ‘... entre los infinitos poetas consumidos que hay, he visto consumado poeta ..., was Jarvis überträgt mit ‘... among the infinite number of poets now in being, I have met with one absolute‘. Doch bestrebt er sich meistens, in dieser Hinsicht dem Original gerecht zu werden und er trifft es gut, wenn er in dem eben angeführten Kapitel ‘negros requesones que tan blanco pu- sieron a sti amo’ mit ‘nasty curds that had made his master so white’ übersetzt, wo sich Shelton mit der kindlichen Wiedergabe ‘dismall black curds, that made his Master so white’ beholfen hatte. Wo es ihm aber nicht gelingt, einen Ersatz für ein Wortspiel zu schaffen, übersetzt er das Original wortlicl, auclı wo dadurch im Texte ein Unsinn entsteht, den er dann in einer Anmerkung erklärt. Dies ist sein gewöhn- liches Verfahren. Ebenso verfährt er, wo ihm die Sprach- schnitzer Sanchos Schwierigkeit machen. Zu grosse Treue gegenüber dem Original bekundet Jarvis auch bei den Sprichwörtern, Diese verlieren bei ihm alle Farbe. Man vergleiche etwa folgende vier Sprichwörter aus Il, 43: en casa llena presto se guisa la cena; quien destaja no baraja; ä buen salvo estä él que repica; el dar y el tener seso ha menester

mit der Übersetzung: in a plentiful house supper is soon dressed; he that cuts does not deal;

he that has the repique is safe; to spend and to spare require judgment,

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Vulgäre Bezeichnungen wiederzugeben bemüht sich Jarvis im allgemeinen; er übersetzt ‘el caletre’ mit ‘noddle’, und in sehr enger Anlehnung an das Original ‘despabile esos ojos’ mit ‘snuff your eyes’ (II, 10); doch versagt er auch hier mit- unter, so wenn er ‘a trochemoche’ mit ‘at random’ wieder- giebt (II, 3).

Neudrucke der Jarvis’schen Übersetzung erschienen während des 18. Jahrhunderts 1749, 1756, 1766.')

Tobias Smollett.

Auch Smollet’s Ubersetzung, die zuerst 1755 erschien, entging nicht dem Geschick, fälschlich (wie ich glaube) ge- brandmarkt zu werden. So wenigstens berichtet das Dictionary of National Biography, dass ein Lord Woodhouselee in einem Essay on Translation die Übersetzung Smollett’s als ‘a rifaci- mento of Jervas’ kennzeichnete und dass ‘this judgment is substantially confirmed by later critics’.*)

Wie man nun auch die Smollett’sche Übersetzung be- urteilen mag, sie als eine Bearbeitung der Jarvis’schen zu bezeichnen geht nicht an. Äusserlich betrachtet haben sie beide allerdings eine grosse Ähnlichkeit; denn ungelieuer häufig berühren sie sich im Ausdruck. Dies kommt aber meist nur daher, dass sie beide in der Hauptsache nach dem- selben Prinzip, nämlich wörtlich, übersetzen. Dass aber Smollett aus dem Original direkt übersetzt, zeigen die Stellen, wo er dem Original noch näher steht als Jarvis. Unterziehen wir z. B. Kap. 17 des I. Teils einer Prüfung! Hier über- setzt Smollett in folgenden Fällen etymologisch aus dem Original, wo Jarvis ein andres Wort gewälilt hat:

el salutifero balsamo : the salutiferous balsam (Jarvis: the healing balsam);

hacedme merced y beneficio : a us the benefit and favour (favour and kindness);

1) s. Kelly, 1. c. p. 341. 2) Ich bemerke, dass das zitierte Werk, wie auch die von Ormslıy und Watts, auf die das Dict. verweist, mir unzugänglich waren.

<= OF am

el ventero le proveyd: the innkeeper having provided (fur- nished);

el estömago del pobre no debia de ser tan delieado : deli- eate (nice and squeamish);

menesterosos de su favor y amparo : favour and protection

(aid and protection). ')

In andern Fällen, wo Jarvis ein anderes Wort gewählt oder leicht geändert hat, hat Smollett den Text des Originals:

despues de los dias de vuestra merced : till the days of your worship be gone (till after your decease);

& para qué consintid que gustase? : why did you allow to taste it? (to drink it);

no hallaremos de gqwien vengarnos : we shall never be able to take vengeance upon the authors of them (we shall find nothing to be revenged' on).

Anch die Satzkonstruktion lehnt sieh bei Smollett mit- unter enger an das Original an als bei Jarvis; ‘de vomitar las entrailas que me quedaron’ : ‘vomit up all the entrails I have left’ ıvomit up what remains of my guts).

Auch findet sich eine Auslassung Jarvis’ bei Smollett: ‘dos vecinos de la heria de Sevilla’ : ‘two shopkeepers from the market-place of Seville’ (two butchers (!) of Seville).

Im folgenden Beispiel bemüht sich sogar sichtlich Smollett eine Nuance des Originals, die Jarvis vernachlässigt hatte, wiederzugeben: 'acabd en esto de encender el candil el ena- drillero’ : ‘About this time the officer of the Holy Brotherhood, having made shift to light his candle’ (By this time the officer had lighted the lamp).

Miissen wir die Behauptung, dass Smollett das spanische Original nicht benutzt habe, zwar abweisen, so können wir doch andrerseits die tiefgehende Abhängigkeit Smolletts von Jarvis nieht leugnen. Nicht nur hat Smollett seinen Vor- ginger bei schwierigen Stellen zu Rate gezogen, sondern man darf wohl behaupten, dass er dessen Übersetzung bei

') Da aid und nicht favour die richtige Übersetzung des span. favor ist, so ist die Stelle noch besonders beweiskräftig.

4

seiner Arbeit beständig verglich. Nur so kann ich mir die unzähligen Berührungen im Ausdruck, die in der Fassung und Wendung vom Original abweichen, erklären.

Sicherlich sind Smollett’s Kenntnisse des Spanischen ge- ringer gewesen als die des Jarvis In einem obigen Beispiel hatte er ‘favor’ mit ‘favour’ übersetzt; II, 25 giebt er ‘levantando ... grandes quimeras' mit ‘raising ... huge chimeras’ wieder, obwohl ‘quimera’ im Spanischen ‘Streit’ bedeutet; und II, 18 liest man bei ihm gar: ‘Both father and son admired anew she strange medley of Don Quixote’s discourse’; im Original steht natürlich ‘admirarse’, aber das heisst ‘sich verwundern’ nicht ‘bewundern’. Die Beispiele liessen sich beliebig vermehren. Die nämlichen Fehler, dig wir bei Jarvis hervorgehoben haben, liessen sich mit einer oder zwei Ausnahmen, wo er änderte, bei Smollett nachweisen, ebenso wie unzähliche weitere.

Was nun Smollett’s Stil anbelangt, so ist zunächst fest- zustellen, dass er nicht so wie Jarvis an dem Wortlaut des Originals klebt, wenn er auch nicht, wie Motteux, denselben umschreibt und davon abweicht. Streng einheitlich ist er nicht verfahren; im allgemeinen lässt sich nur sagen, dass er es liebt, dem Original eine strengere, mehr mathematische Form zu geben. Häufig also führt er das, was bei Cervantes nur angedeutet oder halb ausgeführt war, ganz aus; in der Häufung von Synonymen, von denen bei Cervantes nicht selten das eine entbehrlich ist, sucht er eine gewisse Steigerung der Begriffsbezeichnungen herbeizuführen. Nicht selten be- gegnet es auch, dass er Adjektiva und kleinere Zusätze einfügt, um die Situation noch besonders zu bekräftigen. Besonders ist dies der Fall, wenn es sich um Ausmalung humoristischer Szenen handelt; in diesem Falle ändert Smollett auch am meisten das Colorit seiner Vorlage; denn hier wählt er ungemein häufig, abweichend vom Original, vulgäre Aus- drticke.

Den pathetischen Stil, der die meisten Reden Don Quijotes auszeichnet, giebt Smollett gewöhnlich im engen Anschluss an das Original wieder. Doch passirt es auch ihm, dass er, wenn auch selten, die Häufung der Synonyma,

die ein prächtiges Charakterisierungsmittel bilden, etwas herabdrückt. Preziöse Ausdrucksweise beachtet er nieht, wenn er z.B. ‘humor de mis ojos’ mit ‘tears of my eyes’ (1,25) wieder- giebt. Ebenso entgehen ihm die euphuistischen Wendungen, wie bereits bei Motteux erwähnt ist. Anf die Vorteile, die die Freiheit der Wortstellung als Stilmittel dem Spanier gewährte, musste Smollett im Englischen verzichten.

Gegenüber spanischen Redensarten verfährt S. verschieden. Er übersetzt sie entweder wörtlich, wie II, 36: ‘todo saldrä en la colada del gobierno’ mit ‘what is amiss will come out in the washing of this same government’; oder er interpretiert sie, wie er z. B. ‘en daca esas pajas’ gewöhnlich mit ‘in a twinkling of an eye’ wiedergiebt; oder aber er giebt ihnen ein phrasenhaftes Gepräge; so übersetzt er ‘en vuestra mano esta eseudillar’ (11, 28) mit ‘the ladle is in your own hand’. So gelingt es ihm auch besser wie Jarvis, den spanischen Sprieh- wörtern eine sentenziöse Form zu geben, meist indem er einen Reim herstellt, wenigstens aber dadurch, dass er ihnen eine allgemeine Wendung giebt.

Ebenso übertrifft Smollett seinen Vorgänger auch in der Wiedergabe von Wortspielen. Soweit er solche wahrnimmt, sucht er auch, allerdings mit einigen Ausnahmen, einen Ersatz zu bieten.

Noch weniger ist Smollett dem Original gegenüber ver- legen, wenn es sich darum handelt, einen Sprachschnitzer Sanchos zu ersetzen; er findet stets Anklänge an das Fremd- wort in seiner Sprache.

In der Wiedergabe von Klangwörtern ist Smollett eben- falls glücklicher als Jarvis; hatte Jarvis (II, 3) ‘a trochemoche’ farblos mit ‘at random’ wiedergegeben, so findet Smollett dafür den Ausdruck ‘hodgepodge’.

Als gutem Stilist gelingt es Smollett auch, passende Entsprechungen für sprachliche Neubildungen des Originals zu schaffen; dies ist sicher der Fall, wenn er Il,25 ‘sefor monisimo’ mit ‘your apeship’ übersetzt; Jarvis hatte sich an der Stelle mit ‘good-man ape’ beholfen.

=. 9

Smollett’s Übersetzung erfuhr noch im Jahre 1755, wo die ersten Proben daraus im Gentleman’s Magazine erschienen, einen lebhaften Angriff ‘by a gentleman from the country’ in einer Schrift ‘Remarks on the proposals lately published for a new translation’. ')

Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde Smollett's Über- setzung 1761, 1765, 1782, 1792, 1798, 1796, 1799 neu- gedruckt.?)

Charles Henry Wilmot.

Im Jahre 1774 liess dieser sonst nicht weiter bekannte Autor eine D. Q.-Ubersetzung*) erscheinen. Auf dem Titel- blatt steht: Translated from the Original Spanish of Miguel de Cervantes Saavedra. Dies ist jedoch eine ganz lügenhafte Behauptung. Es lässt sich nachweisen, das Wilmot das Original überhaupt nicht benutzt hat, und dass die unter seinem Namen gehende Übersetzung nichts als ein an der Übersetzung von Motteux begangenes Plagiat ist. Dies scheint mir wenigstens für den ersten Teil festzustehen; für den zweiten habe ich die Übersetzung von Motteux nicht zur Hand.

Ehe ich auf den Nachweis dieser Behauptung eingehe, schicke ich voraus, dass Wilmot in gewissenloser Weise den Text seiner Vorlage verstiimmelt; sehr oft streicht er ganze Sätze, häufig ganze Abschnitte, auch passiert es ihm dabei, dass er einen für den Sinn notwendigen Satz auslässt.

Was nun den Nachweis der obigen Behauptung anbelangt, so prüfe man die Wiedergabe des Gesprächs zwischen D. Q. und Sancho über die Botschaft der Dulcinea (Kap. 30 u. 31 des I. Teils), das Wilmot auch in ein Kapitel zusammenzieht. Natürlich können wir hieraus nur solche Stellen heranziehen, die Motteux in individueller Abweichung voın Original frei wiedergegeben hat. Diese sind der Reihe nach:

1) Sie war mir unzugänglich. 2) s. Kelly, l. c. p. 343. 3) Sie ist in Kelly's Bibliographie nicht aufgeführt.

Original:

i qué le dijeste? ; qué te respondiö? ;qu& rostro

hizo cuando leia mi carta? ; quien te la trasladé?

Motteux: How didst thou ex- press thyself to her? What answer was she pleas’? to make thee? What Countenance did she put on at the perusal of my Letter? Who transorib’d it fairly for thee?

Original: alguna empresa. Motteux: some curious Device, Original: Motteux:

finest sort? Original:

ella. Motteux: she knew that a

Perusal requir'd leisure, and there-

fore deferr'd it for her more pleas-

ing and private Hours.

was it not of the

Original: eribirle.

Motteux: she had rather see you than hear from you.

Wilmot: how didst thou er- press thyself to her? What answer did she deign to make thee? How did she look when she read my

letter and who copied it fairly for thee?

Wilmot: some curious device.

‚el trigo era candeal 6 trechel?

Wilmot: was not the wheat of the purest and finest kind?

eso debiö de ser por leella despacio y reerearse con

Wilmot: she knew that a perus- al of it required leisure, and there- fore deferred it for her more private

moments.

que alli estaba con mas deseo de verle que de es-

Wilmot: she had much rather see you than hear from you,

Original: qué joya fué la que te did al despedirte por las nuevas

que de mi le llevaste?

Motteux: what Jewel did she present you at your departure, as a reward for the News you brought?

Original:

Wilmot: and what jewel did she present thee with as a reward for the news that thou didst take to her?

Asi seria, dijo Sancho, porque 4 buena que

andaba Rocinante como si fuera asno de gitano con azogue en los

oidos.

Motteux: J believe indeed (an- swered Sancho) /hat there was Witcheraft in the case, for Rozi- nante rid without a Spur all the way, and was as mettlesom as tho he had been a Gipsey's Ass with Quicksilver in his ears.

Wilmot: J believe there was some witcheraft in the case, replied Sancho, for Rosinante galopped all the way like a devil, though I did 'nt spur him once.

Original: aunque yo veo que estoy obligado A cumplir su man- damiento, véome tambien imposibilitado del don que h& prometido & la princesa que con nosotros viene.

Motteux: I know her Power Wilmot: I know her Power should regulate my Will; but then should regulate my will; but on the my Honour, Sancho, my solemn other hand my honour engages me Promise has engag’d me to the Prin- in the service of this princess.

: ce8s’s Service that comes with us.

Original: por una parte me acosa y fatiga el deseo de ver 4 mi sefiora, por otra me incita y llama la prometida y gloria que de alcanzar en esta impresa.

Motteux: Love draws me one, Wilmot: between love and and Glory ? other way ... but glory how shall I act? ‘tis ’tis resolved. resolved.

Original: & la cual daré tales disculpas que ella venga 4 tener por buena mi tardanza, pues verä que todo redunda en aumento de su gloria y fama.

Motteux: she will easily con- Wilmot: who will excuse my descend to excuse my Absence. still longer absence, when I con- when I convince her 'twas for her vince her 'twas for her fame and Fame and Glory. glory.

Dies ist natürlich nicht das einzige Kapitel, wo Wilmot so verfährt. Die gleiche Methode lässt sich überall unschwer

nachweisen. Kritik des D. Q. Der Pseudo -Don Quijote.

Originelles haben die Engländer hierzu nicht vorgebracht. Sie geben hier als Kritik wieder, was andere zunächst als eine Deutung der in dem Roman enthaltenen Satire hin- stellten. Besonders ist es die Theorie, dass der spanische Roman als eine Satire auf die spanische Nation beabsichtigt sei. Wer diesen Gedanken zuerst ausgesprochen, lässt sich wohl nicht mehr zurückverfolgen. Die verschiedensten Bio- graphen des Cervantes begnügen sich damit, diese Thatsache festzustellen. Regnier Rapin, auf den Martin Fernandez de Navarrete ') hinweist, führt in seinen ‘Réflexions sur la Poé-

1) Vida de Miguel de Cervantes Saavedra, Madrid 1819. Note zu § 106 im Anhang.

an! Mn

tique de ce Temps et sur les Ouvrages des Poétes Anciens et Modernes’ diese Deutung allerdings auf Lope de Vega zurück: „Ce grand homme (— Cervantes)... écrivit le Roman de Dom Quichot (sic!) qui est une satire trés-fine de sa nation: parce que toute la Noblesse d’Espagne qu'il rend ridicule par cet ouvrage, s’estoit entestée de Chevalerie. C'est une tradition que je tiens d’un de mes amis qui avoit apprit © ce secret de Dom Lopé A qui Cervantes avoit fait confidence de son ressentiment.“') Dies erinnert an den bekannten Zwist zwischen Cervantes und Lope de Vega?) und sieht wie eine Verdächtigung des Werkes durch Lope de Vega aus,

Aber wie dem auch sei, diese Meinung wurde von den verschiedensten Schriftstellern adoptiert und die Engländer haben sie auch eifrig kolportiert, aber erst nachdem diese Deutung schon als Kritik des Romans angesehen wurde: man wollte Cervantes dadurch einen Vorwurf machen, dass er einen unmässigen Spott über seine Nation ausgegossen und so schliesslich den sozialen Niedergang seines Volkes verursacht habe!

William Temple scheint die Ansicht zuerst aufgenommen zu haben und zwar in seine Abhandlung: ‘Of aneient and modern Learning’. Doch teilt er, der den D. Q. hochschiitzte (s. seine Ansicht in einem späteren Kap.), sie nur als ein Beispiel mit für die Folgen, die eine bissige Satire über- haupt hervorbringen kann: „An ingenious Spaniard at Brussels*) would needs have it, that the history of Don Quixote had ruined the Spanish monarchy; for, before that time, love and valour were all romance among them; every young cavalier that entered the scene, dedicated the services of his life to his honour first and then to his Mistress. lived and died in this romantic vein; and the old Duke of Alva, in his last Portugal expedition had a young Mistress to whom the glory of that atehievement was devoted, by

') Seconde éd. Paris, 1675. § 28.

2) 8. Pellicer, Vida de Cervantes (Madrid 1800), p, 83—84, Fitzmaurice-Kelly, Life of Cervantes (Lond. 1892), p. 212—213,

8) Wer dies gewesen ist, konnte ich nicht feststellen.

= OF =

which he hoped to value himself, instead of those qualities he had lost with his youth. After Don Quixote appeared, and with that inimitable wit and humour turned all this romantic honour and love into ridicule; the Spaniards, he said, began to grow exhausted of both, and to laugh at fighting and loving or at last otherwise than to pursue their . fortune, or satisfy their lust; and the consequences of this, both upon their bodies and their minds, this Spaniard would needs have pass for a great cause of tle ruin of Spain, or of its greatness and power.“ !)

Ähnlich sagt Rich. Steele?) im ‘Tatler’ (No. 219): „I have been said, the history of Don Quixote utterly destroyed the spirit of gallantry in the Spanish nation: and I believe we may say much more truly, that the humour of ridicule has done as much injury to the true relish of company in England.

Auch Defoe adoptiert die Ansicht. In den ‘Memoirs of Captain Carleton’ erzählt Carleton seine Gefangenschaft in Spanien: er ist in Sainte Ciémente de la Mancha ‘rendered famous by the renowned Don Michael Cervantes, who in his facetions but satirical romance has fixed it the seal and birth- place of Don Quixotte’. Carleton ist einquartiert bei einem gewissen Don Felix Pacheco, von dem Carleton erzählt: „Another day, talking of the place it naturally led us into a discourse of the knight of la Mancha, Don Quixotte. At which time he told me, that, in his opinion, that work was a perfect paradox, being the best and the worst romance that ever was wrote. For, says he, though it must infallibly please every man that has any taste of wit, yet has it such a fatal effect upon the spirits of my countrymen, that every man of wit must ever resent; for, continued he, before the appearance in the world of that labour of Cervantes, it was next to an impossibility for a man to walk the streets with any delight, or without danger. There were seen so many

1) Sir Will. Temple's Works, Lond. 1757, in 3 vol. vol. 3, p. 464. 3) Vor Steele hat noch Motteux die Sache in der Vorrede zu seiner Übersetzung von 1700 zur Sprache gebracht, aber zurück-

gewiesen.

cavaliers prancing and carvetting before the windows of their mistresses that a stranger would have imagined the whole nation to have been nothing” less than a race of knight- errants. But after the world became a little acquainted with that notable history, the man that was seen in that once celebrated drapery was pointed at as a Don Quixotte, and found himself the jest of high and low. And I verily believe, added he, that to this, and this only, we owe that dampness and poverty of spirit, which has run through all our councils for a century past, so little agreeable to those nobler actions of our famous ancestors.“ ')

Als Kritik des Cervantesischen Don Quijote ist auch aufzufassen der Pseudo - Don Quijote, der als eine Fortsetzung des echten im Jahre 1614 erschien mit der bestimmten Ab- sicht, das Werk des Cervantes auszustechen; als Verfasser giebt sich aus el Liceneiado Alonso Fernandez de Avellaneda, natural de la Villa de Tordesillas. Dieses Werk hatte zu- nächst auf die englische Litteratur und Kritik keinen Ein- fluss. Erst als eine französische Bearbeitung im Jahre 1704 erschien, die Alain René Lesage zugeschrieben wird, änderte sich dies. Auch der französische Verfasser übt beständig Kritik an Cervantes; sein Werk ist aber nicht eine wörtliche Übersetzung, sondern eine selbständige Bearbeitung mit zahl- reichen bedeutenden Abweichungen, die z. T. eher im Geiste des Cervantes, als in dem Avellaneda’s geschrieben sind; und stellenweise sind Motive und Wendungen aus Cervantes selbst benutzt, mehrere aus dem II, Teil des echten D. Q., der Avellaneda noeh nicht vorgelegen hat. Das französische Werk wurde bald ins Englische übersetzt: das spanische des Avellaneda im 17. und 18. Jahrh. nie*):

zu

I) Defoe's Novels and miscellaneous works, Oxford 1840, vol, 8, p. 160.

2) Die Bibliographie von Fitzmaurice-Kelly in seinem Life of Cervantes, Lond. 1892, p. 367 ist hier ausnahmsweise irreführend, indem er Übersetzungen des spanischen und des französischen Werkes unter eine Rubrik vereinigt. ;

29

1705 erschien bereits die Ubersetzung von Captain John Stevens (Lond.).

1745 erschien die von Baker (Lond.), angeblich aus dem Spanischen übersetzt; aber Yardley, der nächste Übersetzer, konstatiert auf S. VI seiner Vorrede in einer Anmerkung, dass es die Übersetzung des französischen Werkes ist; mir war die Übersetzung Baker's nicht zugänglich.

1760 erschien (nach Yardley) eine zweite Auflage von Baker’s Ubersetzung.')

1784 folgte die Obersetzung von William Augustus Yardley (Lond.).

(1805 erst erschien eine anonyme Ubersetzung des Werkes von Avellaneda.)

In den Werken englischer Autoren aber erscheint der Pseudo-Quijote sehr spärlich. Schon Yardley in der Vorrede zu seiner Übersetzung, S. II], macht darauf aufmerksam, dass Pope, Essay on Criticism, v. 267 ff., eine Geschichte aus der französischen Bearbeitung wiedergiebt, wo sie sich im 10. Kap. von Buch Ill findet. Die Geschichte findet sich nicht in dem spanischen Werke des Avellaneda. Sie lautet bei Alex. Pope:

Once on a time, La Mancha’s knight, they say

A certain bard encountering on the way,

Discours’d in terms as just, with looks as sage

As e’er could Dennis of the Grecian stage. Concluding all were desp’rate sots and fools,

Who durst depart from Aristotle's rules.

Our author, happy in a judge so nice

Produc'd his play, and begg’d the knight's advice; Made him observe the subject and the plot,

The manners, passions, unities, what not?

All which, exact to rule were brought about,

Were but a combat in the lists left out.

“What! leave the combat out?” exclaims the knight. “Yes, or we must renounce the stagirite.”

“Not so, by Heav'n! he answers in a rage; “Knights, squires, and steeds, must enter on the stage.” “So vast a throng the stage can ne'er contain.” “Then build a new, ur act it in a plain.”

1) fehlt bei Kelly.

en YA

Weniger bekannt dürfte sein, dass auch Laurence Sterne einmal den französischen Pseudo - Don Quijote zitiert. In der Sentimental Journey heisst es in dem Abschnitt ‘Preface. In the Désobligeant’: „. . indeed, much grief of heart has it oft and many a time cost me, when I have observed how many a foul step the Inquisitive Traveller has measured to see sights and look into discoveries, all which, as Sancho Panga said to Don Quixote, they might have seen dry- shod at home.“ Einen derartigen Ausspruch thut Sancho im Cervantes nicht: wohl aber sagt er, allerdings in anderem Zusammenhang, in der französischen Bearbeitung: „Puisque nous pouvons marcher & sec, pourquoi nous aller mouiller les pieds?* (Buch I, Kap. 6).'!) Etwas Entsprechendes fehlt bei Avellaneda, sodass auch hier nur das französische Werk in Frage kommt.

Würdigung des Romans bei englischen Autoren.

Trotz der grossen Beliebtheit, in der unser spanischer Roman, wie sich aus zahlreichen Anspielungen, häufigen Übersetzungen u. s. w. ergiebt, bei den Engländern in der betreffenden Periode stand, fand ihre Bewunderung keinen oder nur sehr schwachen Ausdruck. Meist bleiben ihre Lobeserhebungen zu abstrakt und ausdruckslos: ‘the inimitable Cervantes’, dies ist meist alles, was sie sagen. Doch fehlt es nicht an einigen treffenden Vergleichen mit anderen humo- ristischen Sehriftstellern, in denen gewöhnlich Cervantes die Palme zuerkannt wird.

Am frühesten und woll auch am treffendsten hat Sir William Temple den Verfasser des Don Quixote mit Rabelais verglichen in seinem Essay ‘Of Poetry’, der erst nach dem 169¢ erfolgten Tode des Verfassers, nämlich 1705, gedruckt wurde: ‘Rabelais seems to have been father of the ridicule, a man of excellent and universal learning, as well as wit: and, though he had too much game given him for satire in that age, by the customs of courts and of convents, of pro-

\) (Euvres de Le Sage. Paris 1821, in 12 Bden, vol. 9, 8. 440,

a, ) ae

cesses and of wars. of schools and of camps, of romances and legends; yet he must be confessed to have kept up his vein of ridicule, by saying many things so malicious, so smutty, and so profane, that either a prudent, a modest, or a pious man, could not have afforded, though he had never so much of that vein about him: and it were to be wished, that the wits who have followed his vein had not put too much value upon a dress, that better understandings would not wear (at least in public) and upon a compass they gave themselves, which other men would not take. The matchless writer of Don Quixote is much more to be admired, for having made up so excellent a composition of satire or ridicule, without those ingredients, and seems to be the best and highest strain that ever was, or will be, reached by that vein.’ ')

Denselben Vergleich vollzieht auch ein M. B. unter- schriebener Artikel des ‘Gentleman’s Magazine’ vom Jahre 1741.?) Der Verfasser behauptet, dass Rabelais sich mehr an die Phantasie wende und daher mehr Gefallen finde bei der Allgemeinheit als Cervantes, der zum Nachdenken heraus: fordere. Cervantes werde erst von Leuten von Geschmack gewürdigt, während an Rabelais sowohl einfältire wie auch kritische Leute Gefallen fänden, wenn auch aus verschiedener Ursache: “They (- Cervantes und Rabelais) seem to be per- fect opposits; notwithstandig that both excelled in Raillery. The Spaniard, however, has infinitely more Merit than the Frenchman in Point both of Manner and Matter; and yet Rabelais had had more Commentators than he: because his Humour is bolder and more extravagant. Cervantes will never fail to make a Man of Sense smile, whereas the stories of Rabelais will make Coxcombs as well as Critics laugh. A man must enter into the Spirit of Don Quixote before he is pleased with him; bul for the Adventures of Garagantua and Pantagruel he who understands them, feels not as much

1) Werke von Sir W. Temple, London 1757, vol. Ill, p. 422. 3) Band XI, p. 487—8.

Pleasure as he who has studied them, and perhaps with more Reason. In a word, Cervantes is the hero of all who have a Taste for Ridienle, and Rabelais the Darling of such as love to see Things made ridiculous.’

Laurence Sterne

stellt auch Cervantes tiber Rabelais, wenn er im Tristram Shandy (Buch III, Kap. 19) ausruft: ‘my dear Rabelais, and my dearer Cervantes. *)

Joseph Warton

stellt im ‘Adventurer’ No, 133 in ungenügender Begründung Cervantes über Lucian: ., . ‘if a parallel be drawn between Lueian and Cervantes, the ancient will still appear to dis- advantage: the burlesque of Lucian principally consists in making his yods and philosophers speak and act like the meanest of the people, that of Cervantes arises from the solemn and important air with which the must idle and ridiculous actions are related: and is, therefore, much more striking and foreible. Diese Folgerung ist kaum annehmbar: der Unterschied ist doch ebenso gross, wenn man vom Höchsten zum Niedrigen herabsteigt, als wenn man vom Niedrigen zum Höchsten hinaufsteigt. Darin kann also kaum der Vorzug liegen; besonders aber scheint Warton dem Ver- fasser des D. Q, nicht gerecht geworden zu sein, wenn er unmittelbar an diese Behauptungen Cervantes mit Butler zusammenstellt: ‘In a word, Don Quixote and its copy Hudibras, the Splendid Shilling, the Adventures of Gil Blas, the Tale of a Tub, and the Rehearsal, are pieces of humour which antiquity cannot equal, much less excel.’

In diesen erwähnten Vergleichangen leuchtet der Gedanke dureh, den Temple am treffendsten ausgedrückt hat, der auch Sterne’s Apostrophe zu Grunde liegt, und den Warton nicht richtig erfasst hat: Rabelais and Lucian sind Satiriker, sie

mcg

1) Works of Laur. Sterne, ed, J. P. Browne, Lond. 1878, vol. 1, p. 205.

giessen fiber ihre Opfer nur Spott aus; Cervantes ist Humorist, er lächelt wohl über seine Helden, aber er verliert nie seine Liebe für sie. Seltsam ist es nur, wie man gerade in Eng- land den Cervantes bald als Humoristen, wie in den eben eitierten Beispielen, bald als Satiriker aufgefasst hat, wie dies aus den Citaten des vorhergehenden Kapitels, besonders aus Defoe, ersichtlich ist. Die einen sehen im Don Quijote ein Werk voll von liebenswürdigem Humor, die andern eine beissende Satire, die nichts geringeres als den sozialen Nieder- gang der spanischen Nation zur Folge hatte, Diese Méglicli- keit, den Roman von zwei so entgegengesetzten Gesichts- punkten aus betrachten zu können, durchzieht auch die ganze Beeinflussung der englischen Litteratur durch den Don Quijote. Die einen glauben einen satirischen Helden vor sich zu haben und nehmen daher die derb komischen und grotesken Züge in ihre Werke auf; die andern sehen in Don Quijote einen humoristischen Helden und streben »bedächtig danach, die richtige Mischung der komischen und erhabenen Charakter- züge in Cervantesischer Weise herzustellen Beide Arten der Auffassung und der Nachahmung sind auch zeitlich von einander getrennt.

Bevor wir diesen Gedanken bei den einzelnen Schrift- stellern verfolgen wollen, seien hier noch verschiedene an- erkennende Äusserungen eitiert, die aus anderen Gesichts- punkten als den erwähnten sich ergeben und sich leicht aus der allgemeinen Gedankenrichtung der betreffenden Persönlich- keiten herleiten lassen.

John Locke,

dessen Weltanschauung sich auf dem Boden der Wirklichkeit aufbaut, rühmt in Some Thoughts concerning Reading den realistischen Hintergrund des Romans: Of all the books of fiction. | know none that equall Cervantes’s “history of Don Quixot” in usefulness, pleasantry, and a constant decorum. And indeed no writings can be pleasant which have not nature at the bottom, and are not drawn after her copy.')

1) John Locke's Werke, Lond. 1759, vol. II, p. 727, Palaestra KT). 8

= OW aoe

Ahnlicher Art ist das Lob, das Anthony, Earl of Shaftesbury in seinen Characteristics spendet: Had I been a Spanish Cervantes and with success equal to that comick Author, had destroy’d the reigning Taste of Gothiek or Moorish Chivalry, | cou'd afterwards contentedly have seen my Burlesque-Work it-self despis'd, and set aside; when it had wrought its intended effect, and destroy’d those Giants and Monsters of the Brain, against which it was originally de- sign’'d. ')

Henry Fielding

zeigt durch mehrere Ausspriiche seine aufrichtige Verehrung des Verfassers des D. Q.

In der Vorrede zu Davil Simple, einem Roman seiner Schwester, sagt er: In the works of Cervantes or Hogarth, he is, I believe, a wretched judge, who discovers no new beauties on a second or even a third perusal.)

Im Covent-Garden Journal sagt er von dem ‘great trium- virate, Lucian, Cervantes, Swift’: These great authors | shall ever hold in the highest degree of esteem; not indeed for that wit and humour alone, which they all so eminently possessed, but because they all endeavoured, with the utmost force of their wit and humour, to expose and extirpate those follies and vices which chiefly prevailed in their several countries. Indem er diesen Schriftstellern noch Shakespeare und Moliére hinzufügt, fasst er deren aller Bedeutung für die Menschen zusammen in dem Satze: whoever reads over the five great writers mentioned in the paragraph, must either have a very bad head, or a very bad heart, if he doth not become both a wiser and a better man.) |

Diese Namen kehren zusammen mit denen des Aristo- phanes, Rabelais und Marivaux in einer humoristischen An- rufung des ‘Genius’, der alle diese Schriftsteller begeistert habe, wieder (Tom Jones, Buch XIII, Kap. 1).*)

!) Hrsg. London 1714, vol. Ill, p. 253, 2) Abgedr. in Browne's Ausg. der Werke Fielding's, vol. V, p. 425. 8) ibid. vol. X, p, 25, 4) ibid. vol. VU, p, 195,

ual

Gleiehlaut des Namens der Heldin. Ob der Name Duleina sonst noch und zwar vor Cervantes vorkommt, konnte ich nicht feststellen. Doch wäre an den Namen des Sektirers des 13. Jahrhunderts zu erinnern, Duicinns,') wozu ein Femininum in der Form Duleina besser passen wiirde als Dulcinea.

Il. The Melancholy Knight von Samuel Rowland.?) 1616.

'Für dieses Gedieht wurde von Edmund Gosse*) Be- einflussung durch den D.Q. angenommen. Prof. Köppel hat dies schon zur Genüge widerlegt.*) Der Melancholy Knight hat in der That nichts mit der Person D. Q.'s gemein. Er ist ein von Standesvorurteilen eingenommener Ritter, dabei arm und heruntergekommen; dennoch will er noch äusserlich die Würde seines Standes wahren. Man erkennt in ihm einen (seisiesverwandten des Ritters im Lazarillo de Tormes (Tratado Ill), der, ca. 1450 entstanden, 1586 ins Englische übersetzt wurde und dann bald Nachahmung fand; auch im 17. Jahrhundert begegnen uns noch verschiedene Reminis- cenzen an den Schelm und die übrigen Gestalten des Romans in Werken der englischen Litteratur.

Was die sich anschliessende Ballade vom Sir Eglamour anbelangt, in der der Verfasser die Ritterromane persifliert, so ist die Satire ganz anderer Art als im D.Q.: dort läuft der Ritter vor dem Ungelieuer, das er bekämpfen will, fort,

t) (Italienisch Dolcino [vgl. Dante, Inferno XXVIII, 55], franzö- sisch Doussin [s. Marivaux, Le Paysan Parvenu]). Dulcinea dagegen scheint eine unvolkstümliche Bildung zu sein. Sehr ansprechend ist daher die Vermutung Herrn Prof. Adolf Tobler's, die ich glücklich bin, mitteilen zu können, wonach Cervantes das Wort mit humo- ristischem Beigeschmack aus der in altfranzösischen Romanen [s. etwa Eseanor 3343, Trouveres belges I, 76, 43) geläufigen Verbindung ‘doulee nee’ ‘holdes Wesen’ gebildet habe.

2) Abgedr. im Hunterian Club.

5) S. seine Seventeenth Century's Studies, 2nd ed,, Lond, 1886, Ss. 86 ff. 4) Arch. f. N. Spr., Bd. 101, p. 94/6.

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hier, im D. Q., aber steigert sich die Kühnheit des Ritters bis zum Wahnwitz. Die Ballade berührt sich mit dem Roman des Cervantes also nur in der Tendenz überhaupt; aber auch schon vor dem Erscheinen des D. Q. waren, wie wir gesehen haben, besonders in England, mehrere Satiren auf die Ritter- romane entstanden.

Il. *The History of Don Quixot, or the Knight of the ill-favoured face. A Comedy.

Dieses Lustspiel, das nicht erhalten ist, fand Fleay") in Buchhändleranzeigen von 1658 (angelieftet dem Buche The New World of English Words) und von 1661 (am Ende von Wit and Drollery) eitiert. Ebenso findet es sich angekündigt in der Bücheranzeige, die Winstanley's Worthies of England (1660) angeheftet ist.

Fleay giebt es als anonym an, Es wird aber wohl dasselbe sein, das Winstanley in seinen Lives of the most famous English writers (1687) einem Robert Baron zuschreibt, von dem er noch anderes citiert. Winstanley sprieht von dessen Stücken, als ob er sie gelesen, aber nicht auf der Bühne gesehen hätte. Er sagt unter dem Artikel ‘Robert Baron’: We ean recover nothing, save only those dramatick Pieces, which he wrote to the Stage, and which no doubt passed with good applause in those times. Langbaine dagegen in seinem Werke ‘An Account of the English Dramat. Poets’ (1691) bestreitet entschieden, dass Baron jemals eine Komödie obigen Titels geschrieben habe.

2. Erwähnungen und kleinere Beeinflussungen. Don Quijote.

Wie wir bereits auf S. 32—83 gesehen haben, war es möglich, den Don Quijote auf zwei ganz verschiedene Arten aufzufassen. Diese doppelte Möglichkeit jleuchtet auch in den Erwähnungen durch. Bis zu den Klassizisten finden wir Darstellungen des Don Quijote nach seinen lächerlichen

t) Chronicle of the Engl. Stage, p. 338, Anonym. Pl. N. 349,

u.

Seiten, erst: bei den Humoristen ändert sich dies. So ver- wendet man in der ersten Periode meistens den Namen des Helden als allgemeine Bezeichnung für Narr, und man liebt es, lächerliche Personen jeder Art nach ihm zu benennen. Wir unterscheiden also

a) die komische Auffassung:

Dieselbe liegt folgenden Erwähnungen zu Grunde:

*1609. Ben Jonson, Epicoene IV, 1. Truewit zu Sir Dauphine: You must leave to live in your chamber, then, a month together upon Amadis de Gaul, or Don Quixote, as you are wont.')

"1610, Ben Jonson, Alchemist IV, 4. Kastril zu Drugger: You are a pimp and a trig, And an Amadis de Gaul or a Don Quixote.?)

1614 (gedr., nach dem Tode [1613] des Verfassers). Thomas Overbury, Characters. Roaringboy: His life is a mere counterfet patent which neverthelesse makes many a country justice tremble. Don Quixotes watermills are still Scotch bag-pipes to him.°)

1615. Rich. Brathwite, A Strappado for the Devill. Dies Werk enthält nach J. Payne Collier eine Anspielung anf Don Quijote.*)

*1620. Thomas May, The Heir (Lustspiel). Clerimont beschreibt seinem Freunde Philocles einen Liebenden: Then to be brief, I will pass over the opinion of your ancient fathers, as likewise those strange loves spoken of in the authentick histories of chivalry, Amadis de Gaul, Parismus, the Knight of the Sun, or the witty knight Don Quixote de la Mancha, where those brave men whom neither enchant- ments, giants, windmills, nor flock of sheep could vanquish,

1) Ben Jonson's Works, ed. Gifford-Cunningham, London, ohne Jahreszahl, 3 vol. vol. I, p. 434b.

2) ibid. vol. II, p. 6la.

# Character Writings of the 17th century, ed. Morley, p. 71.

*) Collier, Catalogue Biogr. and Critic... of the Library at Bridgewater House. Lond. 1837, p. 35.

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p. 39: This Priest shall damn, what that shall highly prize, E’en all his Sacred Writings stigmatize: Swear that dull Farce, and labour'd Atheism shine In ev'ry Page, In ev'ry studied Line, And that Tom Thumb, or Quixot’s more Divine.

p. 116: And, that these Lectures might go glibly down, Some leading Don, some Quixot of the Gown, Was always quoted, in the Adventures old, To vouch the Lies these worthy Fathers told.

1673 (angeblich 1661 verfasst, aber erst 1673 aufgeführt). The Gentleman Dancing-Master von William Wyeherley. Akt V, Sz. 1 sagt Monsieur de Paris zu Don Diego, der sich wütend auf Gerard stürzen will, weil dieser sich unter der Maske eines Tanzlehrers hat Zutritt verschaffen können zu Diego's Tochter: Nay, now, Uncle, you must understand reason; what, you are not only a Don, but you are a Don Quixote too, | vow and swear. ')

1700. Philip Motteux. Bei ihm sehen wir schon die Beobachtung auftauchen, dass D, Q. allgemein menschliche Sehwächen repräsentiert, dass jeder Mensch etwas vom D. Q. in sich fühlt. ‘Every man has something of Don Quixote in his Humour, some darling MDuleinea of his Thoughts, that sets him very often upon mad Adventures. What Quixotes dos not every Age produce in Polities and Religion, who faneying themselves to be in the right of something, which all the World tells ‘em is wrong, make every good sport to the Public, and show that they themselves need the chiefest Amendment.’ Er geht sogar soweit, dass er sich selbst mit D. Q. vergleicht: But among all the Quixotes of the Age I must not forget myself in regard to this present undertaking.*) Man sieht aber auch, dass Mottenx ganz besondere Fälle heranzieht, Quijotes in Religion und Politik, wirklich das Gemeinsame mit allen Menschen hat er noch nicht auf- gestellt.

I, Dramatic Works of Will, Wycherley, Lond. 1768, p. 88, 2) Motteux’s Übers. vom Jahre 1700, Preface p. VL

41

of our nature in such partieulars. The Don falls into a discourse with a Gentleman, whom he calls ‘the Knight of the Green Cassock’, and is invited to his house. When he comes there, be runs into discourse and panegyric upon the economy, the government, and order of his family, the education of his children, and lastly on the singular wisdom of him who disposed things with that exactness. The gentle- man makes a soliloquy to himself, ‘O irresistible power of flattery, Though I know this is a madman I cannot help being taken with applause.’

1711. Spectator, Nr. 30. Steele berichtet von der Gründung eines Clubs von ‘Sighers’, Leuten, die aus Liebe verrückt geworden sind: But as far as I can learn, the patron of the club is the renowned Don Quixote. The ad- ventures of that gentle knight are frequently mentioned in the society, under the colour of laughing at the passion and themselves. But at the same time, though they are sensible of the extravagancies of that unhappy warrior, they do not observe that to turn all the reading of the best and wisest writings into rhapsodies of love, is a phrency no less divert- ing than that of the aforesaid accomplished Spaniard.

1726. Swift, Essays. | find it common with these Small dealers in wit and learning, to give themselves a title from their first adventure, as D.Q. usually did from his

last. ')

b) Die humoristische Auffassung:

Dieselbe hat zu ihrem charakteristischen Merkmal, dass sie nicht mehr einseitig die komischen Züge in Don Quijote’s Wesen hervorhebt, sondern die letzteren mit den erlıabenen (wie seine gute Absicht, seine lautere Gesinnung, seine Un- eigennfitzigkeit u. s. w.) zusammen darstellt, sugar die er- habenen besonders stark betont. Diese Auffassung durch- schaut man in folgenden Erwähnungen:

ı) Works, ed. Thom. Roscoe, Lond. 1841, vol. II, p. 307.

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1727. Henry Fielding, Love in Several Masques IV,2. Fielding nennt hier den Wisemore einen Don Quijote und zwar, weil er so kindlich ist zu glauben, dass er in seiner verdorbenen Zeit einen Prozess gewinnen kann, nur weil das Recht auf seiner Seite ist, und dass Liebe durch Verdienst, Liebe und Treue erobert werde Lady Mateh- less klärt ihn aber über die anders geartete Welt auf: ha, ha, ha! then know, thou romantie lero, that right is a sort of knight-errant, whom we have long since laughed out of the world. Merit is demerit, constancy dullness, love an out-of-fashion saxon world, which no polite person understands. ')

1730 hat Fielding im Coffeehouse Politician einen politischen Kannegiesser (höchst wahrscheinlich der An- regung durch den Tatler, Nr. 178, folgend) dargestellt, der durch übertriebene Zeitungslektüre dahin gekommen ist, dass er über die politischen Tagesfragen seine Pflichten vernach- lässigt. Mit diesem vergleicht Fielding Il. Akt, Sz. 12 den D.Q. Wie er dies verstanden haben will, sagt er in folgender Rede: The greatest part of mankind labour under one delirium or other; and Don Quixotte differed from the rest, not in madness, but the species of it. The covetous, the prodigal, the superstitious, the libertines, and the coffeehouse politician are all Quixottes in their several ways.*)

Noch deutlicher tritt Fielding's Auffassung in demselben Stück Akt Ill, Sz. 2 hervor. Constant hat ein Mädchen der Gewalt ihrer Entführer entreissen wollen, ist aber durch seltsame Verwickelung nun selbst in den Verdacht gekommen, eine Vergewaltigung beabsichtigt zu haben. Im Kerker stellt er folgende Betrachtung an, wobei die charakteristische Aus- legung des Abenteuers des D. Q. mit Dorothea zu beachten ist: I begin to be of that philosopher’s opinion, who said, that whoever will entirely consult his own happiness, must be little concerned about the happiness of others. Good nature is Quixotism, and every Princess Micomicona will

1) Fielding’s Works, ed. J. P. Browne, Lond. 1871, vol. I, p. 148,

2) ibid. p. 392.

lead her deliverer into a cage. What had I to do to inter- pose? What harm did the misfortunes of an unknown woman bring me, that I should hazard my own happiness and re- putation on her account? *)

Dr. Sam. Johnson

ist ebenfalls in diesem Zusammenhange zu nennen. Seine Ausserung zeigt, wie man jetzt in klarer Weise das allgemein Menschliche in Don Quijote’s Wesen erfasst:

1750. Rambler Nr. 2 (24. März): There would however be few enterprises of great labour of hazard untertaken, if we had not the power of magnifying the advantages, which we persuade ourselves to expect from them. When the knight of La Mancha gravely recounts his companion the adventures by which he is to signalize himself in such a manner that he shall be summoned to the support of empires, Solicited to accept the heiress of the crown which he has preserved, have honour and riches to scatter about him, and an island to bestow on his worthy squire, very few readers amidst their mirth or pity, can deny that they have admitted Visions of the same kind, though they have not, perhaps expected events equally strange, or by means equally in- adequate. When we pity him, we reflect on our own dis- aDPpointments; and when we laugh, our own hearts inform WS that he is not more ridiculous than ourselves, except that he tells what we have only thought.

Laurence Sterne.

In ähnlicher Weise wie Fielding verhält sich Laurence terne zu D.Q. Wir beobachten, dass Sterne sich in einem ganz persönlichen Verhältnis zu D. Q. fühlte. In seiner Sentimental Journey ruft er, als er die geistesgestörte Maria 1 Moulines aufsuchen will, aus: ‘Tis going, | own, like the Raight of the Woeful Countenance in quest of melancholy Mventures. I know not how it is, but I am never so

1) ibid. p. 398. Palaestza XIII. 4

Be

as Father Simon called him, about ten leagues off from the city of Nanquin, we had first of all, the honour to ride with the master of tlie house about two miles; the state he rode in was a perfect Don Quixotism being a mixture of pomp and poverty. ')

1733, Henry Fielding, Vorrede zu seinem Lustspiel Don Quixote in England: It was originally writ for my private amusement; as it would, indeed, have been little less than Quixotism itself to hope any other fruits from attempt- ing characters wherein the inimitable Cervantes so far excelled.*)

1750. Tobias Smollett, Peregrine Pickle, Kap. 8. Der Verfasser spricht von einem dreizehnjährigen Seliul- knaben, der durch die Lektiire von Kriegsgeschichteu er- zriffen wurde ‘with an irresistible thirst of military glory and desire of trying his fortune in the army’, und der diesem Hange folgte. Später nennt Smollett diesen Hang: military «Juixotism.”)

1760. T. Smollett, Count Fathom, Kap. 40. Fathom @rifft den König von Corsica in einem englischen Schuld- zzefängnis: he (Fathom) perceived in him a spirit of Quixotism which all his experiences, together with the vicissitudes of is fortune had not been able to overcome, . . . he firmly Believed that affairs would speedily take such a turn in Italy =as would point out to the English court the necessity of “enploying him again, and this persuasion seemed to support iim against every species of poverty and mortification.*)

ibid. Kap. 64. Renaldo will einem Mädchen zu Hiilfe kommen, die von Männern umringt ist: his Quixotism awoke . supposing her to be some distressed damsel.°)

1) Defoe's Novels and Miscellaneous Works, Oxford 1840, vol. I, B. 277. 2) Fieldings Works, ed. J. P. Browne, vol. Ill, p. 59. *) Works of Smollett, ed. J. P. Browne, vol. IV, p. 419. *) ibid. vol. V, p. 274. 5) ibid. vol. V, p. 508. 4*

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that raise up their confederate spirits "Bout windmills, and endanger their own necks For making of a quib. .')

1622. Phil. Massinger und Thom. Dekker, Virgin Martyr Il2. Der Christenverfolger Theophilus sagt zu Ma- crinus, der nichts von ihm wissen will und ihm bisher barsch geantwortet hatte: ... Thy head is full of windmills.?)

1623 (?) John Ford, The Witch of Edmonton IV 2. An Frank’s Krankenbett ist der Geist der von ihm ermordeten

Susan erschienen. Er meint, die anwesende Winnifrede habe hn getäuscht. Sie beteuert aber, dass sie während dessen 4 hren Platz nicht verlassen habe, worauf er sich beruhigt: ”Mwas my fancy; Some windmill in my brains for want of == leep.?)

1626—89. James Shirley, The Wedding. Eine Re- mmBiniscenz an D. Q.’s Abenteuer ist wohl 3. Sz. des IV. Aktes. #_-odam ist in Finsbury, wo er sich mit Rawbone duellieren sol. Er fragt ängstlich seinen Diener Camelion, ob er seine Gegner sähe. Cam.: I see but five or six Lod.: Five Or six? treachury! an ambush! ‘tis valour to run. Cam.: They

windmills.*) ; 1682 (lic.) James Shirley, The Ball, IJ,3. Lucina Im Gespräche mit Sir Marmaduke Travers: I do love One that has windmills in his head. Trav.: How, Madam? Lue:: Yrojects and proclamations.’)

1638 (?) James Shirley, in der Maske Triumph of ve sollte ein ‘fantastic knight’ und sein Knappe gegen indmühlen kämpfen.®)

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1) Dramatic Works of John Webster (4 vol.), ed. W. Hazlitt, Lond. 1857, vol. II, p. 47.

D 3) Plays of Phil. Massinger, in 4 vol.. Lond. 1805, vol. I, p. 35. Tamatic Works of Thom. Dekker, 4 vol., Lond. 1873, vol. IV, p. 28. 3) Works of John Ford, ed. Gifford-Dyce, Lond. 1895 (3 vol.),

VOL. Til, p. 251.

4) Dramatic Works and Poems of James Shirley, ed. Gifford-

Ce (6 vol.), vol. I, p. 421.

& ibid. vol. III, p. 28.

§ ibid. vol. VI, p. 272.

52

1667. John Dryden, Sir Martin Mar-all (Mar-all ist der Titourdi Moliere's). Warner, der Diener, sagt zu Mar-all 1V,1: You are ..a confounded busy-brain with an eternal windmill in it. ')

Andere Anspielungen s. unter D.Q. bei Cleveland und Waller.

Die Yangueser.

1759. Laurence Sterne, Tristram Shandy I, 10: . . it is as certain, at the same time, that Rosinante’s continency (as may be demonstrated by from the adventure of the Yanguesian carriers) proceeded from no bodily defect or cause whatsoever; but from the temperance and orderly current of his blood.?)

Abenteuer mit der Schafherde (l. Teil, Kap, 18).

1663. Butler, Hudibras A. 1I,309 —- 10 von dem Metzger Talgol: With greater troops of sheeps h’ had fought Than Ajax, or bold Don Quixote.

1750. Tobias Smollett, Peregrine Pickle, Kap. 34. Der Ire Morgan sagt: they know not how to discern, and distinguish, and define trae ridicule, . . . no more look you, than a herd of mountain goats.*)

S. a. Th. May unter D. Q.

D, Q. hält einen Barbierbecken für einen Helm (I. Teil, Kap. 21).

1613. Robert Anton, Moriomachia, Dies Werk soll schliessen mit der Erwähnung des ‘little dangerous Combate between Don (@uishotte and the Barbor about Mambrinoes inchanted Helmet’.*)

') Dryden's Works, ed. Scott-Baintsbury, Edinbourgh 1883, vol. I, p. 93.

2) Sterne’s Werke, ed, J. P. Browne, Lond. 1873, vol. I, p. 17.

4) Smollett's Werke, ed. J. P. Browne, Lond, 1872, vol. Ill, p. 247.

4) Shelton’s Ubers. hrsg. v. Kelly, 1. c. vol. I, p. XLVIL

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Eine weitere Reminiscenz daran scheint vorzuliegen bei:

1748, Tobias Smollett, Roderick Random, worin der Titelheld Kap. XIII sagt: my hat very much resembled a barber's basin. ')

Befreiung der Galeerensträflinge (1. Teil, Kap. 22).

Eine Nachahmung dieser Szene scheint enthalten zu sein in

1624—5 (lic.). James Shirley’s Komödie Love Tricks, or the School of Complement, Akt III, Sz. 5. Infortunio ist über das Verschwinden seiner Geliebten wahnsinnig ge- worden. Die ‘School of Complement’ hält er für die Hölle, die Menschen darin will er befreien; diese gehen auf den Scherz ein. Gefragt, welche Sünde sie an diesen Ort ge- bracht habe, erdichten sie eine humoristische Geschichte von möglichst unglaubwürdiger Art, wie dass einer ein Wucherer gewesen wäre und Geld gratis verliehen habe. In derselben Weise haben auch die Galeerensträflinge den D.Q. zum Besten. Bei Shirley scherzt einer mit Infortunio, indem er sich ihm entgegenstellt mit den Worten: Keep off! I am Hercules, son of Alemena, Compressed by Jove, I'll carbonado thee. Er antwortet darauf, indem er ihn niederschlägt: How wart thou Hercules? Lie there, usurper of Alcides’ name, Bold Centaur! so, he’s dead; by this I prove, I am Jove born. Dies erinnert an die beiden, D.Q. II. Teil, Kap. 1 erwähnten Narren von Sevilla, von denen der eine sich für „Jupiter, der andere für Neptun hielt.

D.Q.'s Busse in der Sierra Morena. 1620. Thomas May, The Heir. S. u. D.Q.

D.Q. hält ein Wirtshaus für ein Schloss.

1742. Fielding, Joseph Andrews, Buch II, Kap. 16: Our travellers had walked about two miles from that inn,

1) Smollett’s Werke, ed. J. P. Browne, vol. 2, p. 88. 2) Works of James-Shirley, ed. Gifford-Dyce, vol. I, p. 52 ff.

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Person zu sein, ferner darin, dass er nie merkt, dass er gre- täuscht wird, schliesslich hat er ähnliche phantastische Lebens- anschauungen mit D. 4. gemein. Letzteres, wenn er zu Borachio, der sich beklagt, dass er noelı kein Amt bekommen hat, sagt: I say, thou art an officer: or, if thou art not Thou shalt be, which is better: for that fame Whiclt we now enjoy is in some danger To be lost; but that which we never had Cannot be lost before we had it.!) Auf ähnlich schwaclıen Beinen steht der Trost, den D.Q. giebt (II. Teil, Kap. 7): buena speranza vale mas que ruin posesion. Walırscheinlich sind diese Charakterzüge Lothario’s auch aus D.Q. geborgt. Im übrigen aber besteht keine Ähnlichkeit zwischen Lothario und D.Q. Während D.Q.'s Narrheit andern ein Spass ist, wird die des Lothario von den Höf- lingen zu einem Verbrechen ausgenutzt, wobei er dann zu Grunde geht.

Grössere Ähnlichkeit aber besteht zwischen Borachio und Sancho. Beide sind verheiratet und vom Pfluge weg- geholt, um einem verrückten Herrn zu folgen.?) Borachio scheint auch einmal wie Sancho (D.Q. I. Teil, Kap. 16) in einem Betttuche geprellt worden zu sein. Er sagt einmal: ... though motion and exercise Be good for gross bodies; therefore must they Of the guard pitch me up and down like a bar??) Er sieht deutlicher als sein Herr die In- triguen der Höflinge, wie auch Sancho sich nicht durch den Plarrer und Barbier täuschen lassen will, dass sein Herr verzaubert sei. In solcher Lage, wo beide ihre Pläne von dritten durchkreuzt sehen, gedenken sie an Weib und Kind: Borachio sagt zu den Höflingen: What harm have my poor wife and children done To you or yours, that, seeing me within A hair's breadth of a hundred offices You confound all, by leading my poor lord into new broils?*) Und Sancho

t) Lc. p. 133.

2) 8. l.c. p. 132, Dorido von Borachio: whom he seduc’d From the plough. |

8) ibid. p. 172.

4) ibid. p. 174.

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sagt, als sein Herr in dem Käfig weggeführt wird: De mis hijos y de mi muger me pesa, pues cuando podian y debian esperar ver entrar 4 su padre por sus puertas hecho gober- nador 6 visorey de alguna insula 6 reino, lo verän entrar hecho mozo de caballos (I. Teil, Kap. 47). Sie meinen beide ganz naiv, dass sie doch nichts Böses beabsichtigen, wenn sie Ämter u. dgl. wollen; Borachio: If I do (= desire offices), what then? There be those desire Worse things. ') Sancho: . .. si insulas deseo, otros desean otras cosas pe- ores (I. Teil, Kap. 47). Beide halten sich anch natürlich für die Ämter sehr geeignet. Borachio: Let me take a cushion and pray For I shall have more dignity than will suffice To damn a monk.?) Sancho erzählt voller Selbst- bewusstsein, dass er einmal Hochzeitbitter gewesen sei, und es ihm so gut gestanden hätte, dass alle Leute sagten, er könne wohl gar einen Küster vorstellen (D, Q. I. Teil, Kap. 21). In den ihnen zustossenden Widerwärtigkeiten sehnen sie sieh nach Hause zurück, wo sie sich mit Wenigem leicht begnügen. Borachio: ... gwe me your blessing and let me Go home im peace ... I ean eat Oats and garlick under my own roof?) Sancho; asi me sustentaré Sancho ä secas con pan y cebolla, como go- bernador con perdices y capones (II. Teil, Kap. 48). An Sancho erinnert es auch, wenn Borachio in gefährlichen Fällen sich aus dem Staube macht; auf diese Weise endet denn auch sein Drama, als er das Unglück über seinen Herrn hereinbrechen sieht.

Eine Hauptähnlichkeit beider liegt schliesslich darin, dass sie ihre Reden mit Spriehwörtern spicken. Borachio wird genannt ‘a bundle of proverbs’.4) Er entschuldigt sich dafür mit der Bemerkung: Those words that are nearest the tongue Have opportunity soonest to leave the mouth.*) Ähnlich erklärt Sancho seinem Herrn, wieso es kommt, dass er so viel Spriehwörter gebraucht: ... mas refranes que un

t) ibid. p. 159. 2) ibid, p. 145, 3) ibid. p. IM. 4) ibid. p. 132. 5) ibid. p. 138.

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libro, y vienenseme tantos juntos 4 la boca cuando hablo, que rifien por salir unos con otros; pero la lengua va arro- jando los primeros que encuentra, aunque no vengan 4 pelo (II. Teil, Kap. 43).

Reminiscenzen an D. Q. scheinen auch zu sein:

1. Borachio's Verwiinschung. Er sagt: The devil take your worship for me! Why D'ye bring such good news, on a work’y day? Der Höfling Castruchio, an den die Rede gerichtet ist, antwortet ihm: But thou pray’st ill, in praying the devil to take me.') Ahlich lässt Sancho einmal seine Zunge gehen, seinem Herrn ohne allen Grund den Tod zu wünschen: I. Teil, Kap. 17 lässt D.Q. seinen Stallmeister schwören, ein Geheimnis, das er ihm anvertrauen will, nie zu verraten. Sancho verspricht es und fügt hinzu: Digo que si juro ... que lo callaré hasta despues de los dias de voestra merced, y plega a Dios que lo pueda descubrir manana. Worauf D. Q. mit älınlichen Worten wie Castruchio: Tan malas obras te hago, Sancho, ... que me querrias ver Muerto con tanta brevedad?

2. Borachio nennt seine Frau ‘wife of my bowels’,?) ‘De mis entranas’ ist eine Lieblingsredensart Sanchos, womit er besonders seine Anhänglichkeit bezeugen will.

3. Borachio sagt: Preferment makes a man forget His dearest friends, nay his kindred too.*) Ähnliches äussert nicht Sancho, aber Samson Carrasco (D. Q. II. Teil, Kap. 4): Mirad, Sancho, dijo Sanson, que los oficios mudan las costum- bres, y podria ser que viéndoos gobernador, no conociésedes a la madre que os parid.

Im Gegensatz zu dieser, die Thurheit wie die Naivetät und Gutmiitigkeit Sancho's erfassenden Darstellung steht die Auffassung von Sanchos Wesen, die

Peter Motteux

vertritt. Derselbe stellt den armen Sancho geradezu wie ein Ungeheuer hin. Er sagt in der Vorrede zu seiner Über-

) ibid, p. 172. 2) ibid. p. 146. 8) ibid. p. 146.

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setzung: Any man of half the Squire's Wit may read in this single Cliaracter the mean, slavish, and ungenerous Spirit of the Vulgar in all Countries and Ages: a crouching Fear, awkard (sic) Lying, sordid Avarice, sneaking Pity, a natural Inclination to Knavery, and a superstitions Devotion. The whole Multitude in little.

Sancho wird ausserdem erwähnt:

1627. Drayton, Nymphidia s D.@.

1644. Cleveland, s. D.Q.

1657. Cockaine, The Obstinate Lady, s. Rozinante.

1659. The London Chanticleers, s. D, Q.

1664. John Wilson, The Projectors IV, s. unter Sancho's Esel.

1712. Spectator, No, 490. Steele: This puts me in mind of what I have somewhere read in the admired memoirs of the famous Cervantes, where, while honest Sancho Panca is putting some necessary humble questions concerning Rozi- nante, lis supper, or his lodgings, the knight of the sorrow- ful countenance .is ever improving the harmless lowly hints of his squire to the poetical conceit rapture, and flight, in contemplation of the dear Dulcinea of his affections.

Eine hierfür genau entsprechende Szene fehlt allerdings im D.@.; vielleicht hat Steele Kap. 31 des I. Teils wieder- geben wollen, wo die Unterredung zwischen D. Q. und Sancho im Grunde der hier erwähnten entspricht, nur dass sich die Fragen und Antworten auf Duleinea beziehen.

Dr. Johnson lässt 1752 im Rambler No, 200 eine besonders freundliche Auffassung des Sancho durehblicken, wenn er sich selbst folgendermassen mit ihm vergleieht: I am one of those who, with the Sancho of Cervantes leave to higher characters the merit of suffering in silence, and give vent without seruple to any sorrow that dwells in my heart (Johnson hat einen Ausspruch Sancho’s aus Kap. 8 des I. Teils im Auge: De mi decir que me de quejar del mas pequeno dolor que tenga. ')

') Cervantes, Obras, |. c. p. 243 b.

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Aber wie sonst keiner hat Laurence Sterne den armen Bauer lieb gewonnen; er citiert ihn häufiger als D. Q. und es ist charakteristisch für Sterne, dass er von Cervantes sagt: he wrote of Sancho and his master.') Wo nur irgend möglich, erinnert sich Sterne des biederen Knappen, citiert dessen Ausspriiche und kommentiert sie in inniger Weise:

Tristram Shandy I, 15: ‘God’s blessing’, said Sancho Panga, ‘be upon the man who first invented this self-same thing called Sleep! it covers a man all over like a cloke’ (sic). Now there is more to me in this and it speaks warmer to my heart and affections, than all the dissertation squeez'd out of the heads of the learned together upon the subject.?) Sterne hat eine Stelle des 68. Kap. im II. Teil im Auge: . . . bien haya el que invento el sueio, capa que cubre todos los humanos pensamientos . . .°)

ibid. IV, 32: Was I left, like Sancho Panga to choose my kingdom, it should not be maritime, or a kingdom of blacks, to make a penny of: no, it should be a kingdom of hearty laughing subjects*) (vel. D. Q. I. Teil, Kap. 34).

ibid. VII, 82 erinnert sich Sterne, als Tristram sein Notizbuch verliert, Sanchos: Sancho Panca, when he lost his ass’s furniture, did not exclaim more bitterly.*)

Sentimental Journey. In dem Kap. Nampont, The Dead Ass. erzälılt Sterne, dass er einen Mann getroffen habe, der über seinen toten Esel jammerle, wie Sancho Panza über den Verlust des seinigen. Auffälligerweise sagt Sterne bei Schilderung dieser Szene, deren Augenzeuge er gewesen sei, von dem Manne: but he did it with more true touches of nature. *)

1) Tristram Shandy, Buch IX, Kap. 24, Ausg. von J. P. Browne, vol. Hl, p. 249.

2) ibid. vol. J, p. 316.

8) Obras de Cervantes, 1. c. p. 475 b.

4) L. Sterne’s Werke, l. c. vol. I, p. 368.

6) ibid. vol. II, p. 134.

®) ibid. vol. II, p. 318.

Sancho's Prelle in einem Betttuche (D.Q. I. Teil, Kap. 17).

Äusserst zahlreich sind in den englischen Werken An- drohungen einer Prelle in einem Betttuche: ob sie alle Reminiscenzen sind an Sancho’s Missgeschick, lässt sich schwer feststellen. Trotzdem seien einige hier angeführt:

1609. Ben Jonson, Epicoene V. Mavis: We'll have our men blanket them in the hall.")

1621. Fleteher, Thierry II,3. Protalyde: The worst that can come is blanketing for beating and such virtues I have been very acquainted with it.?)

1634. Heywood, Maidenhood lost IV. Clowne: I would tosse him, I would blanket him i’ th’ Ayre, and make him cut an Italian caper in the Clouds.*)

1663. Samuel Butler, Hudibras I, B v. 873: As Sancho on a blanket fell And had no hurt; ours fard as well In body, though his mighty spirit, Bing heavy, did not so well bear it,

1669. John Dryden, Wild Gallant I,1, Failer be- sucht seinen Freund Barr, findet ihn noch im Bett: get up, my cousin 's maids will come and blanket thee anon.*)

1715 (aufgef.). Addison, The Drummer, or, The Haunted House III. Tinsel hat einen Beschwörer (es ist sein eigener Herr) kommen lassen, um das Haus von dem Geiste zu be- freien: and look ye, old gentleman, if thou dost not do thy business well, I can tell the by thee little skill I have, thou wilt be toss’d in a blanket before ten.*)

1731. Henry Fielding, A New Way to keep a wife at home I,1, Risque soll einen Brief zu einer verheirateten Dame bringen, er findet dies bedenklich; This affair, sir, may

I) Ben Jonson (Ausg. v. Gifford-Cunningham), vol. IL. p. 458b.

2) Beaumont u. Fletcher (hrsg. v. Dyce), vol. I, p. 148,

*) Thom. Heywood (Lond. 1874, 6 vol.), vol. IV, p. 143.

4) Dryden's Werke (Scott-Saintsbury), vol. Il, p. 33.

6) Addison's Dramatic Works, ed. Tickell, Lond. 1804, vol. VI, p. 357.

end in a blanketing, and that is a danger I never love to run with au empty stomach. Sein Herr, Rakel, erwidert ibm: Sirrah, if I were to be tossed myself, I would wish to be as empty as possible. ')

1732. Derselbe, The Debauchee III, 13. Nachdem der Priester Martin entlarvt worden ist, ruft Old Laroon aus: Here, take this worthy gentleman, and wash him in a horse- pond, then toss him dry in a blanket,*)

1750, Tobias Smollett, Peregrine Pickle, I. Teil, Kap. XVIII. Hier wird erzählt, wie der Advokat Ravine von einigen übermütigen Leuten geprellt wurde: . . Ravine proceeded with great fluency of abuse, until he was inter- rupted by the arrival of Pipes, who, without any expostulation, led him out by the hand, and conducted him to the yard, where he was put into a carpet and in a twinkling sent into the air by the strength and dexterity of five stout operators, whom tlie lieutenant had selected from the number of domestics for that singular spell of duty.

S. a. The London Chanticleers unter D. Q.

Ein Ausspruch Sanchos über Zauberei.

1742. Fielding, Joseph Andrews IV, 14. Nachdem Adams das auf Seite 56 erwälnte Abenteuer und Älınliches erlebt hat, heisst es am Schlusse des Kapitels: ... whilst he was dressing himself, he often asserted, he believed in the power of witcheraft notwithstanding, and dit not see how a Christian eould deny it.

Bei einer älınlichen Verwirrung sagt Sancho: vive el Sehor, que es verdad cuanto mi amo dice de los encantos deste castillo, pues no es posible vivir una hora con quietud en él (I. Teil, Kap. 45).

Sancho als Gouverneur.

*1620 (?). Beaumont und Fletcher, The Double Marriage V,i. Castruccio werden Speisen vorgesetzt und

1) Henry Fielding’s Works, ed. Browne, vol. Il, p. 4. 2) ibid. vol. Il, p. 390.

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Dulcinea. 1620. Thomas May, The Heir, s. u. D. Q.

*1638. Robert Burton soll in der 5. Aufl. seiner Anatomy of Melancholy von dem Geliebten sagen: ‘Tis not Venus picture that ... no but his divine mistriss forsooth his dainty Dulcinia, his dear Antiphila, to whose service he is wholly consecrate, whom he allone adores.')

*1639. Henry Glapthorne, Wit in a Constable: Valentine und Thorowgood spotten tiber einen albernen Ritter. Val.: He means to see and court his mistris. Thor.: Who's that? my doughty Impe of spur and sword, pone faire Duicinea de Toboso.?)

Eine andere Anspielung desselben Stückes s. u. D.Q.

*1652 (gedr.). James Shirley, Honoria and Mammon V, 1. Sergeant: Here, boys, a magazine with pipes attending, White as my lady’s tooth, and shining more Than forehead of Dulcinea del Toboso.?)

1664. Butler, Hudibras B. 1,875. Die Witwe verlangt von Hudibras Geisselung: Did not the great La Manclıa, do . so For the Infanta del Toboso .. . ?

1728. Fielding, Love in Several Masques V, 4. Merital erzälilt seiner Geliebten von einem Brief, den diese ge- schrieben haben soll: Why, I cannot positively say it was you; for I begin to think myself in D. Q.'s case, and that some wicked enchanter have transmogriphied my Dulcinea.

1752. Tobias Smollett gebraucht im Count Fathom ‘Dulcinea’ sehr häufig als Appellativum. Meist handelt es sich dabei um niedere Minne, doch ist das Gegenteil nicht ausgeschlossen. Einige Stellen sind: Kap. XV,XVI,XVILLV.

1765. Laurence Sterne schreibt am 23. Mai: | am glad that you are in love; ‘twill cure you, at least of

1) Vgl. Modern Lang. Notes XII, 1897, p. 224. Aufsatz von Potter, zitiert von Köppel, Archiv N.Spr. Cl. p. 97. 2) Henry Glapthorne’s Plays and Poems, Lond. 1874. vol. 1, p: 178. 8) J, Shirley's Werke (ed. Gifford-Dyce), vol. V1, p. 69. Palaestra XIII. 5

the spleen, which has a bad effect on both man and woman. I myself must ever have some Dulcinea in my head; it harmonizes the soul. ')

Der Pfarrer im D. Q.

1662. John Wilson, Vorrede zu den Cheats. s. u.

D. Q.’s Bibliothek, Der Barbier.

1662. John Wilson, s. ebenda,

1709. Steele, Tatler Nr. 34 nennt den Barbier ‘one of the principal characters in the history’,

1749. Henry Fielding, Tom Jones, Buch VIII, Kap. 4 wird der Barbier in der Kapitelüberschrift erwälnt.

Maritornes,

1700. William Congreve, The Way of the World I1l,5. Lady Witwood zur Peg, die eine Flasche Cherry- Brandy wegtragen will: ... What, wouldst thou go with the Bottle in the Hand like a Tapster? As J’m a Person, this Wench lived in an Inn upon the Road, before she came to me, like Maritornes the Asturian in Don Quixote,*)

Die Gesellschaft in der Schenke. (D. Q. 1. Teil, Kap. 32—47) wird erwähnt von 1758. Dr. Johnson, im Adventurer Nr. 84, er will eine Geschichte erzählen, die in einem Wirtshaus spielt: ‘though I can display no such extraordinary assembly as Cervantes has collected at D. Quixote's inn’.

Rozinante,

1657. Cockaine, The Obstinate Lady: Jacques singt in Verherrlichung seiner Kuh: Don Quixote’s Rozinante And Sancho’s ass-errant And Banks his horse do want What she may brag of.)

1) Brief Nr.58 Browne's Ausg, vol. 4, p. 238.

2) Congreve's Werke, hrsg. Lond. 1753, vol. Ill, p, 24. 9) Cockaine’s Plays (Dramatists of the Restoration) p. 61.

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1664. John Wilson, The Projectors IV erwähnt D. Q.’s Rozinante’. ')

1759. Laurence Sterne, Tristram Shandy Buch I, Kap. 10. Von dem Pferd des Pfarrers Yorick heisst es: ...@ lean, sorry, jack-ass of a horse, who to shorten all description of him, was full brother to Rosinante.?)

Sterne zitiert Rosinante in der Folge noch des Ofteren.

Sancho's Esel.

1657. Cockaine, The Obstinate Lady, s. u. Rozinante.

1664. Wilson, The Projectors IV erwähnt ‘Zancho’s Dapple’.°)

1765. Laurence Sterne, Tristram Shandy, Buch VII, Kap. 36. Tristram hat das Buch verloren, in das er seine eigenen Bemerkungen schreibt. Da er letztere für die ‘best remarks... that ever were made, the wisest, the wittiest’ hält, ist er über den Verlust untröstlich; er sagt selbst: Sancho Panca, when he lost his ass’s furniture, did not exclaim more bitterly.*)

1768. Ders. Sentimental Journey (Nampont. The Dead Ass). Sterne erzählt von dem Besitzer eines Esels, der ihn an Sancho erinnert habe. Der Esel ist dem Manne krepiert und dieser hält eine rührende Klagerede. Sterne sagt darüber: I thought, by the accent, it had been an apostrophe to his child; but 'twas to his ass... The man seemed to lament it much; and it instantly brought into my mind Sancho’s lamentation for his.°)

Clavileüo, das hölzerne Pferd. (D.Q. 11, Kap. 41.)

1744. Laurence Sterne, Letter Nr. 44. Sterne spricht von einem Ritt von Montpellier nach Perenas; das Pferd

1) Wilson’s Werke (Dramatists of the Restoration), p. 256. 2) Sterne’s Works, ed. James P. Browne, Lond. 1873, vol. I, p. 16. 3) John Wilson's Plays (Dramatists of the Restoration), p. 256. 4) Sterne’s Works, 1, c. vol. II, p. 134. 5) Sterne’s Works, 1. c. vol. Il, p. 318.

5*

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Der Wirt im Kap. 59 des II. Teils.

1769. Tobias Smollett, Adventures of an Atom: Taycho having kept the monster’s brain on a simmer, until like the cow-heel in Don Quixote it seemed to ery: Comenme, comenme, (lies cömeme), come, eat me, come eat me.')

Der Narr von Sevilla. (Vorrede zum II. Teil des D.Q.)

1711. Pope, Alexander in einem Brief an Caryli vom 25. Januar 1710—11.?)

1769. Tobias Smollett, Adventures of an Atom: He put them upon a diet of yeast, where this did not agree with the stomach, he employed his emittaries to blow up the patients & posteriori, as the dog was blown up by the madman of Sevilla, recorded by Cervantes.?)

Cervantes

wird im Allgemeinen als Verfasser des 1). Q. zitiert:

1751. Johnson, Rambler, Nr. 85. For my part, whenever chance brings within my observation a knot of misses busy at their needles, I consider myself as in the school of virtue, and though 1 have no extraordinary skill in plainwork or embroidery, look upon their operations with as much satisfaction as their governess, because I regard them as providing a security against the most dangerous ensnarers of the soul, by enabling themselves to exclude idleness from their solitary moments, and with idleness her attendant brain of passions, fancies and chimeras, fears, sorrows and desires. Ovid and Cervantes will inform them that love has no power but over those whom he catches unemployed.

Johnson hat speziell Kap. 46 des-zweiten Teiles im Auge, wo D.Q. in einer Romanze an Altisodora die Anschauung Johnsons vertritt.

1) Smollett’s Werke, l.c. vol. VI, p. 390. 2) Elwin's Pope-Ausg. vol. VI, p. 139. 3} Smollett's Werke, I.c. vol. VI, p. 395.

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Anekdoten,

die D.Q. betreffen, erzählt

1779—81, Dr, Johnson in seinen Lives ot the Poets. So von Rowe: He... afterwards applied to the Earl of Oxford for some publie employment. Oxford enjvined him to study Spanish, and when, some time afterwards, he came again, said that he had mastered it, dismissed him with this congratulation: “Then, Sir, I envy you the pleasure of reading Don Quixote in the original", ")

Von Blackmore: When he first engaged in the study of physic, he inquired, as he says, of Dr. Sydenham, what authors he should read, and was directed by Sydenham to Don Qui- xote, ‘which’, said he, ‘is a very good book, I read it still’.

Der Roman als soleher wird zitiert

1612. Der Buchhändler Burre in der Vorrede zum Knight of the Burning Pestle von Beaumont und Fletcher: Perhaps it will be thought of the race of Don Quixote.?)

1639. James Shirley, Gentleman of Venice I, 2. Ur- sula von ihrem Sohne: He deserves a pension For reading Amadis of Gaul, and Guzman, and Don Quixote, but I’ read him a lecture.*)

1644. John Taylor, Crop-Eare Curried, or Tom Nash his Ghost (Satire gegen Wither) zählt auf Lazarillo de Tormes, Don Quixot, Guzman de Alfarach, Bevis of Hampton, The Mirror of Knighthood, John Dory.*)

1678. W, Ramsey, Gentleman’s Companion: And for Diversion you may read Hudibras and Don Quixot and Quevedo for prose.®)

1) Dieselbe Anekdote erzählt Mayans y Siscar in der Londoner Original-Ausgabe des Don Quijote, Vorrede § 145 (p. 75). Johnson, der den D.Q. spanisch las, kann sie wohl aus diesem bedeutenden Werke, der ersten kritischen Ausgabe, geschöpft haben.

7) Beaumont u. Fletcher (Ausg. v. Gifford-Dyce), vol II, p. 127.

») James Shirley's Works (Gifford-Dyce), vol. V, p. 13.

*) Spenser Society, vol. XIV, p. 36.

6) S. Furnivall ‘300 fresh Allusions to Shakespeare’, p. 231.

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Oe x,

a) Ralph liest mit Vorliebe Amadisromane: Palmerin of England, Mirrour of Knighthood; er hält den Inhalt der- selben für wahr, die Phantasiegestalten wie Riesen und Zauberer, Drachen u. s. w. für Wesen der Wirklichkeit;

b) er hält sich fortan selbst für einen fahrenden Ritter und begiebt sich auf Abenteuer. Aeussere wie innere Schwierig- keiten überwindet er ınit Hülfe seiner Phantasie, die ihm alles so vorzaubert, wie es sein soll, und nicht wie es in der That ist. Auch die Auswahl der Schwierigkeiten treffen die Verfasser z. T. aus dem Inhalt des Don Quijote: 1. die äusseren liegen in der unvollkommenen ritterliehen Aus- rüstung; auch die Begleitung des Ritters ist hierher zu rechnen: wie Don Quijote einen Bauer zum ritterlichen Knappen macht, so thut dies Ralph mit einem gewöhnlichen Bursehen. Doch hat er noch einen sogenannten Zwerg bei sich. 2. Die inneren Schwierigkeiten liegen in seiner körper- lichen Schwäche und in der Grösse des Unternehmens. Auch diese werden durch seine starke Phantasie überwunden, Dies offenbart sich bei Ralph in zwei Aussprüchen, die auch im Don Quijote vorkommen: a) er glaubt sich von der Weltordnung berufen: I who am sent by fate To punish all the sad enormities Thou hast committed sagt er (III. Akt, Sp. 4) zu einem Gegner. Ähnliches oft im Don Quijote, etwa I. Teil, Kap. 20: Sancho las de saber que yo naci por querer del cielo en esta nuestra edad de hierro para resucitar en ella la de oro; f) er offenbart seine Selbstübersehätzung in einem Gelübde nach Art der fahrenden Ritter, in welchem er sich zu etwas Übertriebenem verpflichtet: er will von Wasser und Brot leben und in keinem Bette schlafen, bis er einen gewissen Riesen überwunden habe. Auch dieser Inhalt passt in gewissem Sinne zu dem Gelübde Don Quijotes (I. Teil, Kap. 10), der auf keinem Tischtuche essen und sich mit keinem Weibe ergötzen will, bis er nieht den Helm Mam- brins erobert habe;

e) er verteidigt die Ideale der fahrenden Ritter; diese Ideale haben zum Gegenstande: 1. den Minnekultus, Ehe er auszieht, überlegt er daher, für welche Dame er kämpfen

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soll; er wählt ein einfaches Mädchen, seine Susan, wie Don Quijote die Magd Duleinea dazu auserwällt. Dieser Minne- kultus ist nach zwei Seiten geschildert, wie im Don Quijote: a) der Ritter verpflichtet sich zu ewiger Treue; ) die Ge- liebte nimmt dafür den Ritter in ihren Schutz; darum rufen die Ritter, bevor sie sich in den Kampf begeben, den Namen der Geliebten an; dies thut Ralph (III. Akt, Sp. 4): Susan, inspire me! Damit ist auch ganz besonders zu vergleichen, was Don Quijote über diesen Brauch I, Teil, Kap. 11 erzählt. 2. Die ritterlichen Tugenden, bestehend in der Ver- teidigung der Unterdrückten und der Schwachen.

Il. Die Abenteuer; dieselben entstehen wie im Don (uijote dadurch, dass der Held Erscheinungen des gewöhn- lichen Lebens mit Hülte seiner Phantasie in aussergewöhnliche umdeutet, die mit den in den Ritterromanen geschilderten Ereignissen Ähnlichkeit haben. Und zwar vollzielit sich dieser Vorgang wie in Don Quijote entweder dadurch, dass Ralplı sich ohne fremde Einwirkung selbst täuscht, oder aber auf die Täuschung durch andere eingeht. Ferner ähneln seine Abenteuer denen des Don Quijote hinsichtlich des Er- folges; entweder wird er von dem Gegner, der Unrecht ge- handelt hat, überwunden, oder er beschützt unwissender Weise das Unrecht, oder aber er hat nur einen Scheinerfolg, wie dies der Fall ist, wenn die Gegner ihn des Scherzes halber täuschen und sich überwinden lassen.

Gehen diese Berührungen mit Don Quijote duch alle Abenteuer es sind allerdings nicht besonders viele hindurch, so giebt es darunter einige, die sich noch in Einzelheiten an den Roman anlehnen:

1. Ralph hält ein Wirtshaus für ein Kastell, den Wirt für den Burgherrn, die Kellner für dessen Söhne. Der Wirt bringt ihm die Rechnung, Ralph merkt dies nicht; er will den Burgherrn damit belohnen, indem er die Kellner als Knappen mit sich nehmen will. Dies passt vollständig zu D.Q. I, 2 u, 3, nur will Don Quijote die Mägde zum Lohne für die Dienste adeln. In dem englischen Laustspiel giebt sich der Wirt mit dem Lohne nicht zufrieden, andere

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pleasant arguments, they fall upon matters which lesse con- cerne them and become troublesome Judges of the State

and Church wherein they live, wherefore it hath been accounted great policy to divert those mens fancies, by licensing Plays, sports, and divers recreations from businesse above their capacity, and not of common ventilation. For want of these chimera’s, (wich had no more harm in them, then their impossibility) reall phantasmas, and strong delusions have succeeded and possessed not a few, who transported with their owne imaginations doe not write Romances, but act them, and fill the world with substantiall Tragedies (8. 270).

Nach diesem Urteil tiber die Ritterromane richtet sich dann das über Don Quijote selbst. Nicht mehr wird die Sehuld an Don Quijotes phantastischem Unternehmen auf die Ritterromane geschoben, wie bei Cervantes, sondern sie wird einseitig als seine eigene Schuld hingestellt und auf. seine Eitelkeit und Dummlıeit zurückgeführt. Daher denkt sich Gayton ihn offenbar als einen Schildbürger, der alles Gross- artige unternehmen will und sich stets blamiert. In der That wirft er S.6 bei Erwähnung der Jahrbücher von La Mancha einen Seitenblick auf die Annalen von Gotham, dem enylischen Sehilda. Diese Kinseitigkeit, um nicht zu sagen Unrichtigkeit, seiner Auffassung muss natürlich fortwährend mit der Üer- vantesisclien Darstellung in Widerspruch geraten. Es ist wohl eine seltene Verkennung der Thatsachen, wenn Gayton (S, 145) über Don Quijotes Erklärung, er wolle sich nach dem Vor- gang des Amadis de Gaula in die Sierra Morena xurück- ziehen, um dort den Narren zu spielen, sich folgendermassen äussert: The example of Amadis is very autorative (sie) with our Don, but why he should rather labour to imitate him in this fit of Madnesse, then in any other of his mag- nanimous Acts, is very strange, no, it is not so strange, but a eommon thing: When did you see a wise example followed by many, or any? Wie man den übrigen Thaten des Don Quijote den edlen Beweggrund so ginzlich absprechen kann, ist in der That unbegreiflich. Daher kommt es, dass man

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denyed to doe an act of injustice, or derogation from the Honour of Knight-Errantry; He Knight-Errant, if he steale in propria persona, is Uncalendred for ever, and his name expungd the Ephemerides of King Arthur's Knights. But change is no robbery, so that be done likewise by the Squire, not the Knight: The Capucines boy takes money, not his Holy Master ... (8. 113). Dass Gayton es liebt, D.Q. hier einen bewussten Diebstahl unterzuschieben, geht noch her- vor aus der dritten Anm. von S. 262. Es ist hier davon die Rede, dass die Freunde D. ().’s den Streit zwischen ihm und dem Barbier, ob das Streitobjekt ein Reitkissen oder ein Sattel sei, dadurch geschlichtet haben, dass sie scherzhafter Weise haben abstimmen lassen, wodurch zu Gunsten D.Q.'s und Sancho’s entschieden wurde. Die Stelle lautete im englischen Texte: Don Quixot spoke in this manner. Here is now no more to be done; let every one take up his owne goods &c. Wozu Gayton folgende Erklärung giebt: Those ( - goods) he meanes, which his friends had voted him, aud so omnia bene: He is satisfied, they are his own, though he knew he stole them. How gratefull, and how pious, and above all, how carefull he is, against any review of the verdict, desiring Peters blessing (D. Q. sagte nämlich: & quien Dios se la did, San Pedro se la bendiga), though he knew he had but newly robb’d Paul. So cunningly, or, profanely rather, he attributes all his successes to Heaven, though he went to the Devill for the Purchase.

Wie weit solche Schlauheit D. Q.’s nach Gayton gehen kann, beweist letzterer noch an zwei Beispielen. In der allgemeinen Verwirrung, die in dem Kampf im Wirtshaus entsteht (D. Q. I, Teil, cap. 45), ruft D.Q. plötzlich aus: Haltet ein, wenn ihr das Leben erhalten wollt. Gayton sagt dazu (S. 262): The trick of amusing is none of the worst in the pack: The Don's Policy is not to be slighted, who to avoid his owne, and his friends instant confusion, proclaimes a worse com- ming; which while every one desires to heare, and feares will ensue, the private constellation fals, and every one is providing against the publick. Die zweite Stelle bezieht

Palacstra XIII. 6

BT -S

Hudibras der Ansicht, dass sich die Geliebten ‘by blows their lovers felt’ erweichen lassen (Hud. C. I, 83-92).

Ihr Dünkel wächst noch durch irgend welche, wenn auch noch so unbedeutende Erfolge, ja sie anticipieren schon ihren Ruhm. Bevor noch Hudibras sich in ein Abenteuer eingelassen hat, spricht er schon (A. 1II,381) von seinem Ruhm als einer Tatsache; und D.Q. rezitiert auf dem Wege zu seinem ersten Abenteuer schon aus dem Buche, das die Geschichts- schreiber einst über sein Leben verfassen werden (I. Teil, Kap. 2). Als Hudibras einen kleinen Erfolg errungen hat, wird er über die Massen eingebildet (A. III, 381 ff.), und D. Q. wendet sich nach seinem Siege über den armen Bis- kayer an Sancho mit den Worten: ¢ has tt visto mas vale- roso caballero que yo en todo lo descubierto de la tierra? é Has leido en historias otro que tenga ni haya tenido mas brio en acometer, mas aliento en el perseverar, mas destreza en el herir, ni mas mana en el derribar?') (D.Q. I, 10).

Beide Ritter glauben aber nicht allein körperliche Tüchtig- keit, sondern auch Vorzüge des Geistes zu besitzen, und hoffen, dureh diese Vorzüge in den Herzen der von ihnen geliebten Damen Liebe zu erwecken. So sagt Hudibras (A. III, 387 ff.) von sieh:

What may not he confide to do that brings both love and virtue too? But Thou bringst valour too and wit Two things that Seldom fail to hit. Dazu stimmt, was D. Q. (11. Teil, K. 58) Seinem Kpappen, der sich nicht erklären konnte, dass sich Altisidora in seinen Herrn verlieben konnte, auseinandersetzt, nämlich, dass er zwar keine Schönheit des Körpers besitze, wohl aber solche des Geistes und des Herzens, die ebenso- wohl Liebe erwecken könnten, wie die erstere.

Schliesslich spricht häufig in ihrem Verhältnis zu den Knuappen der Dünkel aus ihnen. Sie betonen den Abstand, der zwischen Herrn und Knecht besteht; bei vermeintlicher Ursache zur Klage überschütten sie die Knappen mit Schimpf- Worten (Hudibr. B. 11, 553-—4: a scoundrel, An upstart sect’ry and a mungrel; vgl. damit die furchtbare Wut D.(@.'s, der

1) Le. p. 246 b.

ZB

Beide Helden werden auf ihre Abenteuerfahrten nicht allein dureli Ehrgeiz und Dünkel getrieben, sondern auch durch gewisse Ideale D.Q.'s Ideale sind die, die in einer schönen, aber plıantastischen Poesie niedergelegt sind, und erfordern zu ihrer Ausführung Mitrefühl mit der unterdrückten Menschheit und Aufopferung für dieselbe D.@. opfert sich diesen Idealen und offenbart dabei ein kindliches und edles Gemüt. Ja selbst in seinem Glauben an die Phantasterei der Ritterromane zeit sich eine liebenswürdige Naivetät.

Hudibras’ Ideale sind dic einer diisteren und unfreund- lichen J.ebensanschauung. Harmlose Volksbelustigungen hält er für eine Erfindung des Satans. Aber nicht nur seine Ideale sind anderer Art als die D.Q.’s, sondern auch sein Verhalten gegenüber den von ihm gewählten Idealen. Er predigt eine strenge Moral; aber seine moralischen Begriffe sind verwirrt; er steckt in einer derartigen Heuchelei und Sophisterei, dass er sich einreden kann, er brauche keinen Eid zu halten. D.Q. aber glaubt nicht nur an seine kind- lichen Ideale, er bleibt ihnen aueh treu. Ist Hudibras nicht der Menselı, der er zu sein vorgiebt, so ist der fahrende Ritter, den D. Q. vertreten will, erst durch D.Q. zur That-

Sache geworden. Mit D.Q. haben wir daher Mitleid und achten ilın; gegen Hudibras haben wir nur Spott und Hohn. Dieser fandamentale Unterschied ist grösser als die erwähnte Ahnliehkeit; man kann daher sehr schwer begreifen, warum einige Knglinder auf die geringe Ähnlichkeit so grosses Gewicht legen, warum gar Warton von ‘Don Quixote and his English copy Hudibras’ (s. S. 31) redet.

Verfolgen wir nun die Älınlichkeit, die zwischen Ralph

Und Sancho besteht! Zunächst ist zu betonen, dass im Ganzen alplı eine ebenso selbständig neue Figur ist, wie Hudibras. uch er ist ein Sektierer, wie sein Herr, und vertritt die

Anschauungen der Presbyterianer wie Hudibras die der Puri- Aner, Sancho hat keine derartig selbständige Rolle neben D.Q. “"Oralisch betrachtet, ist Ralph seinem Herrn sehr ähnlich, Vlelleicht übertrifft er ihn noch in Sophistereien und schurken- after Gesinnung. Sancho aber ist ebenso gutmiitig wie sein

98

anspielt; wir können auch sagen, ‘wie D.Q.’, der ja auch nach Sancho's Vergleich wie ein Sack über den Esel hing, als er von den Yanguesern verpriigelt worden war.

Das Ende des Kampfes führen die Gegner meist durch

List herbei. Einmal allerdings fliehen sie, um ihrem ent- laufenen Bären nachzueilen, das Feld Hudibras räumend. Und Hudibras ist auf diesen ‘Sieg’ ebenso stolz wie D. Q., vor dem der Barbier, dem er das PBarbierbecken ab- srewann, flolı (D.Q. I. Teil, Ik. 21). Sonst sind aber die Listen der Gegner häufig. A. Il, 835 steckt einer dem Pferde des Hudibras Disteln unter den Schwanz, um es wild zu machen. Ähnlich velit es den Pferden des Hudibras und des Ralph B. 11, 830. Dies ist derselbe Scherz, den sich einige Strassenjungen in Barcelona mit Rozinante erlanbten (D.Q. II. Teil, K. 61). B. 11,831 ff. ist der Erfolg der List der, dass die Pferde aus Schmerz mit ilren Reitern forttraben; dasselbe erlebte Don Quijote (II. Teil, K. 11), als der Spass- macher einer Komödiantentruppe mit Blasen auf Roci- nante einhieb, so dass der wild sewordene Klepper seinen Reiter wegtrug, olıne dass dieser, wie er beabsichtigte, sich vorher rächen konnte; so kann auch Hudibras in dem er- wähnten Falle sich in kein:n Kampf einlassen.

Ausser den erwähnten Kämpfen will sich Hudibras ein- mal noch (B. II, 565) in einen Kampf einlassen, und zwar mit seinem eigenen Knappen. Fr wird aber durch einen immer stärker werdenden Lärm noch im letzten Augenblick daran verhindert; so wird auch D.@. (I. Teil, K. 52) durch das Geläute einer heranziehenden Büssertruppe davon abgelenkt, einen Kampf mit einem Ziegenhirten auszufechten.

_ Das Ergebnis des Kampfes gleicht wieder den Kämpfen

ım D.Q. A.III werden Herr und Knecht besiegt und in den Block

gelegt. A. II, 988 ff. siegen sie, aber ihre Siegesfreude steht

1 keinem Verhältnis zu ihrer Beute. Sie führen einen ein- inigen Fiedler als Gefansenen, dessen Fiedel als Trophäe Wit sich fort. Ihre Freude und ihr Stolz gleicht der Freude und dem Stolz D. Q.’s über die Eroberung des Barbierbeckens, den er für den Helm Mambrin’s hält.

I.

2.

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und

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D.Q. wird als Ritter empfangen: Akt I, S2.2:D.Q. II. Teil, Kap. 30;

D.Q.'s Streit mit dem Kaplan, der bei D'Urfey den Namen Bernardo führt: Akt I, Sz..2:D.Q. II. Teil, Kap. 32;

. Die Verzauberung der Duleinea wird dargestellt; Sancho

soll sich dreitausend Schläre geben, damit sie wieder entzaubert werden könne: Akt II, Sz.2 : D.Q. II. Teil, Kap. 34; j Prinzessinnen, denen der Zauberer Mambruno hat Bärte wachsen lassen, erscheinen vor dem Herzogspaare und D.Q.: Akt II, 52.2: D.Q. I. Teil, Kap. 39. Im D. Q. sind es Dueiien anstatt der Prinzessinnen;

. Ein sprechender goldener Kopf täuscht D. Q.: Akt III.

S2.2:D.Q. IL. Teil, Kap. 62;

. Sancho als Statthalter; als solcher richtet er in der-

selben Weise wie im D.Q. II. Teil, Kap. 45 : Akt V, Sz. 2;

. D.Q., von einem verkleideten Ritter Screech-Owl be-

siegt, muss ein Jahr lang seine Abenteuerfahrten auf- geben: Akt V, Sz. 2; der Ritter wird hier von einem Pagen des Herzogs dargestellt. Dies entspricht D.Q. Il. Teil, Kap. 64, wo wir erfahren, dass D. (). von dem Baccalareus Carrasco als Ritter von dem Weissen Mond besiegt wird und dieselbe Verpflichtung auf sich nimmt, wie hier bei D’Urfey.

In zwei Szenen lässt D’Urfey auch die Frau Sanchos seine Tochter auftreten, und zwar Akt IV, Sz. 1, wo

beide zu dem Gouverneur Sancho wollen, und Akt IV, Sz. 3,

> sie den Gouverneur begrüssen. In der (uelle veschieht es

nicht, die Familie wird dort nur benachrichtigt, dass

ancho Gouverneur geworden sei (II. Teil, Kap. 50).

Neben den Abenteuern D.Q.'s und Sanchos läuft eine kurze dlung, die unter Schäfern spielt, her, deren Namen z. T’.

an die Schäfer im J. Teil des D. ()., Kap. 11 u. 12 erinnern. areella, die Hauptperson unter diesen, hat auch ihren

r nach der gleichnamigen Hirtin im D. (). empfangen;

Palaestra XIII. ;

10

geradezu hervorragend edleSeiten an ihnen aufdecken, so erklärt sich dies eben daraus, dass trotz allen Strebens, die Helden über das Niveau gewöhnlicher komischer Figuren zu erheben,

die Haupttendenz bewalırt bleiben musste, eine Satire auf den Pedantismus zu schreiben, d. h. auf eine öde Form gelehrter Betätigung, der man eben nur wenige liebens- würdige Seiten abgewinnen konnte; im Gegensatz hierzu stehen

die von Don Quijote erwählten Ideale, die sowohl an sich höchst poetisch sind, als auch den Ritter, der sie er- wählt hat, mit hellem Glanze von Liebenswürdigkeit um- strahlen. Aber trotzdem bildet auch in den Figuren der englischen Helden die merkwürdige Verbindung der Komik zenit Eigenschaften, die gewöhnlich von Komik frei zu sein ==cheinen, das wesentliche Moment. Und gerade diese Art on Komik ist echt cervantesisch. Aber nicht allein in dieser =abstrakten Weise haben sich die Verfasser dem spanischen © ieliter angeschlossen, sondern sie haben sich auch viel =—jezieller der nämlichen Mittel bedient, die Cervantes ver- “seveniet. Betrachten wir einmal die rein komischen Züge or englischen Helden! Diese äussern sich vielfach in der = ezämlichen Weise wie bei Don Quijote. Schon die ÄAussere = Sestalt des Martinus. wie sie in der Introduction beschrieben wird, erinnert an den spanischen Ritter; dessen äussere Er- =elieinung Cervantes in eigenartige Beziehung zu seinem Boliantastisch-idealen Innern setzte. Wie das Wesen Don “)uijotes auch in seiner lächerlichen Ausstaffiierung zum Ausdruck kommt, so ist dies auch bei Cornelius in ähnlicher Weise der Fall, der einmal, ohne es zu ahnen auf höchst pliantastische Weise ausgeputzt, vor fremden Menschen er- scheint, um die versöhnende Maclit der antiken Musik, dic er einer Leier entlocken will, an zwei zankenden Apfel- händlerinnen zu erproben. Noch grösser wird die Ähnlichkeit mit Don Quijote natürlich dadurch, dass auch die englischen Helden für Ideale eintreten, und diese dureh die Art der Be- titigunyg in lächerlicher Weise verzerren. Doch sind ihre Ideale nicht so bestimmt. geserzt wie die Don (uijotes. Dieser kämpft nur für ein Ziel, die fahrende Ritterschaft. Die

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eigensehaft, die erlaubt, sie Don Quijote an dieSeite zu stellen, so wird die Verwandtschaft noch deutlicher durch die Begeisterung,

die sie ihren Idealen entgegenbringen. Wie Don Quijote ge- radezu durch) den Grad seiner Begeisterung allein charakterisicr't wird, so können wir auch die Begeisterung der englischen Helden für ihre Ideale als deren Hauptcharaktereiyenschaft ansehen, Wie bei Don Quijote erscheint auch ihre Begeisterung

im Wesentlichen unter folgenden Formen: 1. Sie manifestiert Sich in langen, schwungvollen Reden über die verschiedensten Wissenschaftlichen Gegenstände oder auch über die Helden selbst. Diese Reden charakterisieren sich durch eine Über- fülle von gelehrtem Wissen, das im Drange der Begeisterung für die Sache herangezogen wird, und dureh gewaltigen, ge- /ehrten Apparat von Syllogismen, die sogar vor bewusster * “radoxie nicht zurückscheuen. 2. Sie offenbart sich auch "2 Ger äusseren Form der Reden, die sich alle dureh ihr hohes *2£thbos auszeichnen; rhetorischer Schmuck und altertiimliche _©rtformen sind wie in Don Quijotes Reden selır beliebt, zahl- da ıche Inversionen, grosse Perioden sind häufige wiederkehrende Stilmittel. 3. Die Begeisternng der Helden drängt sie dazu, “rel, andere für ihre Sache begeistern zu wollen. Wie Don Kijote mit dem Pfarrer, dem Barbier, Carrasco u. s. w. dis- Pütiert, so tut dies Cornelius mit seinem Schwager Albertus. 4. Nieht allein mit Reden, sondern auch mit der Tat treten M&S Helden für ihre Sache ein und scheuen, wenn nötig, auch Melt vor grossen Hindernissen zurück. Doch ist zu er- Wälhnen, dass die englischen Helden bei weitem nicht die Tollkahnheit des spanischen Ritters besitzen, auch versuchen hie einen Kampf mit Waffen. Nur einmal offenbart Seriblerus dieselbe zähle Hartnäckigkeit, die für

(Quijote charakteristisch ist: In der Einleitung wird erzällt, Martinus habe einst erfahren, dass einer spanischen an der Innenseite des rechten Schenkels ein Muttermal Wachse, das in bestimmten Perioden blühe. Um dies merk- “ürire Phänomen selbst in Augenschein nehmen zu können, Milirt er Jalire lang seine Neugierde, macht er weite Reisen, echt er die Duezna der Dame und setzt sich der Ver-

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befindet sich Don Quijote, als Sancho zur Linderung seiner körperlichen Schmerzen, die Folgen von Rippenstössen und allzu starken Bastonnaden, den von seinem Herın ver- sthriebenen Heiltrank nach dem Rezept eines Ritterromans erfolglos einnimmt. Nur ist der leicht bewegliche spanische Ritter gleich mit einer Erklärung über dieses Versaren seiner unfehlbaren Quelle bei der Hand Sancho ist eben kein Ritter —, während der englische Antiquar von dieser selt- samen Unzuverlässigkeit seiner Autorität duch etwas un- zanzsrenehm berührt wird.

Bis hierher war der Vergleich des englischen Werkes E32 zt seinem spanischen Vorbild wenaner zu führen. Es er- 2 Bo xriigt sich nur noch, den Inhalt der letzten Kapitel zu ss KO & 2zieren, um dabei gleichzeitig einige Fragen aufzuwerfen, Ai sich an die Memoirs anknüpfen, und festzustellen, wie Sı1c}h einige der noch übrigen Abhandlungen des Scriblerus- (“1 wab um das Hauptwerk gruppieren. Die letzten Kapitel der Memoirs sind 2. T. recht skizzen- haft gehalten; dies ergab sich teilweise daraus, dass sie dem als Orso liegen gebliebenen Werk kurz vor der späteren Ver- Stre ntlichung erst zureinheitlichen Abrundung beigefiigt wurden; tilweise sollten diese Skizzen auch auf selbständire. bereits <Dirhandene Abhandlungen hinweisen. Ausführlicher sind Bpitel X bis X11, wo Martinus’ medizinische Betätirungen erörtert werden erörtert in der Tat, und nicht in Aben- t@uern dargestellt, wie dies im Don (Juijote der Fall ist. dieser Hinsicht weicht das englische Werk von der zweiten älfte an von dem spanischen Vorbilde immer mehr ab. Die “\ benteuer, die schon am Anfang im Vergleich zu dem un- ©rschipflichen Reichtum des spanischen Romans ziemlich SParlich waren, verschwinden eigentlich ganz und gar, und an ihre Stelle tritt eine abstrakte Darstellungsweise, der der Allgemein gebildete Leser nur mit vollem Verzieht auf üsthetischen Genuss folgen kann, und die daher die be- Üsichtigte komische Wirkung im allgemeinen verfehlt. Als einzige Ähnlichkeit mit dem spanischen Roman bleibt auch

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das Wesen des Don Quijote, sofern es eine hohe Begeisterung für eine unwürdige Sache offenbart. Und eigentlich noelı iahlreicher als in den Memoirs sind in dieser Abhandlung gerade die Übereinstimmungen in äusseren Eigenheiten Jer Helden. Dies zeigt sielı vor allem in dem pathetischen Stil ihrer Reden, mit deren kiihnen Perioden, den zahlreichen empliatischen Hervorhebungen, mit der bis zur Komik festeigerten Vorliebe für altertiimelnde Formen und Wendungen. Dennoch ist trotz dieser Verwandtschaft des Wesens der beiden Helden eine grosse Ver- schiedenheit zwischen Martinus und Don Quijote zu kon- ‘tatieren, Während Don Quijotes Begeisterung trotz aller Narrheit, mit der sie verknüpft ist, psychologisch vollkommen verständlich ist, da sie einem wirklich schönen, wenn auch un- 'eitlisierbaren Ideal gilt, können wir nicht verstehen, wie sich ein Mensch, der sich in andrer Hinsicht nicht gerade als schwach- Sinmig erweist, mit allem Feuer für eine Sache eintritt, dic er selbst mit Epithetis wie „hässlich, banal, gemein“ u. s. w. Neont. Wenn einem Menschen der Wert seiner Sache in Or Weise klar ist, verstehen wir ihn nicht mehr; sein Zu- Stand gchört ins Pathologische und verliert alles Interesse uns. Erst dann wird eine solche Person wieder ver- Ständlich, wenn wir die quijotischen Züge, die uns anfangs Enitgegentreten, ganz vergessen und hinter ihnen nur ein Pausehangsmittel des Autors sehen, der hinter der Maske Einer solehen Figur seine literarischen Gegner mit Hilfe der je lächerlich machen will, und nicht sowohl dadurch, dass er all das Absurde, das er an seinen Gegnern sieht, auf eine wirklich denkbare Person, die als Vertreter der Kegnerischen Sache zu denken wäre, überträgt. Während Sic} der Verfasser dieser Schrift noch im Grunde be- | tilt, die letztgenannte, kunstvollere Form zu gebrauchen, itslen andere Abhandlungen deutlich als rein ironische Streit- sehriften, die also auf einen bestimmt charakterisierten Helden Ferziehiten, hervor. Darunter ist zu rechnen die Abhandlung, Pope seiner Dunciade vorgedruckt hat, betitelt:

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Cato veröffentlicht unter dem Titel Remarks upon Cato, a Tragedy. Pope, dem viel an Addisons Freundschaft lag, erwiderte diese Schrift mit der oben erwähnten Satire, olıne aber bei dem vornelim denkenden Addison dafür Dank zu ernten. In der Tat übertrifft die Satire an Schärfe, wenn man in Betracht zieht, dass sie gegen eine bestimmte, noelı lebende Person gerichtet war, alle Vorstellung, Dennis ist darin direkt als ein Walmnsioniger dargestellt, der fortwährend seine Anfälle hat und in diesen besonders über den Cato von Addison wütet. Der Inhalt ist im Wesentlichen folgender: Die Wirtin des Dennis eilt einos Tages in ihrer Verzweiflung über den Krankheitszustand ihres Mieters zu dem Arzt Dr, Norris und bittet ihn um seinen ärztlichen Rat. Naclı lanrer, umständlicher Unterredang mit der Frau erkennt Dr. Norris, dass Dennis geisteskrank ist. Er begibt sich mit ihr zu dem Patienten. Bei diesem sind ein Freund des Dennis und der Verleger seiner Werke, mit Namen Lintot. Gerade bei dem Erscheinen des Arztes hat Dennis einen neuen Anfall. Norris sucht ihn zu besänftigen; nach Art eines Geisteskranken aber will Dennis den Arzt nicht an sich heranlassen, und als er dessen gute Absicht erkennt, behandelt er ihn sogar mit einer Art mitleidigen Spottes, Als sieh der Anfall des Kranken steigert, bindet ihn der Arzt mit Hilfe Lintots fest, aber der Freund des Dennis befreit ilın, worauf dann der Arzt von beiden mit den alten Selnnökern, meist Schriften des Dennis selbst, die im Zimmer lierumliegen, derartig bearbeitet wird, dass er schleunigst die Flucht ergreift. Wie der Titel des Werkes sagt, ist es in Form eines Krankheitsberichtes des Dr. Norris abgefasst, das Gespräch, das der Arzt und die übrigen Anwesenden bei dessen Besuch mit dem Kranken führen, ist in Dialog- form wiedergegeben.

In diesem Berichte erkennen wir deutlich zwei Situationen wieder, die solelıen im Don Quijote nachgebildet sind: 1. der Besuch der Wirtin bei Dr. Norris, welcher dem Besuch ent- spricht, den die Niclite und die Haushälterin des Don Quijote bei Samson Carrasco machen, damit dieser ihnen folge und

UDLEBEE HH

nun derartige Vergleiche sehr vereinzelt bei Cervantes, dann aber betreffen sie immer nur die Verstandes-, nicht die Charakterseite des Helden. Bei aller Betonung der guten Absichten des Helden legte doch Cervantes im Grunde den Hauptreiz seiner Erzälilung, im Gegensatz zu Fielding, darin, zu zeigen, wie der für das Gute begeisterte Ritter so viel schaden stiftet: Graleerensträflinge befreit er, friedliche Hirten stört er in ihrer ruligen Arbeit und tötet ilıre Schafe. Dieses ganze Verhältnis zu den Menschen ist bei Fielding z„zeändert: Don Quijote ist der allein Gute, der eigentlich &”ernünftige, und die andern sind schlecht und unvernünftig, «weil sie die Anschauung des Rechts von ihrem egoistischen <> tandpunkt aus verdrehen. Jetzt tritt Dun Quijote nicht zr2elr störend unter eine friedliche Bevölkerung, sondern er greift ein, weil er das tatsächlich vorhandene Unrecht ra X cht ertragen kann, und führt auch eine glückliche Lösung Ie eurbei. Diese Abweichungen scheinen mir auf einer literarischen €einflussung zu beruhen. Im Grunde genommen gleicht <er Fieldingsche Don Quijote eher dem Misanthrope von oliere als dem Don Quijote des Cervantes. Genau wie Ar Fieldingsche Held befindet sich auch Moliéres Alceste IM mitten einer verdorbenen Gesellschaft, die an Stelle des clits den Egoismus gesetzt hat; und Alceste ist wie der Sa glische Don Quijote die einzige sittliche Person, die für ahrlıeit und Recht begeistert ist, in deren Gefülil Selbst- Sea cht und Gerechtigkeit noch nicht verwechselt sind. Und wie ‘Rese Eigenschaften die beiden Helden erheben, so nötigen SR uns auch durch die ihnen gemeinsame FHartnäckigkeit ‘Awad das Ungestüm, mit dem sie ihre Ideale verteidigen. ein Tzaeheln ab. Vielleicht kann man durch diese Beziehun: zum “N isanthrope auch die pessimistische Stimmung des Fielding- Shen Helden erkliiren, wie sie uns in der mitgeteilten Er- Iärung, die er dem Sancho über die Menschen im allgemeinen Eibt, entgegentritt. Bei Cervantes würde man vergebens Dach Äusserungen suchen, die eine ähnlich schwarze Ansicht über die Menschen verrieten. Palaestra XIII.

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seine originelle Behandlung des Überkommenen und sein erfindungsreiches Schaffen von Nenem,

a) Er lat es verstanden, Don Quijote in den Mittelpunkt des Dramas zu versetzen, indem cr dessen Wesen in scharfer Prägnanz hervorhob. Don Quijote ist nicht mehr, wie in den früheren dramatischen Bearbeitungen von Beaumont und Fletcher und von D’Urfey, eine lustige Figur, die das Publi- kum unterhalten muss, sondern er ist ein ernster, einheitlicher rand dramatischer Charakter.

b) Fielding hat es weiter verstanden, für seinen Helden ine seinem Wesen angepasste Handlung zu ersinnen. Jetzt steht er nicht mehr ausserhalb der eigentlichen Handlung, Zea der er nur eine Episodenfigur wäre, wie in den früheren <Iramatischen Bearbeitungen, Sondern jetzt greift er nach =#llen Riehtungen in die Handlung ein, und sei es auch nur im der Weise, dass er jeder einzelnen Person gegenübertreten and im Vergleich mit ihr seine Eirenheit beliaupten muss.

Was die Handlung und die Charaktere angeht, die nicht “135 Don Quijote stammen, so zeigt sich auch hier Fieldings Spätere Grösse im Keime. Dies zu untersuchen, ist nicht ‘reine Aufeabe. Teh will nor erwiilinen, dass man, meines F2rachtens mit Recht, in dem Squire Badger einen Vorläufer

des Squire Western gesehen hat.

Als Mangel des Stiickes kann man es bezeichnen, dass ie Handlung nicht einheitlich genug ist. Fasst man die

-Febesgeschichte als die Haupthandlung auf, so wird diese *Sstindig unterbrochen dureh Episoden; z.B. durch die mit dem Bürgermeister oder dem Squire Badger, oder durch eine Sofche, in der Don Quijote einen ankommenden Postwagen, I welchem er Verzauberte vermutet, überfällt. Alle diese

“pisoden dienen nur dazu, das Wesen Don Quijotes im

Ggensatz zu mörliehst vielen Personen zu charakterisieren,

Wie dies in abstracto der eigentliche Inhalt des ganzen

Stfiekes ist.

Noch weniger Glück hat Fielding mit den komischen

Abenteuern des Ritters. Indem er ihn beständig idealisiert,

Mt eigentlich kein Raum für die rein phantastische Seite des 0%

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Helden. Alles, was Don Quijote in dieser Beziehung unter- nimmt, steht in geringem Zusammenhang mit der eigentlichen Handlung des Stückes und bietet somit wenig Interesse; und dies umso weniger, als hierin Fielding alles Cervantes ent-

lehnt hat. Hierher gehören: die Entsendung des Sancho

nach Toboso, um Duleinea zu holen; der Überfall auf Squire Badger, der seine Geliebte das schönste Mädchen genannt hat; die Zertriimmerung der Fensterscheiben, hinter denen Dorothea ein Lied singt, in dem sie sich als Gefangene aus gibt, um den Ritter zu täuschen; der erwiilnte Angriff aul die Postkutsche u. s. w,

b, Im Roman,

Dass Fielding auch als Romanschriftsteller von Cervant® ausgegangen ist, ist eine längst bekannte Tatsache, und ® selbst hat es bekannt, indem er auf das Titelblatt seim® „Joseph Andrews“ (1742) die Bemerkung setzte: Written the manner of Cervantes, author of Don Quixotte Die**® Erklärung ist in alle Literaturgeschichten übergegangen, al»®* ohne dass man versucht hätte, Art und Umfang des BI" flusses genau zu bestimmen und abzugrenzen. Näher Er® trachtet, ist diese Erklärung durchaus nieht so ohne weit einleuchtend, und die Verwunderung einiger Literarhistoriko™ über Fieldings eigene Aussage scheint ziemlich erklärlie= 2" Man hat deshalb auch woll Fielding gegen ihn selbst ar Schutz genommen und seine Originalität umso stärker beton an

man sagte sich, dass wohl die eine oder andere Situation & er

dem Roman an eine ähnliche in dem spanischen Roman ars#® klinge, dass aber der Roman als Ganzes in Betracht g

werden müsse und als solcher keine durchgängige Beeinflussa

von Cervantes her zeige"). Nun wird man zugeben, das“ Fielding sich um einger geringfügiger Anklänge im einzelner# allerdings nicht einen Nachalımer von Cervantes hätte nenners wollen, Auch kann es nicht richtig sein, wenn Arthur Murphy‘

') W, Hazlitt: Lectures on the English Comic Writers, 3. Aufl, London 1841, S.229: There is very little to warrant the common idea that Fielding was an imitator of Cervantes.

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Fieldings Worte dahin deutet, als ob dieser auf eine engere Verwandtschaft des Parson Adams, der Hauptfigur im Joseph Andrews, mit Don Quijote nach der Seite des Komischen hätte hindeuten wollen. Murplıy sagt von diesem Fielding- schen Helden:

... Uthat habitual absence of mind which is bis pre- dominant foible, and which never fails to give a tinge to whatever he is about, makes the honest clergyman almost a rival of the renowned Don (Juixotte; the adventures he is led into, in consequence of this infirmity, assuming something of the romantic air which accompanies the knight-errant, and the circumstances of his forgetfulness tending as strongly to excite our laughter as the mistakes of the Spanish hero. I will venture to say that, when Don Quixotte mistakes the barber's basin for Mambrino's helmet, none reader ever found the situation more ridiculous and truly comic than Parson Adams’ travelling to London to sell a set of sermods, and actually snapping his fingers, and taking two or three turns round the room in ecstasy, when introduced to a bookseller in order to make an immediate bargain, and then, immediately after, not being able to find those same sermons, when he exclaims, “1 profess, I believe, I left them behind mel” ')

Mit dieser unbestiminten Andeutung einer Verwandtschaft E=y Helden in den beiden Romanen, wie sie Murphy gibt, CSnnen wir uns nicht begniigen. Das, was Murphy selbst = am Vervieich heranzielit, nämlich Adams’ Zerstreutheit und Peon Quijotes Irrsinn, zeugt für sich dafür, wie unvereinbar Side Figuren sind. Wollte man nun alle Situationen beider “<amane genau vergleichen, so würde man allerdings einige Saden, die man in Parallele zu einander bringen könnte, aber = wären in der Tat so wenig, dass man kaum von einem “Sefer gehenden Einfluss des einen Schriftstellers auf den ersderen sprechen könnte, Sollen wir aber Murphys Worte

1) Arthur Murphy: Essay on the Life and Genius of Henry Fielding. Abgedruckt in Fielding’s Works, hrsg. v. James P. Browne, London 1871, 10 vol., Bd. 1, p. 07.

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so verstehen, dass „das wahrhaft Komische“ (truly comic) einzelner Szenen allein das Cervantesiche Vorbild verrate, so können wir dies wegen der Unbestimmtheit des Begrifis nicht annehmen. Gab es vor Fieldung nur in Cervantes’ Don Quijote „wahrhaft Komisches*? Dennoch ist die Erklärung Fieldings, durch die er seine eigene A bhiingigkeit von Cervantes bezeugt, keine leere Phrase. Es bestelt in der Tat eine solehe tiefer gehende Verwandtschaft zwisehen beiden Schriftstellern, nur darf man sie nicht in dem suchen. was man so hiufig als einzige Art der Beeinflussung =" spricht, nämlieh in der direkten Entlehnung von Motiw en und Charakteren. Es gibt auch eine tiefer gehende Ze regung, der die Schriftsteller viel mehr an eigener Förderean? verdanken, als der direkten Entlehnung gewisser Ideen let Motive.

Wenn wir diese Beeinflussung nun feststellen wol #e, so darf man vorausschieken, dass als Ausgangspunkt fir unsere Untersuchung mit Murphy u.a, jedenfalls die Per=a des Parson Adams zu nelimen ist"). Betrachten wir da #? (restalt in allen möglichen Sitnationen, in denen sie in H®n Roman auftritt, auch in solehen, die keinen direkten Vergle=il! mit denen des Don Quijote zulassen, so begegnet uns eilt Eigenschaft dieser Situationen, die uns so echt Cervantes! anmutet und die wir in englischen Romanen vor Field #02

1) Dies sei besonders im Hinblick auf die Erklärung von Frau Bobertag gesagt, der in einem Aufsatz, „Zur Charakteristik Hest? Fieldings* (Englische Studien I, S, 348 ff), die Behauptung aufster 11% Fielding habe seinen Begriff des Komischen, den er in der Vor zu Joseph Andrews entwickelt, aus der Komik des Don Quijote 5) strahiert. Fielding stellt hier als Quellen des Lacherlichen (ridicule = nt Eitelkeit (vanity) und Heuchelei (hypocrisy) auf. Bobertag mer’ t, nun, Fielding habe Don Quijote als einen eitlen Menschen aufget d der infolge dieser Grundeigenschaft schliesslich um seinen Ve ae gekommen sei. Hätte Bobertag Fieldings Lustspiel „Don ie in England“ gelesen, dann hätte er gesehen, welch andere &

fassung Fielding von dem guten Manchaner hatte, Wir brauche

hier nur auf den entsprechenden Abschnitt dieses Buches zu ve weisen,

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Das Wesentliche schien dort für Fielding darin zu liegen,

dass Don Quijote trotz aller Phantastik ein Mensch von edlem Kern ist, dessen komische Züge nicht mehr Mangel an Ver— nunft verraten, als die Handlungen manclıer egoistische= Menschen, die wir für geistig normal anselien. Charakter aber, die derartige Gegensätze von erhabenen und komischeee=n Zügen in sich vereinen, nennen wir objektiv humoristisch—- Darum können wir kurz sagen, dass Fieldings Nachalımung des—s Cervantes in der Darstellung soleher humoristischen Charakter 2 zu suchen ist. Er wollte sieherlich nicht in Adams de: er Don Quijote einen Geistesverwandten an die Seite stellen, dazu fehlt dem ehrwürdigen Pfarrer ein gleich hoher Graal von Phantastik; sondern Fielding wollte nur, nach dem Vom Qr- gange des Cervantes, solche im tiefsten Kern ihres Wesens gute Menschen darstellen, die aber in ihrem Ausseren Gew =e bahren oft ungeschiekt, in ihren Anschauungen oft rückständiee tig sind, in ihrem Handeln oft fehlgreifen, die auch hier und Edi eine menschliche Schwäche, Eitelkeit u. dgl., zeigen, die abe"?! immer unsere Sympathie haben,

Dass diese allgemeine Art von Nachahmung nicht au schliesst, dass Fielding mitunter auch im einzelnen mit Com" vantes geht, ist selbstverständlich: die allgemeinen Zuge de objektiven Humors sind bei beiden sogar im wesentlichen die selben, nur die Mischung ist eine andere. Wir können, wir von ganz individuellen Zügen absehen und das Wesen dee Helden möglichst abstrakt betrachten, verschiedene Linien en lecken, auf denen sich die humoristischen Züge der Helder bewegen, und die es erméglichen, den Fieldingschen hamo— __ ristischen Heldentypus dem Cervantesisehen besonders an— zureihen. Auch hier gehen wir vom humoristischen Charakter” aus und fragen uns, in welcher Weise sich in den Helden der” Dichter erhabene und komische Züge zum Hamor durehdringen-

Zunächst müssen wir vorausschicken, dass beide Schrift- steller Helden von Bildung, ausgestattet mit nicht geringen geistigen Fähigkeiten und in sozial nicht ganz untergeordneter Stellung gewählt haben. Es ergibt schon eine gewisse Ähnlichkeit der humoristischen Wirkung, wenn solche Menschen

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nun mit komischen Ziigen ausgestattet werden. Dazu kommt eine gewisse Ähnlichkeit der Lebensgeschichte: beide Helden haben in einsamem Dorfe gelebt, wo sie niehts von dem Getriebe der Welt kennen gelernt haben. So zeigt auch eine Vergleichung ihrer Gemiitscigenschaften, dass der Grundkern ihres Wesens derselbe ist: sie haben ein für alles Gute und Edle warm schlagendes Herz, und ihr Gemüt ist unverfälscht geblieben; ja sie sind sich noch deswegen be- sonders nahe verwandt, als ihre guten Eigenschaften sich mit einer Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit offenbaren, dass wir sofort erkennen, dass sie ihnen anzeboren und nicht etwa die Frucht der Erziehung sind. Darum handeln sie auch stets mit wohltuender Freudigkeit so edel und liebevoll und zeigen, dass sie nicht einer raulıen, quälenden Werkheiligkeit zu Liebe Gutes tun oder tun wollen. Dabei aber fehlt ihnen jedes Gefühl pharisäischer Selbstrefälligkeit: niemals rlihmen sie sich ihrer guten Taten, ja ihr kindliches Gemüt sieht meist gar nicht, wo ihr eigentlicher Vorzug liegt. Stolz und zur Eitelkeit offenbaren sie zwar, aber er bezieht sich auf twas anderes uls ihr gutes Herz, meist niimlich auf irgend welchen eingebildeten Vorzug. Deutlich zeigt sich dies bei Don Quijote, der andern Menschen beistehen will, aber dies allein als Ritter zu vollbringen glaubt. Bei Adams haben Mir keinen bestimmten Ehrgeiz, aber eine kleine Eitelkeit, Beispielsweise auf seine Gelehrsamkeit oder auf eine spezielle =nte Einsicht, die er vezeigt, kann auch er ab und zu dennoch Zieht unterdrücken. Zeigen sich so gute Gemiitseigenschaften “and komische Eitelkeit nebeneinander, so betonen doch unsere erfasser, dass die guten Seiten als allein massgebend zu trachten seien. Genau so sollen wir das gute Wollen Zieht vergessen über dem Mangel an Können. Beide Helden Woollen stets Gutes, ihnen fehlt aber zuweilen die reclite Ein- Sieht oder sie werden, wie Don Quijote, durch einen lächerlichen Elirgeiz in falsche Balınen gelenkt. Diese Abirrung von dem euten Wollen kann so weit gelien, dass sie ohne ihre Absicht len andern Menschen schaden oder schaden können. Kommt aber im Don Quijote diese Schädigung anderer öfter zu stande,

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habe, sich auf einen Monat auf sein Zimmer zurückzuziehen, worauf Adams meint: I think ... the advice of a month's retirement and reflection was very proper: I should rather have expected it from a divine than a surgeon. Aus diesem Mangel an Weltkenntnis erklirt sich auch die Ver- trauensseligkeit, die die Helden zu andern Menschen haben, und daher auch die Täuschungen, die sie erleben. Adams sowohl wie Don Quijote werden von übermütigen Menschen genasführt. Während aber die Schuld bei diesen Täuschungen Don Quijote in demselben Masse trifft wie diejenigen, deren Spielball er ist, so hat auch hierbei Fielding die Schuld seines Helden gemildert. Wenn Don Quijote glaubt, dass das Herzogspaar dem Sancho eine Insel geben würde, so hat er selbst diese Tiiuschung durch seine Ritterphantastik heraus- selordert. Adams dagegen trifft wenig Schuld, wenn er den Worten eines reichen Gutsherrn glaubt, der ihm Gastfreund- schaft für eine Nacht und eine spätere gute Pfarre mit allen materiellen Vorteilen verspricht und ihn in allem nur foppt; aus dieser Vertrauensseligkeit spricht allein das einfache, kindliche Gemüt des Pfarrers, der nie andere Menschen ge- täuscht hat und deswegen auch von andern dies nicht er- wartet. Aber aueh in Don Quijote sprechen älnliche Gemüts- anlagen mit. Und wie Adams, so preist auch Don Quijote die Zeit, in der die Menschen noch in einfachen Sitten lebten und sich wie Brüder liebten, das goldene Zeitalter (Joseph Andrews IV. Buch, 3. Kap. und Don Qnijote I. Teil, 11. Kap.). Und als Menschen jener Zeit muten beide uns an in zwei Situationen, die sielı aus den beiden Romanen vergleichen lassen. Don (Juijote findet einmal in der Sierra Morena eine betriichtliche Summe Geldes, kein Mensch ist zu sehen, dem sie gehören könnte; nur ein Verrtickter springt oben auf dem Berg herum; Sancho rät, einen Weg einzuschlagen, auf dem sie dem Menschen nicht begegnen können; Don Qnijote meint darauf, selıon deswegen, weil sie auf den Gedanken cekommen seien, dass dieser Menselı der Besitzer des Geldes sein könnte, seien sie auch schon verpflichtet, ihn umjeden Preis anfzusuclen (I, Teil, 23. Kap.). Dieselbe Gesinnung offenbart

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Adams bei einer ähnlichen Situation: Die Familie Wilson, deren Gastfreundschaft der Pfarrer genossen hat, hatte ihm ein Packet mitgegeben. Als er es unterwegs Öffnet, findet er darin ein Goldstück. Sein kindliches Gemüt kann sich dies nieht anders erklären, als dass es aus Versehen in das Packet gekommen sei, und will den weiten Weg wieder zurück machen, um es abzugeben, als ihn sein Begleiter, Joseph Andrews, eines andern belehrt.

Aus dem bis hierher geführten Vergleich zwischen Adams und Don Quijote ergibt sich, dass trotz eines ganz verschieden vearteten Wesens beide im Grunde genommen dieselben Grundzüge des Charakters besitzen. Ferner ergab sich, dass Fielding alles Komische seines Helden im Vergleich zu Cervantes milderte, um die idealen Züge umso deutlicher durehleuchten zu lassen.

Nicht unwichtig erscheint es mir auch, nochmals zu wiederliolen, dass Fielding bei der Darstellung des objektiven Humors stets bemült war, erhabene und komische Züge seines Helden in jeder einzelnen Situation tatsächlich zum Humor zu vereinigen: es handelt sich also nicht um ein unvermitteltes einfaches Nebeneinander solcher entgegen- gesetzten Züge, sondern um ein wirkliches Durchdringen derselben. Diese Bemerkung scheint für die Zeit des Aul- kommens dieses Humors nicht überflüssig, da noch nach Fielding ein weniger künstlerisches Verfahren lıäufig war, wo der humoristische Held im Einzelnen komiseh wirkt, und die Leser erst durch die Betrachtung seiner gesamten Persönlichkeit die erhabenen Grundzüge seines Wesens zu erkennen im Stande sind.

Wenn wir aber den humoristischen Helden verstehen wollen, müssen wir auch das Milieu betrachten, innerhalb dessen sich sein humoristischer Charakter offenbart. Wir fragen uns darum jetzt, inwieweit Fielding auch in dieser Hinsicht mit Cervantes zusammengelt. Dabei begegnen wir sofort einer bedeutenden Abweichung: Don Quijote lebt in einer Umgebung, die ilım, wenn sie ilın auch mitunter zum Besten hält, wohl will, oder die, wenn sie ihm ernsthaft

feindlich gesinnt ist, von ihm gereizt worden ist, oder wenn sie ganz schlecht ist, höchstens seine Narrheit ausmutzt. Anders bei Adams: Die Leute, die sich über ihn lustig machen, sind gefühllose, ja zefühlsrohe Menschen, die fiussere Vornehmheit mit oberflächlicher Bildung ganz gut vereinigen können, und die, obwohl sie über ihn lachen zu können glauben, doch nicht an seine wahrhaft vornehme Gesinnung heranreichen. Woher diese Abweichung? Ist sie selbstiindig erfunden oder blickt lier eine literarische Beziehung durch? Wir haben schon bei Betrachtung des Jervantesischen Einflusses auf das Fieldingsche Drama ge- sehen, dass ein ähnlicher Gegensatz zwischen Held und Umgebung vorhanden war und derselbe eine Vorstufe hatte im Misanthrope des Moliére. Dieser Franzose hatte auelı seinen das Lachen der Hofleute erregenden Alceste mit seiner von Wahrheit und Aufrichtigkeit durchdrungenen Gesinnung der oberflächlichen, verdorbenen Charakterbildung seiner (regner gegentibergestellt. Blickt nun nicht auch in dem Pieldingschen Roman der Einfluss dieses Dramas dureh? Aus dieser Verschiedenheit zwischen Fielding und Cervantes ergibt sich nun ein weiterer Unterschied der beiden Romane: liebt es Cervantes, seinen Helden in eine liebliche Landschaft mit sonnigem Himmel zu versetzen, wo meist eine harmlose, zufriedene Bevölkerung ihrer einfachen, friedlichen Beschäft- eung nachyelit, so schildert Ficiding gerne die Reisen zur Nachtzeit, erzählt von heimtückischen Überfällen, von Wege- lagerern, rohen Jägern u del. Dieses ganze Kolorit wäre somit nur cine Folge des Moliereschen Einflusses, Doch in einer Hinsicht folet Fielding dem Franzosen nieht: der Misanthrope wird überall durch die Verderbtheit seiner Um- vebung Ausserlich besiegt und in seinen heiligsten Gefühlen remartert; Adams dagegen geht aus allen Nachstellungen und Widerwärtigkeiten, deren er eine so grosse Menge erfährt, schliesslich siegreich hervor. An diesem Punkte bliekt der Cervantesische Optimismus durch, der den Don Quijote aus allen noch so gefährlichen Lagen selıliesslich befreit. Während Aleeste voller Weltüberdruss ist, werden Don Quijote und

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Adams von einem unverwiistlichen Glauben an den Sieg des Guten getragen. Doch hatte vielleicht das Molieresche Mrama noch das eine Gute für Fielding, dass sein satirischer Inhalt, der im wesentlichen den Kampf zweier Parteien dar- stellt und darum in der Tat viel dramatischer ist als die optimistische Darstellung des Cervantes (bei dem die Gegner im Grunde genommen ohne innere Feindschaft sind), ihm die Riehtung geben konnte zu einer innerlich abgeschlossenen Handlung des Romans, die dem spanischen Werk abgeht, Zwischen dem Helden und seinen Gegnern stelıt im spanischen Roman die Figur des Sancho, der dem Helden üusserlich folgt und sich doch ebenso oft innerlich von ihm lüssaert. Auch Fielding hat, wenn auch nur schwach, an Sancho erinnert, wenn er dem Adams den Joseph Andrews zum Begleiter gab. An diese Verwandtschaft erinnert die Yanze Stellung des Joseph im Roman; er ist vor allem nötig, um dem Pfarrer auf den Wanderungen ein andächtiger Zu- hörer zu sein, wenn er seine idealistischen Reden hält. Wie Sancho bei soleher Gelegenheit, hört auch Joseph mit Be- Zreisterung zu; wie der spanische Bauer, so lässt aber auch er Mitonter eine Bemerkung fallen, die deutlich zeigt, dass sich tier Pfarrer vergebens bemüht hat, den einfachen Menschen auf Seinen schwärmerisch-idealistischen Standpunkt zu erheben, “eter aber er folgt dem Sancho in der Weise, dass er den der Welt entriickten Pfarrer mit einem nüchternen Wort an die Aekte Wirklichkeit erinnert. So zeigt sich auch die echte * @sinnung eines Sancho in Joseph, der in guter Zeit mit isterung und Beifall an den Worten des Meisters hängt, in der Not aber alle guten Reden vergisst und zu murren “And zu klagen berinnt, wenn er von Adams zum Gott- ~ertrauen ermalint wird. Dies sind im allgemeinen die “lige, die den Joseph dem Sancho an die Seite zu stellen tigen; es bedarf aber fast kaum der Bemerkung, dass “Niese Beziehungen der beiden Gestalten nur verhältnismässig Selten zum Durehbruch kommen und gewöhnlich Joseph Sith als selbständige Gestalt lieldingescher Prägung er- Weist,

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Wenn wir bisher die Fieldingsche Nachahmung des Cervantes in der Darstellung des objektiven Humors, das heisst des humoristischen Helden, erblieken zu müssen glaubten, so wird niemand diese Behauptung dadurch umgestossen halten, wenn wir nun im folgenden auch einige Beziehungen Fieldings zu Cervantes im sub- jektiven Humor oder in der humoristischen Darstellungsweise aufdeeken: beide entspringen ja aus .emer und derselben Wurzel; nur dass bei Fielding der objektive Humor den Kern der Nachalımung bildet. Wie Cervantes liebt es Fielding mitunter, in liebenswürdiger Weise mit seinen Lesern zu scherzen; er schraubt ihre Erwartung eine Zeit lang auß Höchste und löst sie dann in Nichts auf; er führt eine pathetiselie Rede mehrere Zeilen lang aus und leitet dann plötzlich in eine nüchterne Wendung hinüber, oder er empfiehlt das gute Wirtshaus, wo seine Helden abgestiegen seien, oder weist auf einen Gegenstand hin, der in eine Beziehung zu den Helden gestanden hat und vielleicht noch zu sehen ist usw, So foppt er öfter den Leser bald im Text, bald in den launigen Kapitelüberschriften. In dieser Darstellungsweise war ihm Cervantes vorangegangen.

Noch weniger schliesslich wird jemand als Kern der Nachahmung des Cervantes bei Fielding einen Punkt der Romantechnik ansehen wollen, der der Vollständigkeit halber hier erwähnt werden muss: derselbe bestelit darin, den Gang der Handlung des Romans durch eingeschaltete Erzählungen novellistischen Charakters zu unterbrechen, In dieser Hinsicht waren schon viele französische Romanschriftsteller des 18. Jahrhunderts dem Beispiel des Cervantes gefolgt; es wäre besonders auf den viel gelesenen Roman Gil Blas von Lesage hinzuweisen,

Inwiefern kann Fielding nun auch für seine übrigen Romane als Nachalımer des Cervantes be- zeichnet werden?

Die Beantwortung dieser Frage dürfte nach dem bisher Gesagten nicht allzu schwer sein, Wiederum, behaupte ich,

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ist es der Humor, und zwar der objektive Humor oder der humoristische Held, den Fielding in Anlelınung an Cervantes auch hier darstellt. Zunächst wird jedem Leser die Ver- wandtschaft gewisser Gestalten in den übrigen Romanen mit dem Typus eines liumoristischen Helden, den Parson Adams vertritt, einleuchten. Es sind folgende Charaktere:

a) im Tom Jones

Squire Alworthy. Dieser teilt mit Parson Adams die Herzensgüte und wirkt wie der Pfarrer in seiner lebhaften Begeisterung für das Gute und Edle komisch. So passiert es ihm, dass yverade in dem Moment, wo er wieder einen Akt von Menschenfreundlichkeit vollzielit, seine Kleidung in phantastische Unordnung gerit; dass er in seiner Freude über einen kleinen Findling, dessen er sich annimmt, nicht merkt, dass andere diese seine Güte missbrauchen, Echt quijotischer Humor ist es auch, wenn wir ilin, von andern getäuscht, seine Wohltaten auf Unwürdige verteilen sehen, um es Wiirdigen zu entziehen, olıne dass wir ihm deswegen eigentlich böse sein können, weil wir allein das fein ge- sponnene Netz von Intriguen der schlechten Menschen am

besten durchschauen. b) in Amelia

Dr, Harrison. Dieser, ein Pfarrer, ist ebenso eine

herzensgute Person wie Alworthy und Adams. Auch er gerät bei jedem Gedanken an das Gute und Edle christlicher Menschenliebe in kindliche, aufrichtige Begeisterung. Aber gerade sein Eifer nétigt uns beständig ein Lächeln ab, ein- mal dureh die kindlielie Freude, die er dabei an den Tag legt, aber auclı deswegen, weil sich oft damit eine gewisse Kurzsieltirkeit verbindet, die sogar so weit .gelien kann, dass er olıne seinen Willen andern, denen er im Grunde genommen wohl will, scliadet. Wie sein impulsives Temperament dabei mit im durchgehen kann, sein gutes Wollen mit wirklicher Komik verstrickt, dafür ein Beispiel: Ehen hat iim Robinson auf dem Totenbette gebeichtet, dass er dem Palacstra NIIL 10

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Advokaten Murphy behilflich gewesen sei, die Frau des ooth zu Gunsten von deren Schwester um ihre Erbschaft zu betrügen, wodurch über die betrogene Familie viel Unglück lereingebrochen ist, als Harrison plötzlich die Stimme des eben in das Haus getretenen Murplıy vernimmt, der bei der Nachricht von Robinsons Beiehte die Flucht ergreift. In demselben Augenblick lässt Harrison alles im Stiche, eilt an den verdutzt darein schauenden Anwesenden, die nicht wissen können, was dem Harrison dureh den Sinn geht, vorbei auf die Strasse, vergisst dabei ganz, welche Komik sein Ge- bahren und seine Kleidung erregt, und hält nicht eher inne, als bis er Murphy eingeholt und schliesslich veranlasst lat, dass er der Gerechtigkeit übergeben werde,

Sergeant Atkinson. Dieser, ebenfalls ein naiver, guter Menseli, zeichnet sich vor allem durch eine rührende An- hänglichkeit und Aufopferungsfreudigkeit im Dienste des Japtain Booth aus. Auch sein schöner Eifer, den er an den Tag legt, bringt uns die Erinnerung an Don Quijote und die Gestalten, die wir erwähnt haben. Und auch ihm gegenüber werden wir mit wehleidigem Humor erfüllt, wenn wir sehen, dass seine arglose Natur nicht fähig ist, zu erkennen, wie die Menschen um ilın herum ilın täuschen, wie ihn besonders seine Frau täuscht. Binmal hat Fielding für ihn auch eine direkte Szene aus Don Quijote entlehnt (IX. Buch, 6. Kap.): Atkinson liat von seiner Frau die Absicht des Colonel James erfahren, ‘to attack the chastity of Amelia’. Dies beunruliigt den biederen Mann so sehr, dass er nachts phantasiert und den Colonel mit geziicktem Schwerte vor dem Bette der Amelia zu sehen glaubt. Er springt auf, packt seine eigene Frau am Halse und schreit sie an: damn you, put your sword this instant, and leave the room, or by Heaven I'll drive mine to your heart’s blood. Dureh das Geschrei seiner Frau kommt er schliesslich zur Besinnung. Hier hat Fielding sicher die Szene Don Quijote T. Teil, Kap. 85 vor- zeschwebt, wo der Ritter von Riesen träumt, aufspringt und mit Weinschläuchen kämpft.

Neben diesen wiclitigeren Gestalten hat Fielding hie und da andere von untergeordneter Bedeutung gelegentlich mit solchen Zügen ausgestattet, die zu diesem Typus gehören; es erübrigt, auf diese Tatsache im allgemeinen hinzuweisen, umso elicr, als bei diesen Gestalten oft Humor und gewölın- liehe Komik nicht bestimmt zu unterscheiden sind.

Diesem von den bis jetzt erwälinten Gestalten vertretenen Typus des humoristischen Helden stelit nun ein zweiter geren- über, Der erstere war dadurch gekennzeiclhnet, das sich mit Jen erhabenen Zügen des Charakters der Helden gewisse kleine komische Züge verbanden, die aus einer zu grossen

jegeisterung, oder aus zu impulsivem Temperament, auch aus geringer Kenntnis der Welt und dergl. entsprangen, kurz, Züge, die alle den guten Kern der Menschen nur noch liebenswürdiger erscheinen liessen, die dureli den Anflug von Komik eigentlich nur den kalten Schein der Heiligkeit von ilmen nalımen, um sie uns menschlich näher zu bringen. Ausser solehen Gestalten treffen wir aber auch andere an, «lie wir sehr wohl liumoristisclhe nennen können, weil sie die Heiden charakteristischen Elemente des Humors in ihrem Wesen vereinigen, die aber sich dadurech von den übrigen ‘ziterscheiden, dass die komischen Züge ihres Wesens ernst- Taalte Schwächen des Charakters oder starke Verirrungen Her Urteilskraft offenbaren, so dass diese komischen Züge line entsprechende gute Seiten entweder unsere Verachtung “ler unseren Spott herausfordern würden. Ist dieser T'ypus tue durch Cervantes beeinflusst? Olıne Zweifel; eigentlich Sind die Linien, die zu dieser Quelle führen, noch leichter “1 ziehen, als es für den ersten Typus der Fall war, Das Erste Beispiel, das wir aus Amelia anführen wollen, macht vollends keine Schwierigkeit:

Colonel Bath. Er ist von einer fixen Idee befallen, die darm zum Ausdruck kommt, dass er oft in dem harınlosen Wort eines andern leicht eine Ehrenkränkung sieht, und ihn notigt, bei jedem Anlass sich zu duellieren. Diese grotesk- komische Seite seines Wesens wird aber gemildert durch eine

he

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ganze Reihe äusserst sympathischer Züge; vor allem eine rührende Liebe zu seiner Selıwester, ein aufrichliges Mitleid für Bedrückte und auch ein echtes, gesundes Ehrgefühl (neben dem krankhaften), das sogar den eigenen Bruder, der büse Absichten auf Booths Frau hat, nieht schont. Neben seiner grotesk-komischen Seite kann sein Wesen auch jene kleinen komischen Züge annelımen, die wir in dem ersten Typus allein wahrnehmen und die vor allem die Folgen eines gewissen Über- eifers sind, den er in einer guten Sache an den Tag legt. Um sein ganzes Wesen zu charakterisieren, sei hier folgendes aus seiner Lebensgeschichte angeführt: Buch II, Kap. 8 er- zählt Booth, wie er den Colonel eines Abends in einer äusserst plantastischen Kleidung überrascht habe. Diese hatte er sich aber nur in der Eile nmgetan, um für seine kranke Schwester eine bestimmte Kost zuzubereiten. Bath empfand wohl, dass er einen komischen Anblick darbieten müsse und erklärte die Ursache. Booth meinte harmlos und als Kompliment für Batlı, dass er ihn nicht in einer seinem Charakter besser entsprechenden Situation hätte finden können. Diese Antwort kann Bath nieht aus dom Sinn kommen, un! nach einer schlaflos verbrachten Nacht kommt er am nächsW® Tage in aller Frühe zu Booth mit der Absicht, letzterem fordern; nur mit der allergrössten Not lässt er sich berahlae" Bei dieser Naturanlage kann es nicht wundern, w”

Bath doch schliesslich in einem Duell fällt, und zwar on einen Gegner ‘who told the colonel he differed from i opinion’ (Buch XII, Kap. 9).

Alles, was wir von Bath berichten konnten, sp —# nielit gegen eine Verwandtschaft mit Don Quijote. Gegenteil, gerade der grotesk-komische Zug des krankhar —# Ehrgefühls bietet in seiner Phantastik direkten Anklang den spanischen Ritter, mehr noch als die Gestalten, die unter dem ersten Typus zusammengestellt haben, und Fielding im Gegensatz zu Cervantes von jeder grotes? Phantastik frei gehalten hat. Schwieriger allerdings ist den zweiten Typus in literarische Beziehung zu Don Quijo%

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zu bringen. Dieser wird repräsentiert durch Jones in dem yleichnamigen Roman.

Tom Jones ist kein Narr wie Don Quijote. Er ist ekennzeichnet durch einen bestimmten Charakterfeller, nämlich seine Wollust. Es fragt sich, ob diese Art seines Wesens der Komik an die Seite gestellt werden kann, die in Don Quijotes phantastischen Unternehmungen sich offen- bart. Ohne Zweifel; erinnern wir uns nur nochmals der Art, wie Don Quijote in dem Lustspiel ‘Don Quixote in Iengland den anderen Menschen gegeniibergestellt wurde. Hier war gezeigt, dass alle, auch sogenannte vernünftige Menschen, die von irgend einem egoistischen 'Triebe geleitet werden, der sie von den Balınen der Vernunft ableitet, mit demselben Rechte wie Don Quijote als Narren angesehen werden können; ja Don Quijote, der in sittlicher Beziehung durchaus uneigennützig denkt und nur durch eine überhitzte Phantasie irregeleitet wurde, schien als weniger lächerlich aus den Vergleichen mit solchen Personen hervorzugehen. Mit anderen Worten: Fielding betrachtet jede Abweichung von dem Sittlich-guten als Abirrung von der Vernunft So spricht er sich in dem Lustspiel ‘The Coffee-house Politician’ «ll. Akt, 12. Szene) aus: The greatest part of mankind labour under one delirinm or other; and Don Quixote differed from the rest, not in madness, but the species of it. The covetous, the prodigal, the superstitious, the libertines, and the coflee- house politician are all (Juixottes in their several ways. Hier ist die innere Beziehung des Tom Jones zu Don Quijote mit klaren Worten ausgesprochen: auch Tom Jones ist ein Don (uijote, weil er sich beherrschen lässt von seiner sinnlichen Leidenschaft, wie Don Quijote von seinen Walnvorstellungen. In der Tat betrachtet Fielding die Leidenschaft Toms vom Gesichtspunkt der Vernunft: unverniin{tig ist im diese Leiden- schaft. Ohne sie hätte Tom sehr bald des schönsten Glückes teilhaftig werden können. Sophie Western möchte ihm dieses Glück wiederholt bringen, aber jedesmal tritt seine sinnliche Leidenschaft trennend zwischen sie und ihn. Ja. der Roman Tom Jones und nicht Joseph Andrews ist das eigentliche

Seitenstück zu Don Quijote insofern, als er eben einen Helden schildert, der unter dem Druck einer Leidenschaft ebenso sehr von einer komischen Situation in die andere füllt, wie Don Quijote, dessen Plıantasie zusammen mit seinem Ehrgeiz ihn in ähnliche abwechslungsreiche Situationen verstrickt; im Joseph Andrews ist eine derartige Parallele nicht zu ziehen, da Fielding hier seinen Helden im Vergleich zu Don (Quijote derart idealisierte, dass ihm jede Phantastik, die als Abirrung von dem Sittlich-guten anzusehen wäre, genommen wurde, und er nur auf die formale Übereinstimmung in der Art des Humors Gewicht legte. Diese letztere ist allerdings auch für Tom Jones durehaus wesentlich.

Nicht jeder Wollüstling, der in der Literatur dargestellt ist, lässt sich Don Quijote an die Seite stellen. Wenn die Leidenschaft des Tom Jones die Quelle der Komik ist, so fragt es sich noch, durch welche idealen Züge dieselbe zum Cervantesischen Humor erhoben wird. Es lassen sich hier ähnliche Linien aufdecken, wie bei Parson Adams.

1, Tom Jones ist ein durchaus guter Mensch. Ausser seiner Sinnlichkeit besitzt er keinen schlechten Zug; um so seltsamer muss es uns anmuten, dass er sieh derart von seiner Leidenschaft beherrschen lässt. Aufrichtigkeit und Mangel jeder Boshaftigkeit sind seine beiden Haupttugenden. Diese fallen gerade in dem Milieu anf, in dem er sich befindet, da dort Falschheit und Verfolgung in hohem Grade herrschen. Aber Tom Jones ist weit davon entfernt, sich für den einzigen Heiligen unter diesen Wölfen zu halten, wozu er eigentlich ein Recht hätte. Im Gegenteil, er kennt in seiner kindlielien Reinheit seine eigenen Vorzüge gerade so wenig wie Adams oder wie Don G)uijote. Seine Tugenden sind ihm etwas Selbst- verständliches und Unbewusstes, Statt dessen wird ihm selbst der Glaube von seiner eigenen Schiechtigkeit beigebracht wegen kleiner jugendlicher Vergelien, die er schwer büssen muss, so seine im Grunde harmlose Neizung zum Wilddieben. So ist er von seiner Schleehtigkeit überzeugt, während er in gewinnender Bescheidenheit seine Vorzüge nielıt sieht. Ja, diese Bescheiden- heit seines Wesens ist zum Teil mit der Grund, weswegen er

bi

so oft in sein sinnliches Laster verfällt. Er ist ein Findling, wird aber dennoch geliebt von Sophia Western, die er gerne selbst besitzen möchte, aber da er nicht so recht daran glauben kann, dass er als armer Findling von diesem holden Wesen geliebt werden könne, gelit er bald seine eigenen Wege und verfällt stets wieder in seine niedere Minne.

2, Der Begeisterung und hartnäckigen Verfechtung der Ideale des Don Quijote und des Adains lässt sich bei Tom Jones vergleichen, wie er sich starr und hartnäckig seinen Gegnern widersetzt, die ihn von dem als richtig Erkannten abbringen wollen. Vornelmlich ist an die Szene zu denken, wo man ihm das Geheimnis abnötigen will, wer mit thm vewildert habe. Da Tom Jones seinen Genossen, einen vel- heirateten Mann nicht brotlos machen will, so verlarrt hartnäckig im Schweigen und erduldet lieber eine grausame Behandlung, als dass er sein Geheimnis verriete,

Auch die Phantastik der Begeisterung, die Don Quijote in so eminentem Grade eigen ist, bliekt mitunter bei Tor Jones durch, So in seiner Liebe. Er begeistert sich für Molly, ein nielit gerade hübsches Mädchen, und das ihn noel dazu hintergeht, mit einem Fener und einer Aufrichtigkeit, dass wir nur an die schlecht angebrachte Verehrung, die der Duleinea von seiten Don (Juijotes zu teil wird, denken können. Wie ein zweiter Don Quijote kämpft er auch einmal gegen die gesamte Dorfjugend, die die Molly beschimpft hat.

3. Aueh insofern ist er ein Don Quijote (wie auclı Adams sich in dieser Hinsicht mit dem Manchaner vergleichen liess), als er ähnliche Täuschungen erfährt von seiten anderer, wie dieser. Auch Tom Jones ist ein Charakter, der von jeder Arglist so weit entfernt ist, dass er eine solche auch nicht in anderen vermutet; am wenigsten natürlich in solehen, deren ganze Liebe er beanspruchen zu dürfen glaubt. Als Tom Jones schliesslielı durch die Ränko seiner Gegner in die Welt hinausgestossen wird, verliert er noch zu allem Unglück seine letzte Barschaft, Der Wildhüter, den samt seiner Familie Tom Jones erst kurze Zeit vorlier vor Eleni

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und Hunger bewahrt hat, findet sie und betrügt ihn darum, worauf er sich von ilım mit leuchlerischem Mitleid ver- ubschiedet. Die Täuschungen, die Don Quijote erlebt, sind zwar nicht so unverschuldet wie diese hier, Aber Fielding. der stets auf die edlen Züge des Manchaners sah, die sich in solchen Situationen offenbaren, hat doch auch solche Täuschungen, wie sie beispielsweise das Herzogspaar aus- führt, auch nur mit einer gewissen Wehmut angesehen. Und in dieser welimiitigen Stimmung hat er in Coffee-house Politician (III. Akt, 1. Sz.) den Ausspruch getan. der trefflich auf die Situation des Tom ‚Jones passt: Good nature is Quixotism, and every princess Micomicona will lead her deliverer into a cage‘),

4. Auch der Träumerei Don Quijotes und des Parson Adams liisst sich einiges in dem Wesen des Tom Jones an die Seite stellen. Wie die ersteren sich in Träumereien über ihre Ideale verlieren und sich selbst durch Ausserachtlassung ihrer Kleidung u. dgl. in komische Situationen verstricken, so begegnet uns bei Tom Jones einmal etwas Entsprechendes in der Szene, als er sich auf die Suche nach Sophia Western beribt, Diese war in dem Gasthof abgestiegen, wo aucli Tom Jones wohnte, und hatte dort zu ihrem Entsetzen ge- hört, dass Tom Jones sich in Gesellschaft einer Dame höchst zweifelhaften Rufes auf einem Zimmer befinde. Sie eilt wer und lässt ihren Muff zurück, Am nächsten Morgen frail erfährt Tom ‚Jones von dem Besuch der Sophia. Sofort ergreift ihn Rene, und er begibt sich auf den Weg, hinter Sophia her. Der Mond scheint noch, und nun fängt er an zu schwärmen von Natur und Liebe und Mond, indem er in komischem Aufzug sich den Muff auf den Arm gesteckt hat. Und wie Don Quijote in solchen schwärmerischen Situationen dureh Sancho an die Welt der Wirkliehkeit erinnert wird, so rnft auch den Tom Jones gerade in dieser Situation eine ähnliche Gestalt wie der spanische Knappe, der Barbier

I, Siehe auch den auf S. 48 auseinandergeselzten Anlass diese Ausspruchs.

Partridge, durch seine prosaischen Bemerkungen in das nächterne Dasein zurück. |

Damit haben wir gesehen, dass Fielding auch den Tom Jones in ähnlicher Weise zu einem humoristischen Helden gemacht hat, wie den Parson Adams, und beide dem Don Quijote nachgezeichnet sind.

In Bezug auf die Gegner des Helden können wir uns kurz fassen. Sie lassen sich ähnlich charakterisieren, wie die des Adams. Da wir somit auch im Tom Jones einen humoristischen Helden haben, dem eine ganze Anzahl von vermeintlich guten Menschen, die den Helden vom Stand- punkt einer heuchlerischen Kultur beurteilen, gegeniibergestellt sind, so glaube ich auch hier den tiefgehenden Einfluss von Molieres Misanthrope zu erkennen.

In ähnlicher Weise wie Tom Jones hat Fielding später in Booth, dem Gemalıl der holden Amelia, einen humoristischen Helden geschaffen. Wenigstens in den ersten Kapiteln tritt er uns als ein liebenswürdiger Wollüstling entgegen, der

Ofter seine Frau hintergeht und Anlass zu vielem Elend und FKummer für seine Familie wird, der sich aber trotzdem stets unsere Sympathie bewalırt.

Die Nachahmungen anderer Gestalten als Don Quijote. Sancho. Sancho ist wolil sicher als Vorbild anzusehen Am der Darstellung Partridges im Tom Jones. Partridge war ©rst Dorfschulmeister, dann Barbier. Als er mit Tom Jones ~usammentrifft, glanbt er, eine voriibergchende Zwistigkcit mit Squire Alworthy habe ‘Tom Jones aus dessen Hause Vertrieben. Da Partridge nun Tom Jones für den Sohn und Erben des Sqnires hält, so bietet er sich Tom Jones als Be- gleiter an, in der Hoffnung, ihn zur Rückkehr bewegen zu können und dann eine anständige Belohnung von den ver- Söhnten Parteien zu erhalten. Fr folet nun mit dem Schnapp- sack wie ein zweiter Sancho Pansa seinem Herrn. Er hat aber noch weitere Ähnlichkeit mit seinem Vorbild:

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2, er verwendet wie Sancho Spriehwörter oder auch Citate, jedoch meist lateinisch, da or dessen als ehemaliger Schulmeister in bescheidenen Masse mächtig ist;

3. er ist geschwätzig; er unterbricht die Erzählung des Man of the Hill (Buch VIII, Kap. 11) mit einer eigenen. Die Geschichte, die er dabei zum Besten gibt, erzählt er mit derselben Umständlichkeit wie Sancho die seine (vel. D. Q, II. Teil, Kap. 31);

4, er ist feige und furchtsam (s, Buch VIII, Kap. 10); er folgt seinem Herrn auf den Hügel, weil er sich fürchtet. in der Dunkelheit allein zu bleiben. Aus dem gleichen Grunde verhindert Sancho seinen Herrn, ihn zu verlassen (D.@. 1. Teil, Kap. 20);

5. er lat plumpe Manieren; ganz wie Sancho gibt er seiner Freude Ausdruck, indem er einige Luftsprünge maclıt (Buch XV, Kap. 12: vgl. D.Q. 1. Teil, Kap. 30) ');

6. er versteht nieht die Ideale seines Herrn, ja er ver- Jächtigt seinen Herrn als Narren (T.J,. X11,7). Während sein Herr an Liebe, Ehre usw, denkt, bereclinet er stets seinen materiellen Vorteil;

a) Buch XII, Kap. 13: Tom Jones hat Geld gefunden, das der Miss Western gehört; er macht sich auf den Weg, es ihr zuzustellen. Partridge aber meint, sein Herr könne es selbst in London gut brauchen, Ähnlich ist das Verhalten Sanchos, als D.Q. in der Sierra Morena das Geld Cardenios findet (D. Q. I. Teil, Kap. 23). Diese Denkweise findet ihren Ausdruck in seiner Sprache indem er zahlreiche Vergleiche aus seinen realistischen Vorstellungen verwertet, Z.B sagt Tom Jones in seiner Liebesschwärmerei zu Partridge: “Who knows, Partridge, but the loveliest creature in the universe may have her eyes now fixed on that very moon which I behold at this instant?” Worauf ihm Partridge zur Antwort gibt: “Very likely, Sir, ... and if my eyes were fixed

') DQ. Le. p. 297 a: y dieiendo esto, did dos zapatetas en ©] aire con muestras de grandisimo contento.

= 6s

on a good sirloin of roast beef, the devil miglıt take

the moon and her horns into the bargain,”

7. Seine realistische Denkweise ist absichtlich auch der idealistischen Schwärmerei des Tom Jones gegenübergestellt, so wie Sancho als Vertreter der nüchternen Weltanschauung dem begeisterten Streben Don Wuijotes gegenüber steht. Ein Beispiel dieser Art wurde bereits bei der Betraclitung des Tom Jones erwälhnt.

Maritornes Wie Fieldings Nachahmung des Don C)uijote in der humoristischen Auffassung von dessen Wesen vipfelt, so zeigt sich, dass er von dieser Auffassung aus auch andere Personen des spanischen Romans zur Nachahmung Hherausgewählt hat. Ein solcher humoristischer Charakter won einem andern Typus ist die Maritornes, die asturische Magd. Nach ilır ist wolil Betty, eine Magd im Joseph Andrews, gezeichnet: Beide vereinigen in sich: 1. einen liederlichen Lebenswandel: vgl. Joseph Andrews Buch I, Kap. 17 u. 18; D.Q. I. Teil, Kap. 16;

2. und Nächstenliebe: Betty nimmt sich des zerschlagenen - Boseph Andrews an, indem sie ihn pflegt, nach dem Arzt =ilt und sogar aus ihrer Tasche einige Ausgaben für ihn Roestreitet (Buch I, Kap. 12 u. 14). Maritornes gibt dem z=eprellten Sancho Pansa als einzige Person, die Mitleid mit Zim hat, Wein zu trinken und bezahlt ihn mit ihrem eigenen “Selde. Cervantes sagt von ihr: ... en efecto se dice della “gue aunque estaba en aquel trato tenia unas sombras y lejos Ye cristiana (D.Q. J. Teil, Kap. 17).

Im Anschluss hieran sei noch erwilint, dass lielding gelegentlich gerne solche derben Figuren des niederen Volkes mit wenigen Zügen zu liumoristischen Charakteren stempelt, oft in besonders drastischer Weise. Ein Beispiel aus Joseph Andrews sei noch angeführt. Es ist dies der Postillion im 12. Kapitel des 1. Buches. Nachdem eine Dame in der Kutsehe sich aus Prüderie geweigert hatte, den von Räubern zerschlagenen und seiner Kleider beraubten ‚Joseph nackt in

die Kutsche zu lassen, gibt ilım der biedere, arme Postillion

=

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seinen Mantel und stösst einen entsetzlichen Fluch aus, in dem er zum Ausdruck bringt, dass er lieber sein Leben lang in einem Hemde falıren wolle, als jemals einen Mitmenschen so elendiglich umkommen zu lassen. Die Passagiere, die alle eine Entschuldigung hatten, um dem Joseph nichts von ilırer Kleidung abgeben zu müssen, lassen dem Postillon wegen dieses Fluches eine derbe Zurechtweisung zu teil werden. In Paranthese erzählt Fielding noch knapp, dass der Postillon spätert deportiert worden sci, weil er eine Hiihnerstange gestohlen habe,

Einzelnes aus Don Quijote.

Auf seiner Reise nach Coventry kommen Tom Jones mit Partridge (siehe Buch XII, Kap. 12) mit einer Zigeuner- bande zusammen, Jones hat dabei Gelegenheit, die Ordnung, die unter diesen Leuten herrselt, zu bewundern. Auch der (rehorsam, den sie ihrem König leisten, erregt sein Erstaunen, Er hat Gelegenheit, mit diesem selbst zu sprechen. Dieser ist ein sehr freundlicher und herzlicher Mensch, Er macht Tom Jones mit der inneren Verfassung des Zigeunerstaates bekannt, rühmt seine pflichttreuen und anhänglichen Unter- tanen und setzt ilım den Geist seines Regiments auseinander. Es sei ein schwieriges Amt, zu regieren und Gerechtigkeit auszuüben; er habe sich oft gewünscht, ein Untertan zu sein, wenn er genötigt gewesen sei, zu strafen. Denn ihre Strafen, wenn es auch keine Todesstrafe bei ihnen gäbe, seien doch sehr streng; sie beruliten darauf, dass sie des Verbrechers Schamgefühl erregten, was eine sehr grosse Strafe sei und stets die besten Folgen gezeitigt hätte, Er hat dann auelı bald eine Gelegenheit, Urteil zu sprechen. Ein Zigeuner lıat béobachtet, wie sein Weib und Partridge sehr intim wurden. Partridge wird vor den Zigeunerkönig geführt, und Tom will den beleidigten Ehegatten durch eine gewisse Geld- summe befriedigen. Sie sind schon über zwei Guineen handelseinig geworden, als der König das salomonische Urteil fällt, dass der Ehemann keinerlei Bezahlung erhalten dürfe, sondern vor seinen Genossen einen Monat lang ein Paar

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Hörner tragen müsse; denn wenn es ihm um seine Hausehre zu tun gewesen wäre, hätte er die beiden, die er angeblich beobaclitet hatte, verliindern können; die Frau solle ebenfalls während eines Monats nur mit einem ihrem Vergehen ent- sprechenden Namen genannt werden.

Mit dieser ganzen Szene hat offenbar das 60. Kapitel des 2. Teiles des Don Quijote grosse Alnlichkeit.. Hier trifit der Ritter mit der Räuberbande des Roque Guinart zusammeı und ist ebenfalls erstaunt über die gute Organisation und Zucht, die in der Bande steckt, und lernt den Edelmut des Räuberlauptmanns schätzen. Offenbar hat dies Kapitel Fielding einige Anregung zu obiger Schilderung des Zigeuner- lebens gegeben.

Der Einfluss des Don Quijote auf Tobias Smollett. (1721—1771,)

Smollett hat sein ganzes Leben lang den Einfluss des Cervantesischen Romans erfahren. Schon bevor er den Don (Juijote im Jahre 1755 übersetzte (s. S. 19 ff.), hatte er mehrere Werke, darunter zwei Romane, veröffentlicht. Obwohl er sich in diesen Romanen zunächst als Nachalımer von Lesage, “em Verfasser des Gil Blas, offenbart, zeigt er dennoch «darin unverkennbare Spuren seines Studiums des spanischen Werkes. Dies zeigt sich vor allem in der Einführung humo- ristischer Persönlielikeiten in seine Werke, lumoristisch in «lem Sinne des Wortes, den wir bereits bei Fielding kennen zelernt haben. Lesage kennt als echter Franzose seiner Zeit zur echt komische Charaktere Smollett gelit im allgemeinen diesem Vorbilde nach, aber er kennt sclion in diesen seinen Erstlingswerken wirklich humoristische Gestalten. Nachdem er dann in seinem Roman Count Fathom (1752) nur episodisch mehrere Gestalten in rein grotesker Weise mit quijotischen Zügen ausgestattet hat, begibt er sich an die Übersetzung des Don Quijote (1755). Eine unmittelbare Frucht dieser Übersetzung war eine direkte Nachalımung des spanischen Romans in den ‘Adventures of Sir Launcelot Greaves’. An

393 =

diesem Roman latte er wälırend seines dreimonatigen Auf- enthalts im Schuldgefängnis gearbeitet und veröffentlichte iln 1760 und 1761 im British Magazine. Aber auch damit ist er noch nicht zufrieden und versucht es in seinem letzten Roman, ‘Humphry Clinker’, noch einmal aus dem Vorbild Züge zu borgen für seine Helden. Smollett hat nun niclit wie Fielding sich hauptsächlich an Don Quijote allein ge- halten, sondern er nalım Don Quijote und Sancho zu Vor- bildern für seine Gestalten. Wir werden gut tun, den Bin- fluss nach diesen Gestalten zu betrachten, aber so, dass wir Launcelot Greaves als eine Nachahmung des ganzen Romans zuletzt für sielı bringen.

a, Die Persönlichkeit Don Quijotes.

(Gemäss der obigen chronologischen Dreiteilung können wir den Einfluss sich tatsächlich in drei Stufen vollziehen sehen: Zunächst sehen wir, wie Smollet einige seiner idealen Personen mit gewissen grotesken Zügen, wie sie Don Quijote eigen sind, ausstattet. Aber dabei bleibt Groteskes und Ideales unvermittelt nebeneinander bestehen. Wir sehen diese Menschen, die eben so komisch auf uns wirkten, im nächsten Augenblick sich rasch unsere Sympathie erwerben dureh irgend einen edlen Zug ihres Charakters. Oder aber wir bedauern, dass Leute, die eben so würdevolles Auftreten zeigten, im nächsten Augenblick sich von einer durchaus komischen Seite zeigen können. In dem bereits angeführten Count Fathom gar schildert er seine quijotischen Helden Ohne alle ideale Züge, rein grotesk. Danach versucht es Smollett, in der Weise diese Unausgeglichenheit zu ver- meiden, dass er den ganzen Cervantesischen Roman nach- ahmt, indem er ihn in eine andere Sphäre überträgt. Dies celingt ilnn, aber seine Nachalımang erinnert Schritt für Schritt an das Vorbild. Erst auf der letzten Stufe schafft er eina originelle Gestalt, bei der sich die beiden Seiten des Humors durehdringend vereinigen.

Wenden wir uns nun zu der Betrachtang dieser Ge- stalten. Genau wie Fielding in der Nachalımung des Cer-

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vantesischen Humors im allgemeinen auch in der Charakteri- sierung seiner Helden im einzelnen sein Vorbild nieht verleugnen konnte, entleilt auch Smollett für seine Charaktere einzelne wesentliche oder unwesentliche Züge dem Helden des Cervantes. Ohne diese wäre es gerade bei ihm schwer, (namentlich in der ersten oben gekennzeichneten Periode), bestimmte Personen als Quijotes anzusprechen, wenn wir dies nicht ohne weiteres in dem allgemeinen Sinne tun wollen, den wir sehon bei Fielding kennen gelernt haben. Aber auclı hier helfen zum Glück eine Anzahl einzelner Züge, die bestimmt auf Don (Juijote hinweisen, einen ähnlichen humoristischen Helden- typas nach dem Vorbild des Cervantes zu konstruieren, wie er Fielding eigen ist.

Thomas Bowling

in Roderick Random (1748) ist der Oheim des Titelhelden «les Romans. Er ist Olfizier auf einem Kriegsschiffe. Sein «lurchaus guter Charakter ist ausser Zweifel, Er nimmt den Neffen in seinen Schutz von dem Tage an, wo ihn dessen «srossvater wegen der angeblichen Mesalliance seines Sohnes, ales Vaters Rodericks, mit der Charlotte Bowling verlässt wind enterbt, nachdem auch der Vater lange vorher das Weite wesucht hat, um nach dem Tode der Mutter seines Kindes sich in der Welt eine Existenz zu gründen. Bowling schiekt iim auf die Universität und sorgt für ihn eine ganze Zeit. Aber er selbst gerät mit dem Kapitän seines Schiffes, Oakum, in Streit, an dem letzterer die Schuld trug, verletzt ihn in einem Duell, und, da er glaubt, ihn getötet zu haben, ergreift die Flucht. Er entkommt nach Frankreich, wo iim Roderick später in tiefem Elend findet und ihn unter- stützt. Bowling kommt dann nach England und es gelingt iim schliesslich, in die Stellung eines Kapitäns eines Handels- sthiffles aufzurücken, in der er sich ein grosses Vermögen er- wirbt. Er ist es auch, der den Nelfen, dem er stets eine rührende Liebe hat angedeihen lassen, aus dem Londoner Schuldgefängnis befreit, ihn mit nach Brasilien nimmt, um

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iim Gelegenheit zu geben, sich ein Vermögen zu erwerben. Dort treffen beide mit dem Vater des Roderick zusammen,

Fast in jeder Szene, in der dieser prächtige Mensch auftritt, erregt er unser Lachen. So, wenn er den kleinen ‘Rory’ an die Hand nimmt, ihn vor den Grossvater führt und diesen an seine Pflicht gegenüber der Waise ermalınt, wenn er dabei jedes Ceremoniell verschmäht und mit ganz ungezierten, derben Worten seine Meinung äussert: Your servant, your servant. What cheer, father? what cheer? I suppose you don't know me may hap you don’t. My name is Tom Bowling, and this here boy, you look as if you did not know him neither; ‘tis like you may not. He's new rigged, i’ faith; his cloth don’t shake the wind so much as it wont to do (Bowling hat nämlich den Neffen mit neuen Kleidern versehen). "Tis my nephew, d'ye see, Rodrick Random, your own flesh and blood, old gentleman... In diesem Tone geht es weiter, So führt er auch den Neffen in das Sterbezimmer des Grossvaters und wiederholt seine Vorwtirfe. Als das Testament verlesen wird, begleitet Bowling die Worte des Vorlesenden mit einer Interjektion, die die ganze Versammlung entsetzt, Solcher Szenen gibt es noch melir. Was diesem Manne dabei (bei der Lektüre des Ganzen kommt dies ziemlich deutlich zum Durchbruch) einen qui- jotischen Anstrich gibt, ist sein Temperament, das ihn un- widerstehlich hinreisst zum Widerstand gegen diejenigen, die Unrecht tun, in Verbindung mit einer gewissen Phantastik, die in seinem derben seemännischen Auftreten liegt. Dieselben Momente sind auch gegeben in der Art und Weise, wie er Rache an dem Schulmeister nimmt, der Roderick nur aus dem Grunde, weil er wusste, dass der Grossvater den Jungen nicht leiden mochte, schlecht behandelt hat, Bowling ver- bindet sich mit seinem Neffen und einigen anderen Schul- jungen, dringt in das Schulzimmer ein, bindet den Schul- meister und verprügelt ilm vor den Augen seiner Schüler in einer sel demütigenden Weise. Das gleiche Tem- perament offenbart sich auch in dem Streit mit seinem vor- gesetzten Kapitän, wobei er sich, da es sich um Ehrensachen

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handelt, bis zum äussersten reissen lässt (vel. den Bericht im Kap. XXIV).

Aber er besitzt auch etwas von der leiclitbeschwingten, optimistischen Phantasie Don Quijotes; wie der Manchaner auch in der grössten Not nicht anders glauben kann, als dass seine edlen Taten auch die richtigen materiellen Erfolge wie Statthalterschalten u. dgl. bringen müssen, die er sich in seiner Phantasie wunderbar ausmalt, so klammert sich auch Tom Bowling im Moment seines tiefsten Elends, als er in Frankreich zwei Tage nichts zu essen hatte, an die Freund- schaft mit einem Büttel der Admiralität: he and one of the underclerks are sworn brothers, and that under-clerk has a good deal to say with one of the upper-clerks, who is very well known to the under-secretary, who, upon his recommandation, I hope will recommend my affair to the first secretary; and he ayain will speak to one: of the lords in my behalf: so that you sce | do not want friends to assist me on occasion.

Der liebenswitrdige Seemann hat sich leicht die Herzen der Leser gewonnen; man braucht nur an Charles Dibdin [1745—1814] zu erinnern, der ein Lied auf Tom Bowling gedichtet und in Musik gesetzt hat').

Mit diesem Charakter ist enge verwandt

Commodore Hawser Trunnion.

Trunnion, eine Hauptfigur in Peregrine Pickle (1751), hat sich von seiner Stellung als Commodor eines Kriegsschiffes zurückgezogen und lebt in einem kleinen Städtchen. Er hat den Franzosen mehrere Seetreflen geliefert. Obwohl Weiber- feind, heiratet er noch im reiferen Alter die Schwester des Gamaliel Pickle, der es im Verein mit einem ehemaligen Offizier Trunnions gelingt, den Trunnion zur Heirat zu bewegen.

1) Übrigens soll Dibdin in dem bekannten Gesang Tom Bowling seinem Bruder Tom Dibdin ein Denkmal gesetzt haben. Aber der Name, sowie mehrere andere (Jack Ratlin usw.) sind nebst der seemännischen Phraseologie Dibdin war kein Seemann ohne Zweifel aus Smollett entnommen.

Palaestra Xill. 11

Da seine Schwägerin, die Fran des Gamaliel Piekle, eine fast unerklärliche Abneigung gegen ihren ältesten Solin, Pere- grine Pickle, hat, und der Vater des Knaben zu seliwaeh ist. um sich seiner Frau zu widersetzen, nimmt sich Trunnion les verstossenen Menschenkindes an und überträgt in Er- mangelung eines eigenen Solines alle seine Liebe auf ihn. Mit den Jahren wächst diese Liebe immer mehr und Trunnion kann sich von ihm trotz melirfacher Streiche, die der Knabe sogar gegen ihn ausführt, und anderer Vergelien, nicht los- sagen. Er schickt ihn nach Winchester auf eine Schule, lässt ihn in Oxford studieren, rüstet ihn mit allen Mitteln ans zu der damaligen Modereise naclı Paris und setzt ihn schliesslich als Universalerbe ein. In derselben Weise nimmt sich Trunnion auch der Schwester Peregrines an, die von ihren liltern verstossen wurde, weil sie ihre Schwesterliebe zu Peregrine nieht verleugnen konnte. Mr, Gauntlet, den reund Peregrines, einen Offizier, der kein Geld hat sich eine Bestallung zu kaufen, will er vierhundert Pfund schenken; da er hört, dass dieser das Opfer nieht annelımem werde, geht er auf die List seines Neffen ein, zu erklären, er schulde seit langer Zeit die Summe dem Vater Gauntlets, der sie ihm einst vorgestreckt habe, dann ihm aber aus den Augen ¢e- kommen sei. Noch andere schöne Züge aus dem Leben dieses Mannes könnte man anführen: so vor allem seine An- hänglielikeit an Jack Hatchway, der Offizier an Bord von Trannions Schiff war, im Seegefecht ein Bein verlor, und den Rest seiner Tare bei Trunnion verlebt. Noch einen Günstling, Tom Pipes, hat sich Trannion aus der Zeit seines Scemannslebens mitgenommen und auch mit diesem verbindet ihn eine treue Freundschaft. Pipes war Bootsmannsmaat, jetzt nimmt er die Stelle eines Vorgesetzten der Dienerschaft ‘Trannions ein.

Auch Trunnion ist, wie Tom Bowling, mit einer Reihe echt komischer Züge ausgestattet, und zwar melır neeh, wie dieser, mit solchen von deutlich quijotischer Art. Dazu vechne ieh nicht sowohl seine zahlreichen Rodomontaden, in denen er allerdings seine Taten phantasievoll vergrössert:

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aber wie off ist vor und neben Don Quijote ein soleher Fisenfresser dargestellt worden! Es gibt deutlichere Be- zieliungen zu dem Phantasieleben Don Quijotes bei Trunnion.

Zunächst älınelt sein Geistesleben ganz dem des Manclıa- ners: wie Don Quijote durch seine Phantasie in einer ganz andern Welt lebt, sodass er bestiindig Gestalten seiner Ritter- welt zu sehen glaubt, so geht Trunnion ganz in den Vor- stellungen des Seelebens auf. Schon seine Sprache verrät dies, Auch Tom Bowling verwandte gelegentlich solche Vergleiche us der Seemannssprache; aber Trunnion tut dies fast mit jedem Satz: your upper decks are damaged [— Dein Verstand ist nieht in Ordnung]; have you got any attorneys aboard [aboard drinnen im Hause]. What business have you to eome always atlıwart my hawse [— warum müssen Sie mir immer in die Quere kommen?], usw.

Noch bestimmter wird diese Verwandtschaft mit Don “uijote dureh seine Lebensweise. Obwohl er sich auf festes Land zurückgezogen lat, lebt er dennoch in seinem Hause wie ein Seemann. Kr schläft nicht in einem Lett, sondern in einer Hängematte, Als am Tage naclı der Hochzeit seine Frau, olıne ilin von iliren Plänen in Kenntnis zu setzen, diese Matten durch Betten ersetzen lassen will, kommt Trunnion zufällig hinzu, als die Arbeiter die Betten aufschlagen. Er stellt sielı ilınen entgegen, wird aber von ihnen als ein Irr- sinniger angesehen und gebunden, bis er sechliesslieh von seiner Frau in Freiheit gesetzt wird. Auch sonst durchlebt or, in seiner Phantasie wenigstens, ein Seemannsleben. Als or sich am Tage seiner Hoclizeit in die Kirche begeben will, reitet er auf einem fenrigen Jagdpferd. Schon in der Nähe der Kirehe angekommen merkt er plötzlich, dass sich der Wind beständig ändert, und er fängt an immerfort zu lavieren, als ob er ein Schiff zu steuern hätte, Dabei begegnet es iim, nebenbei bemerkt, dass die Pferde plötzlich das An- schlagen einer Meute hören und anfangen mit dem Kommo- dor mehrere Stunden lang ohne einzuhalten davonreiten eine wilde Jagd ä la John Gilpin, dessen Vorläufer ohne Zweifel Trannion ist. Wie ein zweiter Don Quijote hält er sich

11*

if

auch gerüstet für jeden beliebigen Überfall, Er hat sein Haus stets in kriegsfertigem Zustand: seine Leute halten Wache während der Nacht. Um das Haus zieht sich ein Graben mit einer Zugbrücke; im Hofe stelien beständig kleine Kanonen schussbereit. Diese kleine Festung ist am Orte allgemein bekannt unter dem Namen ‘garrison’,

Warum aber ist er so gerüstet? Wer sind seine Feinde? Sie sind genau so phantastischer Art wie die Don (Juijotes. Einmal sind es Gespenster, vor denen er sielı als echter aber- gläubischer Seemann fürchtet. Unter den Seegeistern ist es wieder der gefürchtetste, Davy-Jones, der nach der Mytho- logie der Seeleute allen eitlen Geistern der Tiefe vorstelit, in den verschiedensten Gestalten erscheint, am Vorabend von grossen Stürmen, Schiffbrüchen und andern grossen Ungliicks- fällen sich auf das 'Takelwerk setzt. Zu einer ähnlichen Angstvorstellung wird bei ihm auch jeglicher Gedanke an seine Verwandten, obwohl diese seit seiner Jünglingszeit nichts von sich haben hören lassen, Diese Verwandten, besonders ein Oheim, sind die Ursache gewesen, dass er den Seemanns- beruf ergreifen musste. Noch ein Knabe, hat er einst mit andern gewilddiebt, wurde eingelangen und hinter Schloss und Riegel gebracht. Damals stellte sein einfussreicher Oheim ihm in Aussicht, dass er sich für ihn nur dann verwenden wolle, wenn er sich bereit erkläre, sofort nach seiner Be- freiung auf See zu gehen. In dieser Zwangslage cab er natürlich nach, er hat aber seit dieser Verstossung stets eine unüberwindliche Feindschaft in seinem Herzen gegen diese Verwandten genährt, und jede Erinnerung an’ sie treibt ihn in eine furelitbare Wut und Verfolgungssucht.

Wie Feinde verfolgt er auch Anwälte (attorneys), Diese Feindschaft erklärt sich daraus, dass er einstens durch sie in eine selır grosse Geldstrafe genommen wurde, weil er einen seiner Offiziere geschlagen hatte.

Die ganze Phantastik seines Wesen offenbart sielı dann

erst recht, wenn er mit diesen seinen vermeintlichen Feinden in Berührung komint. Eines Naclıts fallen zwei Dohlen durch

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den Schornstein in sein Schlafzimmer, wo sie grossen Lärm verursachen. Er glaubt sofort Gespenster seien bei ihm ein- ecdrungen, springt aus dem Bett und schlägt ganz blindlings um sich, bis er alles im Zimmer in Stücken geschlagen hat, Tom Pipes feuert die Kanonen ab; das ganze Dorf wird da- durch in Aufruhr gebracht und glaubt nicht anders, als dass lie Franzosen gelandet wären,

Als Hatehway, der sich gerne über seinen alten Freund ind Vorgesetzten lustig macht, die Tiere, die die Ursache der Furcht Trunnions gewesen sind, im Zimmer findet, und Jen Kommodore damit aufzieht, wird Trunnion sehr böse und meint, er könne so gut wie einer Dohlen vom Teufel unterscheiden,

Wie verschiedene Menschen, die die Schwäche Don (Jayjotes erkannt haben, auf Mittel sinnen, sich auf seine kosten zu ergötzen, so fehlt es auch Trunnion nieht an soleh Spasshaft angelegten Freunden. Zu diesen gehören vor allem

‘luck Hatehway und Peregrine Pickle, dann auch Tom Pipes, lSinmal loeken sie ihn in einen dunklen Raum, wo sie ilın Plötzlich vor eine gespenstige Gestalt führen und sich an seiner ‘\nfregane weiden. Dann wieder lassen sie durch einen “*2& Trunnions Namen gefälsehten Brief einen Anwalt zu ibm bestellen, und als dieser erscheint und sich vorstellt, gerät Trunnion in solche Wut, dass er ilın mit einem Knüttel zu Voden streckt, dann in grosser Freude über seine Rache in in anderes Zimmer geht, um dort zu speisen. Der Anwalt Aber erscheint dort wieder vor ihm, um ihm mit einer gericht- lichen Verfolgung zu drohen, und 'Trunnion regt sich der- Massen auf, dass er sich erst beruliigt, als die Anstifter den Anwalt in den Hof führen, wo sie ilin ä la Sancho in einem Betttuch protien. Schliesslich verabreden sich die übermütigen Frounde Prunnions mit einem Akziseeinnehmer, der einen Brief, angeblich von Trunnions Olieim, überbringen soll, worin dieser bei gleichzeitigen Vorwürfen über Trunnions früheres betragen ilm bittet, sich für den Überbringer des Briefes in Lindon zu verwenden. Die Wut. in die Trunnion bei der hektüre dieses Briefes zerät, lässt sich nur mit ähnlichen

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16 =

Anfällen Don Quijotes vergleichen. Unter ciuem Hagel von Schimpfwortern und Vorwürfen gegen seinem Olieim zerreisst cr den Brief in Fetzen nnd tanzt auf demselben herum. Als der Überbringer den Scherz nun weiter treibt und dem aul- geregten Trunnion Vorwürfe über eine solche Undankburkeit gegenüber einem einstigen Wohltäter macht, befiehlt Trunuion dem anwesenden Pipes den Akziseeinnehmer an die Stäupsänle des Hofes zu binden, und der übermütige Pipes fülırt den Be- fehl aus, indem er dem Opfer ins Ohr filistert, dass er auf keinen Fall seinem Herrn ungehorsam sein dürfe. Auch Hatchway lässt die Züchtirung zu, indem er sich absichtliel: vorher entfernt, kommt dann aber nach einiger Zeit zurück, verwendet sich scheinbar für den Überlisteten und befreit ilın. Der Akziseeinnehmer wollte ursprünglich gerichtliche Klage er- heben, nalım aber Abstand, als iim Hatelıway bedeutete, er würde dann selbst wegen Betrags verfolgt werden. In älınlielier Weise wird Trunnion noch das eine oder andere Mal von den Spassvögeln oder auch von andern getäuscht oder gefoppt; wir brauchen dies nicht alles anzuführen, da die Beziehungen zu Don Quijote nie so deutlich sind, wie in den angeführten Beispielen. Eine Szene (11. Teil, Kap. 2), sei deshalb noch angeführt, weil sie sich direkt an eine des spanischen Romans anlehnt: Hatchway liest aus einer Zeitung vor, dass ein, nach Trunnions Ansicht unbedeutender, Admiral zum Peer ernannt worden sei. An dieser Stelle springt der Kommodore auf und ruft kategorisch aus: Damn my heart and liver! ‘tis a land lie, d'ye see; and ] will maintain it to be a lie, from the spritsailyard to the mizen-top-sail-haulyards, Damit vergleiche man das Gebahren und die Rede Don Quijotes, als Cardenio eben die irrsinnige Bemerkung ausgestossen hat, dass die Königin Madäsima mit Meister Elisabath geschlafen habe (1. Teil, Kap. 24): Eso no, ruft er wütend aus, voto 4 tal..., y esa es una muy grande malicia, 6 bellaqueria por mejor decir; la reina Madäsima foé muy principal sefiora. . - y quien lo eontrario entendiere, miente como muy gran bellaco, y yo se lo daré ä entender 4 pie y a@ caballo,

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armado 6 desarmado, de noche 6 de dia, 6 como mas gusto le diere "),

Doch wollen wir noch auf einige Kernpunkte der Ab- weichung Smolletts von Cervantes hinweisen: Wahrend die phantasievollen Vorstellungen Don Quijotes aus einer naiven aber märchenhaft schönen Poesie geschöpft sind, bewegt siclı Prunnions Phantasie ganz in dem Bereich eines bestimmten Berufs seine Vorstellungen sind also mehr wunderlich, als erklärlieh, mehr seltsam, als die Phantasie gewinnend. Auch spricht die Art, wie er zu seinen feindseligen Vorstellungen gekommen ist dafür, dass er aus Furcht oder Rache handelt, wenn er auch in den einzelnen Fällen durchaus keine tragischen Folgen lıerbeiführt. Don Quijote dagegen hat, so viel auch der Elırgeiz bei ihm mitsprieht, unverkennbar altru- istische Beweggründe. Während Don Quijote eine gute Jialektische Disputierkunst besitzt, wird Trunnion eine ‘inferior Gapacity of reasoning’ zugeschrieben. Auch darauf ist aul- inerksam zu machen, dass Don Quijote trotz allen zeitweiligen: Ungeschicks sich eines artigen, ja sogar gezierten Benehmens

befleissigt Trannion ist gemütlieli vertraulich, in der Gereizt- lıeit aber derb, offen, und sagt mit oft sehr drastischen Worten Seine Meinung ohne alle Ziererei.

Die grösste Abweichung besteht aber in der Behandlung des epischen Stoffes: Don Quijote, wenigstens so wie wir ilin rnit Vorliebe sehen, unternimmt alles aus sich selbst hieraus; er selbst spiegelt sich Gefahren und Feinde vor Trunnion erhält den Anstoss von aussen, durch seine spasshaften Freunde.

Zum Selluss noch eine Bemerkung literarischer Art: In den Nachahmungen, die wir aufsezählt haben, begegnete uns stets ein Mann des seemännischen Berufs, und auch im folgenden müssen wir einen solchen Charakter heranziehen, Was allen diesen seemännischen Gestalten gemeinsam ist,

ist eine schroffe Art, ihre Meinung zu sagen: sie nehmen, sozusagen, kein Blatt vor den Mund, und nichts ist ihnen

1) D.Q.1. ce. S.278b.

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unerträglicher, als die Ziererei oder das versteckte Betragen der Landratten. Diese ungefälschte Gesinnung. ist der civentliche Kern ihres Wesens. Dieser von Smollett ge» zeichnette Menschenschlag hat nun, meines Eraclitens, viel Ähnliehkeit mit Wycherleys Plain Dealer (1667). In diesem Drama ist Manly derjenige dem der Titel plain dealer zu- kommt auch ein Kapitän. Er hat diesen Beruf gewälllt, weil er das gefälschte Wesen der Gesellschaft nicht vertragen kann, und weil er es hasst, dass man ihm Schmeicheleien sagt, die nicht aufrichtig gemeint sind. Er selbst sehwelgt veradezu in derben Ausdrücken und sagt besonders Hofleuten und Lords seine unverfälschte Meinung ins Gesielit. In diesem Stück bedienen sich auch die Matrosen zum Ausdruck ihrer rewöhnlichsten Ansichten öfter der Bilder aus dem Seeleben.

Mit diesem Typus von Menschen konnte sich sehr leicht der Charakter des Don Quijote vermischen. Vor allem war die Méglichkeit dadurch gegeben, dass auch Manly die Mo- mente eines humoristischen Charakters in sich, birgt: das Stück Wycherleys ist Ja eine Bearbeitung des Misanthrope von Moliere, also eines Stückes, von dem Fielding (wie ich versucht habe zu zeigen) viel für seinen Humor und seine liumoristische Darstellung des Don Quijote gelernt hat. Ist nun schon der Misanthrope nalıe verwandt mit Don Quijote insofern er in unerbittlicher Weise einen idealen, doeli iussichtslosen Kampf gegen seine Umgebung führt, so hat Wycherley dem Manly noch einen Zug ge- veben, der diese seine Verwandschalt zu dem spanischen Helden noch offenkundiger macht: Manly lässt sein Haus von seinen Matrosen umstellen, um jeden, der ihn besuchen will, abzuwehren; gerade als ob es sich um eine von Feinden bedrohte Festung handle, und er der Ritter wäre, der sein Ideal (die Aufrichtigkeit) verteidigen müsse ein deutlich quijotischer Aug.

Was Smollett an diesem Charakter aber nicht gebrauchen konnte, war seine Ungeselligkeit: während Manly alle Menschen von sich stösst, liebt es Trunnion, in heiterer Gesellschaft zu ein; und olıne dass er sich mit Menschen, entzweit, lässt er es

——

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sich doch nicht nehmen, jedem, wenn es not tut, die Wahr- heit zu sagen.

Wie aus der Darstellung des Charakters Trunnions hervor- geht, ist er ein humoristischer Held, insofern er zwar komische Züge in seinem Wesen die Menge hat, aber dennoch im Grunde seines Herzens ein wahrhaft edler Mensch ist. Dennoch aber muss man hervorheben, dass dic quijotischen Züge, die ihm Smollett verliehen hat, in keinen Zusammenhang mit seinem guten Wesen stehen, für sich genommen also rein komisch, ja grotesk sind, höchstens wäre sein plain-dealing eine humoristische Eigenschaft an sich, da sie ihn in komische Situationen bringt und dabei gleichzeitig die Vorstellung einer idealen Charakteranlage erweckt. Aber gerade in dieser Hinsicht war wohl nicht der Don Quijote des Cervantes (elle. Diese quijotischen Züge in ihrer reinen Phantastik kehren dann noch bei verschiedenen Gestalten in dem folyenden Romane Smolletts wieder und zwar diesmal so, dass ilinen nichts Ideales in dem Charakter entzerengesetzt wird; dies ist der Fall im Count Fathom.

Mehrere Personen im Count Fathom (1752).

In den Kap. 39—41 sind vier Personen, Insassen eines englischen Schuldgefängnisses, aufgezählt, die fast alle, wie Don Quijote, unter einer fixen Idee leiden und gleichzeitig den ganzen Stolz des Manchaners offenbaren.

a. Theodor, König von Corsika '),

Dass er, seines Reiches beraubt, in einem englischen Schuld- gelängnis sitzen muss, hat ihm den Verstand geraubt. Dennoch aber sucht er die Rolle eines Feldherrn auch noch im Ge- fingnis weiterzuspielen, wie Trunnion die cines Kapitäns.

1) Gemeint ist offenbar Theoder von Neuhof, ein westfälischer Baron, der von den Corsen zum König ausgerufen wurde (1736), bald seines Trones verlustig ging, und später auch mehrere Jahre in einem englischen Schuldgefängnis zubrachte (1749 1756).

Er sitzt mit einem Major vor einer grossen Landkarte; auf derselben befinden sieh Muschelschalen, welche Schiffe dar- stellen sollen. Beide inszenieren damit cine Seesellacht, and der König verfolgt mit Brillen das Schauspiel (Kap. 39).

Der König hat trotz seiner aussiehtslosen Lage noclı die Hoffmany, dass ‘affairs would speedily take such a tarn in Italy as would point out to the English court the expe- diency of employing him again?), Diese Art, sich in der Hofinung zu trösten, nennt Smollett selbst ‘Quixotism’ ‚Kap. 40).

b. Ein französischer Ritter.

Er sieht in allem, worin man ihm nicht folgt, eine Be- leidiguny., Als der Gefiingniswirter ihm keinen Kredit mehr ‚eben will, will er ihm durch Fathom eine Herausforderung bringen lassen,

Er hat wie D, Q). grosse Pläne, der Welt zu nützen. Er hatte einst ‘many ingenious schemes to inerease the vlory and grandeur of France’*) entworfen. Er war aber durch Kardinal Fleury entmutigt worden, der eifersüchtig auf seine grossen Talente ihn ins Gefängnis wart: auch D,@. erklärt seine Misserfolge mit dem Neid der Zauberer.

Aus dem Gefiingnis befreit, verlässt er Frankreich kein Prophet ist angenehm in seinem Vaterlande gelit nach England, und ‘prompted by his plilanthropy’*), bietet ilort dem Ministerium „ein Hilfsmittel an, um viel Blut- vergiessen zu vermeiden“. Er schlägt vor, die Streitigkeiten zwischen der Königin von Ungarn und dem bayerischen Prätendenten (offenbar ist der Streit um die deutsche Kaiser- krone zwisehen Maria Theresia oder vielmehr deren Gemahl franz IL. und Karl VII. gemeint) durch einen Zweikampf entscheiden zu lassen. Er selbst wollte sich als Kämpfer für den Bayer anbieten,

Man sielıt, in dem Iranzösiselien Ritter steckt der Wahn- sinn D. Q.'s, die Welt mit Hilfe des Rittertums zu reformieren.

1) Smolletts Works, cd. J. P. Browne, vol., p. 274. *) ibid. p. 277.

M-

_ Wie D.@. sich nach dem Misslingen seines Planes der Schäferdiehtung widmen und als Schäfer leben wollte, so wandte sich auch der französische Ritter der Poesie zu, machte Verse und seliickte sie wiederholt an den König, der sehliessliech seiner tiberdriissig ward und ihn ins Gewalhrsam bringen liess, Darauflin schickte er an Seine Majestät eine Herausforderung.

e. Sir Mungo Barebones.

Er besass, wie erzählt wird, ‘a great fund of valuable knowledge’, bekleidete frither auch verschiedene Amter, in denen er sich eines grossen Anselens erfreute. Da wird er, wie D.Q., durch die Lektüre gewisser Bücher verrückt, Er studierte hebriisch, hatte angeblich visionäre Unterhaltungen mit Moses auf dem Berge, erforsclite den Sinn des hebräischen Wortes Elohim, und glaubte nach einer Stelle der Bibel, «lass die Zeit gekommen sei, wo Juden und Heiden bekelnt würden (Kap. 40), <l. Captain Minikin.

Von Minikin wird erzällt, dass auch er an die Phan- tastereien des Mungo glaube. Ebenso ist er peinlich genau auf ritterliche Ehre bedacht und ist im Falle bereit, sofort einen Beleidiger zu fordern (Kap. 41).

Die weitaus beste Nachahmung Smolletts von Don Qui- Jote ist m. E. eine Gestalt im Humphry Clinker (1770):

Obadiah Lismahago.

Zunächst einiges aus seiner Lebensgeschichte: Von Ge- burt ein Schotte, trat Lismahago in englische Kriegsdienste, zunächst mit dem Rang eines Fähnrichs, und avancierte mit der Zeit zum lieutenant. Er wurde verwandt in zwei Kriegs- zügen der Engländer gegen die nordamerikanischen Indianer- stämme. Bei Ticonderoga wurde er verwundet und fiel in die Hände von Indianern, die ilın skalpierten, ihm den Schädel zerschlugen und ihn für tot auf dem Schlachtfeld liessen. In einem französischen Hospital geheilt, entfloh er mit einem Fühn- tielı Muroliy, um zu den Engländern zu stossen. Beide wurden

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aber von Niami-Indianern erzriffen, welche beschlossen Murphy, den schöneren der beiden, ihrem Häuptling als Adoptivsolin zu schenken, weil dieser seinen eigenen Solin in dem Kampfe verloren hatte, gleichzeitig sollte er die Braut des Verstorbenen heiraten. Lismahago aber sollte von ihrem Stamme geopfert werden. Während man sie durch die verschiedenen Dörfer führte, wurden sie von den Frauen und Kindern derartig semartert, dass Lismahago am Einde der Reise mehrere Ver- stiimmelungen aufzuweisen hatte, Murphy aber für die Rolle eines Khegatten gänzlich untauglich war. Nun mussten beide die ursprünglich ihnen zugedachten Rollen vertauschen. Murpliy hatte die entsetzlichsten Martern zu erdulden, bis er seliliess- lich von einem Indianer den Gnadenstoss erhielt. Lismalıazo musste die verlassene Braut heiraten. Diese latte sich bei der Marterung des Murphy besonders hervorgetan. Sie wetteiferte anch mit den stärksten Kriegern im Verschlingen des Opfer- fleisches, Sie starb nach zwei Jahren. Ihr beider Sohn wurde später der Häuptling seines Stammes. Lismahago wurde in- zwischen zum Häuptling der Badger ernannt: aber als der ‘Sprecher’ des Stammes in die Hände eines mit den Enzländern befreundeten Stammes fiel, wurde Lismahago gegen ihn ein- retauscht. Nach dem Frieden verkaufte dieser seine Offizier- stelle geren Pensionierung. Er kehrte nach England zurück, nach dreissig Jahren, und hatte die Absicht in Frieden in seine" Heimat sich niederzulassen und mit seinen geringen Mittel ein bescheidenes Dasein zu führen.

In England lernt Lismahago die Reisogesellschaft kennen. von der uns der Briefroman Humphry Clinker erzählt. Nach- dem er sich die Wertschätzung und Liebe der einzelnen Mit- slieder der Familie Bramble erworben hat, verliebt sich die schrullenhafte alte Jungfer Tabitha Bramble in in, and beide werden cin Paar.

Es kann m. E. keinem Zweifel: unterliegen, dass Smollett in Lismahago einen quijotischen Charakter sah.

Lismahago ist dreissirr Jahre im Dienste des Vaterlandes tätig gewesen und hat nichts erreicht, als den Rang eines Offiziers. Dennoeli ist er stolz, „leh sehulde niemand einen

Heller, ich kann mir ein reines |lemd, eine Hammelkenle uni ein Bund Stroh kaufen; und wenn ich sterbe, werde ielı genug hinterlassen, um die Kosten meiner Beerdigung zu be- zahlen,“ sagt er zu Bramble. Mit Entrüstung weist er jed« Schuld, dass er zu keiner höheren Charge hat gelangen können, von England ab: er hatte ja kein Geld, um sieh eine solche zu kaufen; wenn die jüngeren Leute dies vermochten und ilın daher überholt haben, so waren sie eben die glücklicheren. Aber er ist auch nicht etwa enttäuscht worden; er ist nicht mit der Aussielit auf materiellen Gewinn in die militäriselie Laufbalın eingetreten. Sein Idealismus ist ihm ctwas so Heiliges, dass er sehr böse werden kann, schon wenn man seine wilitirische Laufbalin in einem Aten mit den materiellen Interessen nennt. „Also“, sagt Bramble, „Sie haben Ihre Jugend, Ihr Blut und Ihre Gesundheit in- mitten der Gefahren, der Widerwärtirkeiten, der Greucl und des Ungemachs eines Krieges verbracht, und das alles wegen eines täglichen Soldes von drei bis vier Mark; eine Bezahlung, welche —“ Hier unterbrielit ihn der Schotte mit euer: „Sie tun mir Unrecht, wenn Sie sagen oder denken, dass ich dureli einen soleh schnöden Gesichtspunkt getrieben worden bin. Ich bin ein Ehrenimann und habe den Militärdienst wir andere Klirenmänner angenommen mit Hoffnungen und Ge- lilhlen, «ie der ehrenhafte Ehrgeiz einflösst...“ So heilig ist ihm diese seine Auffassung von seinem Dienst für das Vaterland, dass er darob die mitleidigen Gefühle anderer ganz verkennen kann.

Dieser Idealismus Lismahayos, so geläutert er auelı ist, kann sehr wohl mit dem Don (@uijotes zusammengestellt werden. Auch der Manchaner zielit ja aus, um Unterdrückten und Hilfsbediirftigen beizustelien, ohne allen Lohn von ihrer Seite zu erwarten, aber um viel Undank zu ernten. Aller- dings kommt bei ihm hinzu die Phantastik des Unternehmens, md von Zeit zu Zeit auch ein Ausblick auf einen Lohn, der ihm dureh irgend eine Schicksalsfiigung zn teil werden muss; aber er weiss, dass seine Gesinnung vor allem eine uneigen- iiitzige sein muss, und wenn er sich die Erfüllung des Glücks

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mitunter etwas zeitig herbeisclint, so geschieht dies nur, um dem ungestümen Drängen Sanchos entgerenkommen zu können: „que mia fe, senor, el pobre esta inhabilitado de poder mostrar la virtud de liberalitad con ninguno, aunque en sumo vrado la posea*'), Wie man aber auch Don Quijote auf- fussen mag, sicher ist es, dass Cervantes den Ritter in sehr sielen Fällen mit dem strahlenden Glanz des liebenswiirdig- sten und uneigennützigsten Idealismus umgeben hat, und diese Fälle haben Smollett vorgeschwebt, wenn er Lismahago als soleh einen uneigenniitzigen Don Quijote, womöglich noeclı verklärter, geschildert hat; denn seinem Charakter fehlt jede l’hantastik, aber dennoch ist er ‘quijotisch' genug, denn der ureigenste Kern des Wesens Don Quijotes ist chen das kindliehe Gemüt, das ohne Beirrung durch besondere Rück- sichten nur an dem Ideal hängt; und dies ist auch die (Juelle von Lismahagos Idealismus.

In dieser Weise betrachtet ist Lismahago diejenige Ge- stalt Smolletts, die unter allen seinen Nachahmungen Don (Jnijotes die tiefste Auflassung verrät. Dieser Gestalt hat er aber neben seinem Hauptcharakterzug andere phantastische Einzelzüge gegeben, die eben insofern direkt quijotisch sind, weil sie unmittelbar dem spanischen Ritter mehr oder weniger (deutlich entnommen sind.

Schon die äussere Erscheinung Lismalıafos ist genau nach Don Quijote beschrieben urd sein Pferd wird direkt Rocinante genannt (Brief Melfords vom 10. Juli aus New- castle upon Tyne), wobei allerdings noch erwähnt werden soll, dass Lismahago dies Pferd deswegen so ausserordentlich schätzt, weil es das einzige Geschenk ist, dass er je in seinem Leben erhalten hat.

Wie Don (Juijote besitzt Lismahago ein ceremoniöses enelimen, eine spanische würdevolle Haltung, den ‘garbo’ Don Quijotes. Wie er nun trotz dem Streben, in seinem Aussern zu imponieren, in eine lächerliche Situation kam, wird genau nach Don Quijote II, Kap. 30 erzählt: Wie

) D.Q. 1. e. S. 348 a,

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Ion Quijote zum ersten Male vor dem Herzogspaar erscheint und beim Absteigen bekanntlich vom Pferde fällt, so passiert es auch Lismahago, dass er bei seinem ersten Er- scheinen vor der Gesellschaft, in deren Kreis er bald auf- venommen wurde, im Sattel des Pferdes hängen bleibt und za Boden fällt, dabei noch seine Perücke verliert und so seinen vernähten und mit Pflastern aller Art bedeckten kahlen Kopf entblösst. Oben am Fenster stelien Damen und selireien aus Fureht, er könne sich einen Schaden zugefügt laben. In seiner Erreguny will er den Hausknecht, der ihm den Steigbügel nicht richtig gehalten hat, totschiessen (man erkennt in diesem Temperament leicht das spanisehe Urbild). Da schreien die Damen nochmals und er lässt von seinem Vorhaben ab. In echt quijotischer Weise weiss er sich lei den Damen einzuführen: vielleicht hätten sich die Damen über seinen kahlen Kopf entsetzt, aber der Zustand (desselben sei weder die Folge von Trunksuelht, noch von Krankheit, sondern eine ehrenliafte Schramme, die er im Dienste für das Vaterland erhalten habe. Eng damit verwandt ist die Affektation, wenn er etwas von seinen Kriegstaten erzälllen soll, wobei er sich so stellt, als ob er es nur mit Wider- streben tue. Ebenso lässt er gunz nebenbei Bemerkungen fallen über seinen altberühmten Stammbaum und fügt in Selbstverlengnung hinzu: Sed genus et proavos, et quae non fecimus ipsi, vix ea nostra voco. Trotz aller Bescheidenheit, die er hier heuchelt, werden wir unten ein Beispiel finden, lass auch er einen durchaus quijotisch-dünkelhaften Ehr- begriff kennt, der sich in seiner Beurteilung seines Neffen kund- gibt, der die Tochter eines Webereibesitzers geheiratet hat.

Von weiteren komischen Zügen, die von Don (Juijote anf Lismahago übertragen sind, wäre zunächst seine Rede- weise zu erwähnen. Lismaliago besitzt wie sein Vorbild einen guten Vorrat an abstrusem Wissen, das er, wie der Manchaner, in oft recht komischer Weise anbringt ‘(von Lismahago; a pack of knowledge, made up of the remmants uf varities). Schon wenn er ein lateinisches Wort oder auch eine lateinische Sentenz anbringt, müssen wir lächeln, weil

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wir seinen Stolz über sein Wissen dabei herausliören; stets sind es kleine Spielereien, die, wie meistens, so ganz be- sonders bei ihm, unbeschadet des Gedankeninhalts hätten fortbleiben können. In welch pedantischer Vollständigkeit er sein Wissen bereit hat, zeigt er in einem kleinen Disput mit Bramble. Die Selıwester Brambles hat den Bruder eben mit Matt angeredet, worauf der Schotte artig fragt, ob er Matthias heisse. Als ihm Bramble nun wit einem barselien Nein antwortet (weil er wegen der Vorliebe der Puritaner für diesen Namen denselben nicht gerne hört), wird Lismahago ernst und erwidert: „Wenn ich gewusst hätte, dass Sie mir Ihren Namen nicht nennen wollten, hätte ielı Sie nicht gefragt. Die Dame nannte Sie Matt, und ich glaubte, Sie ıneinte Matthias; vielleicht heissen Sie Methuselali, oder Metrodorns, oder Metullus, oder Mathurinus, oder Malthinnus, oder Mas tamores, oder...“ Hier unterbricht ihn der fiber diese ge- wissenhalte Vollständigkeit Lismahagos aufgeheiterte Bramble, erklärt ihm die Ursache seiner eigenen Ungeduld und nennt seinen Namen. Vielleicht hat Smollett hierfür die Auf- zählung vorgeschwebt, die Don Quijote (11. Teil, Kap. 67) von arabisch-spanischen Fremdwörtern dem Sancho gibt, und die wegen ihrer schulmeisterlichen Exaktheit ebenso komiselı wirkt.

Wie Don Quixote, so lässt sich auch Lismahago gern in Disputationen ein, und hier steht beiden Helden neben der Fülle des Wissens ein gewisses Mass dialektischer Kunst zu Gebote. Gehen wir dabei von Lismahago aus, so finden wir, dass seine Behauptungen der landläufgen Ansicht von der Sache diametral entgegengesetzt sind, jedenfalls aber höchst verblüffend wirken. So behauptet und v er Sätze wie: dass Armnt ein Segen für eine Nation sei. dass der Handel ein Volk ruiniere, dass Hafermehl dem Weizen- mehl vorzuzielien sci; dass man in Kdinburg ein besseres Englisch spräche als in London; dass die Schotten durch ilıre Vereinigung mit England viel verloren, England dadureh viel gewonnen hat u. a Viele von diesen Paradoxien ent- springen natürlich der Liebe für seine (wir können aueh

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sagen Smoletts) schottische Heimat, obwohl er auch solche Paradoxien aufstellt, die zeigen, Jass er kein Chauvinist ist. Über den allgemeinen Wert dieser Paradoxien lässt sich etwa folgendes sagen: Smolett vermied es absichtlich, irgend eine definitive Antwort anf diese zum Teil sehr scliwierigen Fragen zu geben. Er tat dies nun sehr geschickt, indem er die Gegner Lismalhagos selbst über ihren Disput mit F.ismahagu berichten liess, die sich weder für vollständig überwunden, noch weniger für Sieger erklären konnten. Er liess vielmehr die Sache unentschieden, so dass jede Partei zu ihrem Recht kam, in der Zuversicht, dass die Gedanken Lismahagos zn Gunsten seines Vaterlandes noch cher gewiirdict würden, wenn sie mit etwas l’aradoxie gemischt wären, als wenn er als Schotte sie mit kategorischer Bestimmtheit für Wahrheiten erklärt hätte. Diese Disputiersucht Lismahagos mit ihren schroffen Ansichten entbehrt natürlich nicht der Komik. Und zwar ist diese Komik, so ausgestaltet sie auclı sein mag, in ihren Hauptlinien sehon im Don Quixote enthalten. Auch Don © Juijotes Ansicht vom Rittertum ist eine Paradoxie; der jedes- analige Gegner Don Quijotes erkennt sie auch als eine solche. Dann aber hört er wie der Ritter seine Ansicht mit aller lialektischen Schärfe und Begeisterung verteidigt, wie er alles mögliche Wissen dazu heranzielit, und der Gegner fängt “an, an sich selbst irre zu werden. So geschieht es vor- miehmlich mit Don Diego de Miranda (11. Teil, Kap. 49—50). In derselben Weise werden Lismahagos Gegner, ‚Jeremy Melford und besonders Matthew Bramble zunächst über die Behauptung verdutzt, glauben aber zunächst sehr leicht mit Lismahago fertig werden zu können, nun fängt dieser an seinen ganzen Apparat heranzufalıren, und während er ‘with ail the enthusiasm of altercation’ seine Ansicht verteidigt, können sie ebenso wenig wie Don Diego de Miranda Falsches und Richtiges der gegnerischen Beliauptungen unterscheiden; se selbst vor allem wissen nicht mehr ein noch aus und möchten am liebsten sich elırenvoll zurückziehen, wenn sie tur einen Ausweg wiissten. Aber (derart ist die Steigerung Palaestra XIII. 12

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hei Smollett) so oft sie dem Gegner entgegenkommen wollen, um so schwieriger wird ihre Lage; denn mit jedem allgemeinen Satz, den sie aussprechen, führen sie seiner polemischen Natur neue Nahrung zu (vgl. den Brief Brambles vom 20. Sept.).

Damit, dass Lismahago durch seine Paradoxien die Leser unterhält, ist eigentlich seine ganze Rolle in dem Roman er- schöpft. Abenteuer, wie sie sein spanisches Vorbild erlebt, fehlen. Binige komische Erlebnisse wollen dabei nicht viel sagen; sie stehen auch in keinem besonderen Zusammenhang zu seinem qnijotischen Wesen. Höchstens gilt dies von folgender kleinen Episode: Lismahago hat die Reisegesellschaft verlassen, um sich in Schottland umzusehen, was aus dem väterlichen Erbe geworden ist, weil er gehört hat, dass sein Neffe ‘nur wenig befähigt sei, die Ehre der Familie aufreelit „u erhalten’ (Brief Brambles vom 15. Juli). In seiner Heimat angekommen, erfährt er, dass sein Neffe die Tochter eines Webereibesitzers geheiratet hat und gemeinsam mit dem Schwiegervater dessen Geschäft fortführt. Lismahago ist Jarüber sehr betrübt; er kommt bei der Abenddimmerung vor die Weberei, hört den Lärm der Webeschifichen und regt sich so auf, dass er fast seine Sinne verliert. Als zu- fällig der Neffe herauskommt, empfängt er ihn mit den Worten: „Eintarteter Schurke! Du hast meines Vaters Haus zu einer Mördergrube gemacht.“ Naeclidem er ihn mit der Peitsche ze- züchtigt, verlässt er das Land (Brief Brambles vom 15. Sept.).

Wollten wir uns noch fragen, in welelıer Weise siel Lismahago von Don Quijote am bedeutendsten unterscheidet, so fällt vor allem auf, dass in Lismahagos Wesen ein düsterer, etwas schwermütiger Zug steekt. Don Quijote ist trotz allen spanischen vornehmen Ernstes, mit dem er über die sonnigen Ebenen seiner Heimat reitet, ein optimistisch gestimmter Menseli, der sich durch keine Widerwirtigkeiten den Glanben an seinen sehliesslichen Sieg rauben lässt. Freilich findet er auelı stets gute Menschen, die sieh seiner annelımen, und auch solche, die ihm fast eine Verwirkliehune seiner Träume vorgaukeln. Anders Lismahago! Er lernt das Schicksal nie von einer rosigen Seite kennen. Er trägt zwar auch einen

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Glauben in seiner Brust, der ihn erhebt; es ist der Gedanke, einer höheren Sache gedient zu haben. Aber spurlos sind die Erfahrungen seines Lebens an seinem Gemüte nicht vor- übergegangen. Deutlich kommt in seinen Reden ein gewisser Atheismus zum Ausdruck. Auch eine düstere Lebens- anschaunung von Kampf und Entbehrung spricht in vielen seiner Paradoxien aus ihm. Schliesslich breitet sich aller- ılings auch über sein Gesieht Freude, als er in den Mitgliedern der Brambleschen Reisegesellschalt anfrichtige Freunde ge- wonnen hat und Bramble ihm seine, wenn auclı altjungferliche, Sehwester zur Frau gibt.

bh) Die Persönlichkeit Sanchos.

Smollett hat auch versucht, die humoristische Stimmung nachzunalımen, die aus Sanchos lrersönliclikeit entspringt. lör verfährt dabei wie bei der Darstellung Don Quijotes: er abmt nicht die ganze Persönlichkeit Sanchos nach, sondern er greift aus der Cervantesischen Schilderuny nur eine An- zahl von Einzelzügen heraus und überträgt sie auf Gestalten seiner eigenen Schöpfung. Die Auffassung des Sancho, «lie dabei durchbliekt, deutet auf keine komisch-groteske, sondern wirklich humoristische. line Nachahmung scheint zu sein

Morgan,

eine Gestalt im Roderick Random (1748). Schon seine äussere Erselieinung spricht direkt für Sancho: Morgan ist klein, stimmig, hat eine Stumpfnase, einen sehr grossen Mund; kleine, feurige Augen. Er stammt aus Glamorganshire in Wales und ist Unterwundarzt an Bord des Kriegsschiffes Thunder.

Morgan ist ein edeldenkender, gefühlvoller und treuer Menseli. Er lebte, bevor er an Bord des Thunder kam, in euten Verhältnissen, wurde aber durch eine Sicherlieits- leistung, mit der er einem Freunde auslıelfen wollte, ruiniert. Dadurch kam er in grosses Elend, und aus dieser Zeit hat er für jeden unglücklichen Menschen ein grosses Mitleid sich

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bewahrt: As for a shentleman in distress... I lofe him as I lofe my own powels'): for, Cot help me! TI have had vexations enough upon my own pack sagt er in seiner eigentiimlichen walisischen Ausprache des Englischen. Als der Kapitän Oakum, ein grosser Tyrann auf dem Schiff, ihm zu verstehen gibt, dass er am liebsten keine Kranken an Bord seines Schiffes sähe, d. h. dass er es gern hätte, wenn Morgan die tatsächlich Kranken für gesund erklärte, nimmt sich Morgan in bestimmter Weise der Kranken an und lässt deutlich durehblicken, dass er gegen die Kranken keinerlei Unrecht zulassen wird: The lives of my creatures are in the hands of Cot alone. Dadureli zielt er sich die Feindschaft des Kapitäns und des Schiffsarztes, Dr. Mac- shane, zu, welel letzterer sehr unbarmherzig mit den Kranken verfährt. Morgan selbst wird zweimal gefesselt, schliesslich endgültig befreit, weil der Kapitän selbst fürelıtet, bestraft zu werden. Morgan hätte gerne den Kapitän zur Rechen- schaft gezogen, aber ein anderer Kapitän wird dem Schiff zuerteilt. Dieser neue Herr ist ein grosser Geek, der auch auf die Gesundheit seiner Person ausserordentlich ängstlich bedacht ist. Als Morgan sich bei iim um die Stelle eines Schiffsarztes bewirbt, fürelıtet der Kapitän unter den Handen des etwas. grobkörnisen Morgan zu leiden und nimmt den Arzt, der mit ihm früher zusammen war, auf sein Schiff, So hat der vom Schicksal nicht gerade verwöhnte Morgan selr wenig Glück mit seinen Vorgesetzten, aber um so grössere Freundschaft und Liebe findet er bei den Sehiffs- leuten. Besonders sind es seine Kollegen, Roderick Random und Thompson, die zusammen mit ihm unter der Tyrannei Oakums leiden, sich gegenseitig unterstülzen und trösten. Ein gewisser Jack Ratlin ist iim speziell dankbar, dass er noch im Besitz beider Beine ist; durch die grosse Ignoranz und Gewissenlosigkeit des Schiffsarztes wäre ihm nämlich sonst anlässlich eines Beinbruches das Bein abgenommen worden. Während Roderick später auf ein anderes Schiff

1) Sancho fügt gern zu einem Substantiv “de mis entranas’ hin- zu, um anzudeuten, dass ihm die Sache oder Person besonders lieb sei.

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übergeht, gelangt Morgan in die Heimat. Des Seelebens überdrüssig, wird er in Canterbury Apotheker. Dort ent- deckt ihn nach Jahren zufällig Roderick und lässt sich seine weiteren Schicksale erzählen.

So gutmütig Morgan ist, so schwer ist es zunächst für

die, die mit ihm in Berührung kommen, sich ihm zu nähern. Ir ist äusserlich nicht sehr reinlich, Er ist selır besorgt auf die Innehaltung der Mahlzeiten und weigert sich einmal, zu einem Kranken zu gehen, weil er noch nicht gegessen hat; liebt wie Sancho besonders Zwiebeln und Käse, die er sich nicht sehr peinlich rein zu verwahren scheint; er will sogar demjenigen, der ihm diese Genussmittel einmal entwendet hat, zur Rechenschaft ziehen; auclı merkt man seine Vorliebe für dieselben an dem Geruch, den seine IXleidung ver- breitet. Fir kann, wie Sancho, von solchen Genussmitteln eine Analysis der Zusammensetzung geben, und wenn cr Sich begeistert, so geschieht dies in einer Lobrede auf den Käse, und er preist sein heimatliches Glamoryanshire als Heimat des guten Käses. Ähnlich materieller Art waren Ja auclı dic Ideale, für die sich Sancho begeistert aussprechen Izonnte.

Mit Sancho ist auch Morgan besonders darin einig, dass, xveil cr ein einfacher Mann ist, er deswegen nicht hintenan- <~esetzt zu werden verdient. Gegenüber seinem Herrn und Ger Behandlung, dic diesem von vornehmen l.euten (vel. @twa das Herzogspaar) zu teil wurde, konnte sich Sancho @rbosen, wenn man ihn so sehr vernachlässiren wollte. So ärgert sich Morgan, dass Thompson den Roderick Random ©hne ihn zu fragen in dieselbe Tischgenossenschaft auf- genommen hat.

Aber ebenso besitzt Morgan wie gesagt das mitleidige

Herz Sanchos; als er bei der eben erwälinten Gelegenheit hört, dass Roderick viel Unglück gehabt habe, ist dies gerade ein Grund, dass cr sofort einlenkt und sieh mit den Be- teiligten versölınt.

Diese seine Menschenfreundlichkeit erinnert dann be- sonders stark an Sancho, wenn sie, wie meist, in eine komische

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Situation eng verknüpft ist, oline dass diese ihr etwas von ihrem idealen Werte nehmen könnte, Schon das letzt an- soführte Beispiel enthält solcle leichte Komik, in der Rasclı- heit, mit der sich der Umschwung seiner Stimmung vollzieht: soeben hatte er einen ernsten Streit, da wird er dureh die Worte „Edelsinn und Mitleid* (generosity and compassion) plötzlich entwaffnet. Eine echte humoristische Szene! Aber noch öfter versucht Smollet eine solche Verknlipfung seiner Gutmütigkeit mit einer komischen Situation, und wenn er sich auch our der Komik bedient, in die man dureh Selbst- tänschung gerät. So lit Roderick einst eine sel seliwere Krankheit zu bestehen, an dem kritischen Tag aber wendet sich die Krankheit zum bessern. Morgan kommt an sein Bett, und da er ihn tot glaubt, hält er eine rührende Klage- rede, in der er seine tiefsten Freundseliaftsgefühle ausdrückt. Roderick hört dies alles mit an, stört ihn aber nicht, bis Morgan ilım den letzten Freundschaftsdienst erweisen will, indem er iim Augen und Mund schliesst (Kap. 34).

Deutlich an Sancho erinnert auch der Umstand, dass seiner Sprache eine komische Färbung gegeben ist: einmal durch Waliser Dialektausprache; mehr noch durch seine Versuche, zu Vorgesetzten feierlich zu reden, indem er in seinen Reden für einen Begriff mögliehst viel Synonyme ge- braucht (I most vehementiy desire and beseech you, with all submission, to be pleased to condescend and vouchsafe to inquire into my pehaviour and my deserts, whieh, under Cot. I hope, will entitle me to the vacancy of surgeon: Kap. 34). Vor allem aber sind es seine derben Vergleiche und Über- treibungen, die ganz an Sanchos Spreeliweise und Vorstellungs- kreis erinnern: ‘There he lies’, sagt er mitten in der oben er- willinten Klagerede über den vermeintlich toten Freund, ‘no petter than a Jump of clay’. Ein ander Mal ruft er aus: Cot have merey upon my senses! | pelieve the enemy has poarded us in a stink-pot. Oder: I pelieve we have cot upon the confines of Lucifer... u.a. m.

Ausser im Roderick Random tritt Morgan auch ein- mal, allerdings episodenhaft, im Peregrine Pickle auf. Dies-

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mal aber hat ilim der Verfasser wohl cher quijotische Züge geben wollen. Als der MTitelheld des letzteren Romans auf dem Wege nach Dover in einem Wirtshaus Halt macht, hört er plötzlich in einem benachbarten Zimmer Lärm. Er und seine Begleiter treten hinein und überraschen einen kleinen Mann es ist Morgan —, wie er einen andern überwältigt. Auf Befragen erzälılt Morgan in aller Naivetät, dass sein Opfer ihm allerlei Zaubereien vorgemaclit habe, die iim den Glauben beigebracht hätten, dass dieser Mann mit dem Tenfel im Bunde stehe; jetzt wolle er ihn der Gereehtigkeit überliefern. Nur schwer wird er von Pere- erine belehrt. Als die Ankömmlinge erfalıren haben. dass er derselbe Morgan sei, von dem Roderick Random in seinem Roman erzählt, hält er es für nötig, sich über die ihm zu teil vewordene komische Schilderung in einer längeren Rede zu rechtfertigen. Auch hier ist es wiederum die sentimentale Besorgnis, man könne ihn nicht nach seinem wirklichen W ert einschätzen, die er mit Sancho gemein hat. Allerdings würde die Rede selbst wolil über Sanchos Fähigkeiten hinausgehen. schon wegen der darin verwerteten Kenntnisse: as Got is my saviour, I think he (= Roderick, der angebliche Ver- jasser des Ich-Romans) had no evil intention in his pelly: and though there be certain persons, look you, who, as | am told, take upon them to laugh at his diseriptions of my person, I do affirm and maintain, and insist with my heart, and my ploot, and my soul, that those persons are no petter than ignorant asses, and that they know not how to diseern and distinguish, and define true ridicule, or, as Aristotle calls it, the to geloion, no more, look you, than a herd of mountain goats; for I will make pold to observe, and I hope this goot company will le of the same opinion, that there is nothing said of me in that performance whielı is unworthy of a Christian and a shentleman').

Man könnte noch darauf aufmerksam machen, dass die Berufung Morgans auf eine Durstellung seiner Person in

ty Anklange an diese Rede in den Reden Sanchos (3. Kap. des II, Teils) über die ihm wiederfahrene Darstellung im I. Teil.

18:

einem literarischen Werk einen Vorgang hat im zweiten Teil des Don Quijote, wo beide Helden sowohl von der Darstellung ihrer Charaktere im ersten Teil des Cervantes, wie auch in dem unechten Don Quijote (s. S. 25) reden,

Interessant ist die Rede Morgans noch besonders des- wegen, weil sie die Leser deutlich auf die Momente hinweist, ie über den rein komischen Charakter hinaus zum humoristischen hingelien,

In dieser Nachalımung Sanchos leuehtet deutlich die Auffassung Smollets durch, dass er in Sancho vor allem ge- sehen haben möchte, einen Menschen in bescheidener Stellung, sozial unselbständiger Lage, der sich aber deswegen nicht veraclitet wissen will; der weiss, dass er ein Mensel ist, wie jeder andere und vielleicht besser als seine Unterdylicker, da er wenigstens ein menschlich füllendes, mitleidires und sutmütiges Herz hat.

Wenn wir dies als das Wesen der Smollettsechen Auf- fassung des Sancho bezeichnen können, so gelangen wir dazn, noch mehrere andere seiner Gestalten als Nachalhmungen Sanchos bezeiclinen zu dürfen. In der Tat sehen wir, wie bei Sınollett die Menschen in bescheidener sozialer Stellung anfangen, von rein komisch-grotesken Rollen, die sie bisher iibernoımmen haben, in würdigere, humoristische Situntionen versetzt zu werden, wo ihre guten ınenschliehen Seiten aueh ‚ur Würdigung gelangen. Allerdings hatte auch Pelding suleh biederen Menschen in bescheidenen Lebenslagen Ge- rechtigkeit zu teil werden lassen; und zwar war er vom Charakter des Don Quijote aus dalıin gelangt. Als er den Sancho darstellt in der Person des Partridge (s. S. 153 —165), da blieb wenig übrig, als eine bnrleske Figur ohne humoristiselie Vertiefung. Der Grund lag für Fielding offenbar darin, dass er dem sentimentalen Charakter nicht sympathisch gegentiber- stand; gewiss seine Gestalten, wie der Postillon (s. $. 155 bis 156), waren gute Menschen, sie zeigten es mit der Tat, aber sie merkten es selbst nicht, oder rihmten sieh daram nieht, dass sie besser wären, als die vielen feinen Leute, die nichts cntes getan hatten; es war ihnen so selbstverstiindlieh, sie

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mussten so handeln. Fort also mit der Sentimentalität! Anders Smollett: cr kommt durch Sancho zu einer tieferen Auffassung der geringen Leute. Seine Gestalten würden vern mehr tun, als sie tatsächlich tun; aber es fehlt ilınen an Einfluss, vielleicht auch an Einsicht. Aber darum haben sie doch ein aufrichtiges gutes Gemüt und dies soll man nicht verachten In dieser Weise sind noch einige Figuren Smolletts behandelt.

Hugh Strap,

eines Schuhmachers Sohn, kommt vor im Roderick Random (1748). Von ihm hebe ich folgendes hervor: Tr ist ein Schulkamerad Rodericks. Er erlernte das Barbierhandwerk. In London kommt er mit Roderick zusammen, als sich Rode- z-ack in seinen J.aden begibt. Während er ihn rasiert, über- zeugt er sich durch einige Fragen, dass er seinen alten Schul- freund vor sich hat, mit dem ilın stets eine herzliche Freund- schaft verband, und in seiner Krregung seift er ihm das £2 anze Gesicht ein (Kap. 8). Auf seinen Vorschlag gehen die E+ reunde zusammen nach London. Fr trägt wie Sancho das FR anzel hinter dem geistig bedeutenderen Freund her. Iür Asst ein äusserst furelitsamer Mensch und möchte, wie Sancho, =% rn liebsten, dass alle Menschen in Frieden lebten. Als sie Lınterwegs mit einem bramarbasierenden Captain Weazel zu- Sammenkommen. zittert Strap stets, wenn dieser das Schwert *2elit, wie Iispenlaub. Nachts verit er aus Versehen in das Bett des Kapitäns, wo bereits dessen Frau schläft. Als er Uurch den Ehegatten geweckt wird, will er fast seine Sinne Verlieren, denn er glaubt sich verzaubert (vel. Sancho bei def Verwechslungsszene, die die Quelle für Smollett ist: D.(). 1. Teil, Kap. 16°. In seiner Unschuld sagt er: I take God to witness she’s a virgin for me. Am nächsten Morgen wird er von Weazel gefordert; aber das Schwert ist nicht seine Waffe, ebenso wenig wie die der Sanehos. dageren ‘wrestle or box’ (Kap. 11. u. 12). In London angekommen, suchen sie eine Person auf, an die Strap Empfehlungen besitzt. Nachdem die beiden Freimdlinge in der grossen Stadt nur Widerwärtig-

beide in die Hölle kommen, einen ebenso abenteuerlichen Plan ein, wie ilın Don Quijote und Sancho verfolgen: Rode- rick soll von nun an den gentleman spielen und nach einer reichen Partie Umschau halten. Seine ganze eigene Hale im Werte von etwa dreihundert Pfund stellt er ihm für seine Pläne zur Verfügung. Er selbst will dem Freunde als valot dienen, so dass er ilım die Kosten eines Dieners, des Rasierens und der Livree (da Strap von früher her solche besitzt) er- spart:—älınlich vielseitig musste ja auch Sancho sein (Kap.44'. So ziehen sie nach England. Roderick als der abenteuerliche Herr, Strap als sein getreuer Knappe (er wird tatsächlich oft ‘squire’ genanut). Strap teilt Freud und Leid redlich mit dem Freund. Wenn er vernimmt, dass sein Freund Fort- selmitte gemacht hat auf dem Were zu seinem Ziele, wird er ausser sich vor Entzücken:; wie Sancho gibt er bei dieser Gelegenheit seiner Freude dadurch Ausdruck, indem er Luft- Sprünge macht, mit den Fingern knipst und. in Jubelrufe aus- bricht: The day's our own! The day’s our own! Aber ebenso rasch ist er niedergeschlagen und verwirrt, wenn er von den Geldausgaben oder Geldverlusten des Freundes hört; er hat ja keine Ahnungr davon, wie hoch die Ausgaben in <len Kreisen sind, in denen Roderick verkelirt (Kap. 47). Dennoch kennt seine Anhänglichkeit und Fürsorge für «len Freund keine Grenzen. Ein hübsches Beispiel dafür, voll echten Humors ist folgendes: Roderick erhält eine For- Gerung und nimmt sie an. Strap htt davon, und da er nichts so selır fürchtet als einem Kampf, geht er zu einem wachthabenden Offizier und verlangt die Festnahme Rodericks. Als er findet, dass dieser schon zum Kampfplatz veeilt ist, begibt.er sich mit einem Korporal und einer Reilıe Muske- tiere dorthin. Als die beiden Gegner nach einer giitlichen Beilegung vollkommen versöhnt über die Landstrasse ziehen, kommt ihnen die kleine Truppe entgegen, und Strap bezeielinet sogleich seinen Mann, der sofort festgenommen, nach der Aufklärung des Sachverlalts wieder in Freiheit gesetzt wird, Älnlieher Art ist folgende Szene: Roderick glaubte eines Tages Grund zu haben, dass seine Geliebte, Nareissa, einen

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andern Anbeter begünstige. Er kommt darauf in voller Wut nach Hause, und da er das Feuer in seinem Zimmer fast ausgelöseht findet, stürzt er über den armen Strap, kneift ihn ins Ohr, dass dieser vor Schmerz heult. Nachdem Rode- rick sein Unreelit eingesehen und um Verzeihung gebeten hat, wird er zur Nareissa gerufen, die seine Eifersucht ge- merkt hatte. Aber Strap, der durelı das Toben seines Herrn besorgt worden ist, folgt ihm auf den Spuren in den Garten des Hauses nach, und wollte die Nachbarschaft alarmieren, wenn Roderick nieht im geeigneten Augenblick gekommen wäre, Dieser aber erkennt ihn nicht in der Dunkelheit und, da er ihn für einen Spion hält, zielt er sein Schwert, hält aber inne, als er an der Stimme des laut schreienden Strap seinen Freund erkennt.

Als Roderirk schliesslich ins Schuldgefiingniss wandern muss, nimmt Strap wieder eine Barbierstelle an, um seinen reund zu unterstützen und, wie er hofft, so viel zu sparen, dass er ihn in Freilieit setzen kann. Aber Tom Bowling, der von dem Unglück seines Neffen hört, gelingt dies elıer. Auch nimmt Bowling den Neffen mit auf sein Schiff nach Südamerika. Selbst jetzt besteht Strap darauf, mitgenommen zu werden. Bowling nimmt ihn auch an als Steward (Kap. 63). Als sich Roderick verlieiratet, erhält Strap von dessen Vater fünfliundert Pfund za einer Farm und wird Verwalter des Landgutes des Vaters Rodericks, Er verheiratet sich mit Miss Williams, einem gefallenen Mädehen, das durch Rodericks Zareden und Unterstützung vor langer Zeit schon ihren nu- moralichen Lebenswandel aufgegeben hatte und jahrelang in treuem Dienste bei seiner znkiinftigen Fran und deren Tante rewesel Wal. >

In dieser Gestalt ist es vor allem die rührende An- hängliehkeit und Treue, die uns in derselben humoristischen Weise wie bei Sancho in vielfacher Beleuchtung dargestellt werden. Smollett denkt dabei offenbar an den Sanclıo, der da sagte, er habe noch nie etwas Gutes von seinem Herrn bekommen und noch nichts Vernünftiges gesehen, aber er sei doch jedesmal wieder zu ihm zurück gekommen, wenn

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er sich von ihm: habe trennen wollen: er habe nicht anders gekonnt, Ahnlicher Art ist der Kern der folgenden Gestalt:

Tom Pipes, ein ehemaliger Bootsmannsmaat des Commodors Trannion (in Peregrine Pickle) offenbart in ähnlicher Weise wie Strap die Sanchoschen Tugenden der Anlänglichkeit und Gut- miitigkeit in Verbindung mit gewissen komischen Eigenheiten.

Es kommt hauptsächlich die Zeit in Betracht, in der er

mit Peregrine Pickle in Berührung ist. Zunächst hat er eine Zeitlang mit dem jungen munteren Peregrine eine Anzalıl lustiger Streiche auszeführt; während dieser Zeit hat er sich selir an den Neffen seines alten Vorgesetzten gewöhnt. Dann wird er iım zum Begleiter mitgegeben für dessen Studien- zeit. Während dieser Zeit wird er einmal als Liebesbote verwandt: er soll ein Gedicht von Peregrines eigener Ver- fasserschaft an dessen Geliebte Emilia Gauntlet bringen. Pipes verbirgt den Brief so gut in seinen Schuhen, dass ev wor seinem Ziele merkt, dass der Brief gänzlich zerrissen ist, Pipes ist in ähnlicher Verlegenheit wie Sancho (I. Teil, Kap. 26), der auf seinem Wege zur Duleinea entdeckt, dass =r das Liebesgedicht seines Herrn verloren hat. Eine ähnliche %bäurische Schlauheit beseelt nun den Pipes, wie sie Sancho Im anderen Situationen wolil beschleicht: er geht zu einem Schreiber, der ihm einen neuen Brief aufsetzen muss (1. Teil, 21. Kap.). Dieser fällt so aus, dass er die Ursache zu langer Eintfremdung zwischen den beiden Liebenden wird, bis Pipes Schliesslich eines Tages zu einem Geständnis gezwungen wird, das er wit Sanchoscher Einfalt ablegt.

Als Peregrine seine Modereise nach Paris antritt, soll Pipes nach den Anordnungen ‘lrunnions durelı einen fran- z6sischen Lakai ersetzt werden. Pipes zeigt seit diesen Be- Stimmungen eine grosse Niedergeschlagenheit. An dem Tage, als Peregrine von den Bewohnern der ‘garrison’, dem Hause Trunnions, frülı morgens Abschied nehmen will, er- scheint Pipes nieht. Man sucht ihn vergebens in seinem Bett. Als Perevrine über den Kanal fährt, entdeckt er den

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alten Seemann auf dem Schiff, in dem Augenblick, als er den Schiffsleuten während eines tobenden Sturmes An- weisungen erteilt. Natürlich nimmt ilın Peregrine jetzt wiederum zu sich.

Aus der Zeit der französischen Reise sind folgende Er- lebnisse des Pipes lervorzuheben: In Lille weigert er sieh in einer Gesellschaft von Zechern auf das Wohl Ludwigs XIV. zu trinken und erregt dadureh sehr grosses Ärgernis. Der Streit wird zur Entscheidang Peregrines gebracht. Aber wach vor ihm bleibt der alte Seemann, der seinem Vaterlande so lange gedient hat, bei seiner Weigerung. Er will sogar nicht einmal um Entschuldigung bitten. Nun wird er von Peregrine entlassen. Aber er kommt seinem Herrn wieder näher in der Rolle eines Schutzengels: In Rheims lat Pere- vrine eine Liebesaffüre mit einer verheirateten Frau, Mrs: Ilornbeek. Pipes erfährt zufallig von dem Diener des Herm = Hornbeck, dass dieser einen Anschlag gegen Peregrine plant_—- In dem Augenblick, als Peregrine in sein Verhängnis gehen will, stellt sich ihm Pipes entgegen, redet iln seemännischer 2 derb an, um jeden Zweifel darüber zu zerstreuen, dass era =! aus reiner Liebe zu Peregrine kommt, und nicht aus Eigen =” nutz: mayhap you think I want to curry favour, that Conese be taken in tow again; if you do, you have made a in your reckoning. J am old enough to be laid up, ank » 2! have wherewithal to keep my planks from the weather... *' In der Tat überzeugt sich Peregrine selbst von der Gefahr _ = I in der er geschwebt und selbstverständliel nimmt er ihn # wieder in Gnaden auf (Kap. 52). Zurückgekelirt nacha England erlebt Pipes bald den Tod seines alten Gönner, = des Kommodors Trunnion. Er beweint ihn in kindlicher-™® =" kührung: Well fare thy soul! old Hawser Trunnion: and boy I have known thee these five- and ~ thirty years, and sure a truer heart never broke biscuit"), Many a hard gale hast thou weathered, but now thy spells are all over, and thy hull fairly laid up. A better commander I'd

Se Grainne.

') Bei diesem Satz glaubt man Sancho zu hören. 7

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never Jesire to serve; and who knows but I may help to set up thy standing rigging in the other world?

Wir haben oben ein pathetisches Deispiei der Anhinglich- keit und Liebe Pipes für Peregrine angefiilirt, ebenso fehlt es nicht an komischen. Peregrine hat sich die Gunst seiner Geliebten verscherzt, er ist untréstlich und glaubt tat- sächlich, dass sie alle Liebe zu ihm aus ihrem Herzen ver- bannt habe, Da glaubt Pipes auf recht pfilige Weise die sehöne Emilia zu einem Geständnis ilırer Liebe zu bringen. Er eilt in das Haus nnd teilt atemlos und unter grosser Ver- störtlieit durch mehr Gesten als Worte mit, dass sich sein Herr aus Liebeskummer erhängt habe. Emilia fällt in Ohn- maclit, er unterstützt sie so lange, bis sie sich etwas erholt liat und überlässt sie dann der Sorge ihrer Schwägerin. Er selbst ist überrlücklich über den guten Erfolg seiner List und will seinen Herrn mit der guten Nachricht beglücken; da muss er natürlich bittere Vorwürfe und Drohungen, statt eines Lobes in Empfang nelimen; denn Peregrine ist durch diese List in ein sehr schlechtes Licht gesetzt worden, da der Bruder der Emilia ihn noch unter den Lebenden gefunden Jhat (11. Teil, Kap. 7).

Wie Strap, so muss auch Pipes seinen Herrn im Sehald- zrefänenis sehen, und wie Strap teilt er nicht nur die Freuden, Sondern anch die Leiden seines Herın. Er ermutigt ilin in Seiner Niedergeschlagenheit: once the vessel is ashore, what Signifies talking? We must bear a hand to tow her off, if We can... Er bietet ılım sein ganzes Geld an; doch Pere- #rine ist stolz, er weigert sich etwas anzunelimen, ja er sagt Ihm, dass er sich jetzt auch keinen Diener halten könne und “lass Pipes die 'garrison’ aufsuchen müsse. Aber verade eine Trennung kann l’ipes nicht vertragen; er wirlt nun seine Banknoten ins Feuer, die Peregrine rasch aufrafft und ihm

mit Trostesworten einhiindigt. Aber Pipes geht mit Kummer weg (Kap. 18),

Pipes kommt wieder, diesmal mit dem Lieutenant Hatelı- way, dem jetzigen Inhaber des Hauses Trunnions. Er bietet ihm das Geld zu seiner Befreiung an. Aber auch

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dies schlägt Peregrine aus, Hatschway und Pipes mieten sich bei dem Vorsteher des Gefängnisses ein, um ihrem Freunde stets nahe zu sein. Als sie sehen, dass ihre zuten Vorschläge nicht geachtet werden, denken sie Rache zu nehmen an dem Urheber ihres Verdrusses, Als solelıen ver- mutet nämlich Pipes ein altes misanthropisches Männchen, der der Vertraute Peregrines geworden ist. Dieser Mann, glaubt Pipes, beeinflusse Peregrine in der Weise, dass er auf ihre guten Absichten nicht eingehe, Als dieser Mann Crabtree mit Namen eines Tages an ihnen vorbeigehl, erfasst ihn Hatehway beim Kragen nnd will ihn zur Pompe schleppen, um ihn mit einem Bad zu segnen, das Männchen schreit aber derart, dass Peregrine, der auf einen solchen Seemannsstreich schon vorbereitet ist, ilım zur Hilfe eilt. Die Folge ist für die Seeleute umso betrübender: sie müssen das Haus ihres Schützlings verlassen. Aber sie halten sich dennoch beständig in der Näle des Gefüngnisses auf, als ol» sie nicht von dem Freunde lassen könnten. Hier findet sie eines Tages der Bruder der Emilie, der auf der Suche nach dem Freunde ist. Dieser besucht Peregine, und eine Ver— söhnung mit den Seeleuten kommt aus freiem Entsehlus=$ Peregrines zustande.

Humphry Clinker,

der Held in dem gleichnamigen Roman aus dem Jahre 1770—

Die Lebensgeschichte Clinkers ist kurz folgende: Er ist-# ein armer Bastardsohn, verlor frühzeitig noch seine Mutter, deren Bemühungen, den Vater ihres Sohne aufzufinden, wegen # der Namensänderung des Mannes vergeblich geblieben waren. °

Humphry kommt in die Lehre zu einem Grobselmied. Dieser stirbt bevor die Lehrzeit Humphrys zu Ende ist. Wegen Mangels an Mitteln zu einem neuen Beruf verdingt er sich als Aushilfskutscher, wird schwer krank und zehrt $0 seine geringen Ersparnisse auf; sein kleiner Hausrat an Wäselie und Kleiduagsstiicken wandert aufs Leiliamt. Da nimmt ihn Bramble als Postilion an. Aber Clinkers Kleidung ist $0 defekt, dass sie nicht einmal seine Blösse genügend bedeckt.

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und bei Mrs. Tabitha Bramble, die in den von Clinker ge- führten Wagen zu sitzen kommt, Ärgernis erregt.

Bramble fragt den Burschen wegen seiner jimmerlichen Kleidung aus, erfilirt die Ursache seiner Armut und schenkt ihm eine Guinee. Clinker löst seine versetzten Sachen aus und kehrt reinlich gekleidet zurück. Aber Tabitha will ihn durchaus entlassen und Bramble, ihr Bruder, gibt nach. Als aber die Reisegesellschaft an ihrem nächsten Ziel anlangt, erwartet sie der entlassene Clinker und erklärt Bramble, er könne sich von seinem Wohltäter nicht trennen. Gerührt nimmt ihn Bramble auf und Clinker zeichnet sich durch grosse Treue und Anhänglichkeit in Brambles Diensten und pie- tistische Frömmigkeit aus. Durch ein zufällig gesprochenes Wort, das den früheren Namen Brambles verrät, wird schliess- lieh entdeckt, dass Humphry Clinker der natürliche Sohn Brambles ist.

Diese äussere Lebensgeschichte an sich ist es nun nicht, was

eine Verwandtschaft mit Sancho verriete. Wohl aber führt Smollett seinen Helden in einer ganzen Anzahl von Situa- tionen vor, in denen das Sanchosche Wesen durchleuchtet. Alle diese Situationen gipfeln in einer deutlich beabsichtigen humoristischen Wirkung, gerade wie die Smollettschen Nach- Nachahmungen Don Quijotes. Während die humoristische Wirkung, die den Manchanischen Ritter zum Vorbilde hat, Aus einem mächtigen idealen Tatendrang des Helden fliesst, leitet sich dieselbe bei den Nachahmungen Sanchos aus dessen bescheiden unterwürfigem und sympathisch einfältigem Wesen her. Gerade dieses einfältig gute Naturell Sanchos ist es, das Smollett hier noch mehr wie bei den andern Gestalten, die wir erwähnt haben, zum Kernpunkt seiner Nachahmung gemacht lat, ja man muss sagen, dass er Cervantes gegenüber es von den mehr grobkörnigen Zügen, die Sancho daneben noch anhaften, befreite.

Prüfen wir diese allgemein skizzierte humoristische Dar- stellungsweise näher, so finden wir noch im besonderen folgende Berührungslinien:

Palaestra XI. 18

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1. Bei Gelegenheit der Schilderung des schlechten Aussern wird sofort der gute Kern des Menschen enthüllt. So wird = Clinker zuerst eingeführt als ein schäbiger Landbursche mit dürftiger Kleidung. Dieses Aussere gibt dann die Veran- = lassung der Erkundigung Brambles nach den Lebensschicksalen, = wobei wir erfahren, dass Clinker stets ein braver, bescheidener x Mensch gewesen ist, der durelı verschiedene Schicksalsschläge eg in diese Not geraten ist. Gleichzeitig erfahren wir, wie er sein Schicksal mit grosser Geduld und Bescheidenheit PX ertragen hat, =

2. Indem er ein einfiltiges Wesen an den Tag legt, nd offenbart er gleichzeitig damit unbewusst ein kindliches, gutes : Gemüt. Derart ist vor allem seine Anhänglichkeit an Bramble 7 geschildert. Dass dieser Mann ihm, dem unbekannten, schäbigen Burschen eine Guinee schenkt, rührt ihn so, dass er, obwohl aus dem Dienst gejagt, ihm nacheilt und erklärt, er könne nicht anders, er müsse Bramble dienen. Ver- schiedentlich bekommt Clinker wegen seines einfältigen Wesen= und anderer Ursache heftige Worte zu hören, aber steti= bleibt er unterwürfig und demütig, so dass er gerade dure=™ solch bescheidenes Benehmen die tiber ihn Erzürnten entwafne —*

3. Er besitzt mannigfache einfältige Manieren, aber samme wirken nie einfach burlesk, sondern stehen in innigem Zus sammenhang zu seinem guten Innern. Er nimmt z.B. == innigen Anteil an Freud und Leid, das seinen Mitmensehe=="" oder ihm zu teil wird, dass seine Gefühle sich mit aller Ge —* walt, die der Natürlichkeit eigen ist, offenbaren m Hierfür könnte man sehr zahlreiche Stellen anführen; a eh erwähne nur folgende: Als Bramble ihm eine Guinee schenk I steht er da ‘his mouth wide open’; als sich Bramble und seine Schwester versöhnen, reibt Clinker seine Hände aus F E darüber; Bramble wird von ihm vom Ertrinken gerettet, de eu Körper auf den Armen tragend, kommt er ‘howling most piteously all the way’; als Bramble zu sich kommt, Fact sett er und weint er, als ob er den Verstand verloren hatte’; bel der Entdeckung, dass Bramble sein Vater ist, macht a=" Sprünge wie ein Verrückter.

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4, Seine Herzenseinfalt erscheint andern so unbegreiflich, iss er, wie Sancho, in den Verdacht kommt, entweder ein shurke oder ein Narr zu sein. Ja, sie kann ihn sogar Gefahr bringen. So will er sich, als ein bekehrter Pietist, ı Bewusstsein seiner Sündhaftigkeit nieht unschuldig nennen, s er vor Gerielit sich gegen die Anklage, einen Strassen- ub begangen zu haben, verantworten soll.

Alle diese Formen des Humors siud so häufig bei Sancho, iss wir sie nicht mit Zitaten aus Cervantes zu belegen ‘auchen. Eine Szene wollen wir wegen besonderer Anklänge ı Cervantes noch für sich anführen: Als Bramble den her- sigeeilten Clinker endgültig in Dienst nelımen will, fragt er in, welche Verrichtungen er leisten könne, Sofort zählt linker in bunter Fülle eine Anzahl niedriger Beschäftigungen if, was sehr komisch wirkt, aber doch dieselbe hübsche, scheidene Naivetät verrät, die Clinker eigen ist. Ganz inlieh ist die Art und Weise, wie sich Sancho verschiedener ihigkeiten rühmt bei Cervantes.

Andererseits bedarf es wohl keiner Erwähnung, dass nollett selbständig noch einige andere humoristische Momente r Gestalt hinzugefügt hat; eine Quelle für solche ist be- aders Clinkers Streben, im pietistischen Sinne als Prediger fzutreten, um andere zu bekehren.

3 The Adventures of Sir Launcelot Greaves (1760-61). Inhalt.

Vier Reisende werden durch einen heftiren Regenschauer twungen, in dem Gasthof zum Black Lion Obdach zu suchen. sind dies der abgedankte Kapitän Crowe, sein Neffe, der altorney m Clarke, ein Wundarzt Fillet und ein von der Polizei verfolgter litischer Hetzer namens Ferret.

Kapitän Crowe hat soeben etwas aus seinem Leben erzählt, | sie alle durch wiederholte laute Rufe erschreckt werden. Crowe «Clarke werden von der furchtsamen Wirtin und deren Tochter My gebeten, ja nicht zu öffnen, da sie ein Gespenst vermuten, fr abergläubische Seemann und sein kindlicher Neffe sind leicht jerzeugt, Nur der stets zum Widerspruch geneigte Ferret hält Ne Rede gegen Aberglauben, in der es auch an Ausfällen gegen le Regierung nicht fehlt. Inzwischen hat der ungestiim Klopfende

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die Tür erstürmt, worauf Ferret sofort in einen Speiseschrank kriecht: Crowe und Fillet setzen sich in Verteidigung, während Clarke die erschrockene Wirtin nebst Tochter ‘out of mere com- passion’ zur Sicherheit in den Keller bringt. Auf Dolly hatte er schon den ganzen Abend ein Auge geworfen.

Der Mann, der so zudringlich geklopft hatte, erscheint in voller Waffenrüstung. Auf seiner Schulter trägt er ein dickes Bündel; bei näherem Zusehen ist es der Körper eines anscheinend leblosen Menschen. Der Fremde entschuldigt höflich seine Zu- dringlichkeit, schützt seine Notlage vor, Beim : eines Flusses sei sein ‘Knappe’, wie er den noch immer leblosen Mann nennt, mit samt dem Pferde weggefegt worden, und mil Mühe gerettet, habe derselbe bis jetzt noch kein Lebenszeichen von sich gegeben. Der Wundarzt nimmt sich See Ertrunkenen

auf die Suche nach seinem Pferde gegangen, Der Gorettete scheint schon über fünfzig Jahre alt zu sein, ist unter Mittelgrisse, dick, nicht besondersschön. Zum Bewusstsein gekommen, schaut er sichin dem Zimmer um und ruft nach ‘Gilbert’ (dies der Name sein Kleppers). Der Barbier beglückwünscht ihn zu seiner Reltung. die er nächst Gott seinem Herrn zu verdanken habe. Der At geredete ist aber nicht sehr dankbar gestimmt; er meint, er wie" wem er zu danken, und wem er sein Lebtag zu fluchen hab* Auch Fillet, der ihn zur Ader gelassen, findet keine besonde" Anerkennung: denn er habe ihn seines Lebensbalsams beram! und ihm nicht soviel Blut gelassen, um eine ausgehungerte FI@# | fott zu machen. Auch Ferret, der inzwischen aus seinem Verse@" hervorgekrochen ist, wird angefahren. Der Gerettete legt

eine Probe seines gesunden Appetits ab und wird darauf ‘3 Bett gebracht. Bald kommt sein Herr zurück. Er ist ein jähriger, gross und stark, von schönem Äussern und feinen Sein Auge funkelt mit einer Lebhaftigkeit, die darauf ch lässt, dass sein Verstand zerriittet sei. Br erbietet sit Neugierde der Gäste über seine ers zu befried

Ritterse haft zu erneuern, um alle Art von Unrecht ı aus d zu schaffen. Doch unterscheide er sich von seinem V Iran Don Quijote, darin, dass er die Dinge der Welt so sähe, w wirklich seien. Ferret meint, er könne dann leicht nach Bride’ also ins Arbeitshaus, kommen, Der Ritter flammt au

flüchtet; sofort darauf aber legt sich die Wut des Ritter ei schuldigt sich sogar wegen seines Peg or und ve spried Ferret ruhig anhören zu wollen. Dieser auf Regie und Land, Heer und Ministerium, auf den En schimp

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ler Ritter nimmt sein Vaterland gegenüber solchen Angriffen im Schutz, spricht seine Verachtung aus gegen die Verbreiter solcher Ansichten, unter denen ein gewisser Ferret der schlimmste sei. Darauf abermalige Flucht Ferrets in den Speiseschrank. Der spassige Fillet wendet das Gespräch wieder auf das Rittertum, ermutigt den neuen Gast zu seinem Unternehmen und weist ihn auf die Notwendigkeit hin, als fahrender Ritter eine Ge- liebte zu haben. Darauf verfüllt der Ankömmling in ein tiefes Nachdenken und seufzt. Da kommt die Wirlin und bittet ihn, da ur ganz durchnässt sei, sich in das für ihn bereitete Zimmer zurück- zuziehen. Auch Tom Clarke kommt wieder in das Wirtszimmer zurück und erklärt, dass er über den seltsamen Gast Auskünfte geben könne, dass Clarke sogar Patenkind des Ritters sei und Clarkes Vater steward im Hause des Ritters gewesen sei.

Launcelot dies ist der Name des merkwürdigen Mannes ist der Sohn des Sir Everhard Greaves. Der Sohn zeichnete sich schon in der Jugend durch einen Hang zur Einsamkeit aus, er hatte keine Kameraden, nur mit Pferden liebte er sich zu tummeln. Vor allem aber war ihm die Gesellschaft der höheren Kreise, die er in dem väterlichen Hause kennen lernte, verhasst. Dagegen suchte er die Armen auf und spendete schon frühzeitig Unsummen Geldes für Taten der Barmherzigkeit. Dem Vater missfiel dies Wesen seines Sohnes sehr: er schickte ihn nach London, damit er dort lerne, „wie lustig es sich leben lässt*, Aber in dem dortigen Elend fand Launcelots Nächstenliebe nur um so reichere Nahrung.

Um diese Zeit starb der Nachbar seines Vaters, der Squire Darnel, das Haupt einer Familie, die immer mit Sir Everhard {Sreaves in der Vertretung des Parlamentssitzes für Ashlenton Yivalisierte. Beide Familien hatten sich schliesslich äusserlich Versöhnt und dahin geeinigt, dass sie sich abwechselnd in diese Ihre teilen wollten. Aber der Bruder und Erbe des verstorbenen Squire Darnel wollte diese Abmachung umstürzen. Da erschien der junge Launcelot und sicherte seinem Vater durch eine ge- Schickie Rede vor den Wählern den Parlamenissitz. Nun hatte Squire Darnel eine sehr hübsche Tochter linterlassen, die der Vormundschaft ihres Oheims unterstellt war. Schon lange hatte Launcelot ein Auge auf sie geworfen, als sich eine Gelegenheit zur Annäherung bot. Einst fuhr sie mit ihrer Mutter in einem Wagen allein, als die Pferde plötzlich scheuten und durchgingen. (Hier wird die Erzählung unterbrochen, da sich Clarke durch Ferret so weit reizen lässt, dass sie beide in einen Kampf ge- fiten.) Miss Darnel und ihre Mutter schweben in grosser Lebens- fefahr, schon stehen die Pferde vor einem Abgrund. In dieser

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äussersten Not springt Launcelot herbei und hemmt noch glücklich die Pferde. Dies war natürlich der Anlass zu einer Versöhnung zwischen den Damen und Launcelot. Die Mutter der Dame starb kurze Zeit danach und nahm noch sterbend dem Ritter das Versprechen ab, sich mit ihrem Schwager zu versöhnen. Aber letzterer war allen Versuchen dieser Art unzugänglich. Er brachte seine Nichte bald darauf an einen entfernten, von Launcelol nicht entdeckten Ort. Ein Zweikampf zwischen Launcelot und dem neuen Squire Darnel war die Folge dieses Betragens, wobei letzterer sehr schwer verwundet wurde, Launcelot machte auf Ver- unlassung seines Valers noch eine Reise nach dem Kontinent, kehrie aber nach dem baldigen Tod des Sir Everhard zurück und horte, (lass Miss Darnel sich mit dem reichen Squire Sycamore ver mählen solle. Er selbst erhielt einen von Aurelia geschriebene" Brief, in dem sie sich lossagte, Seit dieser Zeit wuchs sein! Melancholie beständig und ebenso sein Hang, in den Werken at" Mildtitigkeit und in der Beschiitzung der Unterdrückten sein einzige Befriedigung zu finden, Was er damals unternahm, gree?” aber schon öfter an das Quijotische; so zwang er einst vi el arm! den Sohn eines reichen Farmers, die Tochter eines armen Hütte" bewohners zu heiraten, die dieser verführt hatte.

Eines Tages nahm Launcelot die alte Waffenriistung, «* einem seiner Urgrossväter gehört hatte, von der Wand und säub =" sie, Zu jener Zeit suchten ihn öfter ein anderer Ritter mit x —*" Begleitern auf, und alle vier zogen am Vorabend des Tages heiligen Georg nach einer Kapelle, und dort vollzog Laune seine Waffenwache, worauf er am nächsten Morgen von dem vleiter zum Ritter geschlagen wurde; dieses Ereignis wurde d x eleichzeitigen Trompetenstoss verkündet, Sein Pferd erhielt bei dieser Gelegenheit den Namen Bronzomarte. Ein alter Bauer nm» Namen Timothy Crabshaw wir erkennen in ihm den vom id des Ertrinkens Geretteten wieder wurde zum Knappen ge Dieser begleitete den Ritter auf einem äusserst störrischen Pier mit Namen Gilbert. Schon am zweiten Morgen erlebten De ein Abenteuer, Crabshaw, der sah, wie Hunde einen Hasen u folgten, machte sich hinter ihnen her und lenkte sie von der —p ab. Die Jiiger kamen bald herzu und schwangen behende ule Peitsche iiber dem armen Knappen, der von seinem Herrn Un ze stützung erwartele. Dieser aber, der wohl einsah, auf Seite das Unrecht war, ermunterte noch die, die sich Genugtum!£ verschafften. Über das Benehmen seines Herrn empört,

Crabshaw auf der Stelle nach Hause zurück. Am nächsten More” aber holte er seinen Herrn wieder ein, und es soll nicht =**” veschlossen sein, dass seine Frau einen hervorragenden Anteil =

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dieser Sinnesänderung gehabt habe. In dem Augenblick, wo Crabshaw zu seinem Herrn stiess, befand sich dieser in ein anderes Abenteuer verwickelt. Mitten auf dem Felde umgaben ihn etwa vierzig Rekruten mit einem Trommler, der aus Übermut das Pferd des Ritters durch heftiges Trommeln scheu machte (vgl. D. Q, IT,11). Launcelot forderte seinen Knappen auf, den Frevler zu züchtigen. Dieser folgte, ward aber mit einem Hagel von Steinen empfangen; der Ritter kam ihm zu Hilfe, und die Gegner sahen keinen weiteren Ausweg, als den Friedensrichter zu holen und beide verhaften zu lassen. Als man aber hörte, wess Standes Launcelot sei, ward er befreit. Dann zogen beide nach Haus. So weit die Erzählung Clarkes, deren letztes Ereignis einen Monat vor der jetzigen Be- gegnung mit dem Ritter zuriickliegt.

Crowe ist von der Erzählung so gefesselt, dass er den Ent- schluss kundgibt, auch seinerseits ein fahrender Ritter zu werden, Sein Neffe bittet ihn flehentlichst, davon abzustehen; doch ohne Erfolg. Fillet, der lustige Barbier, aber bestiirkt ihn in seinem Vorhaben und weiss auch den Neffen dafiir zu gewinnen, indem er ihm versichert, der Oheim werde gerade erst durch die Er- fahrungen von seinem tollen Plan recht geheiltwerden. Darum fordert er den Kapitän auf, sich Waffen zu verschaffen und heute Nacht noch, als dem Vorabend des Martinstages, in einer nahe gelegenen Kapelle die Waffenwache zu halten; er selbst wolle sein Pate sein, Dabei hat er den stillen Gedanken, sich auf Kosten des Crowe zu amüsieren, indem er dem abergläubischen Seemann durch allerlei Spuk Furcht einflösst. Crowe geht in das Gemach Sir Launcelots, holt dessen Waffen, packt sie zu einem Bündel zu- sammen und trägt sie auf den Schultern in die Kapelle.

Der Anschlag des Barbiers Fillet, den Kapitän durch Schreck- guspenster zur Umkehr zu bewegen, erreicht seinen Zweck nicht. Clarke und Ferret, die es unternommen hatten, als Gespenster zu fangieren, kehren zurück, Olarke sucht das Bett der Dolly auf, gelangt aber in das des Crabshaw, der ihn als vermeintlichen Dieb festhalt und das ganze Haus zusammenschreit (vgl. Don Quij., Teil I, Kap. 16), Der Irrtum klärt sich auf. Launcelot, der eben- falls aufgewacht ist, fordert seinen Knappen auf, sich anzukleiden und seine Waffen herbeizuschaffen. Crabshaw wendet sich in seiner Verlegenheit an Ferret, den er für einen Zauberer hält, der auch wisse, wo die Waffen seien. Ferret, in der Hoffnung, Unheil anstiften zu können, verrät, dass sie in der Kapelle sind. In Begleitung des Wirtes begibt sich nnn Crabshaw dorthin. Sie holen die Waffen vom Altar, in der )unkelheit geraten sie aber aneinander und lassen die Waffen fallen, worauf sie ohne die- selben enifliehen. Als Launcelot stürmisch die Waffen verlangt,

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wird ihm der Sachverhalt von Clarke aufgeklärt, der bittet, den Ohejm doch von seinen Absichten abzubringen. Dies wird ihm versprochen, und der Oheim aus der Kapelle geholt. Crowe bitte®— um Verzeihung, und Launcelot macht ihn auf die Gefahren una Mühsale des fahrenden Rittertums aufmerksam, auch darauf, das der fahrende Ritter eine Geliebte haben miisse. Nun ist zwar Orowe der Meinung, dass ein Seemann eigentlich nieht heiraier solle, aber wenn es für den fahrenden Ritter nötig sei nun, sem könne etwa Bet Mizzen, ein altes Weib, das früher auf seiner Schiff gewöhnliche Dienste verrichtete, dafür gelten,

Launcelot bricht noch in der Nacht mit seinem Knappen au” 1. Bei Anbruch des Tages befreit Launcelot eine Dame, die in ihrer Wagen von zwei Räubern überfallen worden war. Während sie ——Iı launcelot auf die Verfolgung des einen Räubers macht, stiehlt ier andere dem Orabshaw das Pferd. Letzterer gelangt laut wehklagend in das nächste Dorf. Dort wird es ihm von den Diener der befreiten Dame zugestellt. Auch Launcelot komme hinzu, vergisst aber, nach dem Namen der Dame zu forschen, d ie keine andere ist, als Miss Aurelia Darnel, die von ihrem Oheim am unter dem Vorgeben, sie sei geistesgestört, zu einer verwandte! Dame gebracht werden sollte, nachdem der Oheim, um sich = MW den Besitz des Vermögens seiner Niehte zu setzen, auch den Squire Syeamore ihre Hand verweigert hatte,

Bald darauf erlebt der Ritter ein Abenteuer mit zwei politischas= Parteien. Die Kandidaten beider Parteien halten eine Rede, = = der jeder natürlich seine eigenen vermeintlichen Vorzüge hervo=== °" hebt und den Gegner beschimpft. Launcelot will die Fehler beide Ele! aufdecken, die Leute glauben aber einen dritten Kandidaten ve" sich zu haben, und beantworten seine Rede mit einem Hagel ve =" Steinen und Schmutz. Crabshaws Pferd stecken sie Ginster unter le

den Schwanz, wodurch sie den Reiter in nicht geringen Age versetzen (vgl. Don Quijote IL, Kap. 61),

Sie treffen nun auf eine andere Volksmenge. Vor derselbe #" steht Ferret und preist den Inhalt einer Flasche als Medizin a = Da er sich in seiner Rede mancherlei Ausfille gegen die Regieran= =" und England erlaubt, wird er am Schluss verhattet. Er bitte 3" nun Launcelot, ihn zu befreien. Dieser lächelt dazu, folgt aber <P hinter der mit Ferret abziehenden Menge her, um den Auge abzuwarten. Am Gefängnistor ruft ihn plötzlich Clarke, der tha Hl orzählt, dass Crowe es sich nicht habe nehmen lassen, als fahrende Et Ritter auszuziehen. Dann habe er im Walde eine Kutsche ae = getroffen, in der eine Dame wider ihren Willen von einer Insassin festgehalten worden sei. Crowe habe sie befre

doch ohne Erfolg. schliesslich hätten sie Schläge erhalten und zum = 4

Lohne das Gefiingnis. Die Dame, die mehrere Male den Namen Launcelot ausgerufen habe, sei Aurelia Darnel gewesen, Plötzlich hört Launcelot, der in das Gefiingnisgebiude zefolgt war, seinen Knappen schreien, Er bemerkt, dass man ihn in den Block ge- legt hat. Hinter ihm aber hat man plötzlich die Gefiingnistiir reschlossen, und er befindet sich jetzt plötzlich als Gefangener dort. Dies alles ist geschehen auf eine Verleumdung durch Ferret.

Die Miigefangenen erzählen Launcelot die Missetaten des Richters. Er selbst lässt sich vor den Richter führen, Dieser will die Gefangenen entlassen, als er hört, von welchem Range sein angeblicher Verbrecher ist. Launcelot aber besteht auf strickte Befolgung des vorgeschriebenen Gesetzesweges. Der Richter bittet um Schonung. Launcelot versprieht ihm, so weit seine eigene Person in Frage käme, von einer Verfolgung abzustehen. Aber er könne dies nicht auch in betrelf der armen Gefangenen, die der gewissenlose Richter ins Elend gebracht habe, Nach langer Aus- einandersetzung einigt er sich mit Launcelot dahin, dass alle, denen Unrecht geschehen ist, reichliche Entschädigungen erhalten und er selbst auf sein Amt verzichtet.

Über den Erfolg seines Vorbildes erfreut, bestärkt sich Crowe noch mehr in dem Vorsatz, fahrender Ritter zu werden. Noch einmal unternimmt es Launcelot, den Kapitän von seinem Vorhaben abzubringen. Wie der Baccalaureus im Don Quijote sich als Ritter zu Don Quijote begibt, um ihn durch eine Besiegung zu zwingen, vom Rittertum abzulassen, nétigt Launcelot aus demselben Grund Crowe, Crowes Dame für die schönste zu erklären; er sieht darın einen willkommenen Anlass, ihn deswegen zum Zweikampf zu fordern, weil Launcelots Dame (ladureh beschimpft sei. Doch gibt er ihm Zeit, sich inzwischen neue Waffen zu verschaffen, Ortdes Kampfes soll die nüchste grössere Stadt sein. Sein heimlicher Gedanke ist dabei natürlich, ihn in dem Kampfe zu besiegen und als Sieger ihm die Bedingung aufzuerlegen, von seiner Ritterlaufbahn abzu- stehen. Orowe ist über diese Forderung ganz betrübt, er meint, er habe Launcelot doch nie etwas zu Leide getan, In dem Wirts- haus zum Weissen Hirsch, wo sich Launcelot mit seiner Gesell- schaft aufhält, wohnte ohne Wissen des Riters auch Aurelia, unter dem Namen einer Miss Meadows. Nachdem Launcelot zwei Lehr- linge, die, als Olfiziere verkleidet, es versucht haben, in ihr Zimmer einzudringen, entlarvt und bestraft hatte, war Aurelia und ihre Hegleiterin abgereist. Als ihm die Wirtin eine vergessene Brief- lasche der angeblichen Miss Meadows gibt, die 280 Pfund enthält, will er das Geld der Besitzerin sofort zustellen, nachdem er von dem Postillon, der das Fräulein weggelfahren hatte, durch eine kleine Bestechung eriahren hat, dass die Dame auf dem Were

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nach London sei und wo sie abgestiegen ist, Aureliens Aufenthalt bei der verwandten Dame war nämlich von Squire Sycamore ent- deckt worden. Deswegen nahm sie der Oheim wieder zu sich. Aber unterwegs fand sie im Wirtshaus zum Black Lion Gelegenheit, sich mit Dolly zu verständigen und es gelang beiden, mit Hilfe eines Bedienten zu entkommen.

Launcelot entdeckt nun selbst, dass die angebliche Miss Mea- dows niemand anders ist als seine geliebte Aurelia. Der Brief__ den sie an ihn geschrieben haben sollte, war eine Fälschung Mitten in seiner Freude hört er plötzlich Hilfrufe. Ein Bedienter—== meint, auf der Landstrasse werde jemand wahrscheinlich ermordet__— Launcelot springt auf sein Pferd; es ist Abend. Nachdem er ae den Ort gekommen ist, scheinen die Rufe plötzlich von einer andern m Richtung zu schallen; er folgt der neuen Spur und immer wiedese—t ertönt es ihm von einer andern Seite. So wird er die ganze Nacht irregeleitet und erst am andern Morgen findet er seiner =0 Knappen Crabshaw auf dem Boden liegend, neben ihm sein Pierce 7d Gilbert. Gefragt, wie er hierher komme, sagt Crabshaw, die Teufel hätten ihn hierher gebracht. Lange Zeit kann Launcelot keine =? vernünftige Antwort aus ihm herausbekommen, bis er schliessiiet —lı erfährt, dass Crabshaw am vorhergehenden Abend von drei mas kierten Männern durch die ganze Gegend von einer Stelle zu es ü' andern gebracht worden sei, bald im Trab, bald im Galopp, bi: = ==" sie ihn an der Stelle hätten liegen lassen, wo ihn sein Herr antrat = ~af. Launcelot lässt ihn in dem nächsten Gasthaus behandeln, er seh —: aber eilt, besorgt um Aurelia, in das Gasthaus, von dem er au za” gegangen war, und von dem er sich dreissig Meilen entfernt hatte= =?

Durch Drängen erfährt nun Launcelot von dem Wirt une _anl der Wirtin, dass Miss Darnel und Dolly entführt worden seiere=Ätl Ein Postbote übergibt ihm jedoch einen Brief der Dolly, in deme—4ea diese ihm mitteilt, dass sie Gelegenheit finden werde, ihren Aut == aul enthalt zu entdecken. Er holt den wiederhergestellten Crabshaw = ni und begibt sich auf den Weg nach London. Unterwegs sieht ==> a zwei Männer im Kampfe mit einer ganzen Schar von Leuten. Eo H befreit die beiden uuglücklichen Kämpfer: Crowe und Clarke,

Crowe hatte nämlich die Leute eine Anzahl von Farmerr= == die von einem Jahrmarkt heimkehrten angegriffen, weil six=== ei nicht bekennen wollten, dass Besseilda Mizzen das schönste Friucs se üu lein der Welt wäre, zumal er seine Forderung durch seine mannssprache so verschleiert hatte, dass die Bauern sich veralbeee— glaubten, Nach Befreiung der beiden wollen die Bauern einen Prozes==" wegen Landfriedensbruch anstrengen, aber durch die Vermittelun, 7 des Friedensrichters und Launcelots wird der Streit schliesslich tra der Hartnäckigkeit eines verstockten Bauern beigelegt.

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Sycamore steigt in demselben Gasthof ab, wo Launcelot ist. Er verabredet nun mit seinem Schmarolzer Dawdle, den Launcelot im Zweikampf zu bekämpfen, weil er der Ansicht ist, Launcelot liesse sich 4 la Don Quijote durch eine Besiegung das Versprechen abnehmen, auf Aurelia zu verzichten. Er sendet eine Forderung; aber Launcelot ist empört, dass man ihn für verrückt hält; er nimmt daher die Forderung nicht an. Dagegen ist Crowe von der Aussicht aut einen Zweikampf ganz hingerissen und sucht sich Dawdle zum Gegner aus. Er dringt noch in der- selben Nacht in dessen Schlafzimmer, und als Dawdle feige zurück- schreekt, beruhigt ihn der biedere Seemann darüber, dass er kein Gespenst sei. Dawdle will einer Forderung ausweichen, aber Sycamore kommt hinzu, und es wird verabredet, dass die beiden Parteien paarweise kämpfen sollen. Aber auch die zweite Forde- rung wird von Launcelot abgewiesen, Launcelot bricht auf,

Sycamore holt Launcelot ein, der sich jetzt endlich zum Kampfe bewegen lässt. Aber im letzten Augenblick bekommt Sycamore Furcht; er will vom Kampfe abstehen, um, wie er sagt, es Aurelia nicht anzutun, dass er ihr den Mann erschlage, der ihr vielleicht lieber ist als er selbst; er will daher die Entscheidung doch der Aurelia überlassen. Jetzt gibt aber Launcelot nicht nach: der Kampf muss gefochten werden. Sycamore fällt beim Anprall der Pferde aus dem Sattel. Inzwischen hat Dawdle das Pferd seines Gegners, des Captain Crowe, durch Aufschlagen mit Blasen scheu gemacht, wodurch der Besitzer des Pferdes wider Willen aus dem Schlachtfeld getragen wurde'), Dawdle lässt seinen Herrn im Stich, als dessen Sache schief geht. Launcelot verspricht dem Sycamore, ihm zu einer ehrenhafien Werbung um Aurelia freies Spiel zu lassen, bei unlauteren Absichten jedoch wiirde er sofort auf dem Plan erscheinen. Launcelot erreicht die Stadt Bugden, Am nächsten Morgen will er aufbrechen, als Dolly erscheint und erklärt, sie sei von Mr. Darnel verabschiedet worden und wisse nieht, wohin ihre Herrin gebracht worden sei.

Launcelot glaubt, dass der Oheim Aurelia in ein Gefängnis gebracht habe. Er besucht solche und hat reichliche Gelegenheit, seine Mildtätigkeit zu beweisen. Bald darauf wird er in einen Hinterbalt gelockt und in ein Irrenhaus gebracht. Der Urheber war, wie sich später herausstellt Sycamore. Crowe und Crabshaw begeben sich nun zu einem Zauberer, der ihnen sagen soll, was aus Launcelöt geworden sei. Dieser erklärt, Launcelot sei tot. Durch Olarke wird ein Inserat in einer Tageszeitung erlassen, worauf sich der Kutscher meldet, der Launcelot zum Irrenhaus gebracht hat. Launcelot wird mit gerichtlicher Unterstützung

) Vel Don Quijote, Teil II. Kap. 11.

sofort befreit, In dem Irrenhaus befindet sich auch Aurelia, div Launcelot während seiner Internierung an ihrer Stimme erkannte. Es füllt ihm nun nicht schwer, auch sie sofort der Freiheit wieder- zugeben Bei ihrer ersten Wiederbegegnung erneuern sie das Geständnis ihrer Liebe, und Aurelia klärt das Missverständnis des Briefes, der Launcelot so viel seelische Erregung verursacht hatte, auf: der Brief war eine Absage an Sycamore; der Oheim hatte ihn aber abgefangen und an die Adresse Launcelots gelangen lassen,

Der Oheim der Aurelia ist durch eine plötzliche Lähmung an den Rand des Grabes gekommen. Er lässt Aurelia um Ver- zeihung bitten, Sie erhält einen neuen Vormund und, nachdem die kurze Zeit bis zu ihrer Volljährigkeit verflossen ist, verheiratet sie sich mit Launcelot. Launcelot hatte die Absicht, an Syea- more Rache zu nehmen, aber dieser hatte bereits mit Dawdle, der sich ihm wieder angeschlossen hatte und der eigentliche Urheber der gegen Launcelot geführten Intrigue war, England verlassen.

Crowe und Crabshaw unternahmen noch einen Zug gegen den Wahrsager, der den Kapitän gefoppt hatte mit der Ankündigung seiner Verheiratung mit einem Dienstmädchen und der Crabshaw weissagte, dass er einst wegen Diebstahls gehängt werden würde, Da die Aussage über das Schicksal des Ritters nicht stimmte, so glauben sie auch nicht dem, was (liber sie prophezeit worden ist. und wollen sich an dem Weissager rächen. Dieser ist eben seiner Schulden wegen in die Hände der Justiz gefallen und hat auch eine Strafe wegen Betruges zu gewärtigen. Als aber die beiden Betrogenen gegen ihn auftreten, weiss er sie durch die Andeutung, dass er dem Kapitän etwas Wichtiges mitzuteilen habe, zu be- wegen, für ihn die Bürgschaft zu seiner Befreiung zu hinterlegen. Sie tun es schliesslich, In den Kreis der Freunde geführt, ent- puppt sich der Wahrsager als Ferret. Er bekennt sich als den Bösewicht, als der er im Laufe der Geschichte erschienen ist, und will auch jetzt nichts von Wohlwollen oder Grossmut wissen, sondern nur unterhandeln: er weiss, wie Crowe ein ilım zustehendes Erbteil bekommen kann, und fordert nun ein Enigegenkommen, Man verspricht ihm eine ansehnliche Rente und natiirlich Abstand- nahme von der Klage auf Betrug, und er erklärt, dass er heimlich mit der Tante Crowes, die diesen enterbt habe, verheiratet sei, und dass er nach englischem Recht als Eheherr seinen Einspruch er- lieben würde.

Bald wird die Hochzeit Launcelots und der Aurelia gefeiert, und auch Clarke, der zum Verwalter der Besitztiimer Launcelots ernannt worden ist, verheiratet sich mit Dolly. Allerdings rückt die angebliche Mutter der Dolly jetzt erst mit der Mitteilung herans,

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Was nun Smollett tatsächlich von dem inneren Wesen Don Quijotes auf seinen Helden übertragen hat, ist selır unbedeutend.

Von besonderen Charakterzügen Launcelots ist ihm ein- mal das hitzige Temperament, das Don Quijote auszeichnet, beigelegt; obwohl er sich gewöhnlich schr gelassen zeigt. Im 2. Kap. aber lesen wir doch, in welehe Wut er geraten kann. Der bösartige Ferret macht die hämische Bemerkung, „der Ritter könne noch einmal für seine Abenteuer in Bride- well enden“. Sofort flammt die Wut Launcelots auf, er greift nach seinem Schwerte und stürzt auf Ferret los. Wie sich nun Don Quijote häufig noch im letzten Augenblick besinnt, so verraucht auch Launcelots Hitze noch rechtzeitig, ehe er sich zu einer Gewalttat hat hinreissen lassen, Und wenn er diesen plötzlichen Umschlag mit den Worten erklärt: „the sudden guslı of passion is now over“, so will er damit den- selben Gedanken ausdrücken, wie Don Quijote, der einst Sancho wegen seines ungebührlichen Lachens jähzornig strafte und sich dann mit den Worten entschuldigte: los primeros movimientos no son en mano del hombre),

II. Captain Crowe.

Crowe stimmt in mancher Beziehung besser als Launcelot zu Don Quijote, weil er auch Torheiten in der Art derer des Don Quijote begeht, indem er z. B. von einer Anzahl Bauern verlangt, seine Geliebte für die schönste Dame der Welt zu erklären. Innerlich betrachtet entfernt er sich aber ebenso sehr wie Launcelot von dem spanischen Ritter. Warum er seine Aus- fahrten als Ritter unternimmt, ist nicht reeht ersichtlich; er hat nur wirre Vorstellungen vom Nutzen einer solchen Tätigkeit für die Menschheit; vor allem aber glaubt er eine Beschäftigung gefunden zu haben, die ihm, dem abgedankten Kapitän, Gelegenheit genug gibt, seinen Mut zu zeigen. Er kennt die Ritterromane nur äusserst oberflächlich, erst

1) D.Q. 1. Teil, Cap. 20. Obras d. Cerv. L c, p. 2688, auch l. Teil, Cap. 30, Obras d. Cerv. p. 298 a.

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im Gefängnis liest er die Abenteuer von Valentine and Orson. Daraus erklirt sich zum Teil, dass die Ritterideale nicht in ihm so leben, wie in Don Quijote, und dass wir notwendig auf das Phantasiespiel Don (uijotes verzichten müssen. Es erscheint ihm nur als etwas Äusserliches, wenn er als fahrender Ritter eine Geliebte haben muss. Weit davon entfernt, in dieser Geliebten das Urbild aller Schénheit und Tugend zu sehen, wie Don Quijote, drückt er ganz offen seinen Zweifel an der makellosen Tugend derjenigen aus, die er sich, durch andere gedrungen, zur geistigen Besehützerin gewälilt hat!). Da dieser Glaube nicht in ihm lebendig ist, so kann er auch Misserfolge nicht ertragen: als er in den Kampf mit den Bauern, die seine Geliebte für die schönste Dame der Welt erklären sollen, unterliegt, verzichtet er auf seine Geliebte fortan; indem er sieh an Launcelot wendet, der ihn von den Bauern befreit, sagt er in seiner Seemannssprache: ‘this is the second time you have holp me off, when I was bump ashore. Bess Mizzen, I must say, is no more than a leaky bumboat, in comparison of the glorious galley you want to man. I desire that henceforth we may cruise in the same latitudes, brother; and I'll be d—d if I don’t stand by you as long as I have a stick standing, or can carry a rag of canvas'?). Im allgemeinen scheint es sogar, dass der Ver- fasser auf diese Person des öfteren gerne Züge Sanchos über- trägt, und zwar Sanchos, von dessen besserer Natur ge- nommen; während er sich das Grobkörnige dieser Gestalt für Crabshaw vorbehielt.

Im Gegensatze zu Don Qnijote ist Crowe von keinem heftigen Temperament; statt der Hitze triumphiert meist eine eigenartige Sanchosche Gutmütigkeit. Dies zeigt sich, als er Dawdle, den Begleiter Sycamores, welch’ letzterer Sir Launcelot zum Zweikampf gefordert hatte, aufsucht, um auch für sich einen Gegner zu haben. Dawédle stellt sich, als ob er einen Geist sähe, Crowe glaubt ihm und redet den zum

| 1) Kap. 18, 2) Kap. 16.

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Kampfe auserwählten Gegner mit den Worten an: ‘... If you are afeard of goblins, brother, put your trust in the Lord, and he'll prove a sheet anchor to you’, Die Berührung mit Sancho ist hier umso deutlicher, als auch Sancho gegentiber seinem ihm zugedachten Gegner Tomas Coeial (IT. Teil, Kap. 14), ähnlich gutmütig bleibt, indem er sagt, er könne doch nicht mit einem kämpfen, mit dem er gegessen und ge- tranken habe.

So wie hier, ist noch öfter Crowe's Gutmütigkeit, die stark an Sanelıo Pansa erinnert, als ein charakteristischer—=am Zug seines Wesens betont; ein weiterer ist seine weitgehende» Furcht vor Gespenstern, die er mit andern Seemannscharakterene=es Smolletts gemein hat. Aber er hat Mut genug, jeder Gefahr 4 zu begegnen,

In seinem Hass gegen Grossmutter nnd Tante, die ihm seines Vermögens beraubt haben, gleieht er dem biederem ==" Trunnion; er empfindet eine innere Genugtuung bei dem Ge—== danken, dass diese Verwandten in der Hölle rösten.

Captain Crowe ist übrigens sehr gut humoristisch dar——" gestellt in Situationen, die sein gutes Gemüt trotz aller Komitee offenbaren Ein Beispiel dieser Art ist, als er den Laune —— lot in der Irrenanstalt entdeckt, iim gratulierend die eine Hand? reicht, mit der andern aber den Arzt, den er für den Ver— brecher an Launcelot hält, am Kragen durch das Zimmer” schleift.

III. Timothy Crabshaw.

Crabshaw, der Knappe Sir Launcelots, ist durchaus Sancho nachgebildet, aber nur nach dessen derberen Seiten, die womöglich noelı stärker aufgetragen werden.

Die Kap. 2 beschriebene Gestalt Crabshaws lässt dies schon erkennen.

Crabshaw folgt seinem Herrn wie Sancho in der Er- wartung von Belohnung. Er ist ungeheuer furchtsam und feige'). Er sucht in dem’Kampfe nach der Beute?) und zeigt

I, Kap. 8.

2) Kap, 19 (vgl. Don Quijote I. Teil, Kap. 8).

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zu erreichen. Einer Situationskomik, die besonders grosse Ähnlichkeit mit einer solehen im Don Quijote zeigt, sei noch hier gedacht. Kap. 15 wird erzählt, wie ein Barbier Crabshaw halb rasiert sitzen lässt. Kinen ähnlichen Anblick bietet Sancho Il. Teil, Kap. 32: das Dienstpersonal wäscht iim mit sehmutziger Lauge, er will sich dies nicht gefallen lassen und ersclieint, ein schmutziges Tuch auf der Brust, lärmend vor dem Herzogspaar.

An die Stelle der Abenteuer ist bei Smollett allmählich die Entwicklung der Liebesgeschichte Launcelots und der Aurelia getreten, die in äusseren Momenten (Flucht der Ge- liebten, Verfolgung ihrer Spuren durch den Geliebten, Auf- findung einer Banknote, die der Geliebten gehört, u, ä.) sich an Tom ‚Jones anlehnt.

Der Einfluss des Don Quijote auf Laurence Sterne (1713—1768).

Wenn man vom Einfluss des Cervantes auf die englische Literatur sprechen hört, so wird gewöhnlich in erster Linie Lanrence Sterne genannt. Dazu hat man aber kein Recht. Der Einfluss war nicht so tiefgehend wie etwa bei Fielding und Smollett und ist dabei so versteckt, dass man auch nirgends einer klaren Beschreibung und Abgrenzung des literarischen Einflusses begegnet.

Ist Sterne überhaupt von Cervantes angeregt worden zur oder bei der Abfassung seiner Life and Opinions of Tristram Shandy?') Der Hauptcharakter dieses Buches stellt es in eine ganz andere literarische Tradition. Dem Inhalt und der Form nach verrät sich das Buch als ein Geistesverwandter des Gargantua mit seinen grotesken Schilderungen und Einfällen, ja auch mit allen Eigenschaften des grotesken Stils, und Warburton hat mit Recht Sterne den English Rabelais genannt. Naclı der formalen Seite hat das Buch sicherlich noch sein Vorbild in der Anatomy of

) Die neun Bände erschienen zuerst: 1. und 2. 1759, 3, und 4.

1761, 5. und 6. 1762, 7. und 8, 1765, 9. 1767, 14*

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Melancholy (1621) von Robert Burton, die in der in England zur Blüte gelangten Literatur der gossipy books eine hervor- ragende Stelle einnimmt. Zweierlei konnte hier Sterne vor allem lernen: das l’aradieren mit gelehrtem Wissen, mit einer mehr oder weniger dentlichen Wendung ins Groteske und die ewigen Abschweifungen vom Thema. Aber sein Vorbild womöglich noch zu überbieten, war Sternes Streben, und er hat es erreicht und, obwohl er sicherlich diese seine Leistung als seine grösste Originalität ansah, dadurelı seinen meisten Lesern die Lektüre verdorben. Dass seine Rigenart als Schriftsteller auch nach seiner Meinung in dieser Selıreil- art aufgeht, spricht er deutlich in Sätzen aus, wie: digressions, ineontestably, are the sunshine; they are the life, the soul of reading! take them out of this book, for instanee, you might as well take the book along with them ...; oder: writing, when properly managed (as you may be sure I think mine is) is but a different name for conversation.

Diese Stilart ist aber nichts anderes als ein Bestandteil des grotesken Humors, jener (semütsstimmung, die gerade aus der Verbindung der heterogensten Elemente ihre Kraft zieht. Aus dieser Stimmung heraus musste sich die Stilart der ewigen Abschweifungen entwiekeln, und jener Sternesclhe Stil ist somit der eigentliche Ausdruck des grotesken Huniors.

Gehört nun Sternes Werk in die groteske Literatur, so scheint weniy Raum für eine Beziehung zu dem Aumoristischen Werke des Cervantes zu bleiben. Und doch ruft Sterne einmal aus: my dear Rabelais, and my dearer Cervantes! Wer so den einen Verfasser tiber den andern stellt, kann sich nicht ganz dem Einfluss des bevorzugten entzogen haben. Zunächst liesse sich daran erinnern, dass auch der Don Quijote nicht ohne groteske Züge ist. Aber was gerade in dieser Hinsicht bei Sterne an Cervantes erinnern könnte, ist ohne Zweifel zumeist auf Rabelais zurückzuführen. So kennt Cervantes gerade so wie Rabelais") die langatmigen Aufzählungen, die lediglich durch ihre Fille komiseh wirken.

!) Trotz Schneegans, Geschichte der grotesken Satire, 5S, #70.

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Und bei der folgenden denken wir daran, dass Don Quijote in seinen grossen Wutausbrüchen seinen ICnappen des öfteren mit ganz ähnlichen Benennungen belegt hat: blockheads, nomskulls, doddypoles, dunderheads, ninny-hammers, goose- caps ete. ete.") Aber auch gerade an dieser Stelle führt er den Gargantua als Quelle an. Dennoch können wir im folgenden sehen, dass Sterne auch gewisse groteske Züge aus dem Don Quijote entnimmt.

a) Der Einfluss auf die Technik.

Schon wenn wir Sternes eigenen, in seinen Werken zerstreuten Äusserungen folgen, finden wir, dass er sich in bestimmten Fällen der Technik an Cervantes anschliessen will. Er schreibt: I am persuaded that the happiness of Cervantic humour arises from this very thing of describing silly and trifling events with the circumstantial pomp of great ones. An andern Stellen nennt er diese fiir Cervantes charakteristische Darstellungsweise komischer Szenen ‘Cer- vantie gravity’ (Buch III, Kap. 10): Unely Toby hat die Bemerkung gemacht: injuries come only from thie licart. Darauf heisst es: For this reason, continued my father, with the most Cervantie gravity, 1 have the greatest veneration in the world for that gentleman, who in distrust of his own Jiscretions on this point, sat down and composed (that is at his leisure) fit forms of swearing snitable to all cases, from the lowest to the highest provocations which could possibly liappen to him, which forms being well considered by him, and such, moreover, as he could stand to, he kept them ever by him on the chimney-piece within his reach, ready for use*). Hier haben wir gleichzeitig ein Beispiel für den Begriff, den Sterne übrigens selbst vollkommen deut- lich beschrieben hat: Der Vater erzililt eine durchaus komische

1) Vgl. etwa D. Q. 1, Kap. 46: 6 bellaco villano, mal mirado, descompuesto & ignoranie, infacundo, deslenguado, atrevido, mur- murador y mal diciente ete.

2) Sterne Works, ed. J. P. Browne, London 1873 (4 vol.) vol. I, 5. 182—153.

34)

Sache, aber dazu kommt eine Menge von Einzelheiten, die in uns die Vorstellung einer ernsten Sache erwecken: so seine eigene Ruhe und sein Ernst, dann aber die Beschreibung des Mannes, der sich zu soleh einer komischen Sache, wie die Sammlung aller möglichen Fliiche für seinen eventuellen Bedarf, gemiichlich hinsetzt, sie klassifiziert und schliesslich aufschreibt, sie bereit legt, um sie im Notfall zur Hand zu haben. Unschwer ist auch der Sachverhalt zu erkennen an folgender Stelle (1. Buch, Kap. 19), wo Walter Shandy mit allem Seharfsinn, Ernst und Hartnäckigkeit für die seltsame Behauptung eintritt, dass der Name Tristram ein unlıeil- bringender sei. Bei dieser Gelegenheit heisst es: The hero of Cervantes argued not the point with more seriousness, nor lad he more faith, or more to say on the powers of necromaney in dishonouring his deeds, or on Duleinea’s name in shedding lustre upon them, than my father had op those of Trismegistus or Archimedes, on the one hand, or of Nyky and Simkin, on the other. How many Caesars and Pompeys, he would say, by mere inspiration of names, have been rendered worthy of them! And how many he would add, are there, who might have done exceeding well in the world, had not their characters and spirits been totally de- prived and Nieodemus’d into nothing"), In diesem Beispiel erfahren wir, dass kein anderer als Don Quijote selbst das Vorbild für diese Darstellungsweise war: der Manchaner mit seinen Reden, deren Behauptungen unsinnig sind, die aber einen solehen Aufwand von Beweismaterial und dialektiseher Kunst darbieten, dass selbst Leute wie der Pfarrer minuten- weise inZweifel geraten, ob Don Quijote wirklich verrückt sei,

Dieses Cervantesische Kunstmittel, das, wie aus der vorliegenden Arbeit ersichtlich, schon melhrere Male von den englischen Schriftstellern erkannt wurde und besonders den Ansporn gab zur Abfassung der Seribleriaden, erscheint nun hier wiederum bei Sterne, Und zwar ist der Umfang der Verwendung mit den obigen Beispielen nieht erschöpft. Wir müssen annehmen, dass sich Sterne dieses Mittels bewusst

1) Works, I, S. 43.

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war bei fast allen Reden, die der Vater Shandy hält, denn seien sie von diesem bewusst oder unbewusst komisch, für den Leser jedenfalls enthalten sie jene leiden Momente, die Sterne als Cervantesische Art bezeichnet, Wir dürfen sogar annehmen, dass Sterne auch an vielen anderen Stellen Cer- vantes in dieser Weise nachahmte, wenn es auch natürlich unmöglich ist, solehe Stellen einzeln aufzuzählen. Ich be- merke nur noch, dass Sterne gerne selbst auf diese Ver- bindung von Ernstem mit Komischem hinweist in Bemerkungen wie: That there are, quoth my father with a most affected gravity"). My father smiled inwardly, but not outwardly; The subject being rather too serious ...*) In folgendem ist auch noch eine deutliche Darstellung der Sache selbst enthalten: All that I maintain here, is, that in this one, of the influence of Christian names, however it gained footing, he was serious; he was all uniformity; he was syste- matical, and like all systematic reasoners, he would move both heaven and earth, and twist and torture everything in nature to support his hypothesis"). (Buch I, Kap. 19.)

b) Der Einfluss auf die einzelnen Gestalten,

Keine Sternesche Gestalt lässt sich zwar als das direkte Nachbild einer Gestalt aus Don Quijote bezeiclnen, aber melırere haben doch so viel Einzelzüge aus dem spanischen Werk in sich aufgenommen, dass sie eine gewisse Geistesverwandt- schaft mit den Gestalten dieser Quelle nicht verbergen können,

Walter Shandy, der Vater Tristrams, ist vor allem durch eine Zwischenstufe mit Don Quijote in Beziehung zu setzen. 1s ist ein Gelehrter, der viel Kleinkram von Wissen, und besonders von abstrusem Wissen, in sich aufgenommen hat, der vor allem eine besondere Vorliebe für gauz absurde Behauptungen hat und diese im Gespräch mit andern so larfnäckig und dialektisch gewandt verteidigt, dass in der oben geschilderten Weise bei allem absurden Fonds der Rede der Anschein einer ernsten Sache erweckt wird, in deren

1) Works, vol. I, S. 137. (Buch II, Kap. 17: The Sermon.) 2) ibid. vol. I, S. 143. 8) ibid. vol. I, 5. 56.

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Bann die Zuhörer und auch die Leser gezogen werden, In allen diesen Punkten ähnelt Walter Shandy dem Martinus Seriblerus, der nach den grotesken Zügen des Don Quijote gebildet ist. Wir werden bekannt gemacht mit der Bibliothek des Walter Shandy, in der sich ganze Abteilungen von Ab- handlungen über die Gestalt der Nasen, solehe über Hosen und dergl. befinden. Wie Seriblerus will Walter Shandy auch wissenschaftliche Werke, so fiber Erziehung seines Sohnes, eine 'Tristrapaedia, schreiben. Allerdings wächst der Sohn zum Jüngling heran, ehe das Werk fertig ist. Vor allem wirkt aber Walter Shandy echt quijotisch in seinen Reden, sofern sie in einer eigenartigen Weise Wissen, Wissen- schaft und Phantastik verbinden.

Ferner kann kein Zweifel darüber sein, dass Sterne in der Gegentiberstellung von Walter Shandy und Toby Shandy eine iilinliche Kontrastierung beabsichtigte, wie Cervantes mit seinem ungleichen Paare Don Quijote und Sancho. Wie Sancho seinem Herrn gegenüber den nüchternen Verstand betont, so Toby Jen absurden Spekulationen seines Bruders gegenüber die unbefangene Kindlichkeit. Dies kommt zum Ausdruck, wenn Toby gegenüber den sophistischen Spitz- findigkeiten die Sache ohne Umsehweif beim riehtigen Namen nennt. In my plain sense of things, my uncle Toby would answer, every such instance is downright murder, let who will commit it. There lies your mistake, my father would reply; for in foro Seientiae there is no sueh thing as murder; ‘tis only death, brother’). So lässt sich auch der nüchtern denkende Bauer Sancho durch keine Phantasic Don Qnijotes die Sache anders vormachen, als sie in der Tat ist. Wie Don Quijote sich vergeblich bemüht, seinen realistisch denkenden Knappen auf die Höhe seiner idealen Anschauungen zu erheben, so miiht sich Walter Shandy un- säglich ab, seinen Bruder in den Kreis seiner philosophischen Deduktionen zu ziehen. Wie auf seiten der Belehrenden sich viel Anstrengung findet, so zeigen auch die beiden Belehrten viel guten Willen, aber nachdem sie eine ganze Weile mit 4) Works, vol. I, S. 70 (= Buch I, Kap. 21).

= 237 =

scheinbarem Verständnis zugehört haben, entfällt ihnen plötz- lieh eine Wendung, die verrät, dass die ganze Belehrung umsonst war. Und regelmässig macht sich an diesem Punkte bei Walter wie bei Don Quijote eine ungeheuere Entrüstung Luft (vgl. für Sterne Buch 11], Kap. 41). Dies ist der Verlauf einer ganzen Reihe von Gesprächen im ‘Tristram Shandy wie im Don Quijote.

Abgesehen von diesem gegensätzlichen Verhältnis zu seinem Bruder hat Uncle Toby noch eine Reihe von conereten Ziigen aus dem spanischen Roman erhalten, teils solche Sanchos, teils solche Don Quijotes. An Sancho erinnert vor allem, wie aus dem soeben Gesagten hervorgeht, eine gewisse Sehwerfälligkeit, sich in den Gedankengang anderer zu ver- setzen. Ebenso teilt er mit Sancho die Schwerfälligkeit, sich auszudrücken. Auch von Sterne ist dies als Quelle komischer Situationen ausgebeutet worden (Buch II, Kap. 1). Don Quijote lässt er sich in folgender Weise an die Seite stellen: Er ist ein alter Soldat, der infolge seiner Verwundung bei Namur den Abschied nalım. Aber in seiner Phantasie lebt er den ganzen Feldzug (gemeint ist der spanische Erbfolge- krieg) mit. Und dieses Phantasieleben, wenn es auch nichts von der Grossartigkeit Don Quijotes besitzt, erinnert doch stark an den spanischen Ritter. Wie oft ertappen wir den biederen Mann, wie seine Phantasie mit den kriegerischen Ereignissen und Vorstellungen beschäftigt ist! Wird soeben im Kreise der Shandys und ihrer Freunde ernsthaft über ein bestimmtes Thema gesprochen, so können wir sicher sein, dass nach einer Weile Uncle Toby durch irgend ein Miss- verständnis (ein doppelsinniges Wort oder dergl.) veranlasst, das Gespräch auf sein ‘hobby-horse’ wendet oder deutet. Wenn wir dem lieben Uncle Toby so in dem Gedankengang folgen, den er während soleher Reden gemacht hat, so haben wir sine Zweifel ein Recht, an das älnlielı geartete träumerische Tonenleben Don Quijotes zu denken. Dann kommt es auch bei Unele Toby zuweilen vor, dass er bei einer lebhaften Schlachtenschilderung sich mitten in die Schlacht versetzt glaubt und alle kämpferischen Bewegungen plötzlich mit-

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macht (Buch V, Kap. 21) oder alle Anordnungen trifft, als ob er in dem fremden Lande Krieg führe (Buch VI, Kap. 33), Mehr spielerisch zu nennen ist allerdings die Art, wie Uncle Toby sich dafür Ersatz zu schaffen sucht, dass er nicht mehr am Kriege teilnehmen kann. Wie Don Quijote besitzt er eine Spezialbibliothek, nämlich eine solehe über Befestigungskunst (TI. Buch, 3. Kap.). Darin hat er so lange studiert, bis sein (sedankenkreis sich nur noch in solehen Vorstellungen bewegt. Durch seinen ehemaligen Korporal Trim wird er nun angeregt, seine Kenntnisse praktisch zu verwerten. Nachdem er von seiner Wunde geheilt ist, ver lässt er das Haus seines Bruders, bei dem er Pflege er- halten hat, um seinen Plan zu verwirklichen. Die Umstände, unter welchen er auszieht, sind unter offenbarer Anlehnung an Don Quijotes Auszug beschrieben: he broiled witlı im- patience to put his design in execution; and so, withonl consulting further with any soul living; ... he privately ordered Trim, his man, to pack up a bundle of lint and dressings, and hire a chariot-and-four to be at the door ex- actly by twelve o'clock that day, when he knew my father would be upon "Change. So leaving a banknote upon the table for the surgeon's care of him, and a letter of tender thanks for his brother's he packed up his maps, his books of fortification, his instruments, etc. and by the help of a crutch on one side, and Trim on the other, my unele Toby embarked for Shandy-Hall!) (Buch II, Kap, 5). Hier, auf dem alten väterlichen Stammsitz, verwandelt er

ı) Works, 1. c. vol. I, p. 97—98. Die Stelle bei Cervantes (1. Teil, 2. Kap.) lautet: Hechas pues estas prevenciones no quiso

mas tiempo ä poner en efecto su pensamiento, apretändole 4 ello ia falta que él pensaba que hacia en el mundo su tardanga, ... Y asi sin dar parte 4 persona alguna de su intencién, y sin que nadie le viese, una Manhana antes del dia (pues era uno de los calurosos del mes de julio) se armö de todas sus armas, subiö sobre Rocinante, puesta su mal compuesta celada, embrazé su adarga, somé su lanza, y por la puerta falsa de un corral salié al campo con grandisimo contento y alborozo de ver con cuanta facilitad habia dado principio & su buen deseo.

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den Rasenplatz seines Hauses in ein Festungsterrain und stellt mit Trim die ganzen Belagerungsarbeiten her, wie er sie bei Gelegenheit der Belayerung einer Festung aus den Zeitungen konstruieren kann. Bei jeder neuen Meldung wird von beiden Soldaten der ganze Fortschritt der Belagerung miterlebt. Dies will natürlich nichts heissen im Vergleich zu der grandiosen Phantasiearbeit Don Quijotes, ist aber doch geistesverwandt damit. Dass es aber mitunter zu einer ähnlichen Selbsterhitzung der Phantasie auch bei den eng- lischen Soldaten kommt, ist nach dem Vorhergesagten ver-. ständlich, wenn sie auch weit hinter Don Quijotes Temperament zurückbleibt. Wie sehr Uncle Toby in diesen Vorstellungen aufgeht, ergibt sielı auch daraus, dass er ganz fern liegende Dinge in Beziehung zu seinem strategischen Beruf zu bringen weiss. So rüstet er sich zu seiner Werbung um die Witwe Wadman wie zur Belagerung einer Festung: sein Bruder Walter ruft aus, als er ihn mit Trim an das Haus der Witwe heranrücken sieht: By all that’s strange, they are besieging Mrs. Wadman in form, and are marching round her house to mark out the lines of circumvallation! ') (Buch IX, Kap. 8). Wie Don Quijotes Ritterlaufbahn mit seiner Besiegung durch den Ritter mit dem weissen Mond endet, und er später mit grossem Weh an dieses Ereignis zurückdenkt, so setzt auch der Friede von Utrecht der Beschäftigung Tobys mit seinem lobby-horse ein Ziel und to the end of his life The never could hear Utrecht mentioned upon any account Whatever, or so much as read an article of news extracted out of the Utreelit Gazette, without fetching a sigh, as if is heart would break in twain®) (Buch VI, Kap. 31). Einige wenige Züge Sanchos scheint der ehemalige Corporal Trim erhalten zu haben. Er steht in einem älnliehen Verhältnis zu Uncle Toby wie Sancho zu Don Quijote. Einmal äusserlich: wie Sancho die versehieden- attigsien Dienste für seinen Herrn verrichten soll, so dient #4 Works, vol. II, S. 229. 4 ibid. S. 56.

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auch Trim als ‘valet, groom, barber, cook, sempster, and nurse’. Dann aber innerlich: beide fühlen sich mit ihren Herren in enger Freundschaft verbunden. Hören wir aus den Reden, die zwischen Walter Shandy und Unele Toby gewechselt werden, die Anstrengung heraus, die Don ()nijote und Sancho machen, um sich zu verstelien, so erwecken die Reden zwischen Unele Toby und Trim die Erinnerung an die Szenen, in denen Don Quijote und Sancho allein draussen auf einem einsamen Weg aus aufriehtigster Herzensfreundsehaft ‚heraus sich ihre Wünsche und Hoffnungen oflenbaren. Zwei Paare etwas schrullenhafter Menschen, die von niemand anders verstanden werden, die sich aber gegenseitig durch das Ge fühl verstehen! Unverkennbar ist dies Verhältnis der beiden Personen nach Cervantesischem Vorbild gestaltet, wenn wit die vertraulichen Reden betrachten, die sie mit einander führen. Sancho heitert seinen betrübten Herrn auf dureh Erzählungen (I. Teil, 20, Kap.); dasselbe wird von Trim be- richtet; sein Herr sagt von ihm: Thou hast many excellencies, Trim ... and I hold it not the least of them, as thou happenest to be a story-teller, that, of the number thoa hast told me, either to amuse me in my painful howrs, or divert me in my grave ones, thou hast seldom told me a bad one"), Wenn auch Don ()uijote mit Sancho nicht so zufrieden ist, so ist doch auch dessen guter Wille zu loben. Das ist aber nicht das Einzige: es kommt noch hinzu das liebevolle Eingehen der Herren auf das von ihren Dienern Gesagte, die freundliche Belehrung, die nachsichtige Beurteilung, die guten Ratschläge, auch die gelegentlichen Zurechtweisungen: alles dieses gibt dem Verhältnis der beiden Paare das Gepräge, Noch einige wenige Striche hat Sterne hinzugefügt, um Trims Bild dem Sanchoschen ähnlich zu machen. Wie Sanehos Reden durelı eine eigenartige Sprache auffallen, so auch die Trims durch die immer wiederkehrende Einfügung von ‘your honour’. Beide sind sehr geschwätzig, wenn sie einmal zu reden anfangen. Von Sancho ist dies zur Genüge bekannt; von Trim heisst es: set his tongue a-going, you lad no ') Works, vol. II, S. 171 (Buch VII, Kap. 19).

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hold of him. Eines ähnlielıen Umstandes ihres Lebens rühmen sich beide: Aufgefordert, eine Predigt vorznlesen, weist Trim die Bedenken, die ein Zuhörer hinsichtlich seiner Fähigkeit hat, stolz mit den Worten zurück: An 'please your honour ... I officiated two whole campaigns in Flanders, as clerk to the chaplain of the regiment ') (Buch II, Kap. 15). Und Sancho meint, er werde sich dereinst als Statthalter sehon Autorität verschaffen können, ‘porque por vida mia que un tiempo fut munidor de una cofradia, y que me asentaba tan bien la ropa de munidor, que decian todos que tenia presencia para poder ser prioste de la misma cofradia (Teil I, Kap. 21).

In diesen hauptsächlich komischen Zügen, die wir von den Sterneschen Gestalten aufgezählt haben, erschöpft sich allerdings nicht der ganze Einfluss des Cervantes auf diese Gestalten. Daneben ist noch ein tieferer Einfluss in der humoristischen Darstellung zu suchen, die sich nicht nur auf die wenigen aufgezählten Züge, sondern auf die Gestalten als vollkommenen Individuen erstreckt. Als Einleitung zu diesem Punkt wollen wir erst die Frage beantworten, welche persönliche Auffassung Sterne von den Hauptgestalten des spanischen Romans verrät.

Zunächst fällt uns die fast überschwängliche Huldigung auf, die Sterne Don Quijote zu teil werden lässt. Mit dem Manchaner vergleicht er einen seiner lautersten Charaktere, den parson Yorick, mit dem er sich selbst hatte schildern wollen (I. Teil, 10.—12. Kap.). Yorick opfert sich auf für seine Mitmenschen; ausführlielı wird besonders folgender Zug von ihm erwähnt: er leilıt sein schönes Pferd seinen Nach- barn, die aber nicht sehr säuberlich mit dem Tiere umgehen, so dass Yorick sich fast alle 10 Monate ein neues Pferd anschaffen muss. Endlich kommt er zu der Erkenntnis, dass er das Geld, welches er so verausgabt, auf viel bessere Weise seinen Mitmenschen zu gute kommen lassen könnte, und er behält sein letztes abgemagertes Pferd und kauft sich kein neues. Nun wundern sich die Menschen, wie der Pfarrer

f Works, vol. 1, S. 127.

23

to gravity’ habe. Dies alles weist darauf hin, wie tief Sterne das komische Wesen Don Quijotes mit seinem sittlichen Kern in Einklang zu bringen wusste,

Bezeichnend für Sterne ist es ferner, dass er gleichzeitig auch mit dem Wesen Sanchos sympathisiert; fast steht ihm dieser noch näher als Don Quijote. Während er Aussprüche des letzteren niemals zitiert, kommen Sanchosche Worte umso öfter bei ihm vor. Als Yorick auf dem Totenbette liegt, zeigt er seinen Kopf dem Freunde mit den Worten: 't is so bruised and misshapen with the blows which ***** and *****, and some others have so unhandsomely given me in the dark, that I might say with Sancho, that, should I recover, and “mitres there upon be suffered to rain down from Heaven as thick as hail, not one of them would fit it’'). Ein ander Mal: I am as honest as the king (as Sancho Panga says), only not so rich (Letter LIV)?). Desgleichen erwähnt er noch rühmend die schöne Rede Sanchos über den Schilaf und andere Ausspriiche*). Der allgemeine Charakter dieser Aus- sprüche ist eine absurde Naivetät in Verbindung mit sehöner Herzenseinfalt. Neben dieser Einfalt war es aber vor allem noch die Sentimentalität, das Zurücktreten des Verstandes vor dem Gefülil, die Sterne bei Sancho mächtig anzog. Auch hier entdecken wir wieder ganz persönliche Beziehungen zwischen Sterne selbst und Sancho. Wie Sancho seinen Esel herzt, mit ihm spricht und ihn vor Schlägen bewalırt, so erzählt auch Sterne von demselben Tier (7. Buch, 32. Kap.): ... tis an animal ... I cannot bear to strike; there is a patient endurance of sufferings, wrote so unaffectedly in his looks and earriage, which pleads so mightily for him, that it always disarms me; and to that degree, that J do hot like to speak unkindly to him: on the contrary, mect him where I will... / have ever something civil to say to

') S. D.Q. 1,7, wo Sancho von seiner Frau sagt: tengo para mi que aunque lloviese Dios reinos sobre la tierra, ninguno asentaria bien sobre la cabeza de Mari Gutiérrez.

*) Works, vol. IV, S. 227. Wo aber sagt Sancho solches?

|S. vorl. Arb. SS. 30 u. öl.

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2235

Von den genannten zelört am wenigsten hierher Walter Shandy. Bei dieser Gostalt macht Sterne nur in der Weise eine Anstrengangzudiese) Darstellung, dass er neben derSchilderung des grotesken Wesens auch auf die idenlen Züge des Mannes hinweist: my father had a much more acute and quick sensibility of nature, altended with a little soreness of temper. Though this never transported him to any thing which looked like malignancy; yet in the little rubs and vexations of life, “t was apt to show itself in a drollish and witty kind of pcevisliness: He was, however, frank and generous in his nature; at all times open to conviction; and in the little ebullitions of this subacid liumour towards others, but particularly towards my unele Toby, whom be truly loved, he would feel more pain. ten times told ... than what he ever gave. Vergegenwärtigen wir uns somit in jedem einzelnen Fall, wo Walter Shandy in seiner mürrischen Laune andern wehe tut, dass dies gegen sein besseres Gefühl ge- sehieht, so müssen wir wolil über seine ilin beherrschende Reizbarkeit lächeln, aber in diese unsere Stimmung mischt sich Mitleid und Anerkennung, wenn wir bedenken, wie die von ihm geschaflene Situation ihn selbst peinigt, Kunstvoller ist allerdings der Humor, der sich un- mittelbar aus der Situation ergibt, wo Komisches und Er- habenes eine unlösliche Verbindung eingehen, wo es gewisser- massen keiner Gedächtnisanstrengung des Lesers bedarf, um sich die richtige Stimmung selbst zu erzeugen, Diese Kunstform kommt kaum bei Walter Shandy, umso häufiger aber bei Uncle Toby und Corporal Trim vor. Kinige Bei- spiele mögen genügen: Walter Shandy zitiert einst auswendig die Betrachtungen eines antiken Autors bei Gelegenheit einer Reise in Griechenland. Da dies in der Ieh-Form geschieht, meint Uncle Toby, es seien die eigenen Bemerkungen seines Bruders, und fragt darum naclı dem Datum der Reise, Als nun Walter ilım zur Antwort gibt ‘vierzig Jahre vor Christus’, wird Unele Toby verwirrt und, in dem Glauben, sein Bruder habe momentan den Verstand verloren, fängt er an, tm stillen für ihn zu beten. Bekannt ist die Szene, in der Uncle

Palaestra XIII, 15

227

zurückführen, nämlich auf eine vollkommene Herzensgüte und solch ein unverfälschtes kindliches Gemüt, wie es eben nur bei echt humoristischen Gestalten wie Don Quijote und Sancho zur Darstellung kommen kann, weil sich sulehe Eigenschaften

in ihrer vollsten Lauterkeit nur zu gerne von selbst mit

leichten komischen Zügen verbinden.

Der Sternesche Humor unterscheidet sich aber von dem Cervantesischen in formaler und inhaltlicher Hinsicht. Der formale Unterschied hängt mit Sternes Stil im allgemeinen zusaınmen und besteht darin, dass Sterne das humoristische Element seiner Gestalten selbst stark hervorhebt, gewisser- massen mit dem Finger darauf deutet, damit die T,eser ja nicht bei aller Komik das Erhabene übersehen, und so kommt er dazu, das Humoristische sozusagen zu verhitscheln. Anders werfährt Cervantes! Er lässt das Humoristische durch sich sselbst wirken, weist vielleicht stärker noch auf das komisclie Wlement hin und wird in keiner Weise sentimental. Eng «amit zusammen hängt der inhaltliche Unterschied: Während <äer Cervantesische Held ein frischer Mensch ist, der sich Seiner wirklichen Vorzüge kaum bewusst ist denn sein <>Selbstruhm hat andere, unberechtigte Quellen —, fühlen wir #zast überall deutlich heraus, dass die Sterneschen Helden @ michr oder weniger eine deutliche Vorstellung von ihrer Herzens- #=üte haben. Dies tritt schon in dem oben zitierten Beispiel RB mervor, wo Uncle Toby dio ihn peinigende Fliege hefreit; zZ man beachte die Rede, dic er dabei hält, wie er sozusaren = eine eigenen Gefühle analysiert und sich ihrer freut. Noch <B entlicher ist die folgende Szene, deren Held ‘Trim ist; —Mim hat eben die zehn Gebote aufgesagt; Walter Shandy «zweifelt, dass Trim eine klare Vorstellung von seinen eigenen orten habe: Prithee, Trim, quoth my father, turning round “aD him, what dost thou mean by “honouring thy father =a.md thy mother?” Allowing them, an’ please your honour, © Pree half-pence a day out of my pay, when they are old. ——— And didst thon do that, Trim? said Yorick. He did A rndeod, replied my uncle Toby. So echt humoristisch diese

“Szene ist, so deutlich zeigt sie doch auch das eben berührte 15*

228

Verfahren Sternes, wodurch sein Humor eine sentimentale Färbung erhält. Vielleicht ist auch für diese sentimentale Stimmung Sternes, die ja nicht nur aus dem ‘Tristram Shandy bei ihm bekannt ist, ein Sanchoscher Einfluss anzunehmen, wenn wir nicht lieber sagen wollen, dass Sterne aus einer gewissen Wahlverwandtschaft sich zu Sanclio hingezogen fühlte,

c) Einzelnes.

1. Diese letzerwälhnte sentimental-welımütige Stimmung blickt auch in einem Ausspruch durch, den Cervantes seinen fingierten Autor Cide Hamete in den Mund legt. Im 2. Teil, 48. Kapitel erklärt dieser angebliche arabische Verfasse, dass er den besten von seinen beiden Oberröcken, dic er überhaupt besässe, hingegeben hätte, um den Don Quijote und die Duena Rodriguez in einer komischen Szene belauschen zu können: por Mahoma que diera por ver a los dos asidos Y trabados desde la puerta al lecho la mejor almalafa de dos que tenia, Diese Stelle, die Sterne méglichst noch sentimentaler interpretiert als Cervantes, hat er nicht allein selbst in seinem Life and Opinions of Tristram Shandy zitiert"), sondern et nimmt sie sich verschiedentlich zum Muster Man vergleiche folgende Stellen: Here pray, Sir, take hold of my cap; nay, take the bell along with it, and my pantonfles too. Now, Sir, they are all at your service; and Z freely make you a present of ‘em, on condition you give me all your attention to this chapter*) so redet Sterne seinen Leser im 18, Kapitel des 3. Buches an. In dem Nachruf an Trim wird Sterne in ähnlicher Weise sentimental: Oh Corporal! had | thee, but now, now, that I am able to give thee a dinner and protection how would I cherish thee! ... But alas! alas! alas! now that I can do this in spite of their reverences, the occasion in lost, for thou art gone*) . . . Ähnlieher Art ist das grossmütige Gesehenk, das Walter

!) Works, vol, |, S. 193.

2) ibid. vol. I, S. 202, ) ibid. vol. II, S. 49 (Buch VI, Kap. 25).

a

Shandy im Interesse von Kunst und Wissenschaft hergeben will: Heaven! thou knowest how | love them; thou knowest the secrets of my heart, and that I would this moment give my shirt Thou art a fool, Shandy, said Eugenius, for thou hast but a dozen in the world; and 't will break thy set. No matter for that, Eugenius; J would give the shirt off my back to be burnt into tinder")... (Buch 6, Kap. 26). What would I have given for my uncle Toby to have whist- led Lillebullero! ?) (Buch 7, Kap. 40.) Turn in hither, redet Sterne den ‘Gentle Spirit of sweetest humour’ an, I beseech thee! behold these breeches! they are all I have in the world; that piteous rent was given them at Lyons *) (Buch 9, Kap. 24). Sogar in seinen eigenen Briefen ver- wendet er älnliche Redensarten: Z would have given, not my gown and cassock (for I have but one) but my topaz- ving, to have seen the petits maitres et maitresses go to mass, alter having spent the night in dancing (Brief CVI). 2. In dem Brief, der die Nr. 131 trägt, schreibt Sterne: I will consider Slop’s fall and my too minute description of

_ &t, but in generall I am persuaded that the happiness of

Cervantie Immour arises from this very thing of describing Silly and trifling events with the circumstantial pomp of great

«nes. Die Erwähnung des Cervantes an dieser Stelle ist kein

Zulall; in der Tat hatte Sterne bei der Beschreibung dieses Kleinen Frlebnisses des Arztes Slop (Tristram Shandy Bneh LI, Kap, 9) eine ähnliche Szene im Don Quijote im Auge: Obadialı, der Diener der Familie Shandy, ausgesandt um Slop zu holen, galoppiert auf den gerade heranreitenden Arzt los, gibt ilım einen Stoss, dass Slop seine Peitsche fallen

| lässt und, als er danach greift, den Steigbüzel verliert und

von Pferde gleitet, mitten in den tiefsten Schmutz hinein. 7 Die Komik, in die der durchaus eingebildete Slop gerät, die nämliche wie in dem Abenteuer, das von Don

1) Sterne's Works, vol. II, S. 51, 2) jbid. vol, II, S. 138. *) ibid, vol. Il, S. 250.

Wi Be

(uijote (11. Teil, 30. Kapitel) erzälilt wird, der durch Un- geschicklichkeit seines Knappen auch vom Pferde fällt und zwar vor den Augen des Herzogspaares.

3. Cervantes bot m, E. auch Anregung für die Abfassung des Briefes, den Walter Siiandy in einer stillen Stunde seinen auf Werbung ausgelienden Bruder Toby schreibt. Man denke sich, ein Mann fühlt sich gedrängt, seinem Bruder, der gerade eben ausgegangen ist, kurz vor dessen Verheiratung alle guten Ratschläge einmal brieflich zusammenzufassen, von deren Befolgung das Heil des Ehemanns abhängen soll! Die Idee ist so durchaus eigenartig, dass ihre Verwandtschaft mit dem Brief, den Don Quijote an Sancho schreibt, als dieser auf die Statthalterschaft auszieht, und den Ratschlägen, die er ilım mündlich kurz zuvor gibt, nicht geleagnet werden kann (Don Quijote IL Teil, Kap. 42 u. 51), Zum nälıeren Vergleich sei noch angeführt, dass der ganze Ton der beiden Priefe mit ihrem gut gemeinten Idealismus, aber ihrer Fülle spasshaft wirkender Ideen ein durehaus komischer ist. In letzterer Hinsicht will ich nur ein Beispiel aus Walter Shandys Brief anführen; er sagt: suffer her (die Frau Tobys) not to look into Rabelais, or Searron, or Don Quixote: They are all books which excite laughter; and thou knowest, dear Toby, that there is no passion so serious as Just). Don (Juijote sowohl wie Walter Shandy geben ihren Ratschlägen folgende feierliche Einleitung. Don Quijote: Primeramente, 6 hijo, has de temer 4 Dios; porque en el temerle esta la sabiduria, y siendo sabio no podräs errar en nada, Walter Shandy: In the first place, with regard to all which concerns religion in the affair, —... I would remind thee of one [= office] (during the continuance of thy courtship) in a particular manner, which I have not omitted; and that is, never to go forth upon the enterprise, whether it be in the morning or the afternoon, without first r thyself to the protection of Almighty God, that he may defend thee from the evil one Ly

t) Works, vol. II, S. 209 (Buch Vill, Kap. 34), 2) jbid. S. 208,

ur

231

4. Als Sterne sich anschickt, die Erzählung von Uncle Tubys Liebeswerbung um die Witwe Wadman zu beginnen, schickt er folgende Invocation voraus (Buch 9, Kap. 24): Gentle Spirit of sweetest humour, who erst didst sit upon the easy pen of my beloved Cervantes! Thou who glidedst daily through his lattice, and turnedst the twilight of his prison into noon-day brightness by thy presence, tingedst his little urn of water with heaven-sent nectar, and, all the time he wrote of Sancho and his master, didst cast thy mystic mantle o'er his withered stump, and wide extendedst it to all the evils of his life, turn hither ..."). Also er ruft den Geist an, der einst Cervantes beseclte, als er den Don Quijute schrieb. Allerdings lässt sich in der nun beginnenden Werbung um Mrs. Wadman gerade nicht nachweisen, dass irgendwie eine deutliche Beeinflussung durch den Don Quijote stattgefunden hätte.

5. In den Reden, die Uncle Toby über den Soldaten- stand hält(Buch 7, Kap. 32 u.ö.), versptirt man deutliche Anklänge an die Reden Don Qnijotes über dasselbe Thema (1. Teil, Kap. 37 u. 38). Die Verwandtschaft bestelit allerdings nicht so sehr in einer wörtlichen Übereinstimmung, obwohl wir die deut- liche Vorstellung haben, dass die Rede des einen ebenso gut von dem andern hätte gesprochen werden können; wohl aber ist der ganze Ton dieser Reden ein so eigenartiger, dass wir eine deutliche Beziehung herausfühlen. Dieser Ton ergibt sich aus der herzenswarmen Begeisterung der beiden, wie wir gesehen haben, im Grunde tief verwandten Naturen für ihren Soldatenberuf und aus dem Ernst ihrer Auffassung desselben; dazu kommt dann noch ein Anflug von zarter Komik, die in diesen auch bei Don Quijote (von seinen Schlussbemerkungen über das fahrende Rittertum selbstverständlich abgesehen) durchaus verständigen Reden in einem gewissen Halbdunkel unterströmt.

1) Works, vol. ll, S. 249— 250.

232

Werke, die sich nach Don Quijote benennen.

Derartige Werke erschienen gerade in England melırfaclı. Alle, mit Ausnahme von Richard Graves’ Spiritual Quixote (1773), sind mir unzugängliel gewesen, Ausserdem erschienen:

1673 (?). Don Quixot Redivivus, encountring a Barns- Door, or an Exact Narrative of the Rare Exploits of Captain Braines and Tom Coxeomb, ete. etc. (Die Verfolgung der Nonconformisten in Hampshire gab den Anlass zur Abfassung dieses Buches, das ich in modernen Buchhändlerkatalogen verzeichnet fand.)

1678. The Mock Clelia, or Madam Quixote, being a comical History of French Gallantries (zitiert nach Lowndes, Manuel of Engl. Bibl.), ist offenbar die Übersetzung von La Fausse Clelie, Histoire Francoise Gallante et Comique, Amsterdam 1671, die Subligny zugeschrieben wird und eine Parodie auf den Roman Clelie des Frl. de Sendéry ist (s. Quérard, La France Littéraire, [Xe tome, Paris 1838),

1752. The Female Quixote, von Mrs. Lennox, einer Schwester Fieldings. Eine Skizzierung des Inhalts findet sich bei Dunlop, History of prose fiction ").

1761. Tarrataria, or Don Quixote the Seeond, a Romantic Poetical Medley, in two Cantos. By a Traveller of Distinetion. (Erwähnt in Watt's Biogr. Brit.)

1763, Fizgigg, or the Modern Quixote. A Tale. (Angezeigt im Gentleman’s Magazine für März 1763.)

1785. The Country Quixote, a Poetical, Political,

Satirical Colliloquy, (Erwähnt von Watt.) 1789, The Amicable Quixote, or The Enthusiasm of Friendship. (Erwälnt von Watt.)

') s, Dunlop-Liebrecht, Geschichte der Prosadichtungen, Berlin 1851, S. 334 b

\

Richard Graves, The Spiritual Quixote.

Dieser Roman erschien anonym 1773 mit dem voll- ständigen Titel: The Spiritual Quixote, or, The Summer’s Ramble of Mr. Geoffry Wildgoose. A comie Romance in three volumes.

In der Geschichte des Helden verspottet der Verfasser die religiösen Sekten, insbesondere die Methodisten. Die Stifter dieser Sekte, Whitfield und Wesley, treten auch darin auf, die Spaltung innerhalb der Sekte nach ihren Haupt- vertretern wird hervorgelioben und die kleinliche Eifersucht Jerselben betont. Whitfield erblickt bei seiner Zusammenkunft rnit Wildgoose in letzterem einen Nebenbuliler: ‘as he found some few sparks of jealousy in his own breast, he was

«desirous of dismissing Wildgoose as soon as lhe decently could’,

In der Hauptsache wird die Sekte der Methodisten aber «durch das Wesen des Helden, Wildgoose, lächerlich gemacht. Wildgoose ist ein Mann von Bildung und Erbe eines s=rossen Vermögens. Er ist auf sein Wissen sehr eingebildet, wand als der Vikar des Ortes eine von Wildgoose geiiusserte, spitzfindige Meinung lächerlich macht, fühlt sich Wildgoose ir seiner Eitelkeit derart verletzt, dass er darauf ausgeht, sich von dem Vikar und dessen Religion zu trennen. Er liest die verschiedensten Bücher der englischen Sekten, be- sonders die der Methodisten, und kommt zu dem Eintschlusse; - =. in imitation of Mr. Whitfield and his associates, to use les earnest endeavours, to revive the practice of primitive prety and doctrines of the Reformation, by turning missionary, aad publishing his religious notions in every part of the Kingdom!) (Buch I, Kap. 11),

Wildgoose verbindet sich, wie Don Quijote, mit einem Gefährten und begibt sich auf Abenteuer. Dies ist ein Schuster, Jerry Tugwell, der ebenfalls schon stark vom Methodismus angesteckt ist. Wie Don Quijote sich in allem nach dem

ee I) Ausg, von 1773, vol. I, p, 34—35.

Mes.

234

Vorbilde der fahrenden Ritter richtet, so fragt Wildgoose bei allem, wie es Whitfield in der oder jener Gelegenlieit gehalten habe. Als ihn Tugwell fragt, ob er irgend welelhic notwendigen Dinge mit auf die Reise nelimen soll, antwortet Wildgoose: Well... I do not recollect that either Mr. Wesley or Mr. Whitfield ever make any mention in their journals, that they took either money or clean shirts with them, nor whether they thought it lawful or unlawful to use any pre- caution of this kind') (Buch II, Kap. 3), was ein deutlicher Anklang an eine ähnliche Ausserung Don Quijotes ist (vgl. Teill, Kap.3) Da er nie gelesen hat, dass die Apostel auf ilıren Reisen geritten seien, so geht auch er zuFuss®). In zweifelhaften Fällen erinnert er sich, dass die Stifter seiner Sekte in solelıer Lage durch das Los entschieden, was sie tun sollten*) (Buch III, Kap 3).

| Er befolgt aber auch alle noch so strengen Vorsehriften seines Glaubens bis zur Lächerlielikeit. Auf seiner Wanderung schläft er einmal, in eine Bettdecke gehüllt, auf dem Fuss- boden, obwolil ein gutes Federbett für ihn bereit gemacht worden war, weil sein Gefährte auf dem Henboden hatte schlafen müssen 4),

Wildgoose sieht natürlich seine religiösen Überzeugungen als das Höchste an, was der Mensch erreichen könne. Er findet einst seinen ehemaligen Studienfreund Rivers und ist ganz erbaut von seinem sehönen Familienglück, aber er meint doch ‘he wanted only the one thing needful to complete his felicity’s), So findet Don Quijote den Don Lorenzo, der ihm durch seine Kenntnisse Bewunderung entlockt hatte, gerade geeignet dazu, ein fahrender Ritter zu werden (D, Q. IL. Teil, Kap, 18).

Er unternimmt es auch zuweilen, nicht nur durch Reden, sondern auch durch die Tat, wie Don Quijote, seine reiigiösen

) Ausg. von 1773, vol. I. p. 51-52. 2) ibid. p. 54,

3) ibid. p. 53 u. 6.

4) Buch IV, Kap. 3, vol. I, p, 213. °) Buch VI, Kap. 20, vol. II, p. 95.

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Ideen andern aufzudriingen. Als Gast des Dichters Shenstone findet er dessen Herz zu sehr Idolen hingegeben, weil Shenstone sein Besitztum auf allerlei künstliche Weise ausgeschmückt hat. Wildgoose steht nachts auf, zerstört die Springbrunnen und Statuen usw, und verlässt mit seinem Diener das Haus (Buch IX, Kap. 8).

Sonst aber ist Wildgoose viel harmloser als Don Quijote; wenn er verspottet wird, so lässt er seine Gegner ruhig gewähren, da es seine christliche Duldungspflicht nicht anders zulässt, Ja, als er einst von einem Strassenräuber überfallen wird, mit der Aufforderung, das Geld oder das Leben! gibt er ruhig alles was er hat, nicht etwa aus Feigheit oder Furcht, sondern da er glaubt, dass ‚nothing ... but the utmost necessity could possibly drive a man to such desperate acts of violence’") (Buch VIII, Kap. 27).

Wie Cervantes durch die Reden des Don Quijote den Stil der Ritterromane verspottet, so tut dies auch Graves in den Reden seines Helden mit den methodistischen Predigten. BesondersfindetGraves die Gewolinlieit der Metliodistenprediger lächerlich, ihre bildliche Ausdrucksweise unmittelbar an ihre jeweilige Umgebung anzuknüpfen. Diese Eigenheit sehen wir wiederholt verspottet, so Buch IV, Kap. 4: Wildgoose ist eben aus dem Bette aufgestanden; die Frau, bei der er als Gast war, hat einen Säugling auf dem Arm, dem sie Milch gibt, und meint, zu Wildgoose gewendet, er habe wolıl nicht die ihm gebührende Nachtruhe gefunden, worauf Wild- goose erwidert: Ali I sweetly leaned on my Saviour's hosom, and sucked out of the breasts of his consolation; and I ean truly say, the banner of his love was spread over me the whole night?).

Tugwell,

der Begleiter des Wildgoose, gleicht in mancher Beziehung dem Gefährten Don (Juijotes. Er ist bisher ein elrsamer

4) vol. H, p. 278. *) vol. I, p. 213.

236

Schuster gewesen, lässt sich aber von Wildgoose überreden und verlässt, ohne ein Wort zu sagen, seine Frau, um seinem neuen Herrn zu folgen. Gegenüber seinem ernsten Herrn ist er die lustige Person in dem Roman. Verschiedene Male macht er sich bei fremden Personen über seinen Herrn lustig (Buch X, Kap. 16 u. 6.), wie dies Sancho bei der Herzogin und sonst noch tut (D.@). II. Teil, Kap. 33), Wenn er aber seinen Herrn für einen Narren hält, so muss er bekennen, dass er noch ein grösserer Narr sei, um einem Narren zu folgen'), Dasselbe gibt auch Sancho der Herzogin zu *).

Gegenüber den idealen Anschauungen seines Herrn er- scheint Tugwell mit seinen dummen und prosaiselien An- sichten. Buch II, Kap. 5 ergelit sich Wildgoose in einer Bewunderung der Landschaft: “I am always charmed with this fine prospect, though I have viewed it so many hundred times.” Worauf Tugwell erwidert: *Yes ... one may see a number of miles here that's sartain.’ Darauf folgt dieses Gespriich: “I don't think the beauty of a prospect depends upon the number of miles one may see”, says Wild- goose, “but upon the number and distinctness of the objects, and the richness of the country.” “Why, yes”, says Tug- well, “to be sure the vale is rich land and most of it worth forty shilling an acre but then it’s plaguy dirty in the winter.""*) In derselben Weise hat auch Cervantes seinem idealen Don Quijote den prosaischen Sancho gegenübergestellt.

Eine der schönsten Aussprüche Sanchos, die Lobrede auf den Schlaf(“bienhayael que invento el sueno, capa que eubre todos los humanos pensamientos” #), ete.), ist wohl Vorbild

1) vol, III, p. 126.

2) vgl. 11. Teil, Kap. 33, Obras p. 416a: ... pues Don Quijote de la Mancha es loco, menguade y mentecato y Sancho Panza lo conoce, y con todo eso le sirve y le sigue ... sin duda debe de ser öl mas tonto que su amo ,.,. Par Dios, sefora, dijo Sancho, que ese escrüpulo viene con parto derecho.

9, vol. J, p. 64.

4) D.Q, II, Kap. 68; Obras p. 475 b.

237

für Graves, wenn er Tugwell folgende Worte in den Mund legt: And blessed be tlıat good Christian who first found out chimney-corners! (said Tugwell to him- self upon spying the distant light of the inn to which they had been directed). Nothing is more comfortable, continued Jerry, than a pipe of tabacco in a chimney-corner, after wandring about in a dark night and in a strange country, as we have done. And if I can but meet with a bit of soft cheese and a radish, to close the orifice of the stomach (as the Exeiseman used to say) I shall be as happy as the Great Mogul"). Doch ist leicht zu erkennen, wo das Gemüt schöner zum Ausdruck kommt,

Tugwell kommt schliesslich, wie Sancho, mit seinem Herrn nach Hause, besänftigt durch das erworbene Geld, das ihm Wildgoose einhändigt, seine erzürnte Frau und nimmt wieder sein Schusterliandwerk auf,

Die Abenteuer

= Teichen denen im D.(). insofern, als der Held mit seinen W ersuchen, fremde Menschen zu bekehren, überall Spott und =Sc]ılechte Behandlung findet. Er wird samt seinem Gefährten Bre eist mit Schmutz und dergleichen beworfen und muss un- "= =rrichteter Sache abziehen. Nur Tugwell lässt sich mitunter Erz eine Balgerei ein. Die Gegner, die sich Wildgoose auf FH 3ese Weise schafft, sind meist Wirtshausgäste; vielfach aber En all er auch Volksbelustigungen stören?) und erinnert in 2 z<=sem Bestreben an Hudibras; aber letzteres ist die einzige £% Binlichkeit, die zwischen Wildgoose und Hudibras besteht. Einmal schreiben spottlustige Leute dem Tugwell seinen DS =amen auf den Rücken, so dass er an einem andern Ort zu S@awmer grossen Verwunderung seinen Namen aus dem Munde fremder Leute vernimmt (Buch VI, Kap. 21), Dasselbe Dzssiert D.(). in Barcelona (D. Q. II. Teil, Kap. 62),

WWF

1) vol. I, p. 207/8 (Buch IV, Kap. 3). 2) Etwa Buch II, Kap. 10.

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240

und betont seinen Dünkel (siehe wiederum Gayton). So kann es kommen, dass man ilın als einen durchaus unehrlichen Charakter hinstellt und er das Vorbild abgeben muss für Hudibras. Danh kommt die Zeit der Rule und des feinen gesellschaftlichen Lebens in England, die es unter dem Einfluss der französischen Kultur und Literatur verlebt, Ein anderes Ideal beherrscht die Geister, das der Mässigung der Leidenschaften und des geistigen Strebens. Nun wird Don Quijote von diesem neu gewonnenen Gesichtspunkt ans betrachtet, und man beurteilt ihn nüchtern, als den Mensclien, der von Natur aus gut veranlagt, sich nielit zu mässigen verstand und in diesem Übersehwung eine groteske Figur ward. Diese Auffassung der Klassizisten wird teils deutlich ausgesprochen (S. S. 46), teils blickt sie in der Darstellung des Martinus Seriblerus dureli, der nach Don Quijote gebildet ist, jenes Martinus, der ein Mann von grossem Wissen nnd Streben ist, der aber in seiner überschwängliehen Begeisterung zum Narren wird. Der klassizistischen Nüehternheit mit ihren konventionellen Fesseln wird man bald müde; man ist zu lange schon vernünftig gewesen, Man suelit, den Menschen rerechter zu werden, indem man nieht einen intellektuellen, sondern moralischen Massstab zu Grunde legt. Auf diese Weise naht man sich auch denjenigen Gestalten, die, wie Don (uijote, bisher als Narren verschrien waren, und man erkennt, dass hinter deren Torheiten etwas Wertvolles, Er- habenes verborgen ist: die unverfälschte Natur; gerade ihre Narrheiten zeigen, dass sie von keiner Kultur und keiner Konvention verdorben worden sind. In dieser Verbindung verlacht man nieht das Komische, sondern man verehrt es: es ist die Zeit der Humoristen Fielding, Smollett, Sterne. Auch Sancho, so schwankend gerade sein Charakter im Laufe der Zeit aufgefasst wurde, konnte nicht immer ver- kannt bleiben. Zuerst sympathisierte man zwar mit ilım in dem Masse, wie man seinen Herrn verspottete, weil man in iim den Vertreter des gesunden Menschenverstandes sah. Eine derartige Auffassung bliekt deutlieh in der Nachahmung D'Avenants (s. S. 56 ff.) durch. Als man aber anfing, in

241

seinem Herrn einen idealen Charakter zu sehen, da war Sancho für viele nur der selbstsüchtige, materiell denkende Bauer; sogar Fielding hat ilın wesentlich von dieser Seite aufgefasst, und erst Smollett und Sterne sahen in ihm einen echt humoristischen Helden, in dem neben komischen Mowenten auch gute Gemütseigenschaften vertreten waren.

Gegenüber dem starken Einfluss dieser [iteraturepoche drängt sich die Frage auf, ob der Humor damit zum ersten Male in der englischen Literatur auftaucht.

Dieser Frage gegenüber muss nochmals hervorgehoben werden, dass hier unter Humor nur der objektive Humor gemeint ist, d. h. der Humor als Objekt der Darstellung; dieser Humor bedingt einen Helden, der die jedem Humor wesentlichen Elemente von Erhabenem und Komisch-Nichtigem in sich vereinigt. Nicht gemeint ist hier der subjektiveHumor der Betrachtungsweise und ebensowenig derHumor der Darstellung, zwei weitere Formen des Humors, bei denen die Erhabenheit nur in dem darstellenden Subjekt zum Ausdruck kommt, das sich über ein nichtiges Moment der Wirklichkeit erhebt. Die erstere von den beiden letzteren Formen erscheint sehon früher in der englischen und überhaupt europäischen Literatur; als Haupt- beispiel nenne ich vor allem Burtons Anatomy of Melancholy, der so viel Humor besitzt, sich über sich selbst lustig zu machen. Für den Humor der Darstellung wäre derselbe Autor, fast mehr noch die ganze damals in Blüte kommende Gattung der Charakterbeschreibungen, der Oberbury, Hall u. a. zu nennen, in deren Gefolge die Mitarbeiter der moralischen Wochenschriften stehen. Ja auch vorher schon könnte man an den weitgehenden Einfluss von Ariost’s Rasendem Roland erinnern, ein Werk, dessen Helden auch nicht objektiv humoristisch sind, dessen Autor aber darch seine Darstellung, nämlich in der Verknüpfung der Begebenheiten, die notwendigen Bestandteile des Humors an sich in der Aussenwelt aufzudecken

In diese Klasse von Humor ist auch Goldsmiths

Vicar of Wakefield zu rechnen, der aueh kein objektiv

lumoristischer Held ist, sondern nur durch seine eigene Dar-

stellung diese Gemütsstimmung mitunter(!) erweckt, ane der Palaestra XII.

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WS. ==

objektive Humor war nicht so ganz neu inder Literatur. Weniger bestimmt und durehgreifend in der antiken Literatur vor- kommend, erscheint er am deutlichsten zunächst in der religiösen Literatur des Mittelalters (diese orm des Humors ist ja sozusagen ein Stück ehristlicher Menschenauffassang). Ich erinnere nur an die grosse Zahl humoristischer beispielsweise enthält der „Gaukler unsrer lieben Frau“ in der altfranzösischen Literatur einen solchen humoristischen Helden, der vor dem Bilde der Mutter Gottes, weil er ihr keine anderen Opfer darbringen kann, allerlei Tänze aufführt. In der Profanliteratur sind die Beispiele viel seltener und unsicherer; oft könnte man die Bedingungen des objektiven Humors nachweisen, wenn nicht die Auffassung des Autors eine humoristische Stimmung ausschlösse. Vor allem aber läuft häufig eine Verwechslung der Arten des Humors unter. Man lat vor allem Shakespeare heranzielen wollen. In der Tat ist vieles in seinen Werken enge verwandt damit. Man kann an die sympathisierende Art erinnern, mit welcher er die tölpelhaften Nachtwächter in Much Ado About Nothing dargestellt hat, die gar als Werkzeug der Vorsehung fungieren können! Aber welche erhabenen Eigenschaften sprechen aus ihrer Télpelhaftigkeit? Ein gewisser Grad von Sehlichtheit und Ehrlichkeit, das ist zuzugeben. Die humoristischeStimmung wird aber nicht sowohl durch eine Verbindung ihrer erhabenen und komischen Eigenschaften erzeugt, als durelı die kunstvolle Darstellung Shakespeares, der ihre Komik mit der dramatischen Handlung humoristisch-versöhnend verknüpft. Auch noch weit entlernt vom objektiven Humor stehen Figuren wie Benedick in demselben Drama, der aber doch gerade in den komi- schen Situationen einen echten Kern ritterlicher gleichzeitig offenbart. Dagegen verrät schon der Heinrich lV. eine starke Verwandtschaft mitecht humoristischen Helden dieser Art, indem er unter einer komisch wirkenden Grobkörnigkeit eineschöne Ehrlichkeitoffenbart (gerade wieetwa der Misanthrope oder der Plaindealer). Aber in weleh geringer Zahl kommen solche Situationen vor! Andere Szenen, in denen er sich seiner eigenwilligen Frau widersetat, Ver-

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raten nur, dass er subjektiven Humor besitzt. Ähnlich geht es mit anderen Gestalten. In der Taming of the Shrew ist die Kate objektiv humoristisch dargestellt nur in einer Szene nämlich, als sie ihre Schwester Bianca auf die Bühne zerrt, und ungestüm in sie drängt zu erklären, welchen Anbeter sie wirklieh liebe: hier ist die an- gebliche Zanksucht der Kate zurückgeführt auf einen er- habenen Charakterzug, nämlich eine ihr über alles gehende Eihrliehkeit. Aber in allen anderen Situationen offenbart sie nur die komische Seite ilres Wesens. Wie man manche andere (sestalten Shakespeares unter die- objektiv liumoristisehen hat rechnen können, ist oft unbegreiflich; + B. Falstaff. Bei ihm sehen manche Ästhetiker das er- habene Klement seines Wesens in der relativen Bvrechtigung, die seine sich auslebende Natur in dem allgemeinen Welten- lauf hat. Aber selbst wenn Slıakespeare seinen Helden so aufgefasst haben sollte, so wäre damit doch nicht das lhumo- ristische Element in dem Charakter Falstaffs, sondern in der Betrachtungsweise des Autors zu suchen, das ganze wäre also wiederum ein Humor der Betrachtungsweise. So schen wir zwar mancherlei Ansätze zum objektiven Humor, aber nirgends eine durchgeliende Darstellung desselben. Denn das muss man auch noch bedenken, dass, so viel andere Beispiele man nocli heranzielen wollte, Shake- speare doch keines seiner Werke ausschliesslich dem objektiven Humor gewidmet hat. Leider muss man dies auch von sonstigen nachshakespearischen Werken sagen, die noch in Frage kommen, so vom Speetator. Einzelne Ge- stalten darin, vor allem Roger de Coverley, machen -einen deutlichen Anlauf zum objektiven Humor und sind in der Tat durchgängig als objektiv humoristische Charaktere auf- zufassen. Aber wie wenige Situationen bleiben übrig, um als solche angesprochen zu werden! Die dem Übermass so abholde nüchterne Zeit und die vornehme Natur Addisons hinderten schon an und für sich, dass ein Werk von der übersprudelnden Lustigkeit und den tollen Kinfällen wie Cervantes’ Don Quijote zustande kam. So war es denn 16*

mo

ganz natürlich, dass Cervantes’ unsterbliches Werk allein in Frage kam, um in die englische Literatur eine neue Art von Heiterkeit einzuführen, als man sich an den strengen und lieblosen Formen der Ironie und der Satire nicht mehr er- freuen konnte. Und es wäre nicht schwer zu zeigen, wie von hier aus die neue Auffassung von Cervantes’ Werk fruchtbar wirken musste, nieht nur auf die folgenden englischen Humoristen, wie Dickens, Thakeray u, a,, sondern auch auf die kontinentale Literatur, die an Fielding, Smollett, Sterne ankniipfte: Jean Paul, Fritz Reuter usw.

Register.

Addison 62. 99. 118. 120. 243 Aglionby 9

Anton 54

Arbuthnot 99. 101. 116 Atterbury 99

_Avellaneda 28—30

Waker 29

Balzac, Louis Guez de 102 BBaretti 6

#3aron 40

3#3saumont an aaeieher 62. 68.

64. 72—77. #3erdelot 102 #Fobertag 134 Anm. E2owle 5 ZB Taithwite 41 Z2rown, Thom. 9 E3 xowne, Will. 3 Anm. BE urre 71 F3 urton 65. 212, 241 F3utler 54. 62. 65. 85—95. 210

GE =m bridge, Rich. 117 ret 4

Coe kain

e, J. 66

GSollier, J.P. 8. 41 nee 9. 66. 99

a A -wenant 66—59. 68, 240 Der Loe 27. 50 Dekker ber! 120 Pidbain 161 u. Anm.

Qn 6 Brayton 42 | Yden 54. 62. 64

Duffield 14 D'Urfey 95-99. 239

Fielding, Henry 34. 35. 48. 49. 61. 55. 56. 62. 68. 66. 122—157

Fielding, Sarah 34 48

Fleay ;

Fletcher (s. Beaumont)

Ford 53

Fortecue 99. 110

Garth 9

Gay 99

Gayton 77—82. 239. 240

Glapthorne 2: 65. 70

Godrington 9

Goldsmith 241

Gosse 39

Graves 233-238

Hall 241 83. 132 Anm.

Hazlitt, W. C. 3. Heywood, Thom. 62

Hobbes 43 - Holland, Sam. 8285. 239

Hume 37. 68

Jarvis 13-19 Johnson, Sam. 385. 49. 60. 66. 69. 71

Jonson, Ben 41. 52, 02 Kelly 7. 8. 13. 28. 87 Knight of the Sun 2 Knox, Vices. 4 Köppel 38. 39. 72

Langbain 40

Lazarillo de Tormes (von Men- doza) 39 Lennox, Mrs. 282

Leonhardt 72 Lesage 28-30 Locke 33

The London Chanticleers 43 Lucian 52, 3

Marivaux 34. 30 Anm. Martyn 116

Massinger 4 Anm. 42, 53. 68 May 41. 65

Mayans y Siscar 5 Middleton 52

Moliere 129 —130, 142. 168

2

Motteux 8-13. 23. 27 Anm. 9.

44. 69—60 Murphy 2333

Navarrete 5 Anm. 25 Navarro

Overbury 3 Anm. 41, 241

Ozell 13

Parnell 99. 116, 117—118

Pellet 9

Pellicer 5. 6

Percy 1

Philipps 8

Pope 114. 116, 116, 119

Quixot, Don Redivivus 232 The Amicable Quixot 232 The Country Quixot 232 The Modern Quixot 23%

Rabelais 30. 31. 4. 211, 212 Ramsey 71

Randolph 42

Rapin 25

Rauf Colyear 1

Rios, Don Vicente de Cos 6 Rowe 71

Russel 116

13. 29. 64. 69. 99. 101. 112,

46

Savage 9

Seriblerus-Club M9—122. 24

Seudäry, Mad, de 282

Sergeant 9

Shakespeare 242—248

Shaftesbury 34

Sheer 9 |

Shelton 6—8

Shirley 53. 55, 65. 71

Smollet 19. 23. 51, 54. 55. 64 64. 65. 09. 157—211

Spence 112 Anm.

Squire of low degree 1

Stanhope 9

Steele 27. 45. 46. 47. 60, 67

Sterne 30. 32, 40. 54. 61. 65. 00. 68. 70. 211—231

Stevens 8. 29

Sublieny 282

Swift 34. 47. 99, 101. 111. 114

Taylor 71

Temple, Sir Will. 26, 30 Thrale, Mrs. 36

Tobler 59 Anm,

Todd 2

Turnament of Tottenham 1

Vanbrugh 52 Vega, Lope de 26

Waller 43 Warburton 211

Ward, Edw. 13 Warton, Joseph 32 Webster

Wilkins 52

Wilmot 23—25 Wilson 50. 52. 66, 67 Winstanley 40 Woodhouselee 19 Wycherley 9, 44. 168

Yardley 29

Druck vou Carl Falewski in Berlin N,

D

PALAESTRA

Untersuchungen und Texte aus der deutschen und englischen Philologie.

Herausgegeben

von

Alois Brandl und Erieh Sehmidt.

PALAESTRA XIV.

Wortkritik und Sprachbereicherung Adelungs Wörterbuch.

Ein Beitrag

zur

Geschichte der neuhochdeutschen Schriftsprache.

Von

Dr. Max Müller.

BERLIN. MAYER XZ MULLER. 1903.

Der Gedanke an eine Sammlung des gesammten deutschen Sprachschatzes auf Grund aller germanischen Mundarten, an ein allgemeines deutsches Wörterbuch be- herrschte die deutschen Forscher durch das ganze 18. Jh. das gewaltige Werk, das noch jetzt als eine nationale Forderung!) auftritt, schien eine der neu erwachten Wissen- schaft und Aufklärung würdige Aufgabe.

Was Schottel bereits um die Mitte des 17. Jh.s in seiner Sprachkunst und dann besonders in seinem Hauptwerk®) eingeliend besprochen hatte, gestaltete sein Schüler Leibniz in den schon gegen Ende des 17. Jh.s geschriebenen, aber erst 1717 gedruckten „Unvorgreiflichen Gedanken betreffend die Ausübung und Verbesserung der teutschen Sprache“ ?) zu einem deutlichen Plane. Weit über das praktische Bedürfnis hinaus, dem noch die letzte grosse lexikalische Arbeit des 17. Jh.s, das 1691 erschienene Wh, Caspar Stielers*) allein hatte dienen wollen, sollten die Mundarten und die stammverwandten Sprachen, die lebenden und die abgestorbenen, sowie auch die Kunst- und Handwerks-

1) Vergl. Herman Grimm, Thesaurus linguae germanicae, Preuss. Jahrbücher 76 (1894). 8. 239 ff. (Fragmente. Berlin u. Stuttgart 1900. Bd. 1,113).

2) Ausführliche Arbeit von der Teutschen Haubt Sprache 1663, 10. Lobrede.

8) Vergl. Schmarsow, Leibniz und Schottelius. Die unvor- greiflichen Gedanken untersucht und herausgegeben. Strassburg 1877 (QF 28). S. 211, 65 f Vergl. dazu auch:

Harnack, Gesch. d. Kgl. Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Berlin 1900. Bd. I, 1,18. Anm. 1,

4) Der Teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs, oder Teutscher Sprachschaiz .. von dem Spaten, Nürnberg 1691.

Palnestrn. XIV, 1

a : VORRRE

forschung in Leipzig geschaffen worden und auf Gottsched ') richteten sich Deutschlands Augen. Er hatte auf würdige Erhaltung der Werke deutscher Dichter alter und neuer Zeit gedrungen und so zuerst die Forderung einer kritischen Festlegung des Quellenmaterials aufgestellt: er hatte durch seine grammatischen Arbeiten wesentlich zur Feststellung einer allgemeinen nhd. Schriftsprache beigetragen. So schien er berufen, mit Hilfe seiner Anhänger das grosse Werk zu vollbringen. Aber es blieb auch hier bei Ver- sprechungen, Ermunterungen?) und überaus dürftigen Proben. So musste Lessing?) im Jahre 1759 in seinem Wh. zu Logau noch immer mahnen, dass ähnliche Wörter- bücher über alle unsere guten Schriftsteller der erste nähere Schritt zu einem allgemeinen Wb. unserer Sprache sein würden und noch im Todesjahre Gottscheds (1766) rief Herder*) in den „Fragmenten über die neuere deutsche Litteratur* laut nach einem deutschen Johnson5). der die ‚Landeskinder zähle und ordne. Lessing hatte, wie Johann Heinrich Voss®) berichtet, selbst eine Abhandlung über die Einrichtung eines deutschen Wb.s geschrieben, die aber mit den bereits begonnenen Sammlungen dazu ver- Horen ging. In Zusammenhang damit steht Nicolais *) Plan. Er verdient Erwähnung®), weil er vorwegnimmt. was erst nach Adelung durch die Brüder Grimm erreicht wurde: alle Sprachperioden sollten gleichmässig berück- ssichtigt und beengende Sprachnormen vermieden werden.

ı) Vgl. Waniek, Gottsched S. 216 ff, 269 If, 643 IT.

2) Vergl. Schachinger, „Die Bemühungen des Benediktiners I’. Placidus Amon um die deutsche Sprache und Litteratur* in «len „Studien und Mitteilungen aus dem Benediktiner und Cister- «ienser Orden“ Bd. 10,283.

3) Lachmann-Muncker 7,31.

4) Suphan 1,217 u. 158.

6) Dictionary of the english language. London 1750.

6 Krit. Blatter 1,444.

‘) Voss, Krit. Bl. 1,444 u. Lessings Briefwechsel mit Nicolai

8. 227. 8) Vergl. Scherer, Jacob Grimm. Berlin 1885. S. 311. 1*

republik® (5. „Abend“) sehr obenhin sprach, war auch hier bewusst Verzicht geleistet. Allein die hochdeutsche Schrift- und Umgangssprache sollte das Wh. selbständig betrachten, die Mundarten nur zu ihrer Erhellung heran- ziehen. Bloss der erste Teil des grossen Planes schien geleistet und noch 1792, als die Akademie von neuem auf den Plan zurückgriff, hiess es, „in Absicht des Hoch- deutschen*') bedürfe es nur einzelner Nachträge zum Ad.schen Wh. Aber Ad, hatte denn doch sehr viel mehr erreicht.

Schon seine Zeit befremdete es, von einer hoch- deutschen „Mundart“ reden zu hören, Der Hallische Rektor Rüdiger“), der sonst die Verdienste Ad.s vollauf und freudig würdigt, schalt diese Bezeichnung geradezu eine Herabwürdigung der neuhochdeutschen Schriftsprache, des gemeinsamen durch dreihundertjährige Arbeit errun- genen Besitzes. Ad. nannte das Hochdeutsche eine Mund- art, weil er meinte, es sei gleichbedeutend mit der Umgangs- sprache der gebildeten Stände Obersachsens, das dem aus Pommern Gebiirtigen, wie einst dem Ostpreussen Gottsched, zur zweiten Heimat geworden war. Diese Einseitigkeit hängt mit seiner ganzen Vorstellung von der Entwicklung der nhd. Schriftsprache zusammen. Er hat sich darüber mehrmals ausführlich geäussert, zuerst in der Vorrede zum Wb.(1)®), dann in der Einleitung zu seinem „Um- ständlichen Lehrgebäude der deutschen Sprache“,*) endlich an seinem „Magazin für die deutsche Sprache*,*) einer än den Jahren 1782—84 erschienenen Vierteljahrschrift, die

1) Vergl. den Bericht Rüdigers in dessen Neuestem Zuwachs «ler leutschen, fremden und allgemeinen Sprachkunde, Leipzig 1782-06, 5. Stück S. 13 und dazu Harnack Gesch. d, Akademie Bd. 1,18 Anm. 1.

2) A. a. O. (vergl. 18) 2. Stück 5. 22.

5) Vergl. bes. $ 4 u. 10

4) Lehrgeb. Bd. 1,61.

5) Vergl. Bd. 1,1, 1—31, 54 ff, 1,4, 70 ff, 112 ff, 154 Mf 2,2, 1 M, 24, 138 ff.

An MA

nicht einmal die beiden Hauptvorgänge bei der Bildung der en Eramarachs. die Diphthongisierung alter Liingen

hongisierung alter Diphthonge, ganz deut- lich zum runiein gekommen. ')

Auch für das 18. Jh. konnte Ad. äusserlich seine Theorie leicht durchführen: er wies auf Gellert und die Seinen, sowie vorsichtig auf Gottscheds vergangenen Ruhm (damit schien die Reihe geschlossen. Besonders verdriess- lich war seine Theorie natürlich für die Gegenwart. Zwar übte noch immer im südlichen und westlichen Deutschland der Dialekt bis in die geschriebene Rede hinein eine starke Macht, aber in das nördliche Deutschland und in das öst- liche mittlere war die Schriftsprache bei den Gebildeten längst siegreich eingezogen, und so hatte auch Gottsched?) schon in den Kreis der nhd. Sprachreinheit das Voigtland, Thüringen, Mansfeld, Anhalt, die Lausitz, Niederschlesien einbezogen. An Gottscheds eigener Lehre hatte dann Berlin so gut wie Königsberg Teil genommen und so eine über dem Dialekt stehende Schriftsprache von neuem zum Princip erhoben: darum war die Anmassung unerträglich. Aber auch sie kann historisch erklärt werden. Ad. be- trachtete das Hochdeutsche keineswegs als gleichbedeutend mit dem meissnischen Provincialdialekt, sondern rückte diesem, wie Frau Gottsched in ihrem Lustspiel „Herr Witzling*, wiederholt Fehler vor. Er erkannte also richtig, dass es sich auch in Obersachsen um eine über der Mundart stehende, erwählte Sprache handle, und hätte wohl auch die Teilnahme daran einem grösseren Kreise eingeräumt wie er es bei einzelnen Ausnahmen in den Provinzen wirklich that —, wär’ es ihm nicht nötig erschienen, bei der gleichzeitigen Verwirrung der Büchersprache auf einen fest abgegrenzten lebenden Kreis zu weisen, der als letztes Bollwerk noch die alte Einheit schützte und dies jedem

1) Jakob Grimm greift als Beispiel heraus, dass er im nhd. ei nieht den verschiedenen Ursprung aus mhd i und ei zu scheiden wusste (D. Wb. Vorr. XXIV).

2) Deutsche Sprachkunst 6, A, S. 68.

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irate.

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denklich war, die Erbschaft des Vielgescholtenen anzutreten; wenigstens ist nur so die Masslos bittere Polemik des sonst sachlichen Gelehrten gegen Gottsched, die fort und fort hervorbricht, recht zu verstehen. wenn man nicht Alles auf das Bestreben’schreiben will, die eigene Geltung gegen den noch immer Mächtigen «durchzusetzen. Bei dieser Gesinnung will es nicht viel sagen, dass er auch einmal!) gegen Wieland Gottscheds allgemein zugestandene Ver- dienste geltend macht. Auch gegenüber. den Schweizern teilte Ad. wohl zwischen Lob und Tadel und suchte sich über die Parteien zu stellen. So war sein Weg anfangs immerhin klar genug vorgezeichnet. Auch von den ver- einzelten ,nachclassischen® Erscheinungen konnte vorsichtig aufgenommen werden was nicht gegen die Einheit ver- stiess. Bald aber erhob man bewusst Einspruch wider alle Regel und Einheit. und dies brachte Ad. zu seiner strengen in den späteren Teilen des Wb.s praktisch be- folgten, dann auch theoretisch dargelegten Abwehrtheorie.

Als jener Widerspruch sich erhob, entbrannte der letzte Kampf, der um Geltung und Abgrenzung unserer Schriftsprache geführt worden ist. Er ist litterarisch nicht so berühnit geworden wie der frühere zwischen Gottsched und den Schweizern, obwohl er in seinen Folgen wichtiger war. Man fühlte, dass zu viel des Neuen und Hohen zu- gewachsen war, das über jenen elassischen Zeitraum hin- ausführte, dass trotz allem Unhaltbaren, das der Aufruhr mit sich führte, noch einmal die Grundbedingungen für eine echte und grosse Dichtung in Frage kamen. Aber man kämpfte nicht mehr mit wüsten, zu Büchern auf- geschwellten Pamphleten, sondern mit grossen. grundlegenden Schöpfungen. Was sonst noch von persönlichem Einfluss, von Witz und Galle aufgewandt ward, ging in der meist ‘bunten, duldsamen Gesellschaft der Zeitschriften seinen Weg.

1) Magazin I, 4,93.

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herrschen?“ ') und ein ander Mal: „Ist Einheit, wenn die Dichtung hier kalte Prosa und dort abenteuerlicher Schwulst ist? Wenn deutsche Musen hier auf Griechischen und Römischen Krücken einherhinken und dort wieder Geister-- und Gespenstermärchen faseln, welche die höhere Kultur mit Mühe aus den Köpfen verbannet hat?“*) Ad. hat hier richtig vorgedeutet, dass die neu erwachende Litteratur nur in der Befolgung ihrer nationalen Eigenart ihre wahre Erhebung finden würde, wie es Herder, gegen dessen kosmopolitische Interpretationspoesie sich z. T. seine Vor- wiirfe richteten, selbst wiederholt aussprach. Aber diesem Patriotismus haftete noch etwas von jener Ausserlichkeit an, wie sie etwa auch der Gottschedische zeigt. Zweitens war es die Form der neueren Schriften, gegen die Ad. eiferte. Man wollte der Sprache neues Lebensblut zu- führen, indem man kraftvolle Wörter aus der alten Sprache oder auch mundartliche aus der Gegenwart aufnahm, indem man eigenrichtig ktihne Neubildungen in Ableitung, Zu- sammensetzung und Wortfügung in Umlauf setzte. Man zebrauchte volkstümliche Flexionsweisen, Kürzungen durch Apokope und Synkope, sowie auffällige Inversionen und Ellipsen, um der Sprache Gedrungenheit, Bewegung, Leiden- schaft zu verleihen. Ad. verwarf all das als Verstösse gegen die „feine Empfindung des wirklich Schönen, das Lebens- fähige missachtend, das darin lag. Auch Wieland gesteht zu. dass in neuerer Zeit junge Skribenten die Sprache über die durch ihre Natur, Logik und Ästhetik gesetzten Grenzen getrieben und mit Schnitzern oder harten Provincialismen Ausschweifungen begangen hätten, Trotz- dem könne man in Fällen der Not aus den älteren deutschen Dialekten wie aus Fundgruben schöpfen, die Dichter- Sprache dürfe nicht verengt werden: das sei das königliche Vorreeht der Dichter, und Freiheit sei das Element, in dem Genie, Witz und Laune allein leben könnten. Ad. ahnte

1) Magazin I, 4,148. 2) Magazin I, 4,122.

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achtung behandelt hatte.') Für Goethe selbst war, wie sich in der ersten eigenen Sammlung seiner Schriften (1786 ff.) zeigt, der „Sturm und Drang“, den er eingeleitet hatte, bald genug vergangen: so befragten auch er und Schiller fleissig Ad.s „Orakel“,?2) wiewohl ihm in den Xenien?) als dem Wassermann im Tierkreis und als Anatomen einige lustige Hiebe nicht erspart blieben. Selbst einer seiner späteren Gegner, Radloff,*) Campes Gehilfe, gesteht 1804: Ad.s Wb. sei bisher beinahe der einzige Ratgeber der Deutschen gewesen: „Schriftenbeurteiler berichtigten da- nach die Schriftsteller, diese änderten nach dieser und jenes Aussprüchen ihre Werke, . . . seit 1780 fertigte-man ausländisch-deutsche Wörterbücher aller Art nach ihm... dieses Werk . . . hatte nahe ein Jahrdreissig mehr Einfluss auf die Sprache, als gleichen Zeitraums irgend ein anderes Werk auf seine Wissenschaft.“

Ad. hat also an seinem Teil der neuen sprachlich

einigenden, doch ihrerseits nicht abschliessenden „classischen“ Litteratur vorgearbeitet. Den Einfluss seiner grammatisch- kritischen und isthetischen Normen, soweit sie positiver Natur sind, etwa aus den Varianten massgebender Schrift- steller zu erweisen, muss füglich Einzeluntersuchungen überlassen bleiben; es fehlt dazu auch die ersehnte kritische Ausgabe des Dichters, der ihn am meisten zeigen würde, Wielands. Diese Arbeit will nur die Grundsätze erörtern. nach denen Ad. in der Behandlung des für ihn allgemein giltigen Wortschatzes verfuhr, und wenigstens für den rein lexikalischen Teil des neuen Stiles darthun, wie Ad. durch seine teils abweisende, teils auch zustinnmende Haltung willkommene Belege zur Gebrauchsgeschichte der Wörter 1) Vergl. Ad.s Antwort an Wieland vom 8. December 1782 (Kgl. Bibliothek in Dresden). Es ist leider einer der wenigen Briefe Ad.s, die ich habe auffinden können.

2) Vergl. Briefwechsel zw. (ioetbe und Schiller: Schillers Brief vom 26. Januar 1804.

3) Vergl.Xenien 1796, hrsgeg. von Erich Schmidt und Bernhard Suphan, Weimar 1893 Nr. 114. 353 (auch 788) mit den Anmerkungen.

4) Neuer Teutscher Merkur 1804, 2. Stück 5. 246 f.

_ ii

Dem folgenden besonderen Teil ist die erste Auflage des Ad.schen Wbs. zu Grunde gelegt, dessen Abschluss sich bis zum Jahre 1786 verzögerte, das aber schon 1780, wo es bis zum Buchstaben V einschliesslich erschienen war, ziemlich vollständig war. Die zweite Auflage des Werkes ist in den Jahren 1793—1801 erschienen. Alle späteren Auflagen sind wertlos oder blosse Abdrticke. Auch bei der zweiten Auflage konnte von einer gleichmässigen Verarbeitung hier abgesehen werden, weil Ad. nicht mehr grundsätzlich geändert, sondern nur Einzelheiten berichtigt. besonders aber die Polemik gegen Schriftsteller und Sprachforscher zumeist gemildert hat. Diese leisen Ab- schwächungen geben oft erwünschten Aufschluss über die Gebrauchsgeschichte eines Wortes und wurden berück- sichtigt. Das Ganze dem gewaltigen Fortschritt der Zeit anzupassen, hätte eine Neuschöpfung von Ad. verlangt: das war ihm schon während des ersten Erscheinens nicht mehr gut möglich, obwohl er um 1774 bescheiden den Anspruch erheben konnte, ein modernes Werk geliefert zu haben. Auch nahmen gegen Ende seines Lebens in Dresden historische Arbeiten seine Hauptkraft in Anspruch. Um Zugeständnisse zu machen und durchzuführen, hätt er auf dem Laufenden bleiben müssen; so war es besser. dass er sich nicht auf Halbheiten einliess. Gerade „in engem, freiwillig gestecktem Befang“, sagt Jakob Grimm, ') „war mit reichen, allen nützendem Ertrag geerntet. worden“.

Belege.

Ad. stellte wiederholt die Behauptung auf, Schrift- steller als solche vermöchten die Sprache nicht auszubilden. Er hatte hierbei nur die Einführung neuer willkürlicher Flexionen, Verkürzungen u. s. f. im Sinne, denn in der Bereicherung und Verschönerung der Sprache gesteht Ad. den Schriftstellern „wegen der feinen Empfindung an dem

1) D. Wb. Sp. XXIV der Vorrede. Palaestra XIV.

to

Guten und Schönen“, mit der sie das Beste aus der Umgangssprache heraushöben sowie Ableitungen und Zu- sammensetzungen vornähmen, einen bescheidenen Einfluss zu.!) Aber er hat nur zu oft auch von dieser „höheren“ Ausbildung abgesehen. Er konnte es so leicht, weil er eine ganz unkünstlerische, unpoetische Natur war, Das wlissten wir schon aus seiner einseitigen Überschätzung der Umgangssprache, hätte er auch nicht mehrmals seine Geringschätzung für die Dichter ausgesprochen, da ihm die „schöne Litteratur weniger am Herzen“ liege*) und ihm „nur Nebensache“ *) sei. Also bloss als schmtickendes Beiwerk giebt Ad. Belege aus der deutschen Litteratur: gelegentlich auch, wie er selbst erklärt,*) um ältere, noch viel gelesene, aber schon schwer verständliche Schriften zu glossieren oder vor ihrer Nachahmung zu wu Äusserlich hat Ad. dies schon dadurch gezeigt, dass er mit Ausnahme der Bibelstellen nie den Ort eines Citats angab, also auch nicht zu näherer Beschäftigung reizen wollte. Nichts lag ihm also ferner, als „die Gewalt der Poesie, die in jeder Sprache das meiste vermag, vor Augen zu stellen“.®)

Das Althochdeutsche hat Ad., wie die anderen ger- manischen Dialekte, nur zu etymologischen Zwecken heran- gezogen. Für mhd. Dichtung mutet er seinen Lesern schon Verständnis und Teilnahme zu. Besonders reichlich sind die Minnesänger benutzt, die ja 1758/9 durch Bodmer nach der Pariser Handschrift herausgegeben waren. Sehr viel weniger sind die etwas früher erschienenen Fabeln aus den Zeiten der Minnesiinger*) benutzt, als deren Ver- fasser Lessing Boner erkannte. Ganz entgangen ist ihm wie den meisten seiner Zeitgenossen das Verständnis für

') Vergl. Magazin II2, 6 £. 2) ebd, I4, 184.

*) ebd. I4, 148,

4) Wb. (1) Vorr. § 22.

’) D. Wb. Vorr. XXXVI.

6) Vergl. u, „Fluhe*, „Geld*,

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die gleichzeitig mit den „Fabeln“ unter dem Titel „Chriem- hilden Rache* herausgegebenen Bruchstücke unseres Nationalepos; wo er es einmal anführt, scheint er das angehängte dürftige Glossar ') benutzt zu haben, wie er auch die dureh Pez 1745 herausgegebene Reimchronik des Ottokar von Steier meist nach dem Wb.?) anführt. Einige Belege aus dem ,Heldenbuch* sowie aus verschiedenen alten Urkunden sind meist sekundären Quellen entlehnt. Sonst ist nur noch das grosse höchst dankenswerte, von Schilter begonnene, von Scherz 1728 zum Abschluss ge- brachte Sammelwerk zu nennen, das unter dem Titel Thesaurus antıquitatum Teutonicarum fast die gesammte bis dahin bekannte altdeutsche Litteratur zysammenfasste und auch einiges Mhd. bot: das Rolandslied des Pfaffen Konrad, das Ad. selbständig benutzt hat und oft citiert (als das „alte Gedicht auf Carln den Grossen“, da der Verfasser noch unbekannt war), ferner Strickers Karl, das Lehrgedicht des Winsbeken und den Schwabenspiegel, die seltener erscheinen. Das so dürftige mhd. Belegmaterial entsprach dem Stande der damaligen Veröffentlichungen; was bis 1774 gedruckt. vorlag hat Ad. herangezogen. Dann aber musste ihm die Erkenntnis sich aufdrängen, dass dieser Teil der deutschen Sprachentwicklung schwerlich in den grossen Plan des Wb.s vollständig einzuziehen war, sondern getrennte Behandlung erforderte, wie ihm gewiss auch die Vorbereitungen zu dem seit 1781 erschienenen mhd: Wb. von Scherz und Oberlin nicht unbekannt waren. Endlich lag ihm eine Belebung dieser Studien durchaus fern. Das zeigt sich, wenn er auf den Vorwurf, dass die Leipziger Gelehrten die in ihrer Stadt ruhenden hand- schriftlichen Sprachdenkmäler nicht genügend ausnutzten, erwidert, der Gewinn davon werde immer für zu gross gehalten.) Man sieht, noch war die Geburtsstunde der deutschen Philologie nicht gekommen. Auch bemerkt Ad.,

1) Vergl. u. „Gnade“, ,Geld“. 2) Vergl. u. „belangen“, „kostbar“ u. a.

8) Vergl. Waniek, Gottsched 8. 645 f. a

=, HI.

Testamentes, die Michaelis auf Drängen Lessings angefertigt hatte, mit ihrem ganz unpoetischen, platt rationalistischen Ausdruck danebenzuhalten. Aber diese Vergleichungen verschwinden fast gegen die reiche Fülle der Lutherbelege. So bot Ad., ob bewusst oder unbewusst, doch in seinem Wb. was der Zeit not that und was auch das junge Geschlecht ihr wieder zuführen wollte, altes urkräftiges Lutherdeutsch. Vielleicht wirkte die ruhige, tendenzlose Aufzeichnung gerade am meisten. Er liess sich natürlich zunächst auch hier von seinem Sinn für das Zeitgemässe leiten, denn er setzte die Bibel in Aller Händen voraus. Gleich Lessing und Herder die Aufmerksamkeit auf bisher nicht genug beachtete Schriften zu lenken, fühlte er sich auch hier nicht berufen. So kommt ausser Luther das 16. Jh. nicht zu seinem Recht. Aus Hans Sachs waren wirklich nur, wie Voss!) bemerkt, „ein paar Reime die ganze Ernte des weiten fruchtreichen Gefildes*. Goethe hatte 1776 in „Hans Sachsens poctischer Sendung“ der Auffassung des jungen Geschlechtes Worte geliehen. Ad.?) erwidert, der sonderbare Mann sei in den neuesten Zeiten ein wenig zu sehr über seinen wahren Wert erhoben worden, denn sein lebhafter Witz und die für seine Zeit fliessende Sprache könne dem gänzlichen Mangel des reinen und guten Geschmacks doch nicht das Gegengewicht halten. So erklärt er ihn geradezu für unlesbar und will seine Tage „um deswillen eben nicht verzärtelt“ schelten lassen.

Die Limburger Chronik sowie die Chroniken von Tschudi, Fronsberg und Wurstisen sind meist nach Frisch citiert. Fischart fehlt ganz, obwohl auch auf ihn schon Bodmer,?) wie auf die Tüchtigkeit des 16. Jhs. überhaupt, lobend gewiesen hatte. Aber Ad.*) stiess ihn schroff als „Muster des Afterkomischen“ von sich, dessen ganzer Witz

1) A. a. O. S. 482 (vergl. S. 16 Anm. 2).

2) Magazin 13, 143.

3) Bodmer, Sammlung Critischer .. . Schriften. 7. Stück (1743) 8. 54 ff.

4) Dtsch. Stil 2, 245.

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in „Ausbrütung alberner neuer Wörter“ und in „armseligen Wortspielen* bestehe,

Auch für das 18. Jh, hat Ad, einen hervorragenden Schriftsteller, Opitz, besonders bevorzugt. folgt also trotz seiner theoretischen Abweisung praktisch doch noch der Überlieferung Gottscheds, Sogar auf Besonderheiten, die nur bei ihm vorkommen, nimmt er weitgehende Rücksicht. Das konnte für die Sprachbereicherung dieselbe, wenn auch unbeabsichtigte Folge haben wie die reichliche Citierung Luthers.") Die übrigen Schlesier sind spärlich, aber immerhin gleichmässig benutzt, Logau und Günther häufiger, seltener Gryphius, Lohenstein, Hofmanswaldau. Auch Lessings Scultetus hat ihm einige Stellen zugebracht, er wahrt sich aber sein Urteil über die häufig etwas ver- stiegene Ausdrucksweise des jungen Dichters.*) Sonst begegnen noch Canitz, Neukirch, Fleming und Abels Boileau-Ubersetzung. Es sind die Dichter, die auch in den Gottschedischen Kreis hineingeragt hatten. Weiter ging Ad.s Teilnahme noch nicht.

Für das 18. Jh. hat Ad. seine Lehre von dem classischen Zeitraum auch praktisch dadurch betätigt, dass er Gellert fast bei keinem Artikel fehlen liess; sehr häufig erscheinen auch Weisse und Johann Elias Schlegel, seltener Rabener, Cramer, Ebert, Giseke. So sind die „Bremer Beitriiger* fast vollzählig beisammen. Auch die anderen sächsischen Dichter kommen hier natürlich ganz besonders zu ihrem Recht: Rost, Lichtwer, Kästner, Brawe neben dem Ans- bacher Cronegk, der Odensänger Bernhardi, die Lustspiel- dichter Matthesius und Crtiger, der Satiriker Michaelis. Neben ihnen tritt der einstige Dictator Leipzigs nur auf, um Tadel zu ernten. Ad. will auch hier zeigen, dass er keineswegs Gottscheds Nachfolger heissen möchte, Da- gegen sind die Schweizer nicht selten benutzt, Zwar wird

!) Heynatz empfiehlt z. B. durch Ad.s Excerpt angeregt „ab- schwinden“ zum Neugebrauch.

*) Vergl. über die bekannte in der Nachahmung Kleists yon Lessing bewunderte Stelle Dtsch. Stil 2, 284,

98

Haller gelegentlich') gemeistert; doch um einer anderen Stelle willen (vergl. „Raupenstand“), die bei innerer Kraft keineswegs glückliche Bilder enthält, reiht ereinen besonderen Artikel ein, Schönaichs berüchtigtes „Neologisches Wörter- buch“ heftig tadelnd, das die schöne Stelle, wie so viele, mit Unsinn beschüttet habe. Gessners Idyllen liefern ihm eine reiche Ausbeute, ihre Naturbilder kehren immer wieder. Dem Umfang entsprechend sind auch des Schweizer Arztes Zimmermann schwermütige „Betrachtungen über die Ein- samkeit“ dankbar benutzt. Die theoretischen Schriften der _ Schweizer hatte Ad. natürlich fleissig gelesen. Ihnen ent- nimmt er einmal eine Stelle aus Bodmers Milton.?) Des Schweizerischen Apostels Sulzer „Allgemeine Theorie der schönen Künste“ eignete sich wegen ihrer lexikalischen Anordnung besonders gut für Ad.s Zwecke. Von den öst- lichen Oberdeutschen nennt er zwar die Österreicher Denis, Mastalier, Sonnenfels u. a. würdig, in Ansehung der Sprache den besten Schriftstellern der Nation an die Seite gesetzt zu werden,?) vernachlässigt sie aber im WD. (1). Im Wb.(2) hat er dies ein wenig ausgeglichen. Von den Norddeutschen gilt ihm Hagedorn auch sprachlich als un- bedingtes Muster. Ein Mann recht nach Ad.s Herzen ist der Altonaer Dusch. Wie Ad. ein „Pfadsucher zwischen Leipzig und Zürich“,*) macht er mit seinem gezierten Geschmack und der „schwammigen Fülle“ seiner moralischen Betrachtungen im Wb. beinahe Gellert den Rang streitig. Auf Preussen ist Ad. politisch nicht gut zu sprechen. Von dem „ökonomisch-militärischen“ 5) Geiste des grossen Königs kann er kein Heil für die Litteratur erwarten, wie er auch die Blüteperiode Sachsens mit dem Beginn des siebenjährigen Krieges enden lässt. Doch den Dichtern Preussens lässt er volle Ehre widerfahren. Ramler ist ihm

1) Vergl. u. „durch“ „Schreyer*.

2) Vergl. u. „entwerden“.

8) Lehrgeb. 1, 86.

4) Erich Schmidt, Lessing 1, 408. 5) Magazin I, 4, 154 und II, 2, 18.

- BB

ällmähliche Sinken der dichterischen Kraft bemerkte auch er sehr gut an ihm.') Auch Lessing gestand er später?) mittelbar classische Geltung zu; aber sein Hass gegen Provincialismen konnte doch keine rechte Zustimmung für ihn aufkommen lassen, besonders weil sie damals von Un- berufenen in übertriebener Weise nachgealımt wurden; so fehlen doch trotz der zahlreichen Musterbelege allerhand Ausstellungen nicht. Er findet bei ihm „in der anständigen Schreibart wenig mehr vorkommende“ ?) oder nur im „ge- meinen Leben“ *) übliche oder „bloss niedersächsische“ ’) u. a. anstössige Wörter, wie auch die Berliner Litteratur- briefe nicht gut bei Ad. fahren und sprachliche Rügen ®) erhalten. Sie behagten ihm auch inhaltlich nicht; wurden hier doch Vorklänge des neu erwachenden Volksliedes, Shakespeare und die Charakteristik der Leidenschaft ge- priesen, während sein Liebling Dusch gezaust ward. Vielleicht flösste ihm auch Lessings eigene lexikalische Arbeit am Logau, die der seinigen in der Tendenz so zu- widerlief und doch allgemeinen Anklang gefunden hatte, ein Vorurteil ein. Von Herder hat Ad. besonders die Abhandlung „Über den Ursprung der Sprache“ wie dem Inhalt so auch dem Ausdruck nach dankbar, doch mit manchem Vorbehalt gegen seine kühne Wortfügung be- nutzt. Bezeichnend ist seine Stellung zu Goethe. Der „Werther“ von 1774 in seiner ersten regelloseren Gestalt musste ihm trotz allem Ruhm für einen Abfall vom walıren Geschmacksideal gelten. Einige Belege”) sehen wie schweigende Rügen aus. Doch verkannte Ad. darum nicht ‚Goethes Bedeutung. Im Magazin*) von 1783 findet sich

1) Dtsch. Stil Bd. 2, 282.

2) Dtsch. Stil Bd. 2, 417.

5) Vergl. u. „quitt“.

4) Vergl. u. „Ding“.

6) Vergl. u. „erhohlen“.

6) Vergl. u. „bewahren“ „beywohnen“.

. ') Vergl. u. „pferchen“, „quakeln“, „seither“.

8) Magazin I, 4, 145.

in einer Anmerkung zu seinen Erörterungen über die all- gemeinen Begriffe des Schönen das treffende Urteil ver- steckt, das noch einmal seine ganze Stellung charakterisieren mag. „Ich rede bloss von dem Herrschenden und All- gemeinen in der Litteratur. Wenn ein Mann von der Stärke und Fülle des Geistes und von dem ausgebildeten Geschmacke, wie Goethe, einmal ein regelloses Produkt als ein Spiel der Muse in die Litteratur wirft, so wie sich auch wohl ein Correggio in einer glücklichen Laune eine Caprice erlaubt, so haben beyde gewiss nicht die Absicht, die Befolgung der Regeln, des Costtime u. s. f. dadurch zu verbannen und wenn dann doch ein Heer geist- und verstandloser Nachahmer das aufrafft und das Wesen der schönen Litteratur und Kunst in der Unregelmässigkeit suchet, so ist das gewiss nicht ihre Schuld.“ 1785 nahm Ad. dann in den „Deutschen Stil* ') eine längere Stelle aus dem ersten Buche des „Werther“ ohne zu kritteln als Muster des Rührenden auf, wie auch dem Wb. (2) noch einiges Wenige?) zu gute kam. Im Vorwort zum vierten Bande des Wb.(2) erkannte Ad. dann die neue Erhebung der deutschen Litteratur rückhaltlos an: ihr in seinem Wörterbuch noch gerecht zu werden, war, wie er sagte, „physisch“ unmöglich.

Je ablehnender sich Ad. gegen den Einfluss der Schrift- steller auf die Sprache verhielt, desto reichlicher berück- sichtigte er die Umgangssprache, Für diese ist sein’ Werk nun auch ein höchst schätzbares, unentbehrliehes Auskunfts- mitte. Auch Paul?) hat das eigene Sprachgefühl des Forschers als aufmerksamster Beachtung wert erkannt.

I) Dtsch. Stil 2, 189. Goethe hat hier für die „Schriften“ 1787 T. selbst mannigfach gemildert. Vergl. Weimar, Ausg, 19, 73T. mit den Lesarten.

2) Vergl. u. „Innigkeit*.

8) Vergl. Paul, Über die Aufgaben der wissenschaftlichen Lexikographie mit besonderer Rücksicht auf das D. Wb. (Sitzungs- berichte der Münchener Akademie d. W. philos, hist, Kl. 1894. S, 58-81) S. 61.

2,59,

Denn es ist etwas geschichtlich Gewordenes und bringt die usuelle Bedeutung eines Wortes sicherer zum Ausdruck, während die occasionelle Verwendung gerade bei grossen sprachbildenden Schriftstellern nicht selten Zweifel hinter- lässt. So hat denn Ad. den Teil der Sprache des 18. Jh.s abgegrenzt und festgelegt, der sich heute am schwersten wieder zusammenbringen liesse. Manche Artikel sind allein mit solchen Belegen bestritten und ihre Verzeichnung kann auch sonst geradezu vollständig genannt werden. Und fasst man Ad.s Arbeit für diese gewählte Umgangs- sprache und die Schriftsprache, die nur von ihr ein treues Abbild geben will, allein ins Auge, so müssen wir Ad. auch heute noch unbedingt zustimmen. Der spröde Eifer, mit der er ihre Reinheit”zu wahren suchte, wird sich auch heute noch lebendig zeigen, wo wir von jeder künstlerischen Rücksicht Abstand nehmen müssen. Er hat ihr Geschmei- digkeit verliehen, indem er mit feinem Gehör unschöne Wortfügungen und Wortbildungen verbannte, er blickte mit vaterländischen Stolz auch auf ihren Reichtum, wo keine Vermischung der Stil- und Mundarten zu fürchten war.')

1!) Wenn Ad. unter „Pferd“ bemerkt: „Diejenigen, welche vou dem Reichthum der arabischen und anderer fremden Sprachen aus einem so hohen Tone reden, mögen sehen, ob sie den Reich- thum der deutschen aufwiegen können“ und dann eine reiche Sammlung von Ausdrücken für „Pferd“ giebt, so will er wohl Herder treffen, der in den „Fragmenten“ (Werke 1, 116) auf jene Sprachen gewiesen hatte.

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Quellen.

Ein Ruhmesblatt Adelungs ist seine unermüdlich lleissige Benutzung fast des gesamten vor ihm liegenden Quellenmaterials, das er auch meist genau eitiert. Diese Arbeitsweise ist erst eine Errungenschaft des 18, Jahr- hunderts.

Alle vorhergehenden lexikalischen Arbeiten machen kaum einen schwachen Ansatz dazu. Die ahd. Ansätze sind lediglich dem praktischen Bedürfnis entsprungen, das Verständnis bestimmter lateinischer Texte zu vermitteln, sodann die Lernenden in den Stand zu setzen, sich selbst lateinisch auszudrücken, sodass das Deutsche vorangestellt werden musste. Soweit diese Glossen damals durch den Druck zugänglich waren, hat Ad. sie benutzt"), aber in der Geschichte des Deutschen Wörterbuchs sind sie nicht zu nennen, Zwar sind die frühesten Wörterbücher aus der Zeit des Humanismus ebenfalls nur in Rücksicht auf Lateinverstehen und -sprechen entstanden, aber da sie vollständig sein wollten, mussten sie auch den gesamten deutschen Sprachschatz ins Auge fassen.

Dieffenbach?) hat das reiche lexikalische Material der frühnhd. Zeit quellenmässig zusammengestellt, Hier kommen nur die dem 18. Jahrhundert bekannten Wörterbücher in Betracht.*) Das älteste von diesen ist der Teutonistha

') Vergl. 1) „ausspüren*, „blass* u. a, wo die von Boxhorn 1650 edierten Glossen, 2) „betrachten“, „Häkse* u.a, wo die Monseeischen Glossen citiert sind, die Pez 1721 ediert hatte,

2, Glossarium Latino-Germanicum mediae et infimae astatis. Francof, 1857, p. XVI sq.

3) Vergl. Johann Leonhard Frisch, Programm des Gymmn. =z. erauen Kloster von 1739 und hiernach: Reichard; Versuch einer Historie der deutschen Sprachkunst, Hamburg 1741, 8. 208.

9%

des Gerhard von Schueren (Köln 1477). Er besteht aus einem lateinisch-deutschen und einem deutsch-lateinischen Teil und beschränkt sich auf einfache Glossierung.') Er ist in der Mundart von Cleve abgefasst, während der zu Nürnberg 1482 gedruckte Vocabularius teutonicus, der nur einen deutsch-lateinischen Teil enthält, oberdeutschen Lautstand zeigt. Auch bei ihm hat sich Ad. nicht allein auf scine Vorgänger verlassen, sondern ihn selbständig benutzt, wie die Nachprüfung einiger Artikel zeigt.) Ob ein unter „krank“ angeführtes ,oberdeutsches* Wb. von 1477 von Ad. mit dem Teutonistha verwechselt ist, oder ob er eine ‚spätere Auflage des ältesten im Druck überlieferten Wb.s von 1469?) benutzt hat, muss zweifelhaft bleiben.

Aus dem 16. Jahrhundert hat Ad. häufig ein sonst unbekanntes 1501 zu Rom gedrucktes deutsch-italienisches Wb.*) benutzt. Einige Citate aus Altenstaigs Vocabu- larium®) verdankt er wohl Frisch. Das Dictionnarium des Dasypodius, sowie des Fabeldichters Alberus Novum dictionnarii genus ist ohne Schaden übergangen, während Josua Maalers in Zürich 1561 unter dem Titel „Die Teutsch Sprach“ erschienenes Wb. seiner Bedeutung ent- sprechend fleissig benutzt ist. Besonders schöpft Ad. aus ihm ältere verlorene Worthildungen.*) Maaler, den Ad. unter seinem latinisierten Namen Piktorius anführt, hat das erste deutsche Wb. zusammengestellt, in dem das Deutsche Selbstzweck ist. Es war auf die Anregung eines der frühen grossen Gelehrten, Conrad Gesners, entstanden, war aber trotzdem etwas äusserlich nach dem lateinischen Lexikon des Frisius zusammengestellt und beschränkte sich auch noch auf einfache Glossierung durch

1) Vergl. „bescheiden“, „Hermelin“ u. a.

2) Vergl. „Altreiss“, „Blatter“, „Brodem“, „liebkosen“ u. s. f:

3) Vergl. Diefienbach a. a. O., No. 183. 151. 102. S. RX f.

4) Vergl. „Bankart“.

5) Vergl. „empören“.

6) Vergl. „eln“, Heiterkeit“, „Hermelin“. Die Mehrzahl der Belege findet sich schon bei Friseh.

(le

das Lateinische. In das Etymologieum Teutonicae linguae des Kiel aus Duffel in Brabant (Kilianus Duflaeus) sind bereits in seiner dritten Auflage vom Jahre 1599 ver- einzelt etymologische Bemerkungen eingestreut. Sie er- scheinen spärlich, zeigen aber eine für jene Zeit schätzens- werte nüchterne Genauigkeit: so griff man später gern und viel zu dem Werk, das auch schon durch sein Alter ehrwürdig schien, und Ad. konnte viele Belege schon aus zweiter Hand erhalten. Da die brabantische Mundart sich früh als eigene Sprache fühlte und auch nur die westndd. Sprachen von Kiel zum Vergleich herangezogen werden, darf das Etymologieum streng genommen nicht zu den deutschen Wörterbüchern gezählt werden.

Das 17. Jahrhundert zeigt aus der Zeit vor dem grossen Kriege die vielversprechende Arbeit des Georg Henisch, der zu Augsburg im Jahre 1616 den ersten, bis G reichenden Teil seines Thesaurus linguae et sapientiae Germanicae herausgab. Die Arbeit bildet keine Fort- setzung der dritten Ausgabe des Kilianus. Sie verzichtet auf Vergleichung der Mundarten und etymologische Forschung. Ihr Verdienst besteht in der Vollständigkeit der gesammelten Wörter, Redensarten und Sprüchwörter, und nur deswegen ist es ein Verlust, dass sie nicht über den ersten Teil hinaus gediehen ist. Die Stichwörter jedes Artikels werden in allen europäischen Hauptsprachen, die übrigen Redensarten lateinisch glossiert. Ad, konnte hier besonders älteres obd. Sprachgut schöpfen und zur Er- klärung fruchtbar machen.')

Der unheilvolle Krieg hemmte auch hier gedeihliche Entwickelung. Die lexikalischen Arbeiten zeigen eine klaffende Lücke.?) Es ward zwar in der fruchtbringenden Gesellschaft viel geredet von einer Sammlung des deutschen

!) Vergl. u. „Angst*.

2) Aus dem zweiten Viertel des 17. Jh. besitzen wir nur die ungedruckten lexikalischen Fragmente des als Naturforscher und Aufklärungsphilosophen bekannten Hamburger Rektors Joachim Jungins, vgl, Köster, Zs. f. dtsch, Altertum 36, 26,

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Sprachschatzes'); Schottel, der Ruhmesstern der Gram- matik des 17. Jahrhunderts, stellte selbst jene umfassenden Forderungen auf, begnügte sich aber, nur die Stamm- wörter?) der deutschen Sprache zu sammeln. Auch Caspar Stieler, „der Spate*, war weit entfernt, Schottels For- derungen zu folgen; er giebt nur eine Sammlung der deutschen Wörter und Redensarten, unter ihre Stamm- wörter geordnet, und zwar sucht er sie möglichst voll- zählig zusammenzubringen, um das üppige Wuchern des des deutschen Stammbaumes darzuthun. Später warf man ihm vor, er habe zu diesem Zweck Wortableitungen will- kürlich erfunden. Zufällig ist noch im Jahre 1700, mit dem die Periode des blossen Sammelns etwa geschlossen werden kann, eine grosse lexikalische Arbeit erschienen, die weit nach vorwärts schaut, aber doch noch in der alten Überlieferung stecken bleibt. Es ist das deutsch- italienische Wb. des Nürnbergers Cramer, der im Vorwort sich langatmig mit den Hinweisen Schottels auf das „bisher so sehnlich verlangte“ Wb. auseinandersetzt und ihnen irgendwie gerecht werden möchte, dann aber doch nur ein ganz äusserlich zusammengetragenes, wenn auch ziem- lich vollständiges Glossar liefert. Auch hier fand Ad. besonders veraltete oberdeutsche Wortformen und -be- deutungen.*)

Im Verlaufe des 17. Jahrhunderts hatten sich neben den genannten Lexikographen eine Reihe von Forschern etymologischen Einzelstudien gewidmet, Als eigentlicher Begriinder dieser Studien wird Klauberg mit seiner ars etymologica Teutonum (Duisburg 1663) gertihmt.*) Sie waren aber für jene ebensowenig wie die bis dahin ver- Uffentlichten alten Denkmäler nutzbar geworden. Beide Arten von Vorarbeiten wurden, nachdem schon vorher

1) Vergl. D. Wb. V, Vorr. Sp. D.

2) Vergl. a. a. O. 5, Buch.

8) Vergl. u. „darin“, „Staat“.

4) Vergl. Eckart a. a. O. S, 225; Reichard a, a. O. 8S, 229,

er KE a

Wörter nur dann für erlaubt, wenn fremde Gegenstände oder notwendige Begriffe, die im Hochdeutschen keinen Namen haben, mit einem Worte ausgedrückt werden müssen. Dagegen können, wie er richtig hinzufügt,') „die Gemäch- lichkeit, nicht lange nach einem schicklichen Ausdruck herumsinnen zu dürfen, das Bedürfnis eines seichten Kopfes, einen dunkelen oder verworrenen Begriff unter dem Mantel eines halbfremden Wortes als einen neuen Gedanken auf- zustellen, die vorgegebene Kürze und ein Nebenbegriff oder vorgegebener Nachdruck nie eine hiulängliche Ursache dazu seyn“. Wir denken vielleicht nur über die Kürze des Ausdrucks etwas anders, aber Ad. selbst hat sich davor gehütet, z. B. die grammatischen Ausdrücke zu verdeutschen, wodurch sich Gottsched so viel Spott zuzog. Er rühmt dagegen wiederholt den Reichtum des Ober- deutschen an einheimischen Wörtern, für die die anderen Mundarten fremde gebrauchen müssten und will deutsche Eigenart überhaupt bewahrt wissen; so weist er unter „deutsch“, das damals in der später wieder von den Gittingern?) vielgebrauchten Bedeutung „ehrlich“ zu ver- alten anfing, tadelnd auf die Nachahmung französischer Sitten durch die Obersachsen. Zu „Unehe“, das sich auch Lessing”) anmerkte, erklärt er: „Man sollte dies gute Wort (für Konkubinat) wieder in Umlauf bringen; zu „Podagra“, man könne dies ausländische Wort gar wohl entbehren, indem man mehrere einheimische Aus- drücke habe, unter denen man nur zu wählen brauche, und nennt dann Zipperlein, Fussgicht, Ballenfieber. Für „Historie“ sieht er lieber „Geschichte“ gebraucht; „Reiz“ gilt ihm ebensoviel, wie das ausländische Grazie Zu „populär“ führt er aus: „ein von einigen neuern Schrift- stellern ohne Noth aus dem französischen populaire ent- lehntes Wort gleich allgemein verständlich: auch für: „den niedrigen Klassen der Weltbürger nützlich“, haben es einige

1) Vgl. Lehrgeb. 1, 68.

2) Vgl. Kraeger, J.M. Miller, Bremen 1893, S. 66.

3) Lachmann 11, 633.

= i —:

Mehrere Ausdrücke für Kampf und Ähnliches:

Abenteuer, das wenig mehr vorkomme. Im Wb, (2) er- klärt er näher, es komme „mehrenteils nur in scherz- haftem oder verächtlichem Sinne vor“. Dieser Sinn ‚herrscht auch heute in der gewöhnlichen Umgangssprache.

Absage: Lessing aber sprach wieder von seiner „ritter- lichen Absage“ (Lachmann 10, 132). Bald ward es all- gemeiner für „abschlägiger Bescheid“ gebraucht.

Fehde: Ad. nennt es „ein gänzlich veraltetes oder doch nur zuweilen in der komischen Schreibart gebrauchtes Wort“. Diese Verwendung liegt uns heute gänzlich fern. Auch wir können zwar mit manchen Wörtern eine scherzhaft altertümelnde Wirkung erreichen, z. B. mit dieweil, gelahrt, erklecklich, etzlich, weidlich, aber Würter wie Fehde sind uns gänzlich zurückgewonnen.

Hader: Das zugehörige Verbum hadern weist er ins ge- meine Leben, wo es zuweilen vorkomme, lässt aber diese Bemerkung im Wb. (2) fort;

Schlacht, das seltener zu werden anfange und wofür man lieber Treffen sage.

Ferner einige Ausdrücke für Kämpfer und Held:

Degen, obwohl es von Lessing im Logau-Wb. empfohlen und dann von ihm und anderen gern gebraucht worden war. Hier verschärft Ad, einmal im Wh. (2) wohl im bewussten Gegensatz zu Lessing sein Urteil über dies Wort und weist es in die komische Schreibart, wonach dann auch Wieland im ,Geron“ in der Gesamt-Aus- gabe der Werke von 1794 f. änderte!) Hier hat sich sein Urteil durchgesetzt, weil Degen auch heute meist noch unter Verkennung seiner Etymologie als eine etwas übertriebene Metapher (gleich Haudegen) angesehen wird.

Hüne, das er in der Form Heune verzeichnet und nur noch beim gemeinen Haufen Niedersachsens kennt.

) Vgl. Singer, Über Wielands Geron in Zachers Zs, f. deutsche Philologie 25, 220—252 (1898) 8. 243. Pulasstra XIV. 0

mehr als zu oft... vermutlich wird es sich nun im Gebrauch halten.“

Kemnate kennt Ad. nur in der Bedeutung „steinernes

Gebäude“ im gemeinen Leben vieler Gegenden üblich.

. Lessing (Lachmann 11,626) fand ohne Hülfsmittel vor- sichtig tastend die Bedeutung „Zimmer“, die heute wohl wieder ziemlich bekannt ist.

Ferge ist auch heute ein seltenes Wort. Stosch (Kl. Beitr. 2,200), der sonst den Archaismen nicht abgeneigt ist, bemerkt, es wäre lächerlich, das Wort für Schiffer wieder aufzunehmen.

Gau, das auch Mylius empfiehlt, beginnt aber, wie es im D.Wh. heisst, „wirklich in unserer Zeit ein neues Da- sein im Vereinsleben“.

Einige Wörter haben allgemeinere Bedeutung erhalten: ebenbürtig nennt Ad. im Wb. (1) „zuweilen in den Rechten und Gebräuchen der mittleren Zeiten üblich“, lässt diese Bemerkung aber sehr bezeichnend im Wb. (2) fort:

frönen kennt er nur in dem alten rechtlichen Sinne von „Dienste leisten“, ebenso

huldigen nur im Sinne von „Treueid leisten“, noch nicht „den Leidenschaften frönen, den Frauen huldigen“ u.a.

Wie Ad. die Erinnerungen an die Ritterzeit von sich fern hielt, verbannte er auch alles, was mit einer Äusserung urwüchsiger sinnlicher Kraft und tiefer Empfindung zu- sammenhängt. Schon das eine der beiden Worte, die die ganze Periode charakterisieren,

Drang ist Ad. unbekannt, er kennt es nur in der ver- alteten Bedeutung „Gedränge“. Das Wort war eben, wie die Sache den „Aufgeklärten“ fremd: „es“ dichtete und sang nicht in ihnen und sie mochten nicht einer geheimnisvollen inneren Eingebung folgen, weil sie nicht genligende Gewähr für die um jeden Preis erstrebte Klarheit, für Richtigkeit und Verständlichkeit zu bieten schien. Aus ähnlichen Gründen bezeichnet Ad, als veraltet:

b*

Sälde: das auch heute noch um Anerkennung zu ringen hat *).

Wonne: Ad. bemerkt, die neuern Schriftsteller hätten es olıne Not wieder in Gang gebracht, indem es bei seinem

edunklen Bau wenig mehr sagen könne, als Freude.

Auch der Sinn für die Schätze unseres Volkes in Sage und Dichtung musste erst gegen die spröde Aufklärung zurückgewonnen werden. Das zeigt Ad.s Kritik an einigen Wörtern für Sagengestalten:

Elfe verzeichnet er nicht in einem besonderen Artikel, was auch Jakob Grimm im D.Wb. tadelnd bemerkt, sondern erwähnt es nur unter „Alp“ als eine Bezeichnung bei den alten nordischen Völkern, obwohl es Wieland schon 1764 in der Übersetzung des Sommernachtstraums gebraucht hatte. Mylius verzeichnet es, ohne es zum Wiedergebrauch zu empfehlen, und glossiert es mit Schutz- geist. Unter „Alp“ selbst spricht Ad. höhnisch von der Geisterlehire des grossen Haufens.

Fee glossiert er: „eine Art erdichteter Untergöttinnen, so die verderbte Einbildungskraft wider alle Kenntnis der Natur- kräfte ersonnen hat*, wahrend Gadebusch?) hs. beinerkt, die Dichter hätten angefangen, sich des Wortes zu bedienen.

Gefeit kennt Ad. noch gar nicht.

Nix nennt er ein erdichtetes Wassergespenst, mit dem man noch im gemeinen Leben die Kinder zu schrecken pflege.

Nixe verzeichnet er gar nicht.

Unhold kennt er nur in der eingeschränkten Bedeutung „Zauberer“; das Neol. Wb. spottete über das Wort: „Das klingt hexenmässig“.

Auch volkstümlicher Redeweise steht er natürlich fern; so bemerkt er unter „begeben“: „Man hüte sich, dass man das veraltete ekelhafte „und es begab sich“ nicht wieder in die historische Schreibart aufnehme“. Einen so kräftigen Ausdruck, wie „gar lieblich anzusehn“, in dem er das

1) Kraeger, a. a.O. S. 95. 2) Vgl. die Abkürzungen.

a. FI

Schmack für Geschmack u. a. m. In älterer Bedeutung gebrauchte man z. B. die Wörter: after (= nach): so sagte man Afterwelt für Nachwelt, Afterzeit für die Zeit dor Nachkommen, ohne sich an die Bedeutung des Unechten zu kehren, die das Wort ein- mal erhalten hatte und die dann allerdings besonders stark erst durch die vaterländische Lyrik der Göttinger!) ausgebildet wurde. Afterzeit hatte sogar Ramler?) als dichterisch empfohlen. Solche Missgriffe weist Ad. mit Recht zurück.

bar ( beraubt, bloss), das noch Wieland in den An- merkungen zum Geron?°) erklärt, das aber heute in der Dichtung wohl allgemein verständlich ist.

bestehen (-- siegreich ertragen, überstehen); der Gebrauch ist uns ganz geläufig geworden. Man versuchte es da- mals auch in anderen aktivischen Bedeutungen neu zu gebrauchen, so für mieten, angreifen u. a. Ad. ver- zeichnet auch diese Versuche, weiss aber noch nicht, welcher durchdringen wird. Er spricht, wie meistens, sehr allgemein von einigen neueren Schriftstellern; im

_ Museum (1) S.209 wird bestimmt Ramler als Erneuerer genannt.

Dank (= Belohnung des Siegers); so verwandte es Wieland im Geron*) und im Oberon*), wohl durch Ad.s Notiz angeregt. Später folgten audere.

dick ( oft); Wieland holte auch dies einmal wie das in den Schriften der Schweizer oft gebrauchte fast ( sehr) hervor. (Vergl. die Belege im D.Wb.)

durstig ( kühn): Ad. giebt reiche Belege aus Luthers Bibel-Übersetzung und regte dadurch gewiss zur Nach- ahmung an. Wieland im Oberon-Glossar schreibt einige Belege aus Ad. aus (vergl. S. 321).

—— u.

!) Vgl. Kraeger, a. a. 0. S. 80.

2) a. a. O. Bd. 1, 222.

3) Teutscher Merkur 1777, S. 183.

4) Ebenda.

5) Vergl. Glossar zum Oberon 8. 320.

ay ) Eee

Humour auszudrücken. „Humor“ selbst verzeichnet Ad. noch nicht. Auch der sonst über Purismus freimütig denkende Gedicke ') sagt: „es haben sich izt schon hie und da manche englische Wörter unnöthiger Weise ein- geschlichen, z. B. Humor, Spleen, Sneer u. s. w.“.

Schöpfung im Sinne von Welt verzeichnet Ad. schon ruhig als edel, während es das Neol. Wb. noch mit wiitendem Spott als über den Kanal gebrachte Handels- ware verfolgt hatte.

empfindsam nennt Ad. „von einigen Neuern gebildet und durch Yoricks empfindsame Reisen in Aufnahme gebracht.“ Lessings Empfehlung war ihm wohl unbekannt.

Sehr selten hat sich Ad. veralteter Wörter an- genonmen; zu Besonnenheit bemerkt er: „ein gutes altes oberdeutsches Hauptwort, dasjenige auszudrücken, was man in den neuern Zeiten aus Unwissenheit der deutschen Sprache mit der nach dem Französischen gebildeten Gegenwart des Geistes ausdrücken wollen.“ Unter „Achselträger“ heisst es: „Die Oberdeutschen drückten den Begriff eines solchen Häuchlers ehedem durch Paidenthalbner eigent- lich Beidenhalbner aus“, welches gute Wort man zur Ungebühr veralten lasse.

Abzucht (—- Kanal, Kloake) nennt er ein gutes, aber in der Büchersprache der Deutschen wenig bekanntes Wort.

Weichling, ein gutes altes Wort. Es ist uns heute wieder geläufig.

Ad. gesteht auch selbst im Dtsch. Stil?) zu, die Sprache müsse alte Wörter haben, gleichsam „Sparpfennige und seltene Münzen“, wie Jakob Grimm’) es ausdrückt, aber er scheint hier mehr der Vollständigkeit seines Systemes halber, als aus eigenem Triebe zu reden, und um nicht hinter seinen konservativen Vorgängern zurückzubleiben.

')

a. O. (vergl. 521) 8. 397. 2) 2.6 3)

, vergl. S. 280.

a. 2. D.W.6. Vorr. Spalte XIX.

u AB

Provinzialismen.

Ad.s Stellung zu den Provinzialismen war noch von wesentlich anderen Rücksichten abhängig, als sie etwa heute bestehen. Obwohl beinahe ein Vierteljahrhundert seit Pater Dornblüths „Observationes* verflossen war, känpfte die süddeutsche Reichssprache noch immer um ihr Bestehen, ') und auch die Schweizer wollten viele ihrer dialektischen Eigenheiten als gleichwertig neben den hoch- deutschen Ausdrücken durchsetzen, was dann aber erst den folgenden Grossen in Auswahl vorbehalten blieb.?) So galt es, die Einheit des Hochdeutschen noch schroffer ab- zugrenzen. Und solange diese Einheit noch nicht überall sicher bekannt war, hatte Ad. auf die Lernenden, die sich . aus seinem Werke über das echte Hochdeutsche Aufschluss holen wollten, Rücksicht zu nehmen. Welch reichen Nutzen es hier stiftete, dass nun wirklich einmal ein streng hoch- deutsches Wb. entstand, mag eine kritische Bemerkung Mendelssohns*) über Zimmermanns verbesserte Schrift „von dem Nationalstolze*, die in Zürich 1760 erschienen war, zeigen. Er sagt, an einigen Stellen sei die Mühe allzumerklich, welche sich der Verfasser gegeben habe, die ihm fremde hochdeutsche Mundart zu erraten. Er suche öfter Redensarten, die nicht gesucht, sondern durch den Umgang. eingesogen werden mussten, und verfehle dadurch nicht selten ihren wahren Nachdruck. Neben der sprach- lichen Unsicherheit ging das bewusste Bestreben, der

1) Socin, Schriftsprache und Dialekte im Deutschen. Heil- bronn 1888. S. 429 —489.

2) Köster a.a. O. 8. 520.

8) Vergl. Goldstein „Beiträge zu lexikalischen Studien über die Schriftsprache der Lessingperiode* in der „Festschrift zum 70. Geburtstage, Oskar Schade dargebracht*, Königsberg i. Pr. 1896. S. 51—66; s. bes. S. 57.

Die Stelle aus Mendelssohn steht im 143. Litteraturbriefe und in den Gesammelten Schriften 4, 2, 226. Ähnliche Belege über die sprachliche Unsicherheit in Oberdeutschland sind aus der früheren Zeit überaus häufig.

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boten sich etwa noch Petris Bibelglossar ') vom Jahre 1528 und aus der neueren Zeit Popowitschens „Untersuchungen vom Meere“.?) Sprengs‘) leider nicht zum Druck gelangtes grosses Wörterbuch blieb Ad. natürlich unbekannt.

Sein offener Sinn für provinzielle Wörter und ihren mundartlichen Sonderwert zeigt sich besonders gut z. B. unter „schlagen“, wo er 41 volkstümliche Ausdrücke zur Vergleichung heranzieht. Ähnliche Zusammenstellungen finden sich unter Agen, Alp, ekel, flistern u.'s. f.

Wichtiger für die Wortgeschichte ist seine Kritik an den Wörtern, die auch schon zu seiner Zeit irgendwelche Beziehung zum Schriftdeutschen gewonnen hatten und denen er den Eingang ins Hochdeutsche verwehrt. Von den als ndd. bezeichneten Wörtern sind uns völlig geläufig ge- worden:

Ärger (= Verdruss), das noch Heynatz als Lieblingswort einiger Modeschriftsteller verbannen will,

beschwichtigen, das er noch gar nicht in der alpha- betischen Reihenfolge mit aufführt, sondern nur zufällig unter „schweigen“ in der Form „beschwigtigen“ erwähnt,

binnen,

blank,

Bucht (= Bay), das Ad. zuerst verzeichnet,

dicht (-: nahe),

düster,

ebben; Ad. verzeichnet es als nds. nur nebenher unter „Ebbe“. Gab. merkt es sich als ungewöhnlich aus der Berliner privil. Zeitung von 1763 an. Klopstock und Goethe gebrauchten es dann auch in übertragenem Sinne. Besonders gern werden dann aber die von der Bewegung

1) Vergl. u. „ähnlich“.

3) Mag. 1,2,44—60 hat Ad. selbst die „Litteratur der deutschen Mundarten* gegeben, wo noch einige kleine Arbeiten aus Zeit- schriften genannt werden. Auch hier klagt er über den gänzlichen Mangel obd. Idiotika, weswegen niemand im Ernste an ein all- gemeines deutsches Wb. denken künne.

8) Socin, Allgemeine deutsche Biographie 35, 292. |

9

Ad. auf sie berief. Auch im Dtsch. Stil’) spricht sich Ad. wiederholt dagegen aus. Viele Wörter sind, wie auch die besonderen An- wendungsweisen vieler Wörter, mundartlich geblieben, ob- wohl sie von angesehenen Schriftstellern gebraucht wurden, z. B. „äspern“, das Gleim gebrauchte, ,glau“, das Lessing „auf alle Weise in unsere Büchersprache aufgenommen“ wissen wollte, nährlich ( - kaum) und prachern (— betteln), die Bürger gebrauchte, sodann z. B. abstehen, das Lessing -- abtreten gebraucht. Viele haben auch nicht unbestritten die Würde der Schriftsprache erhalten, so drall, obwohl es Lessing gebrauchte, schnurrig u. a. m. Von den als obd. bezeichneten Wörtern sind uns ge- läufig geworden: abhanden, abschweifen, bei dem Heynatz bemerkt, Wieland und seine Nachfolger hätten es so häufig gebraucht, dass er es nicht mehr als im Hochdeutschen ungewöhnlich be- zeichnen möchte,

Ahn, an dessen Gebrauch im Sing. man im Hochdeutschen nicht viel Geschmack gefunden zu haben scheine,

allgemach,

Ampel,

Ärmlichkeit,

behelligen, das Mylius empfiehlt,

behende,

behindern,

deuten,

dumpf, ein Lieblingswort Goethes,

Eigenschaft,

ergrauen,

förderlich,

fortan,

gemeinsam, das auch Lessing fremd erschien (vergl. Lachmann 10, 660),

1) 2, 417.

81

Zuwachs, den seine Zeit erfuhr, unbefangen gewiirdigt, soweit die neugebildeten Wörter nicht gegen die herrschende Analogie, gegen Geschmack und Verständlichkeit zu ver- stossen schienen. Er hat auch den Ableitungssilben und Kompositionsgliedern besondere Artikel gewidmet, die dankenswerte Zusammenstellungen enthalten, und hat hier sogar selbständig auf die Mittel verwiesen, die ihm zu immer neuer Sprachbereicherung geeignet schienen.

Unter den Substantiven mit ableitenden Suffixen erkennt er die Endung -er (aus äri) als ein solches Mittel an, wie auch Ramler im Batteux unter den nach der Sprach- ähnlichkeit gemachten Neubildungen Wörter auf -er genannt hatte. Ad. verzeichnet z.B.

Beter, Donnerer, Hasser, Seher, Streiter als poetisch, was sie noch heute sind. Er führt hier ruhig Klopstock an, ohne sich um den Spott des Neol. Wb. zu kümmern. Von den bei ihm als Neubildungen verzeichneten sind uns heute geläufig:

Bewohner, das doch auch schon Gdb. als häufig gebraucht verzeichnet,

Denker; Ad. hat sich gegen dies Wort heftig gewehrt. Mag. 1,3, 108 nennt er es „ein aus mehr als einer Ursache verwerfliches Wort“ und erläutert Mag. 1, 4, 59 näher: „Es soll eine zum Nachdenken gewöhnte Person be- zeichnen und bedeutet doch weiter nichts, als eine Person, welche denkt oder denken kann, welches für den obigen Begriff viel zu wenig sagt.“ Wir müssen gestehen, die hierbei in Anwendung gekommene Analogie ist in der That überaus selten; aber sie ist doch auch schon zu Ad.s Zeit z. B. bei „Kenner“, wie das Wh. ausweist, völlig durchgedrungen. Das erweiterte Suffix -ner er- leichtert diese Bedeutungsentwickelung, so bei Redner, Bildner u. a.

Herrscher,

Stidter, das auch Gdb. als neugebildet empfindet und in die vertrauliche Sprechart verweist und das auch Palaestra XIV. 6

gg

Besondere Bertihmtheit genoss zu Ad.s Zeit das von Abbt gebilldete Empfindnis; es zeigt, wie Ad. die gleichzeitige Litteratur verfolgte. Abbt wollte damit das Vermögen zu empfinden, Herder!) „jede Würckung des Prinzipiums der Voll- kommenheit in uns“ bezeichnen. Im Wb. verzeichnet er es unter „Empfindung“ und spricht nach seiner Ge- wohnheit nur von „einigen Neuern“, die damit wenig Beifall gefunden hätten. Im Mag.?) erklärt er dann: „Der verstorbene Abbt glaubte das Wort Empfindniss nöthig zu haben . . . worüber seiner Zeit viel Schreibens war. Allein es ward mit ihm vergessen.“

Neubildungen in -ling waren sehr beliebt. Zu

Frömmling bemerkt Ad. freimütig: „ein neues glücklich gebildetes Wort.“ Trotzdem sind bei ihm noch nicht vollwertig oder fehlen ganz z. B.:

Abkömmling, das ihm nach und nach zu veralten scheint,

Eindringling, das fehlt, obwohl es Gdb. hs. verzeichnet,

Süssling, das er nur als botanischen Namen kennt,

Zierling, das ihm nur aus der vertraulichen Rede bekannt ist u. a.m.

Bald ward auch hier bis zu Voss hin übertrieben; Heynatz weist Ausschweifling unter die vielen „jetzt Mode werdenden Wörter in -ling“, die man sehr wohl entbehren könne. Bodmers Himmling hatte schon Klopstock in seinem Aufsatze ,Von der Sprache der Poesie“ getadelt. Ad. nahnı es mit Recht nicht auf.

Verbalabstrakta auf -ung bilden auch heute noch ein fast unbeschränktes Mittel, der prosaischen Rede Kürze und Bildsamkeit zu verleihen. Trotzdem bemerken wir noch bei Lessing?) und anderen sächsischen Dichtern eine ganz besondere Vorliebe für solche Bildungen, so dass sie

1) 2,808; auch 292 und 308.

2) Mag. 1, 4, 75.

3) Vergl. Tyrol, Lessings sprachliche Revision seiner Jugend- dramen. Berlin 1893. S. 27; vergl. auch Erich Schmidt, Lessing 2,1097 und Lehmann, Lessings Sprache 8. 2165.

OF

ur BR a=

Worte Aufklärung, Kultur, Bildung sind in unserer Sprache noch neue Ankömmlinge.

Den Klang der neugebildeten Wörter prüfte Ad. mit überaus empfindlichem Gehör. Er hat selbst einmal unter Vorbehalt !) das Wort Vervollkommnung gebraucht, hat es dann aber im Dtsch. Stil?) selbst gerügt, wie er das Wort auch im Wb. (2) wieder fortgestrichen hat.

Unter den Substantiven, bei denen zweite Kompositions- glieder Mittel der Ableitung sind, zeigen sich merkwürdige Wandlungen bei denen auf -heit und -keit (aus ec-heit).

Im allgemeinen scheut er auch hier massvolle Ver- mehrung nicht: „Man ist nicht befugt“, erklärt er,?) „der- gleichen Abstrakta nach Belieben zu bilden. Erfahrung und Gehör können hier allein die Grenzen zeichnen, welche man nicht überschreiten darf.

Frühzeitig zeigt sich im Nhd. das übervolle Suffix -igkeit (aus ekeit ec-heit) auch bei solchen Zusammen- setzungen, bei denen nicht ein Adjektivum auf ec erstes Kompositionsglied war. Im 18. Jh. waren diese umständ- lichen Bildungen noch ziemlich stark im Schwange. Ad. leitete eine Bewegung gegen sie ein, die heute die meisten derartigen Bildungen verdrängt hat. So will er Echtigkeit, Schlauigkeit. Schlechtigkeit u. a. statt Echtheit,*) Schlauheit, Schlechtheit beseitigt wissen. Aber obwohl er jene Bildungsweise „in Ansehung neuer Wörter“ für veraltet erklarte,*) hielt er doch an einmal üblich gewordenen Wörtern zähe fest; so bemerkt er‘):

„Reinheit ist im Grunde ebenso gut als Feinheit; da aber der Sprachgebrauch einmahl Reinigkeit auf-

1) Vergl. u. „ziehen“. 3) Dtsch. Stil Bd. 1, 121. 3) Vergl u. „heit“. 4) Man stritt über die Richtigkeit dieser Bildungen damals viel hin und her. Vergl. Heynatz, Briefe die deutsche Sprache betreffend. Berlin 1771—75, Bd. 5, 84. 5) Mag. 1. 4, 70. 6) Mag. 1, 8, 81.

ae

Angemessenheit, zu dem Ad. bemerkt, einige hätten es einführen wollen, aber der Beifall sei noch zweifelhaft,

Geneigtheit; Gottsched') nannte es: „ein neugebacken Wort, das nicht recht klingen will.“ Ad. verzeichnet es einfach als Neubildung.

Verkehrtheit; Bodmer hatte das Wort gebraucht; der sächsische Kunstrichter?) bemerkte dazu: „Das Wort ist uns gantz ungewöhnlich. Doch siehet man keine Ursache, warum man von verkehrt nicht ein Abstraktum machen solle, da die deutscheSprache ein dies bedeutendes Wort noch nicht hat.“

Auch Komposita mit Substantiven oder Adjektiven an erster Stelle drangen nur langsam durch:

Besonderheit fehlt Wh. (1), Wb. (2) wird es ein von einigen Neuern gewagtes Wort genannt, das aus mehr als einer Ursache verwerflich sei;

Leerheit, das das Neol. Wb. verunglimpft hatte, fehlt ganz;

Mannheit, das Wieland?) im Sinne von Mannhaftigkeit warm zum Neugebrauch empfahl, nennt Ad. in dieser Bedeutung veraltet.

Die abstrakte Bedeutung der Komposita wollte Ad. stets genau gewahrt wissen, gegen Menschheit in konkretem, kollektivem Sinne wehrt er

sich eben so, wie gegen Bevölkerung in entsprechender Bedeutung.

Neben diesen Kompositis gebrauchte der neue Stil die substantivierten Neutra der Adjektiva, gegen die sich noch Gottsched*) als eine blinde Nachäffung der Franzosen wehrte. Ad.°) lässt sie in der Theorie schon bestehen, erkennt aber richtig, dass sie eigentlich keine Entlastung

1) Beob. 8. 142.

2) Vergl. Breitingers Krit. Dichtkunst. S. 224.

3) Teutscher Merkur 1777, S. 135.

4) a.2.0. S. 206. Vgl. Stoschens Widerspruch, Kl. Beitr. 1, 113. 5) Lehrgeb. I, 665.

89

argwöhnisch, dem er noch argwöhnig vorzieht,

einsiedlerisch, das einige neuere Dichter bis zum Kkel gemissbraucht hitten,

mönchisch (Mag. 1, 4, 70),

regnerisch,

träumerisch,

wählerisch als nicht schriftsprachlich ins gemeine Leben,

während er

dichterisch als neueingeführt gelten lässt:

künstlerisch, das Campe als neu bezeichnet, und

wucherisch statt des ihm allein bekannten wucherlich fehlen ganz.

Diese Statistik, nach der Ad. noch eine ganze Anzahl Wörter auf -isch wegen ihres tadelnden Nebensinnes aus der Schriftsprache verweist, die ihn heute wenigstens nicht mehr so einseitig haben, scheint das Ergebnis der Unter- suchungen Götzes') zu bestätigen, nach denen als Aus- gangspunkt für jene Bedeutung des Suffixes das Mittel- deutsche angenommen wird.

Unter den Adjektiven, bei denen zweite Kompositions- glieder Mittel der Ableitung sind, nennt er die mit -lich zusammengesetzten in vier Bedeutungen fruchtbar, wenn sie eine Ähnlichkeit des Wurzelbegriffes (rötlich), eine Möglichkeit (sterblich), eine Anwesenheit des Wurzel- begriffes (gefährlich) oder ein Eigentum (fürstlich) aus- drücken.?)

Eine fünfte Bedeutung, die der Neigung zum Wurzel- begriff, hat sich seit dem 18. Jh., vielleicht gerade von Obersachsen ausgehend, ziemlich stark entwickelt. So kennt z.B. Gadebusch begehrlich nur in der Bedeutung „was begehrt werden

kann“, die bei Ad. nur neben der Bedeutung begierig nebenhergeht; Heynatz aber bezeichnet begelirlich als einen sächsischen Idiotismus.*) Bei

1) Zur Geschichte der Adjektiva auf -isch: vgl. bes. S. 30.

2) Mag. 1, 4, 71. 3) Vgl. Götze a. a. O. S. 29.

OT ries

er weist selbst auf süsseln, andächteln, vernünfteln, witzeln,

klügeln.

äugeln kennt er nur erst als ein Kunstwort der Gärtner für okulieren,

empfindeln, das im Wb. (1) fehlt, gebraucht er später ') selbst. Ganz fehlen ähneln, anheimeln, ankränkeln, frömmeln, lungern u. a.

Die zahlreichen unpersönlichen Desiderativa (dustern, lächern u. a. m.) sind auch heute nicht schriftdeutsch geworden.?)

In vielen Verben auf -igen liegt nicht ein abgeleitetes Wort auf -ig zu Grunde, sondern -ig ist unorganische, durch Analogie entstandene Wucherung, so z.B. in be- festigen, befriedigen, huldigen u. a. m.

Mit dem neuen Stil erscheint das Bestreben, der Sprache die alten einfachen Bildungen besonders zunächst in-ge- hobener Rede zurückzugewinnen. Während das Neol. Wb. noch erbittert über solche Verkürzungen hergezogen war, ?) tritt Ad. dieser Bewegung nicht entgegen, indem er jene Wucherungen aus dem Bestreben der obd. Sprache erklärt, durch Verlängerung der Wörter und Häufung der Suffixe den Wörtern Pomp und Nachdruck zu verleihen. Aber er hält auch hier an dem einmal geltenden Gebrauch fest; er selbst kennt noch befleissen neben befleissigen, beglauben neben beglaubigen.

Für veraltet erklärt er: begnaden, beschönen, einen, für obd.: verkünden.

An den einmal giltigen Partikelkompositis hielt Ad. besonders streng fest, weil sie in ihrer die Bedeutung des Verbums verbreiternden Wirkung seinem Streben nach Deutlichkeit und Klarheit entgegenkamen. Der neue Stil

2) G. Keller gebraucht „lächern“, vielleicht wird es durch ihn

zurückgewonnen. 8) Vergl. Köster a. a. O. S. 139.

Unter den Kompositionen mit be- lassen sich zwei Hauptgruppen aussondern, die verba ornativa und die, die eine Verwendung des Ableitungssubstantivs, eine Wirkung auf -es oder Ähnliches bezeichnen.

Die erste Gruppe ist ein bequemes dichterisches Mittel. Ad. nimmt solche Bildungen vorurteilslos auf, z. B. beschilft, beschweift, bethränt u. a. m., wir können aber nicht entfernt Vollständigkeit bei ihm erwarten, da sie stets üppig wuchern.

Die andere Gruppe, die sich gleichfalls als sehr lebens- fähig erwiesen hat, zeigt recht die Schwierigkeit, ein „Kritisches* Wb. zu schreiben. Wir werden nämlich auch heute Neubildungen von uns zu weisen bereit sein, solange wir beim Gebrauche noch zu sehr die Bedeutung eines sinnlichen Umgehens mit dem meist abstrakten Substantiv in Verbum empfinden. Erst der häufige Gebrauch ent- scheidet dann ziemlich willkürlich über ihre Geltung. So hatte z. B. Luther ') für die heute unentbehrliche Bildung beherzigen nur den herbsten Spott. Auch Ad. weist merkwürdig viele uns ganz geläufige Bildungen ab: so nennt er 2.B. bewahrheiten, das Goethe gern gebrauchte, ein albernes Wort einiger Neulinge. Schon Heynatz bemerkt dann, ihre Zahl sei ziemlich gross, will ihnen aber nicht bei- stehen;

bezwecken, das Goethe nach Pniowers?) Hinweis in der Bedeutung „zweckmässig einrichten“ anwendet, hätten einige Neuere versucht, aber wenig Dank damit verdient.

Als kanzleihaft empfindet er: beargwohnen, beeinträchtigen, beendigen. Auch im Mus. (1) wird beendigen sowie das

von Ad. als obd. bezeichnete begründen mit Bildungen wie beaugenscheinigen auf eine Stufe gestellt und als

1) Vorrede zum alten Testament I (1524). 2) Goethe- Jahrbuch 19, 229.

2, GR eS

Von den hei Ad. ganz fehlenden verzeichnet schon Heynatz: enttäuschen, entwirren, entgegnen, das Goethe auch in der Bedeutung „entgegen-

kommen“ gebraucht,

entschwinden, die beiden letzten aber als Eigenheiten der „Modeschrift- stellerchen“.

Ein merkwürdiges Schicksal hatte

entsprechen; Lessing ') hatte es als ein gutes, schweize- risches Wort aus Wieland angemerkt; Ad. bezeichnet es als obd. und fügt hinzu, einige neuere Schriftsteller hätten diese Bedeutung auch im Hochdeutschen ein- zuführen gesucht. Noch im Jahre 1782 bemerkt dann Stosch,?) ihm habe das Wort niemals gefallen wollen. Wie sorgfältig Ad. das allmählige Durchdringen auch dieses Wortes beobachtete, zeigt sich, wenn er im Wb. (2) statt „sie haben einzuführen gesucht“ bemerkt: „sie haben eingeführt“. Das Wort bedeutete, wie auch Ad. verzeichnet, mundartlich „läugnen“. Da man dies noch nachempfinden musste, konnte das Wort in der weniger sinnlichen Bedeutung wirklich nicht leicht durchdringen. Aber diese ist z. B. auch in

entstehen, das das 18. Jh. noch allgemein auch im Sinne von mangeln gebrauchte, die herrschende geworden.

Auch Komposita mit ver- bezeichnet er?) als zu Neu- bildungen geeignet; aber sie entsprechen meist auch den Bedürfnissen der täglichen Umgangssprache und haben darum weniger eine bewusst litterarische Pflege erhalten.

Komposita mit er- sind nur noch fruchtbar, wenn sie die Erlangung eines Besitzes, Erreichung eines Endzweckes bezeichnen. Dies -Verhältnis galt auch für Ad.;*) er

1) Im 14. Litteraturbriefe. 2) Kl. Beitr. 3, 198.

3) Mag. 1, 4, 58.

4) Mag. 1, 4, 50.

=. OF =

unsrer Sprache fruchtlos geblieben. Kompositionen wie mond- beglänzt, waldbeschattet, fussbeflügelt sind ein unent- behrliches dichterisches Ausdrucksmittel geworden. Das Fehlen von Zusammensetzungen wie Achselträger, Augen- diener (Lessing), die trotz den auch hier ausgelassenen Präpositionen leicht verständlich sind, würde auch die Umgangssprache schwer schädigen.

R

1

Palaestra XIV.

gewahren 80. Gier 70.

gleichalterig 88.

gleichgültig 48. Gruss 57.

Hader 65, 80. Halle 72. hapern 78. haschen 92. hastig 53, 78. hätscheln 80. hebr 68. Heide 53. Heil 72. Heim 72. Heimat 53. heitern 92. Herrscher 81. herzig 53. Hirn 70. höhen 92. huldigen 67. Hüne 6.

Interesse 56.

Kämpe 66. Kemnate 67. klaffen 80. Knappe 66. Knecht 72. kosen 80. kostbar 57. kostspielig 80.

künstlerisch 89.

Laken 78. langen 92. Laune 72. launig 88. Leerheit 87. licht 54. Liebreiz 51. lugen 80.

99

ı Mannheit 87.

| Mehrheit 57. mehrmals 80.

ı meinen 66. Menschheit 87. Milde 72. Mildigkeit 86. | Minne 66. mönchisch 89.

neuern 92. Inimmer 54. Nix 69.

| Nixe 69.

|

.prunken 18.

ı Rausch 70.

'Recke 06.

‘Rege 82.

i regnerisch 89.

i Reinheit 85.

Reinigkeit 8. Reiz 39, 55.

|Ruch 70.

| Rüste 54.

‘sacht 53, 79. | Sälde 69. Sang 70. schädigen 92. ı scheinbar 90. i; Schemen 564. ‘Schick 70.

| Schicksal 39. ‚schier 53. Schimpf 72. Schlacht 6. schlicht 53.

' Schlucht 53. ISchmark 71.

| schmuck 78.

‘schmunzeln 54. schnippisch 78.

| Schöne 82.

Schöpfung 73. sinnig 88. Skizze 56.

| spitz 54. Städter 81. staunen 92. Stimmung 4. Süssling 83.

Tendenz 56. {räumerisch 89.

;überlegsam 90.

Überspanntheit 8b.

unbefangen SO. Unbill 80. Unehe 55. “ungut 54. !Unhold 69.

| unwirtbar 90.

ı verblüffen 78. vergeuden 80. Verkehrtheit 87. verkünden 91. versteigern 56. Verstocktheit 86.

wacker »4. wählerisch 89. wahren 92. Wandel 72. wandeln 92. weben 5l. Weichling 73. weinerlich 57. weitschichtig 80. Wigand 66. winnen 92. Wirrwarr 78. wogen 78. Wonne 69. 'wucherisch 89. 'wundersam 90.

Zierling 83.

by eratishe a, za he Wetter ink ee ne. euellen + 2 6

ty mologie

Inhalt.

iv dentungsdarstellung:

|. Detinitionen

>. \nordnung

% Bedeutungsentwickelung und Figurenlehre I. Synonymik

\Wortwürde - P’urismüis = *

Sprachbei eicherung:

e

Seite

28

42

PALAESTRA XV.

EN nee er

Sir Ysumbras.

Eine englische Romanze des 14. Jahrhunderts

im Anschluss an die Vorarbeiten

J. Zupitzas herausgegeben

von

Prof. Dr. Gustav Schleich,

Oberlehrer am Andreas-Realgymnasium zu Berlin.

2 2:2 *

BERLIN. MAYER X MÜLLER.

1901.

Vorwort.

Als Zupitza im Jahre 1878 im ersten Bande der Anglia (S. 393) anzeigte, dass er ‘für eine kritische Aus- gabe des Isumbras das Material bereits fast vollständig besitze’, ahnte er nicht, dass es ihm versagt sein sollte, die schöne Romanze vom zerstörten und wiedergewonnenen Familienglück den Freunden der englischen Litteratur in "streng philologischer Behandlung’ vorzulegen.

Über fünf Jahre sind nun schon wieder seit seinem Tode verflossen, ohne dass die Ausgabe an die Öffentlichkeit hat treten können: eine Verzögerung, die nur darin ihren Grund hat. dass ich seit der Herausgabe des Gast of Gy (1898) in verstärktem Masse durch meine pädagogische Thätigkeit in Anspruch genommen gewesen bin. Länger möchte ich aber nicht säumen, das mir anvertraute Gut den beteiligten Kreisen zugänglich zu machen.

Was ich in Zupitzas Nachlass vorgefunden habe, ist nächst den Kopieen der Handschriften und alten Drucke im wesentlichen nur der aus der Überlieferung herausgeschälte Text nebst den dazu gehörigen Varianten. Ich selbst habe mich aber der Mühe unterzogen. den kritischen Text aus der Überlieferung noch einmal heraus- zuarbeiten. Auf diese Weise glaubte ich am besten zu einer genauen Einsicht in das Verhältnis der Handschriften und Drucke unter einander zu gelangen, über das Zupitza nichts Zusammenhängendes niedergeschrieben hat. Die auf S. 65—S. 87 gegebene Darstellung desselben rührt von mir allein her, wenn ınir auch vereinzelte Andeutungen Zupitzas die Gewissheit gegeben haben, den Sachverhalt

Inhalt.

Teil I.

Text und Varianten.

Teil ID.

Beiträge zur Gestaltung und Erklärung des Textes. 1. Überlieferung 2. Sprachliches

3. Verschiedenes

Seite

1— 64 63— 87 83 -- 108 03 —125

Hende in haule, and ze will here Of eldirs,\ pat byfore vs were, pat lyffede in arethede (Jesu Crist, heuen kynge, 5 Graunte vs alle his blyssynge 5 And heuen to oure mede): I will sow telle of a knyghte, pat was bothe hardy and wyghte And doghty man of dede. 10 His name was called sir Ysumbras: 10 Swilke a knyghte, als he was, Now lyffes nane in lede.

I. 1—6, God (He N) pat made both erpe and heuene (hevyn and erthe N) | And all pis worlde in deyes seuen | That is full of mysthe | Sende vs alle his blessynge | Lasse and more olde and jynge | And kope vs day and nygte LN || 1—#3 hinter 4-6 7 I H. in h.] Now h. in h, 7, Lordynges listen ¢ Dd || and] yf E| wolde T, schalldc Dd 3 fehlt C || pat L| Ther Iyues A, pat gud were E || in a.] in lande and dede ec Dd, how pei dyde lede A, at nede # 4-5 I schall zow telle a wonder case | Frendys herkyns how it was A 4 heuen] lorde of heuen T 6 Geue C || hem C, them eDd]||his] his dere Te Dd, pi E 6 fehlt C || And] ge schall haue A || vn to 7, tyll E || their e Dd, fehlt A 7 Ye shall well heare ofakn.cDd 8 bothe was T, dowgzty was L, was dougty N, was in warre (warres Dj cd P | h. a. w.] stalworthe and w. 7, in eche a fyste ZN, full wyghte Dd In towne and eke in felde EN || A. d.] A dughty A, ::ily 7 || m. of d.] mon he was A, in euery dede E, of his dede e Dd, vndir wede J 10—12 Ther durste no man his dynie abyde (vgl. auch 117) | Ne no man ageyn hym ryde (der ganze Vers fehlt N) | With spere ne with schelde LN 10 Syre Isombras was his name A | e.] hatten T, fehlt ¢e Dd 11 Anobull knyght of ryall fame 4 || Swilke (For seche E, So dougty ©) a. k. als TEC] Man nobler then ¢ Dd || was] shas d 12 And stronge in euery cas A || Now lyffes nowrewhare T, Non leuys now E, per (fehlt eDd) leuyd non CcDd || in l.] with (wyith d) breade c Dd

Palaestra XV. 1

Ile was | With schule at M lle was large Alle hym Io lo se hen ee L (ilewmen be Tu

And gafe par Bothe golde 10 00) curt yo 4 a un mete | an

In worle = * a u

Tl, 1-3 A fehlt oxen (ox NV) to dr 1 (in his N) stalle «N el || 1.| stronge nA sir.| Jonve Ae ap: was} were 2

Als fayre a lady had he, 25 Als any erthly man myght see, With tunge als I zow neuen. Knaue childire had pay thre: 5 pay were pe faireste, pat myghte be Vndir pe cope of heuen. 30 In his hert a pride was broghte: Of goddis werkes gafe he righte noghte His mercy for to neuen. 10 So longe he reyngned in pat pride, That god wolde no lenger habyde: 35 To hym he sent a steuen.

IT, 1 He hade a ladve full of beautye (beagtie d) e Dd, He had pe foyreste ladye A || A ffayr lady (wyfe L) CL, As feire a wife X || h. li.) pen (to wyfe AT) ho hk. LET 2 And also full of charitie ¢ Dd |i Als] That A || e. m.] in erthe ZN, man AC || myght se wyth ee A, thurte see T, myszte be LN 3 As any ladye might be eDd, The sothe as I telle gow L, As y telle it zowe N, Vnder our lady off heuen A (vgl. 6) || t.] tong tell 2 || n.] nemen E 4 Bytwen hem pey hadde chyldren pre CeDd, And pei hade fayre sones thre A||Kn.] And kn. (mane L) NL, Gentyll E || pay] he N | thre] there FE 5 Fayretr fodes myght no man se cDd, pe flayreste pat mygte on lyue be C, As fayre as any myste be ZN || po f. pat E] attfeyre as pei A 6 Wyth tonge as I sou neuen A (vgl. 3), For pey were fayre ynow LN || pe cope) god C, pe kynge T, pe kyngdam E 7 For worldly welth and pryde he fell cDd || In h, h. Ainter pryde C, Bot in(ne) h. h. AKT, In toh. h. ZN | a] Swyche C || wroztı E 8 On Jesu Cryst pougte he nouzt C, On God he thought neuer a dell e Dd || Of g. w.] That of g. w. N, That of god L || he gaffe EA, he had N || r. n.] noghte T, no rougt N 9 Ne on his names seuene C, Nor on (on one D) ghostly thynge c Dd || mercys T || for to n.(nemen FE N)] ones to n. Z, he sette nott byge A 10 r.] reuyd E, lyffed AC, sinned eDd || p.] his T, hige N 11—XV,10 fehlt C || No longer woulde our Lorde abyde eDd || god] Jesu L || nolde N || byde A 12 frhlt ed, To punnysche hys myslyuynge D || But send to (fehlt A) him NA || a st,] sorow Inne hyze A

j"

u Ay,

IV. So it byfelle appon a daye, The kuyghte went forthe hym to playe, Ilis foreste for to see, \l- le went by a derne sty, 40 > tle \ierde a fowle synge hym by l1\ vpone a tree, \ıul said: “Welcome, sir Ysumbras! Wii) lates forgetyn, whate pou was, "or pride of golde and fee. 45 1) The kyng of heuen gretis the soo: Ii) zouthe or elde pou sall dry woo; ('liese, whethir es leuer to thee! qs With carefull herte and syghynge sare

IN, felt © || 1 80] Ainter It felle 7, For 4, So after ce Dd | ll» Yo one Od 2 That thys k ¢e Dd || forthe fehlt Le Dd, to

worl de lu jw wode T || h. to] forto A, to E 8 H. fleyre foreste to ned t And als TN || w.] come T, lokyd Ac Dd |] by sty] in

<3) af

The knyghte felle on his knes pare 50 And bothe his handis vp helde: “Werldes welthe I will forsake, 5 To goddes mercy I will me take: To hym my saule I zelde, In zouthe I maye bothe ryde and goo; 55 When I ame alde, I may nott so: My lymmes will waxe vnwelde, 10 Lorde, zif it thi will bee, In zowthede pouerte pou send mee And welthe in myn elde’. 60 VL. pan the foule toke his flyghte,

Alle one he leued pat drery knyghte: Full sone he went his waye.

V. 2 Underneth an Olyue tre eDd (vgl. 1) || The k. (vgl. auch c Dd 1)) He ALN} felle) £ doune A £ (vgl. auch e Dd 1) || on h. kn. vor he felle A, on knese E, vpon h. kn. L N || pare] al (fehlt E) bare TE 3 And helde vp both his handes c Dd, And (fehlt L) vp is hondis (his hondis vp NL) he held ENT, 4-6 And then agayne thus sayde he | Lorde God in trinitie | Welcome be thy soundes eDd | 4 Wordly Ej|wele T 5 And to ATN ||eristis m. N, Jesu criste L || I me bytake T, me take N 6 my selue A, Myne hert (rer to) N 7—¥ fehlltE 7 Whyle I am yonge I maye well go cDd| bothe fehlt NL 8 Wh. Ta. a] In elde LN ||may] cane A || so] do so LA 9 Though that I fayne woulde e Dd (hiermit schlirsst d) || Iymmes] bones AN || vnw.| olde N 10 Therfore Jesu I praye thee ¢ || Now lorde T, Bot Jesu A || it fehlt N, vor be AE 11 in yowthe ror pou s. FE || pouerte hinter me L, penance TE, ad- wersitie (hinter mee) cD, hit (vor me) N || s. pou 7, s, L Ne D 12 And not when I am olde cD || in| appone 7

VI. fehlt © | 1 pan] hinter The foule 7, fro (from D) thence hinter toke e D, Awey LN, vp hinter toke E || the] pat Z || foule] byrde A, aungel e D || takith Ni his] ane heghe TE 2 Alone he lette L, And al alone leuys N, And left alone c P || pat] po 7, the NV) dr,] fehlt N, carefulle D 3 And so ffro hym he wente A, In pat ilke felde E aber d. Zusatz) | And (gl. auch A) s. T, From hym eD | his w.] a waye T || hinter 3 po knight pat was so stylfe in stowr | pat no mon myth is dyntys dowr | when pe fowlo was a way E

u MN .—

\nd. when he of pe fowle had no syghte, » I1is stede, pat was so stronge and wyglite, 65 Ile vndir hym laye. Ilis liawkes and his howndis bothe Weite to wode, als pay were wrothe, Ikone a dyuerse waye. I White wondir was, pofe hym ware wo? 70 (iii tote byhoued hym to goo: ‘ly pyn turned his playe.

v1. Vid. als he wente by a wodschawe, five mett he with a lyttill knaue, (‘ome rynnande hym agayne. \\ele wers tythynges he hym tolde,

En

| Vi, | When the aungell was paste his s.¢ Dj And fehlt e DJ A | N Woe 4, fuhlt (2 zu 3) E |

of —s.| of hvm (bat bryd A) has Oo x’

as) A” coe

5 That bryoned were alle his byggynges bolde, His bestes weren alle slayne, ‘Lorde, per es noghte lefte one lyfe Bot thi childir and thi wyfe: 80 The sothe es noghte to layne’. 10 "With pat I may one lyfe see My wyfe and my childire thre, zitt was I neuer so fayne’.

VIL,

Als he wente hym selfe allone, 85 His hirdemen mett he euerylkone

With a full drery swoghe. pay saide, paire fee was fro pam revede:

VI. 5 That fehlte DT, Syr L\| were] was A, wal N be Le D || alle fehlt EL || his] py Le D || bygeynges] bowres ¢ D, thing N || bolde fehlt N 6 And bis VY, Thy L, Many of thy ¢eP || bestes] men ce DL|| weren alle fehlt N, be manye L, becD TA Lorde TE, fehlt Le D || es] nys N || no thyng lefte TeD, laft non E 8 thi] beidemal zoure N, das erste Mal thi ihre T 9 With outen any delayne L, Bi iesu that me bougt N, They fled for fere offyrecD| es— 1] I wylle the seye A 10-12 (Quod (Quod Syr D) Isenbras so mote I thriue | For these tydynges als blyue | I gene thee all that I were | His purse caste he (umgestellt D) to hym belyue | The lade hym thanked oftensythe | For his gifle so great | The knyght vnto the towne went | He sawe his place was all to brent | Lowe and playne with the strete «¢ D 10 Davor pe knyghte pan an- suerde with herte so ney 7 || He seyde if pey on (may on N) lyue be LN || With) With thi 7, Whyle 4, So E || one 1] one hir T, pem E 12 Full glad I ame pis deye A, Alle drede me rig nougt N || zitt fehlt E || were L || I n.] nener man 7, po knight neuer FE

VILL. fehlt © 1 Homewarde anone he can wende e PD || Bot als 7, And alle N, Forth 7 || by hym selue (frhlt T) AT, silve. N 2 There met he with his merny hende e P || He mette A (vor hys), EL, he N\ilke (eche L) one NL 3 Before hym on a rowe cD, Cum rennyng vndur pe wod boszth #, He seyde what eyleth z0owe EN full fehlt A | sw.]| chere A 4—9 fehlt A|| 4 Syr they sayde we tell you playne e N (s, aber be) || And saide T, fehlt L || Owre foes ben J || fro vs /. pem & || berevyd &

A "Certis, | ir, 0 Fey

re A 3 : = N Thuy wepede &

d v *

Jue knyg 110 | Tr.

‘| wytte sow

10 God, pat sent on Huse sent me

And zitt ma,

A dolefu sy ht

llis wyfe a

Als ng cede

> per pay st VIL a With adders: 1 they blown | The rormes The thunder hath you ? Lord | no thing in ye \

Fri

Broghte owte of paire bedd. zit changede no thynge his blee, To he sawe pam nakede bee, bat he leuyde comly elede. 105 10 The lauedy bade hir childir be blythe, ‘For zondir | see zoure fadir one lyue: For no thynge be ze drede!’

X, They wepede alle and gafe pam ill: pe knyghte bad, pay solde be styll, 110

‘And wepe noghte so sare; For alle pe bale, pat we aryn in,, 5 It es for oure wyked syn: We are worthi wele mare! | We kane nonekyns werkes wyrke, 115 Owre frendis of vs will son be irke: Of lande, I rede, we fare.

IX. 6 fehlt E || Were browzte L, Brent N, Braydede T, Fled A | owle of] of (devor of ausradiert) A 7 Nothyng zit sory gil was he A, A woful man than was he ce D || zit| Bot 7, Ne N, And pen E || no thynge] he nothing of N, neuer T, fehlt E || his] po knyghttes 7 S Tyll ZN, Bot (fehlt Ee D) when A Ke D||sawe pam so n. bee T, pem n. see E, them sawe all n. be c D, sawe his wyfe and children II L || dahinter In is hert pen heue was he E 9 fehlt cD, For he saw pem vneladdo £ || pat fehlt T || he 1.| erste (ere N) were LN || so comly 7, sembly A 10 Than pe A || bade] sayde eD || pe chyldur E, them AN, fehlt « D || be b.| also bliue eD 11 fehlt ¢ DP) For fehlt TN || zondir] hinter ffadir 7, nowe E, zette L, fehlt N || on 1.) come ful swithe N 12 be] ayr be cD, pat T || adrad Ne D, sadd E

X, fehlt Ce D | i w.| had wepyd A || alle fehlt L || and made gret care N, per fylle A 2 Sir ysenbrase E, Her fader L | bade ham leve har fare N B w.| w. ge 7 4 For fehlt EN | pe) that N || care AN, sorowe TL || pat fehlt E 5 Certen hit is E, It os ilke dele 7' || oure frhlt E || wyked fehlt T, dedely E 6 We ware w. T, For we a. w. A, W. we be (were N) LN || wele] myche A 7 Bot we J, And we al fehlt A, full euell L) NAL | no warkus E, no work N, no thinge A, fehlt L 5 Wherfor my selus I thinke yrke A || sone wyl E, wyll L, schulle N | be fehlé L 8 Of bevyng forto go A || On KF, Over N

F_ 1] - m az - ( ro OM my seluen hafe rit l Ly Ve 2 . tne

4 ‘a lor pam 08°

®

lie tok his rich Anl om his W. N With ¢ ı full drer:

His riche suRebi > Aria hyld is at naked ‘Now sall 76 ¢

at sprede w

x. 10-12 Bos wre 4 schs (Strich über on) grade place

—- Mi

XI.

With a littill knyfe he schare A erose appon his schuldir bare, In storye als we saye. 135 Alle pay, pat his frendis ware, 5 They wepid faste and syghede sare; payre sange was ‘waylawaye’. The knyghte and the lady hende Toke paire lefe at paire frende 140 And made paire fondynge daye. 10 For pam weped bothe olde and zynge. pare was a dolefull partynge, When pay went paire waye.

XIII. With pam pay bare full littill gude 145 To helpe pam to paire lyues fode, Nowper golde ne fee,

XII fehlt C|| 1—2 A crosse he cutte vpon hys breste | And schryued pem both vnto pe preste Al) 1 pen (And 7) with ET a] his L || lit. fehlt TL, sharpe cD || he] son gerte he T, he con E Zon EL | sch.) chyldur E 8—XVO6 Die Drucke nur durch c ver- treten; „der Best des Blattes erhalten, aber nichts wert (Zupitza) D 3 we] Iyow ET, clerkes L 4 Alle p. p.] Alle pose pat pere 7’, And All pat BE, They pat AZ || his] were per (here L) AL || ware] ther A, byfore L 5 faste /ehlt eL, alle 7 || s. (syghted A) s.] wrange their handes (here e BllisE 7 k.| lorde e || his lady T || bende ¢ 8 pei toke E || 1. paire fehlt T || 1.— fr.] way for to wende e || fr. dere frendes 7 Upon the same d. c, And forth pey wente her waye J || per Indynge d. E, A sorowfulle mone A 10 hinter 11 ¢ | i. p.] For A, pei E || vonge and olde e 11 Whan that they de- parte schoulde e || p. w. a] For pat 1 || d.| carefull A T || departynge T 12 When pei per wey dyd gone A, For sothe as I zou seye L, Both wyfe, wydow man and maye e | When] And sythen T

MI. fehlt CD || 1 For (fehlte) pey bare with hem Le, With pam tuke pay T | bot |. ge. A, no pynge ZL, no maner of thynge c 2 That longed to here spendynge LZ, That was worth a farthynge e | pat myghte helpe pam (pem helpe E) 7 # || paire fehlt E 3 Nother . nor L, Ovdur .,or E, Cattell, . nec

ALT,

‚ot in Pe lande

> Were pat pay myghte : "or saynte Charite hyve Kym With pa

» FE Mw Cl . 2 li) pay, pat was ry 5 « lie pouerte, Lael «

(i Tor 4 ic |

ltt a oreste | Towne ne mygl

danas,

When bre da (Mete ne dry

fates

For 1 1 ner

- ’;

x u 4 in be 1) mekely &

No thynge sawe pay, pat come of corne, Bot the floures of the thorne Vpone the holtes hare. 165 10 Thay come to a water kene: per ouer pay walde fayne hafe bene: pan was paire kare pe mare.

XV. His eldeste sone he toke pare, And ouer pe water he hym bare 170

And sett hym by a brome. He sayde: ‘Luke, sone, Pat pou be styll, 5 To I feche thi breper the till, And playe the with a blome’. The knyghte, pat was bothe hend and gude, 175 Quer pe water agayne he wode: His medill sone he nome

XIV. 7—9 fehlt L|| 7 No thing pei saw A, pei see (eate €) no pyng Ee 5 B. fowlys wyld pat satte on thorn A, B. po fl. stondyng hem beforne E, B. beryes and bowes of the thorne e 9 Ne mete per gete myght he A || On E, Amonge c || po E, pose 7' || hare] bare c 10 Than came pei A, Thay entirde pan 7, Tyl pei cum E || to] by Zijkene] by dene 2 11 The bankys wer fulle wyde (ferre 7') betwen (a twynne E) AT E || Quer woulde theye 12 That erymly was to se A, And watirs breme als bare T, A bow schoth and more E || was] begane c || pe m.] fehlt ¢

XV. 1—10 fehlt C, 1—6 fehlt D|| 1 toke he E, he toke vp A, The knyghte (vor his eld. sone) tase 7 2 he h, b.| dyd hym beare e 8 fehlt E (s. aber 6) || vnder a bushe of brome c, one the brym T, on pe londe A 4 he s. hinter Loke A, And s. J’, fehlt.E | Luke fehlt Le || leue (my 7) sone LT, fehlt A || pat styl(id 4)] sytte her styll JL, wepe no mare ce 5 Tyll I for thy brethren fare e || Vnto E, To whils 7, Whyle L || broper TLA || till] to # 6 davor For I wyll fast cum and go E|| And fehlt ce || pl. the] pleyde L|| w. the bl. 7, with pis wand A, evour pi fyll&E 7 The k. toke a pace full good e D || pat fehlt L || bothe fehlt A || good and hende L 8 And faste feryed ouer the flodd cD || And ouur L, Agayne swythe ouer T || agayne (zu Anfang des Verses T)] than A, fehlt L |] yode E, ganne wende L 9 And toke vp (fehlt A) his mydyll son EA, His m. sone (danach he getilgt) ouer to brynge 7 || m.] opur Z

5

Awd bare ly im ouer

A lyoune toke lis elı Are he to lane

With carefull

llis med ille ste sc W Cpa 1 le oh in

A leba ‚de com

> Arid bare hy

ay

Wyehtly

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22 ry" 1 3 hie le AN

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a's >

Nere scho wol One lande par 10 pe knyghte ba XV, 10—12 So come a pawes seho hent po c nile 10 Ie b. I. 11 take) Kate the © D || myzht com AL

‘Take we gladly goddis will, Hertily I zow pray’.

xXVI®,

The knyghte mase dole and sorowe ynoghe: Nerehand he hymseluen sloghe, Are he come to the banke. pe lady grett and gafe hir ill: 5 Nowper of pam myghte oper still: paire sorowe was so ranke, pay sayd: ‘Allas’, pat Day were borne: ‘Felle werdes es layde vs byforne, pat are were wylde and crank. 10 pe knyghte bad, scho sulde be still ‘And gladly suffir goddes will: We awe hym alle to thanke’.

XVII. Littill wondir, pofe pay wo were: Bothe paire childir lost pay pere, paire elder sonnes twoo. 195 He toke his wyfe, bat was hym dere,

XVI. 11 We shall do after gods (goddes D) w. ¢ PD, And panke we god off his w. © 12 fehlt eD, pus penne gan he say C XVIb, nur in ART) 1—6 fehlt A 1 made E | dole a.| fehlt E 2s. XVI8 || h. h.] for sorow bym selfe he E 3 come] myzth wyn E 4s. XVI7 || And pe T | wept 5 of p.| fehlt E || pe todur E 6 was so] it w. full T 7 Sche E || pay] euer we E 8 Seche warkus are E, Herd wordis is A || layde fehlt A 9 TI se pe on po bonke E || w. a. c.| wele and wanke T 10 ». XVI 10, 11 8. XVIiil||bIythly A 12 Vsawe T, We behoue A, We wone E XVII. 1-3 fehlt L || 1— hinter 6 E| 1 Now. p, GL. w. yf E, For sorowe cD || pei were wo E, pam wo were 7, pei had care A, here hertes were sore CeD 2 For (Then cD)b.ATeD, To KE || paire fehlt E, the c || leste A, leue 7'|| p. p.] werecD 3 fehlt ET || Hys e¢, Of pe A || eldyste A, lonely e D || chyldren C, frAlt A 4 fehlt 7’, Hys wyff was hym leeff and d. C, Hys wyffe he (pen &) vp toke ther (he K) AF, This lady was wonte to ryde in a chayre eD || wyfe] lady L || hinter 4 With sory hert and lytyll gle E

XVIII. And, als pay stode appon p And lokede in to pe see str pose schippes sawe pay r With toppe castells sett one 5 pay semed alle of golde wre

XVII. 5 On his backe he her ouer bare c T || bere] here (h geändert u b) L 6 At ytyll &_ 7 And th. 7, In EL || a fehlt w. d. pree CA, dayes thre c D (s. 8), gode wente he LZ 8 And entred in 7, They cDT || pe fehlt C|| grete A, quicke cD 9 woo (/, Wonders wery and wo cD, Fortl stormes hinter Thare pay sawe 7, Grete (on cD) pe 1. hinter stood Ce D, And ose And appon 7, On Z || als) pus als 7, pe come] f:::e (ob faste? Zupitza) come C || or see (fehlt D) sande cD, frhklt C 12 At one rowe A || hinter 12 hat L (1—3 fehlt seete | They loked down in to pe dee] glyde so (vgl. XVII 1—3)

XVIII. 1-8 fehlt L (s. XVII nach 1 them besyde | Many schyppes per saw p frod 1 And fehlt E || stode hinter lande 2 And] They eD || in to po stronde E. 3 as they sawe ponte givde cD |

re bb | Vase, aes) TE wees Isa. Wis. —, 1.2

== (Hs, 25

pay glitterd, als pay gan glyde. 210 A haythen kyng was per in: Cristendom he come to wynn, To wakkyn woo full wyde, 10 pe knyghte thoghte, pat he wolde lende In a hauen at pe foreste ende 215 A littill per bysyde.

XIX. pe schippes lent by pe land syde: The folke come vp with mekill pryde Moo, pen I Kane neuen. pe knyghte saide to his lady free: 220

XVIII 6 Wip joye and mekyl pryde ©, Lyke a prynce proude of pryde ce, verloren bis auf jnce proude of pryde P, Forthe so com pe glyde E, Siremours fro pam ferre gan glyde 7 || The glytered A, So it glistered L || als—gl.] and schyned soo A 7 verloren bis auf then kynge was therjn D | A h. k.| The soudan of pers (of hepenes E, hym selfe T) ANT 8 pat crystendome com (was come eDT) Ce DT, Come cristendome I; || fortoL 9 feralte D || Ther wakyd (wroght he E, wakkyns 7) AKT, To walke Z || woo full] so ferre and L 10 The kynge L, The Soudan cD, pei #& || thoghte (though A) fehlt «D || pat fehlt «eDCL || he] pei E || londe FL, lande eD), wende 7 1l Up in an bauen eD, (In univserlich) pe h. C, at pe h. hinter By pat foreste L, In to pat h. 7, In a nunre £, A lytell A || at] by A || pe wodes Ce PD, pat foreste AL, a far (v. a. Hd. zu forest geändert) E, ferrere T || hend a 12 The knyght he founde that tyde cD, The schyppes wold per Abyde A, danach The shypes honed in pe stronde | His meyne drowen faste to londe | And gerne gan pey ryde L (Ersatz für 1—3)

XIX. 1 pe knygt pougte he wolde abyde €, Hys Sarasyns all by hys syde eD, Syr Isumbras loked hym bysyde L, Men come to lond withonten lesse A || Those T || landed 7, lene (leuo?) E pat 7 2 Men (Many men cD) he saw; (sawe he e I») bope (/elilt eD) goo (rene ce D) and ryde Cc D, He sawe moche folke passe and ryde L, Ther com in botys grete presse J | mych E 3 fehlt eD || gaa moo T || he cowde © || nemen EL, telle A, duhinter What per wer be the sonde | Of gold all glyterande | With many An hyze toppe castelle A 4 He eD || spake A, pan karpede T | vnto ¢ D || his] pe CAT

Palaestra XV, 2

“a . u m

a am _

> Whit ferky

With so 10

‘Th this forest

Mete ne deyake ti

More pan thies

10 (iow we and ask

siti bat we ma "or dd

a Mi 4 ry kr

Fi? Time A a ho pe galaye u

There the sow

pat rick, thy pay skede hy

> For his ly te, +

XIX. 5 What ferly (8 trennt durch maye piese 7 e D. Lord god what Z That drawys an fast

| riwlo zen ale

7) =

And made pis worlde of noghte. The sarazens said, he was a spye, 235 When pay herde hym swagates crye, pat paire schippes had soghte. 10 pe sowdane bade bet hym awaye: ‘For pay lefe nott on owre laye, Of me gete pay righte noghte’. 240

XXI. pan saide a knyghte vnto pe kynge: ‘Sir, it es a wondir thynge zone pore man for to see. For he es bothe large and heghe,

XX. § pat pey scholde werne hem nougt ©, And with his blode vs bowgte L || And] verloren G 7 hinter 8 CGeDL || The s,] pe sawden E, He CL, Southly he cD, pei @ || he is a spye ¢D, he was some cristen spie L, pat (der Rest der Zeile unleserlich) G, pey were come fo aspye © 8 When pat 7, Soone as C, pis sone as G | he CE, pe kynge LeD || hinter hd am Ende der Zeile nur noch le erkennbar G || hem crye C, hym c. eD, ym so lowde (fehlt Al)yer. EAL %inder Mitte nur he hap erkennbar G || And ask- ed what pey sowzte Z || pat] And A, fehlt © | My schyp C, thus farre cD || hath vs ceD, pey han (vgl. G) C || besouzt C 10 pe s, b.] I comaunde (byd ¢ D) sow (verloren G) Co DG, Ho commanded LE || bete hem (©, to b. hym Z, do hym AT, he schulde be don E, nicht mehr lesbar G 11 For he E, For we A, pey Ü, unleserlich @ || leuep G. beleue ¢ D, leued L& || vpon ©, in E || my(n) CG, his AL, hor E 12 Be Mahoun pat me bougt || Of hym pey shulde hane ZL, Loke pat (fehlt A) ge gyffe hym 74, He wolde gyffe hym E, of me (davor nichts leserlich, dahinter steht unmittelbar rigt nogst) G || righte fehlt ATL

XXI 1 pan] verloren G, fehlt AT Ee PD || seyd (went E, kneled e D) hinter knieht AT Ec D || ECG TEL, before e D || k.] sowdan k. (hurlyng) TE 2 Now certis sir T, Sertyt A, And sayd lord (fehlt ¢ D) Ee D, verloren G || pis is a C, verloren G || wondir] pyti- full e D, rewfull L, sory @ 3 The gondur L, pe E, That eD, verloren G || pore] fehlt L, verloren G || man] penaunce eD || for] fehlt ACGc DL || see verloren G 4—6 hinter 12 C || 4 He semeth a man so gentyll and fre cD, He is moche and he is sironge L, verloren bis auf man and in der Mitte @ || For fehlt C || b. lange a. h. T, a ffayr man (s.@) and an hyge ©, well made in all pynge E

oe

His lymmies e! His eghne & LV A inyghte aN

1) His wyfe es whi llir lyre es als fit

wa a 2S 5 So faire als |

XXL. 3 A fay ere Sai

he in necessitia eD, Shi with owttvn lesyvnge E

e D, His Ivynıes ]

If thay were clede arighte. He saide to hym: “Lefe on my laye And do thi false goddis awaye 260 And helpe me in my fyghte. 10 Rede gold sall be thi mede: If pou be doghty man of dede, I sal pe dube a knyghte'.

XXITT.

Stylle stode sir Ysumbras

And sawe, a sarazene pat he was: ‘Sir’, he sayde, 'naye.

pat ne sall I neuer mare,

bo a or

XXI. 6 The lady and pe knyght A, His hand to pem he plyzth E || pat pei nere (ne were Ce D) G Cc D || robed T, glad G || arighte] riche T 7 He seyd ser both gold and fee A, I wyll yow gyffe bope gold and fe E, The sowdan byddes hym gold and fee 7, davor Than dyd the sowdan to hym saye cD || He hym (hem E)) Man wylt pou Ce D, verloren ausser tow G || beleue ce D, leueth L 8felt cD, Thow schall haue and duelle with me A, And ye wyll dwell here with me E, If pou will duelle and be with me 7 And lete zour ££, And (verloren G) doo alle py CG || false fehlt CG || goodes C, godis G 9 To h. me @, And be with me ZL, And with me go eD || to my T, in L, to eD, forto A 10 fehlt ART (s. 7), Of golde shalt pou neuur haue nede Z, Forsake thy Christen- dome for aye e D, nach 11 (doch R. g. verloren) G 11 And beleue on Mahoundes laye ¢ P || pou be verloren G || of] in L 12 davor pou (I E) schall be (pe E) horsyd (horse E) on (vp on E) a stede AET || Thow shalt be doobbed knyste L || I wol G, My selue schall AET, And then I wylleD || dubbe (make G) pe AETe DG, pe make Ü || a fehlt ART

XXII. 1 Full (fehlt E) still pan TE || st. s. Y.) nur sts: ysum- bas erhalten G 2 And thowzte ZL, verloren G, hym poght (he sawe wele 7) hinter sarsyne ET || a] verloren G || sowdan e D, hepene kyng (man C) (GLC || pat he] Ainter dem reg. Verb AET, he ÜGL 8 Sir] And sone (fehlt E) TE, Than e.D || he fehlt E, hinter sayde ep || sey LI || vnto (fehlt T) hym n. ET, playnly n. ec 41 shall neuer bee (fehlt D) Wethen hounde become ce PD, verloren G || Certis (fehlt A) pat sull ITA, Shall I Z, IT schall he seyd K, God wolide pat C

XXIV.

pe sowdane byhelde pat lz Hym thoghte, an angelle | Commen owte of heuen

He saide: ‘Will pou thi w: 5 I will gyff the golde and

XXII. 5 Nor warre againste Chr. c verloren ausser were G || cristen Z || to E, fyghte no fare T 6 Therfore to dye f. my] Iyffe Uleve E, lefe 7) vpon pi.

. and me wrou3te |... me dere boi halten G || 7 porw3 pis f. (vor gon) C, ! f. (wode E) AT E, Greate wayes cD || ı to gone cD 8 nor E || hafe we] ne gestellt E) gete TE 9 Ne penye for

. and deme |... mene | In roy... Syr helpe vs to our I. f. eD || We pray L, yow ET || hyues A 11 his] Jesu z cD || oure] ouer (verschrieben wie ouer la

XXIV. 1 The kynge LZ, He E, verlo on E, verloren G | pe GeDE,his Z || | loren G || thoghte an] verloren G || pat (a ET A, verloren (r || ware verloren G 8 come E, That had bene cD, verloren G nur doun erkennbar G, in cD || hinter he pat day L& 4--6 fehlen E 4 hinter 5 C

More, pan pou kane (neuen. I will pe gyffe ane hundrethe pownde Of florence, pat bene rede and rownde, And riche robes seuen. 285 10 Scho sall be qwene of all my lande And alle men bowe vnto hir hande And nane withstande hir steuen’.

XXV. Sir Ysumbras sayd: ‘Naye! My wyfe will I nott selle awaye, 290 Bot se me for hir! slaa. I wedded hir in goddes laye 5 To halde hir to myn endyng daye Bothe in wele and waa’,

pe gold on his mantill pay talde, 295 XXIV. 6—S fehlen L || 6 durchschnitten G || gaa more T || neuen| meane D i— fehlen A, vielleicht auch G || 7 He profert ser ysumbras truly E || sall 7 || geue thee eD | ten thowsand 7 S A hundur pownde for ys lady E || tL} fayre florence e D, penyys © || p. bene fehlt cD | rede] hool 9 riche] red & gud TE 10 And scho T || qw.| crowned qwene L, lady TE | ouer @ || all fehlt CLE 11 And fehlt A || all my men eD, alle TEA, euery man L || schal bow AFT, to serue eD || to her LGeD, hir to fote and T 12 Ther of she may be feyne A (reimt mil XXV 4), pat may here hur st. E || And noghte 7, No man @cD, Shall no man L 1 w.| hy seite L

XXV, I The knyzte answered and s.n. L || sayd pan schortly

T, full sones. EH 2 wole CLAE| neuer E)».] do A 3 Thy men shall fyrst me (me fyrst D) slo e D || Bot verloren G, poug C') pou 4, jouw G, men 7, I A be for hyr A, hur me # |) slee (durchatrichen und durch untergesetzte Punkte getilgt) sloo ©, slee G, wyll sloo Z, slayne A, reven (reimt mit XXIV) E 4—6) fehlen @ | 4 For IE || with (at A) ge. 1. LA, as I you saye «DD ö kepe L i saa (s. XXIVo) bothe 7, fehlt L || for CL || and inch, or C, or for L nach OG The soudeyn swore by hys thryft | The lady sehnld with hym be lyifte | For ought pat he couthe doo A 7 And (An D) hundreth pound of fayre florence ce D || pe (fehlt L) rede gold GL, pe g. pan 7 || vpon hys €, in his (a L) EL || m. was t. E, nur ma und de erhalten G

DA ee

And till hymselfen pay gan it falde: His wyefe pay tuke hym fraa; lo And on pe lande pay gan hym kaste And bett hym, till his rybbis braste, And made his flesche all blaa. 300

XXVI. The littill childe one lande pay sett, And sawe, how men his fadir bett: Ile wepid and was full waa, ' je lady grete and gafe hir ill: 5 \nnethes pay myght halde hir still, 305 bat scho hir selue walde slaa.: “cho braid hir armes and faste gan crye And called faste one oure lady: 'Sall we now parte in twaa? 10 Allas! sall I neuer blythe be: 310

presence el}, Thoff he wer

s The Sowdan lavde in his

nr

.I7

My weddede lorde sall [neuer see: Now wakyns all my( waa!’

XXVU.

When pe wounded knyght myght stande, He tok his sone by pe hande, And forthe pan went hee. 315 A riche schippe was dighte righte zare: 5 be sowdane bad, a knyght solde fare With pat lady free. be sowdane with his ownn honde Crownned hir qwene of alle his londe 320 And sent hir ouer pe see. 10 A chartir was mad full wele farande

XXVI 11 And I my lord no movwr schall se A || In. see] parte fro me E || danach My Ioy is gon me froo | Out Alas pat I was borne | My welth pis dey fro me is lorne A| 12 Now] Thus 4 | wakyd A, begynnys E|| my] her A

XXVIL 1—6 hinter 7-12 CL || 1-3 fehlen E || 1 Sone whenne L, Whyl A, As sone after as c D|| pe woundyd man CG, pe knyght AL, he cD || vp stande TA 2 his gonge sone L, his (pe A) childe TA||by h: honde G 3 A sorye man was he cD | A.f. p.) And forp G, Aweywerd than A, Wepande awaye T 4 Wip (By GL) pat (penne L) pe schyp (shyppes L) was (were Ainter penne L) maad (sad G, fehlt L) gare CG L, Than was the maner there eD, pe sawden gart dyzht a schyppe pare E || was gare| ordend was per A 6 Wip maryneres (man [über n eine Schlangen- ime] ma... G, ores and ancres [acres e] De, pat lady L) forp (for ¢ D, fehlt [ob verloren?| G) to fare CG Le D || The s. seyd A, And bad Ela k.] pat lordes 7 || fare] with hur f. E 6 Ouur pat salte see L || free] so f. TeD T—9 fehlen E|| The kynge L, pe s, per G || ownn fehlt G 8 of al h. 1. verloren G, of his 1. CL, of Surrye l.cD 4 To sende C|| ouer pe see] home (fehlt T') to hys contre AT 10—12 To her the crowne thus he bande | My worde he sayde sothlv shal stande | Though IT come neuer to thee ¢ D 10 A chartre in pe maner he bonde C, Wyp a chartre heh. . _ ond G, A ryche charter I vnderstond AE, With ryche karykkes pat were stronge 7;

(fre sowdan 3 Id jt, scho solde r

When eh ka I" lady \

And kneled ‘sir Ky “a aC 1 A how ah

Wipowtten - Ave I pass b

late my lor

Of ane

TIL, A ziel (p | (Liicke, dann pe aN ond nde |] He A || w. I Ih Verse hat T noch } pat | Die 92 Euer more

"=F --.

Eu I, ge

10 The sowdan called hym agayne, per of pe lady was full fayne: 335 paire takynnyng was a ryng. XXIX. pare was joye to see pam mete With elyppyng and with kyssynag swete. To schippe whan sho solde gaa, | Scho saide: ‘Dere god, full waa es me, 340 5 That I ne were drowned in pe see, Sall we departe on (twaa, In to pat lande, pat I am in, Fonde pyseluen for to wynn: | The haythen kyng sall we (slaa, 345 10 pan sall se be kyng of fat lande (And alle men bowe vnto-zoure hande) And couer all zoure waa’. |

XXX. Mete and drynke scho gerte hym gyfe, A sevennyghte pat he myght with Iyle, 350

XXVIII. 10 fehlt T, po wondyd (fehlt AL) knight was callyd (brought to hyr 4) ageyn (als Vers 11 AE) EAL, Seppyn he callys hym agayn Ü 11 The s. grantyd (grauntes 7) and (fehlt ET) sche was A ET ||| perof vor was I || was hinter Therof ¢ D || pe] that D full fehlt Ae D 12 And sche gaffe hyma rvnge A, A ryng was Paire takynnyng 7 E || Here tokene Ce D

KXIX, fehlt AET| 1p. w. j.] Grete dole it was L 2 el. und k. vertauscht Lc 3 Whenne he to pe schyp scholde goo | solde] wasc D 4D. g]lord ©, alas ce D || full fehlt eDL One were] ne cD), were not Z || droune eD 6 Or we sholde parte LZ | in ce DEL 7 In to pe ©, In that ¢e D, But in what L 5 F. py self C, F. pe thyder £, If that ye come it eD oh. kj] kyng €, Sowdan cD|wylieDj3e 7, IeD 10 f.— be] Syr ye shall be eD, And by crowned L || of p, 1.) with erowne eD 11 Ouer eastell, towre and towne c D||ulle m.) euury manne Lito L 12 And] So shall je L || recouer e D || all fehlt L, zit all C||oure C

XXX. 1 Dieser Vers steht doppelt, zunächst hinter XXVIIT6 durchgestrichen, dann hier T||scho] pei A, pou 7’ || gere (30 das erste Mal, das zweite Mal gare) T, dede Ce DLA|pam T 2 Ther wyth as. for to lyue ¢ 7) || a (fehlt L) seuennyght ror Iyffe AZ || he] pay T || with] by CL

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Whils he pe sayle myght«

XXXI.

He toke his sone by pe han And forthe he went vpone ] Ymange pe holtes hare. Thay sett pam downe vndir

XXX. 8 His] pat 7, And pe A || gonge ] gene A 4 Then this l. cD || w. b.] fehlt soffte C, curtasse AET 5 Scho fehlt Cc bym cD |\|and than cD, and sypen EA || downe one hir knee 7 E || Than s. she ce D dyd (frotz sowned) sche A 7 Sayles vo a Ej|r.] bright cD, good L 8 pam so: A, pem fo (f aus t) pe lond E, was lowd CL, them soone to surry cD 9 fehlt c. E || The wndyd knyght AT || on pe 1.] do l. cD, vor downe T, fehlt L il He syg D verloren) with teares great c D || And | sare 7'|| he gr.] ganne he wepe L, wept ht see erhalten D || Why] pat C|| pe sayle T' \|danach God pat made both dey and me A sympulle wyght | Thy sond welcom it be A

XXXI. 1 davor When (And when 7, myght vppe stond A ET || his (pe A) chil LD lin his honde E 2 fehlt AET (8.2

156 =

5 Nowper of pam myghte oper see: 365 So had pay wepede sare. Mete and drynke forthe he droghe And gafe his littill sone ynoghe: His hert pan was full sare. 10 In his mantill of skarlet rede 370 Ymange his golde he did his brede, And with hym he it bare,

XXXII.

Till he come to ane hyll full hy; pare he thoghte al nyghte to lye: No forper myghte he dree. 375 On pe morn, when it was daye, 5 A negle bare pe gold awaye, For pe rede clothe he see.

XXXII. 5 N.] Whyle eyther ¢ D, Vonethes TEA || of p.) he (Ainter myzht ET) A ET’ | oper] with eyne AT, fehlt E 6 Tho were there hertes sore cD || he A ET || wept so C || sare] beforo E 7 M. and d.] Here mete penne Z || he forth A, forth pey Z, pey forp C 8 And (fehlt ©) whenne pey (pe knyzt C) hadde eten ynowz LC | And] He 7'|| his} pe A j[ littill] yonge c D, at ete hinter childe T || chyld Af 9 That was an hungred sore cD, He (Bope pei E) wepyd ful gare (sare E) CE, His songe sone sykedde sore L, And euer he was inne care A 10 his] here ZL, the ¢ D || of s. r.] amonge the breade cD 11 He layed his gold that was so reade ¢ D || his] her L, pe || pey Z || putte LC] his] here ZL 12 And fehlt E| w. h. h.] forp wip hym (hem L) CL

XXXII. 1 Till] Thane D, penne C, fehlt T | poy come L, come pey ©, The knyghte come T|]a banke TE, awyde A|j full hy] an hye L, hye A, fulldrye ET’ 2 And pere T || pey thow te (nougt ©) LC, he behouyd 4, byhoues hym T, he most # | al n.| an. Alto fehlt E 3 For ferrere myght noghte he T, pey myzte no lengere dree (©, Farther go he ne mighte cP || pey myzte L (C) | dree] streche A 4 There come in pe mournynge a negle flyande T, In his mantyl per he lay E, In pe mournyng as heley A 5 And sone pe knyghtes Mantill he fande T || An Angelle A, A gryffyn L|| bare] hath «|| pe] his A| gold] über getilgtem chyld A 6 And awaye per with gane flye 7, With pe mantyll pat he see E, Fro pe rede mantyll he dyd it feche A || For] whenne hinter clop C | eloth pat L, clothes ce D || he see] syghte ¢ D

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10 Gode, Pat weres in heuen crowne, Wysse me pe waye vnto some towne, 395 For full will ame I gone’.

XXXIV.

Als he went by a lawe, Smethymen herde he blawe: A gret fyre sawe he glowe. He askede pam mete for charyte: 400 5 pay bade hym swynke: ‘For swa do we: We hafe none ober ploghe’. Thoo ansuerde pe knyghte agayne: ‘For mete wold I swynke fayne, Bathe bere and drawe ynoghe’. 405

XXXII 10 Now gode T, Jesu C, The kynge ¢ D || pat] as pou L | weredest C, ware D, berys AT, bare ¢ || of heuen A, heven EL, of thorne ¢ 2), he heghe T|\|pe croune AcD 11 ho way he wys me KT {| me] hemecD || a waye cD, pis dey A || to CLA ET | some| the e 12 For now I ame Alone A, Full fyllyd T am of wo E || For fehlt ©, verloren D || f. w.] all amysse 2 Ce D || I ame T, haue I LeD || gone] of wone T || hinter 12 (vgl. zu 4—0) Lady off heuene hryzt and schene | Flour off wymmen off heuene qwene To [je i make my mone (rgl.6) ©, He ne wist what he do might But for sorowe he sore syght | With mournynge made (he made D) his mone (vgl. 6) e D

AXNXIV. 1 And as AL, Bot als T, Alone D || he] pe knyghte T || walked cD || thorow a lawe T, by arowe E, in bat thrawe A 2 fehlt e D || Smythes L || thore (faste Z) herde 7'L 3 Vndur fe wod bogthe (=bow) E, And fyres pore bryne und glewe T, am Rande nachgetragen, aber bis auf die ersten (Fy) und letzten Buchstaben (glowe) unlesbar geworden C || A fayre fyre eD, And fyer A ||s. he el. auf Rasur L 4 He beede (prayed ce D) hem of LeD, Than askyd he A ||som mete [£, breade ceD||pur © 5 Thei b. h. labo A, And bay b. h. s. T, They sayde labour (com sw. L) ce DL, Sw. pei sayd E||For swa] And swa T, as L 6 Hafewe T 7 hinter 8 T || penne answeres be k. a. C, pe k. ansswerd (spake A) sone (fall s. T, to them A, fehlt L) a. ETAL 8 Syr so wyll I certayne eD || he sayde Ainter mete T || Iw. AET || traueyll A, wyrke T | fullo feyne E 9 Full (fehlt Ce) faste he bere (bare ¢ D) and drowze (fasie he d. ce) L DCe, Blow and do Inow A

I pay gafe hy; m And garte hym of aa

XXXIV. 10 fehlt: "D(Er of A, fell) E) m eT. E anon Le Al d ba,

U! LeD|to be ri

a 2

10 By pan he hade hym armour dyghte, All, pat felle for a knyghte, To batelle when he solde goo. 420

XXXVI. Alle pose seuen zere, I vndirstande, The sowdane werreyede on cristen lande And stroyed it full wyde. The erysten kyng fledde so lange, 5 Till he had puruayed batelle strange 425 pe sarazenes to abyde, "A daye of batelle pan was sett: pe crystyn and pe haythen mett A littyll per besyde.

XXXV. 10 And (fehlt Ce D) by pat TCe D, Tyll E || he hade hym selfen TE, wele couth be A, he cowpe Z || armes C, fehlt ABET 11 All for] All pe (fehlt A) tyrement (atyre T, maner off Armour A) of (for A, pat felle to T) ETA || felle for] longed to eD || nach 11 Bot pat ho was noghte horsed ryghte 7 12 To verloren D | b.] davor the radiert T, warre (davor vielleicht the D) AD, pe water e whenne he wolde C, with hym to o, with for to D

XXXVI 1 And all L, fehlt Ec, verloren D || pose verloren D, pat La A, pe CH | s. 3.] tyme A, same tyme E || I v.] so (fehlt ©) longe LC 2 Thes.) The hethen kynge JL, verloren D || dyd wer E, was cD, fehlt L\jin c. 1. ET e D, with batelle stronge 3—4 fehleneD|| 3 And str. it] Stryden eristendome ZL, And wakkenede woo J, He wroght wo £ || nach 3 per durst no kyng in cristiante | Abyde pe sawden and ys mene | In lond wer he wold ryde E 4 The] A Z, Fyve £ || kynges TEC || hase lledde 7’, lleyz ©, he suwed L||so 1] alonge E 5 Til] To 7, And 4, verloren D || he] pay (vgl. 4) T fe, verloren D || had] hafe 7, fehlt Ac, verloren D | p.] verloren bis auf ed D, zetton ET, gedered A; dahinter hym JL, pam 7, acD||b.] folke full A, powere TE 6 pose s. 7, With hym L || for to byde YT || alles verloren ausser de und einem Rest des davor stehenden Buchs'aben D TA fehlt A| pan| per AE Le, ere die ersten erhaltenen Buchstaben der Zeile in D, welches von der folg. Zeile an ganz fehlt 8 pe] That pe Z, That 7, Where (fehlt A) both ce A, fehlt C || er.] heythen A || pe] fehlt Ce AT || haythen) h. scholde be C, h. samen solde 7’, crysten A

Palaestra XV, B

a m =

m at

ur vu vv BJUSUD HAUT

Aypir batelle on a lawe:

-5 Trumpys herde he lowde

And wepnes he sawe «

The knyght was hende a

And sett hym downe app To Jesu he bysoghte

XXXVI. 10-12 By pat tyme had ser armur pat hym gud was | With full ly seluen alone | Of mynstrell he herd gu 10 In the same armure pat Isenbras wr: he wantyd nouht A, Thenne (fehlt T) T) he (hym 7) pozte (vmbithoghte 7) 1 An C, And on c|la fehlt C|| sted A, cre ibrouzt C, he was brought A 12 Tha Hym selfe to b. c, Thyder warde J. || g. hyde C

_ XXXVII. 1-9 pen he saw rydaı vndur schelde | pat knythtis wer hym tho twen twoo hyllys po come hee (' || He come on a L||so fehlt A 2 Hethen an The c. a. pe h. 7, || per fehlt L, both c Ac||twook.] knyghtis A || hade] pydur ° pat thrawe A, The hoste was arayed in batelled hem LZ 5 Taboures and trum) pan 7'|| lowde] full lowde (am Ende des

=, "SB

10 To sende hym grace in pat felde, ‘pe heythen kyng pat I myght zelde The woo, he hase me wroghte’.

XXXVITTI.

pe knyghtes herte was full gude, 445 And forthe he went with egre mode, And pryse he gonne hym sayne. For no wapen wolde he stynt: | 5 There lyffede none, withstode his dynt, Till his horse was slayne. 450 pan he to pe grownde soughte:

XXXVII. 10 To geue hym gr. L, Lord (Nowe I. he saide T) pou lene (leue A) me my3th (fehlt A, grace T) EAT | pat fehlt E, pis AT, pe C 11 That I may pe soudene Zelde A || pe} That c, gone T || beythen] false c|| kyng] sowdan ETc (vgl. auch Am), houndes C || pat I may 7 (vgl. A), pat he my3te C, for to Le||in m sind nur Teile von sowdan zu erkennen 12 That in bales hadde hym browzte L | For the c || woo] wo pat A Ec|| pey C|| hadde hym CL, me A E£, hym c || i m nur that he hym zu erkennen || danach for and I myth onus with hym mete | Syche a stroke I schuld hym reche | pat ys dede chuld der be bozth E

XXXVIIH. 1 pe knyzt was hende and good U ZL, Syr Isenbras anone vp stode c, m lässt [Isen]bras anone erkennen || it was 7 2 Ryght eger was he of mode c, m lässt [e]ger was ho of erkennen |: And fehlt EL || forthe he rode A, He (fehlt C) styrte vp LC herdy AT, herty L 3 Sore dintes he gaue certayne c, m lässt [d]yntes he gaue erkennen, And blessed for sothe to sayn L, To fyght he was fulle feyne A, Vnto pat ylke batell E 4 And (He C, It c) sprange (rod C) forth (fehlt Ce) as spark (sparcle c, scharp as C) of (out of c, a C) flynte LeC, m lässt [spran]ge as sparcle erkennen | wapen] pyng FE oO There Il. n.] Ther was (myght ¢) no man Le, p. was non E, Myzte non C || withstande cC, myght abyde FE, pat hent (bore A) 7'A || m lässt [therJe myght no man erkennen 6 Sertis withowten fayll F || Till pat 7 || caple ec, sory hors CL || were C, with A || m lässt his caple was sle[yn] erkennen 7—1?2 And when he se po sowdene with syght | He was egur os a lyon full ryght | And thefe he con hym call | perfore po sowden and his men infer | Ychon of hor manere | Of hym pei had mervel all A 7 Whan that (fehlt CL) cCZ || he] he was L, pe knyghte 7, pe kynge A | to grownde L, to pe erpe C, thus had c || brow3te L (s. 8), fought c||m lässt [wh]an that he thus lo[ng] erkennen

3*+

Me sprange lOrune, ais spar With grymly growndyn ¢g The beryns he hitt appon tl

XXXVIII. 8 A crysten erle AT'|| out o lofte And (damit beginnt ein neuer Vers) sowgte I, ||m lässt [A]n Erle out of the } C, And -ledde to Z, Upon c || an heghe hyghe mount[ayne] erkennen 10 And : gun blede 7 || pare he] This earle there Cj all his] pe kny3tes L, his c || m lässt T erkennen 11 And sythen he 7, He Ll! C || full good L, fehlt T || m lässt [A]nd erkennen 12 And /ehlt c|| sone] pan Tc, wente c || went] soghte 7’ || ag.] fast (anc [T]han went he fast erkennen

XXXIX. fehlt m || Vor 1 per durst he made hym for to flee | When he hi eryston men cum pat tyde | Sum on hor: pei hyed in hast | po men pat see hym ' dele of hel he had bene | So wer poi of a hepen kyng | And slwe hym with owt E || 1 hinter 2 A, The stronge stede he he was horsede 7, Whenne he was army he leppe E |i a] pat gode (fehlt C, kyngis . glydes of pe glede als vierter Vers C, I ryde cj} And he # || prykyd A || forthe fe} (vl. C) 3 There delte he dentes sore c, A sore als sechster Vers C, And thowzte tos knyzht Ellgr. gr.) a grymbly A 4 He

5 And 3it es sene, whare his horse zode, And sall be euer ınare. He rode vp to ane heghe mountayne: Thare pe sowdane hase he slayne And many, pat with hym ware. 465 10 All pat daye lastyd pat fyghte: Sir Ysumbras, pat nobill knyght, Wan pe batelle thare.

XL. When pe sarazenes were slayne, The crysten kyng was full fayne: 470

Thay made gamen and glee.

XXXIX. 5 als zweiter Vers (', hinter 3 L, And those that he knock- ed on the hoode r, Holpyn hym withowtyn fayll E, davor Vnto pe gyrdell pat it wode | Them to mych care A, davor Thorowe pe breste bane it wode 7 } It is (was L, was wele d) sene Zit (fehlt L.A) CLA || per his stede zode ZL, per he stode (danach noch And also wer pat he jode) A || 30de] stode T 6 als dritter Vers C, Hors and man doune he bare A. Sertis with all per myzht | So pat pei felde to po gronde | Fyfte mil in a stunde | Of mony a mody wyght E, He slewe for e.m. c, Bothe lesse and more L 7. pan rode he T, Till he come Z, Ser ysumbras rode E || vp fehlt LE vnto C, at T || pe DeC | heghe fehlt CA 8 And per he mette with po sewden E || And thare T, pen (soone (N) ror hath LC, fehlt c || pe hethen kynge L || he had sone sl. ¢, was Islayn d 9 pat toke his lady befor | To hym he went with egur mode | And slwe hym or he fro hym yode | pe bateyll wan he por (s. 12) | And all pat to hym wolde ryde | He made pam dede in fylde to abyde | And sto for euer more E||m.] all AZ 10 He had takune in pat fyzht (hinter 11) E, Thre daves and thre nyghttes 74 N All the d. e || pe fyzte L 11 And syr Is. /, Agaynes pe sarazenes T;. pat gentyll knyght E, held his (he T) fyghtis AT 12 Wondus pat wer full sore (vl. auch 94) E, And pe batelle vequeste ho thare T, per wane he pe gree A || pat b. L

XL. 1-6 fehlen m|| 1 Ainter2 Ac || And when 7 || the Sow- dan c, pe hepene kyng CL, po eryston kyngus & jj was (ijslayn C Le, were all sl. 7, had seyn & 2 pat pe hepen folke wer all slayn E || Than (fehlt 7) pe erystynd (erysten kynges 7) wer AT 3 He gaff hym gold and fee C, With Sarasins great plenty ¢, And seyde where is he L || pen made he E, Thay made pam 7

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ida mee —— - OT

YY ı13LLL V vu. awe ty aaa tt awvee ea.

XLI.

The kyng ansuerde pe knygh ‘I trowe, neuer smethyman In werre were so wyghte’.

XL. 4 pe k. pan (of nauerne E) askede sayde c, /ehlt CL || whence is c, Where is © that (pe C) noble (mekill 7) cL CT 5 doghetyly 7, all this folke hath slayne c, in pis batell L || in pat (fehlt C) fyzht EC (vgl. XLI12),and (was so L) wyght AL (may neuer 7) hym see ET, I kanne hyı fayne woulde I hym se c, Well feyn we ı man of mych myght | And douzhty bare knew non sych as he A 7 Erles and ( K. kene c || hym) sone he c, han (vp Z, CLAT||in m nur sought erkennbar 8 Ar at the laste c | hym] he was forth (fehlt L) hym TA E||in m nur [florth brought] erkı euell Idyzte Z || A (fehlt C) full sare TC ||: in m zu fehlen 10 What arte thou sayt nur kynge than erkennbar) cm, pey (pe ky: his name C/, || faste fraynes 7, askyd E fehlt A || quod he c || I am] fehlt Cc || smyt man erkennbar 12 in m nichts erhalten, FE with syZthe L, To defende thee in fyghte

He bad gyffe hym mete and drynke 5 And alle, pat he wolde after thynke, 485 Till he hade couerde myghte. And by his crowne pe kyng sware, When he were couerde of his care, That he wolde dubbe hym knyghte. 10 At a nunrye pe knyght was leuede 490 To hele pe wondes in his heuede, pat he had in pat fyghte.

XLU.

pe nonnes of hym were full fayne, For he hade pe sowdane slayne And many haythen hound, 495

XLI 4 pe kyng commandyd (bad 7) to (pat he solde T) gyf (hafe 7) hym (fehlt 7) ET, Thou shalte he sayde haue c, I bydde 30w geue me (||in m nur |hau]e mete and drynk[e] erhalten 5 A. a.) And what (, And a. pynke E, The beste c || he] his herte Z, thou c, I C || canst ce, wole ( || after] aske or A || in m nur after thynke erhalten 6 Tyll thou (IC) haue cC, Tylihe wer AE, fehlt L || recouered c, keueryd my C, Keuer 3if pat he Z, helyd A, woll and E, couerde his Ti] my3te Z, ryght A, lyght E |in m nur [reconere]d myght erhalten 7-9 hinter 10—12 T,| 7 For I tell pe be sen steven E, penne sware pe kyng pat was so fre Z, The kynge sware by this lyght c, in m nur [this Iyght erkennbar, pe kyng a gret op he sware (| And pan T||his]) the A 8 My selfe schall or to morne at even E, If pat he myzte keuered be LL, As sone as he hool ware C, Whan thy woundes whole be c, in m nur [whol]e be erhalten || Iff (pat when 7) he couer (were couerde T) AT 9 I schall dubbe hym (thee make c) a Ac, Sertis dub pe a E, He shulde be dubbed Z || te m nur |knyg]ht erhalten 10 He was leuyd fer in pat stede A || And at 7, In Cel. || bey hym 1. CL, they dyd hym leaue c || a m nur [hy]m leue erhallen 11 be] his ¢ || on (of FE) his he(d)de / E, that dyd hym greue e || in m nur [t)h[a]t [dJyd [hym] greue erkennbar; hiermit bricht m ab 12 had] took C, kaw3te L || in pe fyghte 7, in fyzte (syght ec: vy/, X15) Le

XLIL 1 Pe h.] The erysten men All} pay w. TE 2 For (fehlt A) pat T A, Because ce || he h. fehlt A | sowdane] sarysens A ET | wer sl. A 3 With many a c, And all (fehlt ET) pe (pose T) AET || houndes CLA ET

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WHC HU WOIO Aal alu Bl

XLM.

The knyghte puruayed hym s

And made hymselfe a palmer Redy for to wende.

His leue he tuke, withowttyn

5 And thankede faire pe pryor

XLIT. 4 And fehlt Cc A Ell On ec, For C || vor rewe C || bey gan LeC, con pei £, 5 Ilke a T, And (fehlt CE) euery LcC El c, pey saluyd (plasturd E) hym CE, dy3te pam till 7, And leyd salue to K, To le heale therwith (fehlt L) cL, And stoppyd we 7 pei tentyd %&, They intreated c || mete : drynkis 7, fehlt Ec ||1.] so tendurly E, cw L 8 fat pei made hym securly E, So hi his w.] pe knyghte T || also sw.] wondir s A, as I tell zou5 4 9 Wole within E, . Ejjstoundes ce 10—12 fehlen AT || 1058 pen # || full well e, pare BD 11 That No lengur wold he E || per vor dw. Lc || On pe crosse pat he bare E 12 penne ps fehlt C

XLII. 1—3 hinter 4-6 C| 1 He C vor p. L. fehlt ET || bope scrip (slauyne 7 with a M 9 Av2zte FT. ll hvm CT. All A

u, Hr eS

And alle hir nunnes hende. 510 pe righte waye pan tuke he To a hauen of pe grekkes see, Als Jesu Cryste hym sende. 10 A schippe fonde he redy pare

Ouer pe see for to fare: 515 In Acris gun pay lende. XLIV.

When pay were in Acris lenede, With wery bones vp he wenede In to pat haythen stede. Seuen zere was he palmere pore 520 5 With hungre, thriste and bones sore,

XLII. 6 For he was curteys and hende Z, That helpyd to hele hys wounde A || And] With c || alle fehlt C|| hir] pe Cc || so hende E 7 The redy way A, fehlt L || takes 7, forth wento ZL 8 To pe haven E, Euen 4, Tyl he come CcL || to ACcL || grete A, quicke c 9 That was depe to pe grownde A, With scripe and burdon blyue c || J. C.] criste Z, god C || hym selff hym C, hym pydur gan L 10 Schyppus E||redy per he founde 4, redy f. he pare E, he fonde alle (fehlt L) redy gare (there L) TL 11 pat was tyed to pe londe A || Ouer pe s.] Within alytyll wyll Z, With a marynere all bown 7, In to Acres C'c|| for fehlt T 12 As podis wyll it was A || In a karye E, And (fehlt c) pedyr (to a crosse I.) CcL || gan he LE, faste he Cll wende I, wente C, ryue c ! danach The schype was redy forto wend | And in went pe kynght hend | Owte of pe hauen to passe | And ouer pe see I vnderstond | The schype wente vnto hethyn lond | And passed ouer pat flode A

XLIV. 1-3 fehlen EF || 1 And when 4 || he A LDC (s. XLII 12)! was in Acres (hethynes A) CA, had A. c, to pe crosse was J,, in pat hauen T || lenede =lente] hente ¢, come L 2 With drwry bones L, Both wet and wery c, Forth his weys 4 || he vp JZ, vp they c, pe knyghte vp T, faste he A || wonede = wente] nome L 3 To Jesu he bysowzte of mede Z, And seldom styll he stode 4 | “And in to C | pe Ce || h. st.) eytye he (fehlt C) yede cl 4 And seuen TL, V E || wynter A || he was 7c, pen dwellyd heE. palmere] fehlt AE, fully T 6 With scrippe and pyke in sorowe and care 7, || With (In C) h. and (a. in C) thriste TC, With hongur E || and with bonus sore K, and syghing s. e, a. mykell care 4, ful sore C

WE en REN

All pe cete he hase thurgh ; Mete ne drynke ne gat he n Ne house to herbere in. Besyde pe burghe of Jerusal 5 He sette hym by a welle str

XLIV. 6 He wantyd lyues fode | In wo hye | He went forth full drerye | As ma st.] storye thus 7, book C, Romaynes c | (weryly T, febely E) he went (went he (fehlt T) pe (pore T) deye (aye T) A ET, ] all day L, Ryght as he went, euen so he

E) nygh (nyzthus £) in his clothys leye (he ly one nyghttis he 1. 7, In the nyght same all nyzte hel. 4 9 On pe days as } L, In c, pat was so A || wedes LL, aw. A, pa CcL || werke L, hestes C, wyll c | For t to (he woulde c) fulfylle Ce 11 To ser T, Although the flesh lyked yl ce || Of

paynes C || wolde he not yrke Z, pougte hy And (fehlt E) to mende TE, And lette al E) mysded A F, euell dedys Z, ouyrdon ı

XLV. 1 davor So it byfelle hym son cytye c, In all pe cyte &, Alla cyte (thyr: of a cuntre T || he hadde porow gone Z, gone c, of ierusalem E 2 Bot mete T

—. 48, =

Sore wepande for pyne. And, als he satt, abowte mydnyghte 535 pare come an angelle fairs and bryghte And broghte hym brede and wyne. 10 ‘Palmere’, he saide, ‘welcome pou bee! The kynge of heuen wele gretis the: Forgyffen erre synnes thyn. 540

XLVI.

Rest pe wele, sir Ysumbras:

Forgeffen es alle thi tryspase, For sothe, withowttyn layne.

Wele the gretis heuen kynge

5 And gyffes the his blyssynge 545

And byddes the torne agayne’.

The knyghte sette hym downe on his knee,

Jesu Criste than thankede hee

XLV. 6 Tyll the day was dymme c | Full (And LZ) sore TL || he wepte L||for hys synne C 7 And (fehlt E) as he leye A ET, As he sate c, Hit was L || abowte hy3 m. L, and sore syght (s. 8) ¢ 8 pare] To hym L || f. a. br.) bryzte L, fro heuen bryzht A, about mydnight c 10 P. he sayse 7, He (And EL) sayde p. CLE, Isenbras he sayde c || weel pou bee C, lysten vnto mee c 11 Our lorde hath pardon graunted to thee c || Heuene kynge L || gretes wel C, pus greteth L 12 F. is CE, And torzeuetli pe Z|] synne C, trespas E

' XLVI. 1-83 fehlen AL 1 Nowe r. the w. c, And sayd (he sais hinter welecome 7) welcum ET 2 F. es the T, Sertes f. is E jj alle fehlt EC 3 F. s.] Shortly c, Wip tungge C || w. 1] als (for c) ‘I (to c) the (fehlt c) sayne T Ec, I say sertayn C 4 pe gretes weel oure C, And wele the gretis now (fehlt L) oure (fehlt L) TL, My Lorde is c||heuens 7’ 5 And grauntes the nowe TJ, And (fehlt c) hath gyuen pe (vor geuen c) Ac || his dere bl. 7 6 He b. L 7 The knygh fell doune A, The kn. knelide pan 7, Downe he sette hym F, pe kny3t Cc L || appon his k. 7, was bothe (fehlt C) hende and fre LC, on his knees hym set c 8 And (He L) settes (sette /,) hym doun vpon (on 1.) hys kne UL || J. C. than] To iesu cryst fast E, And Crist of heauenkynge c || prayd he E, he grete c

nn wei wei nat lie een dBumennn

pare in a castelle :

He herde telle, per w

5 pat was bothe bryghtc And grete worde o

Ylke daye scho gafe : For goddis lufe, who '

A florayn faire and

10 ‘Wele were me, myght

XLVI. 9 He wepide 7A, Of the fevn Ac, sore for fayne C 10 hin C\l|he w. 4 EC | not cj] wheper (wl todo Z 11 But for to lyue in ca hym then alone c (ror 10), No oper he hadde (! (8. zu 10), For had he TE 12 In sore pyne he 5ode Z, E, But walked on the playne c || ay forth dey and nyght | God hym sen I schall seyn 4

XLVI. 1 Thre k. 1. ce, Many I E || he went c, he zede C, he dyd ge LT 2 Vntill.... till 7 3 par (ryche L) c. per (per in Z) stoode ¢ he AT || wonnes +1, dwellyd €, in w was bothe 1, pat was a lady TA, TA 6 The w. off hyr wyd zode 4 7 That Iche (euer ylke a 7) dey (hinter gafe), Le || scho gyffes T. ¢

45

perwith I myght bye my mete And come to lyues fode’.

XLVIII.

When he come to pe castelle sate, 565 Poure men standande per at Many fand he pare; Ik one of pam hade a florayn. 5 Sir Ysumbras was neuer so fayne, Hym hungrede neuer so sare. 570 Of poure men, pat myghte ill goo, pay tuke in sexty and moo Of pam, pat sekeste ware. 10 And in pay tuke sir Ysumbras: At gret myschefe, pay sawe, he was: 575 Of hym pay rewede sare.

XLVII. 11 Hit wolde hym helpe to clode and fede Z, Myzht I gete pat florayn bryzht E, Eyther money or meat c 12 fehlt c, s. aber 10 | A. c. to] And to other Z, Or ellus sum E

XLVIII. 1—2 fehlen AT 1 Wh. hee.] He dede hym L castelle fehlt E 2 Many poore folke c, Mone £ || st.] he fond stondyng (fehlt L) EL, he sawe c, gold C|l p. at] totake C 3 pat tyme hym before E, That were come the golde to take c || Many folke A, Full many 7, many on C (hinter he), And fele menne J! fand scho there 7, per stode L 4 The queno a florence to eche one toke c, A flory had Iche one pat is not to leyne A | I. p.] Euery man C, Euerych L, Ilkone T || hade a florence noghte to layne 7, sche gaf a floreyne L, wold not lyen # 5 was ful feyn C, was fayn of hysen ZL, it not forsoke c 6 But mery dyd he make c || For hym (he Z) CL, He A || hungryd sore C, bymente ‚hym sore L 7 hinter 8 L || Of (fehlt Cc) pe (fehlt Ce TIL) pore (seke Z) men (fehlt A) EATCcL || ill] vor myzht E, nougt CL 8 Sche Cc, Eche day she J. || In vor pei E || ffyfty Ce, fyfiene L, well a sexty Tjor 7 9 And of hem J, Of tho 4, Whylke C, Whiche c || poreste L, febeleste C, feblesse c, sympull E 1-12 fehlen E || And ferlt LC || She t. in Z 11 At m. pay s. wele pat he T, For (pat C) a pore palmere he (fehlt C) IL C, Wete and wery as he c 12 She rewed hym most of all Z|| And of T, For C, On e||pay] pam 7'|| rewen C

ner and GPynkKe Was

be palmere satt and « Bot luked abowte t

10 So mekill he sawe of And thoghte, what he Terys he lete down

L.

So lange he satt and The qwene byhelde, a And till a knyghte ‘Feche me a chayere : 5 And sett pe poure pal

IL. 1 riche fehlt Ee || pen was at meat c||seete /, sate c 2 Anc T, seruyd hyr A Ke || to handes a. 3 Were elede in robis 7, In robys AE,in (on c) pe fl. ror was Le ¢ 7 M. a. d.] Ryche meat c || per was 8 Sir Ysambrace satt 7, He sat = fehlt AET 9 one (abowte in 7) | syze myche g.a. ge. L 11 And (He EN TE, Swyche merthes he C, Wh @, per in to be I 12 Theres (h T) teares eCET||l. he T||downe j

T; 1—9 fohlon a! 4 Lioa.. a TF

pat he me tell maye, What tydans he hase herde and sene 595 In haythynnes, pare he hase bene In many a wilfull waye’. 10 A riche chayere per was forthe fett: pe poure palmere per in was sett And tolde hir of his laye. 600

LI.

So nobilly he hir tolde, pat scho myghte frayne hym, what shoo wolde, pe lenger pat pay sete. ‘For my lordis saule I sall pe gyffe, 5 Als lange als pou may lyfe, 605

L. 6 To tell me pat he m. A||lto me T 7 Wh. t. pat AT, Wh. maner aventours Z, Off manye aventures pat Cc || h. or E, fehlt CeL 8 In dynerse landes CeZ, In erystondum E || per as E, whare TAc 9By LCcej|a fehlt L\|wylsum E, wylde Ce, dyuers EL ||lond vor weye getilyt A 10 Ryzie soone a ch. Z, Anone the ch. c, Soone (und hinter was) a ch. C || per fehlt ELc, vor fett T forpe was E, pan was T, was AC 11 This p. p. 7, Befor (And C) pe quen AC|| per he was A, perinneC 12 Het. hir (pe qwene C) TLC

LL 1 And son. 7, Goode tales LC, Many maruels c || he hase hir 7, pe qwene he C 2 pat sche frenyd (myght frayn A) hym (fehlt A) EA, The (Then c) lady (qwene C, she c) asked (him a. c) LCc||as sche A, whether (whepir aus whedyr geändert C) he cC 3 Full fayne woulde she wyt c, Haue ony oper mete (|| pe l. p.] And lenger lyst A, To whils pat 7, In longynge as J. || pey satte aye L, sche sytte (settle k) AE, he pere sett T 4 davor Ryche meetes forp (to hym c) pey (were c) brougte | pe (Then the c) qwene wonderyd in here (w. in h. = great wonder c) pougte (thought c)| Why he wolde nougt (not c) eete Cc, ausserdem She sayde to hym in great disporte | Syr Palmer be of good comforte | Se no- thynge that ye dreede c || For my lord sake A, For his soule c, Sche sayd palmar E, Now palmere scho said 7’|| I schall (wyll LC) pe (hinter geue L) gyffe fe (fehlt LC) ELC, that was mi Lordec 5I will the finde at bed and borde c || As l. as euer A, Huermare whils 7, And (Or C) for his loue if (Ziff pat C) ZC || pou may be with mee E, I may lyfe 7, he leue (on ws be L) CL

So pe palmere duellid pere, Till pat he was bothe hale : And seruede in pe haulle

He was bothe fayre man an 5 Alle had wondir, pat hym s So strange he was with :

LI. 6 Euur more Z, pou sall hafe 7, Fa drynke and A || m.] feede c 7 davor At t With much mirth game and gle | Both e umgestellt A ET || And fehlt Cc, In A Ella E, clene vor ch. c, both A |] and fr.] and . bryghte 7, be dey and nyght A 8 kna L || the] pe ryght (nyzth and day E, d 9 the] my AJL || gete] gate c A, yate E, 3: setzt T) LT 10—12 fehlen CL, dafür Sy knees before that lady fell | And sayde c I graunt wele | Of my pardon the halfe

haue bene c || 10 The palmere thank T 11 pare thus T, fehlt A || duellys T

alle 7, Tyl he had couert ys a state E

LU. 1—3 fehlen (8. nach 12) Ej| 1 CL, fehlt T || dwelles pe p. C, He duellic L || pere full many a gere JT 2 I wote Till fehlt A || pat fehlt C|| were C || bothe A 3 But zette he morneth by wode an:

ae 2 we

When knyghtes went to put pe stane, Twelue fote byfore thaym euerylke ane 620 He keste it als a balle. 10 A tornament pay did hym bede And horsede hym on a crokede stede. And zitt forthoughte pam alle.

LUI,

When sir Ysumbras come in filde, 625 Was none so doghty vndir schilde, Durste mete his crokede stede,

Lil. 7—® fehlen (s. nach 12) CLe|| 7 And when ET || pe knigzt E 8 fote) foris A ||b.| mer T #4 k.| putte A 10—12 fehlen (8. nach 12) FE || 10 dafür (davor T) Therfor enuye (hinter hade T) at hym pei hade AT || a t. vor bede C || pey gan hym b. L, For hym pey deden .. b. C, there was byd c, pan did thay erye T il davor Thay thoghte to do hym quede | And schames dede with alle | pat daye pe tournament solde be stede 7 || pay h. hym Te, They Iustyd at hym A || on ane olde (fehlt Ce) crokede (sory C, fayre c) st, 7 Ce, with strokis sadde A 12 zitt fehlt Ac, mony L || he conquered (ouercom A, made down L) them (feklt CL) all (fale L) eC LA || die Strophe ist ergänzt nach 12 dureh Sykyrly (Certaynely c) as I gow say | Many a sarezyn he slowz pat day | Vndyr pe castel walle Cc, vor 10 durch But of pe sarezenes he gafe no more | Thenne twenty menne do of a boore | Whenne he ys down fall L (s zu 7—9), nach 9 durch per fore pe sarsyns as I wene | Of hym had grete spyte and tene | And to hym pus con call | Wenes pou dog welpe of cristiante | pat we wyll at pi byddyng bee | Fyve .C, pus sayd with all E (s. zu 1—3 und 10—12).

LIM. Statt I—9 Hit drwe fast to pe nyzth | pen pei partyd all in plyzih | He thozth he wold hom a say | On po morne with won a sent | pen to a rey full sone pei went | Withowt ony deley | And when pei were redy dygth | pei to pe feld with all per myzth pam for to play | So pat ser ysembras pe nobull knizt | He slo pem anon ryzih | pal ylke same day | pat of pe sarsyns all in fere | Of II © pat per were | pat per with hym metie | per was non pat passyd a way | pat dyrst hym selfe in feld a say | Bot he pam sore bette Ej| 1 When that ¢, Bot by 7, fehlt Al|he ec, pey L | hade redyn 7, was ©, fehlt A || in (fehlt c) to pe Le, vpon (thurgh 7) pe AT 2 There w. none T, None was ¢ || so bolde «, so herdy A, pat T 38 pat durste Cc LZ || hym mete on stede ©, m. his stede L, abyde his strength c

Palaestra XV. 4

gg. - aa 5 ~

LIV.

It byfelle appon a daye, pe knyghte wente hym for { Als it was are his kynde A fowlis neste he sawe one 5 A rede clothe per in he seg

LUI. 4 Bot he g. A, And (fehlt Cc) som LCc|\hym fehlt LC c || rowte L, knoke A, That ...agayne mit Sicherheit zu erken tayle ouer toppe 4 || his] her Z C || st. on s m.] Wele a seuen score 7, Other some | ALCc|\to] fehlt T, sore c 7—9 fehlen some of pem A, pe sarezynys (hinter casi A ||in dyke and slak C, ouer the lake c, T, He A, Of some c || braste] he brake / cT, in two A || bothe vor braste T 9 A.: 10 The quen her selue AT, pe lady Ec| faste T) lowghe AT, saw pat with owt lough c il He was a mon of mykyl ın L, The pore man A || was L|| strange] go owten lett E|| He es] He es wele 7, I ht to ryde (fynde L) cL || danach And for h pat befor hur lord was | Hur hert on hy) LIV. 1 Nowe (Then AC, And so (hinter dem Vb. AC) b. (fel C) LACT ck 2 be valmere 7'A. Syr Isenbras c || hyn

en

Wayuande with the wynde. Vnto pe neste gan he wynn, His awen mantill he sawe per in, His golde pare gan he fynde. 645 10 When he with eghne sawe pe golde, pat his wyfe was fore solde, His sorowe he had in mynde.

LV.

The golde to his chambir he bare, Vndir his bedd he hyd it pare: 650 Wepande he went awaye. And aye, when he pe golde gun see, 5 He grette for his wyfe and childir three: To pyne torned his playe. And he were neuer so blythe of mode, 655

LIV. 6 Weyvyd E, Meuing c, Owte wappande T 7 And (fehlt C, Up ¢) to TL Cel tree cl) he gan Ce L, pan ganhe T 8 awen] skarlette Z || m.] gold AFT ||fond ELCe 9 His mantill TE, pe gold C, All olde A || pare fehlt A E, all so per LE || he gane it (fehlt L)AL 10 And when AL, when pat (hinter eghne) T | he vor s.T| w, e. fehlt ALeÜC|| per (fehlt A) pat g. LA, pe rede g. Ce 11 pat] He thowste LZ, Wherfore ¢ || ladye c || perfore vor was L, fehlt ec 12 His had] penne hadde he it (ii. d. 4.) sore C, His s, (mowrnyng E) bygane (was po more £) TA E, Then was he woode c || of mynde r, fo mende A, to mene (oder meue) T

LY. 1 The god 4, hit (als vorletztes Wort) E L |) vnto his T E, into the e||he gan... bere L 2 And (fehlt c) vndyr hys hed Cec, And (und vor pare) on his bedde E, And (tnd vor pare) full preualy 7 | he putte it Ce L, hyd (layd E) it TE 8 And wepande (wep. erst vor away C) TC, Then wepynge c, wepynge letztes Wort L || he fehlt © 4—6 fehlen L (s. zu 10) |] 4 Euer (fehlt C) when he (he on C) eC, When he with eyge A || gun pe golde 7, pe gold E, pat gold dyd A 5 fehlt c|| He wepyd (pougte C) A EC ||full sare for T, on C||lady T, fehlt E||und (fehlt E)on (fehlt A E) hys (fehlt E)ch. pre CAE, fehlt T 6 Hys song was weylaway (well awaye so auch XIL6 c) Ce || And to 7 || tornes 7’ || alle (hym A) his THA 7—9 fehlen T|| 7 And fehlt Cc, Thawz L || Were he Cc || so glad (mylde L) of mode (of m. fehlt E) A EL, of chere so good ¢

His sorowe for to mene. Knyghtes braste vp his chai 5 And fande pe golde in pe fl And schewd it to pe qwe When scho saw pe golde w:

LV. 8 Whenne C Lc] to Z, ons to A, in A 9 w.] syked L || Sypen (After c) al fehlt L | all the (pat Z) cL 10 davor } also | Whenne he mygte no forther go | I (8. zu 4—6) || So longe he ledde there c, he lyued and ledde L || his ALc, pat CT (Among 4) po (fehlt T) knyghtis ET dA, A pe court C, Amonge hys sarasyns c || it (ps L, that were c | full fehié c 12 The soth (fehlt C) to cC || lady T || pey gan it (ii. ı menne L || seyde L || danach This palme tourre | Of Zour golde or of gour fee | By

LVI. 1 And so T, Tyll A, penne C|| ad.vorite 2 The knyzt CZ, this k. am (vor he w. A) TA, Unto hys chaumber (vor C) LC | to p. fehlt c 3 Sore wepinge L, His olde A ||s.] mowrnyng E, myrthis newyn A 4 Thre (The 7, Foure c) kn. E CL || brake (breke L) vp (fehlt c) TC Le sey3 pe g. C, The g. he found A || in] ri C || tolde c, bare 7'|| vnto T 7 duavor Be was broughte | For whiche the Sowdan |

At fe

In swonyng felle pat swete wyghte, For scho it are had sene, 10 Scho kyssede it and sayde: ‘Allas! 670 This golde aughte sir Ysumbras, My lorde was wonte to bene’,

LVU.

Than scho it to pe knyghtes tolde,

How sclio for pat golde was solde, And hir lorde bett sare. 675

‘When ze mai pe palmere see,

5 Biddes hym come and speke with me:

pereto me langes sare’,

pe palmere come into pe haulle,

Scho gan hym to concelle calle 680 And fraysted at hym pare,

LVI, 5 In sw. pan felle T, penne (Thrise ec) swownyd C Le || pat lady bryzt CLe. pe lady (vom Folgenden getrenn! durch fell) doune ryeht 4 9 scho had are it 7, she before it had ec, pat syste pat she hadde L 10 Often she ¢ || blest E, syghed c| it ofte A, pe golde L, hur E, fehlt ce 11 golde fehlt LCe||owyth A, hadde L, hit (fehlt C) was EC || my (a ec) lorde (lordys C, knyght ec) syr I. LCe 12 That (doppelt A) my LcA

LVI. 1-3 dafür Jesu eriste heuenne kynge | Sende me somme tokenynge | Of my trewe fere | That I myzte wyie somme gladnes | Of my lorde syr Isumbras | In what londe pat he were L |) 1 pan fehlt ©, there c, And Ajit fehlt ETc || To (Unto c) pe kn. (knyght ¢) am Anfang des Verses Uc, to pat knyght A 2 How that she e| pat fehlt c||monay C || was vor for AT 3 Many a dey before A| And fehlt ECc||hir) My C || was beten (wondide 7) Ce FT || foul sor E, perfore C, there ce 4 Where is pe palmere pen sayde she L|| Where ye m. c, Bot faste when ge 7, Yf ony of yo E || pat p. A 5 Hastely make hym come L, Dose hym swythe to T' || and fehlt LTA 6 p.| For (fehlt A ET) aftur hym LA ET || full sore ET 7 And when he was come L, The p. was brought 4, pe knistus pe p. broght E, The knyghtes gane brynge hym T || to ET L 8 sche (pen she L) gan (dede Le) h. vor calle C Le, pe lady g. h. T, The quen (und hinter counsyll) dyd h. A || to pe e. E, Unto counsell c 0 fr. at] fraystes at T, askyd AELCelp.] tyst p. CLe, for godis ore A

je

Ana one nis Knee nym si

pe firste tale, pat he hir tol

5 Howe his wyfe was perfor And howe hymselfe was

‘My childir three I hafe lor My mantill fra me was bor!

LVII. 10 Ainter 11 Cc, Tell me palme whether he w. c, Was pou TC || euer] : 11 As hym semyd to loke apon E || Wh And how he A, How that he c, Wher eu TLC, the c 12 Thenne was his soro' countre he was borne c || His sorowe AEC(L)|| pe m.] more and more C

LVIN. 1 sorowfull A, dulefull 7 |) full s. T, heuy (drery C, rewfull c) cher. gafe] con EF’ || be qwene Cc E, hyr A || thi: fehlt Ce|| his fehlt Lel|kneys ALC c || 4 And a full nobill tale 7'|| pat] per 7} sayde his w. ZL. My wyfe T, perfore m: Cc, How sche A || perfor] bei madame AT, fro hym E 6 Myselff bar man vnderstande c || And how that A, And.

MIN La 4 EY 8.11 onen een (vr uno frıl

And in a neste I it fett”, 10 pe lady knelide byfore his face And sayde: ‘Welecome, sir Ysumbras!' 695 For joye pay bathe grett.

LIX. Joye it was to see pam mete With halsyng and with kyssyng swete, In armes for to folde. Aypir of oper were so fayne, 700 5 pat pay walde no lengere layne,

LVID. 9 And fehlt e || I vor in ¢ || fett] founde c || danach Say me palmere or pou go | Was per any token betwene jou two | Whenne ge departed atwynne | The palmere answered pus | A rynge was broken betwyx vs | That no man shulde it kenne | The lady toke vp a grete sykynge | And seyde lette me se pat rynge | If fat bom trewe be | Loo madame haue it here | I haue born it bis fourtene zere | I shewde hit non but the | She toke forth a purse so elene | The halle shone perof bydene | So wele it was Iwrow jte | That opur party ber Inne was | Nowe was bis a wonpur kace | So mony londis as he hadde sowzte | She layde logydur pe partyes tweyne | Hole it wax be sothe to seyne | Ryzte amonge hem alle L 10 Blessed be god of his swete grace Z, Tho had the lady great solace e || penne (And downe pan T) kn. pe l. CT, Than sche kyssyd A||b. h. £.] his f, A, fayr of f. C(s. L, nach 12), fen in place E 11 And pankyd god of his grace C, She fell in sownyng, so faynt she was ec (s, L nach 12) || A. s. (sey A) W.] Nowe haue IT L||my lorde sir TL 12 davor Scho louyd god and feyn wase E, dafür Hore all in myn halle Z|} For joy pat E, Full grete joye T, pat C, When ec || pay] scho 7'|| b. gr.) wer wepande A, hade in herie 7’, togedere (fehlt E) were (fehlt c) mette C Ec || danach The lady pat was so fayre of face (s. C10) | Swonedde thryes in hat place (s. ¢11) | For fayne (s. A ET12) she hadde her lorde bolde L

LIX. 1—3 fehlen T'|| I Hit (bere Cc) was ioy (myrth c) B Ce, Grete j. it w. / 2 h.] elypyng ALe, laykyng © || with fehlt c 3 for to L.] when fei gon f. A, withowten letle E 4 Than aythir T, Echo on J, || of o.] hinter wer A, off hem C||was LeC | so] full EC 5 Ther Toy myght no man seyn A | bat fehlt Ce, Of hor soro El wolde (cowde C) bey vor leyne LC, pay myghte T || it no longer &, No lengere penne C, not E

eel.

ul.

per was made a ryche feste Of grett men and honeste, For sope, full gret plente When he was kynge and bi 5 He sent his sande fra town Till ylke a ryche cete, And he gerte krye in borov Riche and poure, zonge and pat pay solde crystende | 10 And pay, pat wolde noghte

LIX. 6 The sothe if it wer tolde A||B bey (fehlt ET) hitt. LCcET T7T-9 feh Cc,ar.f. am Ende E||d. they byd cA, ordeynt E 8 Of lordys and ladys full r. cl. || p.] kedyr Ce 9 And to all pat who so wolde C, Erles and barouns bol: selfe with holde c 10 davor Trompotis pat tyme in hall | Hadon robys mony folc E, Thane (f-hlt A) crownnede he was T hinter Syr 1. ce ||s. I. ryzte (durch was ray (fehlt A) pat (p. Iche A) nyzht EA, with (fehlt L) m. (crowned Lc)kyng A Lc, Se: (hardy 7, noble C) kn. ELC 12 For h With a gaye garlande of golde c, Of mai

(as,

pare solde no thynge for pam |; (gaa, S Nowper golde ne fee. ur

LX.

A riche kynge was sir Ysumbras (In mare welthe, pan euer he was) 710 Of haythen landes thare. Crystyndome to kepe that tyde, 5 Sandes he sente full ferre and wyde To pam, pat haythen ware. Bot pay were alle at ane assent, 715 pat Pere to pai ne wolde conscent, Bot to a batelle fare. 10 pay sayde, and if pay myghte hym hent,

LIX». 11 pare fehlt T, pat E || schall A, schuld vor goo & || pam] paire lyfe T || davor He wolde (badde E) [Jam (pal men E) bathe brynn and (ba. br. a = schuld fem E) slaa TE 12 Nodur E, Siluere T||nor TE

LX. 1 Ar, mon was E, Now is pis kynge L, penne was he (fehlt c) k. Ce 2 Off m. w. Ce, Rychur E || he] he before EF 8 And keueryd (rekouereth hath Z) out (all Z) off (his L) care CL || Of h.] Thre ¢ || thare] was hee A, had he theree 4 Hys erystyndom Ce, Urysten lawes T || he kepyd A, he gan (lette L) CeL, to helpe E|| In that tyde 7, to (fehlt Le) kype (erye L) CLe 5 And comaundyd crystenyd to be swype || Sandes fehlt L, hinter sent e||he] And ce || full w.] full ferly (fehlt A) w. TA, abowte ferre and nye L, frely sythe 6 Top.] po €, Tosle E 7-9 All po sarsyns of po londe | pei forsokyn hym I vndurstonde | Bope lasse and more E 7 B. pay] All (fehlt Ce) pe sarezens (hepene Cc) LCe(E) || were] turnede TA || alle till ane 7, at (of L) on CcL,tohis A 8—10 fehlen L| 8 Who so (that c) to hys parle- ment (counsayl c) went Ce, He seyd Iche one pei schuld be brente All pere to] schortly p. T 9 With sorow and myche care A, To brenne and make hym bare C, Them to hange or brenne c 10 p. s.] fehlt C || and (fehlt A E) if (fehlt T) p.(we ©) m. (may C) h. (hym seluen ©) hent (gete E) A ETC, that what man to hym wente ¢ danach pat (fehlt A) he solde come to paire (a A) parlement 7' A, danach With them schuld he fayre | One off ihem seyd verament A

With haythen kynges twa;

Sir Ysumbras was full of car

He hade no man with hym t His men awaye gan gai

10 pe sarazenes faylede hym at

When he was horsede one a Alle pay flede hym fraay

LX. 11 Shoulde thynke his waye yll bes or to make hym schent C, Syr Isumbras f he s.] And pere T (s. auch nach 10) || be bc neuer ete mete E 12 None woulde con mon pat levys on his lore E || pat (fehlt L erystys lare C

LXI. 1 A fehlt A || pus was per 7, po sar: And alle the haythen per was 7, pei se That (pe C, Where both c) cristen and (: (to be C, fehlt c) LCc|| wer A 3—5 fehlen and moo E 4 Afftyr sarezynys gunne ] pe E || semblede] gedered A, send E 5 pat batelle pay ryde T, Theyr cursed law ce. th.] pere pey wente C, In hepenes E || fer knyghtes many and maa 7’, Two hethenn: W.h.] Tyll odur E, pere come h. Cc || kn L |} 7 w. c.] made hym gare Cc 8 the sarasyns c) for to fare Cc|| For he E|| wente (there was c) no moo Cc, All his my

tee t=

LXII. | Sir Ysumbras was full of waa: He kyssede his wyfe and wolde (gaa With sorowfull hert and sare. A dolefull worde pan gun he saye: 5 ‘Certis, dame, hafe gud daye For nowe and euer mare’. ‘Lorde, helpe me, pat I were dyglite In armour, als I were a knyghte, 740 And with the will I fare. 10 zif god wolde vs grace sende, pat we myghte togeder ende, I kepe to lyffe no mare’. LXII. Sone was pe lady dyghte 745

LXIL i Whenne he shulde to pe batell gone L || was pan (fehlt A) £. of (fehlt T) waa (care A) TA, was (fehlt c) bold (curt- oyse ¢) and kene Ce 2 His folke wente fro hym echone L, And (fehlt c) took hys leue at (ofc) hys qwene Ce || lady T || a. w. furthe gaa T, a, toke leve to goo E, with myld fare A 3 And penne (fehlt C, after c) he (fehlt Cc) syked sore (wondyr s. C, fall s, c) LCe || s. h. a] carefull hert and sykyng E, sorow and hert full T 4 He loked on her with eyen graye &, He sayde madame haue good day (|| pan fehlt AE || gun] dyd A 5 Sekyrly as I zow say C (vgl. 4) || Nowe certis lady 7, leve dame E, To his lady L, And sayd madame c ||) hafe] h. now T, now bh. L 7 The ladye sayd vnto the knight e |] A lorde T, sere (lord god L) vor pat OL | h, me] scho sayd helpe (fehlt AL) TAL, quoth po qwen helpe E || pat] if A || w.] ne were L 8 I woulde I were in armure bright ¢ |armours 7, armes C, hernes A, a tyrement E|]I] it CE 9 And let vs neuer parte in to E || And] fehlt ACe, For L || w. gou (vor fare C) Le || I wole (vor wip) C, that I myght co, wold I A 10 For or ye schuld parte fro me E, hinter 11 A || gif] And T, Sen 4 || jesu Z || w. the g. s. ¢, pis grace hath vs send 4, pat made bothe see and lande T 11 Me had lever be my lewte E, And bothe same late vs wend (vor 10) A, My saule I wyte in to thy hande T|jende] wende e 12 For sope to pe dethe goo E, penne don (gone c) were al my care Ce) For (fehlt A) I k. (byde 4) tol, TA, Lyue wolde I L

LXIU. 1 Sone pan A, Full sone E, He halpe L || w, pat E, his L||d.] pat she was d. LU

=I 22 or

10 A lebarde and a vnycorne, On a lyone he come byforne, 755 pat was pair eldeste childe.

LXIV. In angells wede were pay clede, An angelle pam to batelle lede, pat semely was to sce. pay slewe pe haythen kynges twaa 760 5 And oper sarazenes many alswa, Thrytty thowsandez and thre. Sir Ysumbras prayed pam pare, Hame with hym pat pay walde fare And be of his menze. 765 10 Thay ansuerde, als pe angelle pam kende: ‘For the were we to batelle sende:

LXIT. 10 A] One (fehlt C, That on L) one (vpon L)a AET Le} and] anoper (pat opur LZ) one AETL, and one on ¢ 11 And (fehlt A EL) one (pe thred EL) on TAEL, And on Co || he rod C, one ranne r, come L, hem E 12 And pat was L, fehlt e || pair] po EF || ch.] duvor sone getilgt T, sonne to beare e

LXIV, 1-2 pe chyldryn (knyghtes rc, beste L) ferden (fought c, were L) as pey were (as p. w.= both wylde and L) wode | pey (And ¢, The childeren J.) slowen al pat beforn hem stode Ce ZL || 1 In an angell Z|] pei wer A, w. pay alle T 2 And An ang. A| topeb.7’ 3 Gret joye (wonder c)it was(is¢)tosee LCe 4 pays.|s. the jinfer knyghtes ¢ || pe] fehlt L C, of pe E || knyghttes Tc (s. LXI 6) | tw.| there ce, swa T 6 And fehlt Ke || oper} of (fehlt c) pe AETe) many] hinter And A, pei dyd E, that counted c || alswa] mo LC, were ¢ 6 ga (fehlt C) twentty TC, IX EF || thowsand ZA Ce, mi E 7 pr. hinter them c, panked L | pam] pe knyghtis A ET || pare] kinde A, po E, swan T, gare L 8 Hame] To whom E, fehlt Ce, And prayde hem L||w. h.] vor fare Ce || p. p. w.] when pei schuld E, to LE || fare] weynde A, goo ET 9 And become his men go fre A, With hym to dwell and be E, Al (All thre pat Z) nygt wip hym to be Cel 10 The chyldren answ. L, Father they sayde e||als k.| hym with wurdes hende €, with milde entente c, pat wer so hende L 11 The grace of god vs hydur dede (fehlt Ce) sende LÜc||we wer All to pe b, 7, hyddur E

My bale pat he hase Ysumbras and his lady Kyssed pen thaire childi

Ilkane for joye pay

10 Mare joye myghte nane pan men myghte pare se

In armes when pay m

LXIV. 12 chyldren C || we be c || d hyther came | But for to saue you

was | Ye be our mother that vs bare

are | Men call you syr Isenbras | 17 cheare | To our chyldren that we se to walke c

LXV. fehlt Cc|| Vor 1 Than was and blythe | And pankyd god many : so dyd his lade fre EH 1 fehlt A || he T || wele] in weyle HE 2 fehlt Ajj so w. on A|jhys kneys (kne E) AF || he] the E 4 And ponkud god ful of my3! seyde jesu criste L) heuen kyng AL syzht £, Graunte vs all py blessynge L || heghe k. T, pou A || of h.] ouer all thin; mette A || And his b. #, our bales (t thus has /, pan hase he T,wasE ysumbr. 7 Ejjhis] that 7 & bai Irvot

a. oe

LXVI. A ryche burghe was there besyde: Sir Ysumbras gane thedir ryde, His sonnes gan to lede, Chambirs fande pay faire and bryghte 5 And riche robys redy dyghte 785 And chaunged all paire wede. pare was riche metis wane, Bothe of wylde and of tame, Many a riche brede. 10 Three haypen landis gun pay wyn 790 And stabylde erystyndome per in, In story als we rede.

LXVL. pan was pe kynge sir Ysumbras

LXVL 1—8 fehlen e| 1 rvall A, noble (|| b.] fest E, Cete T || stode per L, per was C 2 And sir ys. T, pey (vor ryde) L | pedyr (byfore 7) gan UT, forpe con E, Thyder penne gon L 3 And his L, His wyffe and his A, His one £ || he gan C, fehlt A, with hym &, hame 7'| for to 1. T, pedyr (with hym vor ganne L)1. CL, yede E, all same A 4—f And when he to pe borow was com | Ther wer pei rychely welcom | With myrthe gle and game | With gret honour pei dyd pem welcom | With trumpys pype and with schalmewon | As nobull knyghtis of meyn | Isumbras And his childer thre | In hethenes made pem rede | Balell one pem to bede A 4 And (fehlt Ce) in a chambur L Cc || pei fond E, fehlt L Ce 6 A. r. r.| Robys faire and 7, Here clopyng (Their atyre c) was Cc, Ther he dede hem J |) all (ful €) redy HC, newe L, comely c 6 In many a worthy wede c || pey (And thare thay T) ch. CT, For to change E || all fehlt ET 7-9 fehlen L|| 7 Off nopyng was hem wane ©, They lacked no maner of thynge ¢c, Riche metis wantted fam nane T 8 Golde, syluer, nor ryche clothinge ¢c | Neyper .. neyper (nor 7) CT 9 They had all thynge at nede ¢, hese dougty men off dede C || Of m. a A, Nor no T 10 penne (And aftur LZ, Sone A) pree CLA, Fyve T, fehlt E|| haypen] fehlt CeAT, kynges L || kon he E, thus gun pay T, after they dyd ¢ ii st. crysten men AE, cristened all pat were (was Ce) L Ce] p.] ham 7 12 storyes thus 7, romanse AC c|| we] men C

LXVIL 1—3 fehln L|| 1 Than w. kynge (the knyght A) cA, A full (fehlt E) riche kynge (mon £) pan (fehlt E) was TE

He gyffe us alle his dere v Nowe and euer mare!

LXVII. 2 hinter 8 He lyffes nowe full r better A, Rychur £ || euer he ACc, he eue hadde he pare C || c.] come out c || of] fehlt. kare] myscas J 4 Ilkane 7, Ychon . c |j of h. s.] fehlt C, sonne c || a kyngı 5 Durste na man agayne pam (Ayein T E || pam] hym (s. E) c||kynge c A, fehl C 6 To lyue in mythe euer mour 4, - E, Whare (Whedyr C) so pat (fehlt C) TC, Whyle they together were c || g. f.] sonne was in surrye | Chosen chyefe of gouernoure | The seconde sonne shortly Taffaye | Reygned with great honour | crowned kynge | Of Calabre without lea all thre | And when it pleased God of parted in heauens lyght | To the whi Amen, amen, for charitie c || vor 7 Wh« was | They panked god of his grace care (s. 3) Z| 7in] with AT 8 Ar T) h. vor went (pay w. T) LET || pai Her s. Iwote Z 9 pat fehlt AEL | Thus ended syr Isumbras | That an hax all thowg he wore L 10—12 fehlen A fehlt LC || Jesu fehlt T, Jesu Cryst CL L) grant EL, Geue C/|jalle] ay C||h. d schvide vs from care C|| For now Z || mi

Dem obigen Texte liegt folgende Überlieferung zu Grunde:

1. © = Caius College 175, Cambridge, fol. 98 —107V, Anfang gedruckt bei Halliwell, The Thornton Romances, London 1844, p. 268. Nach Zupitza (Engl. Stud. XIV 321, bes. 337) entstand die Hs. in der zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts.

2. T= Thornton Ms., Lincoln, fol. 109—114. Den Druck bei Halliwell (a. a. O. p. 88—120) hat Zupitza in Oxford 1879 mit der Hs. verglichen, welche nach Halli- well a. a. O., Introd. p. V um 1440 entstanden ist.

3. L= Cotton Cal. A. II., London. fol. 1307 134"), Anfang gedruckt bei Halliwell p. 269, Ward, Catalogue of Romances in the Department of MSS. in the Brit. Mus. I 180 setzt den ersten Teil der Hs. (fol. 1—189") in die erste Hälfte des XV. Jahrhunderts. Zupitza fügt noch hinzu, dass dieselbe Hand, die den Ysumbras geschrieben, fol. 110Y folgende Eintragung gemacht hat: Henricus sextus filius eius Regnauit cum plenitudine et Caritate populi su; dahinter habe eine etwas spätere Hand geschrieben ef regnauit XXXIX et jacet apud Wyndesore und hinzugefügt Edwardus quartus remawt XXIII annos et jacet apud Wyndsore, worauf eine weitere Hand geschrieben habe Ricardus tercius frater Edwardı regnawt II Annos ete, el fut occisus.

4. A =Ashmole 61, Oxford, fol. 9°—1i16" mit dem Schluss Amen quod Rate. Anfang gedruckt bei Halliwell p. 268, Nach W. H. Black, Catal. of the MSS. bequeathed unto the Univ. of Oxford by Elias Ashmole, Oxford 1845, p. 106 ist der Inhalt der Hs. zu Anfang in die Worte

Palaestra XV. u

u He

9, d=Blatt eines alten Druckes in Douce’s Sammlung (Douce’s Fragments 78, Oxford), die Strophen I—V 9 ent- haltend. Der Catalogue of the Printed Books and MSS. bequeathed by Francis Douce to the Bodleian Library, Oxford 1840, p. 809 führt dieses Bruchstück unter den- jenigen auf, deren Drucker unbekannt sind, uhd fügt hinzu: Mr. Douce supposed this to have been printed by Copland, and refers to Mr. Garrick’s copy of that edition in the Brit. Mus.; upon comparing them, however, it is evidently from another press. The seventh line begins with a singularly shaped Y, which may lead perhaps, to the discovery of the printer. Dieses Y ist in dem Katalog nachgebildet.

10. D—= MS. Douce 261, fol. 1’—7’, ein Bruchstück (I—XXXVIT) mit Bildern. Fol. 8" fängt mit den Worten an: Syr Degore stode in study than. Auf fol. 48" steht die Jahreszahl 1564. Vgl. Halliwell p. 268 ff. der schon in dem Bruchstück die Abschrift eines alten Druckes er- kannte,

11. m = Malone 941, Oxford, fol. 9, Bruchstück (XXXVII 11—XLI 10) eines alten Druckes, wiedergegeben von Hales and Furnivall in Bishop Perey’s Folio MS. 1532 und von Zupitza in Herrigs Archiv 88, 72f, mit Nachträgen ebenda 90, 148. Für sein Variantenverzeichnis hat er diesen Text ebenso wenig wie G verwerten können.

Von diesen elf Handschriften und alten Drucken heben sich zunächst eDd =t als zusammengehörig ab:

1) I1 Lordynges listen eDd, sonst (Now) hende in haule. 2) 17 Ye shall well heare eDd, sonst J will sow telle. 3) IIS. Dass Ysumbras den Spielleuten Ge- wänder schenkte (CTEALN), erwähnen cCd nicht. 4) 1112. Nur cDd rühmen an Ysumbras’ Gemahlin auch die Nächstenliebe. 5) IV5. Nur eDd lassen Ysum- bras durch einen Engel auf seinen Lebenswandel hin-

weisen. 6) IV. eDd haben diese Strophe um sechs Verse erweitert. 7) V2. Nur cDd verlegen die Buss- scene unter einen Olivenbaum. 8) VI7.8 (von VI ab

*

u

Hin.

AETL. 10) XXX4.5. pe lady, s. and mylde, Kyste CeD, The lady was b. m. and mylde; She kyssed LAET. 11) XXXII. AEL verknüpfen diese Str. mit XXXI durch die Konjunktion Tyll (vgl. auch LVI A), T macht aus dem Nebensatz durch Auslassung des Tyll einen Hauptsatz, der auch in CeD steht; doch hat diese Gruppe zur Anknüpfung penne. 12) XXXIV 12 penne hadde he schame mow; ÜcD, Out of a fowll depe slow3e LAET. 13) XLII4 sorwe Ce, peynes LAET. 14) XLVIII9 Whylke pat febeleste wore Cc, (And) of hem pat poreste (sekyst AT, sympull E) wore LATE. 15) 1L8 sat stylle Ce, stylle fehlt LAET. 16) Vor LI 4 haben Ce drei Verse, die sich sonst nirgend finden. 17) LII 7—9 fehlen CeL und sind von Ce übereinstimmend nach 12 ergänzt. 18) LV2 hed Ce, bedde LAE. 19) LV6 Hys song was weylaway Ce, (And) to pyne twrne(d) (alle) his pley AET. 20) LIX 7 brydale Ce, feste LAE. 21) LXI 7-9 sind in Ce wesentlich verschieden von der sonstigen Über- lieferung. 22) LXII1 Sere Ysumbras was bold (w. b. =curtoyse c) and kene Cc, Whenne he shulde to pe batell gone Li, 8, I. was full of care (wo ET) AET. 23) LXIII4. Nur Cec haben zu der Zahl den Zusatz sarezynys. 24) LXII7 slayn Ce, asseyled L, takyn AET.

IV.

Besonders deutlich bekundet sich auch die Verwandt- schaft von LN (= 5):

1) 11—6 sind in LN von der sonstigen Fassung (vgl. Abschn. IX 1) wesentlich verschieden; Zupitza weist auch darauf hin, dass beide Hss, statt der einen ursprünglichen zwölfzeiligen Strophe zwei sechszeilige mit den Schweif- reimen mysthe : nyzte und felde : schelde haben. 2) II 1—3: vgl. Näheres in Abschn, IX3. 53) I18 haben nur LN ryche vor palle stehen. 4) IL 11 erwähnen nur LN nicht mete (and drynke). 5) V8 do so LN, sonst nur so, 6) VIl Awey nur LN. 7) VI4.5 (for)lore: byfore LN,

——

12) XLIV 10 hinter uo 18) XLVI Sche CL,

Ce AET “1 a cryuibilideni gE und sind in abweichend von 4 7-9 (Steinwerfen) fehlen Cel. hydd AT, layd E. 19) LV swonyng AET. 20) LVL AET. 21) LXII3 And s (sorowfull) herte (and) sore

un» hym to be Cel, And wi hym to dwell und be E, And be of h Aktivische Konstruktion mit CeL, passivische Konstruktion ohne: Erwähnung der göttlichen

1) II3. Nur ETA nennen Ysumbras semely. 2) II 6. Nur AET fangen den Vers mit So an. 3) HI7. Nur AET leiten mit Bot über. 4) IX3. Nur AET kenn- zeichnen den Vers durch That als Relativsatz. 5) XI2 on LeD, ower AET. 6) XIV 11 Ther ouur bey wolde fayn haue bene Le, The bankys wer fulle wyde betwen AET. 7) AET haben nach XVI und LIX eine über- zählige Strophe; XVI 10—12 fehlen AET, sind aber in diesen Hss. nach 3 ersetzt: so schon Zupitza, der noch hätte darauf hinweisen können, dass XVI 10 und 11 an der entsprechenden Stelle der unechten Str. XVI" einen Platz gefunden haben. Die Uneclıitheit der Str. XVI" be- gründet er mit folgenden Worten: ‘Sie ist inhaltlich ganz überflüssig und an sich lächerlich (vgl. 5) und aus XVI zusammengeflickt’: zuStr. LIX® bemerkt er, sie widerspreche LIX. 8) XVII 12 pree hundryd CedL, A thousand A ET. 9) XVIIIT A hepene kyng CeDL, The soudan (of Pers) AET. 10) XIX 11 51/7 (pat) veDL, loke yf AET. 11) XXIV2 an aungyl pat sche Ce DL, (pat) sche a nangell EAT. 12) XXIX fehlt AET. 13) XXX 3 sone CeDL, chyld AET. 14) XXX 4 meke (soffte) Dell, curtayse TAKE. 16) XXXI3 fehlt AET, dafür Ersatz vor 1, 16) XXXV 10 he hadde (hym) armes (armure) dy3t CeDL, he had hym seluen dyzth ETA. 17) XLI2 J trowe LC, wondir I hafe (w. it is) TEA. 18) XLII2 sawdon Cel, sarysens AET. 19) XLV 4 Besyde (be burgh) Cel, Withoute (pe towne) AET. 20) LIV 8 mantyl CeL, gold AET. 21) LVII7 come CeL. Form von brynge TAE, 22) LX110 Hys (The) folke (men) ¢cCL. The saryzyns AET. 23) Zupitza verweist auch auf LXII 11, offenbar weil jede der drei Hss. AET den Vers in eigenartiger Lesart bietet, so dass man annehmen darf, er habe in y gefehlt.

vr".

Eine Eigenart dieser Handschriftengruppe ist es, dass einige Verse in doppelter Gestalt überliefert sind, nämlich einmal so, wie wir sie auch in z finden und wie sie ver-

K die Strophe nur zwölfzeilig, unterdrückt hat. A hat auch von y erfundenen und sogar i! übergegangenen unechten Vers | 2) XXVII 11. Auch hier hat T e indem es aus y erstens den ~ neuer come in his lande (vgl. z) un Schöpfung von y pe sowdan selid« nahm. AE haben nur die E getragen. 3) LII10. A torn stammt in T aus dem Original. es Therefore at hym bay hade en ohne den ersten, in A stehen auch den ersten nicht bietet, 2 Anlass gegeben hat: per fore pr hym had grete spyte and tene | And 4) LX 10. Thay sayde, and : hat T mit AEC gemeinsam (au daran) und muss daher als echt pat he solde come to baire parlem wieder 13 Verse zählt. A hat au zwei weitere hinzugedichtet; die zeilig geblieben, indem es drei Ver: hinzugezogen hat. E hat nur den

a Be

VI°.

Innerhalb dieser Familie schliessen sich ET (= w) enger zusammen:

1) Ill. Nur ET haben ein auf ae. swyle zurück- gehendes Wort. 2) 114. Nur ET nennen Ysumbras fayr. 3) ITI8 He ET, And ACLN. 4) Il12 On lyfe ET, Jn (the) world CLNeDd, on molde A. 5) IV2 to (be) wod ET, forth AN, fehlt Le Dd. 6) IX 1. Nur TE haben als Subjekt be knyghte. 7) IX2. Nur TE ver- binden 1 mit 2 durch Of. 8) XXX 5 biyssede TE, kyssed ACeDL. 9) XXXIT1 banke TE, wyde A, hyl CeDL. 10) XXXVI3 wakkenede (wrogth) woo TE, stroyede CAL. 11) XL4 asked aftur ET, (askyd) wer (whenee) is ACcL, 12) XLIII1 pwrwayed TE, p. (ordeyned) hym CAch. 13) XLIV 12 to mende (ys .. mysdede) ET, For (his.. mysded) A Cc, And lette (alle his euell dedys) L. 14) LIV 2 to (be) wode TE, fehlt ACc, forth L. 15) LVIII 7—9 fehlen ET. Vgl. auch Abschn. XIX.

VIL.

z kann nicht aus y geflossen sein, man müsste denn annehmen, dass es den fehlerhaften Text von y aus eigener Kraft gebessert hätte:

1) XXII7ff. In y fehlt unter den Forderungen des Sultans, dass Ysumbras seinen Glauben aufgeben solle. Dass der Sultan diese Forderung gestellt haben muss, geht aus Ysumbras’ Antwort XXIII6 hervor, wo auch AET ihn darauf Bezug nehmen lassen. 2) XXIX fehlt y, wird aber echt sein, da diese Strophe die XXVIII 8.9 (auch in AE) erbetene geheime Zwiesprache zwischen Ysumbras und seiner Gemahlin bringt. 3) Der vor XXXI1 von AET überlieferte Vers erinnert an XXVIL1: während aber dort. nachdem XXVI 2 von Ysumbras’ Miss- handlung die Rede gewesen war, sehr wohl davon £e- sprochen werden konnte, dass es ihm möglich war, sich wieder auf den Beinen zu halten, erscheint XXXT1 eine

|

so müsste vy die Lücke selbstiin

haben auch Ce DI. eine vollstäi

sie die fehlenden Verse in ande

Stelle ergänzt: ( nach 12: cD

anderer Gestalt als C: L nach 9

von Cals auch von cD: in z ]

erhalten. 2) XXAXIV9. CeD. Vertreter von z. ziehen diesen V bras’ Rede, sondern nehmen das in Vers 11 erzählt wird, nämlich gearbeitet hat. Offenbar ist y ge ursprünglicher. - 3) XL3 schei und von den zu dieser Famili soweit wir sie kennen, selbstän sagt in 3 dasselbe wie in 4; C is sein Aym der Beziehung entbelu Sinn, ist aber von U] wesentlic könnte y die Lücke auch selbstän zu solcher Annahme liegt kein

da die von der Siegesfreude sprechenden Lesarten in AET sel stammen können. 4) LI10—12 die Sache ähnlich, jedoch insofe sächlich eine Lücke haben und di

s

ea en

von 12 nicht genügend verbürgt ist. 5) LIT 7—9. Das von y berichtete Steinwerfen, in welchem Ysumbras sich ausgezeichnet haben soll, kann sehr wohl aus dem Original stammen, während z eine Lücke gehabt zu haben scheint, die von den drei es vertretenden Fassungen teils an dieser Stelle (L) teils nach 12 (Ce) ausgefüllt wurde.

u stammt nicht aus s (die Vergleichung wird hier wie in Abschnitt X dadurch erschwert, dass s durch LN nur bis X 9 vertreten wird);

1) 11—6. Der Inhalt dieser Verse ist in s so eigen- artig, dass das im allgemeinen mit y übereinstimmende u nicht daraus entlehnt sein kann: s nimmt Bezug auf die Erschaffung der Welt in sieben Tagen, was u y nicht thun, während sie eine Aufforderung zum Zuhören (vgl. die ausgiebige Fülle von Belegen in Zupitzas Bemerkungen zu Athelston 7, Engl. Stud. 13,345) enthalten, die in s fehlt. 2) 19, uy nennen eine Eigenschaft des Ysum- bras, während s eine Ortsbestimmung entbält. 8) IT 1—3. s spricht von Ysumbras’ Reichtum, uy von seiner Körper- beschaffenheit. 4) Vgl. Abschn. IV 4. 5) XVI4 fette L, took ny. 6) XVU7. In L fehlt die Angabe über die Dauer der Reise. 7) XX9. In L wird Ysumbras nach seinem Begehr gefragt, obgleich er XX4 das schon selbst kund gethan hatte, während uy nicht zum zweiten Male darauf Bezug nehmen. 8) XXV5 kepe L, holde uy. 9) LV 4—6 fehlen L, stehen in Cey. 10) LVII 1—4 sind in L wesentlich verschieden von Cey. 11) LXIII1 He halpe his lady pat she was dyzte Li. Soone was pe lady dyzt Cey.

X. s stammt nicht aus u: 1) XXIIG. Die Übereinstimmung von T+L (Jf... were) gegenüber u (pat... ne were) müsste Zufall sein, wenn nicht TL die ursprüngliche Lesart überliefert haben

Ausdrucksform wählen. 3) X beider Gruppen (vgl. Abschn. IIT dass L+y unmöglich von selbs same Fassung kommen konnten. dass L mit Ce diesen Vers vor 13 Zugehörigkeit zu z, während die OC, wyll c) es unwahrscheinlich m flossen ist, da sie zu werkys AET

v stammt nicht aus t: |

1) XXI3 poore penaunce cD. 2) XXI7. Schon hier sprechen eD aber nicht v (lymes . . bones) L (bones 3) XXI7.8. cD haben einen FH (vgl. Abschn. XIX 6). 4) XXI he be cD, A k. hym (he G, fehlt . 5) XXIL9 helpe vy, go cD, be L. Erwähnung des Mantels, auf wel Ysumbras’ Frau gezählt wird, fehl took vLAT, raft E, fett D (set ist fehler in e). 8) XXV 10. Nur das für seine Frau gezahlte Geld unerwähnt, dass er ans Land ges iia

zare v und ähnlich Ly. 11) LVIL12 And in what countre he was borne c, Hys care was more and more ©, Ähnlich Ly. 12) LVIII3 On knees her before c, On hys knees he hym sette CLy.

XI. t stammt nicht aus v:

1) XX 8. Soone as in when zu Ändern (vgl. Abschn. II 1) hatte t keinen Anlass, wenn v seine Quelle war; sondern, wie in sy, kann when auch in t aus dem Original stammen, wenn man nicht annehmen will, dass ein Zufall die Be- rührung von tsy herbeigeführt habe oder die in Abschn. XXII® besprochene Möglichkeit vorliege, 2) XX 11. Auch die Gemeinsamkeit in der Überlieferung von our laye in eDT kann uns auf den Gedanken führen, dass t etwas Ursprüngliches bietet und nicht aus v (my lay) abgeleitet ist; aber auch hier dürfen wir nicht vergessen, dass wir, wie im allgemeinen, mit dem Zufall und, bei t im besondern, mit seiner grossen Selbständigkeit zu rechnen haben. 3) XLI4—6. Nach C sieht es aus, als ob der König für sich Stärkungsmittel fordert; nach cLy ist es unzweifelhaft, dass sie Ysumbras gewährt werden sollen. Auch hier wäre es nicht unmöglich, dass t aus eigener Überlegung die Undeutlichkeit beseitigt hätte, wenn v seine Vorlage gewesen sein sollte.

Beweiskräftiger für die Unabhängigkeit von t erscheinen mir folgende Fälle:

4) 112 armes grete U, shoulders broade cDd+y. 5) XXV 11 sydys CG, ribes cD+LAT. 6) LVIL2 monay ©, golde c+y. 7) LXVIL3 pre londes hadde he pare C, And come out of (And couerde of all) his care ¢+AE-+T (And cowerde he hase all his myscas).

XIII,

C stammt nicht aus G:

1) Alle Hss., soweit sie die Strophe XX erhalten haben, bezeichnen das Schiff des Sultans als galey, nur

1) XX12 Be Mahoun pat me G (of me rizt nozt) stammt ab ryght nought) aus u und stimmt haue nozte L; mit (ryght) no 2) XXIV 10. al, das in LE ebei G, wenn diese Hs. aus C geflossen Gründen selbständig hinzugefügt auch wie in tAT aus dem Origi es fortgelassen, vielleicht um ¢ Silben zu geben. XV. Das Verhältnis der alten solchen gleich kommenden Hs. D

2.

Von diesen schliessen sich enger zusammen:

1) I8 warres D, warre cd. as eurtoise cd. 8) 111Y on one gh cd. 4) 11Tı2, gänzlich abwe sonstigen Fassungen, fehlt cd. good cD.

Auch weiterhin. nachdem D sich Unterschiede zwisehen N

6) VII 10 Syr Isenbras D, Syr fehlte. 7) Xli surcote of palle D, s. of pallade c. 8) X13 a full mylde mode D, a fehlt e..— 9) XVI10 hys Lady D, this I. e. 10) XVII2 both theyr chyldren D, both the ch. ©. 11) XVII 3 Theyr louelye sonnes D, Hys I. s. e. 12) XVII 11 by the see sande c, see fehlt D. 13) XXI10 ys whyte as D, as wh, as c. 14) XXII4 I shall newer bee Hethen hounde become c, bee fehlt D. 15) XXIV2 Hym thought D, he th. ec. 16) XXIV5 I shall D, And I wyll ec. 17) XXV3 me fyrst D, fyrst me ec. 18) XXVIL11 that D, the & 19) XXXIIT1 was ofte in wo D, was often wo c.— 20) XXXII 2 worse D, felilt e.— 21) XXXIIT 10 ware D, bare ©. 22) XXXIII11 some towne D, the t. c. 23) XXXII12° he made D, he fehlt ce. 24) XXXIV9 Faste he bare and faste he drowe c, Full faste he b. and drowghe D. 25) XXXV5 than D, fehlt e. 26) XXXV8 that D, the ce. 27) XXXV 12 warre D. water ©.

b.

Aber auch die Lesarten von ed decken sich nicht immer:

1) V1 vpon c, vpon on d, on D. 2) IVE towarde hym dyd flee De, toward dyd hym fl. d. 3) IV 9 For pryde of golde and fee Dd, For pr. and g. and fee c.

C.

Zur Beurteilung des Abhängigkeitsverbältnisses, in dem diese drei Fassungen zu einander stehen, fehlt es an sicherem Anhalt: wollen wir aber annehmen, dass in den folgenden Fällen c die Lesart von d vertritt, so ergiebt sich, dass D von cd (=t!) ebenso unabhängig ist wie t! von D und d von ec:

1) VI5,6. Hys stronge steede, that was so wyght, Deadde under hym he laye D brauchte ec, wenn es aus D schipfte, zu keiner Änderung Anlass zu geben; und doch hat es he ausgelassen. Da sich e in dieser Hinsicht mit

re gr on re RT

2 amade a ae See ie = i

ee

uuwwuug LU POUCH, aS AUCH

(he, hym) gedacht ist; D hat al Konjektur, sondern weil es die sich hatte, in Ubereinstimmung bras und seine Frau. 4) X Sultan Ysumbras fiir seine Ga wenn D nicht durch Konjektur so kinnte dieser Fall ebenso w der folgende darauf hinweisen, di 5) XXXIl5 An Egle hath the awaye schwerlich anstössig ge have 16 und Zupitza zu Athelst. mit dem Original sich deckenden nommen. 6) IV 8.9. Thou ha For pryde and golde and fee c ( so schlechten Sinn, dass d es & hat es of statt and nach pryde nicht aus c, sondern aus einer den Quelle schöpfte. 7) Dass ce ni reicht nicht aus, un zu beweisen, ist: diesen Druckfehler zu beseiti von c Umsicht genug zutrauen.

a Bl, we

nicht zweifeln: XXXVIIL 1 lautet (abweichend von y) nach CL pe knyzst was hende and good, nach c Syr Isenbras «none vp stode, und auf diese Fassung deuten die Trümmer in m hin -:::bras anone; ferner fehlen XLI1—3 sowohl c als auch m: endlich zeigt der Reim leue: greue XLI 10. 11 (= leuede: hewede TECL) die Verwandtschaft von cm, die ich im Stammbaum durch t? ausdrücke.

c kann aber nicht auf m gegründet sein, da in m die ganze Strophe XXXIX und von der folgenden die erste Hälfte fellt; und wenn man nicht annehmen will, dass m XXXVIII7 lo[ng] hinter thus und 11 full vor g[ood] selb- ständig hinzugefügt hat, so könnte das Fehlen dieser Wörter in c darauf hinweisen, dass c nicht die Vorlage für m gebildet hat: am wenigsten beweiskräftig ist der letzte Fall, da auch L full good liest, während Cc neben Lm für diese Stelle die einzigen Vertreter von z nur good bieten.

XVI.

L stammt nicht aus N:

1) II] 4 he N, pey LCty. 2) III10 wn hize pride N. in pat (his T) pryde LCty. 3) 1V 4.5 way: say N, während Lty einen z-Reim haben. 4) IV 10. 11 the: poverte N gegenüber einem o-Reim in der sonstigen Überlieferung. 5) V9. olde N passt nicht als Reimwort zu hilde, zilde, elde, wie N liest; hätte L aus N geschöpft, so hätte es wohl den Fehler selbst entdecken können: aber musste es gerade auf vnwelde (vgl. meine Anm. zu der Stelle) kommen, wie AT auch lesen? 6) VI1 takıth N. toke Lty. 7) VI6 gan die N, dede... lay (was lentte A: vgl. unten Zupitzas Anm.) Lty. 8) VI7 houndis . . hawkis N, umgestellt Lty.-— 9) VI8 to him were lothe N, as bey were wrothe Ly. 10) VII8 haben alle Fassungen ausser N hinter dem Verbum finitum ein Part. Präs. und zwar cDET rennynge, A rydinge; schwerlich kann L durch Zufall auf sein rennynge gekommen sein.—- 11) VIT 4.5 tithing: thing N, tolde: bolde Lty. 12) X 1.2 care: fare N, ylle (fylle A): stylle Ly.

Palaestra. XV. Ö

un RE

Ther joy myght no man seyn, The sothe if it wer tolde A, bei wold not layne, But to po knyzhtis hit tolde wz.

XIX. A stammt nicht aus w:

1) V2 bare w, thore As. 2) VI1 ane heghe flyghte w. hys flyght Ats. 3) XVII3 fehlt w, während A im allgemeinen zu Ct stimmt. 4) XVIII 11 at (a) far ende w. by (at) bat (pe) foreste (wodes) (h)ende Az: in E ist far zu forest nach Zupitza wahrscheinlich erst von späterer Hand geändert worden. in T aber ferrere unverändert geblieben. 5) XXI1 sowdan kynge (s. hurlyng E) w, kynge Az. 6) XXI6—8 fehlen w, A stimmt in wichtigen Punkten (z.B. hinsichtlich der Reimworte grete:stepe 7. 8) mit CL. 7) XXII5 fare w, warre Az. 8) XXVLIII9

fehlt w, Offe one preuye thinge Az. 9) LI4 For my lord sake (soule) Az, fehlt w. 10) LXII10 For or ye

schuld parte fro me E, And god pat made bothe see and lande T, Sen god pis grace hath vs send Az.

XX. E stammt nicht aus T: 1) X11 helpe T, gyfe EL. 2) XI1 The knyghte T. He EAthL. 3) XV1 desgleichen. 4) XV 10(11) 12 sind in T von EAtL wesentlich verschieden. 5) XVI9 righte whare T. per ECtL. 6) XXVII110 fehlt T. E stimmt im wesentlichen zu ACtL. 7) XXX3_ pat T. his ECtL. 8) XXXIL4 5. T hat, von anderen Ab- weichungen abgesehen, als Reimworte flyande: fande. da- gegen steht lay (day): awey in EACtL. 9) LVII5 Dose hym to speke T, Byd (Make) hym eum (and) speke WACEL. 10) LIX 1- 3, 7—9 fehlen T. während E im wesentlichen zu Al’cl, stimmt. XXI. T stammt nicht aus E: 1) II4 fre E, heghe TACt. 2) ILS verbindet nur E im Gegensatz zu TAt mit dem vorhergehenden Verse be

foo: MAR. ee

Zufall erklärt werden. „über den wir“, wie Zupitza zu strong AE IIL richtig bemerkt, „nicht hinwegkomnien“: Veränderung direkter Rede in indirekte und umgekehrt ist eine der beliebtesten Willkürlichkeiten (vgl. auch LVII 10f., wo sich LCT mit direkter Rede und AEc mit indirekter einander gegenüberstehen) und men statt bestes auch nichts so Absonderliches. 2) XXVII7—12 konnten zwei Hss., C und L, um so leichter vor 1—6 stellen, als ‚diese Verse sich enger als 1—6 an die vorhergehende Strophe anschliessen: man braucht deshalb nicht auf engere Verwandtschaft zwischen CL zu schliessen. 3) XXXII1—3. Hier lag es nahe, nachdem in der vorher- gehenden Strophe von Ysumbras und seinem Sohne die Rede gewesen war, das pluralische Pronomen einzuführen; L hat das schon von XXX110 (vgl. auch XXXI7) an sethan. und. wenn nun C mit ihm XXXI1 3 darin zusammentrifft, so ist auch das reiner Zufall. 4) Auch long LC statt I ruderstande KXXVI 1 nach vorherzchenden seuen zere mag eine durch die Zeitbestimmung veranlasste Zufälligkeit sein. 5) LVIL11 hat im Original und auch noch in 2 And whare and howe gestanden: beide Ad- verbia hat nur T erhalten. Ac behielten zufällig nur das letzte, CL nur das erste bei.

b.

In anderen Fällen (z. B. XXX 8. XXX1 11. XXXIV 10) erklärt sich die enge Berührung zwischen Cl, daraus, dass sie allein die Lesart von z erhalten haben, während t willkürlich geändert hat.

C.

Bedenklicher sind ‚folgende Fälle:

1) IVıl. Die Lesungen Jn zowthe or elde pou shall be wo L und In 5. or*) e. thou getist poverte N berühren

*) Kölbing, Engl. Stud. III 200 druckt ofer. Andere Ab- weichungen zwischen K.'s Druck und der in Zupitzas Nachlass sich findenden, aber nicht von ihm herrührenden Abschrift der Hs. N sind u. a. WES workis K, works Z, III11 lengir K. longir 7,

= 297,

aufgegeben haben müssten. Daher führe ich auch hier t (Foure knightes e) auf y (Thre |in T zu The verschrieben] knyzhtis ET, A knyght A) zurück; vielleicht dürfen wir die zweite Vorlage von t in noch engeren Grenzen, nämlich innerhalb w suchen (vgl. 1.4.5).

6) 1V 4.5. Als he went by a derne sty, He herde a fowle synge hym by ist die nach der Mehrzahl der Hss. zu erschliessende Urlesart: t liest 4 As he loked up on hye und deckt sich nahezu mit A As he lokyd hym besyde on hye. Trotz der grossen Ähnlichkeit möchte ich doch hier Wirken des Zufalls annehmen: ein änderungslustiger Schreiber (A). der sich daran erinnerte, dass man im Freien die Vögel so oft über sich singen hört, konnte glauben seine Vorlage zu verbessern, wenn er lokyd ... on hye schrieb. und t konnte durch Zufall um so leichter auf dieselbe Änderung kommen, da es in Vers 5, statt des Vogels einen Engel einführend, sagte He sawe an aungell wn the skye.

Demgemäss dürfte der folgende Stammbaum das Ver- hältnis der Hss. darstellen:

X | | v z Ww u Ss Vv t t! t? T E A C G De m ¢ L N

Dass X schon die Urhandschrift darstellt, kann nach meiner Annahme zu XLV 1 (s. unten) zweifelhaft erscheinen.

en. BO

T (vgl. daneben honde:londe T 319; AF schreiben sogar im Versinnern seylond 203). Der 322 in den Text aufgenommene Reim farande:hande, wie Zupitza lesen wollte, während nach S. 72 Abschn. VI¥ 2 farande :lande das Richtige zu treffen scheint, ist nur durch T, agan (ae. onzän, onzezn) : man 481 durch keine einzige Hs. belegt, indem TACL man mit Pan reimen und E agayn schreibt (vgl. aber man:azan Beves 4309): auch diesen Reimen wohnt keine Beweiskraft inne.

2. Langes a ist in den Reimen sare, mare X zu fare und kare, LXII zu fare, mare 268 :to war (ne. to war), wane:tame (ae. tama) 787 gesichert. o ist oft genug, selbst zum Nachteil des Reimes (z. B. sore: more: fure : kare X TELN,LXI C, sore: more: fare: more LXIL A L; ähnlich wie X, so zerlegt auch XXVI T durch die Schreibung waa : slaa : two: woo scheinbar in zwei sechszeilige Strophen: die anderen Hss. haben in dieser Strophe nur o-Reime in den Schweifversen) an die Stelle von a getreten, kann sich aber nirgends als vom Dichter stammend ausweisen: sore : ore (ae. dr Ehre) : more: before LVIL ist z. B. nur für A gesichert. In Vers 204 hat T vor moo ein getilgtes ma.

3. Dem ae. kurzen « steht in was (gesichert durch den Reim mit dem Namen des Helden 10, 43, 265. 575, 710, 794 und durch den Reim mit passe 152) und in bakke (ae. bec) : slake (an. slakki) 632 ein a gegenüber. buy braste 299 hat natürlich seinen Vokal aus den singularischen kurzen @ genommen, sichert ihn aber nicht dureh den Rein zu kaste, da statt dessen, wenngleich alle Hss. in beiden Wörtern bier a4 durchgeführt haben, auch Keste stehen könnte, wie 631 T schreibt. Ähnlich verhält es sich mit der Präposition at (:3ate, ae. zeat, zeatu) 567: da der Dichter im Reime zu e-Formen LI auch jefe verwendet hat, wäre auch et für ae. wt denkbar gewesen: doch wird man den auch sonst so häufigen Reim zate:ate (s. S. 90) nicht ohne Grund beseitigen dürfen. Über e= ae. @ vgl. Anm. zu XXVI1.

Das a in he bare = ae. ber (im Reime zu hare, ae. har

=. Of =

gesammelten Beispielen. u. s. w. findet*). Auch Ysumbras (: éryspase 541, : face 694) wird mit langem a haben ge- sprochen werden können, und vielleicht wollen die Schreibungen mit -ace, -ase (s. unten über die Orthographie dieses Namens) nichts Anderes andeuten. Wegen des unter den Vollton getretenen und gelängten in (i pyne :wyne:thyn) 531 verweise ich auf Luick S 419 und Mors- bach, Archiv C 71. Die Reime sett: bay bett 301, : he grett 358, : fett 598. : bett: fett: grett LVIIL sind kurz, wenn man zur Erklärung der Formen bett und grett schwache Bildung und zur Erklärung des kurzen fett ein ae. *fettan voraussetzt (vgl. Luick § 431 ff.). Hat nun neben dem kurzen sett (ne. set) auch ein lang gesprochenes bestanden, wie Luick § 434 wahrscheinlich zu machen sucht, so ist der Reim mit feet (ae. ft) 578 gleichfalls rein; diesem Reime ist L dadurch aus dem Wege gegangen, dass es seete statt was sett schrieb, und ce dadurch, dass es ihn in at meat sate: thercat änderte: die Änderung in AE was sette: at mete lässt es unbestimnit, ob wir kurzes e nur für den ersten Reim ansetzen sollen oder für beide, wie wir es nach Luick $ 434 für möglich halten könnten und die Orthographie in E (at mette: vel. auch mette and drynke A 484) zu bestätigen scheint. Der Reim sefe (ae. seton = stton) : mete: sete: bete LI ist seiner Quantität nach rein, wenn man jefe nicht aus ae. ze, sondern aus jeat(u) durch Monophthongicrung entstanden denkt und in dete (so schreibt wirklich A) nicht ae. bet, sondern die Form *bete (vgl. Sievers, Angels. Gram. $ 133 Anm. 1) als Komparativ des Adverbiums fortleben sieht. Die Formen flede, elede**),

*) Zupitza hat in seinem Entwurf zat:at stehen und das anfangs von ihm gesetzte e an Zate nachträglich getilgt, vbgleich sämtliche Hss. und alten Drucke, soweit sie «die Stelle überliefern, hier sowohl als auch 559 das aus dem ae. Plural ; «du hervor- gegangene Wort mit e schreiben.

**) cled(d) ist nieht mit Knobbe. Unters. zu Le Bone Florence, Marburg 1899, S. 28,14 und dem NED. unter clead aus skand. kleedır, sondern mit Zupitza in den Transactions of the Cambridge

Be. 2—

wore, und so habe ich denn. da o auch für den Dialekt des Dichters weder in pore noch in wore gesichert ist, wohl aber a, diesen Buchstaben, um die lautliche Reinheit des Reimes auch für das Auge herzustellen, 159, wo T were liest, in den Text eingeführt. Für das Substantivum mone (neben dem oben angeführten Verbum meene). das Zupitza im Gegensatz zu allen Hss. in dem beweisunfähigen Reime zu stone, allone, gone XXXIII mit a schreibt, hat schon ten Brink, Ch.’s Spr. § 49 die Form *män neben "men vermutet.

5. Der Reim golde : solde (ae. (ze)seald, -sald) 646 lehrt, dass den vor 2+ Konsonant durch Brechung entstandenen ws. ea die Entwickelung zu o offen lag: sonst begegnet die Weiterbildung dieser ea (a) nur in Selbstreimen wie tolde: bolde 76 (TAEL), talde: falde 295 (T, 0:0 ECLA) oder im Reime mit wolde 601 (TEACL), statt dessen nach T 306, 764 auch walde eintreten könnte. Da a durch keinen Reim gesichert ist, wohl aber o, habe ich in der in T arg zerrütteten Str. LIX entsprechend den erhaltenen Reimworten tolde und bolde die fehlenden durch Formen mit o ersetzt.

6. Für ae. sléan, north. slä ergiebt sich aus den Reimen wenigstens, dass es nicht den Vokal e (vgl. 291 das vor sloo in C getilgte, in G statt sloo erhaltene slee) entwickeln konnte: die Reime slaa:waa: fraa:blaa (T: mit o CL: slee: fro: blo G) XXV. slaa: maa: gaa: fraa (T; mito AC) LXI, sloo: goo: twoo: woo (CL) XXIX. slaa: swaa: gaa (T: mit o E) LIX" 10—12 lassen nur a oder o zu.

7. Das ae. höah, angl. höh sichert. seinen Übergang zu hy durch den Reim mit lye (ae. liezean) 373. Sonst reimt es noch mit dem Prät. des ae. son, und. da dieses (vgl. auch Abschn. 10) keine feste Form hat (seghe T 17, seyze A 17, sey3 C 17, sygh C 617, syze L 378, se: fre E 17. sce: heghe T 617), entbehren derartige Reime der Beweis- kraft: wir finden denn auch neben einander heghe T 16, hey; C 16, hyzse A 16, 244. he E O61, Ahy(e) E 42, :sty T 41, :envye L 616.

ee ek

XXXVITT 1.2, u. s. w.), habe ich unangetastet gelassen, da sie lautlich rein sind und nur das Auge stören*).

10. Dem ae. 3efode entsprechen die Doppelformen zede (ACL) 704 : bede (CL = ae. béodan, byd A) und zode (TEAC, zede L) XLVII :stode: good: fode (ECL TA), LV (verschrieben zu sere A) : mode (ACL E). Für die Gestaltung des ae. éo vor palatalem g fehlt es an einem beweiskräftigen Reime, indem das aus ae. dréozan hervorgegangene und in Str. XXXII zweimal verwendete Verbum mit Wörtern gebunden ist, die keine feste Gestalt haben, nämlich mit he see und to flee. Wäre T massgebend für die Textgestalt dieser Stelle. so wäre die nordenglische Form dree, die auch Zupitza in seinen Entwurf auf- genommen hat, durch den Reim mit he, trotzdem T flye : dree schreibt und auch 47 in T dry steht, völlig gesichert; L hat die einheitliche Schreibung dyz : he sy3e: he flyze (ae. flöah) : dry3e: EC haben die Str. scheinbar in zwei zerlegt und schreiben dre(e): he see:to flye: drye, A hat diese Teilung augenfälliger gemacht (vgl. auch Hand- schriftenverh. XVIII), indem es streche: feche und to flye : drye bindet.

11. y als Umlaut von « reimt mehrfach mit 7: vel. syn(ne) : in(ne) 113, wyn(ne, TA L?, inwynne E) : inne) 154, flyghte:knyghte 61. kynde und mynde: wynde : fynde LIV, pride: habyde 34, :syde TE 217.

12. Das tonlose e am Ende der Wörter ist, nach den Reimen zu schliessen, vielfach verstummt (vgl. aber Ann. zu XXXIV 10). one lyfe: wyfle) 79, care: he swar(e) 488. to fode she stod(e): good XLVII, face im Reime zu dem sonst z. B. mit was TLO. allas 670, tryspaste) (Subst. 541 gebundenen Ysıummbras 695. dere: he ber(e) 196, wylde:child(e) 178, 753, mylde:childie) 351, sare (Adv.) :sar(e) (Adj.) : he bar(e)

*) Aus dem gleichen Grunde habe ich die Schreibung haulle (:palle 19. : palle:alle: falle TL. salle: balle: with alle LIT :calle 679) beibehalten: seltsamer Weise gebraucht T -audll) = ne. -allmur in dem ae. Aeall entsprechenden Worte. A ausser in haule IL noch in paule = ne. pall 19. IL.

nur in LCT 682. Für die Gestaltung des Ablauts sind die Reime pay braste: kaste 298 und pay sete (söton) : mete LI von Interesse, insofern wir daraus ersehen, dass für den Plural des Präteritums sowohl der Singular- als auch der Plural-Vokal des Altenglischen massgebend sein konnte. Weitere sichere Beweise für das Eindringen des Singular- vokals in den Plural finden sich neben dem zuerst an- geführten Reime nicht: denn par 13:3, wie Zupitza nach C für 617 in seinem Entwurfe ansetzte, ist kein fester Reim, wie schon die Abweichung der Hss. (heghe :see T, hye:seye A) lehrt, und pay grett: I fett u. s. w. LVIIl. : pay mett u. s. w. LXV braucht nicht auf ae. great (zu greotan) zurückgeführt zu werden, sondern kann aus ae. grétton (zu gretan: vgl. Zupitza, Archiv 93, 176 und Luicks $ 431 zur Vorsicht mahnende Bemerkung) un- mittelbar stammen, zumal es mit kurzem e (s. S. 91 Abschn.3) reimt. -— Für das Eindringen des Plural-Vokals in den Singular sprechen die unter Nr. 3 erörterten Formen he bare (u. s. w.) und he bere mit langem Vokal.

Was für Schlüsse lassen sich nun aus diesen That- sachen auf die Heimat des Dichters ziehen? Mit Sicher- heit nur der, dass sie nicht im Süden Englands gelegen haben kann. Ich möchte sie an der nördlichen Grenze des östlichen Mittellandes suchen: selbst Reime wie by- forne: vnycorne 755, fraa:slaa u.ä. XXV, LXI, bloo (an. blay) : yoo u. ti. XXXV, slake (an. slakkı) : bakke (ae. bec) 631, wylle (an. villr) : tule 157 zwingen uns nicht über den Humber hinüberzugehen. Ebenso wenig thut es der Reim mene: qwene, wenn jenes Wort, wie ich S. 94, Nr. 8 angenommen hatte, wirklich das ae. mynian darstellen sollte. Denn erstens war der Übergang von kurzem i (y) zu langem e sowohl am ‘Tees, an der Nordgrenze von Yorkshire, ae. Tisa’ (vgl. Luick, Unters. $ 535°) als auch am ‘Creedy, ac. Cridte*), einem die südwestliche Grafschaft

*) Es ist dies eben der Fluss, an dem die Heimat des Boni- fatius gelegen war, die Stadt Crediton oder Kirton, deren doppelte Namensform nur dem modernen Auge auffällig erscheinen kann.

Palaestra. XV. 7

aa 1

Gebrauch von dem tonlosen End-e machen konnte. Zupitza hat sich, soviel ich weiss, im Druck niemals über diese Frage geäussert: doch glauben sowohl Prof. Brandl als auch ich aus der Zeit, wo wir unter Zupitzas Leitung im englischen Seminar an der Herstellung des kritischen Textes gearbeitet haben es war im Winter-Semester 1878/79 —, uns erinnern zu können, dass unser verewigter Lehrer das Denkmal in den Norden Englands zu setzen geneigt war, und vielleicht weisen auch manche Eigen- arten der von ihm gewählten Textform (vgl. oben S. 93, Nr. 4 über mone, meine Anm. zu XXVIIIT8, XXX1, XXXIV 10 und LVIL9) darauf hin.

Von den Hss. hat T das nördlichste Gepräge. Über den südlichen Charakter der Hs. A hat namentlich Lüdtke in seiner Ausgabe des Erl of Tolous S. 44 ff. gehandelt, so dass ich nieht weiter darauf einzugehen brauche. Spuren südlicher Dialektfärbung sind auch in den anderen Hess. nicht zu verkennen: in CGLN findet sich z. B. die Endung -th in der 3. Sing. Präs., vgl. he hab CL 464, eyleth LN 87, zeueth LN 94, gretith NL 46, L 539, semeth GL 249, taketh: maketh L 94, forzeueth L540, takith N 61, turnyth N 72: die Hs. E*), welche Breul, Sir Gowther (Oppeln 1886) S. 26 dem westlichen Teile des Mittellandes, und zwar näher dem Norden, zuweisen wollte, hat zwar nie diese Endung, aber doch neben -and (vgl. rydand : pousand 749) mehrfach -yng im Part. Präs.: vgl. rennyng EL (rydinge A) 75, E 87, stondyng E 164, 566; vgl. auch wepynge L 651, wauynge (wawynd A) L 642; ferner ist & in diesen Hss. gelegentlich zu ch geworden: vgl. swyche C 31, 384, 587, 628, syche EAL 384, E nach XXXVI1 12, seche E 11, XVI" 8, suche L 628; mych E 218, 610, AL 586, meehe E 586, mochil G 326; eche L vor LXVIIT, yche A 796, eche one L 69, 86, ichon, ychon AE 69, A 568,

") Auf den „Vorschlag von w in won = ae. fin“, der in B öfter vorkommt, hat schon Breul hingewiesen: er steht im Ys. LILL1—9 with won asent, LXIIL10 Won on a Iybard; vgl. auch 393 und fo whom ae, hime LXTV 8.

i

101

mein Verfahren die Schreibung des Textös kein einheit- liches Aussehen, aber auch kaum ein bunteres, als es T selbst seinen Lesern zu bieten gewagt hat. Einen anderen Ausweg kenne ich nicht, so lange nicht ein unantastbares und bestimmtes Urteil über die Heimat des Dichters sich

findliche Schleife und die durch ll hindurchgehende Schlangen- linie unbeachtet gelassen habe, während Halliwell darin An- deutungen für e gesehen hat: er schreibt z. B. I3 (in Zupitzas Text I6) hevene, ich heuen, er IV il salle, ich sall.. Ich habe dies Verfahren aus dem Grunde angewendet, weil diese Zeichen, nach Zupitzas Kollation zu schliessen, auch dann in der Hs. stehen, wenn das e ausgeschrieben ist: z. B. felle IV 1, sowdane XVII (bei Halliwell XIX)7. Halliwell hat in letzterem Falle an die Stelle der Schleife am Verdoppelung dieses Buchstaben treten lassen und hätte im ersteren also wohl fellle schreiben müssen. Sein paynnes XLIT4 entspricht einem handschriftlichen paynes mit einem nach rechts gekriimmten wagerechten Strich über ey; auch den halte ich für einen nichtssagenden Zierrat, den Halliwell L8 bei haythynnes durch Einfügung eines e zwischen na wiedergegeben hat. Dagegen habe ich die A der Hs. im Gegensatz zu ihm bei- behalten. Ebenso habe ich mich den Schnörkeln der anderen Hss. gegenüber verhalten, soweit mir Zupitzas Abschriften einen Einblick gestatteten: wo er aber, wie es bei den Abschriften von Cl, geschehen ist, die Zierraten der Schreiber nicht nachgehildet, sondern sie durch einen unterstrichenen Buchstaben wiedergegeben hat, bin ich seinem Vorbilde gefolgt, ohne indessen «lies in jedem Falle durch kursiven Druck anzudeuten. Der Schreiber von L Schreibt nach Zupitza das letzte r in frater mit einer kleinen Krümmung nach links, obedire ohne e, deutet dasselbe aber durch eine Schleife am r an; «demgemäss meinte denn auch Zupitza, dass XU4 (und ähnlich in anderen Fällen) statt were, wie er in seiner Abschrift stehen hat, lieber wer zu lesen sei, und fügle am Schluss hinzu: „Suviel ich mich erinnere, kommt im Isumbras r mit Schleife wie bei obedir nicht vor.“ Der Schreiber von E hat XIV 4 wer mit umgebogenem r in were geändert, «dagegen im vorhergehenden Verse dieselbe Schreibweise für das ne. weary entsprechende Wort bestehen lassen: über seine ornaments in writing und ihren Wert hat sich auch Breul in seiner Gowther- Ausgabe S. 7 in meinem Sinne geiussert. Die Bestimmung des Lautwertes solcher Zeichen hat bei einem wahrhaft kritischen Texte im Grunde nicht in der Hand der BADBERDINE: sondern der Grammatik und der Metrik zu liegen.

103

sonst in dieser Hs., nach Zupitzas Kollation zu schliessen, in der von Morsbach, Me. Gr. $ 10 Anm. 2b angegebenen Art abgekürzt zu sein scheint.

Ich gebe nun noch einige Bemerkungen verschiedener Art zum Texte und zu den Varianten.

II3. T hat den Relativsatz, wie were lehrt. auf schuldirs bezogen; von den anderen Fassungen, die diese Stelle überliefern, bieten hinsichtlich der Beziehung des Relativsatzes diejenigen keine sichere Handhabe, welche was sowohl als Singular als auch als Plural kennen, nämlich A (VII5, LVIIIT), E (vgl. Breul’s Gowther S. 24), Ce (LXVI11) und wohl auch N (nach dem Schreibfehler wal al VIL5 zu schliessen): sonst kann ich was als Plural nur noch aus T 154, 160, LXI2 belegen. Zupitza bezieht den Relativsatz, der 759 wiederkehrt, mit Recht auf Vers 1. 4. large übersetzt Z. mit ‘freigebig’, heghe mit ‘vornehm’: man vgl. jetzt auch Holthausens Deutung von hei-man Hav. 1260 als nobleman, man of rank. Körperliche Eigen- schaften bezeichnen die beiden Wörter 244 und 616. 7. Die diphthongische Form glewmen hat nur T. Das Sachsubstantivum glee (vgl. zu XL3) ist durch den Reim gesichert. Über die soziale Stellung der glewmen im Mittel- alter handelt Halliwell in seiner Anmerkung zu unserer Stelle; einen Beleg über die ihnen in späterer Zeit ent- gegengebrachte Feindschaft bringt M. Fürster in Herrigs Archiv C156f. 10. curtesnesse E scheint, nach dem NED zu schliessen, eine Neubildung des 15. Jahrhunderts gewesen zu sein.

I116. Zupitza verweist auf Kölbing zu Ipomedon A 5201 wegen wndir be cope of heuen, nach dem NED. ‘an exceedingly common phrase from 14th to 18th e. 11. Wenn auch god in der mittelalterlichen Sprache oft Christus bezeichnet (vgl. zur Vermischung beider Begriffe 933 f., meine Anm. zu GGy 922 sowie Holthausen im Archiv CV 27 und zu Hay. 403 seqq.), so haben wir es doch wohl hier auf Gott den Vater, als den Weltregierer

= 18 =

Make menn fonne. Andererseits ist es nicht so selbst- verständlich, dass L, wenn es aus N geschöpft. haben sollte (vgl. S. 81,5). gerade auf ımwelde verfiel. 11. Be- hält man das nur in T überlieferte zowthede bei (Zupitza wollte zoupe schreiben) und liest man powerte zweisilbig (entweder, indem man die beiden ersten Silben verschleift, oder, indem man mit Lydgate, FdM. 521 povert: overt das End-e ungesprochen lässt), so erhalten wir einen regelrechten Vers. 12, Statt des ae, veldu, eldu hat E yelde = zelde Degr. 1049: wegen des vorgesetzten j vgl. zald or zynge Barb. Leg. 193,120, Zupitza zu Guy 60, Kluge im Grundr.? S. 1021 und das ne. dialektische yeat eat bei Goldsmith, She Stoops to Conquer IT (Anf.).

VI2. Für drery begegnen Formen mit uw, v, ew, w in EL VI2, X13, EXVI3, L XLIV2. 5ffl. Zur Zu- sammenstellung von stede, hawkes und howndis als den Symbolen des Rittertums vgl. Wher ben heo, pat... Houndes ladden and haukes beren And huntyng heize vppon heore steden Engl. Stud. XTV 186,135 und Kaluzas Anm. dazu. 6, was lentte A wollte Zupitza mit Hinweis auf seine Anm, zu Guy 778 durch ‘befand sich’ übersetzen, fügte aber hinzu: ‘Es ist freilich dieser Ausdruck hier recht ungeschickt und verrät Überarbeitung.’ 10. hym TL ist an sich nicht mehr gesichert als he AEN, da in Fällen wie dieser (vgl. auch die Varianten zu 47, 198, 769) sich jeder Schreiber von seinem eigenen Sprachgefühl (vgl. Zupitza zu Athelst. 81) leiten lassen konnte: den Dativ deckt aber der Reim 340 und 391: die Redensart he was in (wele and) woo sichert 385 die Stimmenmehrheit; 733 hat Zupitza he was full of waa in den Text gesetzt. 12. all hätte ich aus metrischen Gründen. und da es durch Hss, verschiedener Gruppen (wN) gestützt wird, in den Text aufgenommen; vgl. auch 654.

VIL1f. Haben wir es mit einem unreinen Reim zu thun oder ist in der Mundart des Dichters in knaue wie in einigen anderen Worten (vgl. Kluge, in Pauls Grund- riss? § 91 S. 1081 f. und § 111 b) -af diphthongiert? E

IO =

1225 und Kölbing zu Ipom. 6461. Zu der Vertauschung, die einzelne Hss. mit mantill und swreote (1 und 4) vor- genommen haben, bemerkt Zupitza: “Naturgemiiss erst den Mantel, dann den surcote. 8. Wegen to nach sall, das einigen Hss. Schwierigkeiten bereitet hat, verweist er auf seine Anm. zu Guy 1925f. und wegen seke = kommen, gehen auf seine Anm. zu Guy 7151; vgl. auch Ys, 451 und T XXXVII12. Zu quwike a. dede vgl. GGy 906.

X119. Im Anschluss an Zupitzas Bemerkung: ‘Ich kenne einen solehen Ausdruck sie machten ihren Weg- gehtag nicht’, vermute ich, dass von den Schreibern, weil es den Rhythmus störte (vgl. aber auch 345), pat vor daye weggelassen worden und made paire fondynge gleich dem ne. took their departure zu fassen ist. Dass das aus ae. fundian hervorgegangene Verbum die prägnante Be- deutung weggehen haben konnte, lehrt Yw. 3829 f. Sone so pai war hale and sound, Sir Ywayn hies him fast to found. Zur Orthographie von fondynge bemerke ich, dass wir nicht Beeinflussung durch ae. fondian (vgl. 344) an- zunehmen brauchen, obgleich beide Verba sich gewiss oft gemischt haben werden (s. meine Anm. zu Lydgate, FdM. 769): auch sonst steht -ond- in T bisweilen für ae. -und-: vgl. Formen zu ae. wundian T 358, 477, 675 und wondis (Subst.) 454, 491, XLII (bier sogar im Reime mit -oun-).

XIIL5. Were (ae. hw@r) hat wie walles (zu ae, huwel) 250 in T sein A eingebüsst: vgl. auch wer A XXXIX 5, XL4, E nach XXXVI3 und wyte as wales bone L, 250. Es sind das wohl nur Schreibfehler ebenso wie whar = war = ae, were GGy 2017 nach Kaluzas (vgl. Ltbl. 1900 Sp, 334) schöner Konjektur; oder stecken dahinter landschaftliche Eigentümlichkeiten? vgl. Kluge in Pauls Grundr,? 1003. 6. Zu for saynte Charite vgl. Halliwell’s Anm. sowie Zupitza zu Guy 7154. Kölbing, Am. a. Am. Einl, 8, XLVIT und zu Ipomed. B. 151 und 260. 7. Das Typische der Wendung zeigt 553. Statt pen (s. die Var.) liest Halli- well them: die Hs. hat über e einen Bogen mit Punkt darunter.

}

Jr . I ] RSG Hui Fr a 2 aa 2 = te

vgl. Sarrazin zu Oct. (nordengl. Fassung) 75 und GGy 95. his und hor (5) sind leicht zu verbessernde Druckfehler.

XVII1. Hier hätte ich pam wo were zu Gunsten von E nicht aufgegeben: vgl. oben zu V110. 8. Zupitza bemerkt zu grykysshe C = greckes T: ‘Man könnte geneigt sein, hier, 380 und 512 grylkysshe*) zu lesen, ebenso 213 walken und 379 walkes; doch ist wohl das nur eine be- sondere Form des k. Ebenso erkläre ich mir die von Mätzner zu Sprachpr. 1384, 694 angeführten Fälle, in denen er eine Einschiebung eines / vor k annimmt‘. Die sonst in unserem Gedichte vorkommenden Formen dieses Wortes sind grekes Le. grekis, grekus E, grekys L. grekkes T, grykus E. A macht aus der greckes see eine grete sce und erinnert mich dadurch an Lydgate, welcher FdM. 20 bei der Beschreibung Agyptens sagt: The Crete Se northward shal he fynde, womit doch nur das mittel- ländische Meer gemeint sein kann, so dass wir nicht an- zunehmen brauchen. A habe seine Bezeichnung (wie t 200, 512 wahrscheinlich seinen Ausdruck qwieke see) nur deshalb gewählt, weil es mit greckes see der Vorlage keinen klaren Begriff zu verbinden wusste. Auch in Lydgates Edm. 1546 (Offa rood toward the parties of the Grete See I can not deuise where he shippid at Gene or Venyse) dient Grete Sce offenbar als Ausdruck für das mittelländische Meer; und dasselbe dürfen wir für den Ausdruck (Areekes See annehmen, zumal die Handlung unseres Gedichtes später im heiligen Lande spielt. Sarrazin erklärt es in seiner Anm. zu Oct. 1837 als adriatisches Meer, doch wird es diese, dort wegen Drandy3t Brindisi sehr wohl passende Bedeutung nicht im allgemeinen gehabt haben. Die Belege für Greckes See, die ich bei Mätzner und im NED. gefunden habe, sind sehr spärlich; ich verweise noch auf Torrent, Ipomedon. Beves (Grikische See 3859).

*) In meinen Bemerkungen zu Rol. (Anglia 1V 335) habe ich mit Rücksicht auf Cokard 489 darauf hingewiesen, dass Herriages Lesart Colkard 124 falsch ist. Zupitza hätte auch noch auf walke e LXIV 12 verweisen können.

steäp Ic und Kölbing zu Beves 685. 12. Die ae. Form blosme CL (blosome cD, blosm Zupitza) habe ich, da sie sonst nicht in T vorkommt, durch .die 174 im Reim auf- tretende an. Form ersetzt.

XXII 10. Zupitza macht das Fehlen der Senkung nach der ersten Hebung durch Accente auf rede und gold kenntlich; dieselbe metrische Freiheit begegnet 83, 92, 98, 110, 139, doch hat in diesen Fällen der Vers wenigstens noch einen Auftakt. 12. Gemäss dem Zeugnis von ycDG ist pe hinter dube zu stellen. Zu dem Versprechen vgl. XLI9 und I schel (be zeue gold and fe And) make pe knizt Beves 77f. E, welches mit T nach Auslassung von XXI6—8, die ersten drei Verse dieser Strophe zur Vervollständigung der verstiimmelten zu XXI gezogen hat, suchte XXII dadurch zu ergänzen, dass es nach 12 noch hinzudichtete for sope I trow full sycurly | pou art a mon of grete posty | And monly in euery (davor ey radiert) fyzht.

XXITI5. Setzt man mit Zupitza das hier freilich von keiner Hs., wohl aber T LXIII 4 überlieferte agaynes (L hat das erste Mal Azeyns, das zweite Mal Azeym). so erhält man einen an dem zu XXII 10 besprochenen Mangel nicht leidenden Vers: vgl. auch ten Brink, Ch.’s Spr. § 264 Anm. 7 deckt sich mit 223; mit 8 vgl. 161 und 224, mit 10f. Vers 232.

XXIV 12. nane (Zupitza noon, C non) verdient aus metrischen Rücksichten vor dem besser bezeugten no man den Vorzug.

XXV 1. Halliwell bringt in seinen Anmerkungen einen Beleg zu sayd schortly naye T: ein schortly hat T auch LX 8 eingeflickt; die Formel shortly to saye hat ce XLVI3, LXVII 7—12. 4. Trotz des Reimes hat E für das afr. laye das nationale lawe.

XXVI1. Statt pay sett hätte ich aus T was sett im Sinne von satte L, he sefte E (vgl. zu letzterer Form auch he sett = ae. set T LI3) d. i. ‘war gesetzt, sass’ (vgl. 577) in den Text aufgenommen. Nach Zupitzas Lesart müsste

ox. HR

zweier Strophen vgl. S. 69. No. 11. 6. Uber on hat Zupitza ein Fragezeichen: 309 haben alle Hss. in teaa. 11. Vgl. 287. 12. In seinen Bemerkungen zu C wollte Zupitza das Subjekt ze zu couer, betreffs dessen Verkürzung aus recower er auf 488 und seine Anm. zu Guy 576 verweist, aus jowre 11 ergänzen; in seinem kritischen Text hat er Vers 11 eingeklammert.

XXX1. Zupitza hat durch Beibehaltung der nur in w überlieferten Form von gere (an. gera) vielleicht den nordenglischen Charakter des Gedichtes mehr zu wahren gesucht: vgl. Scholle in seiner Minot-Ausgabe zu VII42 und meine Anm. zu XXXIV 11 und LUI6. 3. Die Form jene für ae. seon hat A auch XXI3. 6. Die Orthographie swonid habe ich nach swonyng T 668 ge- wählt; die handschriftlichen Schreibweisen der beiden Wort- formen an diesen beiden Stellen sind swownyd U, swowened L, sowned AcD, swonedde L, swonyng AE; über die Ge- schichte dieses Verbums vgl. Luick, Untersuchungen § 140 f. Das Subst. swoghe (ae. *swöz) reimt in Str. VIL, wo es zwar nur in T überliefert ist, aber aus dem Original zu stammen scheint, mit Worten verwandter Art, ae. ploh, woh, zenöh, die ebenso wie die Weiterbildung des ae, slöh (vgl. dazu Köppel, Archiv CIV 37) mit dem aus ae. -diw- hervorgegangenen diphthongischen Laute in glowe (ae. glöwan), wie Str, XXXIV zeigt, in der Sprache des Dichters haben reimen können, während für L durch den Reim inoze:z0u3 (ae. éow) XLII7 der w-Laut gesichert ist. Zu den angeführten Selbstreimen gehört auch noch enoghe (T, ynoz L, inowz C, ynough ec, inoughe A) :loghe (T, low; U, lough e, lowghe A, lowe L, ae. hlöz, hlöh) 634.

XXXI5. Zur Orthographie von Nowper vgl. T XVI’5 (E hat nodur); an unserer Stelle schreiben L nopur. C neyper, Zupitza nerper.

XXXII9. Die Varianten von cD sind so zu verstehen, dass ower nicht etwa doppelt, sondern erst vor flee steht,

XXXIT1, Zupitza verweist wegen Ofte he was in wele and woo U. 8. w.. ‘a kind of proverbial phrase oceurring in other

Palaestra. XV, S

ii

man vgl.. was zunächst das Präteritum angeht, pay were 100, come 166, he hade 25, 747, herde 556. sayde 267, 289. bythoghte 502 und in der Cäsur pay myghte 149, made 497; andere Fälle sind (Subst.) mete 404, sone 169, 182, 314, 361. knaue (childire) 28, welle 533, wille 58, 152, herte 445, grace 442. curtasye 22, welthe 60, lefe 140, of drynke 23. to be grownde 451. to lande 180, one) lyfe 82. on(e) lande 189, 202. ın werre 483. of a depe slogh(e) 408. (Adj.) a rede clothe 641. pe firste tale 688. blythe 310. large 16, riche 20. 124, 781. mare 710, bathe 696. alle 5. 136. pore 125, lange 416, (Adv.) lowde 437, pare 779, (Verba) to telle 7, bere 407, swynke 404 (im Gegensatz zu 401), J trowe 482, hafe 691. we aske 274, wepe (Imper.) 111. Zupitza, der das Denkmal möglichst nach Norden hinaufschieben (vgl. S. 99) und somit dem Ende-e keine silbenbildende Kraft zuschreiben wollte (vgl. jedoch zu LXIV 1), hat in dem Falle. von welchem wir ausgegangen sind, an seinem ursprünglich gesetzten gauen das mn ausgestrichen und unter e einen Punkt gemacht. Bei der Häufigkeit der Fälle jedoch. wo der Lautwert des e der Glätte des Verses zu gute kommt (vgl. u. a. LXV 10f.), bin ich zu der An- nahme geneigt, dass das End-e für den Dichter noch nicht durchaus stumm war. 11. Für garte (vgl. zu XXX 1) spricht auch hier nicht die Stimmenmehrheit.

XXXV 2. Die Schreibung twelfmonth als ein Wort ohne Artikel (vgl. twelve month bei Shakspere, H4 AJ 1, 28 Qq und twelue fote LII8) rührt von Zupitza her. 11. Das Schwanken der Präposition nach fo fulle = ge- ziemen behandelt er Engl. Stud. XIII zu Athelst. 584: GGy 1819 (i. R.), 1891, 2005 kennt nur to. 12. Neben batelle hielt er auch wer als Original-Lesung für denkbar.

XXXVI2. Die Form werreyede T stammt schwerlich vom Dichter und ist am wahrscheinlichsten durch die zu svnkopierende Form warred AC zu ersetzen: den Vokal a. sichert die Bindung mit mare XX1II5: ihn haben an jener Stelle auch AcD überliefert, an unserer Stelle aber keine Fassung: Zupitza hat dort war, hier (nach ©) werryd.

ge

17

Ton auf der letzten Silbe wie Degr. 999 with Inyst, squiere, and page und Chaucer, C. T. A 79 squyer : bacheler; dem- entsprechend auch palmere 538, 581. 599. 11. Trotz der Krasis in J am, die Zupitza graphisch angedeutet hat, ist der Bau des Verses noch ungelenk. Vielleieht ist he sarde ein, wenn auch schon recht altes (vgl. zu XLV 1) Einschiebsel eines Schreibers, das in der lebhaften Wechsel- rede der Balladenpoesie (z. B. 82 und 739) so oft fehlt: T z. B. hat sich sicher solch einen störenden Zusatz XXXVII10 erlaubt: vgl. auch andere Hss. LXII 7 und meine Bemerkung zu LIL 11.

XLI3. Zum Konjunktiv vgl. Miitzner, Gram.? Il1, 125 Anm. —- 9. Dieselbe Belohnung hatte 264 der heidnische König Ysumbras in Aussicht gestellt.

XLII3. Die von der Mehrzahl der Hss. vorgenommene Zerlegung der Str. in zwei sechszeilige findet sonst in dem beglaubigten Texte kein Analogon: vgl. aber oben S. 82 Nr. XVII 1. 5. IIke (A hat auch XLVIL7 che) wird Zupitza aus dialektischen Gründen vor euery bevorzugt haben,

XLIIT 1. Zur Etymologie von serıp (Ranzen der Pilger) vel. Björkman in Herrigs Archiv CI 391. Das von T dafür eingeführte s/auyne (Pilgermantel) kann ich ausser an den beiden von Stratmann belegten Stellen noch aus Guy (1875) 10380 und Beves 2066 nachweisen und mit Hilfe von Halliwells Anm. aus Oct. (ed. Sarrazin) 1357. 7. Einer von den schlecht gebauten Versen (vgl. zu XX2) in denen die Senkung vor der letzten Hebung fehlt: Zupitza wenigstens hat auf took, wie er schrieb, und auf he Accente: besser würde der Vers klingen, wenn man die Senkung in der Cäsur d.i. nach wayle) fehlen liesse und dem e in righte Lautwert zuschriebe. 12. Ab- gesehen von der Erwähnung des mittelländischen Meeres (s. Anm. zu XVII 8) finden wir hier zuerst eine bestimmte Ortsangabe, die auf den Dichter zurückgeht. Von Akka velangt Ysumbras XLV 4 nach Jerusalem oder Bethlehem (warum sich Zupitza für Jerusalem entschieden hat, giebt

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XLVI3. Wegen des von Zupitza selbständig gesetzten withowttyn layne .verweist er auf T XLVIII4 und wegen des Pleonasmus in C auf LVI7 und seine Anm. zu Guy 367. 7. Diese Haltung hatte Ysumbras auch nach der ersten Botschaft des Himmels (50) angenommen: vgl. auch zu LVIJI3. 9. Betreffs for fayne C verweist Zupitza auf seine Anm. zu Guy 3273. Ist der Ausdruck nicht ebenso zu erklären wie for ded und ähnliche Wendungen? Vgl. Einenkel, Streifzüge S. 138 und meine Anm. zu Lydg. FdM. 532. 11. Zu wone bemerkt Zupitza mit Hinweis auf seine Anm. zu Guy 10329, dass er es als ‘Möglichkeit, Wahl’ fasse. Zu nowre T = no wher (L XL6) findet man weitere Belege bei Koch, Gr.? II § 393.

XLVII5. Nur c hat shyne trotz des Reimwortes quene. 6. Zupitza verweist auf Guy ed. Turnbull 5633 gret word sprong of me und Havelok 959. 7. Almosen geben zur Erinnerung an einen Toten wird auch Beves 2080 ff. geübt; der Grund dieser charite liegt nach GGy 1631 darin, dass sie may tyttest help a saule to heuen. 9. Wegen des Reimes zu fayne 569 habe ich die nie in T belegte Form florayn gewählt; so schreibt auch E; daneben findet sich (floreyn C, floreyne L) floryn C (flory A): florence Te XXIV 8, c XXV7 halte ich für die Plural- form (vgl. das pluralische Prädikat in dem dazu gehörigen Relativsatz) = florens, wenn auch sonst vielfach florence als selbständige singularische Nebenform für florin vor- kommt.

XLVIII 12. Zupitza schreibt mit der ältesten Hs. rewen, was er wohl auch als eine unter Einfluss des alt- englischen Singularvokals entstandene Präteritalforn an- gesehen wissen wollte; 256 sind nur schwache Formen belegt (ACLGT).

L4. Die Wortformen des ne. cushion sind qwyschyn E, qwyschen T, quysschene C, quisshion c und coyschen L, chosyne A, über deren verschiedenen Ursprung im NED. vehandelt ist. 7. Statt tydans (= tydands: vgl. tydande : Iande Athelst. 124 und tipande Hav. 2279) hat. A tydyngis,

=— ih =

gelautet hat, ist es nach pälmere (658) zu verschleifen: sollte nicht aber auch hier (vgl. zu XL11) And sayd ein um der Deutlichkeit willen hinzugefügter Schreiberzusatz sein, den A nicht einmal überliefert hat? Dann müsste bei palmere die XL,7 erwähnte Betonung eintreten.

LIV 3. Zupitza citiert diesen Vers als typisch zu Athelst. 15. 6. y in wayuande (so C) braucht nicht wie in thaym 620, stoyd E IX5 als Längezeichen angesehen zu werden: wir haben es nicht mit einer Weiterbildung des ae. wafian, sondern des an. veifa zu thun, die sich z. B. auch bei Chaucer C. T. B 308 im Reime zu receyved findet: vgl. auch die Schreibung in E: dagegen hat L wauynge, A wawynd,

LV4. Die Form he gun kehrt auch 736 wieder; über ihr Vorkommen in noch nördlicheren Denkmälern vgl. meinen Hinweis in der Einl, zum GGy 8. XL. 6. Will man nicht nach Anm. zu XXXIV 10 das e in pyne gelten lassen, so könnte man den Vers nach Anm, zu VI12 bessern. Hier zeigt sich in keiner Hs. Schwanken zwischen pyne und peyne, wie es VI12 (vgl. auch GGy zu 252) der Fall ist. 10. Zupitza hat pis statt pe. ver- mutlich nur ein Schreibfehler unter Einfluss des folgenden this, 11. wexe, das er mit einem Fragezeichen versehen hat, ist gewiss sinngemässer als was (CEA), aber hier ebenso wenig als 684 durch T allein genügend verbürgt.

LVI2f. Zupitza hatte zuerst hinter plat, wie er im Gegensatz zur gesamten Überlieferung schrieb, ein Komma, tilgte es dann aber. Wie hat er die Stelle aufgefasst? Ich halte das Komma für unentbehrlich, um die beiden Infinitive to playe (dieser fehlt tibrigens in e) und fo mene von einander zu trennen, Wie man auch das letzte Wort übersetzen mag, ob mit ‘klagen’ (vgl. S. 92 Nr. 4) oder mit ‘sich erinnern’ (vgl. 5. 94 Nr. 8), so erscheint mir die Form der beiden Verse wenig geschickt: L hat die Härte dadurch zu mildern gesucht, dass es And einschob: viel- leicht erklärt sie sich aus dem ungeschickten Gebrauch der typischen Wendung went fo wode to playe. hetrells

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gesetzt, um den nördlichen Charakter des Dehkmals mehr hervortreten zu lassen.

LVIII3. Mit der Setzung von Anee w zu bevorzugen, lag kein anderer Grund vor (vgl. auch LXV 3) als der, dass 547 der Singular durch den Reim gesichert ist. 4. Zum Fehlen des Prädikats vgl. LIX’ 1—3 und vor allem The secunde poynt .. That the mason worche apon the werk day bei Mätzner, Gram. II 1,49. Die Verbindung tale telle (vgl. Zupitza zu Athelst. 153) ist keineswegs auf Romanzen und andere an typischen Ausdrücken reiche Dichtungen beschränkt: vgl. GGy 2047: tythynges telle ist Ys. 76, Athelst. 225, Beves 2088 zusammengestellt. 10. Die Form fett ist für das Praet. (Ind. und Part.) durch den Reim hier und 598 gesichert: im Präsens kennen diese Form nur AL XV5, die aber auch die Nebenform feche für dieses Tempus verwenden: vgl. L4, wo c ebenso wie XLVII9 fetche und E (aus Versehen) foche schreibt; XV 5 liest E feyche= feche T.

LIX 2. Statt des nur durch E vertretenen halsyng hätte ich (XXIX 2 entsprechend: vgl. auch A LXV 12) das von Alc überlieferte elypyng gesetzt. 6. Am Rande hat Zupitza ein Fragezeichen: wollte er damit an- deuten. dass es ihm zweifelhaft war, ob er das hier besser als 673 bezeugte at vor tolde mit Recht weggelassen hat? 9. to holde agayne ist das Gegenteil des Ausdruckes to hold to (with), den das NED. unter hold 17 und 20 (mit der Bedeutung ‘to side with’) auch aus alter Zeit mehr- fach belegt.

LIX®P. Diese nicht besser als XVIP bezeugte Strophe wiederholt teils (1—3) den Inhalt der Str. LIX, teils (4—9) nimmt sie den der folgenden vorweg: und die Verse 10—12 sind keineswegs so inhaltreich, dass man um ihretwillen die ganze Strophe beibehalten müsste; 12 deckt sich mit XIII3. Vgl. auch S. 71, 7.

LX 1f. Vgl. den ähnlichen Anfang der letzten Strophe. 8. Wegen fo counsayl went c vgl. Zupitza zu Athelst. 78. 11f. brynt habe ich zu Gunsten des Reimes in

12%

11. Dass sich Ez mit hyddur und TA mit fo (pe) batelle gegenüberstehen, mag der Zufall herbeigeführt haben.

LXV 4f. Zupitza bemerkt: „Bei der Verschiedenheit der Hss. nicht mit Wahrscheinlichkeit herzustellen: ich folge T.“ 10f. Ohne Geltung des End-e müssten diese beiden Verse sehr dürftig gebaut erscheinen.

LXVI4—9. schalmewon A ist der schwach gebildete Plural von schalmew, einer aus afrz. chalemel (Plur. chale- meus) hervorgegangenen Wortform, die ich sonst neben shalmye(s : menstraleyes Chaucer, HofF. III 128: vgl. Skeat, Et. Dict.1) und den von Skeat, im Supplement to the First Edition of an Et. Diet. unter shawm belegten Formen shalmou(se), schalmoys(es) nirgend nachgewiesen finde.

LXVII2. Die Stellung he euer hat Zupitza wohl nur aus Versehen aus E beibehalten; vgl. LX2. ¥. Wegen in (with) gud entent vgl. meine Bemerkung zu GGy 149. 11. Das nur durch T überlieferte dere ist, noch dazu wenn man alle liest, hier ebenso gut wie T5 und XLVI5 zu entbehren.

laye lawe XXV4: Iehard XVI4; nowser XXXI5; qwy- schyn L4:schene,schyneX LVII5; tydande LT: Jurat, Pyrst X LIV 5; wa(yyue LIV ti

large I 4

lay Erlebnis L 12

lend landen XIX 1: to be lentte VI6

medilmaste XV12

mene LVI2f,

Metrisches: agayn(es) XXTIT 5: als(e) 1,15, nowre no wher XLVI11; End-e XXXIV 10, LV 6: Krasis XL 11; Synkope 1,15: Versechleifung LIJIT 11; Zerdehnung XXVIL7, LVI: Auftakt fehlt LVITS:; Senkung fehlt nach der ersten Hebung XXIL10, in der Oäsur IXT, vor der letztenHebung XLIITT; Reim unrein VILL; Strophe in zwei sechszeilige zerlegt 5. Gi). I: XLI 3: dreizehnzeilig S.72;

127

ee

—s

EnjambementS.60,11;Schweif- |

verse mit gleichen Reimworten XV13, mitEnjambementXX IX 3, r. m. viersilbigen Versen XXXIV 3: he said XL11

pouerle V 11 pıme, peyne LV 6

Rede; direkte und indirekte un- |

vermittelt X 2 ff. Rittertum: Symbole VI5

schalmew LXVT4—9 Schlafen: nackt IX 4 sthortly XXV |

scrip XLIIL 1

seke pehen XIS slauyne XLIL |

——

Steinwerfen LITT

step (eghne) XXIS

Stilistisches: Verdunkelung des SubjektsXXXV110,desReden- den XL 11

surcote X14

Syniaktisches: Artikel XX 5, XXXVITIT: Subj. zu ergiinzen XXVIl, XXIX1, LIIIS; Prädikat fehlt LVIUL4: Pay man XL3; it LIX 6, LXIIS: Stellung der Negation XXVLG; to nach sall X18; gifin Wunsch- sätzon LXIIl1; Präpositions- lehre: to falle to (for) XXXV 11, (de\parte in (on) twa XXX G, in (with) gud entent LXVILT, for bei Adj. XLVI9; Kon- junktiv nach verb. sent, XLS

Typische Wendungen u. Wieder- holungen: gieike and dede XI 8, wele a. woo NXXULI, So if byfelle appon a daye IV 1, When he was hovsede on a alede AXXAIX 1, both early and late LIT, endir Pe cope of heuen III 6, opune the holtes hare XLV 9. (A littyll) Per besyde XXXVI9, In this foreste hafe we yane XXI17, fyve (seven) kynges landes gun Pay passe XIIIT, Pat semly was to see IL 3, with carefull herte and syghynge sare V I, Pe lady grette and gafe hir ill XVI7, lo pyn turned his playe VL 12, mete ne drynke hafe we nane XXIIIS, clypyng and kyssyng LIX 2, gamen and glee XL3, Zare was joye to see Sam mete XXIX 1, went to wode to playe LVI20., he sprange forthe als sparke one glede XXXIX 2, tale (tythynges) telle LVIIT4,